Ganzen baffelbe geblieben. Die Wahlagitation wird jetzt in England viel von hocharistokratischen Damen betrieben und man scheint in England politisch wirklich so schwach­nervig zu sein, daß man den Werbungen dieser Agitato­rinnen nicht widerstehen kann. Da wählen denn Arbeiter und Bürger konservativ oder liberal um schöner Augen oder gnädiger Herablaffung willen. Auch nicht übel!

Politische Uebersicht.

Das projettirte Branntweinmonopol bat bis jest außer bei den direkt Betheiligten noch fast nirgends Anklang gefunden. Das ist den Vätern des Planes natürlich recht un­angenehm und da ihnen an dem Projekt sehr viel gelegen ist, so baben fie daffelbe nun etwas überzudert, um es dadurch annehmbarer erscheinen zu laffen. In der offiziösen Presse wird nämlich ein Artikel tolportirt, in welchem u. A. folgendes enthalten ist: Es gäbe übrigens ein Mittel, den Herren Parteiführern zu erschweren, daß sie ihre Gefolgschaft auch bei dieser Gelegenheit im Gehorsam erhalten. Und dieses Mittel ist, daß die Gemeinden bei dem Ertrage der Steuer direkt betheiligt werden. Wenn die Gesegesvorlage 3. B. proponiren würde, daß ein Drittel oder ein Biertel der Steuer, welche auf den im Gemeindebezirk tonsumirten Brannt wein entfällt, der Gemeindefaffe zufließen soll, so dürften die Herren auf Schwierigkeiten stoßen bei dem Versuche, alle sonftigen Elemente der prinzipiellen Oppofition gegen die Vor­lage stimmen zu laffen." Wir bezweifeln, daß dieses neue Lockmittel den gewünschten Erfolg haben wird.

Bezüglich der Agitation für den Wollzoll wird dem Hamb  . Korr." aus Berlin   geschrieben: Bu denjenigen Kreisen, welche lebhaft für die Bewilligung der Dampfer Subventionen eingetreten find, gehörten auch die der Wollwaarenfabrikanten. Die direkte Einfuhr von australischen Wollen ist bisher aus Mangel einer schnell fahrenden deutschen   Linie sehr gering ge­wesen. Die größten Mengen werden über Antwerpen   und London   eingeführt, namentlich über letteres, das Vortheile ver schiedener Art bietet. Es hat sich jedoch der Uebelstand geltend gemacht, daß nach Einführung der großen, besonders gegen die Direkte Versendung gerichteten Januar Auktionen größere Beit verluste für die direkt versendeten Ballen eingetreten find. Es ift zur Zeit durchaus nicht wahrscheinlich, daß die Regierung fich dazu verstehen werde, die Vortheile, welche den Beziehern von australischer Wolle durch die Dampferlinien erwachsen, durch die Einführung eines Wollzolles wieder zu beeinträch tigen. Schon die Unmöglichkeit, ein System zu finden, nach welchem der Zoll bei der Ausfuhr von Wollenwaaren wieder zurückvergütet wird, muß davon abhalten. Auch in den Kreisen ber Agrarier verkennt man diese Sachlage nicht, und es ist bezeichnend, daß sowohl die Steuer- und Wirthschaftsreformer, als der Kongreß der Landwirthe die Agitation für einen Woll zoll dem ostpreußischen Schafzuchtverein und der Pommerschen Dekonomischen Gesellschaft überlassen haben. Im Reichstage hat diese Agitation gar feine Aussicht; selbst ein Theil der Konservativen wird nicht dafür zu haben sein."-Bemerkens. werth ist, daß fich auch der bekannte Herr v. Kardorff gegen den Wollzoll erklärt hat.

Der Abgeordnete Baumbach erhielt nach der Freis. 8tg." vom Ortsverein der deutschen   Metallarbeiter in Breslau   einen besonderen Dank für seine ,, berrliche" Reichs­tagsrede. Es heißt darin: Wir wissen, daß es trop dem Fortschritte der Kultur noch eine große Bahl von Erwerbenden giebt, die unausfömmlich leben, und es ist eine schöne große, eminent chriftliche Aufgabe, fte alle zu erlösen. Aber wir wiffen auch, daß die Besserung der Lage der handarbeitenden Klaffe nicht erreicht werden tann durch beschränkende Geseze, sondern durch die Entwicklung der Fähigkeiten, durch geistige Gleichheit, durch Wissen und durch eigene Thätigkeit." Daß diese bombastischen Phrasen zu Gunsten des Baumbach'schen Blödsinns auf Bestellung fabrizirt worden find, fieht man auf den ersten Blick.

Die wegen Zeugnißverweigerung über zwei Erlanger  Korpsstudenten seit fünf Wochen verhängt gewesene Haft ist fest aufgehoben worden. Bugleich ist auch die Untersuchung wegen der Baukereien, über welche sie die Aussage verweigerten, eingestellt worden.

Auf Grund des Sozialistengefeßes ist die Nr. 1 der periodischen Drudschrift: Freie Presse für Berg und Mart, Digan für das werkthätige Boll", datirt Elberfeld Barmen  , 1. Dezember 1885, Verlag von Wilhelm Schöllgens in Barmen, Redakteur Ferdinand Gilles in Elberfeld  , sowie das fernere Erscheinen des genannten Blattes durch die königl. Regierung in Düsseldorf   verboten worden.

Stettin  , 21. Dezbr. Der bekannte Konflikt des hiesigen Magistrats mit dem Regierungspräsidenten beschäftigte am vorigen Sonnabend das Oberverwaltungsgericht. Der Magi­ftrat hatte zweifach Klage erhoben, einmal gegen das Eingreifen des Regierungspräsidenten in seine Anordnungen und dann wegen einer Geldstrafe, mit welcher der Regierungspräsident aber er zögerte noch immer, diesen gefährlichen Boden zu verlassen.

Der verhaftete Amerikaner fonnte in jeder Stunde jenes gefährliche Geheimniß verrathen, dessen Enthüllung ihn unrettbar ins Berderben stürzte, die ehemalige Wärterin hatte auch schon mit einem Geständniß gedroht, und auf die Treue des Kammerdieners durf.e Nabe sich ebenfalls nicht verlassen.

Die beiden letteren schwiegen, wenn ihre Forderungen bewilligt wurden, und der Gefangene mußte zufrieden sein, wenn man ihn aus dem Gefängniß befreite.

Dazu bedurfte Rabe freilich Geld, viel Geld, und um dieses Geld sich zu verschaffen, hatte er jene Summe unters schlagen, in der sicheren Hoffnung, daß die Generalin den Betrug nicht entdecken, oder im schlimmsten Falle, wie so vieles Andere, verzeihen würde.

Die projektirte Verbindung mit Ella von Lossow sollte das auf den Sand gerathene Schiff wieder ins es war feine letzte Fahrwasser bringen, breite Hoffnung gewesen, auf deren Erfüllung er mit 3uversicht vertraute.

den Oberbürgermeister und 15 andere Mitglieder des Magi­ben Oberbürgermeister und 15 andere Mitglieder des Magi strats belegt hatte, weil dieser tros des ergangenen Verbotes mit dem Fällen der Bäume hatte beginnen laffen. In dem legteren Brozeß ist der Stettiner Magistrat abgewiesen, die verhängte Disziplinarstrafe also vom Oberverwaltungsgericht für gerechtfertigt erklärt worden. In der Hauptsache wurde die Entscheidung ausgefeßt.

Afritanisches. Die neueste Nummer der ,, Kolonialpolit. Korr." veröffentlicht den Wortlaut eines Vertrages, welchen der Vertreter der deutsch ostafrikanischen Gesellschaft, Schmidt, mit dem Sultan von Sofu im Lande Usaramo am 2. Sep. tember dieses Jahres abgeschloffen haben soll. In diesem Ver­trage heißt es: Der Sultan Matumula empfängt am heutigen Tage eine beträchtliche Anzahl von Geschenken an Munition, Kleidungsgegenständen, Kleidungsgegenständen, Nahrungsmitteln verschiedener Art, fowie an Geld vom Lieutenant Schmidt. Er gestattet dem Lieutenant Schmidt als Vertreter der deutsch   oftafrikanischen

Sejenſchaft, fich in dem von ihm und ſeinem Volte bewohnten

Lande anzuftedeln und Anftedler hinzuschicken, soviel dem Lieutenant Schmidt beliebt. Lieutenant Schmidt erhält das Recht, das Land zu vertheilen, wie ihm beliebt, überhaupt dar. über nach Gutdünten zu schalten und zu walten, ebenso wie über sämmtliche Bewohner des Landes. Nur soviel an Land reservirt fich Sultan Matumula, als er für seinen Lebens unterhalt bedarf und persönlich bebaut. Der Sultan Matumula verpflichtet fich, mit Niemand fernerhin einen derartigen Vertrag zu schließen. Er räumt dem Lieutenant Schmidt das Recht ein, über die Einkünfte des Landes zu schalten und tritt diesem als dem Vertreter der deutsch  - oftafrikanischen Gesellschaft sämmtliche Souveränetätsrechte ab. Die deutsch   oftafrikanische Gesellschaft wird hingegen, soweit in ihren Kräften steht, die Bewohner des Landes gegen fremde Eingriffe schüßen.

Es ist vollständig klar, daß ein ,, Sultan  ", welcher einen solchen Vertrag eingeht, teine Ahnung von dem Inhalte des felben haben fann, oder etwas verschenkt, was ihm gar nicht gehört. Daß aber die deutsche Regierung den Schuß des Deut schen Reiches auch auf Gebiete, welche in einer solchen Weise erworben" find, ausdehnen wird, ist kaum zu glauben.

Aus Sachsen   schreibt man der Vollsztg.": Die Ge­sammtzahl der zur Staatssteuer eingeschäßten Personen betrug in unserem Königreich im Jahre 1864: 1209 034. Das Durch schnittseinkommen einer eingeschäßten Person beträgt 911 M. Steuerfreie giebt es 6% pet, die Klaffe von einem Einkommen zwischen 300 400 m. beträgt 19% pet. und die Klaffe von 400-500 M. 22% pCt., zusammen 481, pCt. Somit hat fast die Hälfte der steuerpflichtigen Personen ein jährliches Ein tommen von unter 500 M. Man geht nicht zu hoch, wenn man auf einen Steuerpflichtigen zwei weitere Personen( Kinder, Greise) rechnet, die mit ernährt werden müssen. Bedenkt man dies, so kann man die Summe des Elends ermeffen, welche in unserem sonst reich gesegneten Lande herrschen muß. Ber fonen von 500-800 M. Einkommen bilden 26% pet. und von 800-1000 m. 10 pet. also 85 pCt. der Bevölkerung, M. das heißt der Ernährer, haben nicht 1000 m. jährliches Ein­tommen. Es steht also schlechter im Lande aus, als man ge­wöhnlich glaubt. Das find die konservativen Herren, die immer von den segensreichen Einrichtungen, die unter ihrer Aegide entstehen, den Mund so sehr voll nehmen!

Leipzig  , 22. Dezember. Der III. Straffenat des Reichs­gerichts beschäftigte sich gestern mit dem bekannten Chemniger Sozialistenprozeffe gegen die Abg. Bebel und Genofen. Der Reichsanwalt beantragte, das freisprechende Urtheil aufzuheben und die Angelegenheit an das Landgericht zu Freiburg   i. S. zu verweisen. Die Rechsanwalte Mundel und Freitag II platdirten für Verwerfung der Revision. Das Urtheil erfolgt am 23. Dezember, Mittags 12 Uhr.

Nach dem deutsch  - amerikanischen Naturalisations­Vertrage vom 22 Ottober 1868 foll, wenn ein in den Ver einigten Staaten von Amerika naturalifirter Deutscher seinen Wohnfig wiederum in seinem Geburts lande aufschlägt, ohne die Absicht zu haben, wieder nach Amerika   zurückzukehren, dies so angesehen werden, als habe er auf seine Naturalisation in den Vereinigten Staaten   Verzicht geleistet. Die Absicht, nicht zurückkehren zu wollen, fann als vorhanden angesehen werden, wenn die naturalisirte Person für länger als zwei Jahre ihren Wohnfig in Deutschland   nimmt. Wohnfiz in Deutschland   nimmt. Offiziös wird jest ge schrieben: Wenn nun in einem im Einverständniß mit dem Kriegsminister ergangenen Erlaß des preußischen Ministers des Innern vom 9. v. Mts. gesagt ist, daß diejenigen amerikani fchen Staatsangehörigen, welche ehemals Deutsche   waren und fich länger als zwei Jahre im Inlande wieder aufhalten, bis zum 31. Lebensjahre nach dem deutsch- amerikanischen Staats vertrage und gemäߧ 11 des Reichsmilitärgesezes zum Militärdienste heranzuziehen find, so ist dies nicht dahin zu verstehen, daß die heranziehung zum Militärdienste stets ge schehen müsse. Der§ 11 des Reichsmilitärgefeßes fordert Die Heranziehung zum Militärdienste nicht unbedingt, sondern verleiht nur die Befugniß dazu. Da zudem die Heranziehung zum Militärdienste in manchen Fällen zu großen Härten führen würde, so haben die Bundesregierungen schon vor einigen Jahren seitens der Reichsregierung die Anweisung er­

Die Bahn war betreten, das Verhängniß trieb uner bittlich ihn vorwärts!

Hätte er das Alles voraussehen können, so würde er tiefer in die Kasse der Generalin hineingegriffen haben jetzt war es zu spät!

3u spät? Ein Gedanke tauchte blitzschnell in ihm auf, und dieser Gedanke wurzelte mit jeder Sekunde fefter und tiefer.

Besaß er nicht noch ein Exemplar der Schlüssel zu dem eisernen Geldschranke seiner Schwester?

Drei dieser Exemplare waren vorhanden, eins lag im Schranke selbst, das zweite hatte er der Generalin zurückge schickt, und das dritte mußte, wenn seine Erinnerung ihn nicht täuschte, sich zwischen seinen Papieren befinden.

Es hatte früher in einer Schublade seines Arbeits tisches gelegen, in derselben Schublade, in der er seine Privatpapiere aufbewahrte; er erinnerte sich, den Inhalt biefer Schublade, ohne ihn näher zu prüfen, in seinen Roffer ausgeschüttet zu haben, in jenem Koffer also mußte er dar nach suchen.

Daß die Werthpapiere sich noch in jenem Schranke bes

halten, Bersonen der bezeichneten Art nicht ohne weiteres eins zustellen, sondern zunächst durch eine entsprechende Eröffnung vor die Wahl zu stellen, entweder in Deutschland   zu bleiben und sich der Militärpflicht zu unterwerfen, oder das Gebiet des Deutschen Reiches zu verlassen.

An Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchssteuern sowie anderen Einnahmen find im Reich für die Zeit vom 1. April 1885 bis zum Schluffe des Monats November 1885 einschließlich der kreditirten Beträge( und verglichen mit der Einnahme in demselben Zeitraum des Vorjahree) zur Anschreis bung gelangt: Böle 159 587 746.(+13 177 932 M.), Tabaffteuer 4 563 423 M.(+ 906 164 M.), Rübenud rfteuer 72 320 933 M.( 19 647 403 M.), Salzsteuer 25 797 065 M. (+ 231 252 M.), Branntweinsteuer 18 576 356 M. ( 1307 940 M.), Uebergangsabgaben von Branntwein 66 654 M.(-14 206 m.), Braufteuer 12 868 721 m. 807 M.), Uebergangsabgaben von Bier 1261 705. (+122 682 Wt.); Summe 150 400 737 W.( 6 084 712 M.). (-6084

B

Spielfartenstempel 671 780 m.(+16 306.), Wechsels stempelsteuer 4 463 458.(-57 255 M.), Stempelabgabe für a. Werthpapiere 2288 776 M., b. Schlußnoten und Rech  nungen 844 161 M., c. Rauf und sonstige Anschaffungs­geschäfte 1 481 229 M., d. Loose zu Privatlotterien 443 879 M. 249 311 M.), Staatslotterien 3 491 517 M.(+ 13 893 M.) Die zur Reichstaffe gelangte Jft- Einnahme, abzüglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungstoften, beträgt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende November 1885: Bölle 138 239 560 M.(+12 513 057 M.), Tabaksteuer 8 269 506. 1 223 974 M.), Rübenzuderfteuer 17 235 771 M. (-1945 404 M.), Salzsteuer 23 488 748.  (+ 179 646 M.), Branntweinsteuer und Uebergangsabgabe von Branntwein 24 341 140 M.(-2417 389 m.), Braufteuer und Uebergangs­abgabe von Bier 11 979 025 D.(+490 973 M.); Summe 223 553 750.(+13 935 665 M.). Spieltartenstempel D. 610 321 M.(+28 009.).

Belgien  .

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Von dem Deputirten für Nivelles  , Dumont, ist, wie bereits telegraphisch gemeldet worden, der Kammer ein von der Bank von Nivelles   ausgehender Antrag, betreffend Einführung von Böllen   auf ausländisches Vieh und Fleisch, vorgelegt worden. Nach demselben sollen belegt werden Pferde mit Frts. 25, Füllen, welche die Milchzähne noch nicht verloren haben, mit Fris. 10, Ochsen mit Frts. 30, Kühe und Stiere mit Frts. 12, junge Bullen, Kühe und Dchsen, welche die Milchzähne noch befizen, mit Frts. 6, Kälber mit Frts. 3, Hammel mit Frfs. 2,50, Lämmer mit Frts. 1, Schweine mit Frts. 6, Span­fertel von weniger als 10 Kilo Gewicht mit Fits 1, frisches oder gesalzenes Fleisch mit Frts. 6, geräuchertes oder ges trocknetes Fleisch( ertl. Sped) mit Frts. 8 pro 100 Kilo.- Dieser Antrag, dem die Regierung nicht feindlich gegenübers stehen soll, damit sie die Vorlage, betreffend Errichtung einer Nationalreserve, durchbringt, und für welchen von der Rechten, sowie von den liberalen Deputirten von Gent   gestimmt werden wird, soll am 13. Januar in der Kammer durch den Abg. Dumont begründet werden.

Spanten.

Folgender Vorfall beschäftigt gegenwärtig die Presse: Der Herzog von Sevilla  , ein Sohn des im Duell mit dem Herzog von Montpenfier gefallenen Infanten Don Enrique de Bours bon und Better des verstorbenen Königs Alfonso, verlangte eine Audienz bei der Königin- Regentin und bestand in seiner Eigenschaft als Oberstlieutenant der Balaftgarden auf seinem Verlangen. Da der Hofkämmerer auf Befehl der Königin Marie Chriftine den Herzog nicht vorließ, ließ sich derselbe zu heftigen Worten hinreißen und äußerte zugleich, daß er Jsabella II. als Regentin vorziehen würde. Vor sämmtlichen Offizieren der Balastwache erging er fich darauf in noch schärferen Aus­brücken gegen die Königin Regentin, betonte noch mehr seine Anhänglichkeit für fabella II., wobei er sich seines angeblichen Einflusses in militärischen Kreisen rühmte. Dies geschah Mitt woch Nachts, wurde jedoch erst am Sonnabend früh bekannt, und zugleich erfuhr man auch, daß der Herzog von Sevilla  außer Dienst gesezt und zur Verfügung gestellt wurde. Jest wird nun gemeldet, daß auch der Vorgesezte des genannten Herzogs, General Pavia  , seines Amtes entsegt worden ist.

Rußland.

Ueber eine bereits im vorigen Monat stattgefundene ge heimnisvolle Verhaftung wird der Schles. 3tg." aus Peters. burg vom 16. d. M. geschrieben: ,, Anfang November ließ sich hierselbst ein Herr bei einem Kammerherrn von Kn. dem Vorstand der kaiserlichen Gärten, anmelden. Vom Diener bedeutet, daß Herr von Kn. nicht zu Hause sei, bat der Herr, fich der Gemahlin des Herrn von Kn. vorstellen zu dürfen und übergab eine Visitenkarte, die den Namen eines der vornehms sten lautaftschen Fürstengeschlechter trug. Frau von Kn. empfing den Fremden, der vollständig den Eindruck eines vornehmen Mannes machte, aber zu ihrer Verwunderung ftundenlang bei ihr blieb bis zur Ankunft ihres Mannes. Diesem erzählte er von seinen großartigen Beftzungen im Kaukasus  , schilderte die Liebenswürdigkeit, mit der ihn der Kaiser empfangen, ers

Hotels, in welchem er wohnte, Joseph begegnete, aber der Kammerdiener schien das nicht zu bemerken, er folgte ihm in's 3immer.

Ich bedarf Ihrer jetzt nicht," sagte Rabe unwillig, laffen Sie mich allein, der Kellner soll mir eine Flasche Bordeaux   bringen, und Sie können meinetwegen gehen, wo­hin Sie wollen."

Ich muß um einen Augenblid Gehör bitten," erwis derte Joseph, und der Ton, den er anschlug, flang tropig. Sie fönnen mir wahrhaftig nicht übel nehmen, wenn ich wiffen will, woran ich bin."

"

Ich habe heute feine Beit!"

Das haben Sie in den letzten Tagen immer gesagt, Herr Rabe, wenn ich Gewißheit haben wollte."

Rabe ftampfte mit dem Fuß auf den Boden, zornig blizte es in seinen Augen auf, über denen die buschigen Brauen sich drohend zusammenzogen.

Was wollen Sie?" fuhr er auf. Sie haben mein Wort, und daß ich es einlösen werde, dürfen Sie nicht bes zweifeln."

" Ich zweifle sogar stark daran!" erwiderte Joseph,

Der Baron von Lossow hatte ihm sein Wort verpfäns fanden, unterlag für ihn keinem 3weifel, man mußte einen dessen lauernder Blick jeder Bewegung seines Herrn folgte.

det, eine glänzende Zukunft lag verlockend vor ihm, und nun war das alles mit einem Schlage vernichtet! Entehrt in den Augen Derer, auf deren Hilfe er vertraut hatte, von Gefahren bedroht, die mit jeder Stunde näher rüdten, was blieb ihm da noch übrig, als die Flucht?

Unwillkürlich ballte er die Fauft bei diesem Ge­banken, und ein Fluch entrang fich seinen bebenden Lippen.

Wohin sollte er fliehen? Woher die Mittel nehmen, um sich vor dem Bettelstab zu sichern?

Er besaß allerdings noch eine namhafte Summe, das Gelb, welches er feinem Rammerbiener und dem Schließer versprochen hatte, aber ihm erschien diese Summe un aenügend, fie sicherte seine Existenz nur für eine kurze Zeit.

Mußte dieser lette Schritt gethan werden, was lag bann an einem Verbrechen mehr oder weniger!

günstigen Augenblick abwarten, dann war es Kinderspiel, die gewünschten Mittel fich zu verschaffen.

Rabe hielt an diesem Gedanken fest, vor dem Ver­brechen selbst schreckte er nicht zurück.

Selbst wenn die Generalin den Diebstahl entdeckte und der Verdacht auf ihn fiel, verfolgen ließ sie ihn gewiß nicht, ihre Existenz wurde ja durch den Verlust det Summe nicht

bedroht.

Aber ehe er die Heimath für immer verließ, wollte er an Denen Nache nehmen, die ihn daraus vertrieben hatten, diesen Entschluß fonnte nichts erschüttern, selbst die drohende Gefahr nicht, die ihm schleunige Abreise gebot.

Er hatte wieder einen Ausweg, einen letzten Rettungs­anter gefunden, es wurde ruhiger in seinem Innern, der Sturm tobte allmälig aus.

Er ging sofort in seine Wohnung, hier wollte er in ungestörter Ruhe seine Pläne entwerfen.

Es war ihm unangenehm, als ihm auf der Treppe des

Wenn ich Sie um eine kurze Unterredung bitte, so haben Sie feine Beit-"

,, So reben Sie!" fiel Rabe ungeduldig ihm ins Wort. " Ich bin mit dem Restaurateur über alle Bedingungen einig geworden, er will mir die Gastwirthschaft übertragen." Wann?"

Heute noch, wenn ich es wünsche."

,, Und wie lauten die Bedingungen?" fragte Rabe, während er eine Bigarre aus seinem Etui nahm und lang sam die Spitze abschnitt.

Ich übernehme das Haus mit dem gesammten Ins ventar und allen Vorräthen und zahle dafür fünfundzwanzigs tausend Thaler. Davon müssen zehntausend Thaler sofort baar gezahlt werden, der Rest bleibt auf dem Hause stehen und wird mit fünf Prozent 3insen jährlich ver­zinft."

Ist das Alles?"

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