Beilage zum Berliner Bolksblatt. 300 Mittwoch, den 33 Dezember 1883. IL|rchr& s Politische Ueberstcht. In den Battanländern herrscht vorläufig Frieden, Bul- garen und Serben werden einstweilen das Schwert in die Scheite st-cken. Ob auf lange Zeit, muß die Zukunft lehren. Wie aus Belgrad  , der Hauplstavt Serbiens  , telegravhirt wild, ist der Waffenstillstand, auf Grund der von der Militärkom- «tsfion vereinbarten Bestimmungen bis zum 1. März laufend gestern Abend unterzeichnet ur d das betreff nde Aktenstück auch von den beiderseitig«» Armeilommiffäien mituntcriertigt wor- den. Die festgesetzte Räumung der okkupirten Gebiete wird von seibischer Seite begonnen, längs der LandeSgrenze wird eine neutrale Zone von drei Kilometern auf beiden Seiten be- stimmt. Die Ernennung der beiderseitigen Delegirten für die endgiltigen Fliedensoelhand ungen soll sogleich ei folgen- In der Reichsbeschwerde-Kommisston(für das So« zialistengesetz) ist insofein eine neue Einrichtung getroffen, als der Vor»itzende, Unteistaatssekretair Herfurth, in dem sächsi- schen Gesandten Grafen Hohenthal und Bergen einen Stell- Vertreter erkalten hat. ÄuS Schleswig-Holstein   wiid derBoss  . Ztg." in Be- >ug au' daS Branntwemmovopol geschrieben: In den Kreisen jei Mittelpartei hat das Branntweinmonopol-Gespenst einen leisen Schrecken hervorgerufen. In der Provinz find alle In- tereffen dagegen. Die Verquickung von Landwirthschaft und Kartoffelbrennerei hat hier zum Glück noch nicht stattgefunden: die kleinen Kornbrennereien, welche vor der Annexion nicht selten mit dem landwirthschaftlichcn Betriebe verbunden waren, find nach Einführung der Maischraumsteuer und unter der er- drückenden Konkurrenz der großen ostpreußischen Kartoff-l- brennereicn meistens zu Grunde gegangen. Der franzöfiiche Profeffor Alglave, welcher Gewährsmann des Reichskanzlers in der Brarntweinmonopolfraae ist, hat fich, wie derFranks. Ztg." mitgetheilt wird, im Sommer 1884 in Berlin   aufge­halten, um die s o z t a l e F r a g e und die A r b e i t e r v e r- Hältnisse zu studiren, und hat dabei mehrere Behörden, unter anderen auch die Kommunalbehörden der Stadt, besucht und um mancherlei Auskunft gebeten. Bei den Arbeitern war dieser Wundermann natürlich nicht, weil diese über ihre eigenen Verhältniffe nichts wissen. Ader die Behörden können auS eigener Erfahrung sprechen. Es geht doch nichts über «in gründliches Studium der sozialen Frage. Zu den Ausweisungen wird aus Eydrkuhnen berichtet: Die Ausweisungen nehmen hier ihren Fortgang. In letzter Zeit haben wieder mehrere, darunter geachtete Kaufleute, welche hier seit vielen Jahren auf Grund von Gouvernementspäffen Wohnsttz haben, Ausweisungsbefehl erhalten und zwar zum 1. Februar beziehungsweise 1. April. Die Deutschen  , welche, aus Rußland   ausgewiesen, hier ankommen, find alle sehr derangirt und müff-n sofort unterstützt werden. AuS Altona  , 21. Dezember, wird denHamb. Nachr." berichtet: Vor einigen Tagen war ein Theilnehmer an einer Versammlung unter freiem Himmel auf Ottenscner Gebiet, der Zigarrenmacher Denk, auf Grund des Sozialisten­gesetzes ausgewiesen worden. Derselbe begab fick vorgestern zon hier fort, zu welchem Zwecke sich in der Maiklstraßt AbendS 8 Uhr eine größere Anzahl Sozialdemokraten sammelte, um unter Ovationen von dem Ausgewiesenen zu scheiden und ihm das Geleit zu geben. Die hiefize Polizeibehörde ließ aber sofort die Ordnung herstellen, indem fie die Menschcnmaffe auseinandertrieb, so daß Denk nur mit wenigen Genoffen seine vorläuffge Fußreise bis Hamburg   antreten konnte. Am Nobislhor bestand der Zug schon wieder auS etwa 50 Per­sonen und hier, als man Hamburger Gebiet betrat, wurde ein Hoch auf die Republik   Hamburg   ausgebracht. Von nun an wuchs d-r Zug fast mit jedem Schritte. AuS der Thal- straße in St. Pauli stürzte ein Sozialdemokrat mit einer langen Stange hervor, an welche ein rothes Taschentuch geknüpft war, und schritt an der Spitze des Zuges, fortwährend die Stange schwenkend, weiter, bald stimmte die ganze Menge die Arbeiter. Marsellaise an, unter deren Adfingung der Zug zum Venloer Bahnhof gelangte. Die Masse de« Zuges hatte fich bis dahin bis zu ca. 3000 Personen vermehrt. Der Bahnhof war abge- sperrt, so daß die Menge nicht hinein konnte. Denk reiste nach Preußisch- Minden, um dort fernen Aufenthalt zu nehmen. Durch die Zeitunz. Novellette von E. Fahrow. (Aus demPrager Tagblatt".) Ein Herr in den Vierzigern sucht mit einer jungen Dame, welche von Vorurtheilen frei ist, in Briefwechsel zu treten. Inserent ist in vorteilhafter Lebenslage, hat aber so trübe Erfahrungen gemacht, daß er jetzt auf diesem Wege die Bekanntschaft einer Dame zu machen sucht, welche unbe- «influßt von persönlichen Sym- oder Antipathien, nur da» geistige Interesse an der zu entrirenden Korrespondenz fest- hält. Freundliche Antworten erbeten«ub X. M. in der Expedition dieser Zeitung. 3. März 188 Mein Herr! Gleiche Seelen finden sich. Ihre Annonze hat mich inter- esfirt, und ich mache den Versuch, einmal schriftlich einen Menschen kennen zu lernen, was vielleicht leichter ist, als auf persönlichem Wege. Sie haben trübe Erfahrungen ge- «acht, ich auch. Sie find kein oberflächlicher Mann, nach der Gründlichkeit Ihrer Annonze zu urtheilen. Ich auch nicht. Sie haben Anlagen zu Spott, was ich aus Ihrer humorisirende» Schreibart der Sympathie erkenne. Kurz, wir habe» viel AehnlicheS, und das gefällt mir, weil in meinen Kreisen kein Mann existirt, der den Vorzug hat, mir ähnlich zu sei». Als Bedingungen für unseren künftigen Briefwechsel aber stelle ich hin: 1. Sie sagen mir, ob Sie gern lachen. 2. Sie sagen mir, welches die erwähnte trübe Erfahrung i« Ihrem Leben war. 3. Sie gestehe» offen ei», ob es Sie stören würde, wen» Sie hörten, daß ich häßlich bin. Ihre Antwort werde ich mir abholen lassen, richten Sie st« an M. K, Postamt 10. 5. März 188, Mein gnädiges Fräulein! Daß Sie kein oberflächlicher Mann sind/ ist eine Klagende Wahrheit, und ich liebe die schlagende« Wahr-. Frankreich  . Die Verhandlungen über den Tonkin- Kredit haben be- gönnen und werden voraussichtlich mehrere Tage dauern. Gleich am ersten Tage zeigte eS fich, daß ein Theil der Mo- na-chisten für die Vorlage der Regierung votiren wird. Der Abg. Bischof Freppel trat entschieden für dieEhre" und den Ruhm" Frankreichs   ein, dieser laffe es seiner Meinung nach nicht zu, daß Tonkin aufgegeben werde. Die Triebfeder zu diesem Eintreten des klerikalen Agitators für die Regierung dürfte wohl noch anderSwo zu suchen sein. In den neu er- oberten Ländern giebt es nämlich noch viele ungläubige Schafe und diesen ist schlecht beizukommen, wenn dieselben nicht in vollständiger Äbhänigkett von Frankreich   bleiben. Der fromme Mann ließ diesen Gedanken auch durchblicken. Nach ihm trat der frühere Minister Vert aus denselben Motiven für den Tonkin-Kredit ein. Neues förderte auch dieser Redner nicht zu Tage, wohl aber fügte er den von dem Abg. Freppel vor- gebrachten Argumenten noch einen Wust von Phrasen hinzu. Wie schließlich die Abstimmung ausfallen wird, läßt fich noch nicht einmal annähernd bestimmen. Grokbritaunien. Die Londoner   Saint James Gazette will wissen, daß das Kabinet sofort noch dem Zusammentritt des Parlaments ein Vertrauensvotum verlangen werde. Dasselbe sei bereit, daS System der administrativen lokalen Autonomie von Irland   zu erweitern, werde in keinem Falle aber dem Projekte eines irischen Parlaments zustimmen, gleichviel, welche Garantien dem gegenüber geboten werden sollten. Lokales. Die städtische Hochbau-Verwaltung beabfichtigt, im Jahre 1886 den Bau des Asyl» für Obdachlose und für ob- dachlofe Familien und einer Desinfektionsanstalt, welcher fich in der letzten Zeit oerzögert hat, mit Energie zu deginnen und fortzuführen. ES soll die günstige Bauzeit des nächsten Sommers voll ausgenutzt werden, da jetzt daS Terrain auf dem städtischen Grundstück an der Prenzlauer Allee verwend- bar hergestellt ist. Die Anschlagssumme für den ganzen Bau beträgt 600 000 Mk. Davon sollen 200000 MI. im Jahre 1886, der Rest von 400000 Mk. aber 1887 zur Verwendung gelangen. Die Stadtverordneten-Versammlung hält in dieser Woche keine Sitzung ab. Humboldt-Denkmal. Wie dieNat.-Ztg." mittbeilt, wird in den städtischen Behörden die Frage angeregt werden, ob nicht gegenwärtig, nachdem mehr alS fünfzehn Jahre seit der Grundsteinlegung des Humboldt Denkmals im Humboldt- Hain verflossen, endlich der Zeitpunkt gekommen sei, um daS Denkmal selbst herzustellen. Von der einen Seite wird die Aufrichtung eines erratischen Blocks mit Humboldt's Medaillon auf der Vorderseite, von der andern die Aufstellung einer Bronce- Büste in Vorschag gebracht. Die Volkszählung im Deutschen   Reiche. Heber die allgemeinen Resultate dieser Zählung schreibt dieTgl. Rund- schau": Di« Ergebnisse der Volkszählung find jetzt so weit be- tannt, daß man fie für die Stadtgcmeinden nach einigen all gemeinen GestchtSpunkten zusammenstellen kann. Am vollstän- vigsten liegen die Zählresultate aus den Haupt und Restdenz- städten vor. In dem Zeiträume der letzten fünf Jahre(vom 1. Dezember 1880 bis 1885) haben fich vermehrt: Beilin um 16 27 pCt.(1 316 382 Einwohner), Straßburg   5,75, München  13,37, Schwerin   6, Dresden   11,49, Darmstadt   6,55, Stuttgart  7,26, Braunichweig 13,75, Weimar   6,37, Meiningen   152, Dessau   18,92 Gotha   5.74, Kobu'g 2,59, Alien bürg 12,14, Rudoistadt 20,21, Gera   25,40 pCt. Gera, Rudolstavt, Dessau  und Berlin   zeigen die stärkste, Vieiningen, Koburg  , Gotha   und Straßburg   die geringste prozentuale Bevölkerungszunahme. DreS» den, das 1875 über 4000 Einwohner mehr hatte als München  , 1880 aber hinter dieser Stadt schon um mehr als 9000 Seelen zurückblieb, ist diesmal um weitere 5500 zurückgeblieben. München   hatte bei der Volkszählung am 1. v. 260 000, Dres­ den   245 515 Einwohner. Ncch ein größeres Interesse als die Vergrößerung der Refidenzen hat das Wachslhum der Groß- heitc». Aber auch wenn Sie eine oberflächliche Frau wären, würde ich mtt Ihne« speziell gern im Briefwechsel bleiben, den» Ihr Styl erinnert mich an alte Zeilen, die mir aber um so lebhafter wieder vor die Augen traten, als ich Ihren Brief las. Dieselben Wortwendungev, dieselbe versteckte Heiterkeit. Wenn man 42 Jahre alt geworden ist, hat man min- destesS eine Liebe hinter sich. Ich bin nicht besser als die Anderen. Meine Liebe habe ich ebenfalls hinter mir, wie einen Berg, über den man gestiegen ist. Ich war damals noch nicht dreißig Jahre alt und verlobt. Verlobt so per Familienbeschluß. Meine Braut war ei» siebzehnjähriges Ding, eckig, einfältig und eigensinnig. Ich verliebte mich also in eine Andere; diese war schön, elegant, geistreich. Ein Jahr lang trug sie den Verlobungsring von mir; ich hatte meine erste Braut um ihretwillen abgedankt. Dann fand sie einen reicheren. Jetzt wurde ich ab» gedankt. Da haben Sie meine trübe Erfahrung. Ferner lache ich gern; aber leider bringen mich dazu nur kleine Kin- der und junge Hunde. Beides steht mir nicht immer zur Verfügung. Und Ihre dritte Frage? Eine Dame ist nicht häßlich, wenn sie graziös ist und ich wette meinen Kopf, daß Sie dies sind. Häßlich ist überhaupt nur die Frau, welche eckig ist, sei daS in ihren Bewegungen oder in ihren Gefühlen. Wir Männer lieben an der Frau alles W.iche) ganz ein» fach, weil es überaus langweilig wäre, unsere eigenen Eigen- schaften, die doch eben daS Gegentheil von weich siad, nun an unseren verehrten Gefährtinnen wieder zn finden. Ab- wechSlung muß fei». Wäre meine kleine Braut nicht solch ein Kratzbürstchen gewesen, ich hätte mich keiner Anderen zu- gewandt. Und Ihre trübe Erfahrung? K. II. 25. März 188- Mein Herr! Sonderbar, sogar unsere trüben Erfahrungen ähneln sich; die meine hatte auch mit der Liebe zu thun, doch war ich wenigstens nicht schuld an meinem Unglück, wäh- rend das bei Ihnen der Fall war. Ein schlechter Trost: was nützt es uns, wenn wir ei» Joch unverschuldet tragen? städte. Zu ihnen gehörten, wenn man als untere Grenze 100000 Einwohner annimmt, 1875 folgende 12 Städte: Ber  » ltn, Hamburg  , Breslau  , Dresden  . München  , Köm, Leipzig  , Königsberg  , Stuttgart  , Hannover  , Frankfurt   a.M. und Bremen  . Vis 1880 rückten nur zwei Städte: Danzig   und Straßburg  , in diese Reihe ein. In den verflossenen fünf Jahren dagegen überschritten nicht weniger als acht Orte die Zahl von 100000 Bewohner, nämlich: Nürnberg  , Chemnitz  , Altona  , Barmen, Elberfeld  , Düffeldorf, Magdeburg   lohne Neustadt und Buckau  > und Siettin(ohne die Vororte). Deutschland   zählt also jetzt 22 Großstädte, 1880 deren 14, 1875 12 und 1870 nur 8. Am stärksten wächst die Einwohnerzahl in den Vororten der großen Stävte. So vermehrte fich Ludwigshafen  (Mannheim  ) um 41,66 pCt., Cbarloitendurg um 39,56 pCt., Oitensen (Hamburg  ) um 31,58 pCt., Lindenau  (Leipzig  ) um 26,25 pCt. Die kleinsten Wachethumszahlen kommen auS Bayern  , beson­ders auS dem Maingebict. Hier wuchsen Schweinkurt um 0,45 Peizent, Ulm   um 2,59 Perzent, Kempten   um 3,15 Per« zerrt; Ansbach   verlor 0,15 Perzent seiner Bewohner. Im Ge- gensatze dazu haben die meisten mitteldeutschen Jndustrialitädte ganz bedeutend an Einwohnern zugenommen, zum Beispiel Gera   25,40, Plauen   i. V. 21 90, Sonneberg   21,43, Rudol­ stadt   20,21, Chemnitz   16 64, Apolda   15,32, Halle 14,52 Perzent u. s. w. Im Rheinrhale zwischen Karlsruhe   und Worms   und in der nächsten Umgebung gewannen Ludwigshafen   41,66, Kankenthal 20,91, Kaiserslautern   19, Mannheim   16,76, Worms   15,3, Pforzheim   1434 Perzent. Ein Rückgang in der Bevölkerungszahl wild wohl nur in sehr wenigen Städten zu verzeichnen sein. Das einzige Beispiel dafür bietet bis jetzt An-bach, wo eine Abnahme von 0 15 Perzent stattfand. DaS größte bis jetzt veröffentliche Wachslhum zeigt das Städtchen Kulmsee   mit 45,30 Perzent. Hätte fich Berlin   i" de'kelben Zeit ebenso stark vermehrt, so zählte es heute 1 630 825 Einwohner. Ader auch beim Innehalten der jetzigen V-rirehrungsziffer würde Verlin bri der nächsten Volkszählung(1390) schon etwas über 1 Vi Millionen hinausgehen, im Jahre 1900 aber 2 Millionen bedeutend überschreiten. Seitens des Polizeipräsidiums ist an die Berliner  Theater eine Verfügung ergangen, durch welche, wie dieVoss. Ztg." meldet, angeordnet wird, daß die gelammte Holzkon- struklion der Bühne, daS Holzwerk aller Rrquifiten und Dekorationen, die Sosfiten und Gare sowie die zur Neuan- fertigung von Dekorationen zu verwendende Leinewand durch Jmpiägnirung mit Chemikalien unenlflammdar zu machen sind. Die stattgehabte Jmprägnirung soll durch einen Stempel deS betreffenden Fabrikanten an einer stchldaren Stelle des im- prägnirten Gegenstandes erkennbar gemacht werden. Den Regierungsprästdenten ist eine Abschrift dieser Verfügung mit dem Ersuchen mitgetheilt worden, gleichmäßige Anordnungen in den betreffenden Bezirken ihrerserts zu treffen. Der Ertaß einer diesen Gegenstand spezieller regelnden Polizeiver- ordnung ist vorbehalten, wenn erst weitere E. fahrungen hier» über, inSbesond.-re über die Perioden, innerhalb welcher die Jmprägnüung zu erneuem ist, gemacht find. Von mehreren Blättern ist die Nachricht gebracht worden, es sollte ein Konflikt zwrschen den hiesigen Anwälten und dem Landgerichtepräfidenten von Baideleben ausgebrochen sein wegen des letzteren Anordnung über die Kontrole der Sitzungssäle der Schwurgerichte und Stiafkammern. Es wurde erzählt, es sollten in e ner Sitzung der Berliner   Anwälte unter dem Vorfitz des Geheim.» Justt,raths Laue geharnischte Be- schlüffe gefaßt worden sein. Das ist unrichtig. Vielmehr ver» hält es fich mit der Sache nach derFreis. Ztg." folgend« r- maßen: Bei dm hiesigen Landgerichten ist bisher, wie bei anderen Landgerichten, den studirten Gerichtedeamten gestattet gewesen, in dem zu den Sitzungssälen der Schwurgerichte und Straskkammern gehörigen, für die Zeugen bestimmten Vorräume ohne besondere Kontrole Platz zu nehmen. Dort befanden sich auch bisher die Vettreter der Preffe- Bei Verhandlungen von Bedeutung und Aufsehen wurden durch sehr zahlreiche Be» Nutzung dieser Eilaubniß große Stöi ungen hervorgerufen. Die Thür stand oft keinen Augenblick still, Unberufene schlichen sich ein, und die für Zeugen bestimmt, n Sitzplätze waren besitzt. Auf Beschwerden der Lorfitzenden der Schwurgerichte und Strafkammern, ist nun, wie von uns mitgeth.ilt worden, vom Ich meine, ist man schon einmal unglücklich, so wäre ei nur gerade gut, es recht gründlich sein, das heißt, sich sage» zu müssen:Du hättest es nicht zu sein hrauchen." Ich habe immer eine Aversion gegen die leidenden Lämmer ge» habt, welche unverdiente Dornenkronen tragen; daher rührt auch meine Aversion gegen mich selbst. Sie sehen also, Ihr thörichteS Handel» trägt Ihnen b,i mir schon einen Stein im Brett ein. Sagen Sie mir aber doch, mein Herr, warum lasse» Sie mich im Unklaren darüber, welche von Ihren alten Zeiten ich die Ehre habe, Ihne» zurückzurufen? Le style, c'est l'homme et parfois la komme. Es inier ef fit t mrch also zu hören, woher der Klang kam, dem ich als Echo diene. Ihre Definition über das, waS an einer Frau schön ist, hat mich sehr unterhalten. Aber glauben Sie mir, per» manente Weichheit wird gar bald eine Langweiligkeit. Ecken und Kanten sind die Reize des Lebens so gut wie Glätte» und Weichheiten. Schlange» sind auch weich und glatt. Aber damit Sie nicht denke», ich spräche pro domo, will ich hinzufüge», daß ich weder spitze Ellenbogen, noch hervorstehende Backenknochen habe. Warum halte» Sie sich denn keine jungen Hunde? M. K. » 27. März 188 und weil doch junge Hunde schließlich alt wer« de«; dann sind fie nicht mehr lustig. Ich bin auch nicht mehr lustig und war eS doch eir mal. Mein Kompliment auch noch über Ihre Ecke» und Kanten; wo sie so liebenswürdig abgeschliffen sind, werde« sie allerdings zu Reizen. Wer weiß, ob meine kleine, trotzige Braut nicht auch mit der Zeit einen liebe« Swüidigen Schl ff bekommen hätte. Nu», es ist zu spät, darüber nach« zudenken; von allen Thorhellen ist es die größte, einen evt« flogenen Traum, ein verscherztes Glück, ei» gesprochenes Wort wieder zurückholen zu wolle«. Was ich in meinem ersten Briefe von Ihrem Stil sagte, nehme ich zurück. Ich meinte, darin Aehnlichkeiten mit dem meiner zweite» Braut zu finden, aber e« war ei« Jrrthum. Was jene leicht berührte, erfassen Sie kräftig, was dort oberflächlich gestreift wurde, betrachten Sie mit