das Wort Verbindung im Sinne des intensiven Vereins auf gefaßt, und alles, was hieraus gefolgert werde, sei daher rechisirrig. Das spreche fich in dem Gegensas zwischen Ver­bindung und Partei aus. Daß das Wort Partei eine Dr ganisation vorausseße, davon stehe im Gesetz keine Silbe. Wenn Parteigenoffen fich eine Organisation geben, infolge deren fie gemeinsam für einen gewissen 3wed zu wirken im Stande seien, dann bildeten fie eben eine Verbindung; er sehe also die organist: te Partei als eine Verbindung an. Man wisse, daß eine Parteileitung da ist, daß ein Organ existirt und daß Kongreffe abgehalten find. Wenn die Drganisation das fet, was die Partei bildet, dann seien auch die Angellag ten Mitglieder, denn sonst hätten sie nicht an den Kongressen theilnehmen können. Daß die Kongreffe im Auslande abge halten seien, habe doch nur den Zweck haben tönnen, die Ver­handlungen geheim zu halten. Wenn das Gericht sage, das Geheimniß sei nicht bewahrt worden, deshalb sei es auf Ge heimhaltung nicht abgesehen gewesen, so sei das voll­ständig unlogisch. Er beantrage daher Aufhebung

des Urtheils und Zurüdverweisung der Sache an das Landgericht in Freiberg  . Der Vertheidiger, Herr Rechts­anwalt Freytag II, sprach fich dahin aus, daß es im Geset ebensogut Verein statt Verbindung beißen fönne; dem Sprach gebrauch entsprechend sollte aber hier eine festere Vereinigung gemeint werden. Der ganze Tenor des Urtheils sei aber, daß nur eine zwanglose Parteipereinigung bestehe. Daß durch Tonkludente Handlungen eine Erklärung abgegeben werden fönne, wolle er gern zugeben, aber das Landgericht habe auch weiter nichts sagen wollen, als daß jemand irgendwie eine Erklärung abgeben müsse. Nachdem er noch im übrigen die Revision für unbegründet erklärt und deren Verwerfung be antragt hatte, ergriff der andere Vertheidiger, Herr Rechts­anwalt Mundel aus Berlin  , das Wort. Er gab zunächst der Vermuthung Raum, daß das Chemnizer Landgericht alles das selbst gewußt babe, was der Herr Reichsanwalt über die Be­beutung der§§ 128 und 129, sowie über deren Verhältniß zu einander gesagt habe, der Umstand, daß, und" anstatt oder" gebraucht sei, beweise teineswegs, daß das Gericht über den Sachverhalt im Untiaren gewesen sei. Des weiteren drückte der Redner seine Verwunderung über die Rechtsanschauung des Reichsanwalts über den Begriff Verbindung aus und sagte, wenn dieselbe richtig wäre, so beseitigte man mit dem§ 128 das ganze oppofitionelle politische Leben, dann sei es todt. Alle Parteien hätten ihr Programm und wären oft genöthigt, im Partei Interesse irgend einen Beschluß geheimzuhalten, des­halb dürfe man fie aber nicht sogleich unter den§ 128 bringen. Er bitte die Revifion zu verwerfen. Der Präfident, berr Dr. von Beyerle, verkündete bierauf, daß das Urtheil am Mittwoch, den 23. d. M., Mittags 12 Uhr, bekannt gegeben werde.

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Vereine und Versammlungen.

Im Bürgersaale des Rathhauses tagte am Freitag, den 18. b. M., die erste Generalversammlung der Ortskranken. laffe der Tischler und Pianoforte Arbeiter Berlins  . Diefelbe war von 115 Delegirten der Arbeitnehmer und 48 Delegirten Der Arbeitgeber besucht. Auf der Tagesordnung ftand: 1. Wahl von 8 Vorstandsmitgliedern seitens der Gruppe der Kaffenmitglieder( Gesellen). 2. Wahl von 2. Wahl von 4 Vorstands­mitgliedern seitens der ruppe der Arbeitgeber. 3. Gemein­schaftliche Wahl von 3 Ausschußmitgliedern zur Vorprüfung der Jahresrechnung. 4. Antrag des Tischlermeisters Herrn Brandes und Genossen auf Abänderung der§§ 34 und 38 des Statuts. Die Versammlung wurde eröffnet und geleitet vom Magistratssekretär Herrn Hanisch, welcher vorschlug, den letzten Gegenstand der Tagesordnung zuerst zu erledigen, da, falls der Antrag auf Abänderung des Statuts ange nommen werden sollte, werden sollte, die Wahl in anderer Weise vollzogen werden müßte. Die Antragsteller verlangten nämlich, daß bei der Wahl des Rendanten und Altgesellen auch die Meister stimmberechtigt sein sollen, was nach dem jezigen Statut nicht der Fall ist. Herr Brandes motivirte feinen Antrag damit, daß die Meister, welche/ der Beiträge zahlen, auch berechtigt sein müßten, den Verwalter der Kaffe und den Altgesellen mitzuwählen, das jeßige Statut entspreche nicht den gesetzlichen Bestimmungen, wenn es die Meister von der Theilnahme an dieser Wahl ausschließe. Sollte die Ver fammlung auf den Antrag nicht eingehen, so würden die An tragsteller fich an den Bezirks- Ausschuß wenden und dort hoffentlich Erfolg haben. Herr Hubert, der jeßige Altgeselle, Herr Hubert, der jeßige Altgefelle, beantragte, über den Antrag Brandes einfach zur Tagesord­nung überzugehen und sofort zur Wahl zu schreiten. Der Vorsitzende weigerte fich jedoch, über diesen Antrag abstimmen zu laffen, was großen Unwillen bei den Delegirten der Gesellen erregte, von den Meistern jedoch freudig begrüßt wurde. Herr Dende belämpfte den Antrag Brandes und wies nach, daß die Gesellen sehr wohl im Stande seien, tüchtige Verwaltungs beamte in ihrer Dritte zu finden, und daß der Antrag Brandes so recht die von Herra Brandes empfohlene Harmonie zwischen Meistern und Gesellen beleuchte. Die Herren Strelow und Schüß   nahmen ebenfalls Stellung gegen den Antrag; seit langen Jahren hätten die Gesellen gezeigt, daß fie, ohne Be­vormundung der Meister, ihre Kaffenbeamten zu wählen wiffen. Im weiteren Verlauf der Ausführungen des Herrn Schüß erhoben die Delegirten der Meister den heftigsten Lärm. Nach dem die Ruhe wieder hergestellt war, sprachen noch einige Delegirte der Gesellen, unter anderen Herr Schmit, ebenfalls für Beibehaltung der jeßigen Bestimmungen des Statuts. Die Herr Schmit gab alsdann einen Bericht über in welcher die Delegirten Versammlung der Meister, Derselben theilte mit, daß und gewählt wurden, 2000 Meifter in diese Versammlung, obwohl zirka Berlin   feien, welche Kaffenmitglieder beschäftigen, nur von ca. 50 Meistern, größtentheils Innungsmeistern besucht, war und daß diese, aus etwa 50 Personen bestehende Meisterver fammlung 54 Delegirte zur Generalversammlung der Kaffe gewählt habe; daran ertenne man, wie gering das Intereffe der Meister für die Kaffe sei. Redner führte weiter aus, daß ihnen selbst viele Meister ihr Mißfallen über das Vorgehen der Herren Brandes und Genossen geäußert hätten. Bei den Ausführungen des Herrn Schmiß machten die Herren Arbeit. geber wieder einen beidenmäßigen Lärm, so daß fich ein an­Derer Redner der Gesellen, Herr Kreuz, dahin aussprach, daß er es für einen Standal halte, daß die Meister die Redner Der Gesellen nicht ruhig aussprechen lassen. Wären die legteren im Unrecht, so möge man fle widerlegen, dies tönne man aber durch die von den Meistern beliebten Die Meister Unterbrechungen der Redner nicht erreichen.

mögen Umschau in ihren Werkstellen halten, dort würden fte viele Gesellen finden, vor denen auch mancher Meifter alle Achtung haben müßte; wie die heutige Versammlung zeige, sei jedenfalls der Bildungsgrad der Gesellen tein geringerer als den Meistern zu. Bei diesen Worten erheben die Meister einen betäubenden Lärm, viele drohen mit den Fäusten und schreien: Berlaffen wir den Saal". Alles Bureden des Vorfizenden, in Dem Saal zu bleiben, war vergeblich, die Meister liefen der Versammlung. Nachdem wiederum Ruhe eingetreten war, lärmend zur Thür hinaus, nur etwa 6 von ihnen blieben in sprach noch Herr Mosler( Meister), tadelte das Vorgehen ein ba er ja selbst früher Gefelle gewesen sei, zu jeder Zeit, auch bei zelner Redner und erklärte, die berechtigten Wünsche der Gesellen, dem für den Antrag Brandes etwa 4 der anwesenden Dele dem legten Tischlerstreit anerkannt zu haben. Endlich, nach girten gestimmt hatten, der Antrag mithin abgelehnt war, Schritt man zur Wahl der 8 Vorstandsmitglieder seitens der

( jeßiger Altgeselle) mit 77 Stimmen gewählt; Herr Witte, der jezige Rendant, erhielt 34 Stimmen, während fich 4 Stimmen zersplitterten. Bei der Wahl des Altgesellen wurden abgegeben für die Herren Tupauer 73 und Hubert 35 Stimmen, 2 Bettel waren unbeschrieben und einige Stimmen zersplitterten fich. Weiter wurden in den Vorstand gewählt die Herren Dut, Schmiz, Kreuz, Merkel, Arnold und Strelow. Alsdann voll­zogen die Meister die Wahl von 4 Vo standsmitgliedern seitens der Gruppe der Arbeitgeber. Es wurden gewählt( 6. Stimmen wurden nur abgegeben): Die Herren Brandes, der jeßige Rerdant Witte und zwei andere Herren, deren Namen unser Berichterstatter nicht recht verstehen Tonnte. In den Ausschuß zur Vorprüfung der Jahresrechnung, welche Wahl von den Meistern und Gesellen gemeinschaftlich vorge nommen wurde, wurden gewählt die Herren Mosel( Arbeits geber), Hende und Schüß( Arbeitnehmer). Die Wahl der drei Kafftrer weigerte fich der Vorfigende vornehmen zu lassen, weil diese Wahl in den Beitungsinseraten nicht als auf der Tagesordnung stehend bekannt gemacht war. Gegen die Wahl des Herrn Witte seitens der Gruppe der Arbeitgeber wollen mehrere Delegiste der Arbeitnehmer protestiren, weil Herr Witte nicht selbst Arbeitgeber ist, aber auch die Meister wollen, wie schon oben angedeutet, gegen die Wahl der Arbeitnehmer protestiren, weil fie glauben, nach den Bestimmungen des Krantenfaffengeseges berechtigt zu sein, bei der Wahl des Rendanten und Altgesellen mitzustimmen.

th. Das über Frauenversammlungen im Norden Berlins   waltende Verhängniß der polizeilichen Auflösung ereilte auch die am 21. b. Mts. im Wedding Bart" statt Den mittels gehabte öffentliche Arbeiterinnen Versammlung. baren Grund zur Auflösung gab diesmal der bekannte Arbeiter Kiesow. Herr Kunkel referirie über die Zwecke und Ziele des Arbeiterinnen- Vereins im Norden unter Bugrundelegung der Ursachen, welche die Frauenbewegung und deren Organisation in's Leben gerufen und war der Anficht, daß der Nordverein nur aus dem Grunde nichts geleistet habe, weil fich derselbe faft nur mit persönlichen Nörgeleien befaßt und die eigentliche Sache aus den Augen verloren habe. Wenn die leitenden Frauen alles Persönliche bei Seite feßen und nur den prinzipiellen Swed verfolgen würden, dann würde es auch beffer werden. Bei der Neuwahl des Vorstandes sollten die Vereinsmitglieder hierauf Bedacht nehmen. Der Mäntel näherinnen Verein sei auch nicht zum Besten der Arbeiterinnen, da in demselben die Jnnung eine dominirende Stellung ein­nehme, welche die Bewegung in ein falsches Fahrwasser zu leiten fuche; nicht jene, fremden Elemente", vor welchen die Arbeiterinnen seitens der Jnnung gewarnt würden, die jedoch allein im Stande wären, den Arbeiterinnen die rechten Wege zu weisen. Herr Schulze wünschte direkt Auflösung des Nord­vereins und Anschluß an den alten Verein, fam dann auf die Vorgänge in der legten Tonhallen Versammlung zu sprechen und machte den Damen Büge und Krandemann den Vor­wurf, fte suchten der Innung in die Hände zu arbeiten. Frau Cantius ftimmte den beiden Vorrednern vollkommen bei und gab schließlich der Ueberzeugung Ausdruck, daß der Nord­verein unter einer anderen Leitung dennoch Ersprießliches leisten werde. Frau Krandemann hielt dafür, daß der Mäntel näherinnen- Verein zu schwarz gemalt worden sei. Solange fte den zweiten Vorfiz behaupte, werde fie ein wachsames Auge auf die Innungsmeister haben. Frau Pötting verwahrte sich gegen den Vorwurf der Selbstsucht und Verfolgung persön licher Intereffen. Sie sei noch niemals Gegnerin der Arbeiter bewegung gewesen und würde es auch niemals sein. Frau bewegung gewesen und würde es auch niemals sein. Frau Büge erklärte, ihr Prinzip sei Gerechtigkeit. Im Allgemeinen habe sie es mit den Mäntelnäherinnen zu thun, denn sie sei Leiterin eines Fachvereins. Sie erstrebe nur eine Lohnauf befferung der Näherinnen und sie werde die gebotene Hilfe annehmen, ohne Rücksicht darauf, von welcher Seite dieselbe tomme. So lange die Innung es ehrlich meine, werde sie nicht anstehen, mit ihr zusammen zu arbeiten. Als nach län­geren Debatten schließlich auch der Arbeiter Kiesow zum Wort gelangte, veranlaßten deffen Ausführungen einige Aufregung, welche wiederum die polizeiliche Auflösung veranlaßte.

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Im Verein der Sattler und Fachgenossen sprach am Sonnabend in Gratweil's Bierhallen Herr Steindorff über Die Stellung des Vereins zur Lohnbewegung." Redner wies auf Grund gesammelten Materials der Lohnkommission die traurigen Löhne des Gewerts nach. Da bei den jezigen Ver­hältnissen es nicht möglich ist, mit 12-18 M. Wochenverdienst zu existiren, so ist Redner der Anficht, daß in dieser Hinsicht bingend Abhilfe geschehen müffe. Da nun zur Abhilfe solcher traurigen Verhältnisse die gesegliche Regelung noch fehlt, fo set man gezwungen, zu dem Palliativmittel einer Lohnbewegung zu greifen. Diese dürfe jedoch nicht von dem Verein getrennt werden, sondern müsse lediglich von demselben abhängen, daher könne man auch momentan noch nicht vorgehen, sondern müsse erst suchen, alle Kollegen dem Verein zuzuführen, um dann in

mit allen gegen eine Stimme angenommen: Die heute im Bergschlößchen" tagende Volksversammlung erklärt sich mit den Ausführungen des Referenten voll und ganz einverstanden und verpflichtet sich, mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln für die Verbreitung des Arbeiter- Blattes Die Voltsstimme" einzutreten und weist die Lektüre der arbeiterfeindlichen Presse mit Entrüstung zurück." Alsdann ertheilte der Vorsitzende Herrn Ewald das Schlußwort, in welchem der Referent die Ver sammlung ermahnte, seine Worte zu beherzigen und es jedem denkenden Arbeiter anheimstellte, auf dem von ihm gefenn­zeichneten Wege für die Verbesserung seiner Lage zu wirken. Hierauf schloß der Vorsitzende unter wiederholten Hochrufen der Versammlung dieselbe.

Eine öffentliche Voltsversammlung findet am Sonne tag, den 27. Dezember( 3. Feiertag), im Konzerthaus Sans souci, Rottbuserstr. 4a, statt. Näheres stehe die Anschlagsäulen wie Inferat. Diese Versammlung hat den Bwed, eine Betition auszuarbeiten für Abschaffung des jezigen Wahlsystems für die Kommunalwahlen.

Arbeiter Bezirksverein Südost". Am 2. Weihnachts­Feiertage früh 9 Uhr finden sich die Mitglieder des Vereins zu einem gemüthlichen Frühschoppen im Lokale des Herrn Stramm ein und werden dieselben ersucht, recht zahlreich zu er scheinen.

Zentral- Kranken- und Sterbekasse der Tischler u. s. w. Wir ersuchen die Mitglieder, welche mit ihren Beiträgen noch im Rückstande find, dieselben bis Sonntag, den 3. Feiertag, in den Vormittagsstunden von 9-12 Uhr, Bionskirchplatz 11 bei Hohn, woselbst die Kassirer anwesend sind, zu entrichten. Bu gleicher Beit machen wir darauf aufmerksam, daß wir die fäumigen Mitglieder( nach dem Statut) mit 6 Wochen Rest streichen. Der Vorstand der Verwaltungsstelle Berlin F ( Schönhauser Thor Bezirk).

Fachverein der Steindruder und Lithographen. Die Mitglieder werden ersunt, die rückständigen Beiträge wegen der am 1. Januar stattfindenden Abrechnung bei den Herren Linsener, Sebaftianstr. 75, oder Splettstößer, Belforterstr. 6, zu entrichten.

Berichtigung. Der Bericht über die öffentliche Versamma lung der Steinbruder und Lithographen in unserer geftrigen Nummer enthält einige Unrichtigkeiten. Es muß Beile 6 statt 6 wöchigen" heißen: 14 ägigen Kündigungsfrist; ferner in Belle 10 ftatt 6 ohne Arbeit" muß es heißen: 16 ohne Arbeit.

Im Bericht über die Tapezierergehilfen- Versamm lung( in Nr. 297 d. Berl. Voltsbl.") ist von Zeile 35 d. B. v. o. ab zu lesen: also eine große zentralisirte Gemert­schafts- Organisation. Eine Bentralifirung der bestehenden lo talen Fachvereine, die neben- u. s m.

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Vermischtes.

Hervorragende Leistung eines Tauchers. Im Februar d. J. sank der von Kadir nach Hasannah bestimmte Post dampfer Alphonso der Zwölfte" in der Nähe der fanarischen Inseln. Da der Dampfer u. A. eine Ladung Goldbarren im Werthe von über 2 Millionen Mart an Bord hatte, so wur den Schritte gethan, den Schatz durch Taucher zu heben. Wegen der großen Tiefe von 46 Meter, in welcher das Wrad liegt, waren ganz besondere Einrichtungen zu diesem Unter­nehmen erforderlich. Nach einer Mittheilung im ,, Engineering  " ist es nun dem Taucher Lambert gelungen, ein Kitchen mit Gold an das Tageslicht zu fördern, nachdem durch Sprengen zweier Decke ein Zugang zu dem Goldlagerraum eröffnet wor den war. Die Hebung des Restes der werthvollen Ladung ist gesichert. Lambert ist derselbe Taucher, welcher sich vor einigen Jahren in den überflutheten Severntunnel wagte und dort die eiserne Thür schloß, durch welche das Waffer einges drungen war.

Ueber deutsches Studentenleben bringt die Saturday Review", eines der gediegenften englischen Wochenblätter, in eine ihrer legten Nummern einen längeren Artikel und beson ders über zwei hervorstechendste Eigenthümlichkeiten des Stu­bentenlebens: Das ,, Kneipen" und Bauten". Der Verfasser, der unsere Universitäten offenbar sehr gut tennt, fieht in diesen beiden Eigenthümlichkeiten den Kultus der zwei altgermanischen Nationallaster, der Völlerei und Rauf lust. Im Ganzen erscheint thm Das Leben der deutschen Studenten, verglichen mit dem der englischen, recht inhaltlos( ist leider in den meisten Fällen wahr, und iegt mehr als seit Langem), und sollte der Artikel unseren Korpe burschen" zu Geficht tommen, so werden sie ihn ficher nicht hinter den Spiegel stecken.

Betreffs der sogenannten Mensuren" oder Studenten­duelle heißt es in dem Artikel: Es ist zweifelhaft, ob in einem Lande, wo militärische Gewohnheiten so tief eingewur zelt find, die Duellpraris ganz abgeschafft werden fann; aber nach unserem praktischen Sinn und nach dem Urtheil aller vers wohl

gefchloffenen Organisationen vorzugehen. Von einer Lohnbeständigen Leute in Deutschland   selbst, ist die Mensur

dagegen alle Hebel in Bewegung segen, daß man im nächsten Frühjahr gut organifirt vorgehen tönne, um wenigstens die traurigsten Verhältnisse zu beseitigen. In der lebhaften Dis luffton wies Herr Chapeau auf die größten Feinde der Bewe gung, die eigenen indifferenten Kollegen hin; diese zu ge winnen sei die Hauptaufgabe. Herr Balz tritt für die geistige Bildung als Hauptpunkt der Organisation ein. Unter Ver schiedenes" wurde beschloffen, fich am 3. Feiertage( 27. Dezbr.) zu einem gemüthlichen Beisammensein in demselben Lokale ein zufinden. Außerdem wurde auf die am 9. Januar stattfin­zufinden. Außerdem wurde auf die am 9. Januar stattfin bende Versammlung hingewiesen.

zu unterscheiden von dem ernsthafteren Duell mit Säbel und Pistolen, welches unter das Strafgesetzbuch fällt- kindisch, frog ihres förmlich schreckhaften Scheins, und herabwürdigend ( childish despite its ghastliness, and degrading). Troßdem gehen viele Deutsche   durch's Leben, ohne ihre Ansicht zu ändern, Daß das Paulen" der Studenten eine eble Einrichtung sei, und daß die Universitäten anderer Länder, namentlich die eng lischen, der ritterlichen Mannhaftigkeit ganz entbehren.

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Der Artikel weist dann auf die neuerlichen Versuche hin, das deutsche Studentenduell auch des letzten Reftchen von Ge fährlichkeit zu entkleiden, und schließt: ,, Der unter dem fritischen Auge der sämmtlichen Korpsstudenten bewiesene Muth", namentlich bei ungleichen Pautereien, wo es oft einen förmlichen Regen von Wunden giebt, ist jest in gewiffer Sinficht die einzige Lichtseite( Na! Na! Reine Uebertreibung!) des faulen und schlemmerischen deutschen Studentenlebens, und es muß daher abgewartet werden, ob der paukende Student eine Reform verträgt, welche unzweifelhaft der seinen höchsten Stolz bildenden Einrichtung das Mal der Lächerlichkeit auf drücken würde."

Spremberg  , 19. Dezember. Donnerstag, den 17. d. M. fand hier eine öffentliche Volksversammlung im Saale zum Bergschlößchen" statt, welche von zirka 500 Personen besucht war. Herr Ferdinand Ewald aus Brandenburg   referirte über das Thema: Die Arbeiter und die Preffe." Derselbe streifte zunächst die Berliner   Fachvereinsbewegung und die Stellung der freifinnigen Presse zu derselben und ging dann auf die Denunziation des Herrn Eugen Richter   ein, der die Fach vereine als sozialdemokratische Organisationen bezeichnete. Redner kam dann auf die Stellung ber konservativen Partei und ihrer Presse gegenüber den Arbeitern zu sprechen; er be­leuchtete dann die Bestrebungen der Chriftlich- Sozialen und fritifirte das Jnnungs- und Lehrlingswesen, sowie sehr scharf das Verhalten des Herrn Hofprediger Stöcker. Im weiteren Verlaufe seines Vortrages erläuterte Redner die Bestrebungen des Herrn Dr. Mar Hirsch und seiner Gewerkvereine. Leßtere bezeichnete er als die Schleppenträger der Deutschfreifinnigen. Ferner erläuterte Redner den Unterschied zwischen den Konser vativen und Freifinnigen als Vertreter des liegenden und mo­bilen Rapitals; er unterzog die Stellung der deutschfreifinnigen Partei einer fritischen Besprechung und erläuterte den Antrag v. Helldorff und den Antrag Auer, betreffend die Einführung einer fünf- resp. zweijährigen Legislaturperiode für den Reichs­ tag  . Redner nahm auch noch Gelegenheit, den Spremberger Anzeiger" und seinen Redakteur ins rechte Licht zu stellen. nun auch hier in Spremberg   die Arbeiter wie überall gegen über den anderen Parteien zu fämpfen haben, so wies Redner darauf hin, wie nöthig es sei, daß die Arbeiter ein Organ be­fißen, welches voll und ganz die Interessen der Arbeiter ver­tritt und empfahl als solches Die Volfsstimme". An der sich anschließenden Diskussion versuchte der Vorsteher des hiesigen Ortsvereins der Stuhlarbeiter, Herr Neugebauer, durch drei­maliges Auftreten die Ausführungen des Herrn Ewald als Unrichtigkeiten" hinzustellen, was ihn aber, nach der Stimmung in der Versammlung zu urtheilen, durch nicht gelang. Wohl aber gelang es Herrn Ewald, nachzuweisen, daß die Be­strebungen der Gewerkvereine die Intereſſen der Arbeiter zu wahren außer Stande find. Hierauf wurde folgende Resolution Wunden davon. Der 16 Jahre alte Thäter ift verhaftet.

Wir glauben, daß es ihr bereits aufgedrückt ist. Leider geht's mit dem Studentenduell ähnlich wie mit dem Offisters­Duell. Es wird von oben herab begünstigt. Wenn unsere Studenten fich im Großen und Ganzen gleich den englischen und amerikanischen mit ernsten Dingen beschäftigen würden, statt in Truntfucht und Rohheit ihre Energie zu vergeuden, und dann schließlich sllavisch für's Examen zu ,, büffeln", woher sollte der Staat seine gefügigen Beamten nehmen? Die wil deften Kneiper und Bauter geben bekanntlich die zahmie Staatsbürger und maschinenmäßigsten Beamten. Es ist also Methode und guter Grund in der Schonung und Pflege des Studentenduells und dessen, was drum und dran hängt.

Haltern  , 16. Dezember. Eine scheußliche Rohheit wurde in der Nacht vom Freitag zum Sonnabend auf der Glashütte zu Halter verübt. Während einer furzen Pause batten awet

Jungen im Alter von 13 und 14 Jahren zum Ausruhen in einem Kühlofen auf's Stroh fich gelegt. Ein roher Bursche schlich bald darauf an den Ofen heran, um folgenden Streich zu spielen. Trogdem er verschiedene Male von dem Meister gewarnt wurde, hatte er unbemerkt eine glühende Kohle hinein geworfen und die Thür zugeschoben. Im Nu stand das Stroh in Flammen. Auf das Geschrei der beiden Knaben wurde die Thür aufgeriffen; der eine hatte sich durch eine Lule des Dfens geflüchtet, wogegen der Andere vern aus der Flamme heraus gezogen wurde. Letterer war derart mit Brandwunden bedeckt, daß die Ueberführung ins Krankenhaus stattfinden mußte. Die Haare waren total verbrannt, das Fleisch der Wangen sowie der Arme war theils verkohlt, so daß an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Der erstere tam mit leichten