Bappelplat, 7000 M. für Vollendung von Schmudanlagen auf dem Wörtherplas und 9000 M. zu Schmudanlagen um die Dankestirche.

w. Mit dem Bau des Polizei- Präsidial- Gebäudes auf dem Alexanderplat wird, wie jest vom Magiftrat fest be­stimmt worden ist, im Frühjahr begonnen werden. Für das Etatsjahr 1885/86 find für diefen Bau 600 000 M. ausgewor fen und für das Etatsjahr 1886/87 wird der Magiftrat noch 1 Million Mark zur Verfügung stellen, so daß zu der ersten Bau Periode dieses Gebäudes im Ganzen also die Summe von 1 600 000 M. zu Verausgabung gelangen soll.

Errichtung eines Wafferthurms. Das Kuratorium der städtischen Wasserwerke hat dem Magiftrat die Errichtung eines Wafferthurmes auf dem Kreuzberge empfohlen und der Magiftrat hat sich mit diesem Vorschlage einverstanden erklärt. Der Wafferthurm ist unentbehrlich geworden, da das Waffer bis in die höchsten Theile der Häuser auf der Süd- und Süd­oftleite der Stadt geliefert werden soll. Das Kuratorium wird Projelt und Kostenanschlag für die Vorlegung an die Stadt­verordnetenversammlung vorbereiten. Die Koften des Waffer thurms werden fich auf etwa 313 255 M. belaufen.

Neue Löschzüge. Der Magistrat beschäftigt fich gegen­wärtig, wie die Nat. Btg." mittheilt, mit der Feststellung der Ausschreibung für einen neuen schnell wirkenden Löschzug für die Stadt Berlin  , der, wenn er allen Anforderungen entsprechen sollte, bei der Feuerwehr eingeführt werden soll. Die Aus. schreibung ist von der Feuerwehr- Direktion entworfen und dem Magistrat seitens des föniglichen Bolizeipräsidiums mitgetheilt worden. Bugleich hat aber der Magistrat beschloffen, bei der Stadtverordnetenversammlung die Genehmigung zur Beschaffung ber gegenwärtig sehr vermißten zwei neuen Löschzüge nach bis­herigem Eystem in Antrag zu bringen.

Lokales.

Das vorläufige Einstellen der elektrischen Beleuch­tung in der Leipzigerstraße hat mehrfach zu Mißverständ niffen Anlaß gegeben. In Bezug hierauf veröffentlicht die Eleft. Beitschrift folgendes: Der wahre Sachverhalt ist der, daß man in Aussicht genommen hatte: vom 1. Oftober 1885 an sollte der Betrieb dieser von Siemens u. Halste hergestellten Anlage von der zweiten Bentralstation der städtischen Elektri­zitätswerke aus übernommen werden. Ueber den von Siemens u. Halste nun gemietheten Bauplatz, auf dem sich das provi­sorische Maschinenhaus für die Leipzigerstraße befand, war in­zwischen anderweit verfügt worden. Leider aber hat der Beginn des Betriebes der neuen Zentralstation unerwartet eine Ver zögerung erfahren. Da inzwischen das alte Maschinenhaus ab. geriffen werden mußte, in welchem die Dampfmaschinen und elektrischen Maschinen Plaz gefunden hatten, welche für den Betrieb der Beleuchtung der Leipzigerstraße gedient hatten, und die Zentralstation in der Mauerstraße noch nicht in der Lage war, ihrerseits den Betrieb zu übernehmen, so blieb leider nichts übrig, als bis auf Weiteres, aber hoffentlich nur für ganz kurze Zeit, diese Bogenlichtbeleuchtung außer Thätigkeit zu setzen.

Eine Schaar dunkler Männergestalten bewegte fich in der Nacht zum Sonntag in der Gegend des großen Stern" im Thiergarten, in geheimnisvoller Weise in den Gebüschen. Biele Neugierige haften fich ihnen angeschloffen und warteten der Dinge, die da kommen sollten. Es wurde alsbald ein Faß Bier aufgelegt und das Seidel machte die Runde, bis ein Mitglied der mysteriösen Schaar das Wort ergriff, um dem Stifter der Turngemeinde vom 19. Dezember" eine Ge­dächtnißrede zu halten. Dieser, ein ehemaliger Maurermeister, hatte, der B. B. 3." zufolge, bei seinem Tode ein Kapital mit der Bestimmung ausgefeßt, daß die Mitglieder alljährlich an seinem Geburtstage im Thiergarten zur Nachtzeit ein Faß Bier austrinten und dabei seiner gedenken sollen. Dieses Ver mächtniß wird immer streng innegehalten. Von den noch lebenden fiebzehn Mitgliedern hält einer die Gedächtnißrede, nachdem werden einige Turnlieder gesungen und im Dauers lauf begeben sich die Mitglieder in ein hiesiges Lokal, wo das Feft mit einem gemeinschaftlichen Abendessen seinen Ab­schluß findet.

Unsägliche Noth herrscht, wie der Staatsb. 3tg." fei tens eines Gerichtsvollziehers mitgetheilt wird, in der Familie des Steinmeßstraße 56, of 1. wohnenden Schneidermeisters Fliege. Der Gerichtsvollzieher, welcher den Auftrag batte bei Fliege eine Pfändung vorzunehmen, fand dort nichts, als das nadte Elend. Derselbe hat als erster 1 M. für die Armen gespendet. Gerade jezt zur Weihnachtszeit finden sich gewiß barmherzige Seelen, die fich der Armen erbarmen.

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Nachdem von ärztlicher Seite darauf hingewiesen war, daß nicht selten Schüler der höheren Lehranstalten durch Schwerhörigkeit in ihrer geistigen Entwicklung gehemmt würden, hat, wie die Deutsche Med. Wochenschrift" meldet, der Kultus minister die bezüglichen Thatsachen ermitteln lassen. Bufolge einer an die Provinzialschulkollegien gerichteten Birkularver fügung hatten sämmtliche höhere Schulen anzuzeigen, wie viel schwerhörige Schüler fich in jeder Klaffe befinden. Nach dieser Emittelung beträgt die Anzahl der schwerhörigen Schüler in

hatte, will ich überhaupt nicht reben, die find längst bei allen Teufeln. Es ist eine Schmach nun, ich will nichts gefagt haben!"

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Er nahm haftig einen Schlud aus seiner Bierflasche und fuhr dann fort:

war?

Was hat denn Schmidt vorgestern in der Versamm lung gefagt? Waren wir nicht alle 3eugen, und können wir nicht alle beschwören, daß es die lautere Wahrheit Müssen wir nicht arbeiten wie die 3ugthiere von früh bis spät, giebt es einen Aufenthalt für uns, haben wir eine Aussicht auf bessere Beiten? Jeber von uns weiß es, wie wir daftehen, ein unbestimmbarer 3ufall, ein Nichts macht uns brotlos, bann stehen wir da, hungernd und frierend, und fein Mensch kümmert sich um uns. Am aller­wenigsten die Leute, die durch unsere Kraft Hunderttausende zu Hunderttausenden schlagen, bis es Millionen werden, und auch dann noch sind sie unerfättlich. Das erkennt doch Jeder von uns, selbst der dümmste Laufbursche weiß es, und weshalb sollten wir es nicht sagen? Wird die Sache das durch besser, daß wir unseren Grimm bei uns behalten, daß wir nicht einmal klagen dürfen, nicht auf Mittel sinnen sollten, daß auch wir einmal uns unseres Lebens freuen tönnen, denn wir haben doch auch ein Recht zum Leben. An mir liegt nicht viel, ich bin ein alter Kerl, und wer weiß, wie lange ich noch den Hammer führe, aber Recht gehabt hat der Schmidt boch, er ist ein braver Junge, daß er wenigstens auszusprechen gewagt hat, was uns quält.

Das ist meine Meinung und damit Punktum!"

Wieder ertönte die Glocke, die langen Treibriemen der Maschine fingen an zu spielen, nach wenigen Minuten er

flangen bumpf und wuchtig die Schläge der schweren Hämmer, die Funken umfprühten die nervigen Gefellen der Schmiede wie Regentropfen, die scharfen Feilen freischten an dem harten Stahl, es klopfte, hämmerte und pochte, bas zwischen flapperten und raffelten die Triebräder die ge­wöhnliche Unterhaltungsmusik der Fabrikarbeiter.

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Hoch oben in einer jener faftenartigen, langweiligen Miethstasernen mit den schmutzigen, ausgetretenen Treppen,

ben höheren Schulen Breußens 2,18 pet. der Schülerzahl, von denen 1,74 pt. der Gesammtzahl der Schüler( oder 80 pCt. der Schwerhörigen) mit diesem Uebel schon bei ihrem Eintritt in die Schule behaftet gewesen find. Nur bei 0,44 pet. Der Schüler der höheren Schulen und nur bei 0,31 pCt. der Schüler der Vorschulen fällt die Entstehung der Schwerhörig teit   in die Beit des Schulbesuches. Von denjenigen Fällen, in welchen der Anlaß der Schwerhörigkeit zu bestimmter Kennt­niß der Schule gelangt ist, erweist sich die volle Hälfte als Folge von Masern, Scharlach und verwandten Krankheiten, welche ebenso häufig erst nach dem 9. Lebensjahre eintreten als vor demselben. In der Vertheilung der Schwerhörigen auf die einzelnen Klaffen ist auch kein Steigen der Verhältniß­zahlen nach den aufsteigenden Klaffen ersichtlich, so daß fich tein ursächlicher Einfluß der Schule auf die Entstehung der Schwerhörigkeit nachweisen läßt. Die Unterrichtsverwaltung befindet sich daher gegenüber der Schwerhörigkeit von Schülern höherer Schulen in wesentlich anderer Lage als gegenüber ihrer Kurzfichtigkeit, welche mit den aufsteigenden Klassen zu­nimmt und daher eine spezialärztliche Untersuchung der höheren Schulen erforderte. Die gleiche Sorge hinsichtlich der Schwer hörigkeit ist ausschließlich dem Elternhause zu überlassen. Der Schule ist nach einer fürzlich erlaffenen Verfügung des Kul­tusministers nur zur Pflicht zu machen, daß sie bei den tusministers jenigen schwerhörigen Schülern, welche ihr lebel noch nicht zur Theilnahme am Unterricht unfähig gemacht, durch besondere Berücksichtigung die nachtheiligen Folgen für die geistige Ent wickelung möglichst ermäßige, und daß fte, wenn die beginnende widelung möglichst ermäßige, und daß fte, wenn die beginnende Schwerhörigkeit den Eltern noch nicht bekannt zu sein scheint, diese fofort in Kenntniß sebe. und ihnen die Einholung ärztlichen Rathes anheimgebe.

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Ein seltenes Jubiläum feiert am 25. Dezember der Webergeselle Karl Lindner, Andreasstr. 49. Derselbe verfertigt seit dem Jahre 1860 ununterbrochen Weihnachts- Pyramiden zum Preise von 10-50 Bf. pro Stüd. Jährlicher Absatz 150-200 Stück. Wir wünschen dem Jubilar ein fröhliches Weihnachtsfest.

Ein Privatgelehrter E. Gravenhorst sendet an wohl habende Juden ein Schriftchen über Moses Mendelssohn  , be gleitet von einem autographirten Bettelbriefe, worin er um 40 Pf. für die Broschüre bittet ,,, um einem armen Manne dadurch eine Weihnachtsfreude zu bereiten". Der Mann und sein Stubengenoffe J. J. Drandt betreiben diesen Bettel syste matisch; früher mit Schriften über den herrschaftlichen Diener" matisch; früher mit Schriften über den herrschaftlichen Diener" und den herrschaftlichen Kutscher", zuletzt im Oktober über den Hofprediger Stöcker, seine Feinde und seinen Prozeß". Sie besteuern, wie man sieht, vorurtheilsfrei eine Partei nach der andern.

Unter der Ueberschrift: Nordwind" schreibt der Ham burger Meteorologe der Voff. 8tg." d. d. Hamburg  , den 22. Dezember: Das Drudmarimum, welches während zweier Tage ziemlich heiteres Wetter mit leichtem Frost brachte, bat einen Angriff durch eine schwache aus West tommende De preffion erfahren, wobei das Gebiet hohen Drudes nach Süd­often verschoben wurde. In Folge dieser veränderten Druck vertheilung trat Südwind ein, da die Luft von dem nun süd lich gelegenen hohen Druck nach dem Gebiet mit schwachem Drud im Nordwest strömte. Die Wendung des Windes nach Süd und sodann nach Südwest brachte am Dienstag Nach mittag in Hamburg   Regen und Thauwetter hervor. Die De preffton, welche diese Witterungsänderung bedingte, ist jedoch in Abnahme begriffen, und schon werden durch die deutsche Seewarte aus England Nordwestwinde bei sinkender Temperatur und steigendem Barometer gemeldet. Das eingetretene Thau­wetter wird also keinen Bestand haben, dagegen wird wieder leichter Frost bei vorwiegend trockenem Wetter und zunächst nördlichem Winde eintreten.

Das hiesige Koschat'sche Doppel- Quartett, welches es fich zur Aufgabe gestellt, die Kompofitionen des f. f. Rammer fängers Thomas Roschat in Wien   zum Vortrag zu bringen, sängers Thomas Koschat   in Wien   zum Vortrag zu bringen, giebt am ersten Weihnachts- Feiertage im Etablissement Buggen bagen unterstügt von anderen fünstlerischen Kräften, eine Na fine Das Doppel- Quartett sett sich ausschließlich aus Süd­batschen zusammen und bringt die Lieder vorwiegend im Kärntner  , Tiroler und Oberbayrischen Dialekt zum Vortrag.

In Betreff des vielbesprochenen Konfliktes einer bes deutenden Anzahl von Berliner   Rechtsanwälten mit dem Land gerichts. Präsidenten Bardeleben erhält die ,, B. B. 8tg." fol gende authentische Darlegung: Eine Versammlung von An­wälten hat unter dem Vorsiz des Herrn Geh. Justizrath Laué zur Besprechung der streitigen Angelegenheit nicht stattgefunden. Dagegen ist allerdings eine Bewegung im Gange, welche be­zwedt, eine möglichst große Bahl von Anwalten zu dem Ent­schluß zu vereinigen, bis zur Aufhebung jener Verfügung des Herrn Präsidenten Bardeleben Vertretungen in Straffachen überhaupt nicht zu übernehmen. So viel verlautet, ist eine überhaupt nicht zu übernehmen. sehr bedeutende Anzahl von Rechtsanwälten zu diesem Schritt entschlossen, nicht etwa, um bei dem Betreten der Kriminalsäle einen Vorzug vor dem Publikum zu haben, sondern weil für den als Vertheidiger oder Vertreter eines Privatklägers auf tretenden Rechtsanwalt die Möglichkeit, vor Beginn der Ver­handlung in der ihn betreffenden Sache an dem für die Ver

den feuchten Wänden wohnte der aus der Fabrik entlassene Maschinenbauer Wilhelm Schmidt.

Es sah etwas dürftig aus in der Stube und Küche, die er seine Wohnung nannte, trotzdem aber fehlte ein ge wisser Anstrich von Behaglichkeet nicht. Früher sah es beffer aus, er hatte ein Mahagoni- Kleiderspind und eine Kommode beseffen, leider hatte er diese Gegenstände jedoch Kommode beseffen, leider hatte er diese Gegenstände jedoch eines Tages, als seine junge Frau schwer frant barnieber lag und die Begräbnißkosten für seine alte Mutzer gebedt werden mußten, mit seinem alten Freunde die knarrenden Treppen hinabtragen und zu einem Tröbler bringen müssen. Seitdem sah es leer aus in dem zweifenftrigen 3immer, aber man gewöhnte fich daran und tröstete sich mit dem Gedanken, daß einst der Verdienst ein besserer werden würde, und dann konnte man sich die verloren gegangenen Sachen ja wieder anschaffen.

Die junge Frau hatte soeben die Petroleumlampe mit dem grünen Schirm angezündet, sie hatte auch den Ofen geheizt, denn sie wußte es, daß ihr Mann die langen Winterabende nicht gern in der Küche zubrachte, er freute sich dann über seinen kleinen Sprößling, mit dem er irog feiner riesigen Fäuste so zart und vorsichtig spielen konnte, als hätte er sein Lebtag nichts anderes gethan.

Jetzt allerdings lag der junge Weltbürger noch in eine Wiege befaß er nicht, die Mutter seinem Waschkorbe

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hatte ihn gebadet und seinen brallen Körper in ein frisches Hemd gesteckt. Gewiß träumte er von seinem Vater, in dessen Krauskopf er seine Finger vergrub und an dessen Schnurrbart er seine ersten findlichen Kräfte versuchte.

Die junge Mutter beugte sich über ihn und betrachtete

mit stillem Glück ſein im Traum lächelndes, rofiges Rinder­gesicht. Sie war eine schlanke Blondine mit tiefblauen Augen, nur an den feinen durchsichtigen Händen und den blauen Abern an den Schläfen bemerkte man noch bie Spuren der überstandenen Krankheit.

Sie blickte auf die Uhr. Noch drei Stunden, bis ihr Mann nach Hause fam, eine lange 3eit noch. Sie warf einen Blick nach der Nähmaschine, die in einer Ede stand, doch der Arzt hatte es verboten, fie durfte noch nicht arbeiten.

theidiger bestimmten Tisch fich niederlaffen zu dürfen, unter vielen Umständen zur Erfüllung seiner Aufgabe sehr wesentlich ist. Nicht um die als Zuhörer zu einer Kriminalsache erscheinenden Hechtsanwälte handelt es sich, sondern um diejenigen, welche an einem und demselben Tage vor demselben Gerichtshof zu fungiren haben. Wie bekannt, stehen stets vor derselben Straflammer an einem Tage durchschnittlich zehn Termine an. Diese werden hintereinander anberaumt, ohne daß irgend Jemand vorher zu berechnen in der Lage ist, wann zum Beispiel der auf 10% Uhr festgesette Termin wirklich abgehalten wird; häufig ist dies aber befannilich erst nach Stunden der Fall. Da nun in den durchschnittlich zehn Strafsachen pro Tag und Kammer mehrere Rechtsanwälte aufzutreten pflegen, so würden alle diejenigen, deren Termine nicht ganz' pünktlich um die angesezte Stunde abgehalten werden, auf den Korridoren warten, bis etwa thre Sache an der Reihe ist. Ein solches Warten auf dem Flur in Amtstracht schädigt das Ansehen eines nothwendigen Organs der Strafrechtspflege derart, daß gerade diejenigen Rechts­anwälte, welche die Würde ihres Berufes hochhalten, am meisten entschloffen sind, eine solche Situation nicht auf sich zu nehmen. Das Warten auf dem Flur nimmt übrigens den betreffenden Herren, welche die bis zum Beginn ihrer Sache oft sehr lange Beit sonst durch anderweite Arbeiten im Saal während der Den ihrigen vorhergehenden Verhandlungen auszufüllen pflegten, Die Gelegenheit dazu. Ueberdies fällt durch die getroffene An ordnung die Möglichkeit fort, vor dem Termin noch einmal die Gerichtsaften einsehen zu fönnen, da diese Akten nach dem Sehr häufig hängen Flur nicht verabfolgt werden können. Freiheit und Ehre eines Angeklagten davon ab, daß sein Ver theidiger vorher fich darüber hat informiren tönnen, welches den Aften ersichtlichen Ergebniß die bisherigen, aus Untersuchungshandlungen gehabt haben. Und sehr häufig ist diefe Atteneinsicht nicht früher, als kurz vor dem Termin möglich, weil die Aften vorher zwischen dem Staatsanwalt und den Untersuchungsrichtern, dem Vorfizen­den und dem Referenten unterwegs find. Thatsächlich ist übrigens der Fall vor wenigen Tagen eingetreten, daß cin Vertheidiger um die schriftliche Erlaubniß nachsuchte, vor dem Beginn der Verhandlung, bei welcher er betheiligt war, zum Bwed des Altenstudiums den Sizungsfaal betreten zu dürfen, daß ihm diese Erlaubniß aber versagt wurde. Nun ist den Rechtsanwälten aber gerathen worden, daß fie in dem gewöhn lichen Zuschauerraum Plaz nehmen mögen, bis es zu ihrer Vers handlung fommt. Dieser Rath ist indeffen nicht befolgbar, da das Publikum der sogenannten Kriminalstudenten in den Moas biter Sigungsfälen doch zu eigenthümlich ist, um einem in Amtstracht befindlichen Rechtsanwalt ein Beieinanderfißen mit diesen Elementen möglich erscheinen zu laffen. Aftenstudium in Gegenwart dieser Kriminalstudenten wäre geradezu ohne schwere Schädigung der Strafrechtspflege ausgeschloffen.­Aus diesen Gründen werden wohl sehr viele Rechtsanwälte jenem oben besprochenen Beschluß beitreten, im Intereffe thres Standes, im Intereffe der von ihnen vertretenen Parteien und im Intereffe ihrer sozialen Stellung." Wir nahmen gestern von den Ansichten der Gegenpartei Notiz und glauben daher auch die Anschauungen der Anwälte unseren Lesern unterbreiten zu sollen. Wir unsererseits glauben übrigens, daß die Anwälte im Recht sind,

Nach einer bei der Kriminalpolizei gemachten An­Beige find vor etwa drei Wochen die in Castan's Banoptikum aufgestellten Wachsfiguren bestohlen worden und zwar aus der Hand Boltaire's eine geschnigte Elfenbeindose mit dunkler Gra virung und von der Brust eines Schüßenkönigs fünf filberne und bronzene Medaillen.

Zur Ermittelung eines Raubmörders wird folgendes belannt gemacht: Am 1. November d. J. wurde in Bogens hausen in Bayern   der vormalige Delonom Michael Bader ermordet und beraubt. Nach verschiedenen Aufschreibungen, welche in seinem Nachlaffe gefunden worden, dürften folgende Werthpapiere geraubt sein: a) 21 Stüd Pfandbriefe der Sypotheken- und Wechselbant zu je 2000 Mart, b) 44 Stück zu je 1000 Mart, e) 15 Stüd zu je 200 Mart, d) 10 Süd zu je 100 Mart, e) 50 Stüd bayerische Eisenbahn- Anlehns- Obit gationen zu je 400 M. Die einzelnen Nummern dieser Obli gationen, von denen bei den unter a und e bezeichneten nur die sogenannten Mäntel vorhanden waren, während bei den übrigen die Kouponbogen und Talons mitgeraubt zu sein scheinen, find auf dem hiesigen Rtiminal- Kommissariat zu erfahren. Auf die Ermittelung und Festnahme des Raub mörders ist eine Belohnung von eintausend Mark ausgesetzt.

Vereine und Versammlungen.

Die Vereinigung der deutschen   Stellmacher, Mitglied­schaft Berlin  , hielt eine Vereinsversammlung am Sonrabend, den 19. d. M., in Gratweil's Bierhallen, ab. Auf der Tages ordnung stand: 1. Vortrag; 2. Wahl eines Revisors; 3. Wahl einer Kommission für Arbeitsausgabe; 4. Verschiedenes. In seinem Vortrag erläuterte Herr Graack die Beschaffenheit zweier Räder, von denen er das eine, in Folge des vielen Sturzes, mit der heutigen Innung verglich. Das andere jedoch, ein Rad, wie es heute in Berlin   gangbar ist, sei ein Sinnbild der

Mechanisch ergriff sie ihr Stridzeug, da ertönte energisch und fräftig die Klingel das war ihr Mann.

Erschreckt flog fie nach der Thür, um zu öffnen. " Du kommst so früh, Wilhelm, ist Dir etwas paffirt?" fragte fte ängstlich.

,, Laß mich nur erst hinein," entgegnete er scheinbar ruhig, es ist nichts von Bedeutung!"

Er trat in bas 3immer, legte seine Müge ab und setzte sich an den Tisch.

Düsteren Blides schaute er einen Augenblick in die Lampe  , dann stand er auf und trat an die Lagerstätte seines Knaben. Vorsichtig lüftete er die Decke und fuhr dem Rinde sanft mit der Hand über die Stirn.

Marie," sagte er zu seiner Frau, die ihn sprachlos be trachtet hatte, Marie, wir werden traurige Weihnachten

haben."

H

" Traurige Weihnachten, weshalb?"

" Sehr einfach," entgegnete er, man hat mich urplöt lich aus der Arbeit entlassen, weil mein Auftreten außer­halb der Fabrit ein derartiges ist, daß das gute Einvers nehmen, welches zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern herrschen muß, leicht gestört werden könnte!"

Er sagte diese letten Worte mit Bitterkeit, seine Faust ballte fich und dennoch lächelte er.

Seine Frau sah ihn mit ihren großen Augen wie geistesabwesend an, sie schien die Tragweite des Gehörten noch gar nicht erfassen zu können. Sie machte eine Bes wegung, als ob sie etwas sagen wollte, er unterbrach sie jedoch heftig.

Es ist unnöthig, daß ich mich jetzt nach anderer Arbeit umsehe, bis Weihnachten geht die Arbeit allerdings flott in allen Fabriken aber alle Plätze sind auch besetzt, und nach ben Feiertagen macht man überall Inventur, bie

Dor

Mitte

Betriebe stehen still, ober Ende Januar ist an dienst einen regelmäßigen Ver gar nicht zu denken. Das sieht fieht ein Jeber ein, es gehört nur wenig Verstand dazu!" Er stand auf und und trat vor seine Frau hin.

schien mächtig in seinem Innern zu arbeiten; wie um