Armuth recht ab gegen die allgemeine Freude. Wie leid thun uns jene armen Kinder, denen in der armseligen Be hausung daheim, wenn sie eine solche haben, kein Weihnachts baum barrt, die aber hungernd und frierend bis in die späte Nacht Straßen und Wirthshäuser ablaufen müssen, un einen„ Hampelmann" oder ein Schäffen" an den Mann zu bringen und dabei stets gewärtig sein müssen, von hart, herzigen Menschen grob angefahren zu werden. Und wie oft wird von Eltern gesprochen, welche sich nicht scheuen, die armen Kinder zu bestrafen, wenn diese nicht genug von ihrer Waare verkaufen.
Alles das ist sicherlich schon oft gesagt worden, aber wir glauben nichts Ueberflüssiges zu thun, wenn wir es hier wiederholen; in unserer rasch und leichtlebigen Beit gewöhnt man sich nachgerade an Alles, auch an den Anblick von Armuth und Elend.
Aber tief verfehlt wäre es, wollte man durch den an solchen Tagen besonders schroff auftauchenden Gegensatz von Armuth und Wohlhabenheit sein Herz vom Hasse entzünden Laffen. Möge das Fest und die Freude der Kleinen alle Herzen milde stimmen. Alles, was die humanen Gedanken der neuen Zeit erfaßt hat, mag sich an diesem Tage im Geiste vereinigen und sich neu geloben, vorwärts zu streben auf der großen Bahn, die uns die neuen Ideen unserer Epoche eröffnet haben.
An diesem Tage dürfen wir träumen von einer schöneren Zukunft, an deren Weihnachtsfest Niemand trauern, sondern Jedermann ein leuchtender Weihnachtsbaum Frieden und Freude in's Herz strahlen wird.
Politische Uebersicht.
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Preußische Maßregeln gegen die Kolportage- Literatur. Der preußische Minister des Innern hat, wie der Hamb . Korresp." erfährt, eine die Handhabung des§ 56 der Gewerbeordnungs- Novelle vom 1. Juli 1883 betreffende Verfügung erlassen, welche so meint genanntes Blatt- der Buftimmung Aller gewiß sein kann, welche die der Verbrecher welt gewidmete Kolportage Literatur nur einigermaßen lennen. Es handelt sich dabei weniger um die Verbrecher- Homane, als um die auf die gröbste Sensation berechnete Ausmalung und Schilderung von Verbrechen und Verbrecher Existenzen, wie sie in Gerichtsfälen zur Erscheinung kommen. Es eristiren bekannts lich Breßerzeugniffe, welche mit den Bildnissen von Mördern geziert sind und auf den Straßen feilgeboten werden. Manche berartige Geschichten" geben zu der Befürchtung Anlaß, daß fie in den Augen von Lesern von schwacher Geistes, Charakteroder Gemüthsbildung die geschilderten Thaten in einer Be leuchtung zeigen, die nicht sowohl abstößt, als für das Ver. brechen intereffirt. Jene Verfügung macht den Behörden zur Pflicht, bei Genehmigung der Kolportage solcher Druckschriften besondere Sorgfalt aufzuwenden.
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Obwohl wir eine derartige Echundliteratur entschieden verurtheilen, so können wir dennoch ein Extra- Vorgehen gegen dieselbe nicht gutheißen, weil erstens schwer zu entscheiden ist, welche Schriften zu einer solchen Literatur zu rechnen sind und aweitens folche polizeiliche Maßregeln am allerwenigften geeignet sind, dem Uebel zu steuern. So lange noch die soge nannten„ anständigen" Unterhaltungsblätter spaltenlange Berichte über Mordaffären und Hinrichtungen bringen, in welchen Die einzelnen Umstände bei denselben mit einer cynischen Rohheit geschildert werden, und so lange sogar die sogenannte beffere Gesellschaft mit einer wahren Gier nach dieser Lektüre verlangt, wäre es ein ganz unnüßes Beginnen, bei passender Gelegenheit einige Druckschriften zu lonfiisziren, welche nach Ansicht irgend eines Polizeibeamten oder Staatsanwalts zu ben
oben gedachten Schundschriften zu rechnen find. Augenscheinlich will der Herr Minister mit der strengeren Handhabung des Kolportage: Paragraphen der Hauptsache nach einer weiteren Verwilderung und Entstillid, ung vorbeugen, das wird aber durch das Verbot irgend einer Räubergeschichte nimmer erreicht werden. Es tritt hier wieder die alte, aber immer noch moderne Ansicht zu Tage, daß nur die dem„ gemeinen" Mann zugängliche Literatur verderblich wirke und event. sogar verbrecherische Triebe erzeugen fönne, obwohl die Wirklichkeit für diese Annahme feineswegs den Beweis liefert. Man fann fich leicht von dem Gegentheil überzeugen, wenn man gelegentlich eines sensationellen Prozesses einen Blick auf Das im Zuhörerraum befindliche Publikum werfen will; die fog. beffere Gesellschaft, deren Leliüre sicher nicht die auf den Straßen zum Verkauf gelangende ist, füllt fast ausschließlich den Gerichtssaal. Der Prozeß Graef , welcher gewiß noch Allen in Erinnerung ist, hat dies aufs Neue bewiesen. Sah doch die Umgegend des Kriminalgebäudes einem Jahrmarkt ähnlich, nur daß statt der Marlifrauen arte" Damen und glaceebehandschuhte ,, Herren " fast ausschließlich das Terrain beherrschten. Die sogenannte beffere Gesellschaft prügelte fich faft um die Pläße im Bu hö: erraum und je ekelhafter die Situation wurde, um so höher
,, Können Sie es?" fragte Barnekow, in dessen Augen der Haß wieder aufblitte.
"
Die Generalin wird selbst ihm die Thüre zeigen!" Weshalb haben Sie von dieser Waffe nicht früher schon Gebrauch gemacht?"
"
,, Einfach deshalb nicht, weil ich sie nicht früher be= feffen habe!"
"
Es wäre für Sie ein Triumph, um den ich Sie bes neiden würde, aber ich glaube noch nicht an die Möglichkeit desselben."
" Ich darf Ihnen nichts Näheres mittheilen", erwiderte Rabe, bie Sache muß einstweilen mein Geheimniß bleiben. Aber das darf ich Ihnen sagen, daß ich mit Sicherheit das rauf vertraue, meinen 3wed zu erreichen. Nur eine Schwierigs feit muß dabei überwunden werden, die, daß ich eine Unters rebung mit meiner Schwester erlange. Schriftlich kann ich ihr die Mittheilung nicht machen, sie würde den Brief dem Oberst zeigen und ihm dadurch die Möglichkeit bieten, sich und seinen Sohn zu vertheidigen, und Sie wissen ja, der Anwesende hat immer Recht."
Bitten Sie die Generalin um ihren Besuch", sagte Barnekow, der mit gespannter Aufmerksamkeit zuhörte. Sie wird nicht kommen."
"
Wenn Sie ihr schreiben, es feien wichtige Mit
theilungen-"
„ Sie glaubt es nicht, und ihre Tochter würde ihr eben, falls abrathen, auf diesem Wege erreiche ich nicht, was ich wünsche. Ich muß meine Schwester in ihrer Wohnung unerwartet überfallen, und das kann nur dann geschehen, wenn der Oberst nicht zu Hause ist. Sie müssen ihn in die Stadt locken, Barnekow, schreiben Sie ihm unter Ihrem eigenen oder einem fremden Namen, was Sie wollen, es ist gleich giltig, wenn Sie nur das erreichen, daß der Oberst durch den Brief fich veranlaßt sieht, zu einer bestimmten Stunde hieher zu kommen. Während seiner Abwesenheit werde ich bandeln, er foll sich wundern über den Empfang, den er bei seiner Heim. fehr findet."
Hm, das Schloß ist jetzt sein Eigenthum;" schaltete Barnekow gedankenvoll ein.
Leider, ich kann ihn nicht daraus vertreiben. Aber
flieg die Begeisterung" des gebildeten Mob. Solche Vor gänge find gewiß dazu angethan, die Ansicht, daß nur die so genannte Schundliteratur entftitlichend wirft, zu beseitigen, und mithin die Maßregeln des Ministers als ungeeignet erscheinen zu lassen. Um Verbrechen und Rohheiten aus der Welt zu schaffen oder dieselbrn auch nur einzuschränken, find ganz andere Maßnahmen nothwendig. Eine höhere Sittlich feit tann nicht durch beliebige Dekrete geschaffen werden, son dern nur durch soziale Reformen, welche geeignet sind, die Ursachen der immer mehr um sich greifenden Entartung zu beseitigen.
Die böse Frage der Sonntagsarbeit läßt die„ Nordd. Allgem. 3tg." nicht zur Ruhe kommen, es ist ihr auch gar zu unangenehm, daß sich im Grunde genommen so gut wie nichts gegen das Verbot der Sonntagsarbeit sagen läßt und daß es fomit eine undankbare Aufgabe bleibt, mit den längst abgestan. denen Phrasen immer wieder gegen diese Forderung zu Felde ziehen zu müffen. Jest bespricht das freiwillige Regierunge blatt in einem leitenden Artikel das bisher zur Frage der Sonntagsruhe aufgefammelte Material, insbesondere die Spezial gesege der Bundesstaaten, und fagt:
„ Wir find gewiß in erster Linie geneigt, jenen idealen Bustand herbeigeführt zu würschen, in dem die Sonntagsruhe allgemein ist, und verkennen die nach dieser Richtung sich be wegenden Anstrengungen weder in ihren Włotiven noch in ihrer Berechtigung. Andererseits aber zeigen auch gerade diese Verordnungen in ihrem Gesammteinbrud wieder von Neuem, wie schwierig es ist, die bei einem generellen Verbote der Sonntagsarbeit von allen Seiten als Nothwendigkeit zugestandenen Ausnahmen zu regeln.( Die alte Glocke St. Vianchesters: Ausnahmen zu regeln.( Die alte Glode St. Manchesters: Bim, bam, bum!) Wenn man aber in Betracht zieht, daß in Desterreich eine Regierung, welche gewiß nicht beschuldigt werden kann, firchenfeindlich zu sein, hand in Hand mit den dortigen Parteien, deren Richtung Richtung mit derjenigen verwandt ist, die bei uns besonderen Nachdruc auf die Forderung eines generellen Verbotes der Sonntagsarbeit legt, ein solches generelles Verbot gesetzlich konstituirt hat, und daß, obwohl diese selbige Regierung fich genöthigt gesehen hat, einen befanntlich höchst umfangreichen Gebrauch von ihrer Befugniß, Ausnahmen zuzulaffen, gemacht hat, den noch dort in Desterreich schon ist sehr laute Klagen betreffs Der praktischen Wirkungen dieser Gesetzgebung erhoben werden, dann dürfte dieser Vorgang für uns doch eine Mahnung zur Vorsicht enthalten..... Das beute zu ziehende Fazit ist, daß auch aus dem nun bekannten Material an Geseßen und Verordnungen über diese Frage obre Vergleich mit den Ergebnissen der angestellten Enquete eine Entscheidung kaum ge froffen werden lann, daß aber dieses Material von Neuem zeigt, daß nur unter Berücksichtigung der in verschiedenen Gegenden verschiedenen Bedürfnisse diejenige Lösung möglich er fcheint, welche dem idealen Bustand allgemeiner Sonntagsruhe mit den nicht abweisbaren wirthschaftlichen Rücksichten zugleich Rechnung trägt."
Die Berufung auf die Ausnahmen, welche selbst" die ,, lirchenfreundliche" österreichische Regierung machen mußte(?) find also die Beweise, welche ausschlaggebend sein sollen gegen die gefeßliche Sonntagsruhe. Das ist wirklich start! Ebenso gut lönnte fich das offiziöse Organ auf irgend einen anderen Staat berufen, wo gar kein Verbot der Sonntagsarbeit egiflirt, um daraus das Resultat zu ziehen, daß das Verbot der Sonn tagsarbeit unmöglich sei. Natürlich wird in Desterreich von gewiffen Leuten, die in der Woche schon 6 Sonntage haben, über die Einschränkung der Sonntagsarbeit geklagt, folche Klagen ertönen zuweilen sogar in England und Amerika , wo Sonntags für schweres Geld noch nicht einmal frisches Brod zu haben ist, weil es teinem Bäcker einfallen wird, am Sonntage zu arbeiten. Troßdem ist in jenen Ländern Niemand geneigt, folchen geldgierigen Heulmeiern irgend welche Bedeutung bei Aumeffen und ebensowenig verdienen die Rufe furzfichtiger oder fanatischer Menschen in Defterreich beachtet zu werden. Nur die preußisch offigiöse Nordd. Allg. Stg." scheint es bedeutsam zu finden, daß fich solche Stimmen gegen die Sonntagsruhe erheben. Nur immer hübsch langsam, ja recht ,, vorsichtig", das ist die Parole dieses gouvernementalen Blattes geworden, wenn es fich um Verbesserung der Lage des arbeitenden Volles handelt. Kommt die ,, nothleidende Landwirthschaft" in Frage, so tann es natürlich gar nicht schnell genug geschehen. Es geht doch nichts über eine ,, weise Borsicht"!
Die Freifinnige Zeitung" im Loyalitätsfrack. Die Demokratischen Blätter" schreiben: Nachdem die Fret finnige Beitung" ihren devoteften Bückling vor Kronprinz und Kronprinzeffin gemacht hat, um sich der hohen Protektion für fünftige Fälle zu verfichern, muß ihr jetzt der König von Sachfen als Nothhelfer wider die Schußzölle dienen, indem sie ihm den Ausspruch in den Mund legt, er habe von Anfang an nicht an den Segen der Schußzölle geglaubt. So oft im Reichstage oder in der Preffe von den Konservativen der Kaiser in die Debatte hineingezogen wird, ist Herr Richter so fort bei der Hand, um wider diesen Verstoß gegen den Kon fiitutionalismus zu wettern; der unverantwortliche Träger der Krone stehe über den Parteien und dürfe nicht in den Streit
meine Schwester wird es mit ihrer Tochter verlassen, und der Herr Assessor kann dann seine schönen Hoffnungen auch zu Grabe tragen."
des Tages hineingezogen werden. Was dem König von Preußen recht ist, sollte dem König von Sachsen billig sein. Die Freifinnige 8tg." denkt aber anders. Unkonftitutionell ist für fie nur das, was zu ihren Zwecken nicht paßt, im höch ften Grade tonftitutionell dagegen das, was ihr zur Förderung ihrer Zwecke dienlich scheint. Wenn das so weiter geht, wird das freisinnige" Blatt noch die sämmtlichen Heiligen des Gothaer Hoftalenders zur Unterſtügung seiner Bestrebungen aufmarschiren laffen." Wir haben dem nichts hinzuzufügen.
Ein Urtheil über Arbeitsentlassung. Der gemäßigten, viefach offiziösen Mittheilungen zugänglichen Münchener Allgemeinen Beitung" wird aus Berlin geschrieben: In der hiefigen Arbeiterpartei erregt es nicht wenig Mißtrauen, daß der eine ihrer Kandidaten bei der legten Stadtverordneten wahl, Vergolder Böhl, plöglich, angeblich wegen Arbeitsmangels, von dem Unternehmer, der ihn seit 6 Jabeen be schäftigte, entlassen worden ist. Eine solche Maßregelung aus rein politischen Motion müßte natürlich böses Blut machen, zumal die biefige Arbeiterpartei fich innerhalb der gesetzlichen und allerdings durch das Gesetz eingeengten Grenzen gehalten hat." Das ist ja recht verständig; wenn die Herren nur bei allen ähnlichen Vorfällen so unbefangen urtheilen möchten.
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Die Frage der Zuchthaus und Gefängnißarbeit wird aller Wahrscheinlichfeit nach unsere Parlamente bei ihrem demnächstigem Wiederzusammentritt eingehend beschäftigen. Als vorläufiges Material für die zu erwartenden Berathungen darf eine soeben im Bureau des Reichstages niedergelegte Betition gelten, welche von 14 264 Schuhmachern aus allen Theilen Deutschlands unterzeichnet ist und in welcher das Verbot der Gefangenarbeit für Privatgewerbetreibende verlangt wird.
und
zwar
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Die regelmäßig wiederkehrenden Unglücksfälle in den Bergwerken find die Veranlassung gewesen zur Bildung einer preußischen Schlagwetter Rommission, welche die Aufgabe übernommen hat, die Ursache der Unfälle zu er gründen und Mittel zu deren Beseitigung in Vorschlag zu bringen. In Bochum waren nun vor einigen Tagen die sämmtlichen Grubenbeamten- Vereine des berbergamtsbezirks Dortmund zusammengelommen, um einem Vortrag des Berg affeffor Nonne aus Dortmund über die Thätigkeit der preußischen Schlagwetter- Kommission zu hören. Nach den Ausführungen des Herrn Nonne haben der Kommission 1070 Explosionsfälle -die Jahre 1861 bis 1882 umfassend zur Begutachtung vorgelegen. Von diesen 1070 ist bei 1036 die Ursache ermittelt bet 58 Prozent der fämmtlichen Exploftonen die Anwendung des offenen Lichtes, bei 27 Brosent aber die schlechte Beschaffenheit der Lampe . Hieraus geht zur Genüge hervor, daß sich die obligatorische Einführung der verschlossenen Sicherheitslampe auf allen Gruben, die mit schlagenden Wettern zu fämpfen haben, empfiehlt. Da die Schlagwetter Kommission selbst die obligatorische Erklärung der Sicherheitslampe auf der bereits erwähnten Kategorie Gruben befürwortet, so wird die Maßregel gewiß zur Ausführung fom men. Im ganzen preußischen Staate find überhaupt 76 000 Wetterlampen im Gebrauch, wovon 50 000 auf den Oberberg amtsbezirk Dortmund , 17 500 auf das Saarbrüder Revier ents fallen. Die Kommission hat alle vorhandenen Lampensysteme geprüft und setzt diese Prüfungen im Laboratorium zu Bochum noch fort, aber von allen vorhandenen Lampen hat keine als Normallampe, die allen billigen Anforderungen entspräche, empfohlen werden können. Die Kommission hat ferner intereffantes Material in Bezug auf das Durchschlagen der Flamme durch den Drahtkorb der Lampen zu Tage gefördert. Herr Nonne ersuchte die Beamten schließlich, die Arbeiter in entsprechender Weise über die Schlagwetter zu belehren. Legteres geschah bis jest fast gar nicht.( Das ist leider sehr traurig!)
Wir wollen hierzu noch bemerken, daß von dem Steiger a. D. Herrn Raue aus Weißstein in Schleften dem Reichstag eine Petition vorgelegt worden ist, in welcher der Betent ein Mittel in Vo schlag bringt, welches geeignet sei, allen Schlagwetter Explosionen vorzubeugen. Herr Raue bittet den Reichstag , ihm Gelegenheit zu geben, seine Behauptungen theoretisch und praktisch zu beweisen.
Der Landesverrathsprozeß gegen Kapitän a. D. Saraum aus Kopenhagen und Schriisteller Röttger aus Main , wird nach der Nationalstg." in den ersten Monaten" des fommenden Jahres vor dem Reichsgericht zur Verhandlung gelangen.
Vom preußischen Staatsrath hat man lange nichts gehört. Im Laufe dieses Herbstes ist er nicht einberufen wor den, und dem Vernehmen nach steht die Einberufung auch für Das neue Jahr vorläufig noch nicht bevor, wenn es auch nicht, wie vorsichtig in Regierungsfreisen hinzugefügt wird, als aus. gefchloffen betrachtet werden kann, daß er noch zur Berathung irgend welcher Vorlagen berufen würde. Man hatte daran gedacht, so heißt es, die Entwürfe über Ausdehnung der Kreisund Provinzialordnung auf westliche Provinzen dem Staats. rathe zu unterbreiten; man ist aber von diesem Gedanten abgegangen, weil diese Vorlagen doch im Ganzen auf einem schon in Wirksamkeit befindlichen Prinzipe beruhen und im Ganzen nur eine Ausdehnung der im Osten der Monarchie bestehen
"
nahm, ich bin bereit, Ihnen sofort das Gegentheil zu be weisen." Sie werden jedenfalls denken, ich habe aus dem Rabe ,,, daraus Schiffbruch doch noch etwas gerettet," spottete Rabe,„ baraus allein erkläre ich mir Ihre Bereitwilligkeit!" Sie vermuthen stets das Schlimmste, Rabe, in Ihren Augen ist Jeder ein Schuft, so lange er Ihnen nicht das Und ich habe die Erfahrung gemacht, daß dies das richtige Prinzip ift," erwiderte Rabe, während Herr v. Bar netow die Karten mischte. Sie denken ganz dasselbe, wenn Sie es auch nicht aussprechen."
In der Seele Barnekow's überwog in diesem Augen blick die Rachsucht jedes andere Gefühl; er dachte nicht einmal daran, daß möglicher Weise ihm selbst eine Falle ge stellt oder sein Vertrauen zu anderen 3weden mißbraucht werden könne, sein Haß gegen den Oberst ließ solche Ge- Gegentheil bewiesen hat." banken nicht aufkommen. Und wann wollen Sie ihren Plan ausführen?" fragte er.
"
" Je eher ich es kann, desto lieber ist es mir." " Ich werde morgen schreiben."
So ersuchen Sie ihn, übermorgen Abend zwischen sechs und sieben Uhr sich hier einzufinden. Als Ort der Zusammenkunft tönnen Sie ihm irgend ein Hotel erften Ranges bezeichnen, das wird ihm Vertrauen einflößen."
Gut, haben Sie mir über diese Angelegenheit noch
mehr zu sagen?"
"
" 1
Nein."
" Dann denke ich, wir brechen auf, im Spielflub er wartet man uns schon."
Gehen Sie allein hin, ich habe keine Luft," ers widerte Rabe, die Gesellschaft widert mich an, seits dem ich weiß, daß man in ihrer Mitte vor Borrath nicht ficher ist."
Fürchten Sie, verlieren zu können?" fragte Herr von Barnekow mit schneidendem Spott.
Ich glaube Ihnen oft genug bewiesen zu haben, daß ich diese Furcht nicht kenne, deshalb können Sie berartige Bemerfungen sich erfparen." Wenn Sie nicht bei Kasse sein sollten-"
"
"
So würden Sie mir feinen Kredit schenken, nachich Ihnen gesagt habe, daß meine Verlobung gelöft ift."
dem
Wenn Sie das glauben, so beurtheilen Sie mich falsch," erwiderte Barnekow, indem indem er ein zierliches Etui aus der Tasche zog und aus diesem ein Kartenspiel
"
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Wie hoch spielen wir?" fragte Barnekow. " Ich spiele gar nicht!"
" Bah, Sie werden sich doch nicht den ganzen Abend langweilen wollen."
" Das ist meine Sache!"
" Haben die Vorwürfe Lofsow's spießbürgerliche Vorsätze in Ihnen gewedt?" fragte Barnekow höhnisch. Wollen Sie vielleicht dadurch seine Verzeihung erkaufen?"
Dann würde ich mich selbst verachten," sagte Rabe, bem bas Blut in die Stirne stieg. Was ich gethan habe, fann ich verantworten und Niemand hat mir darüber einen Vorwurf zu machen."
Wenn ich das glauben soll, müssen Sie es mir bes weisen," sagte Barnekow, während er eifrig beschäftigt war, ein Patiencespiel zu machen, mir scheint doch, die Vorwürfe haben einen nachhaltigen Eindruck auf Sie gewacht. Ich würde Ihnen das so sehr übel nicht nehmen, Rabe, Fräulein von Lossow ist eine beneidenswerthe Partie, und eine Sie würden es gewiß nicht thun," erwiderte Rabe, glänzende Zukunft schlägt Niemand gerne in die Schanze. der dem Spiel mit gespannter Aufmerksamkeit zuschaute.
Ich weiß das nicht, jedenfalls aber würde ich meinen Freunden gegenüber aufrichtig sein nnd mich weber um ihren ein böses Beifall noch um ihren Spott fümmern. Hm Omen, die Patience geht nicht auf, ich werde heute Abend nicht gewinnen!"
Unfinn!"
" Sie mögen Recht haben, aber ich habe zu oft bie