ben Gesetzgebung bedeuten. Und was die Steuergeseze ans langt, so wird dem Landtage in seiner ersten Session ein auf Menderung des Steuersystems hinzielender Entwurf über. haupt nicht zugehen. Mit Steuervorlagen wird man vor­läufig genug im Reichstage zu thun haben. Neben der Zucker Steuer Novelle soll das neue Branntweinsteuergesez eingebracht werden.

Warnung vor Auswanderung nach Australien . Augenblidlich wird Deutschland von Agenten bereift, welche Arbeiter durch Kontratte verbindlich zu machen suchen, in den Buckerplantagen von Queensland ( Australien ) Ellavendienste zu thun. Bisher wurden die Plantagenarbeiten dort von Süd­fce- Insulanern ausgeführt, die außer freier Kost M. 360 für die dreijährige Arbeitszeit oder M. 2,50 pro Woche erhielten. Das Parlament von Queensland hat nun, gedrängt durch die unabhängige Presse und das australische Volk, der dortigen Sllaverei ein Ende bereitet und das Engagiren von Südsee­Insulanern sehr erschwert, ja fast zur Unmöglichkeit gemacht. Um jedoch den Plantagenbeftgern gleichzeitig entgegen zu kom men, hat fie Agenten nach Deutschland und Dänemark gesandt, welche mit Vollmachten versehen sind, deutsche und dänische Arbeiter unter den nachstehenden Bedingungen anzuwerben: Die Arbeiter verpflichten sich, drei Jahre an einem von den Agenten zu bestimmenden Platz für M. 10 pro Woche zu ar­beiten." Die Arbeitszeit in dem sehr wechselvollen Klima, in tropischer Hize, beträgt 12 Stunden täglich; das ist aber selbst dem Neger, der an Entbehrungen und Hize gewöhnt ist, zu viel. Außerdem, was tann ein Europäer, selbst wenn er noch so bescheidene Ansprüche macht, mit M. 10 in einem Lande an fangen, wo die gewöhnlichste Arbeitshose M. 8-10, Hemden M. 8, Stiefeln M. 15-20 toften, ganz abgesehen von Tabat und Bier, welches dem Deutschen unentbehrlich, bei den dor tigen hoben Preisen aber nicht zu erringen ist. Wir warnen ausdrücklich vor der Auswanderung nach Queensland zu dem 3wede, um in den dortigen Buderplantagen zu arbeiten. Die Arbeiter schlagen dort ihre Gesundheit und ihr Leben für ein paar Kapitalisten in die Schanze, welche nichts sehnlicher wünschen, wie ihre schwarzen Sllaven mit weißen zu vertauschen. Laffe fich Niemand durch zweifelhafte und betrügerische Hoff­nungen von Agenten bethören.

Die Verhandlungen zwischen der Türkei und Deutsch land über den türkischen 3 o Iltarif find vor Kurzem zum Abschluß gekommen; praktische Bedeutung wird dieser aber erst erhalten, wenn die übrigen Großmächte beigetreten find, da der vereinbarte Tarif als allgemeiner in Kraft gefeßt werden soll. Bis jetzt macht angeblich Desterreich Ungarn noch Schwierig teiten wegen feiner Konfettions Industrie. Ueber die zwischen Deutschland und der Türkei vereinbarten Bollfäße wird dem Hamb. Korr." folgendes berichtet: Der zufünftige türkische Zolltarif wird der türkischen Gewerbethätigteit einen befferen Schuß als bisher gewähren, und zwar in Form fester Gewichtszölle, welche auf Grundlage von bereits vereinbarten Prozenten des Werthes berechnet werden sollen. Für zahlreiche Hobprodukte, albfabrikate und für Gold. und Silberwaaren ( des Schmuggels wegen) bleibt es bei dem bisherigen Ansat von 8 pet. des Werthes. Erhöht werden dagegen die Zölle für Mehl auf 13-15 pCt., für Kaffee, Kakao und Thee auf 10-12 Ct., für Zucker und Eyrup bis zu 16 pCt., für Spirituosen bis zu 20 pCt., für Droguerien bis zu 10 pCt., für Glas und Glaswaaren bis zu 12 pCt., für Eisen und Metallwaaren bis zu 13 pCt., für Garne zwischen 6 und 11 pCt., für Baumwollwaaren bis zu 20 pCt., für Wollwaaren bis zu 15 pCt., für Konfektionsartilel zwischen 15 und 18 pSt., für Phantafieartitel bis zu 20 pCt. des Werthes u. s. w., fämmtlich umzurechnen in feste Gewichtszölle.

=

Frankfurt a. M., 24. Dezember. Es wurde seiner Beit behauptet, daß bei der sog. Friedhofs Affaire auch die städtischen Friedhofsbeamten Kuh und Nagel fich wörtlich und thätlich gegen das Publikum vergangen hätten. Eine Deshalb vom Magiftrat angestellte Untersuchung blieb erfolglos. Jezt ist auch die auf Wunsch der Stadtverordneten- Versamm­lung von der Staatsanwaltschaft gegen die beiden Beamten eingeleitete Untersuchung eingestellt worden.

Aus Straßburg i. E. wird dem Correspondent für Deutschlands Buchdrucker" geschrieben, daß das Bezirkspräsidium von Lothringen auf Antrag der Mezer Polizeidirektion den dortigen Ortsverein aufgelöst hat. Gründe hierzu find laut Auflösungsbefret folgende: Da der Meter Ditsverein ein wöchentliches Minimum von 21 Mart festsepte und durch ein von sämmtlichen Mitgliedern unterzeichnetes Birkular dies den Prinzipalen fundgab, über die Lehrlingswirthschaft und sonstige Tarifangelegenheiten debattirte und eine Tariflom­mission von 5 Mitgliedern ernannte, welche mit den Prin­3ipalen etwaige Steitigkeiten regeln sollte; da der Verein weiter beschloß, folgende Anträge zur IV. Generalversammlung des Elsaß Lothring . Unterstüß. Bereins zu stellen, als: Grün­dung einer Konditionslosenkasse und Aufstellung eines Normal tarifs für Elsaß Lothringen , ferner nochmals mit dem Faftor der Even'schen Druderei hinsichtlich der 10% ftündigen Arbeitszeit unterhandelte und beschloß, bei dem Bentralvor stand in Straßburg um angemessene Unterstüßung während der Dauer einer

Erfahrungen gemacht, daß derartige Voraussagungen in der Regel eintreffen. Wäre ich abergläubisch, würde ich heute nicht spielen."

Rabe mochte sagen, was er wollte wie alle Spieler mar auch er gegen solche Omina nicht unempfindlich, und er ahnte nicht, dass Barnekow abfichtlich das Patiencespiel ver loren hatte, um ihm eine Falle zu stellen.

Was spielen wir?" fragte der lettere, indem er die

Karten aufnahm.

" Ich schlage meine Tante

" Gut, und der Einsatz?"

" Hundert Thaler."

deine Tante vor!"

eventuellen Arbeitseinstellung nachzusuchen; in Erwägung, daß nach Vorstehendem die Zwede des Unterstügungsvereins ohne diesseitige Genehmigung überschritten und verändert worden sind und daß die im Vereine verfolgten, diesseits nicht genehmigten Zwede nur dazu dienen können, Unfrieden unter den Buchdruckereibefizern hervorzurufen, ba aber im übrigen das öffentliche Interesse die Unterdrückung derartiger Störungen gebietet und weil der Gesangverein ,, Typographia" in sehr enger Beziehung zu dem gedachten Unterstüßungsvereine steht alles dies veranlaßte den Bezirkspräsidenten, auf Grund des Art. 292 des franzöft fischen Strafgesetzbuches( welcher selbst in Frankreich nicht mehr in Kraft ist) den Unterffügungsverein( Orts verein Met) sowie den Gesangverein Typographia aufzulösen. - Außerdem waren die Meßer Kollegen noch mehrfachen Un­annehmlichkeiten ausgesezt, so z. B. wurden 9 Kollegen, welche vier zugereiste Franzosen bereden wollten, Met wieder zu verlassen, von der Polizei eingesperrt( jedenfalls damit die öffentliche Ordnung nicht gestört werde); fünf davon erhielten während einer 17stündigen haft ein Stück Brod und ein Glas Wasser und des folgenden Tages mußten alle neun in Be gleitung von vier Staatsdienern in der Mittagsstunde den ein viertel Stunde langen Weg nach dem Amtsgericht an treten, wo fie aber von dem Untersuchungsrichter vorläufig auf freien Fuß gefeßt wurden. Etwas dagegen zu machen, ist ganz unmöglich, höchstens könnte man erreichen, daß der ganze Unterstügungsverein mit sammt seiner Krankenkasse das Beit liche segnen müßte. Ob noch weitere Schritte gegen die verhaftet gewesenen Kollegen seitens des Gerichts geschehen, bleibt abzuwarten; die diesbezügliche Mittheilung, welche uns in legter Stunde zuging, halten wir für noch nicht be­gründet.

Elberfeld , 22. Dezember. Nachdem die hier seit Kurzem erschienene Freie Preffe für Berg und Mart" auf Grund des Sozialistengesetes verboten worden, erscheint seit heute ein Blatt unter dem Titel: Neue Bürger- Beitung, volksthüm­liches Drgan für Stadt und Land."

Rußland.

-

Die Nowoje Wremja" bespricht in einem Leitartikel die Aufgaben der eingesezten Spezial- Kommission zur Hintanhal tung der Einwanderung von Deutschen und meint, die gedachte Kommission müsse die energischsten Maßregeln ergreifen, um der friedlichen Eroberung Rußlands durch die Deutschen ein Ende zu machen. Fürst Bismarck habe durch die Massenaus weisungen der russischen Unterthanen die russische Regierung belehrt, wie mit Ausländern zu verfahren sei, wenn das Wie der Odefsky Wohl des Staates auf dem Spiele ist." Wiestnit" meldet, wird den in Rußland wohnenden jüdischen Raufleuten nur die Führung von Exportgeschäften gestattet. In Folge dieser Verordnung werden vom 1.( 13.) Januar an von der Behörde diejenigen jüdischen Geschäfte gesperrt wer den, welche sowohl mit inländischen russischen Erzeugnissen als auch mit ausländischen Waaren im Innern Handel treiben. Diese Nachricht, welche der W. Allg. Stg." aus Ddessa über­mittelt wird, flingt doch etwas befremdlich. In Rußland ist freilich Alles möglich.

Amerika.

Wie in den Vereinigten Staaten , tritt man jetzt auch in Kanada der Einwanderung von Chinesen ent schieden entgegen. Durch ein dort kürzlich erlaffenes Gesetz ist Chinesen, welche fich nicht durch vorschriftsmäßige Päffe als Staatsbeamte, Kaufleute, Touristen oder Studenten ausweisen Zönnen, der Eintritt in das Dominium bei Strafe nur gegen Bahlung eines hohen Kopfgeldes( 50 Doll.) gestattet; ferner darf kein Schiff nach tanadischen Häfen mehr als 1 chinesischen Baffagier auf je 500 Tonnen seines Raumgehalts befördern, und zwar bei einer Strafe von 50 Doll. für jeden überzähligen Passagier. Landung von Chinesen vor Sahlung des Kopf­gelbes wird an den Schiffern durch Geld und Freiheitsstrafen und Konfislation des Schiffts geahndet. Es ist doch wirt. lich jammerschade, daß die thörichten Kanadier die anspruchs­losen" und bescheidenen" Arbeiter fern zu halten suchen nicht wahr liebe Nordd. Allg. 8tg."?

-

Gerichts- Zeitung.

-

Das staatsgefährliche Strumpfband. Im Elsaß be. steht bekanntlich noch die alte Sitte, daß bei Hochzeiten die Freunde des Bräutigams berechtigt find, der Braut das Strumpfband abzuverlangen. Diese Beremonie erfolgt gewöhne lich während des Hochzeitsmables. Früher mußte die Braut in Gegenwart aller Hochzeitsgäfte fich eines ihrer Strumpf­bänder von den jungen Leuten abnehmen laffen. In unserer prüderen Beit nimmt fie es selbst ab und überreicht es den Berechtigten". Das Band wird in fleine Stücke zerschnitten. Jeder der Hochzeitsgäfte erhält ein Stückchen. Die Damen tragen daffelbe auf der linken Seite; die Herren erhalten ihr Alle Gäfte tragen das Knopfloch damit geschmückt. Bändchen", so lange die Hochzeit dauert. Am 15. Juli dieses Jahres verheirathete sich, wie der Expreß" berichtet,

Thaler dazu. Jetzt übernahm Barnekow die Bank, er zog die Karten rascher ab, Rabe vermochte dem Spiel kaum zu folgen.

Der Verlust des letzteren wurde mit jeder Taille größer, er pointirte höher, die wachsende Aufregung trieb ihm den Schweiß auf die Stirne.

" Sie wollen das Glück forziren," sagte Barnekow ruhig, ich würde das nicht thun."

Ich sehe nochmals fünfhundert Thaler auf die Dame," erwiderte Rabe mit heiserer Stimme, während er in der zitternden Hand das Champagnerglas hielt.

"

-

" Wie Sie wollen!" fagte Barnekow ruhig. Ueber Dame, Sie haben verloren!" nehmen Sie die Bank, oder wünschen Sie-

" 1

Die zehn ersten Taillen übernehme ich."

Gut, beginnen wir."

Herr von Barnekom holte sein Portefeuille aus der Tasche und legte ein Packet Banknoten vor sich hin. Nabe zog die Glocke und forderte eine zweite Flasche Champagner, Das Spiel bann traf auch er seine Vorbereitungen. begann, Barnekow pointirte, Rabe zog langsam die Karten ab.

-

Nach der ersten Taille hatte Rabe dreihundert Thaler gewonnen, nach der fünften betrug sein Gewinn bereits tausend Thaler.

Sie werden die fechstausend Thaler wieder gewinnen," sagte Barnekow, beffen Ruhe zu der Erregung Rabe's einen Scharfen Gegenfat bildete.

Bah, auf den ersten Gewinn habe ich nie viel ges

geben!"

Und ich sage Ihnen, das böse Omen hat wahr ge­fprochen."

,, Es würde mir keineswegs unangenehm sein," murmelte Nabe. Und wir ist es ziemlich gleichgiltig," erwiderte Bar­nekom achselzuckend. Sie haben so oft verloren, weshalb Fahren follen Sie nicht auch einmal gewinnen? wir fort!"

"

Das Glück wendete sich; in den letzten Taillen verlor Rabe nicht nur seinen ganzen Gewinn, sondern noch tausend

-

Wie Sie wollen, König, 3ehn,, Bube ,, Viertausend Thaler!" murmelte Rabe. Ich wollte, " Ich wollte, Sie wären mit Ihrer Spielmuth, wo der Pfeffer wächst!" Bah, Sie würden mich möglicherweise auch in jenem schönen Lande aufsuchen!"

"

Habe ich jemals Sie aufgesucht?"

" Sie werden mir doch nicht vorwerfen wollen, daß ich Ihnen nachgelaufen sei? Sie regen sich zu sehr auf, Rabe, das ist ein Fehler, den Sie ablegen müssen."

Denken Sie an Ihre eigenen Fehler," erwiderte Rabe barsch, ich habe Sie nicht beauftragt, mir die Splitter aus den Augen zu ziehen."

"

Sie wollen mich wohl auf den eigenen Balken auf­merksam machen?" spottete Barnekow. " Ich hätte nichts dagegen, wenn Sie Rücksicht darauf

nehmen wollten."

"

Mit Vergnügen! Pointiren Sie!"

" Fünfhundert auf den König und fünfhundert auf die erfte Dame!"

Barnekow zog ab, mit fieberhafter Spannung ruhte der glühende Blid Rabe's auf den Rarten.

Wieber verloren!" sagte Barnekow nach einer Weile, während er feinen Freund fragend anblickte, der mit sehr bedenklicher Miene den Kopf schüttelte, als ob er andeuten Wollen Sie auf wolle, daß er nicht begreifen könne. hören?"

"

Nein, entweder ober!"

,, Quitte ou double?"

zu Dischweiler bei Schlettstadt die Nichte des dortigen Bürgers meiſters, Fräulein Zimmermann, mit Herrn Lerbs aus Uttenheim . Unter den Gästen befanden sich der Bürger meister und der Adjunkt von Drschweiler, sowie der Bürger meister und der Adjunkt von Uttenheim . Während man das Deffert servirte, wurde das traditionelle Strumpfband zerschnitten und unter die Gäste vertheilt. Das Band war roth, weiß, blau. Sämmtliche Gäfte wurden daher mit den französischen Nationalfarben dekorirt. Ein Theil derselben promenirte damit auf der Straße und erschien Abends damit im Café. Mehrere Gäste, unter Anderen der Hotelbefizer Geist aus Schlettstadt, trugen ihr Bändchen noch am folgenden Tage auf dem Bahn­hofe zu Schlettstadt . Ein Kondukteur machte darüber eine ab fällige Bemerkung, worauf Herr Geist mit einer gepfefferten Verbal Injurie antwortete. Die Angelegenheit kam zur Kennt niß des Staatsanwalts. Derselbe erblickte in dem Tragen fran zöftscher Farben auf der Straße und an öffentlichen Orten( noch bazu am Tage nach dem franzöfifchen Nationalfefte) eine polis tische Manifestation, und erhob eine desfallfige Anklage_gegen alle männlichen Theilnehmer der Hochzeit. Am 17. Dezbr. er schienen die zehn Angeklagten, worunter die obengenannten vier Gemeindebeamten, vor der Straflammer zu Colmar . Die Ans flage ftüßt sich auf ein französisches Dekret vom 11. August 1848, welches die Entfaltung oder öffentliche Ausstellung von ,, aufrührerischen Beichen" bei schweren Strafen verbietet. Herr Geist wurde außerdem der Beamtenbeleidigung bezichtigt. Die Angeklagten wurden durch die Rechtsanwälte Ruland und Bort vertheidigt. Sie gaben sämmtlich zu, daß ihnen von den Damen angeheftete Bändchen getragen zu haben, ohne auf deffen Farbe zu achten; verwahrten sich jedoch entschieden gegen die Behauptung, bamit eine politische Demonstration beabsichtigt zu haben. Der Kreisdirektor Pfarrius giebt die beste Auskunft über den Bürs germeister und den Adjuntten von Drschweiler. Der Staatsanwalt bleibt bei seiner Behauptung, daß eine politische Manifestation, wenn auch von feiner großen Tragweite, vorliege, und verlangt die Anwendung des Gesezes von 1848. Die Vertheidiger erklären, ein Gesetz, welches die Aufreizung zum Aufruhr unter Strafe stellen wollte, set auf das Tragen eines Bändchen im Knopf loch, und dazu noch bei einer Hochzeit, nicht anwendbar. In Straßburg gebe es sogar eine studentische Verbindung, welche die nämlichen Farben als Abzeichen trage, ohne daß es Jeman­den eingefallen sei, darin eine strafbare Handlung zu erblicken. Das Gericht schloß sich den Ansichten der Vertheidiger an, sprach sämmtliche Angeklagte von der Verlegung des Gesezes vom 11. August 1848 frei und verurtheilte Herrn Geist wegen Beleidigung des Zugführers Kaiser zu 10 Mt. Strafe. Die Sache ist demnach relativ glücklich abgelaufen. Das gefähr liche Strumpfband von Drschweiler" ist gegenwärtig im Elsaß in Aller Mund. Eine sehr glückliche Hand scheint die Staats anwaltschaft nicht gehabt zu haben, indem sie die harmlose Strumpfband Affaire zu einem politischen Prozesse aufbauschte, wobei fie fich noch auf ein veraltetes franzöftsches Gesez stüßen mußte. Durch solche Prozeduren wird die Germanisirung des Elsaß nach unserer Meinung mehr hintangehalten als ge= fördert.

Vermischtes.

Rhinow , 22. Dezember. ( Noch nicht aufgeklärt.) Don nerstag Abend lehrten alle Landbriefträger wieder von ihren Touren zurüd, nur einer, der erst vor einigen Jahren ange stellte Landbriefträger Röding, fehlte. Bei näherer Nach­suchung fand man denn Abends 7 Uhr den jungen Mann in vollständig geordneter Dienstausrüstung in der Priezener Haide, mit dem Leibe auf der Erde liegend, die Beine lang ausgestreckt, das Geficht, einen Fuß hoch über der Erde, gegen eine Birle gelehnt und um den hals eine Schlinge, Seren Schnurende wohl zehnmal fest um den Baum ge schlungen war, entseelt vor. Die Geldangelegenheiten und ondere postalischen Geschäftssachen stimmten, soweit sich bis jezt übersehen läßt, genau, auch war Uhr, Börse 2c. bet dem Todten noch vorhanden und die Kleidung in geord­netem Zustande, so daß ein dem Tode vorangegangener Kampf um das Leben als ausgeschloffen betrachtet werden muß. Aber auch ein Mord aus Rache 2c. scheint nicht gut denkbar, da Röding ein gutmüthiger, gefälliger Mensch war, der lein Kind beleidigen konnte.

Ein Haus von Eisen, leicht versandtfähig und aufstell bar, mit fünf trockenen Zimmern, Küche, Keller und Zubehör nach einem neuen von Heilmann erfundenen Systeme wird gegenwärtig von der Hüttenverwaltung in Königshütte gegenwärtig D.Schl. aufgeführt und bereits im Januar bewohnbar fein. Die Vortheile dieser neuen Bauart bestehen namentlich in der enormen Billigkeit, da das erwähnte, als Villa aus geführte Haus nur etwa 6000 Mart fosten soll, und in der leichten Versendbarkeit seiner einzelnen Bestandtheile. Falls das System, bei dem im Innern Holzwände und schlechte Wärmeleiter zur Verwendung kommen, sich bewährt, dürfte die Fabrikation solcher Heilmann'schen Häuser ein wichtiger Ge schäftszweig werden.

" Jawohl."

"

Es handelt sich um fünftausend Thaler!" " Wenn ich verliere, um zehntausend, ich weiß es!" fagte Rabe aufwallend. Fürchten Sie vielleicht, ich könne es nicht zahlen?"

"

" Ich denke nicht daran, das zu behaupten."

H

Dann verlieren Sie auch keine Worte weiter!"

Welche Karte?" fragte Barnekow.

" Noch einmal die Dame!"

Herr von Barnekow zog ab, der fieberhaft glühende

Blid Rabe's folgte jeder Bewegung.

Die Dame fiel auf die Seite des Bankhalters, aber in demselben Augenblick hielt auch die Faust Nabe's bie Gurgel Barnekom's mit eisernem Griff umflammert.

Schurte!" rief Rabe mit heiferer Stimme. Jetzt ist mir die Ursache Deines fabelhaften Glüds flar geworden! Heraus mit dem gewonnenen Gelde!"

Herr von Barnekow riß sich los, es gelang ihm, er sprang von seinem Seffel auf, mit flammendem Blick stand er dem Gegner gegenüber.

"

"

Sind Sie wahnsinnig geworden?" fragte er wüthend. Was wollen Sie? Ich habe das Geld ehrlich gewonnen." ,, Das lügen Sie anderen Leuten vor, aber nicht denen, die gefälschte Karten kennen!" erwiderte Rabe, der sich bes reits der Karten und auch der Banknoten seines Gegners bemächtigt hatte. Was hindert mich, Sie öffentlich als falschen Spieler zu brandmarken?"

H

Die Furcht, in's Irrenhaus gebracht zu werden," sagte Barnekow, vor Wuth zitternd. Beweisen Sie Ihre Ans flage!" Wenn ich diese Karten vorlege, so ist der Beweis geliefert; wer mit gezeichneten Karten spielt, der muß im Volteschlagen geübt sein. Wollen Sie gutwillig meinen Verlust mir zurückzahlen?"

Nein! Mein Geld ist in Ihren Händen; wenn Sie bas saubere Gewerbe eines Straßenräubers betreiben wollen, so kann ich Sie daran nicht hindern."

( Fortsetzung folgt.)