Beilage zum Berliner Volksblatt.
Br. 302
Kommunales.
Die Berliner Schuldeputation hat vor einigen Tagen beschloffen, versuchsweise in drei demnächst zu errichtenden Schulgebäuden Vorsorge für solche Bade Einrichtur gen zu treffen, welche den Schülern und Schülerinnen Gelegenheit bieten sollen, warme Bäder zu nehmen. Fast gleichzeitig sind, wie die ,, Volks, Beitung" berichtet, die städtischen Behörden von Breslau und Magdeburg der Frage näher getreten, ob es empfehlenswerth set, mit den Echulen Bade- Einrichtungen zu verbinden; in Magdeburg haben die Stadtverordneten bereits Stellung ge nommen und dem Magistrat die Einrichtung von Brausebädern
um solche handelt es sich nämlich- in zwei neuen Echulgebäuden empfohlen. Die Einrichtung, von Bädern ohne Schwimmbasfin und Wanne, lediglich unter Anwendung von Brausen, ist, weil sie weniger loftspielig ist, als unsere sonst üblichen Badeeinrichtungen, und zudem eine viel raschere Bes nugung gestattet, schon seit Jahren nicht blos empfohlen, son dern auch bereits praktisch durchgeführt worden. Im preußi schen Heere find derartige Badeeinrichtungen in einer Reihe von Rafernen bereits vorhanden, und die über dieselben in militärijd en Zeitschriften erschienenen Berichte sprechen fich im Allgemeinen sehr befriedigend aus. Das Verdienst, diese Einrichtung auch für die Volksschulen angewandt zu haben, gebührt, so viel wir wiffen, der Stadt Göttingen . Auf Anregung des dortigen Bürgermeisters Merkel find Schulbäder eingerichtet worden und jezt schon seit längerer Zeit in Betrieb. Einem offiziellen Bericht über dieselben entnehmen wir folgende Angaben: Der den Schulkindern zur Verfügung gestellte Baderaum liegt im Keller geschoß, die Wände find zementirt, während der Fußboden mit Asphalt ausgegossen ist und je nach Bedürfniß mit Tannenlatten und Rotosläufern belegt wird. Die Badeeinrichtung besteht aus drei Douchen mit ebenso vielen darunter angebrachten Bintwannen von je einem Meter Durchmesser. Das Warmwaffer- Reservoir liegt in einem unmittelbar über dem Baderaum befindlichen Zimmer im Erdgeschoß und ist durch Birtulationsröhren mit dem Heizkörper im Baderaum verbunden. Die Kosten für die Badeeinrichtung, ausschließlich der baulichen Veränderungen, beliefen fich auf 780 Mart. Für 700 Kinder waren 29 Rubikmeter Badewaffer erforderlich. Anfangs bestand nur eine geringe Neigung der Kinder zum Baden, aber schon nach awei Monaten machten 75 pCt. von der Einrichtung Gebrauch. Gebadet wird während der Unter ichtszeit. Es werden je 5 bis 6 Schulkinder zum Baden geschickt, die ersten drei entkleiden sich in dem An- und Auskleidezin mer neben dem Baderaum und treten sofort unter die Douche, um unmittelbar darauf abgetrocknet zu werden. Nachdem dies geschehen, begeben fie fich in das Schulzimmer zurück. Auf diese Weise tann eine mäßig start besuchte Knabenflaffe innerhalb einer Stunde abgebadet haben. Für Mädchen ift ein etwas größerer Zeitraum erforderlich. Die meisten Rinder bringen ein Abreibetuch selbst mit, in dringenden Fällen wird daffelbe jedoch von der Verwaltung geftellt. Die Bade schürzen und Müßen für die größeren Mädchen liefert durch gängig die Verwaltung."
Anstellung neuer Spezialärzte für den Gewerksfrantenverein. In diesen Tagen ist der Etat des Gewerks frantenvereins pro 1886 durch das Komitee unter Vorfis des Syndikus Eberty festgestellt worden. Hiernach beträgt die Mitgliederzahl der zum Gewerkskrantenverein vereinigten Kaffen nach dem Stande vom 15. Dezember dieses Jahres insgesammt 191 000, d. h. mehr als das Doppelte gegen ben 1. Dezember 1884. Es ist, und zwar mit Genehmigung des Magistrats, beschloffen, den bereits fungirenden 75 Aerzten 7 Spezialärzte, unter welchen fich 4 für Frauenkrankheiten, 1 für Nasenübel, 1 für Dhrentrantbeiten und 1 Augenarzt befinden werden, hin zuzufügen. Zur Bewerbung um diese Stellen wird in den ärztlichen Fachzeitungen aufgefordert werden, persönliche Vorftellung etwaiger Bewerber ist nicht erforderlich, da die Mel bungen vor der Wahl einer Prüfung und Sichtung durch die Berufsgenossen der Herren Bewerber unterliegen. Die Bewer bungen, wie fie früher stattfanden, haben zu Mißständen geführt. Es blieb nicht aus, daß einzelne der Herren Bewerber sämmt. lichen 30 Komiteemitgliedern Besuche abstatteten. Jetzt werden für jede Stelle 3 Bewerber durch Aerzte vorgeschlagen werden. Diese neuen Stellen werden mit einem Anfangsgehalt gleich den übrigen Gewertsarztstellen mit jährlich 1200 M. ausges stattet sein. Troß dieser erheblichen Mehrausgabe ist die Fis nanglage des Vereins eine günstige; aus dem Vorjahr ist ein Ueberschuß von 27 000 M. vorhanden, welcher pro 1886 zur
In der Christnacht.
Viel tausend Kerzen funkeln In märchenhafter Pracht Und drüben in der dunkeln Eistalten Winternacht
Wandert ein Kind verlassen, Verlassen und allein; Ueber die Wangen, die blassen, Glänzt es wie Fieberschein.
Die Mutter, so spricht es leise, Liegt schwach und krank zu Haus, Der Vater ging zur Reise In die weite Welt hinaus.
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Weshalb uns der Vater verlassen, Die Mutter sagt es nicht, Sie fann es nimmer faffen Vor Gram das Herz ihr bricht. Sie rebet von mächtigen Herren, Erfüllt von Angst und Graus, Die unserem Vater versperren Das eigene Vaterhaus.
Wir sind zurückgeblieben Im Elend und allein; Die ihn von dannen trieben, Wie graufam müssen sie sein!
Jett muß ich die Menschen bitten Um„ Unser tägliches Brod", Sie wissen nicht wie wir gelitten, Sie tennen nicht unsere Noth.
Freitag, den 25
den 25 Dezember
Dezember 1885.
Verwendung kommt, selbst aber, wenn dieser nicht vorhanden wäre, werden gleichwohl für die Besoldung sämmtlicher Aerate einschließlich der 7 neuen Stellen nicht wie im Vorjahre 80 Pf. pro Kaffenmitglied und Jahr, sondern nur 70 Bf. erhoben werden und zur Dedung der jegt für 85 Stelleu erforderlichen Arz honorartoften ausreichen.
Beihilfe an die der Industrie und dem Gewerbe sich widmende Jugend behuts Aneignung einer gediegenen ge werbtechnischen oder funstgewerblichen Ausbildung für ihren Beruf gewährt die Stiftung der Berliner Gewerbe Ausstellung im Jahre 1879. Bewerbungen um Bulaffungen zum Genuß diefer Stiftung müffen in der Beit vom 1. Januar bis zum 1. Februar und vom 1. Juli bis zum 10. Auguft jeden Jahres an das Kuratorium obengenannter Stiftung, Köllnisches Rathhaus, Breiteftr. 20a, Zimmer Nr. 1, schriftlich eingereicht wer den. Die nicht zu diesem Termine eingehenden Gesuche können erft mit denjenigen, welche innerhalb der nächstfolgenden Meldefrist eingehen, durch das Kuratorium in Erwägung gezogen
werden.
Lokales.
Der Zorn gegen die Sozialisten macht die Freis. 3tg." schier tonfus. Das Blatt berichtet von einer Arbeiterinnenver sammlung, die von vielen Sozialdemokraten besucht gewesen und in der es zu leidenschaftlichen Erörterungen gekommen sei. Schließlich wurde die Versammlung tumultuarisch um so endigt der Bericht des 11 Uhr Abends aufgelöst" Eugen Richter 'schen Blattes. Das muß ein sonderbarer Polizei beamter gewesen sein, der die Versammlung tumultuarisch( in dem Bericht heißt es: tumultartsch) auflöſte!
Auf eine im Januar d. J. seitens des Berliner Vereins für Feuerbestattung an das Reichsgesundheitsamt gerichtete Anfrage antwortete daffelbe, daß es nicht in der Lage sei, das von dem Verein gewünschte Gutachten über die Frage der Feuerbestattung zu ertheilen." Als dann in der Reichstagsftzung vom 5. März d. J. dieses ablehnende Ver halten des Reichsgesundheitsamtes zur Sprache gebracht wurde, erwiderte der Direktor des legteren, Geh. Rath Köhler: Das Gesundheitsamt ist dazu nicht in der Lage, so lange der Ge genstand nicht von der Reichsgesetzgebung aufgenommen ist. Bur Beit besteht kein Reichsgefeß, auf Grund dessen das Ge sundheitsamt erklären tönnte, die fakultative Leichenverbrennung werde für zulässig erachtet oder nicht." Die jest dem Reichstage vorliegende Petition des Berliner Vereins um Einführung der freiwilligen Feuerbestattung wird hoffentl'ch das Reichs gesundheitsamt veranlassen, sich über seine Stellung zur Feuerbestattung offen und klar auszusprechen. Das Reichs Gesund beitsamt, bekanntlich ein Organ mit lediglich berathendem Charakter, hat ja die Aufgabe, das Reichsamt des Innern, oder richtiger den Reichskanzler in der Ausübung der Aufsicht über die medizinal und veterinärpolizeilichen Angelegenheiten zu unterstüßen, von den hierfür in den einzelnen Bundesstaaten bestehenden Einrichtungen Kenntniß zu nehmen, die vom Reiche ausgehende Gefeßgebung vorzubereiten, die Wirkungen der im Interesse der öffentlichen Gesundheitspflege ergriffenen Maßnahmen zu beobachten und in geeigneten Fällen den Staatsund Gemeindebehörden Auskunft zu ertheilen. Wenn auch das Reichsgesundheitsamt nur eine berathende, begutachtende Behörde ist, so kann es doch zu schwebenden sanitären Fragen gewiffermaßen Stellung nehmen und über Anregungen, Vorchläge und dergleichen zur Beseitigung oder Milderung von Mißständen auf sanitärem Gebiete seine Ansicht aussprechen.
Neben den abgeschnittenen Tannenbäumen aus dem Walde find diesmal in Berlin viele von den Gärtnern in Kübel gezogene, die also lebendig sind und auf eigenen Füßen stehen, auf den Markt gelommen. Vor einigen Jahren tauchten fie zuerst auf und scheinen Anklang gefunden zu haben, denn biesmal sieht man sie in großer Bahl vor den Läden vers schiedener Blumen- und Handelsgärtner aufgestellt. Sie find in verschiedenen Größen zu haben, von den kleinen, die auf einem Kindertischchen stehen können, bis zu den ansehnlichen von 1 bis 2 Metern Höhe. Außer solchen Tannenbäumen hat ein Gärtner in der Potsdamerstraße auch ein paar Stech palmenbäume vor seinem Hause ausgestellt, stattliche Bäume, über und über mit rothen Beeren bedeckt. Wer also in Berlin auf englische Art Weihnachten feiern will, der weiß ießt, wo er den ,, Holly tree" laufen tann. Andernfalls müßte er ihn aus einem Garten beziehen, wo er angepflanzt ist; denn wild tommt diese Pflanze mit ihrer immergrünen, ftilvollen" Be
Wie stolz fie vorübergehen, In Mänteln, pelzverbrämt, Sie wollen nimmer sehen, Wie ein Bettelkind sich grämt.
O Vater, Herzensvater, Romm' bald zu uns zurück, Bring' uns, als treuer Berather, Wieder das frühere Glück.
Christkindlein, o höre mein Flehen, Die Mutter ist frank und schwach, Laß' fie doch glücklich begehen Den schönen Weihnachtstag!--
Das Kindlein faltet die Hände, Rniet nieder in den Schnee Es ward um die Sonnenwende Erlöst von allem Weh.
Zum Fette.
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W. H.
R. C. ,, Aus is" fagt der Wiener , vorbei ist die Herrlichkeit, erloschen sind Kerzen, auf den vorübergehenden Freudenrausch ist die Entnüchterung gefolgt, immer dieselben Sachen, schließlich ist Alles langweilig. Auf den Kehricht haufen fliegt der junge Sohn des Waldes, sein duftiges Tannengrün wird mit Asche und Unrath besudelt, schließlich wird er eines Tages hinausgefahren auf die Abfuhrstätte, dort verkommt er, Niemand weiß, wo er ein Ende nimmt, der strahlende, poetische, reizende Weihnachtsbaum.
Wer denkt noch nach brei, nach acht Tagen an den jungen Baum? Niemand. Er hat seine Schuldigkeit gethan, sein blühendes Leben wurde vernichtet, um für wenige Stunden die Schaulust zu befriedigen, dann zerhackt ihn vielleicht das Beil, und in der knisternden Flamme vergeht er, ein Häufchen Asche bleibt übrig, das ist Alles.
II. Jahrge
laubung in unsern nächsten Wäldern nicht vor. Sie ist eine 3 erde der Wälder des nordwestlichen Deutschlands , und gedeiht, eine Freundin des Seeufers, auch noch in Mecklenburg , in Neuvorpommern und auf Rügen . Am Ende der schmalen Haide bei Neu Mucran habe ich, so schreibt man der ,, Nat. 8tg.", im vergangenen Sommer die schönsten Exemplare davon gesehen, die mir überhaupt zu Geficht gekommen find, ges waliige Büsche, von denen der Hülsenkrug in Neu- Mucran seinen Namen hat. Denn Hülsen" ist ein alter und an der Ostsee gebräuchlicher Name des Strauches. Derselbe ist übrigens nicht nur in England ,, holly tree", sondern auch in unserem Voltsglauben neben der Tanne das bedeutsamste Weihnachtsgrün. Wer Blumen zu Weihnachten verschenken will, findet in unsern Blumenläden alles, was sich das Herz nur wünschen kann. Der ganze Frühling mit blühendem Flieder, Hyazinthen, Tulpen und Maiglöckchen ist schon da. Dazu find auch aus Italien bereits die ersten abgeschnittenen Frühlingsblumen gekommen und nicht in den Läden allein, fondern auf den Märkten zu finden. Auf dem Wochenmarkt am Potsdamer Play wurde am Montag, neben italienischen Anemonen und Jonquillen, auch blühende Erika aus Nizza , zu 15 Pfennigen der Strauß, feilgeboten. So etwas Merkwürdiges bringen die Eisenbahnen zu Stande.
Die Explosionen von Petroleumlampen gehören leider noch immer nicht zu den Seltenheiten und das Bedauerlichste an der Sache ist, daß ein wesentlicher Theil der Schuld an diesen Unglücksfällen auf die eigene Nachlässigkeit zurückzuführen ist. In vielen Haushaltungen wird die Lampe ge wissermassen als Stieflind betrachtet und ihr durchaus nicht die Aufmerksamkeit gewidmet, welche ihr bei ihrer Gefährlichkeit in hohem Maße zukommt. Während alles im Haushalte gereinigt und geordnet wird, bleibt die Lampe unbeachtet in dem Bus stande stehen, indem sie sich seit der letzten Benutzung befindet und wenn fie auch allenfalls äußerlich gesäubert wird, so bleibt vielfach das Innere der Lampe vollständig unberührt, obgleich gerade die Reinigung des Innern die Hauptsache ist. Erst wenn es Abend ist, wird die Lampe wieder auf den Tisch gebracht, mit dem brennenden Streichholze einfach der Docht von der ihm anhaftenden Kohle befreit und nun glaubt man, der Lampe Gerechtigkeit widerfahren gelaffen zu haben. Alle Unterlassungsfünden rächen sich auf eine recht empfindliche Weise, und zu spät bricht sich stets die Erkenntniß Bahn, daß die eigene Nachläfftigkeit die Hauptschuld an dem stattgehabten Un. glück trifft. Um spätere Reue und Vorwürfe sich zu ersparen, mögen fich alle Hausfrauen oder diejenigen, denen die Bes forgung der Lampen obliegt, dringend befleißigen, den Pes troleumlampen die größte Aufmerksamkeit zuzuwenden und wollen wir hier auf einige Punkte hinweisen, welche für die Behandlung einer Petroleumlampe maßgebend find. Wie schon vorher erwähnt, ist die erste Hauptbedingung größte Sauberkeit. Diese erfordert selbstverständlich Zeit und Mühe, welche man sich keineswegs verdrießen lassen darf. Da die Reinigung der Lampe einen unangenehmen Geruch verbreitet, so empfiehlt es sich, diese Reinigung sogleich des Morgens, wenn die Wohnung gelüftet wird, vorzunehmen, um dem Petroleumdunst Gelegenheit zu geben, die Wohnung zu verlaffen. Docht und Brenner müffen von den ihnen anhaftenden Kohletheilchen forgfältig befreit werden, wobei besonders darauf zu achten ist, daß diese Kobletheilchen nicht in den Brenner hineinfallen resp. wenn dies geschieht, daß dieselben sorgfältig daraus entfernt werden. Geschieht dies nicht, so sammelt sich sehr bald im Brenner eine Menge Kohle an, welche beim Brennen der Lampe Die Flamme an fich zieht, zu glühen anfängt, zu Boden finkt, die Dochtplatte des Bassins erhißt und hierdurch dem Petro. Ieum einen hißegrad beibringt, welcher die Gefahr einer Erplofton nahe rückt. Ist die Lampe auf diese Weise gereinigt, so fülle man das Bassin mit Petroleum und warte nicht damit bis zu dem Momente, wo die Lampe in Gebrauch genom men werden soll, um dann beim Scheine eines Bündhölzchens oder einer Kerze die Lampe zu füllen, was ebenso gefährlich ist, als das Füllen einer bereits brennenden Petroleumlampe, weil das der Flasche und dem Baffin entströmende Petroleum- Naphta sehr leicht Feuer fangen und eine Explosion herbeiführen kann. Wer auf diese Weise mit Ruhe und Sorgfalt seine Petroleum lampe bei Tage in Stand seßt und ihr eine richtige Behand lung zu Theil werden läßt, der braucht eine etwaige Explosion nicht zu befürchten. Sollte trop aller Sorgfalt die Lampe nicht in Ordnung sein, was sich sehr bald durch verdächtiges Buden und Fladern der Flamme bemerkbar macht, so ist die Lampe schleunigst auszulöschen und zwar in der Weise, wie
Ja, vor einem Jahre, da war es eine bessere Beit. Damals stand er noch weitab von den Wohnungen der Menschen in der stillen Waldesschlucht, an seinen Füßen schlängelte sich das flare, filberhelle Bächlein entlang, es war nicht falt im Winter, und die Wellen plauderten so traulich von fernen Gegenden, nach welchen sie, sich überhaftend und übersprudend, zustrebten, sie hatten es so eilig, die kleinen Wellen, sie wußten eben nicht, daß sie dort unten im Flachlande Schiffe tragen mußten, bis sie endlich mißmuthig und wild geworden sich in das große Meer stürzten.
Ja, vor einem Jahre. Wie war es traulich in dem stillen Waldwinkel. Es standen viele Kameraben bei eins ander und wenn der Abendwind leise durch die 3weige strich, so flüsterten sie einander heimliche Geschichten zu von dem kommenden Frühling mit seiner Pracht, von den bunten Blumen, die dann wieder zu ihren Füßen aus dem Grase sprießen würden, von dem heiteren Sonnenschein, von den schmelzenden und schmetternden Liebesliedern der Nachtigall und des Buchfinkes. Da erschienen plöglich eines Tages einige Männer mit blanken Aerten in den Händen, sie bogen die Bäumchen auseinander, frachend erfolgten die Schläge, dann lagen die stärksten von ihnen am Boden. Auch unser Bäumchen wurde niedergebogen; es war damals noch zu schwach, man gab ihm noch ein Jahr Gnadenfrist. Aber fast alle seine Nachbarn fielen dem Stahl zum Opfer, und als der Frühling kam mit seinem goldigen Sonnenschein, da blickte er wieder auf ein gelichtetes Feld, und die Nachtigall und der Fink suchten vergebens ihre alte Heimstätte.
Die alte Geschichte, die ewig neu bleibt! Hohes Gras und duftige Blumen verdeckten schließ lich wieder bie enthaupteten Stämmchen, und der Vogel sang sein Lied, als ob nichts geschehen wäre, die Sonne schien so freundlich wie immer, die Wellen pläts scherten gesprächig und eilten luftig davon, und endlich trieb der Herbstwind wieder sein launiges Spiel mit den bunten Blättern; die gefiederten Sänger waren längst verschwunden, als sich die weiße, einfache Schneebecke über Berg und Thal