Syftem der Schutzölle" und indirekten Steuern würde es die Verbrechen" des Schmuggels, der Boll- und Steuerentziehung nicht geben. Der Gesetzgeber hat diese Verbrechen" erdacht; fie find die nothwendige Folge des Systems, welches dem Rechtsbewußtsein des Bolles nicht entspricht.

*

*

Zwangskaffen- freie Kaffen. Unter dieser Ueber­schrift veröffentlicht die Hamburger Bürger- Zeitung" folgende Buschrift:

Geehrter Herr Redakteur! Sie veröffentlichten in der legten Donnerstags Nummer Ihres geschäßten Blattes ein Schreiben des Herrn Ministers von Bötticher an den Vorstand bes Drtskaffenverbandes in Dresden , in welchem die in Dress den durch ein ,, Extrablatt", sowie auch in Nr. 276 des 5. Jahr ganges der ,, Bürger Beitung" veröffentlichen Aeußerungen*) des Herrn von Bötticher in Bezug auf das Verhältniß der freien Hilfstaffen den Ortstrantenlaffen gegenüber dem Anscheine nach bementirt werden sollen. Sie haben nun zwar gleich den rich tigen Sinn dieses Dementi", welches von vielen Blättern als vollwichtiges genommen und mit großem Behagen veröffent licht wurde, herausgefunden und bemerkten, daß es eigentlich gar fein Dementi ist; es sei selbstverständlich, daß Herr von Bötticher in der Unterhaltung die diplomatischen Wenn" und ,, Aber" nicht gespart hat.

Geftatten Sie nun uns, als Denjenigen, welche die be treffende Eingabe überreichten, im Interesse dee Wahrheit einige Worte über den wirklichen Sachverhalt.

Nachdem uns Herr v. B. über den Zweck unseres Er­scheinens gefragt und wir ihm diesbezügliche Auskunft gegeben batten, meinte er: ba lönnte die Reichsregierung doch vor läufig nichts machen, es müßte Beschwerde geführt werden bis an das sächsische, bezw. preußische Ministerium"; und als ihm erwidert wurde, daß das zum Theil schon geschehen sei ohne Erfolg, wir auch hauptsächlich die Intervention der Reichs­regierung aus dem Grunde anrufen, um derartige Vorkomm niffe für die Zukunft überhaupt zu verhindern, da sagte Herr v. B.: Nun, Sie haben ja wohl Alles zu Papier gebracht; wir wollen nun das' mal durchsehen". Hierauf begann Herr v. B. die auch in Nr. 277 der Bürgerzeitung" veröffentlichte Eingabe langsam und deutlich laut zu lesen, machte Bemer fungen oder stellte Fragen, wo es ihm nöthig schien. Als er den Sat gelesen hatte: die geschädigten Arbeiter müssen sich also in ihr Schidsal fügen, wenn sie nicht auch noch arbeitslos werden wollen," da sagte Herr v. B.: Das haben sie nicht nöthig, fte können sich beschweren und die Bahlung der Beiträge verweigern!" und als er weiter gelesen hatte: an eine Rückvergütung der widerrechtlich von den Ortskaffen eingezoge­nen Beiträge ist aber nicht zu denken, da die Ortskaffe, und awar nicht mit Unrecht, den Einwand erheben wird, daß fie für die Zeit der Beitragsleistung auch in Krankheitsfällen zur Unterstüßung verpflichtet ist," da erklärte H. v. B.: Das ist ein Frrthum, die Ortskaffen müssen diese Beiträge wieder zurückzahlen!" Als hierauf unsererseits eingewendet wurde, baß dann die betreffenden Mitglieder doch auch die empfangene Unterstügung zurückzahlen müßten, da betonte Herr v. B. aus­brücklich: Nein, die Beiträge müssen zurüdgezahlt werden, die Unterstügung jedoch nicht, mindestens ist es sehr zweifelhaft, ob die Unterstüßung zurüdgefordert werden kann."

Wir wollen verschiedene andere Aeußerungen des Herrn v. B. unerwähnt laffen, um den Raum dieses Blattes nicht zu sehr in Anspruch zu nehmen, beschränken uns vielmehr darauf, noch fur anzuführen, daß Herr v. B. schließlich noch über die Lebensfähigkeit der Zwangslaffen und der freien Kassen mit uns sprach, wobei er auch die Türzlich im Reichstage wiederholten abfälligen Bemerkungen über die theuren" Aerzte machte, und diesen die Schuld an der Misere der Zwangskaffen beimaß, worauf er uns verabschiedete mit dem Bemerken, wir sollten nur die Schriftstücke hier lassen, er wolle mit den anderen Herren darüber reden, und wenn sich in dem von uns ge­wünschten Sinne etwas thun laffe, dann solle es in Bälde ge schehen."

Wir erklären also hiermit ausdrücklich, daß die in dem er. wähnten Extrablatt enthaltenen Mittheilungen vollständig auf Wahrheit beruben, und daß wir uns freuten, wenn Herr von Bötticher uns Gelegenheit geben würde, die von uns aufge­ftellte Behauptung vor Gericht eidlich zu erhärten, wozu wir jeder Zeit mit gutem Gewissen bereit find. Hamburg , den 19. Dezember 1885. Hochachtungsvollst

Rußland.

C. Deisinger. 3. 3 affte.

In Rußland ist eine neue Maßregel der Bensur in Kraft getreten, welche der Köln . 3tg." in folgender Form gemeldet wird: Die rufftsche Presse trat in lezter Beit mit so starten Forderungen zur Beschränkung der Rechte und Erhöhung der

* Wir haben seiner Zeit unseren Lesern ebenfalls von

Diesen Aeußerungen Kenntniß gegeben und glauben deshalb um so mehr Veranlassung zu haben, auch diese Buschrift in unser Blatt aufzunehmen.

Unfinn," erwiderte Frau Siebel ärgerlich. Ich weiß wirklich nicht, weshalb Du ihn nicht leiden magst; er ist ein ehrlicher Mensch und er wird's noch zu etwas bringen."

" Der?" brummie Siebel verächtlich. Ich möchte das Brod nicht effen, das auf diese Weise verdient wird, lieber will ich Hunger leiden."

,, Und wer hat Dir gesagt, daß er ein Spion sei?" Er selbst!"

"

Das kann nicht wahr sein!"

Er hat mich heute Abend verfolgt, er hat vor dem Hotel gewartet, bis ich heraus tam und mir dann in's Ge­ficht gesagt, ich wolle mit dem Lump, dem Rabe, ein Bünd­niß schließen. Er hat mir ferner gesagt, der Untersuchungs­richter wolle mir Vorschläge machen, weißt Du, was bas mit andern Worten heißt?"

Die alte Frau schüttelte den Kopf, in ihren starren Augen spiegelte fich angstvolle Erwartung.

" Daß ich auch ein Polizeispion werden soll!" " Das kann er Dir nicht anbieten!"

Diese Leute tönnen Alles!" fuhr der Simmermann

Pflichten der Ausländer in Rußland auf, daß die Oberpreß­Pflichten der Ausländer in Rußland auf, daß die Oberpreß­verwaltung gestern den Redaktionen durch ein Rundschreiben verwaltung gestern den Redaktionen durch ein Rundschreiben untersagte, die bezüglichen Pläne der Regierung näher zu be sprechen. Wie ein Krakauer Blatt meldet, erschien in Chelm ein russischer Kalender, welcher die Bauern zum Aufstande und zur Niedermegelung des Adels in Russisch- Polen auffordert.

-

Großbritannien .

Nach den neuesten Nachrichten scheint es zweifellos, daß das Toryministerium im Amt bleiben und so lange weiter regieren wird, bis ein Mißtrauensvotum ihm das Signal zu einer Auflösung des neuen Parlaments giebt. Es ist dies durchaus der Lage entsprechend. Die Liberalen haben zwar mehr Stimmen als die Konservativen, aber sie haben feine Majorität- fte find numerisch weit schwächer als zur Beit ihrer Niederlage im vorigen Barlament. Wenn fie nach jener Niederlage die Regierung nicht wieder übernehmen tonn­ten, um wie viel weniger jest, wo die Neuwahlen so gewaltige Lüden in ihre Reihen geriffen haben? Doch fie haben nicht nur teine Majorität, fie sind auch aus so verschiedenartigen Elementen zusammengefeßt, daß man von einer geschlossenen, einheitlichen liberalen Parte: gar nicht reden kann. Seit die untergeordneten Lichter nicht mehr durch den erbleichenden Stern Gladstone's verdunfelt werden, herrscht unter den führerlosen Führern, welche die Geschicke der Partei jest leiten, Verwirrung, Hader und Swietracht. Und den alten Whigs, welche ungefähr die Hälfte der großen liberalen Armee" bil den, behagt es durchaus nicht in der gemischten Gesellschaft, von der fte umgeben find. Sie stehen den Tories weit näher, als den Radikalen von der Kouleur Chamberlains; und, sollte auch noch nicht in nächster Beit eine Verschmelzung der beiden alten historischen Parlamentsparteien zu Stande fommen, so ist es doch sehr unwahrscheinlich, daß die Whigs fich zu einem Sturm auf das Tory Kabinet hergeben werden. Eine Annäherung der Whigs und Tories wird begünstigt durch die demagogische Politif Gladstones, den Jr­ländern gegenüber. Dieser ehrgeizigste und intonsequentefte aller Politiker hat in seiner Haft, wieder an's Staatsruder zu gelangen, den Frländern sehr weitgehende Anerbietungen ge macht, die wohl den Radikalen gefallen, den Whigs aber ebenso unannehmbar erscheinen müssen wie den Tories. Herr Glad stone, der seinen Fehler bald merkte, hat freilich hintennach Alles abgeleugnet, indeß man weiß, was man von solchen Ab­leugnungen zu halten hat. Und der erste Schachzug, den Glad­stone in der neuen parlamentarischen Schachpartie gethan hat, war entschieden ein Fehlzug, der von seinen Gegnern sicherlich gut ausgenugt werden wird. Unter diesen Umständen ist es feineswegs unmöglich, daß die Frist bis zu abermaligen Neu­wahlen fich ziemlich ausdehnen wird. Und das kann uns nur angenehm sein. So wenig wir mit den Tortes sympathifiren -fie haben wenigstens eine auswärtige Politit, die den euro­ päischen Kulturinteressen dient, während Herr Gladstone stets der Schleppträger des russischen Barbarenthums war. Und für eine radikale innere Politit find in England die Vorbedingun gen noch nicht vorhanden. Die Arbeiterklasse, die jest noch zum großen Theil in den Banden des Liberalis. mus steckt, und ihm bei der lezten Wahl in den ländlichen Wahlkreisen die Kastanien aus dem Feuer holte, muß sich erst emanzipirt und auf die eigenen Füße gestellt haben. Und das geschieht nicht über Nacht."

Amerika.

Ein strenges Gesetz gegen die Vielweiberei ist in dem betreffenden Ausschuß dem Repräsentantenhause zur Annahme empfohlen worden. Die Bill verordnet, daß alle Heirathen in den Territorien von dem Geistlichen und den kontrabirenden Parteien schriftlich bescheinigt werden sollen, erzwingt das Beugniß des Ehemannes oder der Frau, die der Polygamie angeklagt find, verfügt Bestrafungen wegen Ehebruchs in Utah ( Mormonenstaat), und hebt die gegenwärtigen Beschränkungen in den gerichtlichen Verfolgungen wegen Ehebruchs auf die Klage des Ehemanns oder der Frau auf. Auch schafft das Gesetz

Das weibliche Wahlrecht ab,( nur in Utah ?) nimmt den Testamentsbestätigungs. Gerichtshöfen in Utah die allgemeine Jurisdiktion und erklärt das territoriale Gefeß über die Fähig feit illegitimer Kinder zur Ererbung von Eigenthum für un­giltig. Ferner greift die Bill die Mormonenkirche an, indem fie den Präsidenten der Vereinigten Staaten ermächtigt, Kuratoren zur Verwaltung ihrer weltlichen Angelegenheiten zu ernennen, annullirt den Mormonen Einwanderungsfonds, ver­bietet die Wiederherstellung irgend einer derartigen Körper­schaft zur Einführung von Mormonen und konfiszirt alle Diesbezüglichen Fonds zu Gunsten eines Schulfonds in Utah .

In Peru ( Südamerika ) sucht die Bevölkerung nun, nachdem der Friebe endlich hergestellt ist, dem fiegreichen Be zwinger des Bürgerkrieges, General Caceres, auf alle er­dentliche Weise ihren Dant fundzugeben. Aus allen Landes­theilen wird der General beglückwünscht und besonders die Bevölkerung von Lima bemüht fich, ihn auszuzeichnen. Die vorläufige Regierung hat einen Straferlaß angekündigt, der für die Erhaltung der Ruhe wirksamer als Gewaltmaßregeln sein wird, denn das Volt ist des langen Bürgerkrieges gründ­

Der Zimmermann zuckte die Achseln, als ob er ans beuten wolle, er wisse darauf keine Antwort zu geben.

lich müde. Die fernere Ordnung der sehr verwirrten Verhält nisse wird der Kongreß auf sich nehmen, der am 30. Mai er öffnet werden soll.

Lokales.

b. Das Leben und Treiben auf dem Weihnachts­martt erlosch mit dem Schlage der Mitternachtsstunde des Heiligabends. Vom ersten Feiertage ab führte er nur noch ein schattenhaftes Dasein. Die Verkäufer waren mit dem Geschäft des Heiligabends zufriedener als mit dem sogenannten, gol­denen" Sonntag, an welchem das Gedränge die Besucher viel­fach am Kaufen hinderte. Die Marktleute sind übrigens ein interessantes Völlchen. Sie bilden, so zu sagen, eine große Familie, wie sie ja auch ihren tarttverein haben. Die Polizei bebelligen fie wenig; auf Diebe paffen fie gegenseitig auf und faffen fie einen ab. so wird furzer Prozeß ge macht. Immerhin geht es nicht ohne Verlust ab und Abenteuer erleben te genug. So traten am Heilige abend noch spät zwei Käufer an eine Bude, von denen der eine plößlich Reijaus nahm, während der andere dem Ver­fäufer einen eilig dem Luftgarten zulaufenden Mann zeigte. Der Händler jagte hinter ihm her, es war nicht der Dieb, aber offenbar ein Dritter im Bunde. Der Zweite hatte sich natürlich ebenfalls inzwischen aus dem Staube gemacht. Nur ein Mal haben die Marktleute vor einigen Jahren die Polizei in Anspruch genommen, aber in einem Falle, welcher die Be hörde selbst stubig machte. Man brachte nach dem Markt Büreaus zwei hochelegante Damen mit ihren Dienstmädchen­scheinbaren natürlich. Diese vier hatten das Stehlen en gros betrieben, indem die Damen den Mädchen die gestohlenen Sachen hinterrücs zupackten. Das vierblätterige Kleeblatt be tam bis zu fieben Jahren Buchthaus. Auch die fliegenden Händler machen übrigens ganz gute Geschäfte.

b. Neujahr und Fasching find jest an der Reihe. Mit ihnen rechnet von nun an die Geschäftswelt, welche mit Weih nachten abgeschlossen hat. Wohin man kommt, begegnet man jest Mastenball- Plakaten, in und um Berlin . Selbst im neuen Krug hinter Treptow ist am Sylvefterabend Masten­ball. Die Berliner Droschkentutsch: r fündigen ihren großen Maskenball für den 3. Januar in der Philharmonie an. Neujahrstarten zeigen fich in allen Schaufenstern. Neben dem Chenille Affen zeigt sich auch als allerneueste Neuheit der Chenille Stater, der über einer Schüffel mit marinirtem Häring seinen Buckel frümmt. Mit großer Andacht studirt Jung und Alt die Groschenbogen, deren Verse und Bilder vielfach etwas kräftig find.

g. Recht ruhig ging es in den Berliner Sanitäts­wachen während der Feiertage zu. Hier war werig oder nichts zu thun und so fonnten sich die Angestellten der Ruhe hingeben, die fie in vielen Nächten entbehren. Auch sonst fehlte es an den üblichen Straßenerzeffen, wenigstens wurden solche von Bedeutung nicht gemeldet.

g. Das Trinkgelderunwesen hat wohl nirgends der artige Auswüchse erzeugt, als in einzelnen unserer Wiener Cafés. Hier giebt es bekanntlich die sogenannten Zahllellner, welche nichts weiter zu thun haben, als das Geld von den Gäften entgegenzunehmen. Giebt man diesen stets sehr selbst­bewußt auftretenden Leuten, welche dem Gaft nicht den ge ringsten Dienst geleistet haben, ein Kleines Trinkgeld, so halten fie es garnicht einmal der Mühe für werth, sich zu bedanken, sondern stecken mit souveräner Nichtachtung den Obolus ein. Die Art und Weise ihres Auftretens erinnert in nichts an die vielgerühmte ,, Weana Gemüthlichleit" und wirkt überaus abs stoßend und verleßend. Wenn man bei einer Schale Melange oder einem Schwarzen" 20 bis 25 Pfennige Trinkgeld geben soll, so wird der Besuch dieser Cafés ein äußerst tostspieliger. Das ganze System der Bahlkellner muß überhaupt als über flüssig bezeichnet werden, namentlich wenn man sieht, wie fich diese Menschen stets höher dünfen, als der anständige Gaft. Budem tommt noch, daß sich zwischen ihnen und den in den meisten Cafés verfehrenden Damen" eine Vertrauensstellung herausgebildet hat, welche oft genug insofern für den Gast verhängnißvoll wird, als bei eventuellen Streitigkeiten die ,, Damen " stets recht erhalten.

"

g. Große Berge von Weihnachtsbäumen und Tannene fträuchen auf einzelnen Straßen und Pläßen der Stadt lieferten den Beweis, daß die Händler mit Weihnachtsbäumen in diesem Jahre ein sehr schlechtes Geschäft gemacht haben. Arme Leute, welche nicht in der Lage waren, sich vorher einen Weihnachtsbaum zu besorgen, fanden hier die beste Gelegen heit, unentgeltlich einen Weihnachtsbaum zu erlangen und so waren die Bläße von den noch brauchbaren Weihnachtsbäumen bald abgesucht. Am heiligen Abend waren die Bäume der artig billig, wie bister wohl in feinem Jahre. Um ihre Bäume los zu werden, verkauften die Händler fte zu jedem Preis, und so tam es, daß man einen Baum, der noch am Vormittag 1,50 m. loftete, für 50 Pf. erhielt. Ob diese Flauheit im Verkauf von Weihnachtsbäumen auf eine große Zufuhr oder in dem geringen Verkauf von Weihnachtsbäumen zu suchen ist, dürfte schwer zu ermitteln sein.

Wenn mir die Sache zu bunt wird, gehe ich zum Untersuchungsrichter," fuhr die Frau mit wachsender Er­regung fort, die Generalin antwortet auch nicht wegen der ihn so weit, dann brehe ich den Spieß um. Er mag dann Pension-"

zahlen wird!"

Ich glaube auch nicht, daß sie das Geld weiter Das wäre erbärmlich! Nachdem ich die Pension so lange bezogen habe, kann sie mir nicht ohne Grund entzogen

werden."

,, Und weshalb nicht? Sie hat ja nichts davon ge wußt! Wir können aber auch nicht brohen, bas Geheimniß macht sie noch unglücklicher, als die Andern."

Und wenn wir es ihr auch unter dem Siegel der Verschwiegenheit mittheilen wollten, sie würde uns für unser Schweigen teinen Pfennig opfern. Die Frau denkt viel zu rechtlich, sie wäre die Erste, die alle betheiligten Personen in Renntniß fette!"

Siebel hatte das Haupt auf den Arm gestützt, er blickte finster vor sich hin.

"

Nach dieser Seite hin ist leider nichts zu machen," höhnisch fort, weil sie selbst keine Ehre haben, glauben fagte er ,,, wir müssen davon ganz abfehen. Wenn nur der fie, Andere bürften auch nicht darauf pochen." alte 3wist noch bestände und das Testament nicht gefunden worden wäre! Der alte Oberst hätte uns gewiß eine schöne Summe gezahlt."

"

Du hast iha jedenfalls mißverstanden!"

Er

Wie ich die Worte zu nehmen habe, weiß ich. hat mir sogar gedroht, die Verlobung rückgängig zu machen" Wenn er das thut, ist er ein ehrlofer Schuft!" rief Frau" Siebel in leidenschaftlicher Erregung. Er darf sein Wort nicht zurücknehmen

11

Er darf nicht? Wenn er es nun trotzdem thut?" " Dann muß er Gründe haben!"

Gründe findet man immer, wenn man sie sucht. Er sprach auch von dem Geheimniß, er meinte, es würde uns

brecherin dürfe er nicht heirathen!"

Das fagte er wirklich?" fragte die alte Frau entrüftet. Was weiß er denn von dem Geheimniß? Gar nichts! Wie tann er mich eine Verbrecherin nennen?"

-

" Ja, wenn wenn!" erwiderte die Frau unwillig. Was hilft uns das Alles? Wir müssen die Dinge nehmen, wie sie sind, und nicht, wie fie möglicherweise sein könnten. Ich glaube, wir können überhaupt nichts mehr

machen."

"

Bei der Generalin und bei dem Oberst aller

dings nicht."

"

11

Und bei Nabe ebensowenig!"

Nur noch bei ihm," erwiderte Siebel, und er geht richtig in die Falle. Ich habe mir einen Plan ausgedacht, er soll mir soviel zahlen, daß ich den Holzhandel an­fangen fann."

Welche Falle haft Du ihm gestellt?"

" Ich habe mich angeboten, dem Gefangenen Gift

H

Halt ein!" rief die Frau entsetzt. Wenn Du das thuft Fällt mir im Traume nicht ein, es ist ja nur eine Finte. Rabe soll mir das Gift geben, habe ich wollen oder nicht, er muß mit dem Gelde herausrüden!" So? Er wird einfach behaupten, er habe Dir das Gift nicht gegeben, und da es nicht vor Beugen geschehen ist, kannst Du es auch nicht beweisen."

"

Man wird mir glauben," erwiderte Siebel ,,, und wenn es dasselbe Gift ist, mit dem der alte Gärtner sich das Leben genommen haben soll, so wird es zu ferneren Vermuthungen Anlaß geben, die ihm nicht angenehm sein tönnen u

" Das ist freilich richtig!"

,, Uebrigens wird er es so weit nicht kommen lassen. Wenn ich ihn auf alle diese Punkte aufmerksam mache, wird er klein beigeben." Und wenn er es wider Erwarten nicht thut?" fragte die Frau.

Dann gehen wir zum Untersuchungsrichter." Die alte Frau schüttelte wieder das Haupt, ihr rundes Geficht zeigte einen ungewöhnlich ernsten Ausbruck, und die unftäten lauernden Augen senkten sich, als sie dem glühenden Blick des Bimmermanns begegneten."

Mir ist nicht wohl bei der Sache," sagte sie besorgt, ich weiß, daß Du nichts erreichen wirst, und bricht die Katastrophe ohne uns herein, bann bin ich auch verloren. Es wäre besser, wenn ich freiwillig dem Untersuchungsrichter Alles mittheilte, was damals fich ereignet hat, ich kann ja behaupten, man habe durch Drohungen mich gezwungen zu

fchweigen."

,, Und was bann?" fragte Siebel.

"

Dann mögen die Dinge ihren Gang gehen."

" Und wir haben das Nachsehen! Niemand wird uns einen Pfennig für das Geständniß geben, im Gegentheil

,, So arbeiten wir!"

Das ist auch ein armseliges Leben. Man verdient heutzutage im Tagelohn kaum soviel, daß man das trockne Brot hat. Und Du hast das Arbeiten verlernt." ( Fortsetzung folgt.)