Kommunales.
o. k. Die Berliner Gemeindeschulen. Am 1. November d. J. hatte Berlin 158 Gemeindeschulen mit 2611 Klaffen zimmern. Hiervon befanden sich 1995 Klaffen in den Schulhäusern der Stadt und 553 in gemietheten Räumen. In vor übergehender Benuzung waren ferner 67,, fliegende Klaffen". Unterrichtet wurden am 1. November in den 2611 Klassen: 71 260 Knaben und 73 973 Mädchen. Im legten Schulhalb jahre wurden 4804 Kinder eingeschult; nämlich 2557 Knaben und 2247 Mädchen. Unbesegt blieben noch: 2780 Knaben. und 2235 Mädchenpläge. In den Klassen der Oberstufe 1. und II. Kaffe, wurden höchstens 60, in der Mittelstufe III. und IV. Klaffe 65 und in der Unterstufe V. und VI. Klasse böchstens 70 Rinder unterrichtet. Der Durchschnittsstand einer Berliner Gemeindeschule betrug im laufenden Jahre 780 3öglinge und Der Bestand aller schulpflichtigen Berliner Gemeindeschüler ist also jährlich so groß, wie die Einwohnerzahl einer mittleren deutschen Provinzialstadt. Außerdem befigt Berlin noch 25 Gymnaften und Realschulen, 46 höhere Mädchenschulen, je 12 mittlere Mädchen- und Knabenschulen und ferner eine große Bahl von Seminarien, Fortbildungs, Fach- und Religionsschulen, die, wenn auch nicht annähernd die Schülerzahl der Gemeindeschulen erreichen, doch eine sehr große Bahl Böglinge unterrichten.
w. Auf Antrag des Kuratoriums der städtischen Wasserwerte beabsichtigt der Magistrat bekanntlich die Errichtung eines Wafferthurms auf dem Kreuzberge. Er ersucht Daher die Stadtverordneten Versammlung, sich mit der Errichtung einer Wafferhebestation auf dem Tempelhofer Berge in der Nähe der Bockbrauerei auf Grundlage eines vorgelegten Projekts einverstanden zu erklären und die veranschlagten Kosten in Höhe von 313 225 M. auf Konto des den städtischen Wafferwerken noch zustehenden Antheils an den Anleihen von 1878 resp. 1882 zu bewilligen, ferner sich damit einverstanden zu erklären, daß die Kosten der Pflasterung der Straße 23 bis zur öftlichen Grenze des für Hebewert und Wafferthurm zu erwerbenden Grundstücs, überschläglich berechnet auf 54 000 m., von der Verwaltung der Wasserwerke bis zum Wiedereingange von den Adjajenten vorgeschoffen werde.
w. Neue Gasanstalten. Wegen Errichtung einer neuen Gasanstalt in Friedenau schweben die Verhandlungen noch zwischen den betheiligten Behörden. Indessen dürfte der Bau dieser Anstalt, selbst wenn er in ziemlich ausgedehnter Weise hergestellt werden sollte, nicht ausreichen, da der Konsum des Gases in Berlin erfahrungsmäßig jährlich 6 pCt. d. h. um 4 Millionen Rubikmeter zunimmt. Bis zum Jabre 1890 würde demnach eine Zunahme von 25 pŒt. oder 100 Millionen Rubikmeter stattfinden, es würden somit die dann vorhandenen Anstalten nicht im Stande sein, das nöthige Quantum Gas zu fchaffen. Man ist daher jest schon bedacht, neben der Friedenauer noch eine zweite Gasanstalt um das Jahr 1890 zu errichten, wozu die Vorbereitungen bereits eingeleitet sind. Dem Ver nehmen nach soll die Absicht vorhanden sein, diese zweite Gasanstalt in Moabit zu erbauen.
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Eine außerordentliche Sihung der StadtverordnetenVersammlung findet am Mittwoch, den 30. Dezember, Nach mittags 5 Uhr, statt. Tages- Ordnung: 4 Naturalisationsge suche. Vorschläge des Ausschusses für die Wahlen von un befoldeten Gemeindebeamten.- Einige Penfionirungs- und Anstellungsfachen. Berichterstattung über die Vorlage, betr. die Ausschmückung der Aula der höheren Mädchenschule in der Jfflandstraße mit Wandgemälden. Vorlage, betr. den Ver lauf von Baustellen an der Gräfeftraße, der Dieffenbachstraße, Der Urbanstraße und am Blan.Ufer. Desgl., betr. die ErDesgl., betr. die Erwerbung des Bürgersteigterrains vor dem Grundstücke KaftanienAllee 40. Desgl., betr. die Erwerbung einer von dem Grundstücke Kesselstraße 38 zur Straßenregulirung erforderlichen Barzelle. Desgl., betr. die Einrichtung eines Giro verkehrs zwischen der städtischen Sparkasse und dem Berliner Kaffenverein. Desgl., betr. die Errichtung eines Spring brunnens auf dem Spittelmarkt. Desgl., betr. Die Errich tung einer Wafferhebestation auf dem Tempelhofer Berge. - Desgl., betr. die Auswahl der im Etatsjahre 1886/87 neu resp. umzupflasternden Straßen und Pläge.- Desgl., betr. die Aufstellung von Kandelabern auf den Geländerpostamenten Der Marschallsbrücke. Berichterstattung des Ausschusses zur Vorbereitung der Wahl der Mitglieder zur Einschäßungs Rom misston für die klassifizirte Eintommensteuer pro 1886/ 87.Desgl. über ein Naturalisationsgesuch. Desgl. des Ausschuffes zur Vorbereitung der Neuwahl von zwei unbesoldeten Stadträthen. Zwei Unterstüßungsfachen. Vorlage, betr. den Ablauf der Wahlzeit eines Bürgerdeputirten bei der
Schul Deputation.
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Bei den hiesigen Standesämtern find in der Woche vom 13. Dezember bis intl. 19. Dezember zur Anmeldung ge tommen: 229 Eheschließungen, 891 Lebendgeborene, 43 Lootgeborene, 538 Sterbefälle.
Berathers, und mit sehr einfachen Mitteln wurde das ganze Bubenstüd ins Werk gesetzt. Lapin erschien eines Morgens bei Frau Lampe , geborenen Haas, und wußte dem Töchter. chen unbemerkt zuzuraunen, daß der Marquis fie dringend bitten ließe, ihm des Nachmittags ein Rendesvous am Hafelgebüsch rechts von der Chauffee zu geben. Er habe ihr außerordentlich wichtige Mittheilungen betreffend Kohlhaas zu machen, dem große Gefahr drohe.
Der letzte Grund war für die Jungfrau der maßgebende. Sie versprach zum Rendezvous zu erscheinen, um so mehr, da Lapin zugesagt hatte, als garde d'honneur ebenfalls dabei sich einzufinden.
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Rohlhaas machte nach seinem einfachen Mittagbrot eine Promenade, als ihm Lapin begegnete. Rohlhaas fonnte ihm nicht ausweichen und mußte sich seine Begleitung gefallen laffen. Lapin hatte seinen scherzhaften Tag. Er erging sich in cynischen Wigeleien über Liebe und Weiber, wurde immer anzüglicher und nannte schließlich den Namen der Kleinen Lampe.
" 1
Kohlhaas braufte auf wie ein Rasender: Elender!" schrie er den Schurken an seiner Seite an, wie" fannst Du es wagen, sie zu verdächtigen?"
" Junger Schwärmer!" entgegnete grinsend Lapin, tommen Sie einmal hierher und betrachten Sie das Bild unter dem Haselstrauche.
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Rohlhaas fah hinüber und war wie vom Donner gerührt. Vor seinen Lichtern tanzte und flimmerte es, in feinen Löffeln braufte es: Da... da, wenige Schritte vor ihm saß die Elende, Treulose, im tête- à- tête mit dem Marquis Rache! Rache! Rache!" stürmte es in der Brust des Kohlhaas, den diese Entdeckung fast zu Boden warf. Sein unschuldiges Gemüth war aus ben Fugen gegangen, eine wahnsinnige Eifersucht in ihm erwacht, der Schurkenstreich des elenden Karnickels gelungen. So schnell ihn seine vier Läufe davontrugen, eilte Kohlhaas hinweg... Da ein Stußen... vor fich sah er einen Jäger mit einem Hunde. Wie der Blizz zuckte der Gedanke durch sein Hirn: Die Hasenjaad ist eröffnet!" und gleichzeitig schrie ihm der Satan der Eifersucht in den Löffel: Laß die Treulose mit dem Verführer sterben."
The Rohlhaas daran dachte, was er that, hatte er sich
Lokales.
Neues Postamt. Am 1. Januar t. J. tritt in Berlin SW., Hagelsbergerstraße 49, eine neue Bostanstalt in Wirt samleit, welche die Bezeichnung Poftamt 47( Hagelsbergerstraße) erhält. Bei dieser Bostanstalt tönnen Boftsendungen jeder Art mit Einschluß von Telegrammen und Rohrpostsendungen eingeliefert werden. Die Dienststunden für den Verkehr mit dem Bublikum werden festgesezt: an Wochentagen von 7 Uhr Vormittags im Sommerhalbjahr und von 8 Uhr Vormittags im Winterhalbjahr bis 8 Uhr Nachmittags, an Sonn- und Festtagen von 7 bezw. 8 Uhr Vormittags bis 9 Uhr Vormittags und von 5 Uhr bis 7 Uhr Nachmittags. Die Annahme gewöhnlicher Badete erfolgt täglich nur bis 7 Uhr Nachmittags.
Wieweit die Ueberhebung und der Dünkel bei unseren sogenannten Gebildeten bereits gedieben ist, zeigt der nachfolgende Bericht, den wir in der Voff. 3tg." finden.
,, Eine Ueberraschung zum heiligen Abend, so schreibt das genannte Blatt, bereitete ein wohlhabender Bantier seinem Dienstmädchen. Dasselbe hatte im Laufe des Jahres eine ganze Anzahl von Porzellanfachen zerschlagen, ohne fich wohl flar zu machen, wie rasch fich bas jummirt. Unser Bankier aber fertigte ein Verzeichniß der zerschlagenen Gegenstände an, warf den Werth der selben aus und legte dem Mädchen die quittirte Rechnung auf den Weihnachtstisch als Geschent. Der Bericht erstatter will wiffen, daß das Mädchen ob dieser Ueberraschung in Krämpfe verfallen sei. So gehts heute; die Herrschaften müssen die Rechnungen für das zer brochene Geschirr bezahlen und die Mäden verfallen darüber in Krämpfe. Die Herrschaft, so erzählt der Berichterstatter, hätte am heiligen Abend Mühe gehabt, einen Arzt zu schaffen. War denn statt defen nicht ein Kübel Wasser in der Nähe?" Also ein Kübel Waffer scheint dem humanen Herrn von der Boff. 8tg." ein geeignetes Heilmittel für ein an Krämpfen leidendes Dienstmädchen zu sein. Wir wollen hier von der unendlichen Tattlosigkeit des wohlhabenden Banfiers" ganz absehen, seine Dienstboten zu Weihnachten in der geschilderten Weise zu überraschen, aber die Frage wird uns wohl erlaubt fein, ob die Voff. 8tg.", wenn vielleicht die Frau Gemahlin des wohlhabenden Bankiers" zufällig am Heiligabend von Krämpfen befallen wäre, ebenfalls einen Kübel Waffer zur Herstellung der gestörten Gesundheit empfohlen hätte. Auch den Verfassern solch' unverschämter Artikel dürfte hin und wieder ein taltes Sturzbad nicht schädlich sein.
Eine Tracht Prügel statt des üblichen Weihnachtsge schentes erhielt am heiligen Abend das Dienstmädchen Johanne Scholz, die bei einem Herrn K. in der Prenzlauerstraße in Dienst stand. Das Mädchen hatte das Unglüd, beim Aufscheuern einen Taffenkopf zu zerbrechen. Darüber wurde der geftrenge Hausherr so wüthend, daß er am genannten Tage in Die Küche fam und auf das Mädchen einschlug. Als dieses fich den Mißhandlungen entziehen wollte, schloß er es einfach ein. Am zweiten Weihnachtsfeiertage verließ das Mädchen die ungaftliche Stelle.
Aus dem katholischen Krankenhaus. Wenn bisher unter Berlins Einwohnern von Krankenhäusern und der daselbst herrschenden Kur und Pflege die Rede war, so wurde stets das fatholische Krankenhaus lobend hervorgehoben. Auch ich war, so schreibt uns ein Leser, derselben Ansicht. Doch darüber bin ich eines Besseren belehrt worden und meine Pflicht ist es, Nachstehendes zur öffentlichen Kenntniß zu bringen. Am 21. Dez. wurde die Schwester meiner Braut, Louise Dausel, schwer trant an der Lungentuberkulose in das katholische Krankenhaus ge bracht. Schwer trant, ohne Hoffnung auf Wiedergenesung, wünschte sie in einem Krantenhaus ihrer Konfeffton zu sterben. Nachdem das Mädchen einige Tage im fatholischen Kranken hause gelegen und die Todesstunde, das bange Gefühl immer näher rückte, die Liebe zum Leben, die ja in den legten Stunden bei jugendlichen Menschen am größten ist, die Sehns fucht nach ihren Angehörigen, der Schmerzfte bewahrte das Bewußtsein bis zur lesten Stunde daß fie scheiden mußte, daß sie scheiden mußte, mit einander rangen, da raubte es ihr zeitweise die flaren Gedanken fie phantaftrte. Und was that die Verwaltung des katholischen Krankenhauses? Als Die Fieberphanfien wieder eintraten, hat man das arme unglückliche Mädchen in Begleitung eines Schußmannes in eine Droschte gesetzt, und fie als Jrrfinnige nach der neuen Charitee befördert, wo sie nach wenigen Tagen starb. Nun liegt die Frage nabe, ob man gegen einen begüterten Patienten ebenso gehandelt haben würde? Oder ob man es vorzog, in dem Krankenhause, wo die christliche Liebe waltet, lieber den Finanzpunkt der Charitee zu überlassen?
g. Auf den Kirchhöfen Berlins herrschte an den beiden Feiertagen ein reges Leben; bei aller Freude, welche das Weihnachtsfest bietet, hatte man der lieben Todten gedacht und viele,
bem revierenden Hunde gezeigt und lockte ihn und den Jäger nach dem Haselstrauche.
Nichts ahnend saßen hier der Marquis de Lievre und die Kleine" zusammen, die noch immer nicht erfahren hatte, welche Gefahr dem Geliebten drohe..
3wei Schüsse trachten rasch hintereinander... Der Marquis und die kleine Häfin wälzten sich in ihrem Blute. Eine Doublette zum Beginne der Jagd, die Saison kann gut werden!" sagte der Jäger und stopfte die beiden Leichen in seine Jagdtasche.
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Die Dualen des reuigen Gewissens! Wie sie nagen und bohren! Wie das brennt und blutet in der Todes= wunde, die die Seele trägt.
Kohlhaas war dem Wahnsinn nahe. Lapin war wüthend über den Tod de Lievre's und hatte bem Eifer füchtigen aus Rache gestanden, daß die kleine Lampe bas unschuldige Opfer seiner blinden Eifersucht geworden war. Als Kohlhaas außer sich auf ihn losstürzte, war Lapin in eine der Röhren seines Baues gefahren, in die ihm der Rächer nicht zu folgen vermochte. Kohlhaas wollte sterben. Dort brüben tam ein Jäger. ... Rohlhaas lief ihm entgegen und machte zehn Schritt vor ihm ein Männchen. Der Jäger schoß und fehlte. Es war ein Sonntagsjäger. Bergebens bot sich ihm Kohlhaas immer wieder zum Schuß. Nachdem der Sonntagsnimrod die dreißig Patronen, die er bei sich führte, vergeblich auf ihn verfeuert hatte, ging er ärgerlich nach Hause.
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Rohlhaas lebte. Der Tod hatte ihn geflohen. Wie ein Wahnsinniger stürmte er durch die Felder. Da dort drüben sah er plöglich einen rothen Balg schimmern. Reinecke, der Erbfeind der Familie, schlich dort zwischen den Kartoffeln. Berzweifelt rannte Rohlhaas ihm ents gegen. Ein Sprung ein unterdrücktes Quieden... Rohlhaas lag mit durchbiffener Rehle in der Quieden Furche.
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Alle, die Ihr Hafenbraten in diesem Jahre effet, weihet ihm eine Thräne.
Der elende Lapin lebt und ist vergnügt.
Nur in Nührstücken und Schauderromanen wird das Laster bestraft, im Leben ist das anders.
viele schöne Kränze wurden auf die Gräber der Dahingeschiedenen niedergelegt. Wie manches Familienglied mag in der fühlen Gruft ruhen, welches noch am heiligen Abend des verflossenen Jahres im Kreise der seinigen sich an dem strahlenden Weih nachtsbaume erfreut hat. Auf vereinzelten Hügeln sah man am erften und zweiten Weihnachtsfeiertage fleine Tannenbäumchen; hier hatten Mütter ihren dahingeschiedenen Lieblingen einen Weihnachtsbaum gesezt ein ergreifender Anblick.
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Ein nicht erfüllter Weihnachtswunsch war das Motiv, welches einen zehn Jahre alten Knaben zum Selbstmord ver anlaßte. Der Knabe, der Sohn eines in der Louisenstadt wohnhaften Kaufmanns, hatte sich als Weihnachtsgeschenk ein Theater gewünscht. Als er seinen Wunsch am Weihnachtsabend nicht erfüllt sah, entfernte er sich, wie der B. B.-C." bes richtet, unbemerkt aus dem Zimmer, wo die Bescheerung statt fand. Bald darauf von seinen Angehörigen vermißt, fand man ihn in einem zur Wohnung gehörigen Dienstboten Schlafraum an einem Hafen bängend. Nachdem der jugend liche, bereits bewußtlose Selbstmörder abgeschnitten worden, gelang es, ihn wieder ins Leben zurückzurufen. Der Knabe hatte vor einem Jahre, als er mit einer schlechten Zensur aus der Schule heimtehrte, schon einmal den Versuch gemacht, fich zu erhängen, ist aber damals ebenfalls noch rechtzeitig abgeschnitten und gerettet worden.
Die tönigliche Staatsanwaltschaft zu Stettin forscht nach einem des Raubmordes verdächtigen Fleischergesellen Wilhelm Reuter, welcher fich muthmaßlich nach Berlin gewandt hat. Derselbe ist etwa 30 Jahre alt, 1,70 Meter groß, hat Dunklen Schurrbart, ist breitschultrig, von fräftiger Statur und hat nach innen gebogene Beine. Er ist bekleidet mit kurzer Jacke, rothem oder blauem Halstuch und trägt langschäftige Stiefel.
b. Eigenthümer gesucht. Die Direktion der Görliger Bahn sucht den Eigenthümer einer Rub, welche zwischen Königs Wusterhausen und Grünau vor einigen Wochen übers fahren wurde. Das Fleisch brachte 81%, M. ein. Dieses Geld soll sich nun der Eigenthümer abholen. Derselbe muß aber dem Frieden nicht recht trauen, denn er zieht es vor, die Summe nicht einzufaffiren.
Die Phantafie einer jungen Dame hat einem anstän Digen jungen Manne am Tage vor Weihnachten einige Stuns den schweren Kummers bereitet und hätte ihm leicht seine ganze Festesfreude verderben tönnen. Am Nachmittage des gedachten Tages war der Verkehr in der Königsstraße ein sehr lebhafter; beim Vorbeipasffren hatte der Handlungskommis X. eine junge Dame etwas gestreift, und in diesem Moment ver mißte dieselbe ihren Siegelring an der rechten Hand. In dem Glauben, den Ring furz zuvor noch an ihrem Finger gesehen zu haben, bezichtigte sie den X., ihr bei der Anrempelung den Ring vom Finger gezogen zu haben. Der Beschuldigte be theuerte zwar hoch und heilig seine Unschuld, das passirende Publikum nahm aber für die vermeintlich Bestohlene Bartei, und X. mußte es fich gefallen lassen, nach dem der Klosterstraße belegenen Polizeibureau trans portirt zu werden. Frau Wäschefabrikant Löwenberg, die um dieselbe Zeit vom Alexanderplatz aus die Königsstraße nach der Heiligegeiststraße paffirte und welche Beugin dieses Vorfalls geworden war, fand zufälliger Weise ca. 2 Stunden darauf auf dem Straßendamm der Königstraße, etwa einige hundert Schritte von der erstgedachten Stelle, einen durch Ueberfahren bereits plattgedrückten goldenen Damenring. In der Hoffnung, daß es der von der jungen Dame vermißte sei, begab fich Frau L. schleunigst nach dem Polizeibureau, wo in der That die Identität des Rings aus der von der Verliererin gemachten Beschreibung zur Evidenz festgestellt wurde. Da der als Dieb eingelieferte B. bereits nach dem Moltenmarkt übergeführt war, wurde deffen Infreiheitseßung auf telegraphischem Wege bes mirkt.
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Am Weihnachtstage in aller Frühe hatte fich in unserer Nachbarstadt Potsdam , wie man dem B.-C." von dort schreibt, das Gerücht verbreitet, daß sich wiederum ein ähn licher Raubmordanfall, wie vor einigen Wochen im Prediger Wittwenhause, im Hause Jäger Rommunitation 5 und zwar gegen die in Potsdam sehr bekannte Inhaberin eine Kindergartens, Fel. Fiedler, zugetragen hätte. Daß die ganze Stadt in großer Unruhe darüber war, weil Einbrüche in lezter Beit oft vortamen, läßt sich denken. Es ist daher sehr dankbar an zuerkennen, daß Herr Polizeidirettor Wolfgramm gleich denfelben Tag Abends folgende Anzeige erließ: Die Lehrerin Fiedler hierselbst, Jäger- Kommunikation 5 parterre wohnhaft, hat angezeigt, daß sie heute morgen halb acht Uhr von zwei Männern in ihrer Wohnung überfallen und geknebelt sei. Die Thäter hätten ihr baares Geld, Bettstücke, sowie eine Uhr ge stohlen. Die fofort angestellten Ermittelungen haben ergeben, daß der Vorfall seinem ganzen Inhalte nach erfunden ist. Die c. Fiedler ist geständig, die falsche Denunziation gemacht zu haben, um sich aus ihrer drückenden finanziellen Lage zu befreien. Um einer irrthümlichen Darstellung und einer Bes unruhigung der Bewohnerschaft Potsdams vorzubeugen, wird dies hierdurch öffentlich bekannt gemacht. Potsdam , den 24. Dezember 1885. Wolffgramm, Königl. Polizeidirektor."
In der Garderobe des Belle Alliance Theater hat fich am Freitag ein Unglüd ereignet, über das der B. B.- 8. folgendes berichtet wird: Eine Choriftin hatte, als sie ein Kleid eilig über Kopf und Schulter streifte, nicht bemerkt, daß es an einer Lampe Feuer gefangen. Als sie endlich gewahr ward, daß fie brenne, stürzte sie erschreckt, um Hilfe rufend, in die Garderobe des Fräulein Böhm. Bei dieser Gelegenheit tam sie mit der legteren in allzu nahe Berührung und ſepte auch das Gewand derselben in Brand. Die beiden Mädchen stürmten in ihrer Seelenangst aus der Garderobe hinaus und fachten dadurch die Flammen immer heller an. Alles war selbstverständlich das Werk eines Augenblids. Frl. Böhm war rasch an die Verbindungstreppe gelangt, strauchelte, follerte die Stufen hinunter und fiel glücklicher Weise Herrn Niedt, der gerade im Begriffe war, hinaufzugehen, in die Arme. Böhm und erstickte die Flammen. Auch die Choristin batte Derselbe zog rasch seinen Ueberrod aus, warf ihn über Frl. bald Hilfe gefunden. Beide Mädchen erlitten jedoch immerhin ziemlich schwere Brandwunden. Frl. Böhm wurde in das Elisa bethhospital, die Choriftin hingegen in das Haus ihrer Eltern ges bracht. Bon einem anderen Berichterstatter geht uns über den trau rigen Vorfall folgendes zu: Während der Generalprobe der Boffe Lucinde vom Theater" am Freitag Vormittag stieg eine Choriftin, welche in dieser Bosse gleich Frl. Böhm als Fee zu erscheinen hatte, in ihrem leichten Tarlatangewande in ihrer Garderobe auf einen Tisch, tam dort mit ihren leichten Ge wändern der Gasflamme zu nahe und gerieth in Brand. In ihrer Angst lief fie durch die Garderobe in das Ankleidezimmer des Frl. Böhm, welche die Brennende zu retten fuchte und fich hierbei selbst in Brand fezte. Nunmehr lief Frl. Böhm in threr Herzensangft die Treppen, welche von ihrem Antleide die Flammen mit einem Mantel ersticte. Frl. Böhm wurde zimmer auf die Bühne führen, hinunter, wo ein Schauspieler fofort in das Elisabeth Krankenhaus geschafft, wo fie in ein Wafferbett gebettet werden mußte, doch ihren Brandwunden bereits Sonntag Mittag erlegen ist. Die Choristin tam mit leichteren Brandwunden davon.
Zweikampf in Berlin . Wie österreichischen Blättern aus Berlin berichtet wird, hat hier ein Duell zwischen Baron Ludwig v. Erlanger und dem Industriellen Arthur Prins. Reichenheim stattgefunden. Dasselbe ist unblutig verlaufen. Anlaß zu dem Rentontre gab der Umstand, daß Baron Erlanger eine Thea ter- Vorstellung in Begleitung einer Dame von zweideutigem Rufe besucht hatte, was der erwähnte Industrielle bei einer späteren gesellschaftlichen Begegnung mit dem Baron als ärger nißerregend bezeichnete.