verfügt, mit welchen Mitteln diesen Uebelständen am wirtfamften entgegenzutreten sein möchte, ohne die durch die Ver faffurg verbürgte Freiheit der Auswanderung an fich zu be einträchtigen. Ueber das Resultat der Erhebungen und den Inhalt der gutachtlichen Berichte der Oberpräsidenten ist bisher nichts bekannt geworden. Unterm 16. November 1883 richtete der Minister des Innern wiederum einen Erlaß an die Oberpräsidenten, in welchem es heißt, daß inzwischen, während die in dem Birkularerlag vom 11. August 1882 bezeichneten legislativen Verhandlungen noch schweben", aus den Kreisen der Arbeitgeber wiederholt Klagen über den erheblichen, ihnen Durch die Auswanderung kontraktbrüchiger Personen verursachten Schaden laut geworden seien. Der Erlaß weist dann auf eine abschriftlich beigefügte Dentschrift des Justizministers hin, in welcher die bereits bestehenden Mittel angegeben werden, um der Vertragsbrüchigkeit des Gefindes und der ländlichen Arbeiter entgegenzutreten oder dieselbe auszugleichen, nämlich: 1. das 8 wangsverfahren zur Fortseßung des Dienstes, 2. der Antrag auf Bestrafung und 3. die Verfolgung des Entschädigungsanspruchs. Das erste dieser Mittel tommt nur bei dem eigentlichen Gefinde" zur Anwendung, jedes der drei Mittel läßt aber nach der Ansicht des Justizministers einen so beschleunigten Betrieb zu, daß es trop der beabsichtigten und vielleicht nahe bevorstehenden Auswanderung Erfolg vers spricht. Die Staats- und Amtsanwälte, sowie die LokalPolizeibehörden wurden mit entsprechender Anweisung versehen.
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An der Zuckersteuervorlage welche den ReichstagsAbgeordneten als Weihnachtsangebinde nachgesendet worden, ist das nicht am wenigsten Ueberraschende, daß die Begründung in der Hauptsache aus der Vorlage von 1884 wiederholt ist, daß also alle Erörterungen, welche über die Frage der Fabritatsteuer, namentlich bei der Berathung des letzten Etats im Reichstage, in umfassendster Weise stattgefunden haben, an dem Bundesrath spurlos vorübergegangen find. Der Grundgebanke in der früheren Vorlage, daß die in den letzten Jahren gefunlenen Einnahmen aus der Suckersteuer durch eine Steuer erhöhung wieder annähernd auf den früheren Ertrag pro Kopf Der Bevölkerung gesteigert werden müßten, hat in dem neuen Entwurf eine noch etwas weitgehende Anwendung gefunden. Die Einnahme soll im ersten Jahre auf 55 Millionen Mart und vom zweiten ab auf 60 Millionen Mart erhöht werden, obgleich thatsächlich die Steuererhöhung nur 20 Bf. pro 100 kg Rüben beträgt. Die Begründung der jezigen Vorlage führt gegen die Ermäßigung der Steuer den geringen inländischen Konsum in's Feld.
Dem Bundesrathe gingen vom Reichsversicherungsamte Anträge zu, wonach demnächst 37 430 Betriebe mit 149 338 Arbeitern berufsgenossenschaftlich auf Grund des Ausdehnungsgesetzes vom 28./5. 1885 organisirt sein werden. In Aussicht genommen find eine Reichs Genossenschaft für Speditions, Speicherei und Kellereibetriebe, eine Reichsgenossenschaft für Fuhrwerksbetriebe, eine Westdeutsche Binnenschifffahrts Ge noffenschaft, eine Ostdeutsche Binnenschifffahrts Genossenschaft eine Reichsgenossenschaft der Privatbahnen, eine Reichsges nossenschaft der Straßenbahnen.
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Die Einnahmen des Reichs aus der Post- nnd Telegraphen Verwaltung haben für die Zeit vom Beginn des Etatsjahres bis zum Schluß des Monats November 1885 111 994 023 M., 4 427 146 D. mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres betragen. Die Einnahmen der Reichseisenbahn Verwaltung stellten sich auf 31 724 200 M., 547 956 M. weniger
Die Aftenstücke über den deutsch - spanischen Konflikt dürften zunächst nicht veröffentlicht werden, obgleich schon vor Wochen verlautet hatte, daß das Erscheinen des bezüglichen Weißbuches unmittelbar bevorstände. Der Grund der Verzögerung liegt darin, daß zunächst die Veröffentlichung des Protokolls über die päpftliche Vermittelung abgewartet werden sollte; und bisher ist es unbestritten geblieben, daß das Vorgeben mit dieser Veröffentlichung der spanischen Regierung überlassen bleiben soll. Inzwischen soll sich die gereizte Stimmung gegen Deutschland in Spanien beruhigt haben, die unterbrochen gewesenen Handelsverbindungen dürften demnach auch wieder aufgenommen werden und es verlautet, daß die Handelswelt in Deutschland wie in Spanien hoffnungsvoll einer Verlängerung des deutsch spanischen Handelsvertrages entgegensteht. Von Seiten der beiden Regierungen ist man auf diplomatischem Wege bemüht gewesen, ein Einverständniß in dieser Richtung anzubahnen.
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Zum Branntweinmonopol. Daß das Einvernehmen der Heichsregierung mit den süddeutschen Bundesregierungen über das Branntweinmonopol in der Hauptsache erreicht sei, ließ fich, schreibt die Boff. 8tg.", aus den ersten offigiösen Auslaffungen über den Inhalt des Projetts schon entnehmen, wird aber auch noch besonders bestätigt.
Ueber den Hergang
der Verhandlungen wird den Hamb. Nachr." von hier geschrieben: Seit einem Jahre schon haben Erwägungen statt gefunden, die zur Aufstellung von vorläufigen Grundzügen führten. Nachdem eine Verständigung zwischen dem Reichsschazamt, dem preußischen Finanzministerium und dem Reichstanzler erzielt, begab sich Minister v. Scholz nach München ,
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Spaß wahrhaftig nicht, ich bin nicht aufgelegt dazu! Von mir bekommt der Mann keinen Pfennig mehr." ,, Schenken Sie ihm kein Vertrauen?"
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" Nicht für einen Groschen!" erwiderte Hochmuth, ener gisch den Kopf schüttelnd. Wenn er Gelb haben muß, soll er zu anderen Leuten gehen, kommt er in mein Haus, so zeige ich ihm, wo der Zimmermann das Loch gelaffen hat, verstanden?"
Das ist nicht schwer zu verstehen", sagte Joseph ,,, und mir wird es jetzt klar, daß ich mich geirrt habe."
Ihr habt wohl gedacht, ich werde so gutmüthig sein? Ich will nichts gesagt haben, aber wenn Einer falsche Wechsel macht, dann ist er weit genug gekommen."
Joseph zog die Brauen hoch hinauf, erwartungsvoll blidie er den Antiquar an, der mit der Handfläche langsam über den Deckel seiner Tabaksdose rieb.
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Was wollen Sie damit sagen?" fragte er.
" Wenn Ihr's nicht versteht, müßt Thr's rathen! Ich will mir die Finger nicht verbrennen. Die Freundschaft mit der Generalin hat auch ein Ende genommen, ich hab's voraus gewußt, man wirft sein Geld nicht gern zum Fenster hinaus."
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Von der Generalin-"
Bekommt er feinen Pfennig mehr", fuhr Hochmuth fort, und wenn er so arm würde wie Hiob , verstanden?" Wissen Sie das so bestimmt?"
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Wartet einen Augenblick!"
Der Antiquar verließ das Simmer, und als er in der nächsten Minute zurückkehrte, stellte er eine Schatulle auf den Tisch.
Jest war ihm Gelegenheit geboten, fich Genugthuung zu verschaffen für die Beleidigung, die Rabe ihm zugefügt hatte, er wollte sie nicht unbenutzt lassen.
Er öffnete die Schatulle und nahm einen Brief heraus, und der Blick des Kammerdieners ruhte eine geraume Weile auf den Banknoten und Goldrollen, die neben den Papieren Lagen.
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Da left!" sagte Hochmuth. Der Oberst von Studmann hat den Brief geschrieben! Er erklärt mir kategorisch, wenn ich dem Bruder der Generalin borgen wolle, müffe
Stuttgart und Karlsruhe , wo das Einvernehmen hergestellt worden ist; die Wünsche der Süddeutschen haben die weiteste Berücksichtigung gefunden. Dann wurde mit Sachſen verhan delt, wozu v. Scholz in Dresden gewesen. Sezt wird an die Fertigstellung des Entwurfs gearbeitet, der den Regierungen mitgetheilt werden und dann als Antrag Preußens im Bun desrath eingebracht werden soll." Die Magdeb. 8tg." fügt Die Magdeb. 3tg." fügt hinzu: Von den süddeutschen Landtagen erwartet man auf Seite der Reichsgewalt anscheinend fein Hinderniß mehr, zu mal fein Votum der Regierungen im Bundesrath zu Gunsten des Monopols reichsrechtlich giltig wäre, ob es mit oder ohne Zustimmung der Landesvertretungen abgegeben wird. An das Einverständniß der letteren find die Landesregierungen nur moralisch gebunden.
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Zur Schulgesetzgebung wird der Frankf. Big." aus Berlin geschrieben: Wie herrlich weit wir es trop Fall und seiner geheimräthlichen Nothhelfer, trop Kulturkampf und Na tionalliberalismus auf dem Gebiete der Schulgesetzgebung gebracht haben, dafür mag als Beleg ein vom Berliner Kammergericht als Revisionsinstanz am 2. Dltober 1884 gefälltes Er. fenntniß sprechen. Daffelbe geht dahin, es müsse mangels weiterer geseglicher Vorschriften auf die Kabinets Didre vom 14. Mai 1825 zurüdgegangen werden, wonach der Besuch der Schule so lange dauern soll, bis das Kind nach dem Befinden des Seelsorgers die einem jeden vernünftigen Menschen feines Standes nothwendigen Kenntnisse fich erworben habe, und die in Nede stehende Kabinets- Ordre sei in der die Kompetenz des Seelsorgers betreffenden Beziehung rechtsverbindlich, b. t. Die Kompetenz des Seelsorgers, über die Entlaffung aus Der Schule zu befinden, sei durch neuere Gesezesbestimmungen nicht aufgehoben.
Ueber Ausweisungen wird aus Heilsberg in Ostpreußen berichtet: Die ersten aus Rußland " ausgewiesenen Preußen find hier hier angekommen. Der erste dieser Heimkehrenden, Partes mit Namen, dessen Auslandspaß bis zum 22. Juli 1886 giltig ist, wurde aus Kowno vom dortigen Bürgermeister sofort, wie die übrigen einzelnen Deutschen , im November ausgewiesen. Die Verheiratheten müssen die Stadt am 1. Januar räumen. Der zweite Breuße, ein Brauer Kraft, mit Auslandspaß, wurde vor drei Wochen aus Mosque, nordöstlich von Petersburg , ausgewiesen. Derselbe wurde nach seiner Aussage 14 Tage lang in Ketten geschloffen.
Afrikanisches. Das Kapland", die in Kapstadt erscheinende Deutsche Zeitung für Südafrika ", bringt über einen am 16. Oftober d. J. zwischen Hereros und Namaquas auf Diana bei Olahandja stattgehabten Kampf und über die Vers fündigung des deutschen Protektorats über ganz Hereroland folgende Spezial- Depesche: Am 15. Ottober hat zwischen Hereros und Namaquas ein heftiger Kampf stattgefunden; die Hereros waren ca. 1500, die Namaquas zwischen 500 bis 600 Mann start. Der Kampf dauerte von Morgens halb 12 bis Abends 9 Uhr, als die Namaquas, welche während des Tages von den Hereros vollständig eingeschlossen waren, sich mit Hinterlassung von 2 Wagen, 5 Karren und einen Verlust von Pferden zurückzogen. Verlust der Hereros( Damaras) 30 Todte Verlust der und über 70 theils sehr schwer Verwundete. Hottentotten( Namaquas) 35 Todte. Zahl der Verwundeten unbekannt, da fie ihre Verwundeten sämmtlich mitnahmen. Am 21. Oftober tamen die Verhandlungen bez. des deutschen Protettorats über ganz Damaraland zum Abschluß, und wurde auf dem Gebäude Maherero's, des Oberhäuptlings, die deutsche Flagge gebißt. Bur Feier des Tages wurden einige Ochfen geschlachtet, sowie sonstige Lebensmittel an die Eingeborenen verabreicht."
Greiz 24. Dezember. Der Landtag hat die Regie rungsvorlage, betreffend die Unterbringung der wegen förpers licher oder geistiger Gebrechen zur Theilnahme am Volksschulunterricht nicht geeigneten Kinder im schulpflichtigen Alter, mit 7 gegen 5 Stimmen abgelehnt. Es wurde geltend ge macht, daß durch ein solches Gefeß, welches in feinem anderen Bundesstaat sich finde, die Landgemeinden zu stark belastet würden. Aus den sonstigen Verhandlungen sei erwähnt die Interpellation des Abg. Henning, ob und wann eine gesetzlich obligatorische Trichinenschau im Fürstenthum in Kraft treten werde. Der Regierungskommissar stellte eine solche Gesezvorlage in nahe Aussicht. Hierauf wurde der Landtag vertagt.
Die beiden französischen Kammern traten am Montag in Versailles zur Präsidentenwahl zusammen. Die Sigung wurde um 1 Uhr eröffnet. Der Präsident Le Royer verliest das Defret über Einberufung der Nationalversammlung. Der Bonapartist Cuneo d'Ornano ruft:" Es ist eine Versammlung von Usurpatoren."( Große Unruhe.) Der Deputirte des De partements Tarn et Garonne, Trubert, dessen Wahl für un giltig erflärt worden war, der aber wiedergewählt worden ist, tritt in den Saal und wird von der Rechten laut und lebhaft begrüßt. Die Linte antwortet darauf mit dem Rufe:" Es lebe die Republit"( Anhaltender Lärm.) Kerdrel von der Rechten verlangt das Wort, um die Vertagung der National
ich's für eigene Rechnung thun, die Generalin werde für den Verschwender keinen Pfennig mehr zahlen, ich dürfe also nicht hoffen, daß sie mir einen etwaigen Verlust ersehen werde."
Joseph hatte den Brief entfaltet und gelesen, seine Hoffnungen fanten immer tiefer.
Schuldet er Ihnen denn gar nichts mehr?" fragte er. Gott sei Dant, nein!"
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Aber vor einiger Zeit-"
" Saß er noch in der Kreide bei mir, das ist richtig." Und er hat die ganze Schuld getilgt?"
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Viertausend Thaler auf einem Brett baar aus,
gezahlt."
Wer mag ihm das Geld gegeben haben?"
Das weiß ich nicht, und es fümmert mich auch nicht," erwiderte der Antiquar turz angebunden, meinetwegen mag er's gestohlen haben, was liegt mir baran!"
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Wissen Sie nicht, ob er noch mehr Geld hatte?" Nein, was foll die Frage?"
Er hat mir versprochen, mich zu unterstüßen, ich soll ein Geschäft kaufen, er will das Geld mir vorschießen, aber
wenn er nichts hat-"
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,, Rann er auch nichts geben," spottete Jakob Hochmuth. Und Euer Herr hat schon oft ein Versprechen gebrochen, verstanden? Kredit hat er auch nicht, ich wüßte Reinen, der so dumm wäre, ihm zu borgen. Deshalb verlaßt Euch nicht zu fest auf sein Wort, wo nichts ist, hat der Kaiser sein Recht verloren."
Joseph nickte gedankenvoll, es wurde ihm immer flarer, daß er von dieser Seite nichts erwarten durfte. Rabe hatte ja auch heute wieder die 3ahlung der vers fprochenen Summe unter nichtigen Vorwänden hinausgeschoben, es unterlag keinem 3weifel, daß er sie nicht besaß, daß er gar nicht daran dachte, sie zu zahlen.
Der Groll regte sich immer mächtiger in ihm- war er um seine Hoffnung betrogen, dann sollte Rabe dafür büßen!
Wieder ruhte sein Blick auf dem Gelbe in der Schatulle, und der Antiquar bemerkte diesen Blick, er schloß die Schatulle zu.
versammlung zu beantragen damit für den Erfaß derjenigen Deputirten, deren Wahl für ungiltig erklärt worden ist, Borforge getroffen werden fönne.( Bustimmende Rufe der Rechten, Broteste der Linken.) Cassagnac ruft: Der Kongreß ist illegal, in demselben sind vier Departements nicht vertreten." Kerdrel will die Tribüne befteigen, wird aber durch die huissiers daran verhindert.( Lebhafte Protefte der Rechten.) Le Royer erklärt, er sei der Vertreter des Gesezes, Kerdrel tönne das Wort nicht gestattet werden, denn die National versammlung sei augenblicklich ein einfaches Wahllolleg. Ein Mitglied der Rechten verlangt die Anwendung der Geschäftsordnung, anderenfalls würde er dieselbe schon angewendet haben.( Andauernder Lärm.) Caffagnac ruft: ,, Dann ist dies ein Jahrmartt." Michelin ( Intransigent) verlangt das Wort, um die Wahl einer tonftituirenden Versammlung vorzuschlagen. Le Royer verweigert daffelbe unter Tumult und Protesten der Rechten. Le Royer droht die Suspendirung der Sigung an, darauf wird endlich um 2 Uhr mit der Abstimmung begonnen. Die Mitglieder der Rechten antworten nicht auf den Namensaufruf.- Jm Ganzen wurden 589 Stimmen abgegeben, davon erhielt Grey 457 Stimmen, Briffon 68, Freycinet 14 und Delaforge 10 Stimmen, dieselben hatten sämmtlich die Kandidatur abgelehnt, 10 Stim men zersplitterten fich, 27 Stimmzettel waren unbeschrieben. Der Präsident der Versammlung, Le Royer, proklamirte hierauf die Wiederwahl Grevy's als Präsidenteu der Republiť. ( Beifall auf der Linken und im Zentrum.) Nach Annahme des Protokolls, welches noch einige Bemerkungen hervorrief, wurde die Sigung unter dem Beifall der Linten und des Zentrums und unter Protesten der Rechten aufge hoben.
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Einem Telegramm aus Paris zufolge will Briffon de misstoniren, man will wiffen, daß Freycinet die Leitung des Kabinets übernehmen wird.
Rußland.
Gegenüber den mannichfachen Gerüchten, weiche über die angeblich beabsichtigten durchgreifenden Reformen im Gerichts wesen Rußlands im Umlaute find, erachtet die Now. Wr." es für geboten, nochmals darauf hinzuweisen, daß ihrrs Wissens eine raditale Reform der seitherigen Gerichtsordnung nicht geplant werde, und diejenigen Punkte aufzuführen, wo aller Wahrscheinlichkeit nach Menderungen eintreten würden. Bu diesen reformbedürftigen Materien, meint das Blatt, sei in erster Linie die gerichtliche Voruntersuchung zu zählen, deren bisherige Mängel vielfach und ganz augenscheinlich zu Tage getreten eten. Sodann seien Modifitationen der bisher gelten den Bestimmungen über die Zusammensetzung, die Funktionen und den Kompetenzkreis der Geschworenengerichte mit größter Wahrscheinlichkeit zu erwarten. Es dürfte in Zukunft strenger bei der Aufstellung der Geschworenenliften verfahren, namentlich dürfte der von den Geschworenen zu fordernde Bildungssensus, vielleicht aber auch der Vermögenssensus gesteigert wer den. Hinsichtlich der Funktion der Geschworenen werde vor aussichtlich dafür Sorge tragen werden, daß dieselben über die eventuell den schuldig Gesprochenen treffende Strafe zuvor orientirt würden, so daß fie nicht mehr gewissermaßer ,, mit vers bundenen Augen" ihr Verdilt über schuldig oder nichtschuldig abzugeben hätten; auch dürften im Gange des Prozesses, in der Vereidigung u. drgl. m. einige Vereinfachungen eintreten. Die Kompetenz der Geschworenengerichte werde aller Wahr scheinlichkeit nach ein wenig eingeschränft werden, und zwar in dem Sinne, daß eine Reihe unwichtigerer, z. 3. von den Ges schworenen zu erledigender Sachen den Gerichten erster Instans
überwiesen werde. Mit Rücksicht auf die äußere Seite der Prozeß- Berhandlungen dürfte eine strengere Disziplin Plaz greifen, so daß in Bulunft eine Gerichtsverhandlung nicht mehr den Charakter eines pitanten, zahlreiche unbetheiligte Personen heranlockenden Schauspiels erlangen soll. Endlich soll, wie ver lautet, die Wirksamkeit der Advokaten strenger geregelt und der Stand der ,, vereidigten Rechtsanwälte" moralisch zu heben gesucht werden. Viel wird sicher nicht bei den geplanten Reformen herauskommen.
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Ueber neuere Entschließungen des Kabinets Salisbury meldet ein der Boff. Btg." sugegangenes Telegramm: 3wi schen der Konstituirung des Unterhauses und den eigentlichen Seffionsgeschäften wird keine Bause eintreten. Die Regierung fteht ihren Sturz durch eine Vereinigung der Liberalen und Barnelliten voraus und will denselben beschleunigen, um sofort die Auflösung des Parlaments zu verkündigen, welche fie dadurch rechtfertigen wird, daß das gegenwärtige Unterhaus nach einem Programm gewählt sei, welches Homerule ver warf. Alle der Regierung nahestehenden Journale äußern fich heute in diesem Sinne."
Amerika.
Daß die Handelspolitiker der Vereinigten Staaten von Amerita ihr Augenmert auf den Erwerb der Sandwich- Inseln geworfen haben, ist eine altbekannte Sache; neu ist die jetzt in der transatlantischen Preffe folportirte Version, welche dem Präsidenten Cleveland die Abficht zuschreibt, die Union durch
Da hättet Ihr also die Rechnung ohne den Wirth gemacht," fagte er in farkastischem Tone, die großen Herren versprechen viel, aber in der Regel stedt menig dahinter!" Und ich werde das Geld doch bekommen!" erwiderte ber Kammerbiener. Er muß es mir geben!" Muß, wenn er nichts hat? Redet nicht so dumm, mer sich auf Andere verläßt, der ist verlassen."
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Würden Sie mir eine Summe von zehntausend Thalern leihen?"
Jakob Hochmuth griff höhnisch lachend in seine Tabaksbose.
, Geht in's Irrenhaus, Mann, und laß: Euch turiren," erwiderte er; ich habe kein Geld zu verlieren."
Herr Rabe hat oft gefagt, Sie seien ein Grobian, jegt weiß ich es auch. Auf eine höfliche Frage darf man eine höfliche Antwort erwarten, und verloren wäre Ihnen das Geld nicht, ich gebe Ihnen Sicherheit."
„ Welche?"
" Hypothetarische Sicherheit auf ein Haus, welches ich
kaufen will."
Erste oder zweite Hypothek?"
" 3weite! Die erste beansprucht der Verkäufer der Restauration."
Julius Tullius, eine Restauration? Versteht Ihr was von der Wirthschaft?"
,, Das lernt sich rasch."
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" Jawohl, es ist feine große Runft," spottete der Antiquar." Ihr selbst werdet dann wohl Euer bester Gast sein, das muß man kennen. Was soll die Restauration toften?
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Alles in Allem fünfundzwanzigtausend Thaler." ,, Und die ganze Summe müffen Sie borgen?"
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So lange, bis Herr Rabe sein Wort einlöst und mir Gelb gibt," erwiderte Joseph. Ich würde Ihnen dann sofort das Darlehen zurückzahlen-"
bas " Nein, guter Freund, daraus wird nichts," fiel Jatob Gelb nicht. Ich helfe einem ehrlichen Menschen gern, aber-"