Borlegung eines mit König Kalakaua geschloffenen Ankauf, I trattates der Infelgrupge zu überraschen. In der Mitte des Stillen Ozeans gelegen, muß- so meint die Nordd. Allg. Btg.", der wir diesen Aufsatz entnehmen- Hawaii natürlich zu einem Stapelplage für die Manufakturwaaren der Union werden, die fich hon ihm über den ganzen Archipel des stillen Meeres verbreiten müffen. Oftaften wird seine Manufattur waaren in einem Drittel der Beit aus den Magazinen von Hawaii beziehen, die es nöthig hätte, um fte aus Europa tommen zu laffen. Honolulu würde ein bedeutender See- und Handelsplay, wahrscheinlich eine Manufakturstadt in nicht ge geringer Ausdehnung werden und den Mittelpunkt des Handels zwischen Amerita und Aften bilden. Es begreift fich daher, daß man das Projekt in der Union allen Ernstes dis Tutit.
Kommunales.
In der neuen Stadtverordnetenversammlung, welche fich in der ersten Januar- Sigung neu fonftituiren wird, find Die Staufleute mit 34 Röpfen am stärksten vertreten. Die Bahl der Rentiers beträgt 30. Ferner gebören der Versammlung an: 2 Geh. Medizinalräthe, 1 Geb. Regierungsrath, 1 Rommergienrath, 1 Profeffor, 1 Regierungsrath a. D., 1 Baurath, 1 Baumeister, 3 Justizräthe, 2 Rechtsanwälte, 6 Schulmänner, 4 Aerzte, 2 Direttoren, 1 Bankier, 8 Fabrikanten, 4 Maurerund Zimmermeifter, 4 Apotheker, 1 Schornsteinfegermeister, 1 Hoflonditor, 4 Ingenieure, 1 Eisenbahndirettor a. D, drei Tischler, 1 Redakteur, 1 Schriftsteller, 1 Gärtner, 1 Bildhauer, 1 Spediteur, 1 Uhrenfabrikant, 1 Kupferschmiedemeister, ein Gürilermeister, 1 Uhrmacher.
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Gegen die Wahl des Herrn Vortmann zum Stadtverordneten im 8. Kommunal Wahlbezirk ist Protest erhoben worden. In demselben wird, wie die ,, Staatsb. 8tg." mittheilt, der Magistrat ersucht, die Wahl aus folgenden Gründen für ungiltig zu erflären: Die Wahlvorstände der beiden Unters Abtheilungen des 8. Kommunal- Wahlbezirks 3. Abtheilung, ein feitig zusammengefeßt nur aus Anhängern des Herrn Vortmann, verhinderten nicht, daß wie es in dem Proteste heißt in den Wahllokalen eine wüste Agitation sogar auch von Nichtwahlberechtigten stattfand. Unmittelbar neben dem Wahltische, unter den Augen der Wahlvorstände und in Gegenwart vieler Wähler, die erst ihr Wahlrecht ausüben wollten, erhielten die jenigen Männer, welche Herrn Vortmann gewählt hatten, fofort nach Abgabe ihrer Stimme eine Belohnung, welche in Ueberreichung einer freien Eintritts- Karte für das am Abende des Wahltages in Altermann's Saal, Dennewißstraße 13, stattfindende Fest bestand, wo den Wählern Freibier verabfolgt wurde! Sicher find viele Wähler, welche die Ueberreichung dieser Karten angesehen haben, dadurch bestimmt worden, ebenfalls für Bortmann zu stimmen, um gleichfalls eine solche Karte zu erhalten. Vielleicht haben diese Karten nebenbei auch noch als Legitimation zur Gelderhebung gedient; denn daß für das Wählen auch Geld bezahlt worden ist, tann man aus der Thatsache schließen, daß ein Agitator für Vortmann einem Manne, welcher nicht zur Wahl gehen wollte, erklärte: Ich bin ermächtigt, Ihnen Ihre Beitversäumniß zu bezahlen." Weiter führt der Protest an, daß der Wahlvorstand der Unter- Abtheilung in der Aula dieses Ehrenamt nicht ausüben durfte, da er in neuester Zeit wegen Betruges zu Gefängnißftrafe verurtheilt worden ist. Der Vorsteher der anderen Unter Abtheilung hat seine Pflicht der Unparteilichkeit durch Agitation für Herrn Bortmanns Wahl verlegt. indem er, obwohl nicht Wahlberech tigter der 3. Abtheilung, ein Flugblatt für Herin Vortmann unterzeichnete. In des Wahlvorstehers Hause, zuerst sogar in seinem Komptoir, war ein Wahlagitationsbureau errichtet, von welchem aus fäumige Wähler zur Wahl bei freier Fahrt in Droschte erster Klaffe abgeholt wurden, um für Herrn Vort mann zu stimmen. Die jugendlichen Arbeiter und Arbeiterin nen der Fabrik des Wahlvorstehers wurden unter Androbung der Entlassung aufgefordert, Sorge zu tragen, daß die Väter für Herrn Vortmann stimmen sollten. Einem bis dahin von dem Wahlvorsteher beschäftigten Manne wurde, weil er in der ersten Wahl nicht für Herrn Vortmann gestimmt hatte, die ihm bereits zugesagte Arbeit entzogen. Der Wahlvorsteher ist auch Bezirksvorsteher und dann noch Fabritbefizer; von ihm sind eine große Anzahl Leute abhängig und deshalb mußte ein solches Vorgehen beschränkend auf die Freiheit der Wahl wirken. Außer Dem hat der Wahlvorsteher aber noch selbst im Wahllokal ver fucht, Wähler zu beeinflussen. Einem Wähler, der nicht für Bortmann stimmte, rief er unter Drohung mit geballter Faust Als ein städtischer Beamter sein zu: Na warten Sie!" Wahlrecht gegen Herrn Vortmann ausübte, wurden von dem Wahlvorsteher die Worte: städtischer Beamter" ganz besonders betont. Einem Unterbeamten, welcher für den Gegenfandidaten stimmte, schrie der Wahlvorsteher zu: Sie werden entlassen!" Es geschab das zu einer Beit, als gerade viele Unterbeamte in dem Wahllolale anwesend waren, die fich jedenfalls durch ein derartiges Auftreten des Wahlvorstehers haben einschüchtern laffen. Bum Schluß macht der Proteft noch darauf aufmert
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D
3weifeln Sie an meiner Ehrlichkeit?"
" Das sage ich Ihnen nicht, ein guter Rammerbiener mögen Sie sein, aber ein guter Wirth werden Sie gewiß nicht. Laffen Sie den feinen Herrn sorgen, ich gehe auf den Schwindel nicht ein."
,, Schwindel?" rief der Kammerdiener empört. bin ein ehrlicher Mann, ob Sie das auch find"
Ich
,, Das geht Euch gar nichts an!" erwiderte der Antiquar. Und jetzt macht, daß Ihr hinauskommt, Freundschaft, ober ich verflage Euch wegen Hausfriedensbruch, verStanden?"
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Der Kammerbiener erhob die Faust, der ganze Groll, der in ihm tobte, richtete sich in diesem Augenblicke gegen ben Antiquar.
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Ein Wucherer seid Ihr!" rief er. Wer selbst ein Wer selbst ein Betrüger ist, der glaubt, auch alle anderen Menschen müßten es sein, daran erkennt man den geriebenen Gauner!"
Jakob Hochmuth trat erschreckt zurück, diesen Ausgang hatte er nicht erwartet. Er stieß an den Tisch, und in dem felben Moment, in welchem die Faust Josephs niederfiel, ftürzte die Lampe um.
Einige Minuten später verließ der Kammerdiener das Haus, dessen Thüre er hinter sich ungestüm zuwarf. Der lezte Anker.
Der Oberst war durch Siegfried an seine alten Freunde erinnert worden, er mußte zugeben, daß sie ein Recht hatten, ihm zu zürnen. Seit langen Jahren war er jeden Abend im Klub mit ihnen zusammen gewesen, er fonnte und burfte diesen Verkehr nicht so plöglich und vollständig abbrechen.
Ueberbies hielt er sich auch verpflichtet, den Freunden die Verlobung feines Sohnes zu berichten, und dem Polizeipräsidenten ebenfalls von der Entlarvung Rabe's und deren weiteren Folgen Mittheilung zu machen.
Den Damen leiftete Siegfried jeht in den Abendstunden Gesellschaft, dabei war der alte Oberst natürlich überflüffig, und so benutzte er den ersten Abend nach dem Verlobungs tage, um die Pflichten der Freundschaft zu erfüllen.
sam, daß der Stadtverordnete de Nève in amtlichen Kommissionsfigungen Propaganda für die Wahl seines Echwagers, des Herrn Vortmann, gemacht hat.
w. Der Magiftrat hat den städtischen Normalbesoldungsetat für das Jahr 1886/87 festgesezt. Derselbe weist eine Einnahme nach von 250 378 M., welche der Staat der Stadtgemeinde zahlt für die Veranlagung und Erhebung der Klaffensteuer. Die Ausgabe beträgt 3498 200 Mt. Hiervon entfallen auf die Besoldungen der Büreau- und Kaffenbeamten 1345 900 m., der Steuererheber 480 700 M. und für Administrationsbeamte und Beamte in technischen und Spezialfächern 546 900 M.
Zur unentgeltlichen Geburtshilfe haben sich, wie die Armen- Direktion bekannt macht, erboten: die Herren Dr. Hirschfeld, Kleine Präsidentenstr. 4; Dr. Paprosch, Neue Königstr. 47; Sanitätsrath Dr. Wolfert, Potsdamerstr. 43a; Dr. Odebrecht, Röpeniderstr. 74( hält aber seine Sprechstunden nur in seiner Poliklinik, Dresdenerftr. 20, von 1 bis 2 Uhr Mittags ab); damer Eisenbahn; Dr. Landau, Franzöfifchestr. 60/61; Dr. Ras Dr. Blaftus, Lüßom Ufer 2, für die Bezirke westlich der Bots. Dr. Steinthal, Kurfürstenstr. 144 und Frau Stadthebeamme buste, Lindenstr. 113; Dr. Leffer, Weißenburgerstr. 5; Papesch, Friedrichsgracht 48.
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Die Hundesteuer betreffend, macht die Steuer- und Einquartirungs- Deputation des Magistrats bekannt, daß die Hundesteuer- Marken für das Jahr 1885 ihre Giltigkeit mit dem 3. Januar 1886 verlieren. Von diesem Tage ab find die mit solchen Marken versehenen Hunde gegen das Aufgreifen durch die Abdeckereigehilfen nicht mehr geschütt.- Diejenigen Befizer fteuerpflichtiger Hunde, welchen bis dahin Die Steuerquittungen und Marken für das Jahr 1886 noch nicht zur Zahlung vorgelegt sein sollten, werden aufgefordert, fich rechtzeitig an die Buchhalterei für die Erhebung der Hundesteuer, im Berlinischen Rathhause Bimmer Nr. 23 zur Entgegennahme der Marken gegen Bahlung der Steuer zu wenden. Bugleich wird belannt gemacht, daß auch die Bughunde, für welche Freischeine gewährt sind, mit den für fie bestimmten Marken versehen sein müssen; daß diese Marten aber die Bughunde vor dem Aufgreifen nicht schüßen, wenn dieselben frei umberlaufend getroffen werden.- Ferner wird noch auf die Strafbestimmung des§ 28 des HundesteuerRegulatios vom 27. Juni 1867 aufmerksam gemacht, wonach Derjenige, welcher sich durch Verheimlichung eines Hundes der Steuer zu entziehen sucht, mit dem dreifachen Betrage der defraudirten Steuer bestraft und außerdem die defraudirte Steuer von ihm eingezogen werden soll.
Lokales.
Das tönigliche Polizei- Präsidium erläßt folgende Betanntmachung: Während der legten Jahre ist es vorge. kommen, daß in der Sylvesternocht Personen ihrer Festftimmung durch Schießen aus den Fenstern Ausdrud gegeben haben. Das Polizei- Präfidium nimmt beim Herannaben des Jahresfchlusses Veranlassung, vor dergleichen Unfug mit dem Bemetten zu warnen, daß die Erelutiobeamten angewiesen find, gegen Erzedenten energisch einzuschreiten. Bugleich wird darauf hingewiesen, daß in Folge der staatsministeriellen Anordnungen vom 25. September 5. J. in Verbindung mit§ 28 des Reichsgesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie vom 21. Oftober 1878 die Erzedenten sich der Gefahr ausseßen, wegen Führung einer Waffe ohne Waffenschein mit Geldstrafe bis zu 1000 Mart oder mit Saft oder mit Gefängniß bis zu 6 Monaten, ganz abgesehen von den Strafen des groben Unfugs, bestraft zu werden."
Ueber das bereits von der Seewarte angekündigte Sturmwetter schreibt der Hamburger Meteorologe der Boff. Btg." d. d. 28. Dezember: Der hohe Luftdruck, welcher fich vor den Weihnachtstagen in West- Europa bei nördlichen Winden kurzer Dauer entwickelt hatte, brachte Bentral- Europa heiteres Wetter und sinkende Temperatur. Aus Frankreich wurden am Montag, den 28. d. Mts., 5 und gar 7, aus München 5 Grad Frost gemeldet. Der Nordwesten Europas wurde aber beständig von Depreffionen heimgesucht, welche stürmische Westwinde und Regenwetter in der Nord- und Ostsee sowie den Küstenländern verursachten. Heute gewinnt Dieses Depreffionsgebiet bedeutend an Ausdehnung, es ist in Hamburg das Barometer 17 Mm. gefallen, und ein starter Südwind beginnt am Abend zu wehen, welcher Sturm fich am 29. über Deutschland ausbreiten dürfte. Die Witterung neigt allzusehr zu plöglichen Witterungswechseln, als daß die Ableitung weiterer Schlußfolgerungen zur Beit ausführbar wäre. Es ist noch bemerkenswerth, daß bei der Wendung des Windes von West nach Südwest die Temperatur heute in Hamburg erheblich sant, weil dieser Wind Luft aus kälteren Gebieten herbeiführte, als der Westwind des voraufgehenden Tages.
r. Die Zahl der versicherungspflichtigen Betriebe und Personen in Berlin , welche nach den Bestimmungen der Kranken- und Unfallversicherung angemeldet worden sind, beträgt nach den amtlichen Ermittelungen 1253 Betriebe mit
Er hatte nur die Ankunft seines Sohnes abgewartet und mit diesem einige Worte gewechselt, dann war er auf seinem treuen Leonidas von dannen geritten.
Franz, der ihm den Steigbügel gehalten hatte, sah ihm nach, bis Roß und Reiter seinem Blide entschwunden waren, dann ging er langsam in die Gesindestube.
" Hat er Ihnen nichts mehr gesagt?" fragte Marianne, die mit ihrem Stridstrumpfe am Fenster saß.
Der Kutscher schüttelte ablehnend das Haupt und nahm ihr gegenüber Platz; seine sorgenvolle Miene verrieth, daß seine Gedanken mit ernsten Dingen beschäftigt waren.
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Sie sollten es sich doch noch einmal überlegen," fuhr Marianne fort, es ist ein angenehmer Posten, und was Sie noch nicht fennen, das werden Sie am Ende mit leichter Mühe erlernen."
Das glaube ich auch," nickte Franz.„ Ich hab' dem alten Manne oft bei seiner Arbeit geholfen und mich über Dies und Jenes von ihm unterrichten lassen, ich wollt's schon fertig bringen.
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Und der William könnte Ihre Stelle übernehmen. Er fann fahren und reiten, und mit den Pferden weiß er umzugehen. Es wäre ein Ruheposten für Sie!" " Dazu bin ich noch zu jung!"
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" So meine ich das nicht," erwiderte Marianne, in deren Händen die Nadeln emfiger flapperten, Arbeit würben Sie genug haben, aber Sie wären dann auch für Ihr ganzes Leben versorgt."
Hm, könnt man darauf hin heirathen?" " Heirathen? Weshalb denn nicht? Das fleine Häusgenug, und chen im Park hat Raum die Herr schaft würde gewiß auch ein Uebriges thun. Und schaft würde gewiß auch wenn das Brautpaar verheirathet ist, dann wird's hier frohe Tage geben. Seitdem der Rabe das Nest verlassen bat, kann man wieder frei athmen, es weht eine ganz andere Luft im Hause."
" Das ist wahr," sagte Franz gebankenvoll, eine ganz andere Luft. Der Schleicher hat früher sie verpestet, ich fonnte den Burschen nicht sehen, ohne mich über ihn zu ärgern."
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Er ärgert uns nicht mehr," erwiderte die Wirth
10 783 Berfonen und zwar find angemeldet nach den verschie denen vorschriftsmäßig firirten Betriebsarten: Eisenbahn 1 mit 525 Personen; Straßen-( Pferde) Bahnen 3 mit 2271 Personen; Baggerei 2 mit 55 Personen; Speditionsgeschäfte 41 mit 1157 Personen; Wäger, Meffer 2c. 1 mit 1 Person; Speicher und Kellereibetrieb 240 mit 1276 Berfonen; Bosthalterei und Personenfuhrwerksbetrieb 500 mit 3113 Bersonen; Fracht und Rollfuhrwerte 460 mit 2153 Personen; Güter- Bäckerei sc. 2 mit 119 Personen; Flußschifffahrt, Flößerei 2c. 6 mit 113 Ber sonen. Von der Gesammtzahl der in Preußen versicherten 23 421 Betriebe mit 83 614 Personen entfällt also mehr als der achte Theil aller Versicherungspflichtigen auf Berlin ; ein Be weis dafür, daß die Anwendung von Maschinen und anderen, die Versicherungspflicht bedingenden Einrichtungen in Berlin bedeutend größer ist, als das Verhältniß der Berliner Bevöl ferungsziffer zu derjenigen des gesammten preußischen Staates; Denn während jene fich wie 1: 8 stellt, berechnet sich diese ungefähr wie 1:10.
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Nach Ausweis des neuen Berliner Adreßbuches giebt es zur Beit in Berlin 705 Straßen mit 19 280 Grund ftücken und 69 Pläßen, zu denen noch 30 bisher unbenannte, im Bebauungsplane vorgesehene Bläge kommen. Unter den Straßen befinden sich 23,, Gaffen", 24,, ufer", 13 Alleen", 6 Dämme", 5 Gräben", 10 Wege", 3öfe", 2äfen“, 1 Gracht", 1, Galerie", 1,, Freiheit", 1" Bromenade". Die Bahl der öffentlichen Gebäude ist eine ganz immense, denn schon die Behörden und Institute sowie die Berliner Stadtverwaltung beanspruchen viele hunderte von Gebäuden für ihre Zwede. Berlin ist jetzt der Sit von 12 verschiedenen Reichsbehörden, 16 preußischen Staatsbehörden mit einer Unfumme öffentlicher Gebäude, wozu noch die vielen Gebäude der Provinzial- und Stadtverwaltung treten. Die Zahl der evangelischen Kirchen und Kapellen inkl. derjenigen der frana zöfifchen Gemeinde beträgt 48; daran reihen sich 5 latholische Kirchen und Kapellen, 9 Kirchen für die von der Landeskirche unabhängigen Gemeinden und 3 Synagogen. Behn Bahnhöfe vermitteln den Eisenbahnverkehr nach und von Berlin , 19 Theater sorgen für die theatralischen Genüffe. 4 Alademien, 38 Bibliotheten, 18 Museen dienen der Kunst und Wissenschaft. Die Zahl der öffentlichen Heilanstalten ist auf 23 angewachsen, zu ihnen ge sellen fich noch 81 Privat Heilanstalten, 16 Hospitäler, 5 Siechen häuser und 12 Sanitätswachen. Die Anzahl der vorhandenen Vereine ist eine ganz riesige; es existiren 21 ärztliche Vereine, 58 Gefangvereine, 13 Kunst und Künstler Vereine, 9 Vereine für Lehrer und Lehrerinnen, 34 Stenographenvereine, 30 Turn vereine, 76 Vereine für verschiedene Bweige der Wissenschaft, Kunft und Erziehung, ferner 20 Vereine für Armenpflege und Mildthätigkeit, 48 Bezirksvereine, 40 Darlehns, Kredit und Vorschußvereine, 18 Frauenvereine, 6 Handwerker, 4 Grunda befizer, 5 Karneval, 3 Ronfum, 71 Krieger, 24 Kranten. und Gesundheitspflege- Vereine, 23 Vereine von Landsmannschaften. Wir zählen ferner 4 plattdeutsche, 43 politische, 33 religiöse, 6 Ruder und Seglervereine, 27 Schülervereine, 9 Schüßenund 8 Vogelzucht- Vereine. Endlich giebt es noch 319 Vereine ber allerverschiedensten Richtung, so daß eine Gesammtsumme von 952 herauskommt und Berlin mit Recht den Anspruch auf die Bezeichnung als Vereinsstadt erheben darf. Ebenso ist Berlin die erste Beitungsstadt, denn es erscheinen hierselbst 570 Beitungen und Beitschriften, darunter 45 amtliche, 76 politische, 157 für Kunst und Wissenschaft, 133 für Handel und Gewerbe, 22 religiöse und 83 diverse.
Die glücklichen Armen. Wohlthätigkeit und kein Ende! Das Wohlthätigkeitsfieber graffirt in unserer Stadt in geradezu Bedenken erregender Weise und nach dem verschiedenartigsten Wohlthätigkeits- Klimbim, der namentlich gelegentlich des mit allen traditionellen Ehren zu Grabe getragenen Weihnachts festes in großsprecherichster Weise inszenirt worden ist, zu urtheilen, mußte Berlin ein wahres Eldorado für die Armen sein. Die Büchse mit der bekannten Aufschrift:„ Für die Armen!" wird unausgesezt in Bewegung gehalten; das ist ein Geraffel und Geflapper, daß man denken möchte, unermeßliche Schäße würden hier zusammen getragen für die Armen", um diesen das schwere Dasein einigermaßen erträglich zu machen und doch ist es mit der Armenbüchse ähnlich, wie mit dem Klingelbeutel, dessen Aeußeres von Sammt und Seide starrt, deffen innere Hohlbeit aber zumeist von unedlen Metallen, von schimmernden Knöpfen u. d. m. angefüllt wird. Es ist eben nicht Alles Gold, was glänzt. Nun, die Armen werden wohl selber ein Liedchen davon zu fingen wissen und am besten wiffen, wie ihnen die bittere Armuth versüßt wird. Die Wohlthätigkeit" ist, wie gesagt, eine Modelrankheit und bes reits zum ausgebildeten Sport herabgefunlen, wie zur Genüge aus der Wohlthätigkeit" ersichtlich, die jetzt zu Neujahr wies der stolz ihr Haupt erhebt und einer ganz besonderen Kategorie von Armen, den sogenannten ,, verschämten" Armen, für welche aber das Prädikat unverschämt" viel besser am Plage wäre, auf die Beine helfen soll. Wenn man auch nach oben hinauf eine Abstufung nach ber Höhe des Befiges gelten lassen will, so ist eine solche nach unten hin nicht nur lächerlich, sondern geradezu verderblich. In der Armuth giebt es teine Unterschiede. Arm zu sein, ist keine
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schafterin, wenn er sich noch einmal hier blicken lassen sollte, fo haben wir das Recht, ihn hinaus zu werfen." Und seinen Herrn dazu.
,, Das will ich nun doch nicht behaupten, er bleibt immer noch der Bruder der gnädigen Frau." Die er betrogen und bestohlen hat."
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" Sagen Sie das nicht so laut, mit Sicherheit wissen wir's nicht, und da dürfen wir es auch nicht be haupten."
Franziska-"
" Ach was, die Plaudertasche schwägt auch mehr, als sie verantworten kann," sagte Marianne ärgerlich, was weiß fie denn? Gar nichts! Sie hat Gloden läuten hören und weiß nicht, wo sie hängen. Von der laffe ich mich nicht aufheben."
Der Rutscher fab sie erstaunt an, es befremdete ihn, daß sie diesen Mann in Schuh nahm, hatte sie doch oft genug ihre Abneigung gegen ihn geäußert.
Daß er mit der Generalin zerfallen ist, werden Sie doch nicht bestreiten wollen?" fragte er.
,, Gewiß nicht, ich sage nur, es sei nicht bewiesen, daß er die Generalin betrogen und bestohlen habe, und daß man beshalb keine Anklage gegen ihn erheben dürfe. Und es fümmert uns ja auch weiter nichts, wir wollen froh sein, daß er uns nicht mehr in den Weg tritt."
Franz warf einen scheuen Blick auf die Thüre. Und glauben Sie, daß Joseph Franziska heirathen wird?" fragte er mit gedämpfter Stimme.
Weshalb soll ich daran zweifeln?" erwiderte Marianne ruhig. Franziska hat uns ja gestern Abend noch gesagt, Joseph werde erster Tage die Restauration übernehmen, dann wird er ja wohl heirathen müssen." ,, Na, eine glüdliche Ehe wird's nicht.
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Das ist ihre Sache, fie müssen das selbst wiffen." Und mit der Wirthschaft werden fie auch kein Glück haben. Wenn man mit Schulben anfangen muß, so ist das schon eine schlimme Sache. Außerdem ist Jofeph fein Wirth und Franziska keine Wirthin, und hier kann man nicht sagen: Wem Gott gibt ein Amt, dem gibt er auch Verstand."
( Fortsetzung folgt.)