mehr verfallen, als die ehelichen, und deshalb von der frühen Ehe abrathen? Diese Spekulation wäre doch allzu raffinirt und würde auch auf die Dauer feinen Ausschlag geben.

doch nahm dieselbe für diesmal feine gefährlichen Dimen fionen an. England und Frankreich waren in Folge ihrer Rolonialpolitik in die blutigsten Händel verwickelt, aus denen sie mehrfach nur mit großen Schlappen hervorräth, vor der Eheschließung etwas zu sparen, ist ganz gut ges gingen.

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So ist der Rückblick auf das verflossene Jahr kein be­sonders angenehmer das Schlimmste aber ist, daß das. felbe nur Geringes zur Besserung der Lage der arbeitenden Klaffe beigetragen hat.

Einen Theil der Schuld tragen die Arbeiter selbst; noch stehen viele abseits und schmollen mit ihrer Lage, ohne fich selbst zu bemühen, ohne selbst einzutreten für einen Auf­schwung der wirthschaftlich- sozialen Verhältnisse im Lande. Wäre mehr allgemeines Streben, wäre noch mehr Einigkeit vorhanden, schlösse sich jeder Arbeiter auch irgend einer Arbeitervereinigung an, dann würde es bald beffer werden.

Aber auch die Arbeiterpresse muß von den Arbeitern eifrig gelesen werden, damit das geistige Band sich immer fester um die Arbeitermassen schlinge.

So weit, wie es an uns liegt, werden wir bazu beitragen und besonders der Entwickelung aller wirthschaftlich. sozialen und aller Arbeiterfragen immer größere Aufmerksamkeit Schenken.

Möge das Jahr 1886 den Arbeitern mehr Heil und Segen bringen, als das Jahr 1885.

Fröhliches Neujahr!

Arbeiterehen.

Die Arbeiterverhältnisse eines Landes find von dem Stande der Arbeiterehen abhängig!"

Wer mag so die ganze Bollswirthschaft auf den Kopf stellen? So wird der Leser fragen. Das muß doch wohl irgend ein alberner Reporter oder irgend ein von der Schule weggelaufener Gymnaftast sein, der einige quackfalberische so sial- reformatorische Phrasen, aber noch teine drei Seiten in dem Kompendium des alten längst verstorbenen Heidelberger Profeffors der Nationalökonomie, des braven Rau, gelesen hat. Bei Leibe nicht!

Der obige Saß steht in der Sozial Korrespondenz" des bekannten Dresdener Professors der National. Delonomie und Vorstehers des amtlichen statistischen Büreaus, Viktor Böhmert. Wo der Mann in dem Augen­blid nur seine Gedanken gehabt haben mag? Denn für so dumm, daß er an den zitirten Saß selbst glaubt, halten wir ihn doch nicht.

Um aber gar leinen Zweifel darüber aufkommen zu lassen, daß der zitirte Saz von welthistorischer Bedeutung und von vollkommener wissenschaftlicher Wahrheit sei, heißt es in dem betreffenden Artikel dann weiter:

Man tann diesen Sat getrost an die Spize aller Be trachtungen über die soziale Frage stellen."

Also die Arbeiterehen beherrschen die Arbeiterverhältnisse! Bis jetzt haben alle Defonomen gesagt, daß bei guten Arbeits­verhältniffen die Ehen der Arbeiter fich vermehrten; bet fchlechteren aber die Ehen fich verminderten; daß somit die Arbeitsverhältnisse die Arbeiterehen beeinflußten.

Bei guten Arbeitsverhältnissen können die Arbeiter ihre Nachkommen ernähren, bei schlechten aber nicht. Und dieser national- ökonomische Grundsaß bezieht sich nicht allein auf die gefeßlichen Ehen, sondern auf die allgemeine Population über. haupt. Der Unterschied liegt nur darin, daß bei fogenannten guten Zeiten die gefeßlichen Ehen im Verhältnis zu der allgemeinen Bevölkerungszunahme mehr steigen, als bei schlechten Beiten.

Daraus erhellt, daß gute wirthschaftliche Zustände auch die sogenannte bürgerliche Moral fördern, während dieselbe bei jedem wirthschaftlichen Rückgang zu leiden hat.

Herr Böhmert predigt nun den Arbeitern Enthaltsamkeit, um den an der Spize dieses Artikels gestellten Saß zu be weisen. Er räth den jungen Arbeitern ab, in eine frühzeitige Ehe zu treten, damit fie fich nicht neue Konkurrenten schaffen.

Das flingt allerdings national- ökonomisch und erinnert an Malthus und Kirchmann, welche ganz daffelbe Biel , aber auf andere Weise erringen wollten.

Jedoch tommt hier die National- Dekonomie mit einem mächtigeren Faktor, mit der Natur, in Konflikt, die sich den Teufel um die gefeßliche Ehe scheert. Wenn der junge Ar­beiter fich nicht frühzeitig in die Ehe begiebt, so erwachsen ihm auf andere Weise Konkurrenten, von denen es gleichgiltig ist, ob fte des Vaters oder der Mutter Namen tragen. Die Bastarde haben ja bekanntlich auch noch mehr Feuer und Ar­beitskraft, d. h. wenn sie am Leben bleiben.

Dder sollte in der That Professor Böhmert darauf spelu liren, daß die unehelichen Kinder im Ganzen der Sterblichkeit

Haben Sie's gefehen?" fragte sie mit zitternder Stimme den Ruischer, dessen Blid starr auf dem Fenster ruhte.

Georg!" erwiderte Franz leise.

"

Glauben Sie das wirklich?"

" Rann es etwas anderes gewesen sein?"

"

Eine Fledermaus war es!" sagte William spottend. " Nein, nein," entgegnete Marianne rasch, die in die Mitte des geräumigen Zimmers zurückgetreten war ,,, es war ber Schatten eines Mannes."

Das habe ich auch gesehen," nidte Franz, aber es giebt Leute, die sich nicht überzeugen lassen wollen. Was die einmal gefaßt haben, das halten sie feft, fie sehen mit offenen Augen nicht, weil sie eben nicht sehen wollen.

Und war's ein Mann, so war es kein Geist," er widerte William ,,, einen Geist tann Niemand sehen."

Im Dämmerlicht sieht man fie," sagte Franz troßig, es find Schatten, die rasch wie der Blig am Auge vorbeis huschen-"

Schon wieder Gespenstergeschichten?" fiel Franziska, bie unbemerkt eingetreten war, ihm in's Wort. Ich bin wirklich froh, wenn ich den Blödsinn nicht mehr zu hören

brauche!"

Was Ihnen paffiren wird, wiffen Sie auch noch nicht," erwiderte der Kutscher mit scharfer Betonung. Ge wiffe Leute werden erst durch Erfahrungen flug, und Sie tönnen noch viel erfahren."

Hoffentlich nur Angenehmes!" sagte die 3ofe schnippisch.

W

Sie glauben also wirklich, daß es Georg war?" fragte Marianne, die von ihrem Schrecken sich noch nicht erholt hatte.

Sanz gewiß."

Aber es ist noch nicht Mitternacht!"

Georg

" Daß die Geißter erst um Mitternacht erscheinen sollen, tft ein Aberglaube, ben die alten Weiber in die Welt ge bracht haben. Sie weilen Tag und Nacht bei uns. ist jetzt bei uns hier im 3immer, er hört jedes Wort, wel­ches wir sprechen-"

Daß Herr Böhmert den Arbeitern und Arbeiterinnen an

meint und es wäre leichtsinnig, wenn die jungen Eheleute dies nicht thäten, wenn sie es eben tönnen. Aber eine solche Er sparnis geht bei der ersten Krankheit, bei dem ersten Kindbett wieder verloren und die proletarische Wirthschaft nimmt dann vielleicht 3 bis 9 Monate später ihren Anfang.

Man schaffe den Arbeitern beffere Existenzbedingungen und Raum für beffere Entwickelung, dann ist es sicher viel richtiger, wenn die Arbeiter in einem angemessenen jugendlichen Alter heirathen, als wenn sie schrankenlos ihre Jugend, wie man zu

gen pflegt, erſt genießen". Dieſer Genuß ist in der Ehe

ein viel reinerer, fegensreicherer. Daß wir dabei nicht die Religion im Auge baben, ist selbstverständlich. Aber die Kindererziehung gedeiht in der Ehe beffer, als außer der Ehe, und eine gewiffe Lebensordnung wirkt wiederum erzieherisch noch auf die Erwachsenen ein.

So find wir nicht Gegner der zahlreichen Arbeitereben, wie Herr Profeffor Böhmert, sondern Anbänger derselben; nur wollen wir dahin streben, daß eine gute soziale Grundlage für diefe Eben geschaffen wird, auf daß dieselben auch durchweg Chen glückliche werden. Und dies fann nur dadurch geschehen, daß die Arbeits- und Arbeiterverhältnisse fich emporheben, denn, die Arbeiterehen eines Landes sind von dem Stande der Arbeiterverhältnisse abhängig!

Politische Uebersicht.

Die Freis. 8tg." ist ganz erboft, daß wir das Gebahren der freifinnigen" Bartel gegenüber dem Branntweinmonopol Projekt dem Werthe nach gekennzeichnet haben. Das Blatt meint, wir ärgerten uns nur, weil die freis." Partei zuerst die Innitiative gegen das auftauchende Projekt ergriffen habe. Nun, Herr Richter mag fich beruhigen, wir haben feine Ursache, uns dieser seiner Lieblingsbeschätigung hinzugeben. Muth ist es sicherlich nicht, was die freis." Partei zu diesem Vorgehen gegen das Projekt veranlaßt, es geschieht vielmehr aus rein manchesterlichen Gründen. Diese Gründe spiegeln sich trefflich wieder in einem Artikel der Wes. 8tg.", von dem die Freifinnige Beitung" folgende Beilen begierig in ihre Spalten aufgenommen hat: Wenn einmal in das System des freien Wett­bewerbs Bresche geschoffen ist, so wird man sehen, wie schnell die Großgrundbefizer und Fabrikanten mißliebig Sie haben überdies die einfache politische Moral gegen fich. Denn wenn einmal die Vertheilung des allgemeinen Einkommens nicht dem freien Wettbewerb, nicht dem natürlichen Spiel der Kräfte( wie lieblich!) über­laffen werden soll, so ist schlechtweg lein Grund denkbar, weshalb die Millionen den ohnehin schon reichen Groß grundbestßern und Fabrikanten gegeben werden sollten; weshalb dann nicht lieber den Minderwohlhabenden, die oft nicht satt zu effen, teine warme Kleidung, keine ge funde, warme Wohnung haben?"

werden.

.

Da haben wir's also! Die Angst, daß die Idee einer geregelten staatlichen Produktionsweise durch Monopoliftrung eines Industriezweiges Fortschritte machen lönnte, ist die Trieb feder zu dem Geschrei, welches Herr Richter und mit ihm die fogen. freifinnige" Partei gegen den Monopolgedanken erhebt. Mit dürren Worten wird darauf hingewiesen, daß durch eine staatlich geregelte Produktion, die Millionen nicht ferner den Fabrikanten und Großgrundbefizern zufließen würden, darum muß also jede Verstaatlichung verworfen werden. Die, freifinnige" Partei will also nicht das Volt, sondern die Privilegien der Fabrikanten und Großgrundbefizer vor dem Bolte schützen! Das ist des Pudels Kern. Aus solchen Gründen tönnen wir uns natürlich nicht gegen Verstaatlichung eines Industriezweiges erklären, das weiß auch die Freis. Stg." und daher der Born gegen uns.

Die konservative" Attion gegen das allgemeine Stimmrecht wird im Deutschen Adelsblatt" wie folgt tritifirt:

Wenngleich wir uns von den leinen Partei- und Fraktionsstreitigkeiten im Schoße unserer parlamentarischen Körperschaften im Allgemeinen grundsäßlich fern halten, so glauben wir doch hiervon gegenüber der neuerdings aufge fauchten Streitfrage über die Beseitigung oder Modifilation des allgemeinen gleichen, direkten Wahlrechts eine Ausnahme machen zu müssen und zwar aus dem Grunde, weil uns die richtige Behandlung dieser Frage für die Zukunft der tonser vativen Partei als unbedingt präjudiziell erscheinen will. Haben wir unsererseits auch niemals einen Zweifel darüber ge­laffen, daß wir die gegenwärtige anarchische(!) und atomifitte Gestalt des allgemeinen Wahlrechts feineswegs als das legte Wort in der Wahlfrage behandeln, so haben wir doch stets auch davor gewarnt, auf das jezt bestehende Wahlrecht leichtfertiger Weise(!) ohne dringende Veranlaffung und ohne bestimmte Vorschläge, was man als Besseres an

Jezt schweigen Sie!" fagte Marianne ärgerlich. Sie machen einem Angst und bange."

"

Und ich habe immer gefunden, daß das ein recht tindisches Vergnügen ist," erwiderte Franziska, ich mag den Unfinn nicht mehr mit anhören!"

hinauf.

Sie ging hinaus und stieg langsam die Treppe Seitdem Joseph nicht mehr im Schlosse war, fand sie es überall langweilig, und namentlich in der Gesindestube hatte sie teinen frohen Augenblid mehr.

Franz und Marianne fragten jeden Augenblid, wann fie zu heirathen gedenke, fie richteten unzählige Fragen an fie und unterließen dabei nicht, fie unaufhörlich vor ihrem Verlobten zu warnen, wozu fie doch weder verpflichtet noch berechtigt waren.

3u spioniren gab's auch nichts mehr, und der alte William war ein trockener Mensch, ein Dummkopf, der sich bestrebte, Jebermanns Freund zu bleiben.

Da ließen sich feine Intriguen mehr anspinnen, aber dafür wollte Franziska später sich schablos halten; einer jungen schmucken Wirthin machten die Herren gerne die Rour, und wenn der Herr Gemahl darüber eifersüchtig wurde, so war das nach ihrer Ansicht ein Triumph, ber eine angenehme Abwechslung in das nüchterne Gheleben

brachte.

Leise schritt Franziska über den mit Teppichen belegten Rorribor, und als fie jetzt an dem Arbeitskabinet des Obersten vorbei kam, glaubte fie im Innern Geräusch zu hören.

Befrembet blieb fie stehen. Die Damen und der Affeffor waren im Boudoir, fie wußte das mit aller Sicherheit, der Oberst hatte erst vor einer halben Stunde bas Schloß ver laffen, er fonnte nicht zurückgekehrt sein, sie würde ihn auch gesehen haben.

Wer also war in dem Rabinet?

Die Rammerzofe war eine echte Tochter Eva's, fie konnte der Neugier nicht widerstehen.

fie

seine Stelle zu seine Stelle zu setzen gedenkt, gedenkt, als parlamentarischer Dilettant Angriffe zu machen, über beren Trag weite man offenbar im Unflaren ist. Unzweifelhaft wird das jetzt bestehende Wahlrecht von der Maffe der Bevölkerung als die werthvollste Ecrungenschaft unserer Reichsverfassung betrachtet und der Vertreter der Sozialdemo fratie hatte nicht ganz Unrecht, wenn er das Antasten dieser Errungenschaft als die Eröffnung der Pforten einer neuen Res volution fennzeichnete. Die Bedeutung eines derartigen Vor­gebens liegt zu sehr auf der Hand, als daß es besonderer de magogischer Künste bedürfte, um damit einen überaus gefähr lichen Zündstoff in die Massen zu werfen und insbesondere die jenige Partei, von welcher ein derartiger Angriff ausgeht, als die ausgesprochene Feindin der Boltsrechte und Vollsfreiheit

darzustellen und zu verdächtigen. Unsere speziellen Freunde

haben von Anbeginn auf die Gefahren(!) und Konsequenzen des jezt geltenden Wahlrechts hingewiesen und ohne Unterlaß betont, daß gegen diese Gefahren nur eine Hilfe und zwar in der richtigen Behandlung und Lösung der sozialen Fragen zu finden sei und daß jeder anderweite Versuch, die Entwicklung zurückzuschrauben, unzweifelhaft auf das Haupt seiner Urheber zurückfallen werde

Dieses Geschreibsel ist recht lehrreich, es bestätigt aufs Nrue, daß man nur den geeigneten Moment erwartet, um gegen das heutige Reichstagswahlrecht Sturm zu laufen. Es wird den berren nun freilich recht schwer fallen, einen solchen Mo ment herbeizuführen und somit wird dieser realtionäre Wunsch vor der Hand ein recht frommer bleiben.

Die Reichsgerichtsentscheidung in Sachen des Chem­niger Sozialistenprozesses tann in ihrer weiteren Verfol gung noch zu recht merkwürdigen Ergebnissen und Wider Sprüchen führen. Es ist festzuhalten, daß die Mitangeklagten Viered und Vollmar, die aus Krankheitsaründen in Chemnitz zunächst nicht prozessirt wurden, ihrer Aburtheilung vor dem Chemnißer Gericht noch entgegensehen und so fommt dieses in die Lage, die Entscheidung des Reichsge richts gegen diese Beiden anwenden zu müssen, was ihm für die anderen fieben Angeklagten entzogen ist. Es ist aber laum anzunehmen, daß das Chemnizer Gericht gegen Viered und Vollmar zu einem anderen Ergebniß tommt, als gegen die anderen fieben Angeklagten, denn was das Reichsgerichtser­tenntniß bemängelt, ist thatsächlich in der Verhandlung vor dem Chemnizer Gericht des Ausführlichsten erörtert worden, und es war ein rein formales Versehen, wenn das Chemnizer Landgericht dies im Urtheil festzustellen unterließ. Wie aber nun, wenn das Chemnißer Gericht im Prozeß gegen Vollmar und Viereck bei seiner alten Anschauung stehen bleibt und die selben freispricht, das Freiberger Gericht hingegen die fieben zuerst Freigesprochenen verurtheilt? Und was dann weiter, wenn beide Urtheile formell unanfechtbar find, aber materiel zu ganz entgegengesetten Schlüffen tommen? Man sieht, dieser Prozeß fängt an, hochinteressant zu werden und wir fürchten, daß wie immer er ausfällt, das Ansehen der Rechts­pflege nicht dabei gewonnen hat. Dem Laien liegt doch die Frage nahe: wie fann eine wissentliche Gesegesverlegung sei tens der Angeklagten vorliegen und wie soll eine Verurthei lung ausgesprochen werden können, wenn selbst die höchsten Gerichtshöfe über den Begriff einer ungefeglichen Verbindung getheilter Anficht sind und Tage der Ueberlegung brauchen, um zu einem festen Urtheil zu tommen? Neugierig darf man wohl auch sein, welches Gericht sich zunächst beeilt, die Sache zum Abschluß zu bringen. Die Angeklagten werden vermuth lich die Aufschiebung der Verhandlung durch Reichstagsbeschluß herbeiführen.

"

Das Branntweinmonopol soll bekanntlich auch dazu dienen, den Nothstand der Landwirthschaft, speziell derjenigen, die sich mit dem Kartoffelbau zur Spiritusfabrilation beschäftigt, zu beseitigen. Interessant ist es nun, wie die Köln . Voltsstg. über den Nothstand der Spiritusbrenner urtheilt. Das Blatt Schreibt: Der Often Deutschlands hat einen wenig ertrag reichen Boden; aber er ist doch ergiebig genug, um seine Bes völkerung gut zu ernähren. Wenn aber allerdings ein großer Theil der Rittergutsbefizer immer mehr zu der Gewohn beit übergeht, die Wintersaison ganz oder theilweise in Berlin zu verleben, möglicher Weise hier fich anzukaufen, ein großes Haus zu machen und Gesellschaften zu geben, so fragt sich ber Kenner der Verhältnisse oft erstaunt, wo denn das Geld dazu herkommen soll. Selbst Die Verwalter threr Güter schütteln bedenklich das Haupt. Die Söhne dienen in Garde Regimentern und brauchen allein schon reichliche Zuschüsse. Was noth thut, das ist die Rückkehr zu ein facheren Gewohnheiten, die Herabseßung der übers triebenen Ansprüche an das Leben, und wenn eine ansehnliche Fabrikatsteuer auf Branntwein diesen Erfolg beschleunigen tönnte, dann wäre fie allein schon deswegen empfehlenswerth. Das Monopol aber, welches ihnen noch größere Erträge sichern würde, wäre für sie noch gesundheitsschädlicher als der Kar toffelschnaps, den sie brennen. In Wahrheit steht es mit der Spiritusindustrie feineswegs so schlecht, als man glauben machen will; je länger man aber ihr gegenüber die Sammet handschuhe anbehält, um so schwerer wird es allerdings, eine

fammen, als jetzt ihr Blick auf Rabe fiel, der vor dem eifernen Schrank stand.

Ein Schrei entfuhr ihren Lippen, im nächsten Moment fühlte sie ein faltes Eisen an ihrer Schläfe.

"

Keinen Laut, oder Sie sind des Todes," flüsterte Nabe in drohendem Tone. Was hier geschieht, geht Sie nichts an. Der Oberst ist ausgeritten, nicht wahr?" Ja," erwiderte Franziska entsetzt.

" Sprechen Sie nicht so laut! Ist der Assessor im Schloffe?"

"

Bei den Damen im Boudoir!"

" Verrathen Sie feinem Menschen, daß Sie mich hier gesehen haben, wollen Sie das versprechen?"

"

Ich weiß nicht

"

Wenn Sie nur eine Silbe verrathen, mache ich Sie und Ihren Verlobten unglücklich, ich sorge dafür, daß Sie mit Schimpf und Schande entlassen werden, und Joseph bringe ich in's Buchthaus."

Ich verspreche Alles", sagte bas zum Tode geängftete Mädchen. Wenn Sie schweigen, find Sie binnen vier Wochen Wirthin!"

"

Franziska scrie laut auf;

hinter dem Rücken Rabe's

öffnete sich die Portiere und die Generalin stand auf der Schwelle bes Rabinets.

Rabe mochte ahnen, was hinter ihm vorging, er wandte haftig fich um und stampfte wüthend mit dem Fuß auf den Teppich.

diesem Hause ist man überall von Spionen umgeben!" Verflucht!" fagte er, mit den 3ähnen knirschend, in

Die Generalin hatte beim ersten Blid die Sachlage ihres Brubers mußten jeben 3weifel beseitigen. erkannt, der geöffnete Schrank und die Waffe in der Hand

" Beh' hinaus und schweige, ich befehle es Dir auf das beeilte sich, den willkommenen Befehl zu befolgen. Strengste!" gebot die Generalin der 3ofe, und Franziska bes Brubers. Frau von Studmann zog die Portiere wieder zu und Leife legte sie ihre Hand auf den Drüder, bann öffnete heftete den flammenden Blick fest auf das todesbleiche Geficht

behutsam die Thüre, aber so geräuschlos dies auch geschah,

war es doch bemerkt worden, und erschreckt fuhr sie zus

,, Ronntest Du mir das nicht ersparen?" fragte fie mit