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Das Malen lerarbeiten ndern und nung, die ufgeftellten en Gerüfte im fünften

Beilage zum Berliner Volksblatt.

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oben, und froß seiner Sochen Ge

Zur Lage in England.

Mit seinem trischen Brogramm ist Herr Gladstone herein usdrücklich gefallen", wie wir vorausfagten. Er hat sich überzeugen mal über- müffen, daß der Schachzug ein Fehlzug war und möchte ihn twortlicher gern zurüdnehmen. Mit dem blogen Ableugnen und Demens unbenust firen ift es aber nicht gethan- daß der Plan von Herrn Nutter des Gladstone ausging oder wenigftens approbirt war, unterliegt Stigt habe, nicht dem geringsten 3 veifel, und Herr Gladstone wird die chen, weit moralische Urheberschaft nicht los.

nnte, daß an jenem scharf im

Die Wirkung Wirkung des des Vorschlags war genau die von uns vorausgesagte: Lord Hartington , der Führer Der Führer ber Whigs, bat einen energischen Protest gegen ,, die Berstückelung Englands" erhoben, und zwischen den Beilen ftebt mit biden Buchstaben geschrieben, daß die Whigs entschloffen find, fich mit den Tortes zu vereinigen, falls gen. Herr Gladstone Ernst machen sollte. Und dann wäre es für immer aus mit den Chanzen des Herrn Gladstone. Die rit- und Tories und Whigs zusammen verfügen über eine bebeu­tungsstelle tende Majorität im neuen Barlament und aller Berechnung 10 Uhr, nach würden sie durch eine Neuwahl ihre Majorität noch ver uschmann, größern. Oftober

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Januar, er Saal), en legten hrer Herr nterrichts fich mel r. 41, III. men. Die

Herr Gladstone bat also durch seinen unglücklichen Schach. aug das Gegentheil beffen erreicht, was er erreichen wollte, und die Stellung seines verhaßten Widerparts Salisbury nur geftärtt. Dieser befindet sich jest in der angenehmen Lage, mit zwei Majoritäten operiren zu lönnen:

wenn fein Schacher zwischen Gladstone und Parnell zu Stande tommt, mit einer Majorität von Tories und Frländern;

und wenn der Schacher zu Stande tommt, mit einer Mas jorität von Tories und Whigs.

Unter solchen Umständen liegt es auf der Hand, daß das Torylabinet nicht an seine Demission denkt.

Montag, iversums, Bet dieser Gelegenheit sei noch auf eine eigenthümliche Kollegen Erscheinung aufmerksam gemacht, die so recht handgreiflich den Dunserer Unterschied in der ökonomischen und politischen Entwicklung Eng ftlich und lands und Deutschlands zeigt. Die englischen Liberalen find durch das Land und die Landbevölkerung von der Bernichtung gerettet worden. In Deutschland ist es umgekehrt: der Liberalismus wird hier durch das Land und die Landbevöl terung geschlagen, und stüßt sich ausschließlich auf die Städte, welche in England großentheils dem Liberalismus den Rücken gelehrt haben. Freilich auch der deutsche Liberalismus fieht in den Städten seine Herrschaft erschüttert- er verliert fort folgt die während Boden, und zwar an die Sozialdemokratie.

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In England ist die sozialdemokratische Bewegung noch zu schwach, als daß es den Arbeitern bisher hätte ge lingen fönnen, die Liberalen in den Städten zu ver Drängen. Vorläufig find es die Tories, welche dort die Erbschaft des Liberalismus angetreten haben. Dafür hat derselbe in den ländlichen Arbeitern, die durch die letzte Reformbill das Wahlrecht erlangten und deren Führer Arch vollständig von der liberalen Bourgeofte umgarnt ist, einen momentanen Erjaß gefunden. Auf wie lange? Das läßt fich natürlich nicht bestimmen, gewiß aber ist, daß der Liberalismus die den ländlichen Arbeitern gemachten Versprechungen nicht erfüllen, die in ihnen erweckten Hoffnungen nicht verwirklichen tann.

Und im Augenblid, wo die ländlichen Arbeiter dies bes greifen, werden fie fich vom Liberalismus abwenden.

Politische Uebersicht.

Biel Geschrei und wenig Wolle. Durch die Zeitungen gebt gegenwärtig die Nachricht, daß der preußische Minister Maybach einer auswärtigen Firma die Lieferung von 17 Eisen bahnwagen übertragen habe, weil dieselbe fich erboten bat, die Wagen zu einem niedrigeren Preise zu liefern, als die deutschen Firmen. Hierüber erhebt das Fabrilantenblatt, die ,, Rhein . Weftf. 8tg." einen großen Lärm, es wird ihr schwer, für die Entscheidung des Minifters die richtige Erklärung zu finden.- Die Dffigiösen beeilen fich bei dieser Gelegenheit, die Hand­lungsweise des Herrn Ministers in ein recht Iglänzendes Licht zu stellen, indem fie hervorheben, daß derselbe bei einer ähnlichen Gelegenheit darauf hingewiesen habe, wie wenig die preußische Eisenbahnverwaltung die Pflicht habe, Deuts schen Fabrikanten höhere Preise zu zahlen, damit dieselben dem Auslande desto billiger liefern könnten. Lezteres ist nun freilich öfters der Fall gewesen und der Herr Minister

Bum neuen Jahr.

R. C. Nun ist es wieder Neujahr, fast möchte man fagen, daß das Gläserklingen vom vorigen Sylvester noch nicht ganz erstorben ist. Wie liegt uns die 3eit so nah, wenn wir zurüddenken, wie endlos dehnt sie sich vor uns aus, wenn wir in die Zukunft blicken.

-

Ein Jahr so viele Tage, so viele Stunden, was kann in einem solchen Beitraum nicht Alles geschaffen werden! Beim Beginn eines neuen Beitabschnitttes betrachten wir ihn wie das Rind einen glänzenden, neuen Thaler, schier unermeßlich scheint ihm die Menge der Gegenstände, die es fich für die blinkende Münze faufen kann- und doch, ein­und doch, ein mal angebrochen, zerinnt sie ihm in die Fingern; bevor es noch recht zum Bewußtsein des Besizes gelangt ist, blidt es traurig in die leere Hanb.

Geht es uns anders? Soviele Jahre wir schon verlebt haben, so oft wir schon mit Freunden und Bekannten in übermüthiger Sylvefterlaune die Gläser haben erklingen lassen, soviel fprubelnde Reben wir an jenem Wendepunkt schon haben vom Stapel laufen lassen ober denen wir in fröhlicher Fest. Rimmung gelauscht haben mögen, so oft wir mit Tanten und Basen das flüssige Gerinn des schmelzenden Metalls beobachtet haben, und wie oft auch schon unser Magen gegen bie unvernünftige Ueberfüllung mit ,, Mohnpielen" und ähn lichen schönen Sachen protestirt haben mag- immer und immer war es die alte Geschichte, die gerade wie die Liebe ewig neu bleibt,-mit ftolzer Zuversicht und mit den besten Vorfäßen blickten wir jedesmal in das dunkle Thor des an­brechenden Jahres, um am Schluffe desselben wieder anzustoßen, wieder dieselben Vorsäge zu faffen, uns wieder ben Magen zu überlaben.

Freitag, den 1. Januar 1886.

muß eigenartige Erfahrungen diesbezüglich gemacht haben, sonst hätte er diesen Umstand nicht besonders hervorgehoben. Aber weshalb war es möglich, daß die deutschen Fabrikanten alle auswärtigen unterbieten fonnten? Einfach deshalb, well fie ihren Arbeitern einen weit geringeren Lohn zahlten, wie die Fabrikanten des Auslandes. Dies war der Hauptgrund, hierzu fam freilich noch, daß ihnen, wie das aus den Worten des Ministers hervorgeht, von der Regierung eine besondere Berücksichtigung zu Theil wurde, indem man, um die nationale Produktion zu schüßen, ihnen einen höbreren Preis für die Produkte zahlte, als ausländische Fabrikanten für diefelben in gleicher Güte verlangten. Es zeigt sich eben bei dieser Gelegenheit wieder, daß ein ganz an­derer Weg eingeschlagen werden muß, wenn die nationale Brobuftion geschüßt werden soll. Die Regierung muß bei Bergebung der Arbeiten nicht nur das Mindestgebot berücfich­tigen, es ist vielmehr nothwendig, daß an die Submittenten das Verlangen gestellt wird, zugleich mit dem Angebot die Löhne anzugeben, welche fie ihren Arbeitern zahlen wollen. bingung auferlegt werden, Und beim Buschlag müßte der betreffenden Firma die Bes die angekündigten Löhne

auch wirklich auszuzahlen. Natürlich fönnte das Mindestgebot nicht maßgebend sein, es müßten vielmehr die zu zahlenden Löhne mit in Betracht gezogen werden. Ein solches Vorgehen wäre im wirklichen Sinne ein Schuß der nationalen Produktion und es würde dem Minister schlecht anstehen, wenn er dann die nothwendigen Produkte vom Auslande beziehen wollte, weil diefes in Folge schlechterer Löhne billiger liefern tönnte. Das Verdienst des Herrn Ministers ift in vorliegen. dem Falle ein sehr minimales und rechtfertigt teineswegs bas große Geschret, welches deshalb erhoben wird.

Gleiches Recht für Alle ist eine alte demokratische Forderung, die aber noch lange nicht in der nöthigen Weise zur Geltung gekommen ist. An diese Forderung erinnert uns folgende Notiz: Kaffel, 26. Desbr. Neulich wurde einer der reichsten Leute unserer Stadt, der Rentier Breiding, wegen Meineids zu 2 Jahren Buchthaus verurtheilt. Seine Bitte, die ihm diktirte Strafe statt in der Wehlheidener in der Strafanstalt zu Biegenhain verbüßen zu dürfen, ist genehmigt worden. Auch ist 2c. Breiding auf sein Nachsuchen gegen Hinterlegung einer Kaution Don 100 000 Dar auf zwei Tage aus der Haft entlassen worden, um seine häus­lichen Angelegenheiten zu ordnen.

Wir gönnen dem Manne die Entlassung auf zwei Tage ebenso wie die auf seinen Wunsch erfolgte Versegung nach einem anderen Buchthause. Allein es brängt sich uns die Frage auf, ob man es auch dann gethan hätte, wenn der Verurtheilte teine 100 000 Mart Raution ftellen fonnte? Wir wissen es nicht, Alauben aber, daß ein Verurtheilter, der nichts befißt, die gleiche Rücksicht beansprüchen fann, wie ein Reicher. Will man solche Vergünstigungen von der Stellung einer Raution abhängig machen, so wird das gleiche Recht vollständig illusorisch, da der machen, so wird das gleiche Recht vollständig illusorisch, da der Arme dann niemals eine solche erhalten wird.

Aus Verden wird unterm 28. Dezember geschrieben: Unter den Kanalarbeitern bei Bruchhausen waren am ersten Weihnachtstage Unruhen entstanden, weil den Arbeitern ein Viertel ihres Lohnes zurückbehalten war. Es sollte dieses, wie nachträglich mitgetheilt wurde, deshalb geschehen sein, damit die Leute während der Feiertage nicht ihren sämmtlichen fauer verdienten Lohn durchbringen(!) konnten, sondern auch nach den Feiertagen einen Bebrgroschen besaßen. Zur Bekämpfung der Unruhen und Herstellung der Drdnung sind 30 Ulanen unter Führung eines Offiziers und einiger Unteroffiziere dort­hin gesandt worden, dieselben werden morgen jedoch zurück­fehren um dann durch Infanterie aus Bremen ersetzt zu werden. Verwundet ist bei der Katastrophe ein Ulan, dem mittelst einer Schaufel der Schädel stark verlegt wurde. Gestern wurden 11 der Unrubestifter geschlossen hier unter starter Be­deckung eingebracht und im Landgerichtsgefängnisse betinirt. Wir bedauern es aufrichtig, daß fich die Arbeiter zu solchen Unruhen hinreißen laffen, aber nach Lage der Sache hätten Unruhen hinreißen laffen, aber nach Lage der Sache hätten dieselben wohl vermieden werden können, wenn man den Leuten den gewiß nicht übermäßigen Lohn zu den Feiertagen voll­ständig ausgezahlt hätte. Die oben angeführte Entschuldigung flingt wenig glaubhaft, abgesehen davon, daß eine Vorent haltung des Verdienstes aus solchen Gründen geradezu eine Beleidigung für die Arbeiter fein mußte. Jedermann freut sich auf das liebe Weihnachtsfest, und der Arbeiter will sich und den Seinigen doch ebenso gut eine fleine Freude bereiten, wie jeder andere Staatsbürger. Das mußten auch die Unter

geflapper, feinem Schellengeflirr führt ihn uns mit allen feinen Schwächen, seinem Eigendünkel, seinen Fehlern

vor.

Dort unter jenem Hausflur hat sich ein Händler mit Neujahrskarten niedergelaffen. Neujahrskarten niedergelassen. Bunt find die meisten, ob fie schön find, weiß ich nicht, das ist auch gleichgiltig.

Mit gemessenem Schritt naht ein alter Herr. Niebertracht liegt heute auf seinem sonst so gut müthigen Gesicht, prüfenden aber ironischen Blickes mustert er die ausgestellten Herrlichkeiten, jetzt hat er, was er sucht. Die Gattin if's, die theure, die er heute zwar nicht erfreuen, aber ein bischen ärgern will. Er zahlt und geht. Vielleicht kommt höchstens eine Stunde später bie theure Gattin felbft, um für den gestrengen Ehe gemahl eine ähnliche Ueberraschung zu erwerben, und am nächsten Morgen erfreut fie der Poftbote gleichmäßig mit den beiderseitigen Liebesgaben. Schmollen und Verstimmung ist vielleicht die Folge der gegenseitigen Bärtlichkeit.

Da lobe ich mir den Schusterjungen. Hat ihn der Meister das ganze Jahr hindurch geärgert, hat die Frau Meisterin ihm die Stullen" stets mit dem heißen Messer gestrichen, so ist heute sein Tag, er hat thn herbeigefehnt, wie der Kommerzienrath bas bunte Band für das Knopfloch, und das Trinkgelb, welches er eben von einem Kunden erhalten hat, fann gar nicht beffer angelegt werden, als für ein Paar Neujahrswünsche für den Meister und die Meisterin.

Armer Junge, Dir blüht der Knieriemen, doch was schadet's? Er hat doch seine Freude gehabt, und je mehr der Meister haut, defto inniger wird ih die Ueberzeugung, daß er seinen 3wed erreicht hat. Jebes Thierchen hat sein Blaifirchen, und ist es nicht leicht möglich, daß die schwarze hat überhaupt verborgen bleibt? Dann ist der Genuß ein ganz unaussprechlicher.

Es ist eigentlich lächerlich, was für ein Aufheben der Mensch bei gewissen Anlässen von seiner eigenen, werthgeschäßten Persönlichkeit macht. Als ob man ben alten Spaßvogel nicht Eine junge Dame naht. Tournüre vorschriftsmäßig, längst erkannt hätte, als ob er überhaupt noch im Stande Abfäße halsbrecherisch, Hut vierstöckig. Die fein behand= wäre, irgend Jemand mit seinen Fanfaronaben zu täuschen! schuhle Rechte greift nach einem Amor, der noch nicht durch Gerabe der Wechsel bes Jahres mit seinem Rarnevals- bie Künfte irgend eines Schneiders entweiht ist. Sie wirft

III. Jahrg.

nehmer wiffen und daher tragen fie moralisch die Schuld an den durch die Erregung hervorgerufenen Ungefeßlichkeiten.

Ueber entsetzliche Zunahmen der Brutalitätsver brechen flagt die Bonner Stg." in einem längeren Artikel, der die Ueberschrift: Auch eine Weihnachtsmahnung trägt.' Das Bonner Blatt schreibt:

1234 Wer die Lofalblätter Westfalens und der angrenzenden rheinischen Industriebezirke durchlieft. glaub: fich in jene Ge genden Neu Amerikas versezt, wo Bowiemeffer und Revolver die Stelle des Schiedsrichters vertreten nur daß wir bei unseren Mordbuben keine Spur von jener falifornischen Art Ritterlichkeit finden, die Bret Harte und Andere noch zu rübmen wissen. Von Seiten unserer fleritalen Bresse ist auf diese bedenkliche Erscheinung schon öfters hingewielen und zur Erklärung der Kulturtampf herbeigezogen worden. In der That wird es sich nicht ableugnen lassen, daß ein Theil unseres jüngeren Klerus durch die eifrige Thätigkeit auf unfirchlichem une politischem Gebiete an 8eit und Ansehen zur fittlichen Ueberwachung und Leitung des Volles verloren hat. Der ein zige Grund ist dies freilich nicht. Allzugroße Mil e aus soge nannten Humanitätsgründen gegenüber dem Verbrechen und dem Verbrecher, die liebevolle Beschäftigung eines großen Theiles der Presse mit Mordprozessen und Mordgeschichten, Das allmälige Einfidern gewiffer Lehren des sogenannten wissens schaftlichen Materialismus in die unwissenschaftlichen Schichten des Volles, das sind ebenso viele Ursachen au dieser furcht baren Verrohung unserer Fabriljugend, die uns aus den zahle lofen Alarmnachrichten entgegenstarrt. Wie die Mittel und Wege beschaffen find, dem Uebel zu steueren, das hier zu unters suchen steht weder in unserem Berufe, noch in unserem Können; aber wir fühlen und verpflichtet, auf dieses traurigfte und ficherste Eymptom der wachsenden Verwilderung und Mißachtung des Geseßes und seiner Drohungen bei un serem Volke hinzuweisen. Wir müssen es um so eber thun und werden es um so öfter wiederholen, da wir im Intereffe des Sittlichkeitsgefühls und zur Schonung unserer Leser von der Mittheilung der einzelnen Gräuelfälle so viel als möglich Abstand nehmen. Eine Weihnachtsnummer einer westfälischen Lotaljeitung; an der Spiße die obligatische Cbrififestgeschichte mit der Tendenz und dem Schluffe Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen; dann ein halbes Dußend neue Mefferaffären: Bürger und Familienväter von Buben muth­willig erschlagen; bann eine Sammlung zu Weihnachtsge schenken für die armen Gefangenen im Buchthaus, und dann etwa noch eine Geschichte von dem Manne, der einen Anderen er mordet, um nur ins Buchthaus zu tommen führwar, ein solches Blatt scheint uns ein wichtigeres und lehrreicheres Dokument für einen Gesetzgeber, als ganze Aftenbündel! Wer wird helfen?"

Das rheinische Blatt bringt nichts Neues, Alles was hier gesagt wird, ist oft genug von Blättern ähnlichen Kalibers gesagt worden. Es find immer die alten Geschichten, die auf­getischt werden, und was das schlimmfte ist, es tritt dabet immer die alte Anschauung zu Tage, welche von uns oft genug gekennzeichnet worden ist. Es ist feineswegs die Rohheit nur bei dem sog. unwissenden Bolle vorhanden; wer das behauptet, liefert damit den Beweis, daß ihm selbst das nothwendige Wissen zur Beurtheilung fehlt, oder aber, es liegt ihm daran, den wirklichen Thatbestand zu verdunkeln. Allzu große Milde und Humanität Verbrechern gegenüber, das Eindringen des Materialismus in die unteren Belleschichten, Unfähigkeit des Klerus und schließlich unsere moderne Literatur sollen Schuld an der zunehmenden Verrohung sein. Was lettere anbetrifft, so läßt sich nicht bestreiten, daß fie die Entfittlichung fördert, aber nicht etwa nur bei den unwissenden" Bollsschichten, son­dern in weit höherem Grade bei der sogenannten befferen Gesellschaft. Die Geistlichkeit würde, auch wenn weit fähiger wäre, durch ihre Lehren niemals im Stande sein, Verbrechen und Vergehen wesentlich einzudämmen. Selbst in den frömmsten Gegenden lommt es vor, daß der Mörder betet, bevor er fich auf sein Opfer stürzt. Der Materialismus ift also nicht der Förderer des Verbrechens und der Rohheit. Und die Humanität ist es noch viel weniger; all die Klagen über zu große Milde find gänzlich unzutreffend. Diese Klage ist wohl die älteste, aber auch ungerechtfertigfte, fte war schon zur Zeit vorhanden, als noch Folter und Tortur in ihrem ganzen Umfange angewandt wurden. Je roher und strenger die Behandlung, um so schroffer und gefühlloser wird der Mensch, welcher fie ertragen muß. Wenn fich einzelne Men­schen nach dem Buchthaus oder dem Gefängniß wünschen, so liegt das weniger an der Herrlichkeit des Gefängnißlebens,

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einen schmachtenden Blick auf denselben, mit dem felben feelenvollen Augenaufschlag hat sie das duftige Briefchen noch an jedem Sylvester in den Briefkasten geftedt, mit bewunderungswürdiger Ausbauer galt der glühende Blick allerdings an jedem Jahresschluß einem. An­Seren. Was fümmert's uns? In fremde Herzensange legenheiten hat man fich selbst zu Neujahr nicht zu mischen, und der Berliner hat doch gewiß Recht, wenn er sagt: " Abwechselung muß find!"

Indessen wenn die Hoffnung nicht wäre." Hofft ber Ehemann nicht, daß seine Frau nicht auf denselben Gedanken tomme wie er, hofft der Schusterjunge nicht, daß er dem Knieriemen des Meisters entgehen wird, und hofft die Schöne nicht, daß schließlich doch mal Einer fich für's Leben in ihre Tournüce vergaffen wird? Selbstrebend, benn sonst würden sie Alle zusammen wohl ganz anders handeln.

Auch wir alle Anderen hoffen. Ohne die Hoffnung wäre unser Leben schaal und wenig begehrenswerth, es würde uns abstoßen, es würde uns zur Last, zum Ueberbruß werden.

Und gerade am Jahresschluß find wir in der hoffnungs­feligften Stimmung, wir erwarten Alles von der neuen, an­brechenden Zeit, die alte, vergangene hat uns nichts gebracht, die Zukunft allein bringt uns Heil. Das ist ein mystischer, fatalistischer 3ug im menfch lichen Herzen, daß es mit aller Macht, mit aller Kraft Kraft dem Unbekannten, bem unerschlossenen U brängt. Aber gerade beswegen, weil er in aller Menschen Herzen gleichmäßig wohnt, weil wir faft Alle unter feinem 3wange stehen, muß er Wahrheit in fich bergen und so möge denn die Zukunft endlich einmal erfüllen, was fie uns so lange vorgegaufelt hat, möge Alles, was wir ers träumen und erftreben, endlich greifbare, thatsächliche Wirks lichkeit werden, dann ist es gleichgiltig, an welchem Beit punkt des Jahres wir uns befinden, dann erst rufen wir unseren Freunden aus freier, fröhlicher Herzensüberzeugung ein richtiges Profit Neujahr" zu.

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