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Beilage zum Berliner Volksblatt.

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Läßt sich die Armuth aus aus der der Welt Schaffen?

Diese schon so oft aufgeworfene und sowohl mit Ja" wie mit Rein" beantworteie Frage findet in der Probe nummer der von dem Dr. A. v. Eyl kürzlich herausgegebenen und in tonservativem Sinne für Gott und Menschen, für Monarchie und Vaterland" redigirten Pionier- Correspondenz" eine originell zu nennende, sehr intereffante und in mehrfacher Hinsicht bemerkenswerthe Abhandlung.

Bunächst wird fonstatirt, daß, mit Ausnahme der Sozial. demokraten und der entschloffenen Staatssozialisten", die Frage, ob es möglich sei, die Armuth aus der Welt zu schaffen, von allen anderen Wirthschaftsparteien( einzelne Sozialreformer tommen nicht in Betracht) mehr oder weniger entschieden verneint werde. Dann heißt es wörtlich weiter:

Was uns betrifft, so will es uns scheinen, als fönne der Glaube an die Möglichkeit, die Armuth zu beseitigen, in feinem Falle schaden, wohl aber der Unglaube in dieser Hinsicht jeder Wirthschafts- und Sozialreform verhängnißvolle Hindernisse bereiten.

Freilich wird behauptet, jener Glaube oder Aber­glaube set der eigentliche Bater aller sozialdemokra tischen und fommunistischen Phantaften, Agitationen und Verschwörungen. Lösche man diesen Aberglauben aus, fo sei Damit auch dem Sozialdemokratismus

das Lebenslicht ausgeblasen. Auf den ersten Augenblick ver­breitet diese Auffaffung den Schein der Wahrscheinlichkeit aber auch nur den Schein. Bei näherem Zusehen nämlich fiöst man auf zahlreiche Bedenken, welche jene Wahrscheinlichkeit aufheben und in ihr Gegentheil verwandeln. Zunächst tritt die

dermann bekannte Thatsache hervor, daß die zahllosen Bücher, Beitungsartikel und Vorträge, welche seit dem Auftreten des modernen Sozialismus der Erbringung des Beweises gewidmet waren, daß die Armuth niemals aus der Welt zu schaffen sei, auf die nichtbefizenden Klaffen eine Wirkung hervorbrachten, die derjenigen gerade entgegengesett ist, welche man erzielen wollte. Jemehr man den Bestglosen predigte, die Armuth sei unabwendbar, desto mächtiger loderte in ihnen das geistige und moralische Mißtrauen und der Haß gegen die befizenden Klaffen auf. Wir sagen, das geistige und moralische Miß­trauen", denn die Sozialdemokraten erklären die befizenden Klaffen des Vertrauens für unwerth, weil diese die Armuth nicht fortschaffen wollen und nicht fortschaffen können.

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Das Nichtfönnen" das geiftige Armuthszeugniß wurde von den Gegnern der Sozialdemokraten bis jetzt nicht hinlänglich gewürdigt. Man hat sich die Widerlegung des fozialdemokratischen Aberglaubens zu leicht gemacht und na namentlich übersehen, daß das traffe Mißverhältniß zwischen dem technischen und dem sozialen Fortschritt nothwendig dem scharfen Auge der sozialdemokratischen Kritit nicht entgehen tonnte. Der von Armuth unterjochte Mensch versteht unter Armuth nicht den schwer zu beseitigenden Unterschied zwischen Lurus und Nothdurft, oder den gar nicht zu beseitigenden Unterschied zwischen Befiz und Befriedigung, sondern lediglich seine gegenwärtige Entbehrung solcher Bedürfnißbefriedigungen, für welche die wunderbar gefüllten Arsenale unserer entwickelten äußeren Kultur alle Vorausbedingungen liefern. In dieser Auffassung der Armuth findet die sozialdemokratische Kritit unbedingten und vollen Glauben, wenn sie eine Volkswirthschaft für geistig bankerott erklärt, welche es nicht versteht, die bringendften Bedürfnisse an Nahrung, Kleidung und Wohnung zu befriedigen, obwohl zahllose Menschen und noch zahllosere Maschinenfräfte nur auf Gelegenheit warten, jene Bedürfniß gegenstände in Hülle und Fülle hervorzubringen.

Dieses Unvermögen der heutigen Gesellschafts- Ordnung ist die eigentliche Quelle der Sozialdemokratie, und nicht der Glaube an die Möglichkeit, daß fich die Armuth aus der Welt schaffen laffe.

Wer an die unsägliche Geduld denkt, mit welcher die 1354 leidende Menschheit durch Jahrtausende ein immer großes und häufig entsegliches Elend ertragen hat; wer dann die Macht der Gewohnheit, die anerzogene und den Nichtbesitzenden zur zweiten Natur gewordene Ehrfurcht vor den Trägern der sozialen, staatlichen und kirchlichen Gewalten berücksichtigt, der wird an­erkennen müssen, daß es nicht bloße sozialdemokratische Hetreden sein konnten, sondern daß es neue und überwältigend große

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eilage.

Berliner Sonntagsplanderei.

R. C. Mit dem heutigen Sonntag schließt die Reihe ber außerordentlichen Festtage mit einem Gefühl ge­wiffer Erleichterung begiebt man sich morgen an fein ge­wohntes Tagewert und wehmüthig gedenkt man der ver gangenen schönen Tage.

Die Tage nach Neujahr sind dem Kazenjammer, dem physischen wie moralischen gewidmet. Der Kopf beschwert fich über die urzeitgemäße Spiritusniederlage, die der Mensch bespotischer Weise im Magen etablirt hat, und das Allges meinbefinden krankt an einer gewissen Niedergeschlagenheit, die unzweifelhaft mit der öden Leere im Portemonnaie in inniger Wechselbeziehung steht. Vielleicht wäre es nicht ganz unzeitgemäß, gerade über den letzteren Punkt eingehende Betrachtungen anzustellen; doch wozu kaum vernarbte Wun­ben wieder aufreißen, es wäre ein barbarisches Vergnügen, eines menschenfreffenden Landsmannes aus den gesegneten Gefilden von Kamerun würdig, heute, statt linderndes Del auf die schmerzhaften Stellen zu träufeln, mit boshafter Freude unangenehme Erinnerungen wachzurufen. Sprechen wir also nicht davon.

Vor einigen Tagen las man in verschiedenen Beitungen ein Rezept zur vernunftgemäßen Anfertigung der Sylvester bowle. Es ist anerkennenswerth, daß begabte und tief benkende Trinker sich diesen Gegenstand zum Lebensstudium machen, es ist das ein erfreuliches Werk von weit­gehendem Kulturintereffe. ein Indessen Normal­getränk wird sich jemals ebensowenig herstellen lassen, wie der Geschmad fich in bestimmte Formen und Regeln einpreffen läßt. Was dem Einen als himmlischer Nektar erscheint, läßt den Anderen Pfui Teufel" ausrufen, und wenn der Eine Bauchgrimmen bekommt, streicht sich der Andere behaglich den Magen. Wir halten daher das Ver fertigen folcher Rezepte für durchaus verwerflich, wenn man nicht gleich das Rezept zur energischen Bekämpfung und to­talen Niederwerfung des Razenjammers beifügt.

Gerade die Zeit um Neujahr herum fordert zu trüb­feligen Betrachtungen in dieser Beziehung heraus. Wo

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Jonntag, den 3. Januar 1886.

Kulturerscheinungen sein mußten, um jenen geschichtlichen Zauber­bann zu brechen und mit elektrischer Schnelligkeit das Mißtrauen und die Auflehnung in den dumpfen Maffen zu entzünden. Und wahrlich, solche leuchtende Kultur- Phänomene waren es wirklich, welche den Brand sozialer Unzufriedenheit erzeugten. Noch vor hundert Jahren unterwarf sich das Elend dem Ver­Noch vor hundert Jahren unterwarf sich das Elend dem Ver­hängniß der Unabwendbarkeit. Wenn in der Vorzeit Empörungen hängniß der Unabwendbarkeit. Wenn in der Vorzeit Empörungen der Nichtbefizenden gegen die Befißenden ausbrachen, so waren diese gegen einzelne Härten und Grausamkeiten der sozialen Ordnung gerichtet, nicht aber gegen den allgemeinen Glaubens­sag von der Unausrottbarkeit der Armuth selbst. Dieser Saz wurde faum augefochten und wo es geschah, gelang es bald, ihm nicht nur in den Thatsachen, sondern auch in den Ueberzeugungen die Herrschaft zurückzuerobern. Anders in neuerer Zeit, wo die Wunder der Technik bewirkt baben, daß die Beseitigung der jetzigen Armuth nicht mehr als Wunder, sondern als eine Leistung erscheint, welche durch die Inhaber der gesellschaftlichen Gewalt gerade als Legitimation der Führerschaft vollbracht werden muß.

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Nur deshalb, weil die höheren Klaffen selbst die An­ftellung von hinlänglich großen und hochzielenden Versuchen ablehnten, weil die Aufgabe unlösbar sei" nur aus dieser Ursache fonnte die Sozialdemokratie im jeßigen Umfang ent­stehen. Und daß sie überhaupt entstand, ist mindestens ebenso wunderbar, als daß die moderne Technit entstand. Beide Er scheinungen brüden unserem Jahrhundert einen tulturgeschicht lichen Stempel auf, der es von allen früheren Jahrhunderten unterscheidet. Beide Erscheinungen gehören in Ursache und Wirkung zusammen: fie find untrennbar.

Las Genie der Menschheit gab sich aus, indem es den technischen Fortschritt gebar, so daß das Genie, welches für einen dadurch bedingten sozialen Fortschritt erforderlich war, zur selben Beit fehlte. Hauptsächlich aus dieser bwesenheit wuchs der Sozialdemokratismus hervor. Heute ist der technische Fort schritt zwar nicht beendet, aber hinlänglich weit gekommen, um dem Genie der Menschheit die Muße auch für einen ent­sprechenden sozialen Fortschritt zu gestatten. Alle Mühe aber bleibt unfruchtbar, wenn sie nicht zunächst durch den Glauben an die Möglichkeit des Fortschritts be eelt wird, wie auch der technische Fortschritt undentbar war ohne den inbrünstigen, häufig genug verlachten Glauben der Erfinder und Entdecker. Auch auf dem Gebiete geistiger Hervorbringungen hat der Glaube eine bergeverseßende Kraft, und eben deshalb ist die Bejahung der Frage, ob fich die jeßige Armuth beseitigen laffe, der erste Schritt auf den Bahnen eines wirklichen sozialen Fortschrittes, namentlich aber eine unerläßliche Vorstufe für die Ausbildung einer heute noch fehlenden sozialen Reform. Technit."

Das die Ausführungen der Pionier- Rorrespondenz", die fich von den meisten anderen anti- sozialdemokratischen Abhand­lungen über die Frage der Armuth hauptsächlich dadurch vortheil­hat unterscheiden, daß fie die Sozialdemokratie nicht zum Gegenstande wüster, fanatisch- dummer Beschimpfung machen, derselben vielmehr als einer von der modernen Technik in Ur sache und Wirkung untrennbaren Erscheinung Rechnung tragen. fache und Wirkung untrennbaren Erscheinung Rechnung tragen. Ob die herrschenden Klaffen aber wohl die an fte gerichtete Mahnung, abzulassen von der Lehre der Unabwendbarkeit der Armuth, beherzigen werden? Die Erfahrung berechtigt nicht zu solcher Annahme.

Gegenüber der Tendenz des Artikels, den Glauben an die Beseitigung der Armuth lediglich als ein gutes Mittel zum guten Zweck, als Vorbedingung eines wirklichen sozialen Fort­Schritts" hinzustellen, erlauben wir uns zu bemerken, daß dieser Glaube in Wirklichkeit denn doch etwas Anderes ist, nämlich: der ganze und volle Inhalt der entwicklungsgeseßlichen Noth der ganze und volle Inhalt der entwicklungsgesetzlichen Noth. wendigkeit. Es handelt sich dabei nicht, wie etwa bei dem auf wendigkeit. Es handelt sich dabei nicht, wie etwa bei dem auf religiöfe Dogmen gegründeten Glauben, um ein einfaches, moralisches Motiv für bestimmte Handlungen und Unterlassungen zur Befriedigung des eigenen Gewissens, sondern um einen Att erlösender Sozialgerechtigkeit nach dem unwandelbaren Gebote der Nothwendigkeit. Es darf nicht heißen: Glaube, daß die Erlösung möglich ist sondern: Sei überzeugt, daß dieselbe als eine Frucht der sozialen Entwicklung tommen muß und wird!

Politische Uebersicht.

Zum Branntweinmonopol berichtet man den, Hamb . Nachr." aus Berlin , 29. Dezember: Die Stellung Hamburgs Nachr." aus Berlin , 29. Dezember: Die Stellung Hamburgs

lebt der weise Mann," so frägt wohl mancher brumm schädelbehaftete Erdenbürger am Neujahrsmorgen, der mich von meiner Noth befreit?" Die Wissenschaft steht machtlos vor dem Problem, erfahrene und erprobte Männer schütteln refignirt das Haupt, an die Heilkraft des fauren Härings glauben nur schwächliche Neulinge, die besänftigende Wir fung der fauren Gurke gehört überhaupt schon lange in das Gebiet der Mythe.

Schweigen und Dulden, das ist das Loos der leiden­den Menschheit dem Razenjammer gegenüber; bas einzige Mittel, welches eine gewisse Arssicht auf Erfolg verspricht, ist das Auflegen von Hundehaaren; von sachverständigen Leuten wird es jedoch seiner Gefährlichkeit wegen verworfen. Wir sprechen in diesem Punkte selbstredend nicht aus eigener Wir sprechen in diesem Punkte selbstredend nicht aus eigener Erfahrung, wer aber gestern und vorgestern seine besten Freunde mit wirklichen Leichenbittermienen durchs Leben pilgern fab, den mußte der Menschheit ganzer Jammer anfassen, sab, den mußte der Menschheit ganzer Jammer anfassen, wenn er eben nicht statt des fühlenden Herzens einen eisigen Steinklumpen im Busen trug.

Wenn es jenen Unglücklichen zum Troste gereicht, daß Kunst und Wissenschaft nicht im Stande sind, fie in furzer Beit von ihrem Leiden zu befreien, so sei er ihnen hiermit ges geben; die 3eit, die Alles lindert, Alles heilt, wird fich auch ihrer erbarmen, und hoffentlich wird sie die Er innerung an den Razenjammer am Neujahrsmorgen vor zu fünftigen Ausschreitungen bewahren.

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Der Mensch muß genügsam sein, das menschliche Leben bietet dem Verständigen auch seine Freuden. Was mich an betrifft, so läßt mich das Profit- Neujahr" rufen ziemlich falt, ich glaube mich auch nicht entfinnen zu können, am Scheidepunkt des alten Jahres jemals das Bedürfniß gehabt zu haben, meinem Nebenmenschen den 3ylinderhut anzu treiben. Dennoch hat die jetzige Jahreszeit mit ihren Konzertvätern, ihren Ballmüttern, ihren blendenden Schultern und weißen Kravatten auch ihr Liebliches. Das allerdings läßt sich nicht leugnen, daß der Winter im Allgemeinen doch mehr eine Saison für Wohlhabende ist, denen das Frieren eine angenehme Abwechselung und die blaugefrorene Nase ein unschuldiges Vergnügen ist. Wenn ich auch nicht zu

III. Jahrg

zum Monopol bildete in den letzten Tagen vielfach Gegenstand der Erörterung in den dem Regierungsprojekte abgeneigten Blättern. Es wurde behauptet, die Interessen Hamburgs würden besonders geschädigt werden, weil den daselbst befind lichen Spritfabriken der Garaus gemacht werden würde; das sehr umfangreiche Geschäft der Raffinerie des russischen Roh­fpiritus und Exports des entfuselten Fabrikats würde durch das Monopol aufhören. Nach Erkundigungen, die ich einge. zogen, kann ich diesen Angaben auf das Bündigfte wider­sprechen. Die in Frage kommenden Anlagen befinden sich im Bollauslande und werden auch nach dem Bollanschluß Hams burgs dort verbleiben; sie können vom Monopol gar nicht ge­troffen werden. Abgesehen hiervon, liegt es ganz wohl in der Möglichkeit, daß dieselben auch für das Reich arbeiten tönnten, ohne in ihrer Selbstständigkeit gefährdet zu werden; das russische Geschäft brauchte darum nicht aus der Hand gegeben zu werden.'

Ein fiebenjähriges Waisenkind ausgewiesen? Die Germania " erhält von einem Pfarrer aus Kempen ( Posen) folgendes Protokoll zugesandt: Verhandelt Kempen , den 13. November 1885.

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Bei dem Unterzeichneten erschien am heutigen Tage Marianna Tomaszak Wittwe des hiesigen, vor einem halben Jahre ver­storbenen Einwohners Adalbertin Begleitung ihrer Mutter Agnes Janit, einer verwittweten Taglöhnerfrau, und gab fol­gende Erklärung ab:

Bei mir wird ein Kind meines Mannes und seiner ersten Frau erzogen. Das Mädchen ist sieben Jahre alt und heißt Marianna. Seit einer Woche kommen täglich zweimal Polizisten nach dem Mädchen und wollen es mitnehmen, da es nach ( russisch) Polen transportirt werden soll. Am vergangenen Sonnabend entfloh das Kind vor Schreck, daß der Polizist es aus der Schule holen will, aufs Feld und schlief einen halben Tag hinter einem Zaun. Vor Schrecken und Kälte ist das Kind erkrankt und liegt zu Bett. Trozdem kommt der Polizist und will es mitnehmen. Das Kind zittert vor Schrecken und bittet seine Mutter:" Mutter, laß mich nicht fort, ich gehe nicht nach Polen , ich will bei Dir bleiben." An dem geftrigen Tage schrieb die Frau an den Herrn Landrath, daß er das Kind bei thr laffe, daß sie sich verpflichte, dasselbe zu unterhalten und zu ernähren, und doch kam heute wieder der Polizist nach dem Kinde. Ich erwähne, daß die Mutter dieses Kindes nicht aus Bolen stammte, sondern von hier gebürtig ist. Marianna Tomaszet. Agnes Janit

Iwaszkiewicz. Pfarrer.

Jalob Lorenz, als Beugen. Db das Kind nun hinterber wirklich ausgewiesen wurde, oder ob davon schließlich Abstand genommen ist, sagt die ,, Germania " nicht. Uns erscheint faum glaublich, daß es auf eine Ausweisung abgesehen war, denn es läßt sich doch nicht annehmen, daß man ein Kind über die Grenze bringen will, um es dort einem ungewissen Schicksal zu übergeben, was hier doch voraussichtlich der Fall gewesen wäre.

Göppingen ( Württemberg ), 31. Dezember. Bei der hier selbst am 28. Dezember stattgefundenen Gemeinderathswahl ist es der Arbeiterpartei gelungen, zwei Kandidaten durchzubringen. Jm Gemeinderath fizen hier nun 13 Vollsparteiler, 3 National liberale, 2 Sozialdemokraten. Ihrer gesellschaftlichen Stellung nach find e? 4 Großindustrielle und 14 Handwerker.

Frankreich .

Die Kammer ist nunmehr in die Ferien gegangen. Die lette Sizung gestaltete sich aber noch sehr stürmisch. Es wurde nämlich von mehreren Abgeordneten der äußersten Linken und Der Rechten behauptet, daß bei der legten Abstimmung über die Tonglingkredite( die bekanntlich mit 274 gegen 270 votirt wurden) mehrere Stimmzettel gefälscht worden seien. So erklärte der Radikale Lacote, daß er gegen die Tonglingkredite gestimmt habe, während der Offiziel" ihn unter den Depu tirten aufzählt, welche sich der Abstimmung enthalten haben. Der Frrthum habe darin feinen Grund, daß Jemand auf einem weißen Bettel den früheren Namen ausradirt, den Namen Lacote darauf gefeßt und diesen Stimmzettel dann in die Urne geworfen habe, wodurch der blaue Bettel Lacote's annulirt worden sei. Ein ähnliches Faktum theilte Laguerre mit. Sein Freund Francaise, Deputirter von Guyana , der augenblicklich fich noch auf der Reise nach Frankreich befindet, ist auch als für die Kredite votirend aufgeführt worden, ob­gleich er früher stets gegen dieselben votirt hat. Nach Laguerre erhebt fich der Graf de l'Aigle und sagt, daß es ihm

dieser Klasse von Leuten gehöre, so freue ich mich doch darüber, daß ich kein Walzer- Sträfling bin, der sich wohl oder übel von Abends 9 Uhr bis die Laternen auf der Straße ausgelöscht werden, im Kreise drehen muß. Es ist dies unter Umständen eine Beschäftigung, die ebenso ungefund ist, als müßte man sich bei der rauhen Witterung persönlich an der Kriegführung im Balkan betheiligen.

Es ist wirklich ein nicht zu unterschätzender Vorzug, bei den zu erwartenden Bällen ruhig in einer Ede fißen zu dürfen, und in wechselnder Reihenfolge die Paare vorüber­schweben zu sehen.

Besonders kühn denkende Menschen haben behauptet, aus der Handschrift einer Person sichere Schlüsse auf deren Charakter- Eigenschaften ziehen zu können. Ich behaupte da­gegen, daß man aus der Art und Weise, wie Jemand tanzt, viel eher Herz und Nieren desselben prüfen fann, als aus den mehr oder weniger verschnörkelten Schriftzügen. Viele Männer tanzen mit ernster Miene, mit roürdevollen, gemesse nen Bewegungen, man sieht ihnen an, daß sie sich einer wichtigen Pflichterfüllung bewußt sind. Ob sie bei den Damen als Tänzer sehr beliebt sind, kann ich natürlich nicht wiffen, aber man fann wohl mit einiger Sicherheit anneh­men, daß sie den Obliegenheiten ihres Privatlebens mit gleicher Präzision nachkommen, wie sie sie beim Tanzen ent wideln. Andere wieder tanzen leicht, schwebend, graziös, sie scheinen mir bei den Damen besonders begehrt zu sein; im gewöhnlichen Leben dürften sie sich nicht der vollwichti­gen Würde erfreuen wie die erste Kategorie. Wenn ich einen Tänzer bemerke, der aus eigener Erfindung besondere Touren einfügt, Walzer

im ber bald

balb im Polla tanzt, so kann ich mich des Gefühls nicht er wehren, daß ich einen flatterhaften, unbeständigen Menschen vor mir habe; wenn ich ich eine heirathsfähige junge Dame wäre, würde ich ihm nie die Hand fürs Leben reichen, und wäre ich ein mit Töchtern gesegneter Familienvater, niemals sollte er mir das so wichtige Jawort abschwindeln. Unter allen Umständen sind das die besten Männer, die überhaupt nicht tanzen. Von dem Tanzen der Damen ein ander Mal.