2. Eine Stichwahl findet allemal den zweitnachsten Sonntagnach der resultatlosen Hauptwahl statt.3. Der Volts, ählung vom 1. Dezember 1885 entsprechend,werden die Wahlkreise neu eingetheilt und muß diese Neuein-theilung alle 10 Jahre nach Maßgabe der veränderten Be-völkerungsziffer wiederholt werden.4. Zur Sicherung des Wahlgeheimnisses werden amtlichgestempelte Kouverts ausgegeben, und wird das höchste wievas niedrigste zuläsfige Gewicht des zu Stimmzetteln zu ver-wendenden Papiers festgesetzt.5. Während der Dauer der Wahlbewegung kommen allelandesgesetzlichen Beschränkungen der Versammlungsfreiheit,insbesondere die Anmeldungspflicht, völlig in Wegfall.Die Forderung der Proportionalvcrtretung ist nicht inAusficht aenommm. Die vorstehend aufgeführten Bestimmungenwürden hinreichen, um— die Annahme deS Arbeiterschutz-gesetzes mit dem gesetzlichen Verbot der Sonntagsarbeit voraus-gesetzt— jedem Wähler die Theilnahme an der Wahl zuermöglichen, die Zahl der Vertreter im Reichstage in einrichtiges Verhältnih zum fortgesetzten Wachsthum der Arbeiter-devölrerung zu bringen und daß Wahlgeheimniß vor jederKontrole durch Polizei oder Fabrikherrscher zu bewahren. Einevollständig freie Wahl wird freilich noch lange nicht erreicht,dieselbe wäre erst möglich in einem Staat, der so weit fortge-schritten wäre, auch die Arbeit von ihrer Abhängigkeit vomKapital freizumachen!Die Ausweisungsfrage dürfte, wie der„Nat..Ztg." alsfeststehend mitgetheilt wird, in irgend einer Form gleich nachder Konstituirung des Abgeordnetenhauses rn demselben zurSprache kämmen. In Abgcordnetenkreisen will man wissen,Fürst Bismarck beabfichtige, persönlich die Vertretung der Re-gierung dabei zu übernehmen.— Man kann das auch schonvon den ReichStagsdebatten her wissen; der Reichskanzler hatin der an seinen Gehaltsposten im Etat geknüpften DiSIusstonüber die Ausweisungen schon angekündigt, daß er bei der be-treffenden Debatte im Abgeordnetenhause daselbst erscheinenwerde. Seit einer Reihe von Jahren hat Fürst Bismarck imAbgeordnctenhause nicht gesprochen.Die Auswanderung Deutscher über deutsche Häfen undAntwerpen nach überseeischen Ländern betrug:im Monat in den 11 MonatenSeptember Januar/November1885..... 4771 Personen, 101 480 Personen.1884..... 5 066„ 1410561881..... 11246„ 206047„Fürst Bismarck hat vom Papst einen Orden, undzwar den höchsten, den der letztere zu vergeben hat, erhalten.Es ist dies der ChristuSorden mit Diamanten. Der„Hamb.Korrespondent läßt fich diese Nachricht extra aus Rom tele-graphiren.Folgende Ausweisung»- Geschichte wird von der„Gazeta TorunSka"(Polnische Thomer Ztg.) erzählt: AuSRischwald im Kreise Lübau sollte ein 21 jährigeS Mädchen,Marie RochowicS aus Polen, ausgewiesen werden. Der Orts-Vorsteher in Kazanitz erhielt vom Landrath die Weisung, daSMädchen solle in acht Tagen das preußische Gebiet verlassenoder mit Gewalt über die Grenze gebracht werden. Der Orts-Vorsteher setzte die arme Person davon nicht in Kenntniß, soa«dem nahm ohne Weiteres zwei Männer an, welche am 21.Dezember Morgens das nicht benachrichtigte und weinendeMädchen mitnehmen wollten.— Der Onkel deS Mädchens,ein Bauer, bei dem fie fich aufgehalten hatte, bat den Orts-Vorsteher, der Ausgewiesenen wenigstens einige Stunden Zeitzu lassen, damit fie ihre Sachen mitnehmen könne. Der Manndrohte dem Bauem mit Hast, da er fich um Dinge kümmere,die ihn nichts angingen, und schlug seine Bitte ab. DieserMann ist, nebenbei gesagt, Pole und Katholik I Der TranS«port mit dem Mädchen ging nach Mlawa mit der Bahn ab.Die msfischen Beamten schickten, als fie den Sachverhalt er-fuhren, das Mädchen zurück, damit fie ihre Sachen abhole,dm Transporteuren drohten fie mit sofortiger Verhaftung unddreimonatlichem Gefängniß, weil fie ohne Legitimation dieGrenze überschritten hatten. Schließlich kehrten die Leute inBegleitung deS Mädchens nach Jlan zurück; dort wollten nunmehr die preußischen Beamten fie nicht über die Grenze lassen,nun trat das Mädchen für fie ein, und so kämm fie an denAusgangspunst zurück. Nachdem das Mädchen sodann ihreHabseligkeiten fin Empfang genommen, hat fie Preußen ver-lassen.Die Ausschüsse deS Bundesraths beginnen heute ihr«Thätigkeit wieder und am Donnerstag wird die erste Plenar-styung in diesem Jahre stattfinden. In BundeSrathSkreisen istman, wie verlautet, auf eine sehr umfassende und lebhafteThätigkeit für die nächste Zeit vorbereitet. Nach wie vor wirdbehauptet, daß die Vorverhandlungen über das Branntwein.Monopol zwischen den Regierungen noch immer fortdauern unddie BundeSrathsmitglieder zumeist erst auS den offiziösen Mit-theilungen deS preußischen Finanzministeriums Kenntniß vondem Inhalt der beabfichtigten Vorlage empfangen hätten.Man meint, daß diese Angelegenheit im Bundesrathe nicht so„Oder um die Papiere, die dem Gärtner der Generalingeraubt worden sind?"„Auch daS nicht."„Aber um dm angeblichen Selbstmord dieses Gärtners," sagte Barnekow leise, aber dennoch mit scharfer Be»tonung.„Der Mann hat nicht selbst sich das Leben ge-r ommen, er ist gemordet worden, sagen Sie die Wahrheit!"Joseph schlug die Augm nieder, diese direkte Fragebrachte ihn sichtbar in Verlegenheit, und sür Barnekow wardiese Verlegenheit ein Beweis, daß er sich auf der richttgenFährte befand.„Wenn Sie das beweisen können, so habm Sie aller-dings eine furchtbare Waffe," fuhr er fort,„aber was nutztsie Ihnen, trenn Sie keinen Gebrauch von ihr machmwollen? Morgen Abmd kann Rabe schon die Stadt ver-lassen habm, Sie müssen ihm den Daumen auf's Augehalten,— Vogel friß, oder stirb!"„Er hält mich von Tag zu Tag h,n."„Weshalb lassen Sie sich hinhalten? Zahlt er dasGeld nicht, so gehen Sie zum Staatsanwalt!"„Das wird auch geschehen I".ES hätte längst geschehen müssen."„Wieder ruhte der Blick Joseph'S befremdet auf demManne, der in seinen Augm ein Kavalier, ein Mannvon Ehre�w«. Sie, der Freund des Herrn Rabe?"�«Zch habe Jhnm schon erklärt, daß diese Freundschafteinm Riß erhaltm hat," elwiderte Barnekow achsel zuckend.„Sie sehen. Alle» zieht fich von ihm zurück, d,e Gründeliegen nahe, sie lassen sich mit leichter Mühe errathen.Nichts desto weniger will ich für Sie den Kampf mtt ,hmaufnehmm,— weshalb? Weil ich Jhnm wünsche, daßSie vorwärts kommm!"Begriff Joseph dieses Wohlwollm auch so rasch nicht,so hielt er sich doch verpflichtet, für dasselbe zu danke«.„Und nun die Beweise!" fuhr Herr von Bamekowwieder fort, nachdem er noch einmal die Gläser gefüllthatle,„es kommt darauf an, ob sie überzeugend sind. Ichschnell ihre Erledigung finden werde, wie hier und da bis jetztangenommen worden ist.Der Antrag der sozialdemokratischen Reichstags-fraktion, das Dynamitgesetz wieder aufzuöebe«, findetnicht den Beifall der deuschfreifinnigen Partei. Der bekannteHerr Alex. Meyer äußert fich in ver„Breslauer Ztg." dazufolgendermaßen:„ES liegt für einen solchen Antrag nicht diegertnaste Veranlassung vor. Richtig ist es, daß die Ver-urtbeilungen auS dem Dynamit-Gesetz bisher Menschen ge-troffen haben, denen eine böse Adficht nicht zur Last gelegtwerden kann, und daß eigentliche Verbrecher von denselbennicht betroffen worden find. Ader weder der eine noch derandere Umstand kann zur Veranlassung genommen werden,daS Gesetz wieder aufzubeben. Das Strafgesetz Achtet fichnicht allein gegen böswillige Verbrecher, sondern auch gegenFahrlässigkeit, und die bürgerliche Gesellschaft muß auch gegendie letztere geschützt werden... Die bisherigen Verurtheilungen,die auf Grund dieses Gesetzes ergangen find, haben in über«laschender Weise den Beweis geliefert, wie sehr die Leute, dieberufsmäßig mit Dynamit umgehen, daS Bewußtsein seinerGefährlichkeit verlieren, und ein Strafgesetz, welches diesesBewußtsein schärst, wirkt sehr nützlich. Zum Theil hattm dieVerurtheilten von dem ergangenen Gesetze noch keine Kenntnißerlangt; das ist sehr bedauerlich; aber gerade die ergangenenStrafurtheile werden dazu mitgewirkt haben, die Kenntniß vondem Gesetze zu verbreiten. Man kann übrigens von jedembesonnenen Mmschen verlangen, daß er fich, auch ohne einStrafgesetz zu kennen, von der Gefährlichkeit des DynamitsRechenschast giebt und fich nach Mitteln umsteht, den GefahrenauS dem Wege zu gehen. Von dem Vorwurf einer schwerenFahrläsfigkeit ist keiner der Verurtheilten freizusprechen. Viel-leicht würde eS fich empfehlen, durch ortsübliche Bekannt«machungen auf die strenge Beobachtung des Gesetzes hinzu«wirken."So weit der Herr Meyer. Herr Meyer hat selbstredendnoch niemals in der Praxis etwas mit DynamU zu thun ge«habt, und eS ist mithin erklärlich, daß er schon bei dem Ge«danken an dieses fürchterliche Sprengmittel eine gelindeGänsehaut bekommt. Welchen Werth die Anfichten diesesHerrn haben, zeigt ein Brief, welcher dem„Deutschen Wochen«blatt" von einem Bergmann aus dem Rheinland zugegangenist. Derselbe lautet:„AlS Bergmann sehe ich mich veranlaßt, Ihnen einigeMittheilungen über Unzuträglichkeiten des Dynamitgesetzes zumachen, die Sie vielleicht merden verwenden können. Wenndie hochlöbliche Polizei hier uns Bergleuten etwas auf dieFinger sehen würde, würden wir auS den Dynamitprozeffengar nicht mehr herauskommen, denn die hiefigen Grubenvereinehaben gewöhnlich mehrere Zecken(Schächte), es wird aberblas auf einer Stelle Dynamit verausgabt, und nicht unter2'/: Kilo, was doch ein diretter Verstoß gegen das Gesetz istund im Falle einer Anzeige schon an und für fich eine Ver«urtheilung zur Folge haben würde. Wenn nun der Berg-mann Frühschicht hat, entsteht Mittags die Frage, wo soll ersein Dynamit lassen? Wenn er kernen Kameradenhat, der Mittags arbeitet, ist er doch verpflichtet, es mitnach Hause zu nehmen. Dasselbe ist der Fall, wenn derBergmann Nachtschicht hatte. Die Vorschrift lautet, der Steigersolle jedem Bergmann nicht mehr Dynamit geben, als er zurSchicht, oder vielmehr zu dem Sprengschuß gebraucht. EinSteiger hat gewöhnlich 100, auch 150, mitunter sogar 200 Mannin fernem Revier, wo er fahren, d. h. jede Schicht besuchen muß.Von diesen durchschnittlich 150 Mann'find ca. 20 Mann Steinarbeiter, Bergleute, die je 2 und 2 Mann wohl 5 Minutenweit von einander entfernt arbeiten; da ist eS doch unmöglich,genaue Kontrole zu üben. Und arbeitet ein Bergmann zurNachtschicht, so fehlt der Steiger gänzlich.Ich arbeitete vor einem Jahr bis vor drei Monaten aufZeche*** Schacht Ii für Steinarbeit und mußte immer NachtSgehen und arbeiten. Meinen Sprengstoffbedarf hatte ich mirvon Schacht 1 zu holen. Mittags um 1 Uhr war ich also ge-zwungen, ihn unfreiwillig mit nach Hause zu nehmen, jedesmal5 Pfund Dynamit und 100 Zündhütchen, die gerade so starkfind wie ein Pfund Dynamit, aber viel gefährlicher. Anfangsging ich, weil ich mich gegen Denunzianten und Polizeispitzelstchern wollte, nach Schacht Ii, forderte mein Grubenlicht(Wetterlampe), um daS Dynamit in die Grube vor meine Ar«beit zu ttagen. Da kam ich schön an. Ich wurde abgewiesenmit dem Bemerken, wenn ich nicht arbeiten wolle, dürfe man mirkeine Lampe geben. Dagegen beschwerte ich mich beim Steiger,der zuckte die Achseln, indessen da ich mich auf daS Dynamit«gesey berief und er gerade zur Schicht anfahren wollte, that ermir den Gefallen und nahm das Dynamit zur Grube mit.DaS nächste Mal aber traf ich ihn nicht an, war also ge«zwungen, das Dynamit mit nach Hause zu nehmen, denn hätteich eS weggeworfen und die Polizei hätte dies herausgekriegt,so wäre ich auch sttaffällig gewesen und hätte dabei noch6 Mark eingebüßt, denn ich hätte da« Dynamit bezahlenmüssen. Angenommen, ich hätte dasselbe weggeworfen undJemand, der daS Gesttz noch nicht kennt, hätte eS gefundenund mit nach Hause genommen und die Polizei wäre es ge«werde darüber mit Jhven berath:n und Ihnen alSdau« auchsagen, wie Sie sich zu verhalten haben."„Ich will's vorher«och einmal in Güte versuchen,"sagte der Kammerdiener mit einer ablehnende» Geberde,„vielleicht erfüllt er sein Versprechen doch."„Denken Sie nicht daran!"„Ich lasse die Hoffnung noch nicht fallen."„Und wann wollen Sie den Versuch machen?"„Morgen Vormittag."„Sie werden abermals abgewiesen, Rabe glaubt nichtan den Ernst Ihrer Drohungen. Ueberlassen Sie mir diesenVersuch, verstauen Sie mir Ihre Beweise an—"„Heute noch nicht!"„Und wenn eS nun morgen schon zu spät wäre?" sagteBarnekow ärgerlich.„Nehmen Sie doch Vernunft an! Ichrathe Ihne« ja nicht in meinem, sonder« in Ihrem Interesse IUnd Ihre Drohungen, ich wiederhole das noch einmal,werden gar keine« Eindruck auf ihn machen, ander» dagegengestaltet sich die Sache, wenn ich mit der Anzeige beimStaatsanwalt drohe! Also wie war'S mit dem Gärtner?Welche Geheimnisse enthielten die �Papiere, die ihm ge-stöhlen wurden?"„Das weiß ich nicht, ich habe diese Papiere nicht ge»sehen!"„Sie haben sie in der Hand gehabt!"„DaS Kästchen, in dem fie lagen, war verschlossen."„Und Rabe hat die Papiere vernichtet."„Hat er es nicht gethan, so müsse» sie sich noch inseinem Besitz befinden, ich habe sie nicht gesehen," erwiderteJoseph, dessen Blick immer stierer und glasiger wurde.„Und der Gärtner drohte mit gerichtlicher Anzeige, nichtwahr?" forschte Barnekow weiter.„Rabe fürchtete ihn, unddeshalb mußte er—"„Warten Sie bis morgen!" fiel der Kammerdiener ihmins Wort.„Sie sollen Alles erfahre«, wen» ich da» Geldnicht erhalte. Es wäre eine Schmach für mich, müßte ichjetzt zurückstete« und dem Wirth sagen, ich habe das Geldnicht, um die Bedingungen des Vertrages zu erfüllen. Siehalte» Alle mich für eine» vermögenden Mann, ich mußtewahr geworden, so müßte auch der verutthcilt werden, ob zuRecht oder zu Unrecht, kommt nicht in Frage, das Gesetz willes so. Und das genügt. In den Brfiy von Dynamit kannaber bei uns Mancher kommen, er weiß nicht wie.Beispielshalber auf folgende Weise. Auf vielen Grubenwerden die Querschläge(Lteinarbeit) mit Maschinen ge-trieben, wo jedes Mal etwa 10 bis 12 Schuß auf einmalabgefeuert weiden. Da wirft öfters der erste Schuß den andernüber den Haufen, dieser explodirt also nicht und liegtzwischen den Steinen; die Steine werden mit den Schaufelnaufgeladen und zu Tage geschickt, dazwischen das Dynamit.Am Tage kommen nun unschuldige Kinder, um aus den SteinenKohlen herauszusuchen, fie finden das Dynamit, nehmen eS mitnach Hause, der Vater denkt fich dabei nichts, kommt die Sacheaber heraus, so hat er seine 3 Monate weg. Oder es findetdas Dynamit der Ausschütter des Wagens, waS hier meistensFremde(Polen) find, denn einen hiefigen Bergmann findetman selten darunter. Solch ein Pole also, der nichts vomDynamit kennt, nimmt es in seiner Dummheit mit und späterwird dasselbe gelegentlich einmal entdeckt Dynamit aber imBefitz eines polnischen Proletariers! Welche Fülle von scharf.finnigen Kombinationen für einen strebsamen Staatsanwalt,für den tnquirirenden Untersuchungsrichter! Solcher Fällelassen fich in mancherlei Variationen unzählige denken und daßfie vorkommen, beweisen die von Auswärts gemeldeten Ver»urtheilungen wegen Vergehens gegen das Dynamitgesetz, vondencn� bis jetzt auch nicht eine einen ernsten HmtergruvdDieses Schreiben des einfachen Bergmanns spricht deutlichgenug gegen das Dynamitgesetz; es wird von demselben vorwie nach nur der harmlose Mensch getroffen werden, währendes dem wirklichen Dynamttarden niemals ein Hinderniß seinwird.Mainz, 31. Dezember. Das Kreisamt hat die von hiefigenMetallarbeitern intendiite Gründung eines F a ch v e r»eins nach Aufhebung de» allgemeinen Fachvereins und seinerhiesigen Filiale auf Grund des Reichsgesetzes„gegen die ge«memgefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie" ver-boten. Dem provisorischen Vorstand fei, nach der„Frkf. Ztg.",eröffnet worden, daß auch nur der Versuch, in die Oeffentlich-keit zu treten, sstastcchtliche Folgen nach fich ziehen würde.-Bei dieser Gelegenheit drängt fich uns die Frage auf: Wannerhalten schließlrch die Mainzer Metallarbeiter die Berechtigungwieder, einen Verein zu gründen? Wenn nun auch der frühereFachverein, wie das behauptet wird,„gemeingefährlich" war,so ist damrt doch keineswegs bewiesen, daß der neu zu grün«dende dieselben Wege einschlagen wird. Will man jede neueVereinsgründung als eine„Fortsetzung" der verbotenen Mit-aliedschaft betrachten, so werden die Mainzer Arbeiter in derMetallbranche bis zum jüngsten Tage warten müssen, bevorihnen die ohnehin schon winzige Koalitionsfreiheit wieder»gegeben wird. Auf die Arbeiter wird da« Vorgehen der Be-Hörde ficherlich keinen günstigen Eindruck machen.München, 2. Januar. Gestern Vormittags wurden dieBewohner unserer Stadt durch einen Neujahrsgruß der Sozial-demokraten überrascht; eS war dies ein auf zwei Seiten be«drucktes Blatt mit der Ueberschrift:„Profit Neujahr!" DieVertheilung scheint eine sehr gründlich- gewesen zu sein, manwill wissen, daß 50 000 solcher Flugblätter vertheilt worden find.Oesterreich-Ungar».Die veruttheilten Starcevicianer erfreuen fich in hohemGrade auch der Sympathien des schönen Geschlechts in Kro-atien. Am 30. v. Mts. übersandten die Damen AgramS durchFrau Mazzura, Gattin des Abgeordneten Dr. Mazzura, demtnhaftirten Dr. David Etarcevic aus Anlaß seines Namens-tages als Ehrengabe einen filbernen Pokal mit der Inschrift:„Dem Gefangenen für's Vaterland, Dr. David Starcevic.Die kroatischen Frauen AgramS. 30. Dezember 1885." FrauMazzura erhielt keinen Einlaß in das Gefängniß und übergabdeshalb den Pokal an den Onke! d«S Jnhaf�-ten, Dr. AmanStarcevic, mit der Bitte, denselaen seinem Neffen zukommenzu lassen. Voranstehende Mittheilung wurde vom AgramerTelegraphenamte saisirt.— Es zeigt fich hier wieder, daß eineOppositionspartei mit Gewaltmaßregeln nicht unterdrückt wer-den kann.Schweiz.Eine Drohbrief-Affatre in Appenzell. In der mecha-nischen Stickeret„An der Zihl" in Appenzell befinden fich dieSticker in Streik, weil die Löhne hinter denjenigen andererStickereien zurückstehen und da« Betriebssystem mit demÄ r b e i t s g e s e tz fich nicht in Einklang befindet. Konzesstonen,welche die Geschäftsleitung den Arbeitern gemacht, hat einenTheil derselben veranlaßt, die Arbeit wieder aufzunehmen undder Verwaltung eine Ehrenerklärung zu geben. Ein Theil derArbeiter aber streift und wird von der Appenzeller Bevölkerung,die, wie die lokale Presse, durchaus auf der Sette der Sstet«kenden steht, sowie von den Arbeiter. Organisationen unterstützt.— Jetzt hat nun der Direktor der Fabrik einen Drohbrief sehrschlimmen Inhalts bekommen, der offenbar darauf berechnet ist,die streikenden Arbeiter zu diskreditiren, diesen Zweck aberihnen das ja vorschwindeln, um mir Kredtt zu ver-schaffen."Barnekow nickte zustimmend, sein Blick ruhte lauerndauf den beiden Polizeibeamten, die kurz vorher eingetretenwaren und nun allein an einem Tische zunächst der Thüresaßen..Das wäre allerdings eine Schmach," sagte er,„undSie könnten nicht einmal Rache für dieselbenehmen. Wen»Rabe abgereist ist, so haben Sie das Nachsehen, und anSpott wnd es dann auch nicht fehlen."Er brach ab, ein Fremder hatte an demselben Tische,an welchem die Beide« saßen, Platz genommen, sie ahntennicht, daß dieser Fremde der Sekretär des Polizeipräfiden»ten war.„Wir wollen warten bis morgen," sagte Joseph,„sorasch wird er nicht abreisen."„DaS können Sie nicht wissen!"„Ich bin ja»och in seinen Diensten, also werde ichdoch wohl sehen, ob er Vorbereitungen trifft—"„Sie werden hinter Ihrem Rücken gettoffe». Sodumm ist er nicht, daß er Ihnen sei» Vorhaben ver«räth." t„Haben die Herren schon gehört, daß man dem Mörderde» Antiquars auf der Spur ist?" mischte Kaltenborn fichjetzt in die Unterhaltung.Joseph zuckte ärgerlich die Achsel», als ob er andeutenwolle, er ivteressire sich nicht für dieses Thema, Herr vonBarnekow sah den Fragenden erwartungsvoll an.„Die Geschichte selbst werde» Sie kennen," fuhrKaltenborn fort,„ein gemeiner Raubmord—"„Ich kenne sie," unterbrach Barnekow ihn.„Ichglaube, Ihr Herr stand mit dem Antiquar auch in Ver-biodung?"„Kann sein!" erwiderte Joseph mürrisch.„Was küm«mert mich die Angelegenheit?"Kaftenborn beobachiete ihn unverwandt, die Ver«wirrung des halb berauschten Mannes konnte ihm nicht ent«gehen.„Der Antiquar hat gestern Abend noch Besuch ge»