Vellage zum Berliner Volksblatt. . 4. Mittwochs den 6. Jannar 1886. III. KiW nindjtn gilt mchl! die rechtsliberal« und mit der Ueberschrist: offiziöse Prefie läuft „Die Besorgnisse der dem Kredit für die Be- eventuell den Einbruch Durch ein Artikel Schweiz ." Der Artikel spricht zunächst von festigung deS GotthardpaffeS, der der„Fremden" von Süden her Einhalt gebieten solle und fahrt dann fort: „Es giebt wohl kaum mehr einen vernünftigen Schweizer , der nicht zu der Uedeizeugung gelangt wäre, daß die ganz«, in Europa längst veraltete und vereinzelte republikanische „Eidgenossenschaft " nur so lange zu bestehen vermöge, alS e« den Monarchien unseres ErdtheileS gefällt. Wenn fich die Schweizer dieses tbatsächliche Verhältniß recht klar machen wollten, so hätten fie fich auch füglich den Kredit für die Gottharddefemgung und ihre ganze bisherige Soldaten- spielerei ersparen können. Mindestens wird doch Niemand, selbst nicht in der Schweiz , allen Ernstes glauben können, daß ©ort die verschiedenen„Cantönli"- Milizen den Einmarsch und Besetzung des Landes seitens deS Heeres irgend einer europäischen Großmacht zu verhindern vermögen." WaS hier der Reptilien> Artikel sagt, kann Niemand be« streiten. Wenn die Monarchien, d. h. sämmtliche monarchische Großstaaten beschließen, die„Eidgenossenschaft" aufzuheben, so wird Niemand einem solchen Beschlüsse vorläufig widerstehen können und an Stelle der Republik würde eine Monarchie treten mit einem von den Großmächten eingesetzten Herzoge oder Könige an der Spitze. Es tritt dann daS„Recht" deS Mächtigen ein. Doch was soll das eigentlich gegen daS Miliz« system, gegen die schweizerische Volkswehr deweisen? Wenn nämlich in der Schweiz daS preußische Militärsystem eingeführt würde, wenn dann sämmtliche Großmonarchien Europas den Untergang der freien Schweiz beschlössen, könnte dann am Ende die militärisch dresfirte Schweiz erfolgreichen Widerstand leisten? Die Bejahung dieser Frage wird selbst das best bezahlte Reptil nicht zu zischen wagen. Und umgekehrt! Wenn die Republiken in Amerika be« schließen, den einzigen monarchischen Staat jenes Erdtheils, das Kaiserreich Brasilien, nicht weiter bestehen zu lassen, son« dem in eine Republik zu verwandeln, dann können alle Mo- narchen der Welt, der Kaiser von China an der Spitze, dieS nicht verhindern Die Frage liegt bei der Schweiz nicht so: Monarchie oder Republik , stehendes Heer oder Miliz?— sondern sie spitzt sich in der Frage zu: Macht oder Ohnmacht? Daß die heutige Schweiz mit stehendem Heer oder mit MUizsystem einer monarchischen Großmacht nicht auf die Dauer widerstehen kann, ist natürlich. Aber auch dem republikanischen Frankreich würde die„Eidgenossenschaft" ebensowenig mit Erfolg Halt gebieten können. Deshalb ist der folgende Passus des aufgeführten Artikels so überaus unzutreffend. Hören wir: „Auch die Befestigung des Gotthardpasses wird die mili« tärische Widerstandsfähigkeit der Schweiz gegen das Heer eines manarchischen Großstaates, das aus geschulten, wirllichm Sol- daten besteht, nicht wesentlich erhöhen können. Das Milizwesm ist und bleibt einer tüchtigen stehenden Armee gegenüber völlig unzureichend, ja die Schweiz würde fich von der Richtigkeu dieser allgemein feststehenden Behauptung jedenfalls thatsächlich überzeugt haben, wenn fie überhaupt in der Neuzeit Gelegen« heit gehabt hätte, gegen ein stehendes Heer Krieg zu führen." Wir wollen einmal annehmen, das große Deutschland mit seinem außerordentlich tüchtigen Menschenmaterial hätte ein Milizsystem; Belgien , Holland , Dänemark und die Schweiz aber stehende Heere und diese vier Staaten wollten Deutschland mit Krieg überziehen— was wäre die Folge davon? Innerhalb acht Tagen würden die Volkswehren unseres deutschen Vaterlandes die sämmtliche» gedrillten Soldatm jener vier Staaten zum Tempel hinausgejagt habm auf Nimmerwiedersehen! Natürlich! Deutschland ist auch groß und die vier anderen find klein! Ader ebenso natürlich ist eS, daß die Schweiz , weil fie klein, den Großmächten nicht widerstehen kann. Bis jetzt haben in der Neuzeit nur drei Mal in großm Kriegen Volks- wehrm stehenden Heeren gegenüber gekämpft— und zwei Mal gestegt. Die zusammengerafften Krieger der ersten franzöfischen m FalsWrltt-Kmsse. Beobachtungen am grünen Tische. Unlängst war in den Zeitungen zu lesen, daß der bra- stlianische Gesandte am italienischen Königshofe, Herr Calado, im Spielklub della Caccia zu Rom beim Falsch« spielen abgefaßt worden sei. Man hatte fich schon seit ge« raumer Zeit darüber gewundert, daß jener exotische Diplomat, der ehemals unter dem zweiten Kaiserreich als begünstigter Verehrer der Geliebten Napoleons UL. der schöne« Mar» gumle Bellanger, in Paris eine gewisse Berühmtheit ge- nossm hatte, ein ganz erstaunliches Glück beim Spiel ent« wickelte und stets ungeheure Summen gewann. CS wurde nun ei» besonderes Komitee mit seiner Ueberwachung be« auftragt, und dieses stellte denn auch bald fest, daß Herr Calado„das Glück zu korrigirm" verstehe, sobald es Miene mache, ihm untreu zu werden. Dieser Fall hat jedoch nur in den Kreisen, die dem Treiben der vornehmen und ge» «erbsmäßigen Spielerwelt fern stehen, besondere Ueber» raschung erregt; den» in den zahlreichen Spielzirkeln, welche in allen große» Hauptstädten— am meiste» freilich noch w Paris — sich vorfinden, erlebt man ähnliches nur zu häufig. D« Brasilianer, den seine Regierung— kaum glaublich u»d doch wahr!— ganz einfach nach Athen versetzt hat, brachte berm Spiel einen jener Kunstgriffe zur Anwendung, die man im Argot der Spieler„la ponssette" heißt, und worüber unsere Leser vielleicht nicht ohne Interesse einige nähere Details vernehmen werden. Vorher sei bemerkt, daß in de« meisten Sptelklubs das bare Geld durch Marke« oder Plättchen vertreten wird, auf denen die Summe, welche fie vorstellen sollen, durch Ziffern bezeichnet ist. Die Mitglieder kaufen vor dem Spiel solche Marken an der Kasse, welche dieselben nachher wieder einlöst, sobald der Gewinner sie präsentirt. Die Poussette ist die gewöhnliche Manier de« Be« nügevs beim Spiel, welche solche Zndustrieritter des grünen �'iches vom Schlage des genannten Diplomaten anzuwenden Republik haben. die gedrillten Truppen dreier monarchischen Großstaaten in völlige Flucht geschlagen, und die preußischen Lendwehren haben 1813 in der Hauptsache dazu beigetragen, den größten Feldherrn aller Zeiten zum Lande hinauszutreiben. Und 1870/7 l? Haben die unauSgedildeten Gambetta'schen Schaars» der deutschen Armee nicht energischeren Widerstand geleistet, als die gedrillten kaiserlichen Regimenter? Oder möchte man auch in offiziösen deutschen Kreisen an einen Ver« rath Bazaine's glauben?—,. Fedoch die Schweiz braucht gar keine Angst zu haben. Die Großmächte mögen mit Unmuth auf die schweizer Re- publik schauen, aber fie werden fich niemals einigen, diesem Unmuthe irgend eine Tbat folgen zu lassen. Bier große Reiche grenzen an die Schweiz und alle vier find eifersüchtig auf einander. Italien wird bei einem etwaigen Untemehmen gegen die Schweiz von Frankreich und Oesterreich streng bewacht: beide Großmächte würden sofort der Schweiz ihre Unterstützung an- bieten und bis diese Verhandlungen zum Abschluß kamen, würden die schweizer Milizen und die Gotthardpaßbefestigunaen den grade nicht übermäßig tüchtigen italienischen Soldaten den Weg versperren Sollte Frankreich FnteroentionSgelüste bezeigen, so würde ihm Deutschland auf die Finger sehen, und ebenso umgekehrt. Die Schweiz kann also ruhig sein. Weshalb also das Reptiliengezisch gegen die Schweiz , die nur ihre Grenzen schützen will?_ Plihllumnk. Von der sozialdemokratischen Fraktion im Reichstag wird bekanntlich in nächster Zeit der Antrag eingebracht werden, durch Gesetz zu bestimmen, daß fich die Wähler bei Abgabe ihrer Stimmzettel amtlicher Wahlkouverts bedienen müssen. Es braucht wohl nicht näher eröetert zu weiden, daß nur durch dieses Mittel das Wadlgehcimniß vollständig gewahrt werden kann, und Hoch- und Niedergestellte, Albeiter wie Fabrikant, sicher sein können, daß ihre Abstimmung keine per« sönlichen Nachtheile für fie im Gefolge haben kann. Das Schicksal deS Antrags hängt bekanntlich davon ab, ob im Reichstage Zentrum und Liberale dafür stimmen werden. Vielleicht nehmen fich nun die Mitglieder dieser beiden Fraftionen ein Exempel daran, waS die Führer der bayerischen Patrioten und Liberalen über dieses Thema in der bayerischen Abgeordnetenkammer geäußert haben. Gelegentlich der bekannten Debatten, welche in der ein- bundertundzwölsten öffentlichen Sitzung der Abgeordneten« kammer über„Wahlsreiheit" und„Wahlgeheimniß" oder viel- mehr über die Betheiligung der Beamten an der Wahl Voll» mar's gepflogen wurden, äußerte fich der Führer der Liberalen, Herr von Schauß, nach dem amtlichen stenographischen Bericht in Bezug auf das Wahlgeheimniß unter Anderm wie folgt: „—— Wunderbar ist aber, daß die Herren so genau wissen wollen, daß sozialdemokratisch überhaupt von Beamten gewählt sein soll, was ich nicht glaube.— Die Erhebungen, die von der Regierung aepsiogen worden find, haben ergeben, daß dafür keine Anhalts- punkte vorhanden find. Ich weiß bestimmt, in München links, im ersten Wahlbezirke, haben wir gar keine Er« klärung, woher man etwa wissen könnte, daß sozialdemo« Iratisch gewählt ist. Woher weiß man es denn angeblich von dem Wahlbezirke München Ii? Sollte da nicht auch der bedauerliche Umstand dazu b;i- getragen haben, daß im Wahlbezirke Ii die Wahl viellcrcht eine weniger geheime gewesen ist, als im Wahl- bezirk München I ? Sollte es an dem Vollzüge des Wahlgesetzes fehlen, außen in den Ausschüssen oder bei anderen Behörden? Das wäre noch viel bedenklicher, wenn die einzelnen Ausschüsse mit Mitteln, welche ich recht gut kenne, d-e ihnen zur Verfügung stehen, eine Art Kontrole über die Ausübung des Wahlrechtes übten! Wird das Wahlrecht so ausgeübt in allen den Formen, die das Gesetz vorschreibt, so sollte man meinen, daß man von der Art der Abstimmung gar nichts wissen kann, also auch nicht, ob ein Beamter sozialdemo- kratisch oder anders gewählt hat.— Daß man trotz- dem wissen soll, daß dem anders gewesen sei, das hat mir schon damals, alS Herr Dr. Daller die berühmte pflegen. DaS Wort bedeutet eigentlich ein Stecknadelspiel; hier aber soll e» in erster Linie eine blitzschnelle Bewegung bedeute«, mit der ein Ponte< Gegenspieler im Pharao oder Bakkarat), sobald er gesehen, daß der Kcup für den Bankier verloren ist, seine Marke von dem gelben Strich, auf dem fie bisher stand, mitte» auf den Spielteppich schiebt, wo« durch sich der Gewinnst verdoppelt. Dergleichen ist unter de» Auge« der dicht nebe» einem Sitzenden nicht leicht aus- zuführen; trotzdem aber giebt es Leute, die es in dieser Spezialität zu einer ganz erstaunliche« Gewandtheit gebracht haben. ES cxistire» nun sehr verschiedene Arten der Poussette, von denen man die meisten Kniffe in den Svielklubs längst kennt; aber es gelingt einer gewandten Hand und eisernen Sttrn immer wieder, die Gesellschaft eine Zeitlang zu hintergehen, bis dann doch die Stunde der Entdeckung schlägt. Besonders vorsichtige Biedermänner dieses Schlages be- gnüge« sich damit, beispielsweise eine Marke von fünf Louis i cheval auf den Strich zu setzen; geht der Kvup verloren, so behaupten sie stech, ausdrücklich vorher angesagt zu haben, daß die Marke diesmal nur einen Louis gelten solle; und der Bankier giebt sich fast immer damit zufrieden, da er keine Zeit zu langen Auseinandersetzunzen mit den einzelnen Spielern hat. Gewinnt aber der Koup, so lassen sie sich natürlich den ganzen Betrag auszahlen. Ein augenscheinlich in alle Geheimnisse der Spielsalons eingeweihter Autor, K. Deperieres, erzählt in seinem soeben erschienenen, höchst interessanten Buche„Pari«, wie eS spielt und— mogelt"(Paris qni Jone et Paris qui triebe) von einem sehr hohen Herrn, der zwei Zahre lang diese lohnende Industrie in einem der exklusivste« Spielzirkel von Paris ausübte. Das Komitee faßte endlich den Entschluß, ihm brieflich mitzutheilen, daß sein Treiben entlarvt sei, und dieser Brief wurde ihm übergehe«, als er beim Spiele saß und gerade gewonnen hatte. ,Wie viel?" stagte der Bankhalter, während jener noch las."Lächelnd nannte er die ganze Summe, wechselte seine Rede in Tuntenhausen gehalten hat, große Bedenken erweckt."— Hierauf erwiderte der Führer der Patrioten, der Abgeord- nete Kopp, folgendes: „-- Kollega Schauß wundert fich auch darüber, daß man im Wablkreis München II vielleicht durch eine Verletzung der Pflichten der Ausschüsse, wie er meint, gewußt hat, wie man gewählt hat. Meine Herren! Da kämen wir auf eine Frage, die wir auch schon behandelt haben, und zwar bei Gelegenheit der Abänderung des Wahlgesetzes. Es ist nichis leichter als zu wissen, wie Jemand gewählt hat: abgesehen davon, daß man in der Regel die politische Gesinnung der Wäbler schon von vorneherein kennt, so hat auch jeder S.immzettel eine verschiedene Farbe. Man kennt schon an der äußeren Form des Wahlzettels den Kandidaten und weiß daher von Jedem, der seine Stimme abgiebt, wen er gewählt hat. Das wollten wir ja ändern durch Einführung von Wahlkouverts, allein auch diese Sache hat ihre Schmie« rigkeiten gehabt. Also, es ist ohne Verletzung der Pflichten des Ausschusses den Mitgliedern desselben sehr leicht möglich, gleich bei Abgabe des Wahlzettels zu er- kennen, wie gewählt wurde." Hier ist also klar und bestimmt nachgewiesen, daß bei der gegenwärtigen Abstimmung mittels Stimmzetteln aus weißem Papier daS Wahlgeheimniß nicht gewahrt werden kann. waS aber allerdings erreicht wird, wenn von Amtswegen Wahl- kouverte von gleicher Farbe und Größe an alle Wähler ver- theilt werden. Der Führer der bayrischen Patrioten behauptete zwar, die Einführung von Wahlkouverts habe ihre Schwierig» ketten, diese„Schwierigkeiten" find aber wohl einzig und allein nur darauf zurückzuführen, daß eben diverse Parteien im Partei» intereffe nicht wollen, daß das Wahlgeheimniß gewahrt bleibe, weil sonst auch kein Druck auf die nicht vollständig unab- hängigen Wähler ausgeübt werden kann. Daß die Einführung von Wahlkouverts mit gar keinen Schwierigkeiten verbunden ist, beweist am besten, daß dieser ModuS in einer ganzen Reihe von Staaten schon längst ein- geführt ist und fich auch bewährt hat; die Parteien im Reichs- tag, welche daher gegen den Antrag auf Einführung von Wahl- kouoerts stimmen, stellen fich selbst das Zeugniß aus, daß sie eben daS Wahlgeheimniß nicht gewahrt wissen wollen. Lokales. �„ b. Ohne Konkurrenz kein Leben. Die Omnibus- Gesellschaft macht brillante Geschäfte. jJn den letzten Fest- tagen brachte ein Omnibus bis 55 Mark ein Und wie viele Personen mußten die Kondukteure unterwegs abweisen I Vom Halleschen Tbor bis zu den Linden zählte man bei einem Omnibus 8 Personen, welche nicht aufgenommen werden konnten. Die Gesellschaft aber bleibt bei ihrer beschränkten Anzahl Wagen und ihren langen Fahrpausen. Sie ha: genug Einnahmen. Ebenso hält fie hartnäckig ihr schwerfälliges Wagen-Modell fest. Der langgestreckte W-lmersdorfer Omnidus mrt seinen 20 Sitzplätzen im Innern fährt viel leichter, alS die Ungethüme der Berliner Gesellschaft. Aber, waS geht sie das Publikum an! Die Gesellschaft steht fich brillant, und dies genügt ihr. Su hat eben keine Konkurrenz. »«§•»glücklicher" Gewinner. Der Kaufmann M. in der Brertestraße entnahm ein Loos der letzten großen Lotterie mit emem lener 4818 Gewinne herauszukommen, für welche in der Ziehungsttste ein Gesammtwerth von 70000 M. angegeben ist- Auf die Einsendung seines Looses erhielt nun Herr M. ein Kastchen von lackiriem Holz mit Charntren und einem Schloß von Weißblech, welches nach dem Uctheil von Fachleuten kaum einen Werth von 1 M. besitzt, während nach der Zahl der Gewinne und dem hierfür ausgeworfenen Betrage der DurchschnittSwerih ca. 15 M. sein müß:«. An Porto mußte Herr M. obenem noch 80 Pf. bezahlen. Da auch daS Schloß des Kastchens beschädigt war, so ver- weigerte Herr M. die Annahme des Gewinnes und «hielt auf eine bezügliche Postkarte von dem Komitee ein Schreiben folgenden Inhalts:„In Erwiderung Ihrer Post. karte theilen wir Ihnen mit, daß der Gewinn, den Sie empfangen haben haben, den Werth von 3 M.(drei Mark) Marken an der Kasse ein und verschwand, ohne weiter ein Wort zu sagen. Solcher Manöver giebt e« nach dem unserer Schilderung zu Grunde gelegten Berichte des genannten Autors nun noch gar manche, und alle haben ihre eigne Bezeichnung. Eine» der primiiivste» ist z. B., die Karten beim Austheilen genau zu verfolgen; denn da manche Bankiers sehr hoch gebe», so kann man e« bei genügender Hebung dahin bringen, die Karten von unten zu erkennen. Man nennt dies„joner le point de vuo." In de« Klubs kommt man, wie elwähnt. rasch hinter alle diese Listen, entschließt sich aber manchmal, wenn die Sache nicht ,u auffällig und unverschämt betrieben wird, ein Auge zuzudrücken. Ein junger Man« war eben in etnen Zirkel als Mitglied aufgenommen worden und hielt zum ersten Mal darin Bank. Mit Befremden sah er jedes« mal noch rasch einen LouiSd'or auf den Tisch fallen, wenn die Gegenlpieler gewonnen hatten. Als Neuling in dem Kreise wagte er nichts zu sagen, sondern zahlte nchtig aus; nach dem Ende der Taille aber nahm er einen von de« Herren, die ihn eingeführt hatten, beiseite und vertraute ihm an, was er„bemerkt zu haben glaube," wie er sich diskret ausdrückte.„O, das macht nichts, mein Lieber," sagte jener ganz gelassen,„darauf brauchen Sie nicht zu achten. Das ist Richard!" „So, so," meinte der verdutzte Bankier,„wenn eS Richard ist, dann bitte ich um Entschuldigung." DieS war die einzige Aufklärung, welche man ihm zu geben für «öthia hielt. Manche Arte« der Poussette find im Gegensatz zu den vorhin erwähnten keine plumpen Kniffe, sondern wirklich scharfsinnig auSgesonnen. In einem vornehmen Spielklub einer großen Badestadt war die Tafel, an der man Bakka« rat spielte, durch die doppelte Hängelampe darüber nicht hinlänglich beleuchtet, so daß man au den beide« Enden »och zwei Handleuchter au« massivem Silber aufstellte. Ein reicher Bankier, Grieche von Nationalität und Beruf(im Französische « bezeichnet daS Wort grec bekanntlich zugleich einen gewohnhettsmäßigen Falschspieler), saß stets auf dem