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Beilage zum Berliner Volksblatt.

Nr. 5.

Bur wirthschaftlichen Lage.

Das Dresdener Amtsblatt, der Dresdener Anzeiger", bas feine politische Weisheit aus offiziösen Quellen schöpft, äußert fich in feiner neuesten Nummer anläßl ch der Besprechung des Dresdener Handelstammerberichts ziemlich unzufrieden über die emige Unruhe in der deutschen Wirthschaftspolitit. Dies will bei einem Blatte, das bisher alle diese Schwenkungen fritillos mitmachte und nach Kräften unterstüßte, viel heißen, aber schließlich reißt auch dem langmüthigsten Philister der Gedulos­faden, wenn er erlebt, daß die Jahr aus Jahr ein gepredigten Errungenschaften fich nirgends zeigen wollen. Diese Unzufrieden­heit zu schüren, darnach ist der Dresdener Handelstammers bericht ganz angethan. Seine Verfasser geben sich zwar alle Mübe, jedes barte Wort der Verurtheilung zu vermeiden, aber Die Unzufriedenheit mit dem bestehenden Zustand leuchtet zwischen jeder Beile hervor. Die auf allen Gebieten vorhandene Ueber­produktion bildet die Hauptursache der Klage. Daß diese Ueber­produktion aus dem bürgerlichen Wirthschaftssystem mit Noth­wendigkeit hervorgeht, auf einer gewiffen Höhe seiner Ent widlung ihm immanent ist und, wie im gegenwärtigen Zeitalter bei der außerordentlichen Entwidlung und Vervollkommung der Produktionseinrichtungen, naturnothwendig zu einem chronischen Zustande wird, erkennt der Bericht freilich nicht an, das fann man füglich auch nicht von ihm verlangen. Seine Verfasser sehen von ihrem Standpunkte die wirkliche und primäre Uifache dieses Zustandes nicht, oder wenn fie fte sehen, dürfen fte dieselbe nicht sehen, dagegen fritifiren fie um so rifriger die sekundären Ursachen. Als Hauptgrund für das Darnieder liegen des Handels dürfte bei der Vermehrung und Ver befferung unserer Verkehrsmittel die immer stärker geltend machende Tendenz anzusehen sein, die Vermittelung des Bvischenhandels so viel wie möglich zu umgehen und in Direktefter Weise Produktion und Komsumtion zu verbinden, eine Tendenz, die im Hinblick auf die durch den Handel be­wirkte Arbeits- und Riftlotheilung nicht immer im wohl­verstandenen Interesse der Produzenten und Konsumenten felbft liegt." Hier sprechen die direkt betroffenen Inter effenten. Aber diese mißbilligte Tendenz möglichst direkter Verbindung zwischen Produzent und Konsument Itegt in der Strömung der Zeit, die den Zwischenhandel nach alter Fourier'scher Auffassung als Vampyr ansieht, der ohne produktive Tha igkeit lebend, die Produtie nur vertheuert. Die geringfte nicht durchaus gebotene Bertheuerung wirkt aber auf das durch die Massenproduktion außerordentlich scharf firicte Preisbarometer verstimmend und schädigt die Produzenten. Dieser Kampf zwischen Produzent und Distribuent wird in dem Maße schärfer, wie unsere Verhältnisse sich auspißen, und es ist der Zwischenhandel, der zunächst die Koften in diesem Kampfe zu zahlen hat.

Nächst dieser Tendenz, den Zwischenhandel an beseitigen, erblickt die Dresdener Handelslammer einen großen Fehler uns feres Wirthschaftssystems in der großen Steigerung der Pro­buttion, mit welcher der Konsum noch nicht Echritt halten Lann. Dieses noch nicht" ist unbezahlbar. Wie soll denn der Konsum mit der Produktion Schritt halten können, wenn die Ueberproduktion gerade dadurch entsteht, daß mehr produzirt wird, als fonsumirt, wir wollten sagen: als getauft werden tann. Denn Diese angeblich mangelnde Konsum fähigkeit ift nur und nut allein mangelnde Kauf fähigkeit. Die Maffen fönnen nicht tonsumiren, weil fte nicht laufen können, und ste tönnen nicht laufen, weil die Anwendung und die Bezahlung ihrer Arbeitskraft nicht von ihrem guten Willen, sondern von der Höhe der Profitrate abhängt, die der Unternehmer von der Produktion erwartet. Die Profitrate finit in dem Maße, wie die Massenproduktion sunimmt, und fie fällt auf Null, wenn die Produktion so maffenbaft war, daß ein Theil der produzirten Waaren durch Die Kaufkraft des Volts nicht mehr absorbirt werden fann und nun auf die Preise der Waaren drückt. Dann tritt Einschrän­tung der Produktion, Sinten des Lohnes, Arbeiterentlassung ein, aber diese Umstände vermindern nicht, sondern steigern die Ueberoduktion, weil jegt die Kauftraft der Maffen noch mehr fintt. Da aber ferner Kapital ohne Profit seinen Beruf ver fehlt und der Kapitalist dieses schrecklichste aller Uebel um feden Preis zu vermeiden trachtet, verfällt er auf die Erweite

( Nachbruc verboten.)

Das Duell.

Novelle von B. Herwi.

Bedenk zu jeder Frist, Daß Wunden heilen besser, Als Wunden schlagen ist. Freiligrath.

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Darf ich eintreten, liebe Frau Sommer? Sie find wirklich noch bei der Arbeit? Sie gönnen Ihren lieben fleißigen Händen und Ihren oft so müden Augen auch gar feine Rube; nun legen Sie nur schnell die Spigen bei Seite, ich bin nur deshalb noch so spät gekommen, um Ihnen mitzutheilen, daß Sie sich meinetwegen gar nicht mehr so zu bemühen brauchen, denn ich gehe nicht auf den morgenden Ball."

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" Ist etwas Besonderes vorgefallen, liebes Klärchen, daß aus dem so lang geplanten Vergnügen nichts werden soll, es ist doch Niemand bei Ihnen frank geworden," fragte Frau Sommer, eine zarte, bleiche Frau, deren Antlig von dem Ernst des Lebens wohl mehr als von der Last der Jahre mit tiefen Furchen durchzogen war. ,, Nein, Gottlob! gesund find wir Alle, aber etwas Be sonderes ist doch gescheher", bleicher ward das feine Antlik des jungen Mädchens legen Sie nur die Blumen und die Spiken fort, die ich Ihnen jüngst so freudeftrablend brachte, wollte ich fie doch zum Studenten balle tragen mit den Farben der Verbindung, der Bruder Heinrich angehört; nun ist Alles, Alles vorbei. Wie freute ich mich, mit meinem Bräutigam zum ersten Male auf einen Ball zu gehen; Alles sollen Sie jetzt erfahren, liebe Frau Sommer, Sie wissen, wie überglüdlich ich war, als ich meinem Ernst, nachdem er sich hier als Arzt niedergelassen, die Hand zum Verlöbniß reichen durfte, wie flolz ich auf ihn bin, den Jeder hochachtet und liebt, und nun

o Gott ! wer hätte es gedacht, daß er je in Unmuth_von mir scheiden könnte, wie heute, und doch einzig nur deshalb, meil entgegengesette Meinungen herrschten und ich mich nicht gleich zu der feinigen bekannt habe, o Frau Sommer, wie unglücklich bin ich geworden.".

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Donnerstag, den 7. Januar 1886.

rung und Vervollkommnung seiner Produktionseinrichtungen, d. h. er sucht nunmehr seine Produkte zu noch niedrigerem Bre se, als fie der schon auf's Aeußerste gedrückte Waaren­markt aufweift, herzustellen, um die vorhandene Kon­furrenz aus dem Felde zu schlagen. Und ist der Unter­und eine Anzahl find nehmer tapitalfräftig genug und es immer so ist die weitere Folge Bankerott der schwächeren Unternehmer, abermaliger Lohndrud durch vermehrtes Arbeiter. angebot. Der Kapitallöwe beherrscht jetzt den Markt, aber das industrielle Schlachtfeld ist mit Leichen von Arbeitern und fleinen Unternehmern bedeckt.

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Wohl hat die Dresdener Handelskammer recht, wenn fle für diesen Zustand der Ueberproduktion die Gesetzgebung und besonders die wirthschaftliche Gefeßgebung eines oder des anderen Staates dafür allein oder in der Hauptsache nicht verantwortlich macht", denn der Fehler liegt im Produktions system selbst, das fie natürlich nicht antlagt. Wohl aber ist fie der Ueberzeugung, daß das jest in den meisten Kultur staaten zur Geltung gelangte Wirthschaftssystem zur Ver­schärfung der Krise beigetragen hat, indem es durch Ab­schließung der einzelnen Wirthschaftsgebiete von einander der Steigerung der Produktion in jedem derselben einen fünft lichen Anreiz gegeben und die gewohnten Abzuglanäle für die Produkte des einen in das andere abgedämmt hat." Das ist bis zu einem gewissen Grade richtig, nur vergist die Dresdener Handelskammer, daß die Schutzoll und Ab­Sperrungsbewegung, die nacheinander faft alle Kulturstaaten ergriffen hat und zuletzt in dem Ausfall der englischen ergriffen hat und zuletzt in dem Ausfall der englischen Wahlen ihren Ausdruck fand, insofern die Städte und Ins duftriebezirke Englands überwiegend konservativ, d. h. in diesem Augenblice schußzöllnerisch gesinnt wählten, also im Lande des Freihandels par excellence erft die Folge des allgemeinen Un behagens ist, daß die Geschäftswelt allerwärts seit dem Krach von 1875 in steigendem Maße ergriff.

Die Dresdener Handelskammer geht dann noch weiter, in­dem fie eine wesentliche Verschärfung der Krise in Deutsch land in der Unruhe erblickt, welche die Gesetzgebung auf wirthschaftlichem Gebiete ergriffen hat, wodurch die Be dingungen für die Entfaltung von Handel und Verkehr fortwährend verschoben und einigermaßen fichere Be= rechnungen für einzuleitende. Unternehmungen unmöglich ge macht werden."

Und diesem Wunsche schließt sich der Dresdener An­seiger" an, indem er in den Stoßfeufser ausbricht: Dürfen wir an dieser Stelle eine Bitte an die für die Gesetzgebung Deutschlands maßgebenden Faktoren richten, so geht fie dahin, in dieser Thätigteit eine Pause eintreten zu laffen, Handel und Verkehr Ruhe zu gönnen, fich in die veränderte Lage einzu In Handel und Industrie ist nichts schwerer zu ertragen, als leben und sich in den neuen Verhältnissen zurecht zu finden.. immer erneute Aenderungen, welche die Grundlage thier Thätig teit fortwährend verschieben. Ruhe und Stabilität ist der Gesetzgebung das, was unserem deutschen Wirthschaftsleben in erster Linie Noth thut."

Bergeblicher Wunsch, vergebliche Bitte. Die Rube ist un­möglich, wo die verschiedensten Intereffen nach Hilfe und Rettung schreien und das Dresdener Amtsblatt hat in den lezten Wochen sein eigenes Ruhebedürfniß Lügen gestraft, indem es der offiziösen Parole, als seinem Leitstern folgend, eifrig für das Branntweinmonopol Propaganda machte. Wir leben aber in einer Zeit großartiger Interessenkämpfe, die mit Der Noth der Zeit nur wachsen und beftiger werden, da giebt's feine Ruhe und Stabilität, bis die Lösung der gesellschaftlichen Gegenfäße gefunden ist.

Politische Uebersicht.

Bismard nud die Polen . Die Magdeburger 8tg." reproduzirt einen Artikel, welchen Fürst Bismard dem Blatte am 20. April 1848 eingesandt hatte, und der folgendermaßen lautet:

Die Befreiung der wegen Landesverraths verurtheilten Bolen ist eine der Errungenschaften des Berliner Märstampfes, und zwar eine der wesentlichsten, da die konstitutionelle Ber faffung, die Preßfreiheit und die Maßregeln zur Einigung Deutschlands bereits vor Ausbruch des Kampfes gesichert

Tief aufschluchzend warf sich das erregte Mädchen an die Brust der webmüthig blidenden Frau.

Beruhigen Sie sich doch. liebes Klärchen," wehrte diese fanft, fagen Sie mir getroft, was Ihr Herz beschwert, weiß die einfame, alte Frau auch nicht mehr viel von der Welt da draußen, so kann sie doch einem armen Menschen herzen Trost und Rath ertheilen.-Was hat's denn ge­geben?"

Entschloffen wischte Klärchen die Thränen von den Wangen und begann leise zu erzählen:

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Wir faßen heiter und froh beim Abendtisch, Papa neckte mich, weil Ernst noch nicht erschienen war und Bruder Heinrich, der in seiner Eigenschaft als Chapeau d'honneur in fehr aufgeregter Stimmung war, theilte mir ganz unvermittelt mit, daß ich gut und gern den Ball besuchen möge; doch rathe er mir, keinesfalls die Farben seiner Verbindung zu tragen, da man mir dies als der Braut des Doktor Waldau übelnehmen könnte. Ich stutte, auch der Vater horchte auf und bat um Erklä rung dirser Worte; ba hörten wir denn, daß mein Ernst da ehemals, vor etwa zehn Jahren, ebenfalls dieser Verbindung angehört habe, durch einen Etlat aber, der die Folge eines Duells gewesen, damals zum Austritt veranlaßt worden war. Seit dieser Beit bestände auch Ernsts Widerwillen gegen studentische Verbindungen, seine grenzenlose Verach­tung der Duells, sein energisches Eifern dagegen; aus diesem Grunde, so fuhr Heinrich fort, hätte er auch die Einladung

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zu diesem Feste durchaus nicht annehmen wollen und nur meinen bringenden Bitten habe er nachgegeben. Ich ver­gegenwärtigte mir die damalige Unterhaltung und fonnte nicht anders, als meinem Bruder in Gedanken beipflichten, mir fiel überhaupt Ernsts bei jeder Gelegenheit geäußerte Antipathie gegen studentische Renommifterei an, ein Wiber wille, ber schon zu peinlichen Szenen zwischen ihm und Heinrich geführt hatte; ich erschrat bis ins Innerste... in diesem Moment öffnete fich die Thür und Ernst tritt ver­gnügt herein,... er sieht unsere bestürzten Gesichter, er schaut mich fragend an, ein Wort giebt das andere, Heinrich fährt erregt dazwischen, der Vater vermittelnd, Ernst erklärt die Sache für Wahrheit und erzählt uns, daß ein damals stattgefundenes Duell, in dem er Sieger geblieben, die Ur­

III. Jahrg

maren. Die Berliner haben die Bolen mit ihrem Blute be freit und sie dann eigenhändig im Triumph durch die Stadt gezogen; zum Dant dafür standen die Befreiten bald darauf an Der Spize Don Banden, welche die deutschen Einwohner einer preußischen Provinz mit Plünde rung und Mord, mit Niedermegelung und barbari scher Verstümmelung von Weibern und Kindern heimsuchten. So hat deutscher Enthusiasmus wieder einmal zum Schaden fremde Kaftanien aus dem Feuer geholt. Ich hätte es eitlär. lich gefunden, wenn der erste Aufschwung deutscher Kraft und Einheit fich damit Luft gemacht hätte, Frankreich das Elsaß abzufordern und die deutsche Fabne auf den Dom von Straß burg zu pflanzen. Aber es ist mehr als deutsche Gutmüthigkeit, wenn wir uns mit der Nitterlichkeit von Romanhelden vor allem dafür begeistern wollen, daß deutschen Staaten das Lette von dem en zogen werde, was deutsche Waffen im Laufe der Jahrhunderte in Polen und Jtalien gewonnen hatten. Das will man jubelnd verschenken, der Durchführung einer schwärmerischen Theorie zu Liebe, einer Theorie, die uns ebenso gut dahin führen muß, aus unseren südöstlichen Grenz bezirten in Steiermark und Jayrien ein neues Slavenreich zu bilden, das italienische Tirol den Venetianern zurücдugeben, und aus Mähren und Böhmen bis in die Mitte Deutsch lands ein von legterem unabhängiges Czechenreich zu gründen.

Eine nationale Entwickelung des polnischen Elements in Bosen tann fein anderes vernünftiges Biel baben, als das, einer Herstellung eines unabhängigen polnischen Reichs zur Vorbereitung zu dienen. Man fann Bolen in feinen Grenzen Don 1772 herstellen wollen( wie die Polen selbst es hoffen, wenn sie es auch noch verschweigen), ihm ganz Bosen, West­ preußen und Ermeland wiedergeben; dann würden Preußens beste Sehnen durchschnitten und Minionen Deutscher der polnis schen Willkür überantwortet sein, um einen unsicheren Ver bündeten zu gewinnen, der lüstern auf jede Verlegenheit Deutschlands wartet, um Ostpreußen , polnisch Schlesten,

polnischen Bezirke von Bommern für fich zu gewinnen. Anderseits fann eine Wiederherstellung Bolens in einem geringeren Umfange beabsichtigt werden, etwa so, daß Preußen zu diesem neuen Reich nur den ent schieden polnischen Theil des Großberzogthums Bosen hergäbe. In diesem Falle kann nur der, welcher die Polen gar nicht fennt, daran zweifeln, daß fie unsere geschworenen Feinde bleiben würden, so lange fie nicht die Weichselmündung und außerdem jedes polnisch redende Dorf in West und Ditpreußen, Bommern und Schleften erobert haben würden. Wie fann aber ein Deutscher, weinerlichem Mitgefühl und unpraktischen Theorien zu Liebe, dafür schwärmen, dem Vaterlande in nächster Nähe einen rafilosen Feind zu schaffen, der stets be= müht sein wird, die fieberhafte Unruhe seines Innern durch Kriege abzuleiten, und uns bei jeder weftlichen Verwickelung in den Rücken zu fallen; der viel gieriger nach Eroberung auf unsere Kosten sein wird und muß, als der ruffische Kaiser, der froh ist, wenn er seinen jeßigen Koloß zusammenhalten tann, und der sehr unflug sein müßte, wenn er den schon starten Antheil zum Aufftand bereiter Unterthanen, den er hat, durch Eroberung deutscher Länder อน vermehren bemüht sein wollte. Schuß gegen Rußland brauchen wir aber von Polen nicht; wir find uns selbst Schuß genug.

Ich halte daher unsere jezige Politik in Bezug auf Bosen, auch wenn man jeden einzelnen Deutschen daselbst dem deut­ schen Bunde vorbehält, auch wenn man nur den kleinsten Theil des polnisch redenden Antheils dem übrigen Staat durch Sondereinrichtungen entfremdet, für die bedauerlichste Don Quiroterie, die je ein Staat zu seinem und seiner Angehörigen Verderben begangen hat. Die Regierung hat mit Ordnung dieser Angelegenheit einen mehr polnisch als deutsch gesinnten Mann beauftragt, dessen Benehmen die Armee mit Entrüstung, das Land mit Mißtrauen erfüllt, und dessen bei der günstigsten Annahme schwach zu nennendes Verfahren den Mißgriffen in dieser Angelegenheit die Krone auffezt und sie fanttionirt. Die Teste pomphafte Erklärung dieses Kommissars, in der er sich rühmt, durch seine Bemühungen diese Frage friedlich ge­löst zu haben, erscheint in den Blättern gleichzeitig mit dem flagenden Hilferuf Don Behörden und Privatleuten, die fortdauernd von Todtschlag und Plünderung der Deutschen und von bewaffneten Konflitten

fache jenes Ellats gewesen, daß er, ergriffen von Reue und Scham, einen Menschen um ein Phantom der Ehre hinge. opfert zu haben, feierlich gelebt habe, mit all seinen Kräften gegen die entsittlichenden Inftitutionen dieser studentischen Verbindungen mit ihren haltlosen Begriffen von Muth und Ehre anzufämpfen, daß er mit Freuden aus der Verbindung getreten fei und jetzt mit Rummer bemerke, wie dieser Tods feind des Familienglücks noch immer mit kalter Hand morde. Heinrich pries nun in glühenden Worten den Werth dieser Busammengehörigkeit, die unausfprechliche Poesie des Stu­dentenlebens, er malte in beredter Weise das herrliche Ge­fühl aus, in jedem Moment zur Ehre der Andern und zur eigenen Ehre gerüstet und vollwichtig, sie zu vertreten, ba= zustehen, er vertheidigte een 3weikampf als Rächer der bes drohten Ehre mit dem Feuer eines jugendlichen Helden und ja, daß ich's Ihnen, theure Frau, nur gestehe, er riß auch mich mit meinen Empfindungen so bin, daß, als er endlich mit den Worten schloß, nur ein Feigling fann an ders denken und sprechen", unwillkürlich das Ideal meines Helden, mein Ernst, in meiner Seele erblaßte. Ich wagte nicht, in sein Antlitz zu sehen, ich hörte nur seine bebende Stimme:

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Schweig still, Du thörichter Knabe, von Dir werde ich wahrlich keine Rechenschaft fordern." Heinrich braufte auf, der Vater trat beruhigend duzwischen, tch faß wie erstarrt an meinem Plaze, da schlug die Thür heftiger denn sonst zu, ich blickte auf Ernst war verschwun ben. Heinrich schwelgte im Genusse feines Triumphes, wie er meinte, und ich, gute, liebe Frau Sommer, ich schämte mich vor mir selber, auch nur einen Augenblick auf ihn gehört und mich nicht gleich an die Seite meines Ernst gestellt zu haben. Ich fann mich an feinem Mutterherzen ausweinen, nun mußte ich zu Ihnen herflüchten, mein Herz erleichtern, aber ich habe Sie ermüdet, habe Sie er schreckt, Sie zittern, um Gotteswillen, Sie weinen" schnell sprang das junge Mädchen auf, habe ich Sie mit meinem Ungestüm erschreckt?"

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Nein, nein", flüsterten die blassen Lippen der alten Dame, nur die Erinnerung, o die Erinnerung hat mich wieder übermannt; die schreckliche Beit, die entseglichste meines Lebens, fie entstand wieder vor mir, in der ich mein Einziges, meinen herrlichen Wolfgang hingeben mußte, auch