Beilage zum Berliner Bolksblatt. Nr. 47. Donnerstag, de« 33. Februar 1886. IIL ZatzW. Parlamentsderichte. Deutscher  «eichetag. Lz.Sitzung vom 24. Februar, 2Uhr. «*wn Tische deS ZVundeSrathS: von Boetticher» von « r o n s a r t und Kommissarien.  _ .. Eingegangen ist d-r   Gesetzeniwurf, bktreffmd die Aust Mwe der Zellulosefadriken in daS Verzeichnis der konzesstons- Wanigen gewerblichen Anlagen. . Auf der T.> C. st-hen zunächst die Anträge von Hell« yOtff und Auer, betreffend die Dauer der Legislaturperiode *'* Reichstagz<5 resp. 2 Jahre). . Ädg. Graf Ballestrem   beantragt mit Rvckstcht darauf, mehrere seiner politischen Freunde(vom Zentrum) duich gleichzeitige Sitzung im preußischen Abgeordnetenhause ver« sind, stch ihrem Wunsch gemäß an der Verhandlung n. obigen Anträge zu betheiligen, dieselben von der heu- «gm T..O. abzusetzen. >. Abg. v. Helldorff: Ich bitte, diesem Antrag nicht 0% zu geben. Der Gegenstand selbst ist gründlich erörtert Troern, und eS liegt tein Grund vor, augenblicklich, wenn es Nascht wird» oder, wenn diese nicht gewünscht wird, in eine Miimmung einzutreten. ES ist ja richtig, daß tn den Häusern "-.preußischen Landtags Sitzungen stattfinden, meiner Jnfor« L«wn nach aber nur erste Lesungen, bei denen die Frequenz TAtnigen, die sich für die betr. Fragen interesstren, nicht so �bedingt geboten ist. Ich möchte daher bitten, S bei Ver 'Borvnung zu belassen. «bg Dr. Bamberger: Ich schließe mich dem Antrag .".Trafen Ballestrem an. Ich bin erstaunt, daß Herr C�lldorff und seine GestnnungSgenoffen immer mehr fich ...Anficht zuzuneigen scheinen, daß eigentlich ein Parlament (j,.i unabhängig von der Anzahl derer existiren kann, die theilnehm'N, daß man Berathungen pflegen kann, ohne top«ie eine Quantität von Berathenden vereinigt zu haben, J-toch als die eigentliche Voraussetzung deS ganzen parla- Miarischen Verfahrens dient. Ich bitte einen Blick auf die J# des HauseS zu werfen und fich zu fragen, ob die gegen« Versammlung der Bcratbung eines nach der Anfichr ».Herren(rechts) so wichtigen Gegenstandes entspricht. Eine jWll der Aufgab«, die jetzt im preußisch m Abgeordneten« Me vorliegt, steht unS nicht zu. Ob ihre Gegenwart im Hause nöthig ist oder nicht, daS können wir den wren dort zu erwägen füglich überlassen. Gerade in ihiem 'senen Interesse sollten Herr v. Helldorff und seine Freunde Richen, daß d!e zweite Berathung und Abstimmung über bre Anträge vor einem solchen Hause nicht stattfindet.(Zustim« links.) M Abg. v. Helldorff: Ganz gewiß wünsche auch ick, daß wichtigen Gegenständen der Reichstag   möglichst vollzählig fMmmmeß wäre. Aber der Abg. Bamberger weiß so gut wie A, daß daS faktisch nicht der Fall ist auS den alleroerschie« hosten Gründen. Wir haben daS bereits in diesen Tagen Mrfach erlebt. Ich habe garnichtS dagegen, wenn eS konsta- «N wird, daß eine große Anzahl von H irren fehlt. Diejenigen »oer, die im Abgeordnetenhause find, bilden von denen, die Überhaupt fehlen, nur einen außerordentlich kleinen Theil.(Sehr ttchtigl rechts.) Der Präsident holt die Entscheidung d«S HauseS ein, die für das Bureau zweifelhast ist. Es wird zur Zählung ge- schritten, welche die Beschlußunfähigkeit deS Hauses konstatiren b>. Für die Absetzung stimmen 73. dagegen für Festhalten on der T. O. 74 Mitglieder. Der Präsident hebt die Sitzung sofort auf und setzt die nächste auf D o n n e r st a g 1 Uhr an. >Dritte Lesung der Gesetz Entwürfe, betr. die Abänderung det 8 137 des GerichtSselfaffungcgesetzeS und betr. den Nord Ost- �r-Kanal. zweite Lesung deS G. E., betr. die Abänderung v«S rsetzeS über die Abwehr und Unterdrückung von Viehseuchen  .) Abgeordneteuhau». 27. Sitzung vom 24. Februar, 11 Uhr. j.. Ministertisch«: von Goßler, Dr. Lucius, Friedberg und Kommissarien. Eingegangen ist ein G- E.. betreffend die FortbUdungS« �ulen in Wtstprrußen und Posen. v Zur Berathung kommt vor. denPolengesetzm" zunächst �Vorlage, betreffend die Anstellung und daS Dienst« ''Mltniß der Lehrer und Lehrerinnen an den öffent« Der SlhulkMeriid. Von Josef Moutct. ». Der Senator Kovstaotiu Varadine trat soeben in sei» �dertskabinet. Nach Teflogenheit der Russe  « machte er ei» wächtige Züge au« einer Zigarette und wollte sich ge« Bb« an de» Schreibtisch setzen, als sei» Die«er eintrat. ei» Mann ist unten, der Sie zu spreche« er will aber »Was will er vo» mir?" »Er will e» nur 3h«en jagen." »Wie heißt er de»»?" »Er sagt seine» Name« nicht!" »So schicke ihn weg l" Vicht �be schon versucht ihn abzuweise», stehen." »Wal  , er will nicht gehe«?" Und C* J8#» daß er ein Zugendfreund Euer Exzellenz sei Si« cZ®uet Exzellenz fich sicher sehr ärgern würde», wenn stA de» Vergnügen« beraubte«, ihn zu sehen." ''«a» ist doch sonderbar l Na, er soll heraufkommen!" Thg.�i Minuten verstriche«. Hierauf öffnete sich die �viUor" Mann erschien auf der Schwelle. Der "o et«_______ dtiew* Varadine war nebe« seinem Tische stehe« ge- Zin» v'rjM% an und erkannte ihn nicht. Der Fremde e»°,/8!che» Schrittes gerade auf ihn zu und ehe Varadine "hindern konnte, hatte er ihn in die Arme geschlossen. ,Wie freue ich mich, dich .ich7� Wie geht e» dir, seitdem ich diese« Vergnüge» wehr hatte. Hoffentlich gut?" iit Mühe machte fich der Senator vo» ihm lo«. so do»/ entgegnete er äußerst kühl,.sind Sie dessen w- wir derart befreundet sind?" S�lndm Du zweifelst»och? Mein Gott, habe ich mich so widirte�'»'wtdem wir im Lyzeum zusammen unser Jus "Äm Lyzeum? I lichen Volksschulen im Gebiete der Provinzen West« preußen und Posen und des Reg. Bez. Oppeln. Zum Wort find 33 Redner(19 gegen und 14 für die Vorlage) gemeldet. Abg. Dr. P o r s ch: Der vorliegende Gesetzentwurf bezieht fich auch auf die Provinz Schlesten, inebesondere auf den Reg.« Bez. Oppeln mit vorwiegend deutscher, und ich füge hin> zu, katholischer Bevölkerung. DaS beweist, daß diese Vorlage nicht nur gegen den Polonismus, sondern auch gegen den Katholizismus gerichtet ist. Eine Begründuna dieser Aus­dehnung finde ich in den Motiven nicht. Der Minister« präsivmt sowohl wie Herr v. Puttkamer   haben der Loyalität der oderschlefischen Bevölkerung VaS beste Zeugniß ausgestellt. Der von dem Reichskanzler gegen den verstoidenen Pfarrer Schaffcanek wegen seiner angeblich polnischen Bestrebungen ge» richtete Angriff in diesem Hause ist durch nichts begründet. Auch jetzt stiften die oderschlefischen katholischen Geistlichen groß, polnischen Bestrebungen keinerlei Voischub. Die oberschlefische Bevölkerung ist ja auch polnischen Zuflüssen so gut wie garnicht zugänglich, wie auch von gegnerischen Blättern anerkannt wird Eine gewaltsame Germanist, ung wüide den entgegengesetzten Zweck erreichen.(Sehr wahr! im Zentrum.) Meine polttilchm Freunde find prinzipaliter gegen den ganzen Gesetz n'wurf, eventualiter gegen den Einschluß d«S Regierungsbezirks Oppeln. Die Herzen der polnischen Bevölkerung können Sie durch Ge« waltmaßregeln nicht für fich gewinnen.(Ledhafter Beifall im Zentrum.) Abg. v. Bitter: Wir wollen und werden unS durch diese Vorlage gerade die Herzen der Polen   nicht nur in Ober schlesten, sondern im ganzen Osten erwerben, die unS durch die Agitation entfremdet worden find. Ich gebe zu, daß die ober- schlestsche Bevöllerung polnischen Einflüssen n cht in dem Maße zugänglich gewesen ist, wie die der Provinzen Posen und West« preußen. Daß aber auch dort eine polnisehe Agitation besteht, beweist die Existenz deS Blattes  Katholik".(Widerspruch im Zentrum.) Die Schulverhältniffe in Oberschleften liegen sehr im Argen. Hier muß im Allgemeinen etwaS geschehen, darum bestreite ich auch, daß fich die Vorlage nur gegen die Katholiken richte.(Widerspruch im Zentrum.) Sie trifft ebenso die evangelischen und katholischen Schulen tn Westprmßen. Ich bedauere, daß die Freifinnigen im Widerspruch mit ihrem eigenen Gegenantrag zum Antrage Achendach stch zu dieser Vorlage ablehnend verhalten. In den iünf R gierungsbezirk-n, um die et fich hier handelt, find in 236 S.ädten und 7204 Landgemeinden 508 l Lehrer angestellt. Die katholischen Kinder find aber hinfichtlich der Beschulung hinter den evangelischen zurückgeblieben. Denn während ein evangelischer Lehrer durchschnittlich 75 Kinder zu unterrichten hat, fallen auf einen katholischen Lehrer über 100 Kinder. Hier ist eine materielle Abhilfe dringend erforder« ltch. Der durch daS SchulauffichtSgesetz beschränlte Einfluß der Geistlichen ist auf Schleichwegen wieder in dir Schulen ein« gedrungen, um den Unterriibt im Deutschen   nur zu einem mechanischen herabzudrücke.(Oho! bei den Polen  .) Ja, dar- über gtebt eS amtliche Altenstück n. Seit 1882 hat die Zahl der Analphabeten und der der deutschen Schulbildung entdeh renden Leute stetig zugenommen. Jeb will den Lehrern daraus keinen Vorwurf machen; denn ei ist ganz narürlich, daß sie unl-ewußt zu Werkzeugen der polnischen Agitationen geworden find. Die Muttersprache, jeneS heilige Vermäehtniß fürs Leben, wollen wir den Polen   nicht rauben, aber wir verlangen, daß sie fich der Kenntniß der deutschen Sprachen und deutschen Kultur nicht verschlossen, deren s i e gerade dringend bedürfen. Abg. Dr. Virchow: Meine Partei ist weit entfernt davon, in diesen Dingen bloß Motte zu machen und ein Spiel zu treiben. Der Minifierprästvrnt und die Regi-rung ver» danken nur der Fortichttttsoartei die Einführung deS Schul- auffichtSgesetzeS. Hätte die Regierung ernsthaft und konsequent diesen Weg weiter detreten, so würde sie jetzt weiter lein. Auch ich verlange, daß jede» polnische Kind die Schule verläßt mit Kenntniß der deutschen Sprache; ich verlange dies ober ohne Tendenz der Germanistrung. sondern im wirthschattlichen Interesse der Leute selbst. Eine gewaltsame Germanistrung halte ich für verderblich. Liegt denn eine so dringliche, große europäische   Gefahr vor, um mn einem Male zu einem so kolossalen gewaltsamen Mittel zu greisen? Ich begreife nicht, wie die Regierung in ihrer Antipathie gegen einzelne Bezirke auch ihre Freunde züchtigen will, auch diejenigen Schulen unter daS Gesetz Gewiß! Ich sehe schon, daß ich dir meine« Name» sagen muß. Ich hoffte, du würdest ihn allein finden, aber dein Gedächwiß ist leider minder treu, al« da» meinige! Vafsili Earkoff! Erkennst du mich jetzt?' Vasfili Sarkoff? Der Senator konnte sich in der Thai an diese» Name» erinnern. Aber noch Verlauf von 25 Jahre« ist(« wohl gestattet, die Beule nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Entschuldigen Sie," sagte er mit verbindlichem Lächeln, aber ich muß gestehen, daß ich Sie seit so langer Zeit ei» wenig au« dem Gedächtnisse verloren." Undankbarer I" entgegnete der Fremde im Tone leise« Votwurf».Haben wir doch so manche schöne Augenblicke i« unsrcr Jugend miteinander verlebU' Der Fremde halte sich zum Tische gesetzt und benahm fich so familiär, wie einer, der thut, al« ob er zu Hause wäre; er hörte nicht aus zu sprechen und sprach mit so liebentwürdi« ger Harmlosigkeit, wußte den Senator an so viel au« der Jugendzeit zu erivnern, Daten zu zitiu« und Namen mit seltener Präzision zu nennen. Da xabS wohl nun keinen Zweifel mehr. Vassili Sarkoff war es, sein alter Freund, de« der Senator vor sich hatte. Prächtiger Kerl, dieser Vasfili! Ein« u»v-rsiegliche Quelle! Ec hörte nicht auf zu plaudern, er schwatzte ohne fliuhe, ohne Rast und ließ seinem Hörer kaum Zelt, hier und da und dann und wann ein einsilbig Wörileia einzufluchten oder mit einem Kopf« schütteln darei-zusprechea. Valsili war ein bullanter Plauderer und mehr noch, er sprach von ollem mit großer Uvumwundenheit, dabei sachlich, philosophisch zuweilen und stets mit sprudelndem Humor. De» Senator amüfirte die Plauderei: er hörte zu und konnte im Verlaufe einer halbe« Stunde nicht zu der sehr natürlickien Frage gelange«: Warum, zum Teufel, hat dieser famose Vaisili nach einer Trennung von 25 Jahren plötzlich da» g ebieterische Be« dürfniß empfunden, gerade um'/,6 Uhr Abend» in mein Kabinet zu trete» und ein Brillantfeuerwerk zu entwickeln, bei dem ich noch immer auf da« Schlußbouquet warte? Und indem der Senator der Logik seine» Gedanken» folgte, kam wirst, welche bisher die deutsche Kulturarbeit in diesen Gegenden ollein besorgt haben iSehr richtig! link».) Städte wie Danzia, Thorn und Elbing   find seit dem deutschen Orden die Mittelpunkte der nationalen Entwtckelung gewesen. E« scheint, als od die Regierung die Gelegenheit denutzen wollte» um einmal einen recht großen Rückschtttt auf dem Gebiete der Schulgesetzgebunz zu beginnen. Die Freiheit ist ja heut zu Tage kein Gegenstand de» Streben« mehr.(Zuruf link» r Leider.") Ich begreife ja auch, daß eS den Hetren von der nationalen" Seite schwer wird, für solche Leute stch zu be« geistern.(Heiterkeit.) Damals war man eben so naiv, und ich werfe keinen Etein auf diese Naivität, ich erinnere mich mit Rührung der Bewegung, welche durch die Gemüther ging, und ich sage Ihnen, ohne diese Bewegung würden wir vielleicht nicht hier fitzen, unsere Verfassung nicht haben und andere Dinge vielleicht nicht zu Stande gebracht haben.(Zuruf von rechts.) Sie können ja vielleicht die Dinge nicht so hoch schätzen.(Heiterkeit.) Es ist doch aber die einfache histotische Konsequenz der B'wsgung(Zuruf von rech»:Von 1848!") ja wohl von 1848, daS war ein sehr großes Jahr, wa» Sie wahrscheinlich heute noch nicht begreifen.(Große Heiterkeit links und im Zentrum.) Sie vermögen eben vor lanter PtrteiianalismuS, gar nicht fich in einlache historische Vorgänge hineinzudenken(sebr gut! link«) und zu begreifen, we eS zugegangen ist, daß Preußen zu einer Verfassung gekommen ist.(Zuruf deS Abg. v. Ttede« mann.) Sic scheinen zu glauben, Herr v. Tiedemann, die Vettassung wäre ohne dies gekommen.(Große Heiterkeit linkS und im Zentrum.) Wir meinen, daß Polen   sich damals er» hoben hat wegen der unerhörtesten Mißhandlungen, welche«» durch die rusfische Regierung erfahren mußte.(Sehr richtig!) In immer breiterer Weise macht fich der PanslaoiSmuS in Oesteneich geltend und überall ficht er unsere deutschen Land»- leute in Rußland   und Oesterreich nicht nur zu drücken, sondern auch zu unterdrücken. DaS Zentrum der Bewegung ist ohne Zweifel in Petersburg  (Zuruf:MoSkau  !") nun, oder in Moskau  . Hin und wieder kommt eine Reprimande, etwaS stiller zu fein, aber noch nie ist eine definitise Unterdrückung der panslaoisti'chen Agitation oder eine Beseitigung der leiten- den Persönlichkeiten erfolgt. Da liegt die Gefahr für da» Teutschthum, und ich möchte dem Herrn Mintsterprästventen gegenüber bemerken, daß di'S der Grund ist, warum die libe» rale Partei feit lange mit Mißtrauen auf die rusfische Re« aierung ficht.(Lachen rechts.) Wir haben uni dieser Lpposttion nicht geschämt. Ich will dabei heroorb'ben. ich Sehe nicht so weit, etwa das ganze russische Volk zum Gegen« and meines Hasses oder Angriffes zu machen(Lachen rechts, unwillige Bewegung lmk«) sondern ich weiß, daß da vorzüg- licht Elemente und große Parteien existiren, mit denen wir in jeder guten Kulturbewegung zusammen arbeiten können. Aber der russischen Regierung muß ich den Vorwurf machen, daß sie Umube über Europa   erhält. Da liegt auch der Grund, welcher 1863 daS HauS bewegte, als die Bewegung jenseits der Grenze einsetzte. ES hat unS der Herr Ministerpräfident auseinandergesetzt, daß«r ein Jahr vorher mit dem Kaiser von Rußland  , entgegen dem damaligen allmächligen Kanzler Gor- tsbakow, zu einem Einoerständmß gekommen sei, da« in einer bestimmten Konventtim AuSdruck fand. Ich weiß ja, daß die ganze Politik deS Mintsterpräfidcnten auf diesem russtichen Einvernehmen beruht und ich will darüber hier keine Kritik eintreten lassen. Daß da« HauS von dem geschlossenen Schutz« bündniß nichts wissen konnte, darf ich doch wohl behaupten. Dennoch sagte der Ministerpräsident, wir hätten die Re- gierung nicht ohne Erfolg in Pa-iS und London   zu ver- klagen versucht wegen ihrer russenfreundlichen Politil, und trug sogar kein Bedenken, hinzuzufügen, daß er durch Beschlag« nähme stanzöstscher Papiere im Jahre 1870 den Indizienbe­weis dafür erlangt habe über Verbindungen, welche von Mit« gliedern der Oppofi'ion 1863 mit der französischen   Gesandtschaft stattgefunden hätten, und er fügte wohlwollend bei:Ich weide daS Gehttmniß auch ferner bewahren, well ich die Ver« öffentlichung nach 23 Jahren nicht für nützlich erachte."(Heiter- keit.) Ich war sehr erstaunt, daß er hier auf diese Sachen nach 23 Jahren in dieser Ausführlichkeit und Heftigkeit der Em- pfindung zurückkam, der eigentliche psychologiscke Zusammen- hang ist mir ganz unverständlich. Stach einer solchen Beschul- digung kann man fich doch nicht mit der wohlwollenden Wen- dung auS der Sache ziehen, daß man sagt:ich werde das Acheimmß auch ferner bewahren ic." Ich provozire den Herrn ec zu dem Schlüsse, daß diese» Bouquet sich wahrscheinlich al» eine Anleihe vo» 500 Rubeln entpuppen werde. Da trat der Bediente ein. Exzellenz, e« ist servirt!" Konstantin Varadine warf einen dankbare« Blick auf die Pendeluhr. In der That, 6 Uhr!" sagte er.Sie werde« mich eutschnldigen, mein lieber Sarkoff, aber da» Di«« ist servirt und meine Frau erwartet mich. Auf Wieder- sehm also l' Konstantin," rief Vassili,da» ist nicht schön von dirk du bist kalt mit mir!" Wieso kalt? Mein Diner wird e» vielmehr werden!" Wir werden e» deshalb nicht mit geringerem Ver» gnügea verspeisen." Wer, ,wtrt?" -Du und ich und selbstverständlich auch Deine Frau!" Sie laden sich ein?" Ach, ich bin nicht so zudringlich! Du ladest mich ein!" Glauben Sie?" Ich bin dessen sicher!" Ganz nonchalant zog Vasfili Sarkoff bei diesen Worte» einen Revolver au» der Tasche, de« er auf den Tisch legte. Varadine empfand unwillkürlieh einen Schauer und zog sich hinter de» Fauteuil zurück. Mein lieber Freuiid", begann Vassili wieder, indem er nachlässig mit seiner Waffe spielte,ich bin so glücklich, dich heute nach so langer Trennung wieder zu sehen, daß ich mich nicht entschließe» könnte, dich so rasch schon zu veelassen. Außerdem ist da« Interesse, welche« ich für dich hege, so stark, daß e« sich nicht auf deine Person allein beschränkt. Ich habe daher den wirklichen und festen Wunsch, auch die deinige» kennen zu lernen, deine Frau. deine Kinder, wenn du welche Host, lurz, deine Familie! Die Gelegenh'it ist günstig; wir setzen un« gemüthlich zu Tische. Ich kenne dich, Konstantin, du hast ein zu gute» Herz, um mir diese« bescheiden en Wunsch zu versagen!" Konstantin Varadine ließ seine» Blick durch da« Zimmer schweife». Er befand fich mit dem Fremden all»»