®Iaubigtt des Echntidnmeisters das Armband als wttlhvolleS Uelulionsobjekl durch einen GerichlSvollzteher pfänden lassen. »er betreffende Schneidermeister glaubte Alles gethan zu Mm, als er den Gerichtsvollzieher darauf aufmersam machte, »atz der goldene Armschmuck nicht ihm, sondern einem Fremden Schüre, dessen Ermittelung die Polizei fich sehr angelegen sein »Ii«! er unterließ daher, bei dem Amtsgericht direlt die denörhigten AnKäge zu stellen, um den Verkauf des gepfändeten Gegenstandes zu verhindern. AIS sich nun wirklich die Ver- «tterin deS Armbandes gemeldet hatte, um ihr Eigenthum zu «llamiren, war dasselbe längst durch den Gerichtsvollzieher ver- laust und der AulrionSerlös nach Abzug der Kosten auf Schulden deS Schneidermeisters für den pfändenden Gläubiger »«rechnet worden. Der Eigenthümerin des Armbandes blieb, nachdem der Staatsanwalt ein Eingreifen nach Lage der Sache ablehnen mußte, nichts weiter übrig, als dad Armband, ein ihr cheueies Andenken, von einem Händler, der es in der öffcnt llchen Auktion erstanden hatte, für das Dreifache des ge- Mtm Preises zurückzukaufen. Der Schneidermeister, als Finder br« WertbktgenstandeS hat dabei wenigstens den Vortheil ge- Mt, daß ihm 48 Mark als übrig gebliebener Auktionserlös auf eine alte Forderung seines Gläubigers an ihn abgerechnet werben konnten. Der auf Wiederherdeischaffung des Arm- »andes von der Eigenthümerin ausgesetzten Belohnung von ""ifjig Mark ist er dabei freilich verluftig gegangen. Der anhaltend starke Frost erschwert auch die Erdar« »tu auf den Friedhöfen ungemein. Die Arbeitskräfte mußten uderall verdoppelt werden, und die Ausschachtung einer Gruft «fordert drei biS vier Mal so viel Zeit als sonst. Nicht mit «paufeln kann die Erde ausgegraben werden, nur die Hacke mit in Thäligkeit, und wie kleine Felistücke werden die Erd- walten herausgehoben. So bieten auch die frischgcgradenen vugel namentlich auf den Kirchhöfen der dichtbevölkerten Ge- wein den, wo täglich eine Art Maffenbeerdigung stattfindet, «nen seltsamen Anblick. Es steht aus, als od die Grabhügel »us Felsstetnen gebildet wären, denn die Ecdmaffen lassen fich Mt zerkleinern noch glatt machen. Die Todtengräder und Partner auf den Kirchhöfen sehen mit Bangen dem immer naiker«erdenden Frost entgegen, denn die Arbeiten werden «nmer schwieriger, und mit den Folgen des Frostes wird man "»ch im Frühjahr zu thun haben. Gerichts-Zeitung. g, B. c. Vor dem Kammergericht stand am Dienstag gtmin an in einem D älenprozisse deS FiskuS gegen den ?ilchztagsabge ordneten Langhoff. In erster Instanz hatte das Udgericht Neuruppin gleich den andern Landgerichten auf �Weisung deS FiskuS erkannt, wogegen letzterer beim Kammer- ptzil Berufung einlegte. Die Sache hätte, da, abweichend ? den anderen gleichen in zweiter Instanz verhandelten Pro- {*"01, in keiner Beziehung mehr Beweismomente zu erbringen ?w«>, heute ihre Entscheidung bei dem Kammergericht gefun- A- wenn nicht der Mandatar deS Verklagten, G.ch. Justizrath kurz vor dem Termin erkranst und dadurch an der Wahr - ?st>niung desselben verhindert worden wäre. Der Verband« Mgstermin wurde daher aufgehoben und wird erst im Lauf« wnftigen Monats stattfinden. �Jst ein bei einem Begräbniß am Grabe gesprochene« Vaterunser oder sonstiges Gebet eineLeichenrede", welche strafbar ist? Mit dieser Frage hatte fich am Montag �Kammergericht als höchster Gerichtshof für die preußische Lindesstrafgesetzgebung(sog.Kleines Oberttidunal") in der Ikvistonsinstanz anläßlich folgenden Falles zu beschäftigen. »Prediger der Methodistengemeinde zu Kassel , Schell, hatte A Juni v. I. bei der Beerdigung von zwei Mitgliedern seiner Aiweinde auf einem der Gemeinde Kassel gehörigen und zum L'gräbniß von Angehörigen aller christlichen Bekenntnisse be- nnnmten Kirchhof aus einem gedruckten Gebetbuch ein Gebet »«lesen und ein Vaterunser gesprochen. Darauf wurde er xegen unbefugt«» Haltens von Leichenreden auf Grund einer Mizeiverordnung vom 7. August 1378 angellagt, in deren ° 1 nämlich bestimmt wird, daß den Laien das Halten von Leichenreden bei Begräbnissen nur mit Erlaub», ß deS zu- liandigen Pfarrers gestattet sein soll, aber vom Schöffen- Nicht zu Kassel freigesprochen, indem letzteres Herrn schell, der von der Gemeindevertretung formell zum Pfarrer «liellt war und dessen Taufen auch staatlicherseits alL giltig Pochtet wurden, nicht für einen Laien ansah und überbaupt ?i?ch die erwähnten Handlungen auch noch nicht den That- Pfiond einer L-ichenrede für festgestellt erachtete. Die Straf- i?wmer zu Kassel , an welche der Amtsanwalt appellirte, war fi«(legen theiliger Anficht, indem ste einerseits auS dem Um- a?ode, daß Herr Schill nicht durch eine vorgesetzte staatliche Mörde in sein Amt eingefühlt worden war, sein Laienthum »lgerte und andererseits auch den betreffenden religiösen Att r»»ine Leichenrede im Sinn des Gesetzes ansah. Herr Schell M» hiergegen Revifion beim Kammergericht ein, wo sein Ver- .«higer, Rechtsanwalt Martin auS Kassel , zunächst die Rechts- äi"igfeit der qu. Verordnung destritt. Es handle fich hier um Minstände der freien Religionsübung und des Vrrsamm« Msrechts, also um Verfassungsfundamentalrechte, welche nicht I-f'ih Regierungsverordnungen verschiedenartig regulirt werden Anten. Auch könne die den Dissidenten garantirte Reli- ?»»sfreihett nicht von Geistlichen der Landeskirche abhängig .?ocht weiden. Nur solche Handlungen, welche über Zweck »�Bedeutung deS Leichenbegängnisses hinausgehen, also z. B. ft.V'scht Agitationen, könnten bei derartigen Gelegenheiten

LT als Leichenrede qualiflziren könne. Es könne wohl nicht un>> Äbficht des Gesetzgebers gelegen haben, die Methodisten [L» andere Dissidenten bei Begräbnissen ihrer Angehörigen den i"ndtodt zu machen und ihnen gerade bei solchem Anlaß

anderenfalls Der

bich�r,.sein, nicht aber ein einfaches Gebet, welches man auch in L Und ML............ «Nil Gebet liegenden Trost zu verwehren; ihnen jede gottesdienstlrche Handlung verboten !Ui* v higer beantragte nach eingehendem Plaidoyer, worin er tfiiim J» Anficht deS Vorderrichters in Bezug auf das Laien- *>«8 Herrn Sch. als recktsirithümlich verwarf, die Auf- -. Auch die Ober- e namentlich die __ daS Laienthum VWAte""Der�Sen m unter' dem" Vor st ß des Prästdenten Wl Cocff'»kannte hierauf nach langer Berathung auf Frei­

er kannte hierauf nach langer ' legte die wojitn« Abgesehen davon, ob das qu.

J1'8 An«llaflürunhlt07e"'lDie Kosten deS Versah �ichen?..?iaajskasse zur Last.

n-ifc Wngniß ein gewöhnliches war. welche» in diesem Falle WS. ÄÄJÄ Wer 8 ichon aus dem Grunde, werl die Handlungen des

Äiten überhaupt"nicht" als' Leichenreden" im Sinne der rf Ä8"scheinen. Eine Leichenrede sei allerdings n, cht urch den freien Vortraa bedingt, immerhin aber könne

WkrtV6 ben freien Vortrag bedingt, immerhin aber könne nt hrs Gesetzes eraätet werden. -»eine und Nersammlmrge«. »»

fitzende, Herr Quandt, eröffnete die Versammlung mit der Mittheilung, daß der in Ausficht genommene Referent, Reichs- tags-Abgcordneter Liedknecht, ihn telegraphisch benachrichtigt hätte, er sei auf der Reise erkrankt und könne deihalb nicht erscheinen. An seiner Stelle werde über daS auf der TageS- ordnung stehende Thema:Das Wahlgesetz" der Reichstags- abgeordnete 5)asenclever(stürmischer Betfall) sprechen. Von erneutem Jubel begrüßt, nahm hierauf der Genannte das Wort, um etwa folgendes auszuführen: Meine Herren! Zu den Entschuldigungen, mit denen der Herr Vorfitzende das Aus- bleiben meines Freundes Liebknecht erklärt hat, habe ich noch Einiges hinzuzufügen: ES findet morgen(Dienstag) im 19. sächstschen Wahlkreise(Schneeberg- Stollberg) eine Reichstags- Ersatzwahl statt. Der bisherige Vertreter Edert hat sein Mandat niedergelegt, wobl weil er wußte, daß seine Wahl wegen der vorgekommenen Wahlbeeinflussungen ungiltig erklärt werden mußte. Liebknecht ist nun, soviel ich weiß, nach dem Wahl- kreise gegangen, um die Agitation für den Arbeiter- Kandidaten zu unterstützen, und durch die Ungunst der Witterung, verbun- den mit den Strapazrn der Reise und der Wahlarbeit, wird er, der fast Sechzigjährige, fich eine Erkältung zugezogen haben, so daß er Ihnen den Willen nickt hat thun können, hierher- zukommen. Unvorbereitet, wie ich bin, weiß ich nicht, ob ich es so gut werde machen können, wie Liebknecht (Heiterkeit). Ich bin erst heute Miltag benachrichtigt worden, aber ich hielt es für meine Pflicht zu crscheinen, damit eine so große Per« sammlung über eine wichtige Frage, wie fie das von uns vor- bereitete Wahlgesetz um chließt, einen Reichstagsabgeordneten hört.(Beifall.) Es ist bekannt, daß in sehr vielen Wahl- kreisen die Unternehmer Wahlpresstonen der schlimmsten Art auf die von ihnen abhängigen Arbeiter ausüben. Schon der ultramoniane Abgeordnete Rintelen bat hiergegen einen Antrag im Reichstag gestellt, wonach jeder Unternehmer mit Gefängniß bestraft wird, der seinen Ardeitern mit Entlassung droht, oder fie eatläßt, wen» fie anders gewählt haben, als ihm genehm war. In seiner vorliegenden Form ist der Antrag nicht viel werth und er hat wenig Aussicht, angenommen zu werden. Im Anschluß an diesen Antrag hat deshalb die sozialdemo- kratische Fraktion einen) Gesetzentwurf als Ergänzung zum Reichstags- Wahlgesetz ausgearbeitet, der die ge- Heime Wahl wirklich fichern soll. Wohl ist eS gut, wenn nach der Wahl die Unternehmer bestraft werden, die Beeinflussungen versucht haben, aber besser noch ist eS, diese Beeinflussungen unmöglich zu machen, den Brunnen zuzudecken, bevor daS Kind hineingefallen ist!(Lebhafte Heiterkeit und Beifall.) Das will unser Antrag. Einen ähnlichen Vorschlag haben wir bereits im Jahre 1877 gemacht. Wir wollten, daß die Stimmzettel nicht mehr offen, sondern in einem Umschlage, den die Behörde unentgeltlich zu liefern und mit amtlichem Stempel zu versehen hätte, abgegeben würden. Wenn so auch nicht absolut das Wahlgeheimniß gewahrt würde, weil die Stimmzettel dicker oder dünner sein können, sodaß ein findiger Wahlvorsteher immerhin fühlen kann, wie gestimmt wird(Heiter- leit), so ist dieses System doch ficherer als das alte. Wir haben außerdem bestimmt, daß die Zettel nicht größer als das Wabl- kouvert sein dürfen und daß das letztere aus dickem Papier beigestellt sein solle. Noch eine Reihe anderer Vorschläge zum Schutze des Wahlgeheimnisses haben wir reiflich geprüft, so den Vorschlag, das belgische und englische Abstimmungsverfahren einzuführen. Dort werden alle in einem Wahlkreise aufgestellten Kandidaten auf eine amtliche Liste gesetzt und der Wähler, der beim Eintritt in's Wahllokal eine solche Liste erhält, bezeichnet in einem Nebenzimmer isolirt, durch einen Srrich vor dem Namen, denjenigen, welchen er wählt. Es liegt aber die Ge- fahr nahe, daß unter den Massen der Wähler gar viele durch die lange Namenslitanei verwirrt werden und in der Aufregung und bei der Schnelligkeit, mit der alles vor fich gehen muß, den Strich vor einen Namen anbringen, den fie gar nicht zu wählen die Abficht hatten.(Sehr richtig.) ES ist deshalb sehr zweifelhaft, od dieser Vorschlag so recht den Volksgedanken trifft und wir entschieden unS dagegen. Eine andere Maßregel aber hielten wir für sehr nothwendig. Welche Mühe und Auf- regung macht es, in den ausgelegten Wählerlisten nachzusehen, od man eingetragen ist. In tleineren Orten hindert viele Wähler sogar eine gewisse Furcht daran. Man meint, in den Verdacht zu gerathen, ein OpposttionSmann zu sein, wenn man in den Listen nachsteht: denn wer kein OpposttionSmann ist, der geht erst gar nicht hin.(Heiterkeit.) Wir verlangen des» halb, daß das gestempelte amtliche Wahlkouvert am Tage der Wahl, oder am Tage vorher dem Wähler in die Wohnung geschickt werde. Dann weiß ein Jeder, der kein Kouvert er- hallen hat, daß er nicht in der Liste steht und dieselbe kann vervollständigt weiden.(Beifall.) Jetzt kommen wir zu einer prinzipiellen Forderung. Wir verlangen, daß ein jeder junge Mann nach vollendetem 21. Lebensjahr daS aktive und pasfive Wahlrecht erhält. Die jungen Leute von 21 Jahren, die zur Verthetdigung deS Vaterlandes zu dm Waffen berufen werden, welche die höchste Pflicht, die das Vaterland kennt, zu erfüllen haben, ste sollen von dem höchsten Rechte, welches daS Vater- land verleihen kann, ausgeschloffen sein*!(Stürmischer Bei­fall.) Sie find mündig, fie können ihr Vermögen selbst ver- walten, fie find verpflichtet, ihre Eltern, wenn ste Roth leiden, zu unterstützen, fie erfüllen alle Pflichten der bürger- lichen Gesellschast, fie sollen auch alle Rechte genießen! (Stürmischer Beifall.) Dieser Vorschlag trifft den Nagel auf den Kopf. Diese Forderung wurde schon im Jahre 1869 von uns erhoben, alS im Norddeutschen Reichstage das Wahlgesetz berathen wurde. Ich vertheidigte diesen Vorschlag und stürmisch wurde ich von der Rechten unterbrochen, als ich gegen den Einwurf:Mit 21 Jahren ist man noch nicht reif zum wählen!" erwiderte: Mit 21 Jahren besttzen die industriellen Ä-deiter vielmehr politische Bildung, als vre Bauern und die Arbeiter auf den Gütern in Pommern und Ostpreußen , die konservativ wählen.(Stürmisches Bravo.) Jetzt find es aber die Konservativen nicht mehr allein, die fich gegen diesen Vor- schlag wenden, sondern sogar dieFranks. Ztg.", die ein bürgerlich-demokratisches Blalt sein will, hat fich gegen ihn er- klärt. Sie sagt, man könne darüber verschiedener Anficht sein, ob die 21 jährigen jungen Leute die genügende Bildung be- säßen. Nun angenommen, fie hätten diese Bildung nicht, waS liegt näher, als zu verlangen, daß man die Schulen besser ein- rickie. L<hre man in den oberen Klaffen Staats-, Gesellschafts- und Gesetzeskunde statt der vielen Bib.lsprüche!(Stürmischer Beifall.) Immer schon haben wir vorgeschlagen, als Wahl- tag den Sonntag oder einen Feiertag festzusetzm. Welch« Un- zuträglichkeiten dringt für den Arbeiter die Wahl an einem Wochentage mit fich. Er muß um Urlaub bitten, er muß 3 bis 5 Arbeitsstunden opfern und dieser Verlust macht in schlechten Zeiten viel auS. Merwürdiger Weise kommt es oft vor, daß in Fabriken, in denen vor dem Wahltage wenig zu thun war, am Wahl- tage so die Arbeit drängt, daß dem Ardeiter gar kern Urlaub gewährt werden kann.(Heiterkeit.) Nur die Aller- eifrigsten opfem ihre einstündige Mittagspause, um wählen gehen zu können. Selbst im napoleonischen Frankreich war der Wahltag, so wie er eS auch jetzt dort ist, ein Sonntag. Grade die konservative Partei würde zunächst am meisten durch eine solche Einrichtung gewinnen. Fällt die Wahl in die Erntezeit, so ist es manchem Gutsbesitzer unmöglich, seine Arbeiter wählen zu lassen. Außerdem liegen grade die ländlichen Wahlkreise so auseinander, daß die Wähler stundenlang gehen müssen, bevor ste zum Wahllokal kommen. Die Wahr an einem Sonntag würde eS vielen Landarbeitern ermöglichen, ihre Stimme ab- zugeben, die eS bisher nicht konnten und daS Resultat würde zunächst eine Vermehrung der konservativen Stimmenzahl sein. Das geht uns aber nichts an. Der Gedanke ist gut, es gelte gleiches Recht für Alle und wenn die Konservativen zunächst Nutzen haben, später haben wohl wir ihn.(Heiterkeit und leb-

Auf dem Lande wählen jetzt durchschnittlich mnta

hafter Beikall.). nur 40 pCt. der Wähler. Würde der Sonntag als Wahltag eingeführt, so würden 8090 pCt. der Wähler fich durchschnitt« lich detheiltgen. Je mehr Wähler fich betheiligen, desto klarer wird das Volksbewußtsein, desto mächtiger der Volkswille.(Stürmischer Beifall.) Noch ein neuer Gedanke tritt in dem Wahlgesetzentwurfe hervor. AuS vielen Wahlprotesten geht hervor, daß Arbeitern unter dem Vorwande, fie hätten Armenunterstützung erhalten, daS Wahlrecht entzogen wird. So durften Altonar Arbeiter nicht wählen, weil ihre Kinder von der Behörde Tafeln und Schul- bücher als Geschenk erhalten hatten.(Pfui!) DaS sollte eine Unterstützung aus öffentlichen Mitteln sein. Der betreffende Paragraph des Wahlgesetzes soll nun so geändert werden, daß nur Personen, welche fich in öffentlichen Armenanstalten be- finden, vom Wahlrecht ausgeschlossen find.(Lebhafter Beifall.) Zu einem anderen Vorschlage in unserem Antrage gab der Abg. Windthorst indirekt die Veranluffung. Derselbe stellte, alS vor zwei Jahren das Sozialistengesetz verlängert werden sollte, den Antrag, daßin der Zeit von der Ausschreibung zur Bcendi- gung der Wahl alle Bestimmungen, welche die Agitation hemmen, suSpendirt würden. ES erscheint uns nun praktischer, diesen Gedancen inS Wahlgesetz hineinzubringen, damit der Vollsmeinung freie Bahn geschaffen werde und nicht so merk- würdige Dinge mehr vorkommen, wie fie z. B. bei der Wahl Eugen Richters in Hagen , wo der Bürger- meister das sozialdemokratische Wahlkomitee auf Grund deS Sozialistengesetzes verbot, vorgekommen find. Es find gar keine sozialdemokratischen, sondern allgemeine Volksideen, die wir vertreten, wenn wir die Freiheit und Wahrheit der Wahl schützen wollen.(Stürmischer Beifall.) Auch wenn daS Sozialistengesetz verlängert wird woran ich zweifellos glaube müssen wir versuchen, vernünftige Gedanken in die Gesetzgebung hineinzubringen. Ob unser Antrag angenommen wird, ist natürlich kaum anzunehmen. Wenn selbst der Reichs- tag einverstanden ist, kann der Bundesrath verweigem: das soll unS aber nicht hindern, fortgesetzt derartige Antrage zu stellen. Wir wissen, daß viele Tropfen den Stein aushöhlen. (Bravo.) Verzagen darf man nicht. Gerade das macht die Kraft einer Partei aus, hundertmal abgeschlagen, die alten,. festen Prinzipien treu aufrecht zu erhalten.(Stürmischer Bei« fall.) Eine Partei, hinter der das ganze arbeitende Volk steht, wird niemals erlahmen. Aber Einigkeit muß herrschen zwischen den Arbeitern und ihren Vertretern. Wenn daS geschieht, dann ist mir für die Zukunft deS arbeitenden Volkes nie und nimmer bange!(Stürmischer, minutenlanger Beifall.) Der Vorsitzende forderte nun etwa Gegner auf, ihre abweichenden Meinungen auseinanderzusetzen. Es blieb aber alles still und auch eine weitere Diskusfion fand nicht statt. In seinen Schlußworten erwähnte Hasenclever, daß er vor 14 Jahren in diesem Saale gesprochen habe. DaS war in der Milliardenzeit. Schon damals habe er den Krach vorausgesagt, der dann auch gekommen sei und zahllose Existenzen vernichtet habe. In diesem brennenden und treibenden Jahrhundert wechsele fortwährend die wirthlchaftliche und politische Lage. Und in diesem ewigen Wechsel habe gar mancher Genosse dm Muth verloren und zu ihm gesagt: Wir wollen ja weiter wählen, aber es hilft ja dock nichts! Große erlösende Ideen aber seien nicht in wenigen Tagen oder Jahren, nicht in einem Vierteljahrhundert verwirklicht. Wie lange habe eS gedauert, bis die Sklaverei zur Leibeigenschaft, die Leidcigenschast zur sogenannten freien Arbeit geführt habe. Aber sowie die Reichen ihren Kindern Schätze hirnerließen, so schenkten die Arbeiter ihren Nachkommen daS Vermächtniß der Idee, die zum Siege führen müßte. So betrachtet, sei die soziale Frage keine Klaffen« und Kriegsflage, sondem die Frage die Liebe und der Wclterlösung. So werde schließlich die Arbeit ttiumphirm über alle Ketten und Banden!(Erneuter Beifallssturm). Nun schloß der Vorsttzende die Versammlung. Unter brausen- den Hochrufen auf Hasenclever gingen die Taufende ausein- andrr. Eine öffentliche Versammlung der Steinträaer Ver« liu» tagte am Sonntag, den 23. Februar in Bötzows Brauerei, Eaarbrückerstr. 1, unter Vorfitz des Herrn Wallenthin. Zu- nächst wurden w''"---------*'' nehmigt. Beifall c_________________________ Fachvereine." Eine DiSkusfion schloß fich an den Vortrag nicht an. Der Vorfitzende machte bekannt, daß der in der Ver- sammlung vertheilte Lohn- und Akkordtarif bestimmt am 1. Mai d. I. in Kraft treten soll und allen Bauintereyentcn sofort zugeschickt wird. Herr Brunke meinte, da auf mehreren Bauten noch nicht einmal nach dem altm Tarif bezahlt werde, so sollte man die Einführung deS neuen Tarifs vorläufig noch unterlassen. Herr Lüderitz erklärte fich weder für, noch gegen de» neuen Tarif. Er wünschte, daß man erst für den Fachoerein noch mehr Mitglieder zu gewinnen suche, und dann den alten Tarif welcher eine gute Grundlage ist, erweitern solle. Herr Wal- lenthin konstatirte, daß der neue Tarif in einer früheren Ver- sammlung angenommen worden ist und befürwortet die strenge Einhaltung desselben. Der Fachoerein der Steinträger werde wohl zum 1. Mai in der Lage sein, diejenigen, welche dann nicht die geforderten Löhne bekommen, zu unterstützen. Der Tarif sei eine sehr humane Forderung, jeder rechtschaffene Ar- beitgcber werde denselben anerkennen, da ja schon Einige höhere Löhne zahlen, als fie im Tarif gefordert würden. Redner appellirt an die Anwesenden, auch gegen solche Arbeit- geber human zu sein, und nicht so aufzutreten, wie es jetzt auf einem Bau geschehen sei. Die Herren Ehrich und Rennthaler schließen fich diesen Ausführungen an. Letzterer befürwortet eine stramme Organisation. Auf den Bauten, wo jetzt noch nicht nach dem alten Tarif bezahlt werde, sei dieZerrrssenheit" Schuld, welche auch andere Be» rufe im Winter heimsucht. Der neue Tarif enthalte nur ge- rechte Forderungen. So lange die Steinträger die Arbeit besser liefern als dieWinden und Maschinen�, würde diese uns nicht verdrängen. Die Steinträger werden den Arbeit- gebern zeigen, daß ste Menschen find und daS Recht haben zu existiren. ES wurde nun nochmals zur Abstimmung geschritten und diese ergab die einstimmige Annahme deS neuen Tarifs. Zum Schluß ersuchte der Vorfitzende, fich nicht einschüchtern zu lassen, wenn einige Unternehmer daS Baumaterial mit Ma- schinen tranSportiren lassen, diese Maschine sei schon 50 Jahre alt und wird jetzt nur ein Schreckschuß sein. Nach 3>/,stün- diger Dauer wurde die von zirka 500 Personen besuchte Ver­sammlung geschlossen. Der Vorsttzende forderte auf, in ver nächsten Versammlung des Fachvereins, welche am Sonntag, den 14. März, Jnsrlstraße 10, stattfindet, recht zahlreich zu er- scheinen. bfo. Die Generalversammlung der Putzer Berlin « und Umgegend, welche am Sonntag, den 28. v. MtS., Vor­mittags, im Louisenstädtischen Konz-rthause, Alte Jakobstr. 37, unter Vorfitz deS Herrn Schilling stattfand, beschäftigte fich gleichfalls mit den seitherigen und bevorstehenden Verband« lungen von Vertretern der Gesellenschaft mit der Meister-Lohn- kommisfion. Zunächst erstattete Herr Dietrich Bericht über die bekannten Verhandlungen und Beschlüsse der auf diese Ange» legenheit bezüglichen Meister- und Gesellen-Versammlung vom 21. v. M. imKlubhause" und der Maurerversammlung vom 26. v. M. in derTonhalle". In der lebhaften DiSkusfion, an der fich eine große Anzahl von Rednern betheiligl«, wurde das bisherige Verhalten der gewählten Meister-Kommisfion alS «im Ganzen entgegenkommend" und anertennenSwerth bezeichnet und allgemein der Geneigtheit der Berliner Putzer Ausdruck Segiben, so weit als thunlich auf die Gesellen. Verhandlungs« iommisfion(Gesellen- Vertretung) einzugeben. Herr Buchholz betonte, unter Hinweis auf das bei den Putzern in fast allen Provinzialstädten nahezu ausschließlich maßgebende Akkord»