>* 56 Sonntag, den 7. März 1886. ni. Jahrg. MnVMKIl Krgan für die Interessen der Ardeiter. 4 Da«Berliner Bolksblatt" nach Eonn- und Festtagen. RbonnementSpreiS für Berlin frei monallich 1,35 Mark, wöchentlich 35 Pf. Pf. EonntagS Nummer mit illustrirter Beilage 10 Pf. (Eingetragen in der PostjeitungSprnSliste für 1886 unter Nr. 769.) Kedaktio«: Kenthstraße 2. Grpedition: Jimmerstraße 44* in stzioldkmiikriilislhe Uahlsleg im 19. fiGschw WiMrri!. An und für sich kau» eS der Sozialdemokratie gleich- sein, ob 25 oder 24 ihrer Vertreter im Rrich«ta?e * Ader als symptomatische Erscheinung hat die Wahl JuS Sozialdemokraten bei einer Nachwahl gerade jetzt Deutung, da der deutsche Reichstag sich mit der Verlän- "**0 des Sozialistengesetzes beschäftigt. % Bon einer durch da« Sozialistengesetz hervorgerufenen Mdichung der Sozialdemokraten kann in der That keine mehr sein. .Auch glauben wir, daß daserzieherische Moment" r Ausnahmegesetzes durchaus nicht vorhanden ist im Sinne r Berthewiger des Tesetzcs. Wenngleich zugestanden wer- f"* soll, daß die öffentliche« Aeußerungen in Versamm- .�e» seitens sozialdemokratischer Redner vorsichtiger wie sind, um die drohende Auflösung zu vermeiden, so .."S doch zu gleicher Zeit auch zugestanden werden, daß der Troll, die Unzufriedenheit unter den Masse» der Wstl« größer und intensiver geworden sind. , Eo liegt in der That kein Grund auch im Sinn« der �gierungSgewalt vor. da« Sozialistengesetz zu verlängern. ,. Und da« hat auch«ach jeder Richtung hin die Wahl- Nation im 19. sächsischen Wahlkreise gezeigt. Keine einzige sozialdemokratische Versammlung wurde Vorau « verboten und was wichtiger ist. keine einzige der Ahlve�ammlungea ist polizeilich aufgelöst worden. Der �lchgtag hat dengemüihlichen" sächsischen Behörden aller- rW da« indirekte Gebot zukomm n lasse«, sozialdemo- Wische Wahlversammlungen im Borau« nicht zu ver« und in der That hat die sächsische Polizei dem Reichs- Mebot Folge geleistet. Da« ist übrigens recht schön und ""»oll von ihr. k Daß aber auch keine einzige Wahlversammlung bei der ??lagitatio» aufgelöst worden ist, zeugt gleichfalls von r&ew Takt der sozialdemokratischen Redner. Aber daran da« Sozialistengesetz durchaus keine Schuld. t Genau der allgemeine Zustand vor der Herrschaft de« °i>aliste»gesetze», wo auch kein« Versammlungen imVor- ;''«boten und nur selten sozialdemokratische Wahlver- Ölungen aufgelöst wurde«, war während ca. 4 Woche» im ;' sächsischen Wahlkreis bezüglich der Abhaltung von V«- Ölungen vorhanden und dieser Zustand hat zu keinen oder sonstigen Unannehmlichkeiten geführt! L Daraus sieht man die vollständige Wirkungslosigkeit L Iozialistevgesetze«, sowohl in Bezug auf dieErziehung Sozialdemokraten", als auch in Bezug au, die Unter- u'g oder auch nur die Schwächung derselben. JeuiMLon« Die Tochter des Daukrotteurs. Roman au» der Gegenwart ls, von Gustav Lössel. i�.,�it jenem ersten Ecscheiae» Tontard'S in der Dahl- Villa waren Wochen vergangen und er verkehrte l«ol"nmer dort. Seine Besuche waren immer häufiger ge- 3 4 leicht dem falschen F----------*... g.�chem Tontard sie umgab, war meisterhaft gewoben. S* e sich so. al« habe er«ich» die geringste Kennt«, ß C Wa, Verhältniß zu dem junge» Winter und plaudttte £ bevorstehende Vermählung desselben mit einer V�.PatrizierSiochier mit der größte» Unbefangenhnt. M. T'UMa....(«I«**»(/&%*** Me, welche Stiche er damit dem Herzen seiner schönen Swl*»«setzte: ab« seine Miene blieb kalt. Und wen« halb unbewußt, eine Thräne zu ihrem Auge empor- %%*** er den Blick ab, als bem«ke« die Wirkung K* nicht. Er war ein Meister in der Verstellung�. v,',« wollt« sich etablire«. hatte« gesagt, und er»«. W Ä w ÄU'- Z« .«CT** fortoef»*,»««larfKA«, Svekulatioae». H ew�..meinen lauen rönnen.-a"?........ L,.tt"vböt willenlos in das Uav«me,dl,che. w!.'Z»d wann Ki- mir d e Paptere< ''''.'TNZÄTSs Auch war in dem 19. sächsischen Wahlkreise die Agi tatioa d« Sozialdemokraten eine d«art lebhaste, daß sie fi< kühn mit jed« Agitation vor Erlaß de« Ausnahmegesetze« messen kann. Genügende Geldmittel sind jedenfalls vor- Hände» gewesen und zahlreiche tüchtige Redner habe« für die Sozialdemokratie Propaganda gemacht. Da Hilst alle« Lamentire« de« nationalliberale«Leip- zig« Tageblatte«" nicht, welche« die Reich«tag«majorität an- klagt, da« Sozialistengesetz während d« Wahlperiode illu- sorisch gemacht zu haben, da in d« That lediglich die durch das allgemeine Gesetz verbürgte Wahlfreiheit geschützt wird; da hilft auch die Anklage gegen da« Reichswahlgesetz nicht, welche« man so gern im reaktionäre» Sinne zu einem Klassen- Wahlgesetz umwandeln möchte. Da Hilst auch nicht da» Gezeter des genannte« Blatte«, welches von de» friedliebenden und genügsamen«zgebw gische» Arbeiter» redet, welche bei d« letzten Wahl zu Gunsten d« sozialdemokratischen Kandidaten bearbeitet worden seien. Wen« dies wirklich wahr wäre, wenn wirk- lich in wenigen Tagen stüdliebende in dem Sinne d«Lib«» -'-rbei.....-' ralengenügsame" Arbeiter zukriegerischen" und unzu fnedenen Sozialdemokraten gemacht worden wären, so würde ja diese Thalsache von den Forderungen und den Idee« d« Sozialdemokratie da« glorreichste Zeugniß ablegen. Ab« so arg war e« ja gar nicht. Dt««zgebirgischen Arbeit« sind schon seit Jahren nicht mehr.genügsam' al» sie sei» müssen, sie habe» schon durch die mehrmalige Wahl de« Abgeordneten Liebknecht gezeigt, daß sie au«.ihrem Elend befreit sein möchten. V o r und nach de« Sozialistengesetz dieselben Erscheinungen die soziale Lage d« Bevölkerung bewirkt in erst« Linie die Wahl von Sozialdemokraten, in zweit« Linie allerdings die politische Aufklärung, gegen welche ja auch da» Sozialistengesetz Front zu machen versucht, all« ding« ohne jede mögliche Aussicht auf Erfolg. Wir wolle» diesen kurze« Bemerkungen nur noch hinzu füge», daß zunächst die Reich»tag«kommission zur Bnathung de» Sozialistengesetz ihr Augenmnk auf die Mahnung richten möge, welche die Wahl des fünfundzwanzigsten sozialdemo kratischen Abgeordneten so eindringlich predigt, daß ab« dann auch d« Reichstag selbst sich mit d« Angelegenheit lebhaft beschäftigt, damit die Majorität desselben sich nicht mehr hinter die Nützlichkeit de« Gesetzes verstecken kann, soadtt« dem Volke kundthu« muß, daß sie lediglich dem Gesetze»u- stimmt, weil d« H«r Reichskanzl« von demselben nun er»« mal nicht ablasse» will. Dadurch wird dann vor dem Volk« dokumentirt die Gesinnungslosigkeit einer solche« Minorität und die« trägt dann zur Aufklärung de« Volke« doch in soweit v«gesse« zu mache«. da» regste Zat«esse d >eit zu vernichten und diese für imm« ül« Ihr Schwiegersohn habe ich selbst daran, Erna nicht zu vttrathe«, welchem Umstände ich mein lang ersehntes Glück»«danke. Sie w«- de» Ihre Tochter imm« um sich habe«, und ich selbst will Alle« thun, um Ihne« Ihre Lieb« voll und rein zu«- halten. Bin ich vielleicht ei» Spiel«, Trunkenbold od« Verschwend«? Nicht« von alledem. Ich habe nur eine Leidenschaft die Liebe zu Ihr« Tocht«; die ab« be- herrscht mich ganz, ihr opfere ich Alle«. Also«wäge» Sie wohl alle Vortheile ein« Verbindung mit mir, und vergegenwärtige» Sie sich dann die Nachtheil«, welche Ihnen erwachsen, wenn Sie meine» Wünsche« entgegenwirken. Ich glaube, darin liegt Ihr Verhalten al« vernünftige Frau vorgezeichnet. Unser« Znt«essen habe« mehr al« einen Be- rührungSpunkt, und meine größte Schuld ist die, meine« Vortheil genutzt zu haben, wo« sich mir bot." Dennoch fügte sich die Kommttzienräthin nicht freiwillig, sonder» zähneknirschend. Wäre e« nur da« gewesen, daß« ihr Geheimniß seinen Zwecken dienlich machte, so hätte sie dafür manche annehmbare Entschuldigung beibringe« können, welche sie in ihrem innersten Gewisse» beruhigte. Ab«« hatte ihr in d« Erregung d« ersten Besprechung vnrathe«, daß er e« war, d« durch«ine» groben Vertrauensbruch ihre lebenslängliche Trennung von ihrem Gatte» bewirkte, und daß er da» au« rein materielle» Gründe» getha»; und da« zeigte ihn ihr al« einen Verworfenen, dessen vorherrschend sinnliche Richtung keine Gewähr für die glückliche Zukunft ronnte ihr glitaucyei �u,ammenreoen mn wtna zerporen, mit einem Schlage vernichte», auf einmal und für imm«. Da» unterjochte sie seine« Willen. Gonturd»«langte, daß die Kommerzienräthin selbst Erna auf die Annehmlichkeit einer dau«»den Verbindung mit ihm hinweise» sollte, um so seine eigene W«bung vor- zubereite«, deren Anbringung ihm für die Zeit noch nicht gerathe» schien. Sie übttvahm da« auch; war e» ihr doch selbst darum zu thun, in Erna'« Hnzen zu lesen und wenigstens die eine trostreiche Ueberzeugung zu gewinnen, bei, daß die Majorität im Laufe der Zeit zur Minorität wird. Da« ab« würde d« jetzt mächtige» Reaktion eine» Dämpf« aufsetze». Kolttische Ueberstcht. In der gestrige« Sitzung de« Reichstag « wurde die Monopoldebatte ,u Ende geführt. Der Staatssekretär von Böttich« gab die Erklärung ab, daß e» durchaus nicht zutreffe, daß Fürst Bismarck leichten Sinne» das Monopol opfere, wenn« in anderer Form eine ausgiebige Branntwein- besteuerung erhatten könne. Nach wie vor hatte der Reich»- kanzl« daS Monopol für die weitaus beste Besteuerung des Branntwein?; er werde auch in der Kommisston und in der »weiten Berathung feine Anschauungen über daS Monopol persönlich kundgeben. Die verbündeten Regierungen hielten an dem Monopol fest und hofften, daß dasselbe auch in Deutschland noch eingeführt werden würde. Auf einige Zwischenrufe nnd auf da« erfolgte ungläubige Lachen, rief der Minister mtt großem Pathos au«:Wer zuletzt lacht, lacht am besten!" Danach muß die Regiemng doch noch große Hoffnung haben, daS Monopol durchzudrücken. Tie Nationalliberalen allerdings haben durch ihren Redner, den Abgeordneten Buhl, erklären laffen, daß fie ge­schlossen gegen daS Monopol stimmen wüidm, aber daS geschah in der Zeit, als fie glaubren, daß Fürst Bismarck selbst daS Monopol schon aufgegeben habe. Da war e« denn recht leicht, vor dem Volke fichradikal" auf« zuspielen. Run abn'hat der Reichskanzler erklärt, daß er bei dem Monopol beharre und Zeit genug haben ja die National« Liberalen noch, fich bi« zur zweiten Lesung zu definnen und zu bessern. Komisch aber klingt nach den gestrigen Er- klätungen de« Staatssekretärs von Böttich« die Drohung der Norddeutschen Allg.-Ztg.", die Tag» zuvor erklärte, daß die Ablehnung de« Monopol» dahin führen müsse,daß das Schwergewicht der fich immer wieder in den Vordergrund schiebenden finanziellen Bedürfnisse de« Reich«, der Einzel- staaten, der Gemeinden dazu veranlaßt, nach Mitteln und Wegen zu suchen, durch welche diese Bedürfnisse Befriedigung finden können, ohne an die im Reichstage maßgebenden Faktoren verwiesen zu sein. Und so würde derSieg", den Herr Eugen Richter und seine Freunde vielleicht errungen zu haben glauben, eben nicht« andere» al»% eine Niederlage de« Reichs- tage» sein." Dir« steht nun doch so au», als wenn bei daß demselben mit dieser V«biadung kein Zwang augethg« ««de. Erna begegnete ihre« erste» Anspielungen darauf mit einem unbefangene« Lächeln. Gontard hatte längst aufge- hört, für sie der Unverschämte zu sein, al« welchen sie ihn früher angesehen und behandelt hatte. Da« Unglück halte ihr stolze« Haupt gebeugt, und seine Heuchelei lhat da« Uebrige, um sie in dem einst V-rachteten einen neue« Freund suchen zu lassen. Seine angebliche Verwandtschaft mit ihr« Wohlthäteri» vollendete die Täuschung, in der sie sich jetzt über ihn befand; und al« Frau Dahlb«g frage- weise auf ein« Verbindung mit ihm anspielte, empfand sie keine Entrüstung. Sie glaubte die Anspi lung sch«zhaft ge- meint, venieth doch Gontard« ganze» Gebahnn nicht ,m mindeste«, daß« in sie verliebt sei. E« hatte eine Zeit gegeben, wo««» gewesen; ab« da« war nach allem Da- zwischenliegende» schon recht lange h«; und die Zurück- Weisung, welche fie ihm damalt habe zu Theil werden lassen, hätte ihn nach ihr« Meinung von d« Autfichts- losigkeit ein« solche» einseitigen Liebe vollkommen über- zeugen müsse». Frau Dahlberg blieb ab« bei der bloße» Anspielung nicht stehen. Erna« Lächeln war so nichtssagend, daß darin ebenso wohl ein« Ermunterung, wie ein« Zurückweisung«nt- halte« sein konnte. Sie ging auf dem betretene« Wege weit«. Erna ab« dachte:.Laß fie gewähren, fie befindet sich in einem Znthum, von dem sie ein Hinweis auf Äon- tard« besonnene« Verhalten befreie« wird.' Sie gab dies.» Hinweis; ab« Fraa Dahlbttg verstand denselben falsch. Sie hi«t«brachte Gontard, wa« Erna gesagt; und so fand auch « sich«muthigt, mit der eigenen Werbung, allerdings noch sehr vorsichtig, zu beginnen. Zu spät erkannte E va mit Schrecken, daß sie die Zllusion ihr« Freundin nicht mr- triebe», so»d«n auch auf Gontard übertrage« hatte. Sie veritaud seine überaus zarten Anspielungen sehr wohl, und doch hatte sie nach fem« ihr bewiesenen Freundschaft nicht de» Muth, denselben sogleich enngisch entzeüevzutreien. So verging wieder einige Zeit. Der Sommer neigte sich jetzt seinem Ende zu; aber Gontard sprach wed« davon, Wie« zu verlassen, noch sein Geschäft hier am