Nr. 58. it no

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Mittwoch, den 10. März 1886.

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Berliner Volksblatt.

Organ für die Interessen der Arbeiter.

Das Berliner Volksblatt

ticheint täglich Morgens außer nach Sonn- und Fefttagen. Abonnementspreis für Berlin fret in's Gaus vierteljährlich 4 tart, monatlich 1,35 Mart, wöchentlich 35 Bf. Bostabonnement 4 Mart. Einzelne Nummer 5 Pf. Sonntags Nummer mit illuftririer Beilage 10 Bf. ( Eingetragen in der Postzeitungspreisliste für 1886 unter Nr. 769.)

Redaktion: Beuthstraße 2. Beuthstraße 2.

Unsere akademische Jugend.

Möge die Hand verborren, welche es wagen sollte, das Leben unserer akademischen Jugend zu beschmutzen!"

So schrieb einst der berühmte Börne, aber er schrieb es vor langer 3eit. Er hatte eine andere akademische Jugend vor Augen, als die von heute. Es war jene Sugend, die auf den Schlachtfeldern von Leipzig und Was terloo ihr Blut vergossen hatte, um den Sturz des torsischen Unterbrüders herbeiführen zu helfen. Vom Strudel jener großartigen Erhebung Deutschlands mit fortgeriffen, haben ich jene Jünglinge ihre eigenen politischen Ideale geschaffen. Sie hofften, aus dem großen Kampfe werde ein großes, einiges und freies Deutschland hervorgehen und als sie sich in dieser Hoffnung getäuscht sahen, erhoben sie dahin Jielende Forderungen. Aber das damals wie ein Alp auf Europa lastende Metternich'sche System schlug die jungen Freiheitsträume nieder und ihnen folgten die sogenannten Demagogenverfolgungen, von denen wir die Alten oft so bewegt erzählen hören.

Heute würde Börne tas akademische Leben wohl mit anderen Gefühlen betrachten. Es ist zwar nicht leicht, mit wenigen Worten zu sagen, was das akademische Leben von heute bedeutet, im Verhältniß zum früheren. Der Haupt­jug, welcher dem heutigen Studenthum anhaftet, ist die Thats lache, daß ein gewiffes Streberthum, das später nach beftandener Staatsprüfung auf wohlbotirte Staatsstellen los teuert, fich in Gestalt von flaumbärtigen Jünglingen schon in der Studentenwelt bemerkbar macht. Wir sehen da eine Reihe " Staatsmän­Don sehr jugendlichen nern" erstehen, bie es für ihre welthistorische Miffion zu crachten scheinen, ben politischen Parteien und namentlich auch den parlamentarischen Körperschaften ihren mit großer Würde vorgetragenen Label zu widmen oder ihnen aus dem tiefen Born ihrer Weisheit geschöpfte Rath schläge zu ertheilen. Namentlich bei Gelegenheit der legten Bolenbebatten hatte man Gelegenheit, von den erleuchteten Musenföhnen über die Misseshaten der undeutschen" Reichs, tagsmajorität belehrt zu werden. Außer den konservativen und offiziösen Blättern nimmt diese Dinge freilich Niemand ernst. Die reaktionären Rundgebungen der akademischen Jugend werden von jenen Blättern in demagogischen Leits artikeln gefeiert und zu bedeutsamen Ereignissen aufgebauscht; erfolgen aber aus studentischen Kreisen einmal Rund­gebungen im Sinne der Opposition was allerdings felten der Fall- so erklären dieselben Blätter das so erklären dieselben Blätter das unausgegohrene Ideen unreifer Leute".

für

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Eine große Anzahl von studentischen Korporationen haben sich die Gewohnheit zugelegt, politische Rommerse abzuhalten und bei vielen Gelegenheiten politisch zu demons

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Feuilleton.

Die Tochter des Bankrotteurs.

Roman aus der Gegenwart

Don

Gustav Löffel.

Ist das meine Mutter!" rief sie mit verzweifeltem

Insertionsgebühr

beträgt für die 4 gespaltete Betitzeile oder deren Raum 40 Bf. Arbeitsmarkt 10 Pfennige Bei größeren Aufträgen hoher Rabatt nach Uebereinkunft. Inserate werden bis 4 Uhr Nachmittags in der Expedition, Berlin SW., Zimmerstraße 44, sowie von allen Annoncen Bureaux , ohne Erhöhung des Preises, angenommen.

Expedition: Expedition: Zimmerstraße 44.

firiren. Nicht als ob wir so engherzig wären, ihnen das Recht dazu bestreiten zu wollen! Wir reden in solchen Dingen nicht leicht einer Beschränkung das Wort. Merks würdig ist nur, daß alle diese Demonftrationen, mit ganz verschwindend geringen Ausnahmen, sich in derselben Richtung bewegen! Unbedingte Verherrlichung der jemeils herrschenden Regierungspolitik und unbedingte Ver­bammung Aller, die in dies Hosiannah! nicht ein­stimmen wollen- das ist regelmäßig der Inhalt dieser Rundgebungen.

Mit dieser Umwandlung sind auch manche guten Eigenschaften die früher im studentischen Leben bemerkbar waren, verschwunden. Die Studentenschaft war früher im waren, verschwunden. Die Studentenschaft war früher im Allgemeinen ein harmloses Völkchen, das viel ult" trieb und manchen originellen Scherz machte. Der zuschauende

Philister" söhnte sich deshalb mit den immer nebenher gehenden unmäßigen Trinkgelagen und den Raufereien einigermaßen aus, während diese Dinge vor einer gefunden Anschauung nicht bestehen können. Aber aus dem Studenten­thum von früher mit seiner mehr harmlosen Fröhlichkeit ist eine steife Gesellschaft geworden; der alberne Bier- Romment wird wie eine Militärstrafprozeßordnung gehandhabt und gilt nicht als ein Mitglied, das seiner Korporation zur Ehre gereicht.

unter Daß ber akademischen Jugend Re formbestrebungen vorhanden sind, ist uns wohl bekannt; indeffen beziehen sich diese Bestrebungen faft nur auf das Duell und den Bier Komment. In poli­tischer Beziehung sind sie bedeutungslos.

Aber es giebt Elemente unter den Musenföhnen, die nicht nur in politischer Weisheit, sondern auch in Bezug auf Moralität dem deutschen Volke voranzuleuchten bestrebt find. So haben sich zweihundert Greifswalder Stu birende zu einer Petition an den Kultusminister vereinigt, um Maßregeln zu verlangen gegen die Verderbniß, welche die Prostitution dem studentischen Leben bereitet. Es bie Prostitution dem studentischen Leben bereitet. Es wird ausdrücklich hinzugefügt, daß die Petition von Stu­direnden aller Fakultäten unterschrieben sei.

Wir glauben das gern.

Im Uebrigen nimmt folches großväterliches Auftreten flubirender sich Jünglinge recht interessant aus. Wir rathen ihnen, bie moderne Sozial- und Moral- Statistik zur Hand zu nehmen. Dort werden sie äußerst reichhaltiges Material für weitere Petitionen finden: über die Verminderung der Eheschlie ßungen, Vermehrung der unehelichen Geburten und Ver­mehrung der Ehescheidungen.

Wir bestreiten nicht den verderblichen Einfluß der Pro­fitution und wollen sehr vergnügt sein, wenn man ihn beseitigen wird. Nur erwarten wir das von anderen In

triumphirend, daß diese Anklageschrift an ihren irdischen Richter nicht gelangen sollte. Thr gegenüber, auf der anderen Seite des Tisches, faß Gontard. Er hatte sich in den Sessel zurückgeworfen und beobachtete die Lefende, wie der zum Sprunge bereite Tiger seine Beute

Eina glitt lautlos fort und verschwand im Dunkel der Nacht.

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In dem sich entlaubenden Garten von Selchow wan delten ein Herr und eine Dame in vertrautem Gespräch. es waren Bernhard Winter und die Baronin. Er war vor einer Stunde angekommen und von der unglücklichen

Bild so oft in Deines Himmels Sternenglanz vor meine Seele trat; die früh Verklärte, zu der ich wie zu einem Schloßherrin auch fogleich empfangen worden. Sein Name Diligenbilde aufgeblidt? Unmöglich, nein- und doch, war ihr fein unbekannter mehr, und als er fam, leuchtete doch ist fie es, und mich will fie dem ungeliebten Manne vers eine schwache Hoffnung in ihr auf, daß er gefunden haben taufen, um sich zu retten...! Pfui! O Vater, Vater! Ja, fönnte, wonach fie noch immer vergebens suchte.... eine hattest recht; sie war ein Todfeind Dir und mir, und Spur von Erna! In der gleichen Hoffnung war Bernhard nichts, nichts fann mich vor ihr retten, als die Flucht. Das hergekommen; und nun fanden sich Beide enttäuscht, fonnten wußteft Du, das weiß ich heute.... und Selchow war fie nur ihre Klagen um die Verlorene vereinen.

Du

und ist die einzige Bufluchtsstätte, wohin mein böser Engel mir nicht folgen darf. Lieber bort, lieber vor der Baronin

Im Gegensatz zu der Baronin hatte Bernhard fleißig die Beitungen gelesen. Er hatte sich sogar die Hauptblätter

mich zu Füßen werfen, um Gnade flehen, als hier die der Residenz auf seinen Reisen nachschiden laffen, und aus Herrin werden. Eine Mutter, die ihr Rind verkauft, ver

dient den Namen Mutter nicht. Ich hasse sie, wie Du, funden. Man hatte das Verfahren gegen sie einstellen

mein Vater, fie gehaßt, und fern von ihr will ich nur Deiner müssen, und das war ihm Beweis genug, daß sie un

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flanzen, als von der Initiative jener Greifswalder Stu­benten.

Da sehen wir in diesem ganzen heutigen Studenten­leben nichts von den neuen Ideen, die unser Jahrhundert in Bewegung gefeht haben. Das Alte wird fast gewaltfam aufrecht erhalten und jeder frische Luftzug forgfältig ab­gefperit. Man übt sich in der Liebedienerei schon bei Zeiten und die künftigen großen und fleinen Bureaufraten wachsen in Schaaren heran.

Uns faun's im Grunde gleichgiltig sein, denn die Zu­funft Deutschlands hängt wahrlich nicht von der studiren ben Aber es giebt Leute, die von der studirenden Jugend ab. Jugend große Dinge erwarten. Und zu diesen wollten wir fprechen.

Politische Uebersicht.

Der Reichs Die Affaire des Herrn von Schalicha. tagsabgeordnete von Schalicha hat vor Kurzem im Reichstage erklärt, daß zwei Berliner Häuser preußische Thaler im Aus­lande fabriziren ließen, um fie dann bei der Reichsbank in Gold umzutauschen. Auf eine Bemerkung des Abgeordneten

Bamberger, von Schalſcha möge doch die Berliner Häuser

"

nennen, erklärte derselbe, daß er im Reichstage die Firmen nicht namhaft machen wolle, einer Aufforderung vom Bundes Nach einigen Tagen er rathstische aber habe er entsprochen. hielt von Schalicha von dem Amtsgericht zu Berlin eine Beu genaufforderung gegen Unbekannt", der er nicht nachgekommen ift. Man vermuthet, daß von Schalscha nicht etwa die beiden dieselben hat er ja Berliner Firmen namhaft machen soll- dem Bundesrath bekannt gegeben, sondern, daß der Reichs tagsabgeordnete denjenigen nennen soll, der ihm die beiden Häuser denunzirt hat. Dieser Unbelannt" soll nämlich ein Beamter sein, der das Amtsgeheimniß gebrochen habe.

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Das

flingt allerdings ungeheuerlich, denn dann müßte ja die Re­gierung mit den beiden betrügerischen Firmen unter einer Dede spielen. Doch der Fall Schalicha an fich inter­uns uns esfirt weniger. Für handelt es fich ber um die Immunität Abgeordneten Wenn nämlich der Artikel 30 der überhaupt. den vorliegenden Fall Fall teine Reichsverfassung auf

Anwendung fände, dann würden den Abgeordneten alle die ienigen im Interesse des Reichs liegenden Mittheilungen ab­geschnitten werden, von denen die Reichsregierung vermuthete, daß sie nur durch Verlegung des Amtsgeheimnisses dem be= treffenden Abgeordneten zugegangen seien, da bet Ausübung des Bwangsverfahrens eine solche Mittheilung aber für jeden

dann die ganze lange Rette unglückseliger Mißverständnisse nach fich zog."

Ich hätte nicht mehr an sie geschrieben?" flaunte Bernhard. Ihr Schweigen auf alle meine Briefe war es ja, was mich aus weiter Ferne nach Hause eilen ließ, um mir Aufklärung zu verschaffen."

"

Unerfärlich!" entgegnele die Baronin. Erna be hauptet, keinen Brief mehr von Ihnen erhalten zu haben- feit Monaten nicht."

"

Wenn ich Ihnen aber versichere, gnädige Frau," eiferte Bernhard, daß ich dieselben gesandt, und daß sie nach Ernas Flucht in deren Zimmer von Herrn Gontard gefunden und jebenfalls in feiner guten Absicht an meinen Vater ausgeliefert wurden

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-

Gontard", sagte die Baronin gedankenvoll, bas war der Prokurist des Kommerzienraths" Derselbe."

" Der Erna ebenfalls liebte und seine bevorzugte Stellung bei ihrem Vater benutte, um sich ihr aufzudrängen. Sie baßte ihn und gab es ihm zu erkennen, daß sie es that. D, ich durchschaue Alles."

Sie meinen

" Daß Erna bei der Vorsicht, mit welcher sie ihr Herzens geheimniß walrte, und bei ihrer grenzenlosen Liebe für Sie

noch gebenten als bes einzigen Menschen, der mich wahr schuldig litt. Jezt, wo ihm das sein Herz sagte, eilte er zu diese Briefe, selbst wenn sie sie empfangen, nicht bei der

und freu geliebt."

Sie erhob sich und rasch in aller Stille raffie fie das Wenige zusammen, was sie mit Recht ihr eigen nennen durfte. Nichts von dem ihr Geschenkten, nichts von dem

ihr, um sich ihr reuig zu Füßen zu werfen und ihr den Verdacht abzubitten, welchen er selbst vorübergehend gegen fie gehegt hatte. Er war aber zu weit entfernt und fam zu spät, um Ernas Sukunft durch die Wahrmachung

Gelbe nahm sie mit, daß sie zum Schein als Lohn erhalten seines ihr gegebenen Versprechens sicherzustellen.

-

wie

fie

gekommen, arm, doch rein von Schuld,

fo ging fie fort, um nie zurückzukehren.

mal still. Dieselben waren verhangen, aber die Portieren Bor ben erhellten Parterrefenstern stand fie noch eins

"

Es hatte dieferwegen einen harten Rampf mit seinem Bater gegeben, welcher von einer solchen Verbindung durch aus nichts wissen wollte. Aber Bernhard blieb fest. Und wenn nicht mit, dann wider Deinen Willen!" hatte er in Baronin nach Erna zu befragen und sie in sein Vertrauen zu ziehen.

Flucht vergessen haben würde. Sie hat sie eben gar nicht erhalten. Gontard hat sie unterschlagen und Ihrem Vater nur ausgeliefert, um die zwischen Ihnen und Erna aufge= worfene Kluft noch mehr zu erweitern."

Wie Recht Sie haben!" stimmte Bernhard bei, dieser Schurte! Ich will es Ihnen nur ganz offen eingestehen, er hat die Briefe an meinen Vater verkauft, weil ich Eina darin in jugendlichem Urgestüm zu dem Schritt beredet hatte, welchen Sie dann unabhängig davon gethan. Sie zu mir, und die im Ausland vollzogene Trauung sollte unsere Verbindung unwiderruflich machen."

batten fich an einer Stelle verschoben, so daß fie einen Blick wildem Trotz gesagt; und so war er hierher geeilt, um die sollte von Hause fliehen

ins Zimmer werfen konnte.

Lefen eines Schreibens vertieft, welches offenbar zu den anderen Ihre Mutter faß noch immer am Ramin, jetzt aber in bas

"

Und warum schrieben Sie denn gar nicht mehr an

Papieren gehörte, die neben ihr in loser Unordnung auf Erna?" fragte eben die Baronin. Das war es, was sie dem Tische lagen. Sie lächelte höhnisch, gleichsam darüber so namenlos unglüdlich machte, was sie zu mir trieb und

Des Weiteren berichtete Bernhard, was ihm sein Bater von Gontards Entlassung aus seinen Diensten erzählt hatte. " Ja, ja," sagte er am Schluß, nun sehe ich klar, und nun