Worten di« Wnhrhelt sagen kann, die ohne Umstand auchgeglaubt wird? Hatte der tolle Zorn in Wien seinen Grund inder vereitelten.Aufwartung in der Hofburg", so hat ihn derjetzige durch die Vereitelung des Zaren-BesucheS in Friedrichs-ruh. Für beide Enttäuschungen macht Bismarck den Kaiser ver-antwortlich. Durch die Veröffentlichung des strengen Staats-geheimnisseS rächt er sich an beiden Kaisern. Die Borgänge vomJahre 1892 und von 1396 beruhen auf puren Rachegefühlen,die selbst vor dem Staatsverrathe nicht zurückschreckten. Der„Heros des Jahrhunderts", der„getreue Eckard", der„großeDeutsche und Patriot" endigt als„ein Rcichsfeind"; er wurdein Wirklichkeit, was er anderen so oft frivoler und unwahrerWeise vorwarf. Gute, alte deutsche Sprichworte erfüllen sich beiihm vollständig:„Der Krug geht so lange zum Brunnen, bis erbricht",„Ehrlich währt am längsten",„Wer einem andern eineGrube gräbt, fällt selbst hinein" und---„Alter schützt vorThorheit nicht". Der„große Mann' ist zu einem„politischenBuschklepper" herabgesunken, der aus dem Hinterhalte seinePfeile sendet und bei der allgemeinen Verachtung über ein solchesTreiben sagt:„Dar öwer lak ich nur". Ein fröhliches Lachen istes aber ganz sicher nicht.—— In die Novellezum preußischen Vereins-g e s e tz wünschen die Mittelparteiler die Bestimmung auf»genommen, daß nur deutsche Vereine und deutsche Versamm-lungen gestaltet werde». Jede polnische oder dänische Volks-Versammlung soll verboten werden.„Ginge dies durch," bemerktdie„Köln. Bolksztg." mit recht,„so würden wir den zweisel-haften Ruhm besitzen, in dieser Beziehung mit der re-aktionärsten Vorschrift unter allen zivilisirten Ländern aus-gestattet zu sein. Sogar in Rußland dürfen deutsche undpolnische Versammlungen stattfinden, und in Ungarn hat dermagyarische Thatendrang eines Banffy sich auch noch nicht soweit verstiegen."—— Der ambulante Gerichtsstand derPresse.Wie gegen eine Reihe anderer Blätter, so hat der Margarine-Fabrikant Mohr auch gegen die„Germania" und gegen die„Katholische Volkszeitung" die Beleidigungsklage an-gestrengt. Beide Blätter erscheinen in demselben Verlage undhaben denselben Verantwortlichen. Nun ist gegen die„Germania"unter ausdrücklicher Berufung auf die bekannte Entscheidung deSReichsgerichts bei dem Schöffengericht in Hamburg, gegendie„Katholische Volkszeitung" dagegen bei dem Schöffengerichtin Berlin Anklage erhoben worden, und beide Privatklagenrichteten sich gegen denselben verantwortlichen Redakteur inderselben Sache!— Höher geht'S wohl nimmer!—— Die Hauptverhandlung im ProzeßLützow-Leckert und Genossen findet am 2. Dezemberstatt. Es scheint dem Wunsche der Angeklagten zu entsprechen,daß die Verhandlungen unter Ausschluß der Oeffentlichkeit statt-finden. Eine von betheiligter Seite den Zeitungen zugehendeMittheilung deutet darauf hin. Wie wir erfahren, wirdaber gerade im Staatsintereffe die Verhandlung invollster Öffentlichkeit stattfinden.—— Zum Kapitel Erhöht« Dampferfubventionfür die o st a s i a t i s ch e Linie. In den„Hamb. Nachr."wird darauf hingewiesen, daß von den im Jahre 1894 auf derostasiatischen Linie verladenen Gütern auf der Ausreise nurca. 85 pCt. des Gesammtverkehrs deutscher Herkunft feien, beider Heimreife waren sogar nur ca. 21 pCt. des Gesammtwerthsfür Deutschland bestimmt. Ihren Hauptverkehr müsse diebetreffende Linie sich in ausländischen Häfen suchen.Der deutsche Güterverkehr nach Ostasien geheunbekümmert um die Lloydlinie nach wie vor hauptsächlich überHamburg.—— Der Delegirteutag der deutsch-konser-vativen Partei hielt am 20. November seine zweite(Schluß-) Sitzung ab. Nachstehende Resolutionen wurdenangenommen:Der Delegirtentag erkennt gern an, daß im Rahmen derKompetenz der Einzelstaaten die Fürsorge für die Land-w i r t h s ch a f t eine thatkräftigere geworden ist. Eine gleicheFürsorge aber seitens der Reichsregierung ist noch immer zuvermissen; insonderheit ist die Ablehnung des Margarine-g e s e tz e s und des Quebrachozolles durch den Bundes-räch und die abweisende Haltung gegenüber de» Wünschen ausGleichstellung der landschaftlichen Pfandbriefe imReichsbankverkehr zu beklagen.Die Abwehr der ausländischen, unter den in-ländischen Produktionskosten erzeugeude» Konkurrenz,insonderheit in Getreide und Vieh, ist das einzigedurchgreifende Mittel, um die Preise für landwirthschaft-liche Erzeugnisse zu heben und damit der Roth der Land-wirihschaft abzuhelfen. Es ist darum Hauptaufgabe ebenso derkonservativen Partei wie der Regierungen, unablässig aufWege bedacht sein, um dieses Mittel in Anwendung zubringen. Auch die internationale Regelung derWährungSfrage ist fortgesetzt im Auge zu behalten, unddie auf Erreichung dieses Zieles gerichteten Bestrebungen sindwirksam zu fördern.Die Erhaltung des ländlichen Grundbesitzes, insbesondereauch deS Kleinbesitzes liegt der konservative» Partei besondersam Herze». Darum ist eine größere Anpassung unseres p r i-v a t e n Rechts an die Interessen der Landwirthschaft in dieWeg« zu leiten und daS Genossenschaftswesen auchzu gunsten der Landwirthschaft und des Handwerks in mög-lichster Ausdehnung zu fördern.Der Delegirteutag k. giebt seiner Genugthuung darüberAusdruck, daß die Gesetzgebung zum Schutze von Handwerkund Kleingewerbe in den letzten Jahren versucht hat.fortzuschreiten. Dieser Beginn eines Fortschritts ist in ersterLinie der beharrlichen Initiative der konservativen Partei zuverdanken. In dem von der königl. preußischen Staats-regierung dem Bundesrathe voraeleglen Gesetzentwurfe betr.die Organisation des Handwerks erblickt derDelegirtentag einen bedeutungsvollen Schritt auf diesem Wege.Erfüllt dieser Entwurf auch nicht alle berechtigte» Forde-rungen der Handwerker, so giebt er ihnen doch eine festeOrganisation und damit die Möglichkeit, besser als bisher dieInteressen ihres Standes wahrzunehmen. Bei der großenBedeutung, die der Handwerkerstand auch heule noch als Kerndes gewerblichen Mittelstandes hat, wird die konservativePartei für feine Erhaltung, wie für den Schutz der nationalenArbeit überhaupt, auch in Zukunft eintrete». Sie wirdinsonderheit darauf bestehen, daß die weitergehendenprogrammatischen Forderungen: Einführung desBefähigung s-Nach weises, Beseitigung derWanderauktionen. Befeitigung der Bevorzugungen desgroßen Geldkapitals, erfüllt werden.Die Darstellungen, als ob die Bestrebungen der konservativenPartei hinsichtlich eines genügende» Schutzes für Landwirth-schaft, Handwerk und Kleinhandel einen gegen die Industriegerichteten feindlichen Akt bedeuten, ist unrichtig und tendenziös.Den Zollschutz, dem die Industrie ihre günstige Stellung zu-zuschreibe» hat. verdankt sie namentlich dem selbstlosen Ein-treten der konservativen Partei, und in dieser Hinsicht hat sichdie Stellungnahme der Partei nicht im geringste» geändert.Was aber verlangt werden muß, ist, daß nicht wie beim Ab-schluß der geltenden Handelsverträge Vortheile für die Industriedurch Preisgabe wesentlicher Interessen der Landwirthschafterzielt werden.— A» der Gleichstellung der übrigen nationalenProduktivzweige mit der Industrie in bezug auf einen wirksamen Schutz ist festzuhalten und dieses Bestreben sollte diedeutsche Industrie nicht bekämpfen, sondern unterstützen.In der zweite» Versammlung wurde auch an der Resolution II,die mau an, Vortage gesaßt, eine Korrektur vorgenommen. Dieneue Fassung— da? Hinz«gekomm«ne ist durch gesperrtenDruck hervorgehoben— lautet folgendermaßen:In Erwägung, daß von verschiedenen Seiten versuchtworden ist, über die sozialpolitische Haltung der konservativenPartei Mißverständnisse und Mißdeutungen öffentlich hervor-zurufen, erklärt der Delegirtentag u. s. w.:1. Die konservative Partei erachtet eS für geboten, den inunserem Volksleben hervorgetretenen vielfachen sittlichenSchäden energisch entgegenzutreten. Sie steht nach wie vorauf dem Boden der Allerhöchsten Botschaft von 1331. Dem-gemäß wünscht sie nicht den Stillstand der Sozialreform, son-der» die planvolle Weiterführung derselben.2. Die Sozialreform ist nicht ausschließlich oder wesentlichalS eine Angelegenheit der Lohnarbeiter zu erachten; sie hatsich vielmehr gleichinäßig auf Arbeitnehmer und Arbeitgeberund auf alle Produktivstände zu erstrecken.8. Die ArbeiterversicherungS-Gesetze be-dürfen der Vereinfachung und Verbesserung.Der vor kurzem im„Reichs-Anzeiger" ver-öffentlichte Entwurf einer Abänderung dererwähnten Gesetze genügt in keiner Hinsicht.— Die.Königsberger Hartung'sche Zeitung"will das Beispiel der„Frankfurter Zeitung" nachahmen. Sieschreibt: Die„Hartung'sche Zeitung", gegen deren Chefredakteurbekanntlich um einer ähnlichen Lappalie willen wie gegen die„Frankfurter Zeitung" ein Zeugnißzwangs-Verfahre»eingeleitet worden ist, wird nunmehr vor die Frage gestellt, obsie sich nicht dem Vorgehen ihrer Frankfurter Kollegrn anschließenwill, und sie wird eventuell lein Bedenken tragen, diese Fragezu bejahen.—— Die LandtagSwahl für den dritten Wahl-kreis der Stadt Gera ist laut amtlicher Bekanntmachungauf Dienstag den S. Januar 1897 anberaumt worden. DasMandat hatte unser verstorbener Genosse Ernst Hahn inne.— Die Landtags- Stichwahl in Kannstattfindet am 3. Dezember statt.—Gießen, 28. November.(Eig. Ber.) Das Resultat derhiesigen Reichstagswahl(rund 9700 Antisemiten, 5300 Sozialdemokraten) sieht aus den ersten Anblick wie ein glänzender SiegKöhler's aus, in Wirklichkeit ist es etwa? ganz anderes, wienachstehende Zahlen beweisen werden:1398 erhielt Köhler in der engeren Wahl 3163 StimmenMeinert(natl.) 6987Damals standen die Antisemiten den Freisinnigen undNationalliberalen allein gegenüber, da wir uns der Ab-ftimmung enthielten. Bei der diesjährigen Stichwahl standenaber die Nalionalliberalen und der größte Theil der Freisinnigenauf Seiten der Antisemiten und trotzdem hatte verganze bürgerliche Mischmasch gegen 1393 nur einen Zuwachs vonca. 1600 Stimmen.1893 erhielten Nationalliberale und Antisemiten als Gegnerzusammen über 1b 000 Stimmen, diesmal als Freunde vereint9700; wie man unter solche» Verhältnissen von e»nem glänzendenSieg saseln kann, ist unverständlich.Und wie habe» unsere Gegner gearbeitet? Beamte,Pfarrer. Großgrundbesitzer, Lehrer, überhaupt alles hat uns mitallen Mittel», auch den verlogensten und schmutzigsten,bekämpft. Das hiesige Amtsblatt nahm»och einen Tag vor derWahl eine uns beschimpfende Erklärung Köhler's auf, wies aberunsere einfache Ausforderung zur Wahl zurück. Ein hiesigerGeistlicher hat sich den Souutag vor der Wahl auf der Kanzelfür die Antisemiten ins Zeug gelegt». f. w. I» Gießen mögenfür Genosseu Scheideman» einige Freisinnige gestimmt haben,auf dem Lande sind sie geschlossen für Köhler eingetreten.Unser Erfolg ist ein durch eigene Kraft errungener undkönnen wir den Gegnern heute schon die Versicherung geben:Wir sehen uns 1393 wieder.— Verfahren gegen Unbekannt. In Sachen derbekannten Veröffentlichung der„A ui b e r g e r Bolkszeitung"über die Aufhebung eines m i l i t ä r g e r i ch t l i ch e nEntscheides durch den Regenten ist eine Untersuchung gegenden unbekannten Offizier, der die Sache zur Kenntniß Drittergebracht hat, angestellt worden. In A m b e r g ist der„Augs-burger Abend- Zeitung" zufolge der Redakteur der dortigen„Volkszeitung", Herr Boes, als Zeuge vorgerufen und nach demEinsender des Artikels befragt worden, er hat aber, wie manhört, die Angabe verweigert. Jn�Müncheil wurde derZenlruinsjournalist Herr Dr. Kausen, von dem bekannt ist, daßer u. a. auch für die„Amberger Volkszeitung" arbeilet, bei derKommandantur zeugenschaftlich vernommen.—Metz, 22. November.(Boss. Ztg.) Der RedakteurP e t r y und zwei Gefangenenwärter wurden ver-hastet. Ihre Verhaftung soll nach einer hiesigen französischenZeitung mit dem wieder aufgenommenen Landesverraths-P r oz e ß zusammenhängen. Der verurtheilte Hanne soll an-gegeben haben, daß seinerzeit, als er hier in Untersuchung saß,die beide» Gefängnißaufseher und Petry Verbindungen mit Per-sonen vermittelt hätten, die zur Folge hallen, daß diese recht-zeitig die französische Grenze gewinnen konnten. Die Unter-suchung wird sehr geheim geführt. Die Betheiligten sind in de»nächsten Amtsgerichts-Gesängnissen Remilly»ud Ars unter-gebracht. Ferner wurde der Hausirer Bernhard Holzach ansBasel unter der Auschnldignng, mit dem wegen Landesverrathsbestraften Schmidtkonz in Verbindung gestanden zu haben, inHast genommen.—Arattkreich.— Die Meldung d e s„F i g a r o", die„Petit Repub-lique" werde durch Verkauf demnächst in die Hände der Radi-kale» übergehen, wird von M i l l e r a n d, dem bisherigen Chef-redakleur, für absolut unbegründet erklärt. DasBlatt werde bleiben, was es ist.—Belgien.Brüssel, 24. November. In der Kammer wurde heute dieInterpellation Lorand, betreffend den Rücktritt des Kriegsministersund betreffend daS Heeresreformprojekt beralhen. Der Interpellantwarf der Regierung Worrbrüchigkeil vor; er sagte, sie habe denMinister über Bord geworfen, obgleich man ihm versprochen,das Projekt in der Kammer einzubringen. Die Regierung habenicht den Muth, ihre internationalen Verpflichtungen zu erfülle».Der Ministerpräsident antwortete, der Plan betreffend das Los-kaufssystem habe Zwiespalt unter der katholischen Mehrheit ver-nrsacht. Die Regierung würde gestürzt und das Land derAnarchie versallen sein.(Heftige Protestrufe links.) Die Regie-rung werde einen Gesetzentwurf einbringen, wenn die Zeit dazugünstig sei.England.Loudou, 22. November. Zur Zuckerfrage. Wieamtlich mitgetheilt wird, haben die westindischen Koloniendringende« Vorstellungen bei der britischen Regierung betreffenddie kritische Lage der Zuckerindustrie erhoben und die Roth-wendigkeit von Abhilfemaßnahmen betont. Die Regierung er-wägt den Plan, die Frage durch eine Kommission an Ort undStelle untersuchen z» laffen.—„Daily Chronicle" bemängelt dieMaßregeln, welche die von der Regierung eingesetzte Kommissionfür die Zuckerkrisis in Indien ausgearbeitet hat.„MorningPost" meint, England möge eine Konserenz der europäischenMächte einberufen, um England aus der Zuckerkrisis heraus-zudelfen. was durch Abschaffung ver Zuckerprämiengeschehen könnte.—Italien.Rom, 21. November.(Eig. Ber.) Die Friedens-präliminarien mit A b e s s Y n i e n, welche im zweitenArtikel von der Freilassung der italienischen Gefangenen handeln,sind dem gescheiterten Versuche des Papstes, die Freilassung jenerGefangenen zu erlangen, auf dem Fuße gefolgt. Man wirddeshalb mit recht annehmen können, daß die Begründungder dem Papste ertheilten abschlägigen Antwort durchden Hinweis auf die sortdauernd feindselige HaltungItaliens nichts anderes war als ein Vorwand. In Wirklichkeitdürfte der Einfluß Rußlands aus die abessynische Geistlichkeit«szu Wege gebracht haben, daß«nan dem Papste dasjenige ver-weigerte, was man wenige Tage später dem italienischenRegierungsbevollmächtigten einräumte. Russischer und srau-zösischer Einfluß dürste auch bei der Abfassung der Friedens-bedingungen, die man Italien gewährte, maßgebend gewesen sein.Italien erhielt seinen Wunsch, die Gefangenen endlichbereit zusehen, erfüllt, und trotzdem eine der Feststellung derkünftigen Grenze zwischen der italienischen Kolonie und Abeffyniennoch nicht vorgenommen ist. Daß diese Grenze in demVertragsentivurfe auch nicht einmal in allgemeinen Aus-drücke» bezeichnet worden ist, beweist, wie geringen Werth beideTheile mit recht auf die Territorialfrage legen. Dagegen ist vonsehr wesentlicher Bedeutung die Bestimmung des Artikels 5 desVertragsentwurfs, daß Italien keinen Theil seiner Besitzungenam Rothen Meere an eine andere Macht als Abeffynien abtretendarf. Der Zweck dieser Bestimmung ist nur dann klar, wen» siesich aus das von Italien dem Mahdi abgenoinmene Kassalah be-zieht. Bekanntlich soll Italien über diese Stadt mit Englandein Abkommen getroffen haben, welches die Abtretung Kassalah»an England in Aussicht nimmt. Diesem Abkommen würde alsodie Bestimmung der Friedenspräliminarien mit Abessynien sichentgegenstellen und dies gerade zu einer Zeit, wo England sichim Kriege mit dem Mahdi und im Vorrücken am oberen Nil be-findet. Es ist ohne weiteres klar, daß es französischer Einfluß ist.der diesen Artikel in den italienisch-abessynischen Friedensvertraghineingebracht hat: und man vermulhet, daß Frankreich sichAbessyniens auch fernerhin bedienen werde, um dem englischenVordringen im Sudan Einhalt zu thun. Von Italien erwartetman augenscheinlich, daß es, durch die Niederlage von Adua ge-warnt, auf ein gemeinsames Vorgehen mit England verzichtenwerde.—Türkei.In Konstantiuopel dauern die Verhaftungen vonTürken fort. Unter den in Hast Genommenen sind vieleGeistliche.—Griechenland.— Das Gleichgewicht im Staatshaushaltkündigte der Finanzminister in der eben zufanimengetretenenDeputirteukammer an. Glauben wird dieses griechische Märchennirgends finden.—Patras. Der sozialistische Arbeitervereinerließ eine Bekanntmachung, worin er erklärte, der MörderM a z a l i s habe in keinerlei Beziehung zu dem Verein gestanden.Dieser sei schon seit Jahren infolge seiner überspannten Ideenvon den übrigen Sozialisten gemieden worden. Vor einigenWochen aber habe er dem Verein vorgeschlagen, ihn nach Athenzu entsenden, damit er dort entweder den König ermorde»,oder in die tagende Zlbgeordnetenkamnier eine Sprengbombewerfen könne. Der Verein sollte ihm hierzu das er-forderliche Reisegeld. sowie die Mittel zur Beschaffungder Sprengstoffe geben. Diesen Antrag wies jedochder Verein zurück, worauf Mazalis auf eigene Faust vor-ging und mit einem scharf geschliffenen Schustermesser denMordanschlag gegen die beiden Bankiers in Patras ausführte.—Mazalis hat sich bekanntlich im Gesänguiß mit einer Dynamit-patrone getödtet.Asien.— Auf den Philippinen gehe» die Dinge angenschein-lich denselben Gang wie auf Kuba. Nicht einmal in denNegieruugsdepeschen zeigt sich eine Verschiedenheit. Aus Madridliegt folgende Meldung vom 23. November vor: Die B e r-bind nn g mit den Philippinen, welche unterbrochenwar, ist wieder hergestellt. In der Provinz Sambalesist eine Schaar A u f st ä u d i s ch e r erschienen. Die Auf-ständischen bemächtigte» sich der Stadt M a y u in o. Einzelheiten fehlen. Major Arteaga schlug mit 700 Mann eineAbtheilung Anfständischer, welche 20 Todte und zahlreicheVerwundete hatte. General B l a n c o ist nach Manila zurück-gekehrt.—Eine weitere Meldung vom 24. Noveinb« besagt: Nachamtlichen Depesche» aus Mauilia sind die Aufständischen inmehreren Gefechten, besonders bei Santa Cruz in der ProvinzL a g» n a und in der Provinz B a t a a n geschlagen worden.ahlreiche Aufständische sind in diesen Gefechten gefallen. Dienippen haben nach heftigem Widerstände die Stadt Pagsan-jan mit dem Bayonelt genommen.—Amerika.— Der Kongreß der Vereinigten Staaten istfür den 15. Dezember zu einer außerordentlichen Session ein-berufen worden.—— Die Vereinigten Staaten und die kubani-s ch e n A u f st ä n d i f ch e n. Der„Franks. Zeitung" wird ausNew-Iork gemeldet: Hitt, der Vorsitzende des Komitees auS-wärtiger Angelegenheiten im Repräsentantenhause, erklärte, derKongreß werde sofort eine Resolution annehmen, Kuba alskriegsführende Macht anzuerkennen. Senator Lindsay, welcherfrüher Cleveland's Haltung unterstützte, befürwortete jetzt dieIntervention.—Kuba. Der Bürgerkrieg richtet das Land zu gründe.Zwanzig englische Meilen in der Runde von Havannahsind sämmtliche Tabaks- und Zuckerplantagen zerstört.Amerikanische Pflanzer haben in Washington Enlschädigungs-ansprüche in der Höhe von 50 Millionen Dollar erhoben.Das ist natürlich übertrieben, dient aber dazu, die Re-giernng der Vereinigten Staaten mehr und mehr aus derNeutralität herauszudrängen.—VttvlAmvnkKvifitzes.Im Reichstage soll nach Abschluß der zweiten Berathungder Jiisliziiovelle und nach Erledigung der Interpellation Auer,betreffend die Besteuerung der Konsumvereiiie im KönigreichSachsen, die erste Lesung des Etats erfolgen, damit die Biidgei-konimission ihre Arbeilen begiiinen kann. Deninächst sollen dieNovellen zu den UiisaUversicheriiiigs-Gesetzeii und z» den GesetzenÜber die Post-Daiiipfschiffsverbiiiduiigeii mit überseeischen Ländeinzur Verhandlung komnien, alsdann die Jnstiznovelle zur drillenBerathung gestellt werden. Die Weihnachtsferien sollen vom13. Dezember bis 8. Januar dauern. Nach Neujahr soll, abgesehenvon den Schwerinslagen, ununterbrochen die zweite Lesung desEtats gefördert werden.Im Abgeorduetenhause machte sich der Senioren-k o n v e n t über die Befeyiing der Koinmissioiien schlüssig. DieVertheilung bleibt wie in der vorigen Session, doch wurde denDeutschfreisiimigen für die Agrar- und Wahlprüsungs-Koiinnission.wo sie nicht vertreten waren, je ein Platz zugestanden.— Dieeingegangenen Borlagen sollen hinter einander zur ersten Lesungkommen. Alsdann solle» einige Tage für die Koinmissioiien freibleiben, um sodann noch möglichst viel in zweiter und dritterLesung zu erledigen und ans Herrenhaus zu bringen. Die Feriensollen auch im Landtag am 13. Dezember beginne» und sich biszum 8. Januar erstrecken.Im preußischen Abgeordnetenhanse ist die offizielleFraktionsliste ailsgegeven worden. Die konservativePartei zählt 139, die Zentrums- Partei 94, die national-liberale Partei 62, die Polen 18, die freisinnigeAolkspartei 13, die freisinnige Vereinigung6 Mitglieder; bei keiner Partei sind 9. Erledigr sind5 Mandate.