Ehefrau, sich nach dem Markte zu begeben, und während fie «om Hause abwesend war, trug er Steinkohlen in eine im Voiderhause leer stehende Wohnung. Als die ftrou zurück­kehrte und ihren Ehemann nicht traf, wurde nach ihm gesucht und seine Leiche in einem Zimmer dieser Wohnung, welches «on Kohlcndunst gefüllt war, an der Erde liegend gefunden. Ein herbeigerufenrr Arzt konnte nur noch den bereits einge» tretenen Tod sefistellen. Em bedrohliedet Feuer brach in der vorvergangenen Nacht während der MilternachtSstunde im linken Seitengebäude Luisen- Ufer 3b aus; es hatte seinen Ursprung in einer Tisch- lerei, welche fast die gesammte Etage einnimmt und trat mit einer ungemein starken Qualmentwickelung in die Erscheinung. Letzteres war um so bedenklicher, als fich in dem betreffenden Gebäudetheil Wohnungen sowohl neben, als auch über der Tischlerei b, finden. Der Nachtwächter, welcher den Brand zuerst wahrnahm und demnächst die Feuermeldung erstattete, hatte jedoch, in Beiückfichtigung dieser ihm bekannten Each« läge, die Bewohner durch energisches Rufen und Klopfen aus oem Schlafe ermuntert, so daß eS bis auf ein jungeS Mäd- chen Allen gelang, über die verqualmte Treppe hinweg fich noch vor dem Eintreffen der Feuerwehr in Sicherheit zu bringen, wenn auch den Meisten dies nur unter Zurück- laffung der nothw endigsten Kleidungsstücke möglich geworden war. Das junge Mädchen die Arbetterin Susanns Bonnet, welche mit ihrer Schwester ein unmittelbar über der Brandstätte belegenes Zimmer bewohnt, war ebenfalls bemüht g» wesen, über die Treppe daS Freie zu gewinnen, hatte dies jedoch nicht mehr vermocht und war an der Zimmerthür betäubt zusammengebrochen, woselbst fie in bewußtlosem Zu- stände von der Feuerwehr aufgefunden wurde. Die erste Hilfe ward der Verunglückten von einigen im Samariterdienst aus« gebildeten Feuerwehrmannschasten zu Theil; die von letzteren sachgemäß angestellten Wiederbelebungsversuche erzielten, wenn auch erst nach langen Bemühungen, ein erfolgreiches Resultat, so daß der inzwischen helbetgetzolte Arzt Dr. Herzberg bald nach seiner Ankunft die Uederführung des Mädchens nach Bethanien anordnen konnte; dieselbe erfolgte in Begleitung des Arztes auf einem Personenwagen der Fruerwehr, da anderes Fuhrwerk in der Eile nicht zu beschaffen war. Der Brand wurde mit einer Spritze ziemlich schnell gelöscht und find seine zerstörenden Wirkungen über den ursprünglichen Raum nicht hinausgekommen, weshalb auch bald nach 2 Uhr die gefähr« deten Personen wieder in ihre unversehrten Wohnungen zurück- kehren konnten. Die Entstehungsursache ist unaufgeklärt ge« blieben. Et« seltsamer Trausport pasfirte vor einigen Tagen die hiefige Stadt. Fünfzehn von einem tollwüthtgen Wolf gebissene Ruffen kamen aus der Lehrter Bahn hier an und fuhren nach mehrstündiaem Aufenthalt weiter. Ihr Ziel ist Paris  , wohin fie auf Staatskosten geschickt werden, um von Pasteur  (Pasteur   ist der berühmte Erfinder eines Jmpfmittels gegen die Tollwuth) in Behandlung genommen zu werden. Auf der Reise werden fie von einem Arzt und mehreren Heil« gehilfen begleitet. Die BedauernSwerthen stammen aus der Tegend von SwolenSk. Sie hatten an einem Sonntage, nach unserer Zeit am 23. Februar, dm Weg nach der von ihren Wohnungen etwas entfemt geleamen Kirche angetretm und wurden unterwegs von dem Raubthicr überfallen und theils in gräßlicher Weise zerfletscht. Ein beherzter Mann, der fich auch unter den Durchreisenden befindet, aber nur leicht verwundet wurde, machte der Bestie durch ein paar Beilhiede den GarauS. DaS Thier war. wie fich bei der Sezirung herausstellte, mit der Tollwuth behaftet. Die fünfzehn Manner, unter ihnen auch der Pop« von recht patriarchalischem Aussehen, müssen in '"en Zwischenräumen auf den Stationen verbundm werden.
Einige von ihnen sahen grauenerregend aus. Manchen war wn Geficht und Händen gerissen, dem einen fehlte
war ein Bild un« mit düstern Blicken
das Fleisch von_______ die Nase, dem anderm die Ohren jc. säglichen Jammers, das die Leute, welche dasaßen, darboten. Polizet-Vericht. Am 10. d. M., Nachmittags, wurde eine Frau in ihrer Wohnung in der Fchrbellinerstraße erhängt vorgefunden. An demselben Tage Abend« fiel ein Herr vor dem Hause Jerusalemerstroße 37 und erlitt durch den Fall einen Doppeldruch des rechten Fußgelenks. Er wurde mittelst Droschke nach der Charitee gebracht. Am 11. d. M., Morgens wurde ein Mann in seiner Wohnung in der Böckh« straße erhängt vorgefunden. Die Leiche wurde nach dem Leichenschauhause gebracht. In der Nacht zum 12. d. M. gertethen in der Tischlerwerkstadt Louisen-Ufer 3b Holzvorräthe in Brand. DaS Feuer wurde bald gelöscht. Dabei wurde die über der Brandstätte wohnende unverehelichte Bonnet in ihrem mit dichtem Qualm erfüllten Schlafzimmer von Rauch betäubt und anscheinend lebloS vorgefunden. Nachdem fie die erste Hilfe durch im Samartterdienst ausgebildete Feuerwehrmänner erhalten, wurde fie durch den inzwischen iberbeigtholten Arzt nach mehrstündiger Thätigkeit wieder ins Leben gerufen, mußte aber wegen fortdauernder Bewußtlofigkeit mittelst Wagens nach dem Krankenhause Bethanien gebracht werden. Zu derselben Zeit brannte der Dachstuhl und daS 3. und 4. Stockwerk eines HauseS an der Ecke der Lothringer- und Eedanstraßc in Weißensee. Die Feuerwehr war längere Zeit in Thätigkeit. Gerichts-Zeiwng. . P. Ein bedeutender Eisendahnunfall ereignete fich am 17. August v. I., Abends nach 10 Uhr, auf dem Lehrter Bahnhof   in Spandau  . ES waren an jenem Abend mehrere Schnellzüge abzufertigen und dies gerade zu derselben Zeit, alj«in auf dem Bahnhof haltender Güterzug expedirt werden sollte. Der diensthabende Stationsvorsteher Hoffstädt hatte nun vor Abgang des um 10 Uhr 18 Min. fälligen Erpreß« juges jenem Güterzug das Abfahrtsstgnal gegeben; zu gleicher Zeit hatte aber auch ein anderer Schnellzug, welcher auf dem Bahnhof erwartet worden, daS Leutefignal gegeben und dessen Einfahrt stand demnächst bevor. Die auf den Abgang des Güterzuges bezügliche Weisung des Hoffstädt an den auf der Pstsette des Bahnhofes in einer Bude stationirten Weichen» Üeller Wiebeck hatte der letztere überhört; dieS ist wohl leicht ttklärlich, denn die Bude befindet fich unmittelbar neben einem gepflasterten Uedergang der Potsdamer Chaussee und dai Ge- eäujch eines vorüberrollenden Wagens hat den Zuruf vielleicht übertönt. Infolgedessen blieben vier Weichen, die der Güterzug valftren mußte, in einer Lage, welche die Entgleisung des Güter- Zuge» herbeiführte. Der Güterzug lief auf einen tobten Strang und trotzdem sofort auf ein gegebenes Nothfignal die Bremsen angezogen worden waren, lief die Lokomotive gegen «nen Prelldock und die Gewalt deS Anprall» brachte die Amtlichen Wagen au» dem Geleise. Mehrere Wagen, ?üter rc. wurden zertrümmert und der Gesammtschaden de« Wert fich auf ca. SO 000 M.; aber auch das Begleit-Personal oe« Zuge» erlitt mehr oder minder erhebliche Verletzungen. Im schlimmsten erging e» dabei einem Schaffner Zänicke. Ai-ser war, als er die Katastrophe erfolgte, bei dem Versuch, m durch einen Sprung durch eine Lücke deS von ihm ge» Ehrten Wagens zu retten, schwer verletzt, so daß« in Folge Jessen  , wie der behandelnde Arzt. Dr. Brehmer begutachtet, für Mi Dauer total dienstunfähig geworden ist. Für den Unfall ?men seitens der Bahnverwallung der StatronS-AMent Karl Hoffstädt und der Lokomotivführer August Dammasch Mrantwottlich gemacht und die Genannten erschienen gestern 2% der 2. Strafkammer de» Landgericht« II, angeklagt wegen y isährdung eine» Eisenbahn-TranivortS. Unter einem großen Zulauf seilen» der Kollegen der Angeklagten fand die Ver- MMdlung statt. Au« dem Verlaufe der letzteren ergab fich, auch die gerichtlichen Sachverständigen begutachteten, daß Dienst auf dem Lehrter Bahnhof   in Anbetracht der un«
mittelbaren Nahe des Hamburger Rangir-BahnhofeS für die Beamten ein äußerst schwieriger sei, insbesondere hinfichtlich der Deutlichkeit in Signalen- Im Uedrigen war in dem Sachverständigen- Gutachten die Disposttition deS Angeklagten Hoffstädt als korrekt bezeichnet, insofern es fich um die schleu- nige Abfertigung deS entgleisten Güterzuges handelt; anderer- seits aber habe Hoffstädt gefehlt, indem er an den Weichen- Keller in der Bude einen Zuruf ergehen ließ, anstatt, da ein Zuruf in solchen Fällen durch die Instruktion untersagt, die Mit- iheilung auf eine andere Weise hätte erfolgen müssen. Der Angekl. D., welcher fich auf dem entgleisten Güterzuge als Lokomotiv- führer befand und ebenfalls bei dem Unfall eine bedeutende Quetschwunde an der Brust erlitten, soll nach der Anklage daS Nothfignal rechtzeitig zu geben verabsäumt haben, außerdem soll er, bevor der von ihm geführte Güterzug die verhängniß- volle Weiche pasfirte, nicht die erforderliche Aufmerksamkeit de- wiesen haben. Ebenso wird dem Angeklagten Hoffstädt noch zum Vorwurf gemacht, daß er, bevor er dem Güterzuge das AbfahrtS> Signal gegeben, eS unterlassen habe, fich von dem ordnungsmäßigen Stand der Weichen zu überzeugen. Den Angeklagten Dammasch erachtete der Staatsanwalt für nichtschuldig, da derselbe vielmehr bei dem der Anklage zu Grunde liegenden Vorfall, wie die Beweisaufnahme ergab, auf dem Posten gewesen sei; deshalb beantragte der Staatsanwalt gegen diesen Freisprechung, dagegen jlautete sein Strafantrag gegen Hoffstädt auf 3 Monate Gefängniß und auf Grund deS § 319 R.- Et.. G.- B. denselben für unfähig zur Be« schäftigung im Eisenbahndienst für die Folge zu erklären. Der Vertheidiger deS Angeklagten Hoffstädt, R.«A. Löwy, suchte seinen Klienten damit zu exkulpiren, daß er den stattgehabten Unfall auf daS Verschulden des Weichen­stellers zurückführte; lediglich diese falsche Wcichenstellung habe den Unfall herbetge'ührt, denn der Weichensteller sei nicht auf dem Posten gewesen. Dieser habe dahin ergänzt der Ange« klagte H. die Ausführung seines VertheidigerS die Weichen dem herrschenden Gebrauch entgegen, vorher falsch gestellt. DaS Urtheil deS Gerichtshofes lautete gegen Hoffstädt dem An« trage deS Staatsanwalts gemäß auf 3 Monate Gefängniß Der Mitangeklagte Dammasch dagegen wurde kostenlos frei gesprochen. Vereine nnd Uerfamminngen. Aufruf au sämmtliche Klavier-, Mechanike« und Klaviatur- Arbeiter. Kollegen! Aus den Berichten der Arbeiter- Blätter werdet Ihr ersehen haben, daß die Ar- beiter der Pianofortefabrik von Steingräber   in Bayreuth  , 40 Mann an der Zahl, die Arbeit niedergelegt haben und für ihre Serechte Sache Mann für Mann eingetreien find. An uns, Kollegen, wird«S nun liegen, unseren Brüdern in Bayreuth   zum Siege zu verhelfen und den Ausspruch de» Fabrikanten Stein« gräber: er giebt nicht nach und wenn eS V« Jahr dauert! zu Falle zu bringen. Bedenkt, Kollegen, daß eS meistcntheilS Familienväter find, welche für die Rechte der Arbeiter eingetreten find und eS ist darum Ehrensache der Klavier- arbeiter Berlin  », unsere Kollegen in Bayreuth   zu unterstützen. Ihr Sieg ist auch unser Sieg. Darum trage Sonnabend oder Montag jeder sein Scherflein in den Fabriken und Werkstuben dazu bei, um die Kollegen vor der drückendsten Roth zu schützen, damit dieselben mit Stolz auf die Kollegen in Berlin  blicken können. Gelder werden laut Quittung vom Kasfirer Fr. Haak, vom Verein zur Wahrung der Interessen der Klavier- arbeiter, am Sonnabend und Montag Abend bei Stramm, Skalitzersttaße 18, entgegengenommen, sowie Sonntag Vor- msttag in der Mitgliederversammlung in Gratweil's Bier- hallen, wo gleichzeitig näherer Bericht erstattet werden wird. Im Auftrage Fr. Z. * A« die Maler Berlivs. Kollegen! In der letzten Versammlung deS GauvereinS der Maler Berlins   wurde eine Fachkommisfion gewählt, welche den von der Versammlung an« ! genommenen Lohnlarif auszuarbeiten und an die Meister zu enden beauftragt wurde. Die Kommission ist sofort in Thäti eit getreten. Die an die Meister gestellte Forderung folgende: 1. Strenges Innehalten der 9 stündigen Arbeitszeit von 76 Uhr. 2. Abschaffung der SonntagSarbeit. 3. Ab- schaffung der Akkordarbeit. 4. Ein Minimallohn von 24 M. wöchentlich. 5. Bei außergewöhnlichen Fällen, wo Sonntag? oder in Ueberstunden gearbeitet werden muß, ist die Stunde mit 75 Pf. zu bezahlen. Vorgenannte Forderung ist gedruckt an die Meister versandt und diesen gleichzeitig milgethcilt worden, daß in den Werkstätten, wo unsere Forderung nicht dewilligt wird, die Sperre verhängt wird, daS heißt unverhofft und zur günstigen Zeit. Die Meister sind hierdurch von unserm Vorgehen frühzeitig unterrichtet und kann uns daher später kein Vorwurf treffen. Besonders an die Kollegen jener Werkstätten, in welchen der Lohn unter 24 Mark be- trägt, richten wir den Mahnruf, fich um unser Banner iu schaaren und vereint mit uns den Kampf um unsere
.. enz zu führen. Kollegen, stark eingewurzelt in unserem Gewerbe ist die Sonntagt-, die Ueberstunden« und die Akkord- arbeit. Wo soll da noch Kraft im Körper vorhanden sein, wenn derselbe fortwäbrend überanstrengt wird. Der mensch- liche Körper verlangt Ruhe und Ordnung, um fich gesund zu zu erhalten. Thatsache ist aber, daß die Arbeiter in unserem Gewerbe sehr selten ein hohes Alter erreichen, die Mehrzahl stirbt in der Blüthe der Jahre und größtentheilS an der Schwind- sucht. Woher entsteht aber die Schwindsucht? Durch die Aus« beutung deS Körpers. Die Herren Meister müßten den Ge- Hilfen einen zur Friswng einer wahrhast menschlichen Existenz auSreichmden Lohn zahlen, sowie ihnen die nöthige Ruhe und Ordnung zugestehen. Aber auch der Staat hat die Pflicht, für die Erhaltung einer gesunden Generation zu sorgen, daher den Arbeiter gesetzlich vor der allzugroßen Ausbeutung seiner eigener Körperkrast zu schützen. Die Arbeitszeit muß eine ge« setzlich geregelte sein. Durch eine g setzlich geregelte Arbeits. zeit verschwindet die ArbertSlofigkeit und die Vagadonden von den Landstraßen. Kollegen! Unsere Pflicht muß eS daher sein, unS an den deutschen   Reichtag zu wenden, um demselben unsere Wünsche klar zu legen. Zu diesem Zwecke findet am Dienstag, den 23. März eine öffentliche Versammlung der Maler und BerufSgenossen in Gratweil's Bierhallen statt. Kollege Schweitzer wird dort über daS Thema sprechen:Was verlangen wir vom deutschen Reichs- tage?" Zu dieser Versammlung werden die Mitglieder der Arbeiterschutzgesetzkommisfion de» Reichstags eingeladen. Kollegen, sorgt dafür, daß die Versammlung eine stark besuchte wird, damit die Vertreter des Volke» auch unsere ernsten Wünsche vernehmen. Auch unseren Berufsgenossen, besonders den Lackirern und Anstreichcrn, rufen wir zu: Tretet ein in die Bewegung; auch Eure Lage ist eine traurige und nur durch eine Organisation zu verbessern. Kollegen! Zur richtigen Durchführung der Forderung ist es nöthig, daß Ihr Euch rege an der Zahlung freiwilliger Beiträge zur Unterstützung der durch Verhängung der Sperre arbestSlos werdenden Kollegen betheiligt. Dieselben werden ja nach Hunderten zählen. Listen find zu haben beim Kasfirer der Kommission Otto Pusch, biS auf Weitere» in unserem VerkehrSlokal Rittelstraße 123 bei Sodtke. Die Fachkommisfion. I.A.: E. Retzerau, Zimmer- straße 33. rb. Polizeilich aufgelöst auf Gruud des§ 9 des Sozialistengesetze» wurde am 10. d. Ml», in Seefeldt's Restaurant, Grenadierstr. 33, die Versammlung des Arbeiter- Bezirksvereins der Schönhauser Vorstadt, in welcher Herr Christensen einen Vortrag hielt über:Die organische Grund­lage der internationalen Reaktion". Der Vottragende wollte zunächst das WortReaktion" nicht in dem gewöhnlichen Sinne ausgefaßt und al» Rückschritt verstanden haben, sondern als Gegenwirkung, Gegendruck, wie solcher naturgemäß statt»
findet, wenn von irgend einer Seite nach irgend einer Richtung hin ein Druck ausgrübt wird. Daß ein solcher Druck, und zwar von unten nach oben, in allen Staaten stattfinve, zeigte Redner durch eine Besprechung der Verhältnisse in den ein- zelnen Kulturstaaten. Ueberall trete dieselbe Erscheinung zu Tage; auf der einen Seite eine immer mehr wachs-nde Massen« armuth und AibeitSlostgkeit, eine immer unruhiger und unzu- friedener werdende Arbeitermaffe, welche gewaltig nach oben drückt, um ihre Lage zu verbessern; auf der anderen Seite die immer arößere Bereicherung Einzelner und daS Bestteben, durch Maßnahmen der schärfsten Art einen wirksamen Gegen« druck auf die unteren VolkSklasscn auszuüben und die Unzu« friedenheit mit Gewalt einzudämmen und zurückzudrängen. Auch in Deutschland   stehe die Reaktion in schönster Blüthe und äußere fich in den tastenden Versuchen. daS allgemeine Wahlrecht zu beschranken, in dem stetigen Wachsen deS Mili« tariSmuS, in dem Bestreben der Regierung, die unabhängigen Einnahmequellen zu vermehren, in den Anträgen Ackermann u. vgl. m. Diese RealtionSmaßreaeln fänden in allen Staaten egenseitige Unterstützung, um in keinem das demokratische . rinztp zum Siege gelangen zu lassen. Die Reaktion sei dem» zufolge international und, diesem Vorbilde folgend. müßten auch die Arbeiterbestrebungen keine LandeSarenzen kennen und ebenfalls internationale werden. Hieraufhin erfolgte die po« lizelliche Auflösung. Eine öffentliche Versammlung der Stellmacher Berlins tagte am 8. Mär, in Busse'» Salon, Große Frank- furterstr. 87, mit der Tagesordnung: 1. Bericht der Lohn« kommisfion über die Verhandlung mit den Meistern der Innung; 2. Verschiedenes. Der Vorfitzende derichtete, daß der Lohnkommisston in der Versammlung der Innung, welche am 23. Februar tagte, der Zutritt behufS Unterhandlung mit den Meistern wegen der Forderung der Gesellen gestattet wurde. Durch diese Verhandlung mit den Jnnungsmetstern sei jedoch für die Gesellen nicht viel erreicht worden. Die Meister er« klätten fich zwar mit der Einführung einer zehnstündigen Ar« beitszeit, sowie mit Beseitigung der Sonntagsarbett ein« verstanden, doch die Festsetzung eine» bestimmten Stunden« lohne», sowie die Einführung de» ihnen vorgelegten Akkord« tattft und Abschaffung derKost- und Logis Arbeit" wurde von den Vteistern abgelehnt. Sie waren der Meinung, daß eine Erhöhung der Preise für Stellmacherarbeiten nicht möglich sei;das Gewerk sei zu tief gesunken." Zu der Einficht, daß die Schuld hieran denMeistern mit beizumessen sei, waren die Herren jedoch nicht zu bringen. Sie behaupteten, die Fabriken und Jahrmärkte seien hieran allein Schuld. Meister Franz  meinte: Der Meister sei gedrückter als der Geselle; daß der Geselle in keiner schlechten Lage fich befinde, gehe daraus hervor, daß noch ziemlich in jeder Werkstelle drei Lehrlinge vorhanden find und daß die Stellmacher« Gesellen in andere Branchen, z. B. bei Tischlern, Drechslern, Kisten und Koffermachern mit eingreifen. Auch sei er der Meinung, daß die Stellmachergesellen Berlin's   gar nicht fähig wären, mehr zu verdienen, da müssen erst andere Gesellen ein« geführt werden. Ueberhaupt sei ein Wochenlohn von 15 bis 18 M. für einen Stellmachergesellen genügend. In der Meisterversammlung wurden man sich auch darüber, daß Ge- sellen zur Unterhandlung erschienen wären, welche gar nicht bei JnnungSmeistern arbeiten. Der Berichterstatter der Lohnkom. misfion theilte ferner mit, daß die Kommisston zu einer wel« teren Verhandlung mit den Meistern nicht gekommen sei, weil den KommisfionSmitgliedern der Zutritt zu der Jnnungimeister- Versammlung, welche seit 7 Uhr Abends tagte, erst um 9 Uhr gestattet wurde. Da» Resultat war, daß die Meiftcrversamm« lung folgende Resolution einstimmig annahm:Die General­versammlung der hiesigen Stellmacher« Innung hat antwortlich der von der Lohnkommisfion der Ge­sellen aufgestellten Fordeiungen in Betieff der Er­höhung der Arbeitslöhne folgende Resolution beschloffen: j. Mit der Einführung der zehnstündigen Arbeitszeit sowie mit Beseitigung der SonntagSarbeit ist die Jnnungsversammlung einverstanden. 2. Die Festsetzung eines bestimmten Stunden­lohn» wird abgelehnt. 3. Die Einführung deS unS vorgelegten Atkordtattf» wird abgelehnt, da eine Erhöhung der Preise für Stcllmacherarbeiter für jetzt nicht möglich ist."- An diesen Bettcht der Lohnkommission schloß fich eine lebhaste Diskussion. an welcher fich mehrere Redner bcthetligten. Es wurde darauf hingewiesen, daß die JnnungSmeister über die Lage der Ge« sellen und deren Forderungen fich ein ganz falsche« Bild machten. Wenn der Meister Franz   angeführt habe, daß sich die Gesellen deshalb in keiner ungünstigen Lage befänden, weil die Stellmachern in andere Gewerkt eingreife, so sei dieS gerade ein klarer Beweit, daß fie fich in einer schlechten Lage befinden. Die Gesellen find dazu gezwungen, oft den Ar« beitern anderer Branchen Konkurrenz zu machen, was jedenfalls kein Segen wäre. Wenn die Meister sagen, die Gesellen find nicht fähig, mehr zu verdienen, so lasse die Fähigkeit der Meister auch noch viel zu wünschen übrig. Gerade bei Jnnungs« meistern konnte noch vor Kurzem nachgewiesen werden, daß deren Lehrlinge nicht so viel gelernt hatten, um eine Gesellen. Prüfung zu bestehen. Auch wollen die Meister nicht glauben. daß' viele von ihnen nicht im Stande find, den Gesellen am Sonnabend den Lohn auszuzahlen. Ferner wurde darauf hin« gewiesen, in nächster Zeit eine Versammlung sämmtlicher Stell. wacher, Mnster und Gesellen, Bnlins einzuberufen, da die Innung allein gar nicht kompetent sei, die Forderung der Gesellen anzunehmen oder abzulehnen. Wenn die JnnungSmeister fich wundern, daß Gesellen zur Unterhandlung geschickt worden wären, die nicht bei JnnungS» meistern arbeiten, so würden die Gesellen doch stets solche Ver« treter wählen, denen fie ihr Verstauen schenken; wo diese be« schästigt würden sei gleich. Hierauf wurde nachstehende Reso« lution einstimmig angenommen:Die heute tagende öffentliche Versammlung beschließt, bei der gestellten Forderung fest und unentwegt stehen zu bleiben und ertheilt der Kommissson die Vollmacht, weitere Schritte zu thun und zunächst eine noch« malige Versammlung mit Einladung sämmtlicher Meister binnen 14 Tagen einzuberufen." AlSdann wurde an Stelle deS Herrn WachhauS, welcher sein Amt al» Mitglied der Lohnkommt, ston niederlegte, Herr Battel gewählt. Zum Schluß wurde bekannt gemacht, daß der Arbeitsnachweis der Vereinigung deutscher Stellmacher in der Lindenstr. 16 weitergeführt wird. * Mit polizeiltcher Auflösung endete die am 3. d. M. i» denArminhallen", Kommandantenstr. 20, abgehaltene Mit« gliederversammlung des Verein» der Kisten- und Koffermacher, m welcher Herr Metzner einen Vortrag überDie religiöse Geistesbildung als Grundlage der Moral" hielt. Redner führte etwa folgendes aus. Die religiösen Anschauungen haben fich allmälig ebenso entwickett, wird fich die Menschheit entwickelt hat, und dem entsprechend wie fie fich auch noih wendig noch weiter entwickeln. Als der Redner ausführte: die Wissenschaft habe nachgewiesen, daß ein über den Wolken thronendes, nach seinem Willen die Geschicke lenkendes Wesen gar nicht existtren kann, erklärte der überwachende Beamte die Versammlung auf Grund deS bekannten§ 9 für aufgelöst. Die Anwesenden nahmen ihre Hüte, Ueberzieher rc, um den Saal zu verlassen. DieS schien jedoch dem Beamten nicht schnell genug zu ge- schehen, er forderte daher die Anwesenden in scharfem Tone zum schnellen Verlassen des Lokals auf. Der Vorstand hat fich beschwerdeführend an das könial. Polizei- Präsidium gewandt. Am Sonntag, den 14. d. M. Nachmittag« 5 Uhr. versammc ln fich die Vereinsmitglieder im oberen Saale der Gratwetl'schen Bierhallen zu einem geselligen Beisammensein. m Arbeiter.Vezirksverein der Mosenthaler- Vorstadt. Am 8. Mär, hielt der Alberter-BezirkSveretn der Rosenthalcr« Vorstadt in Liebrecht's Salon eine Versammlung ab, in welcher eS zu lebhaften Auseinandersetzungen zwischen den Stadtoer» ordneten Singer und Göicki einerseits und verschiedenen Mit«