Kr. 63,

Dienstag, den 16. Marz 1886.

m. Jahrg.

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erlittet WblWI Mgan für die Interessen der Arbeiter.

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liilimlltfianfe Frechheit. . Wen« cS eine Partei in Deutschland giebt, welcher Be itytbenljeit, volle und ganze Bescheidenheit geziemte, so ist die nationalliberale. Der jähe Sturz von der leitenden, '»n einem großen Theile des Volle« vergötterten parlamen- mischen Partei zu einer schwachen, führerlosen, im Volle pachteten Partei ist doch wahrlich eine Lehre, die man nicht "»beachtet lassen sollte. Aber mein! Gerade wie der nationalliberal gewordene

Ueche« Austreten zu verdecken. %.Und die die« hauptsächlich thuv, sind durchweg die »rationale» in den Kleinstaaten und anneltirten preußischen Provinzen, während die altpreußischen Nationalliberalen »och noch immer den Anstand zu wahren und ihr Geschick «rt Würde zu tragen wissen. . Ist da die Wahl eines nationalliberalen Brauereibesitzer«, °r« Herrn Zeitz von der Wahlprüfungskommission r* Reichstags für ungiltig erllärt worden; diesem Votum j!|»«r Kommission wird sich sicherlich der Reichstag in seiner Morität anschließen. Anstatt daß nun die nationalliberalen Rätter de« ersten meiningischen Wahlkreise« ihre Wähler F reuen Kraftanstrengungen, den alten Kandidaten wieder .urchzubringen, anfeuern, wa« ihnen sicherlich nicht verwehrt % schimpfen sie auf die RnchStagimajorität. Zunächst auf den Abg. Richter, dessen Wahl wegen

�ehörden! und nicht die Richter'jchen Wähler oder die »eutschfreifionige Partei. Unrechtmäßige Verbote sozialdemo» statischer Wählelversammlungen und Wahlkomitee« sind «rund zur Beanstandung der Richterschen Wahl. Dann schimpfen die meiningischen Blätter weiter auf bie Sozialdemokraten und das Zentrum, weil die Ver- 'tfter derselben in der Wahlprüfungskommission gegen die Billigkeit der Wahl de« Abg. Zeitz sich erklärt haben. Der Hauptgrund aber zur UngiltigkeitSerklärung dieser �ahl findgrobe Formverstöße-, w?Iche die siegende natio» �liberale Partei und ihre Freunde selbst verübt w&en. Vor allen haben die Kriegervereine und ihre Obristen in geradezu bedrohlicher Weise Wahl- »kinflussungen geübt. So etwas läßt sich eben der deutsche Reichstag nicht �ehr bieten. Er will das HauS rein halten von Elementen, »t lche durch künstliche Mittel, durch unrechtmäßige Beein- Miungen aller Art in den ersten gesetzgebende» Körper

Das nasiltize Ehrpalir. (Nach Chambers Journal im Nordwest.) (Schluß.) , Unter den

004 dem Hintertheil de« Schiffes und sah einen �iela,??' ,m Wasser verschwinden; dann gewahrte er im "»b m\ b«ei Köpfe, einen dunklen, einen kleinen blonden hoch von den Wellen getragen, den bunten her».. Matrose, der auf dem Hinterdeck putzte, lief »efan""d rief dem Kapitän zu: Ihr Sohn ist über Bord 'bru» Kapitän, und ein Passagier ist ihm nachge- Augenblicklich lag die Hand de« Kapitän« am de« äi'g�aphen, und die Signale gingen in die Tiefen »ar v�'lle«. Der Maschinist saß mit ein paar Gehilfen %**** jßoßen Maschinen, in der au« Tage«licht und rlr gewischten Dämmerung, welche in jenem »(%,«.rj�sch� Einige von den Leuten hatten sich auf ju iFjui �jl'.ee des Fußbodens ausgestreckt, denn eS war nicht« gut im%. Die Maschine arbeitete mit voller Kraft und war ,,, a"üe; einer erzählte gerade eine Geschichte, da er- »et q.'; m Erstaunen aller die Glocke des Telegraphen, und WS* auf der Signalscheibe, der aufFüll Speed- hatte, rückte nachStand 69- Wa« ist los? ist z,;a durcheinander. Wieder klang die Glocke, und �eken? rückte aufStopp!- Die Maschine kam zum . i>IIe L. Schraube drehte sich nicht mehr; eine seltsame s°ust i,[m Maschinenraum ein, und das Ztttern, da« %** bZV" g°»ze Schiff aeht, hörte auf Alle sahen 'tilget..Telegraphen. Die Glocke klang wieder, und der -Half Ep��/ch:«Rückwärts, langsam,- gleich darauf nach .�Uf 3% fand der Maschinenmeister seine Stimme wieder: "»d 5.:®'st wa« passirt. Einer von euch laufe hinauf schnell Bescheid. "h'l, einer von den Heizern, mit nackten Füßen und

Deutschlands hineingebracht worden sind. Und da« ist nicht blo« sein Recht, sondern auch seine ernste Pflicht. Dies verlangt daS Volk von ihm, wenigsten« der größte Theil des Volke«, der das allgemeine gleiche Wahlrecht hochachtet als ein Palladium de« Rechte« und der Freiheit. Zedoch den Nationalliberale» gegenüber von Recht und Freiheit sprechen daS ist vergebliche Mühe, so vergeblich,

als mit dem Fingerhut das Meer ausschöpfen zu wollen. Diese Herren haben längst vor dem Liberalismus keine Achtung mehr, sonst würde« sie nicht fortwährend daS gleiche Recht attaquiren, sie haben aber noch weniger Respekt vor der deutschen Nation, sonst würden sie nicht bei jeder Gelegenheit den deutschen Reichs» tag, diesen ersten nationalen Vertretungskörper, in widerwärtigster Weise herunterzusetzen suchen. Sie sind ja bekanntlich willenlot hinter dem ReichSl kanzler hergelaufen, als derselbe im Unmuth da« partiku- laristische preußische Abgcordnetenhau« gegen den deutschen Reichstag ausspielte.--- Und in dem vorliegenden Falle, bei der Ungiltigkeit«» erklärung der Wahl des Abgeordneten Zeitz erdreisten sich die nationalliberalen Organe in Thüringen , bei einer bevor- stehenden Neuwahl der Majorttät des deutschen Reichstags die Drohung zuzuschicken, daß die nationalliberale Partei im ersten meiningischen Wahlkreise den Gegnern bei der Neuwahl gründlich zeigen würde, wa« ein solcher Wahlprotest zu bedeuten habe. So l Die ReichStagSmajoritiit hat de« Wahlprotest in der Art gewürdigt, daß eine Ungiltigkeit der Wahl auSge- sprochen wird eS sind Wahlbeeinflussungen von der siegenden Partei, der nationalliberalen vorgekommen, welche den Beschluß des Reichstages herbeiführten. Das gemrt diese Herren aber nicht, zu drohen, sie würden dasselbe Spiel noch weiter treiben. Diese freche Auflehnung gegen den Reichstag würde später der Reichstag sicherlich nochmals zurückweisen und so die nationalliberalen Wähler im ersten meiningischen Wahl- krei« schon mürbe kriegen. Und d a S ist bei Nationallibe» ralen überhaupt nicht schwer, die jetzt nur im Gefühl ihrer Ohnmacht kläffen und belfern.--- Möge der Reichstag aber fortwährend so wie in de» letzte» Jahren die W a h l f r e i h e i t schützen; er wird da­durch viele seiner Sünden wieder gut machen. Da» Geschrei der Nationalliberalen aber zeigt ihm, daß er hier die richtigen Wege wandelt. Politische Ueberstcht. Der Plan einer deutschen Ausstellung in verli« nähert sich der Verwirklichung. Unsere Anficht über die AuS-

nackten Schultern, stand am Fuß der fast senkrechten eiser- nen Leiter; auf da« Wort des Maschinisten kletterte er so flink wie ein Affe hinauf, aber er kam nicht wieder. Dan« lief ein andrer ihm nach und brachte athmenloS Bescheid von dem, was vorgefallen, und erzählte, er habe Michel in dem , das zur Rettung ausgeschickt werde. Nun stürzten alle die fortkonnten, aufS Verdeck, um zu sehen,

Boot gesehen, das zur Rettung«»«geschickt werde. n alle die fortkoi wie"eS würde. Der Obermaschinist wollte seinen Posten nicht verlasse«. Da» Umdrehen der Maschinen hatte de« Dampfer jetzt znm Stehen gebracht. Da« nächste Signal kam:Langsam," und das gute Schiff zog langsam auf seiner Spur rückwärt«. Der Kapitän, der keine« Augenblick seine TeisieSgeaen- wart verlor, hatte beim ersten Ruf, während er in den Ma- schinenraum telegraphirte, dem zweiten Offizier ein Zeichen gegeben, und dieser rief hinunter: Mann über Bord I Tretet an und setzt daS Boot au«. Die Matrosen, die gerade auf Deck waren, liefen hin, um diese» Befehl auszuführen. Ein Bootsmann und 4 Mann traten sofort zusammen, daS Boot wurde schleunigst in« Masser gelassen, und die Leute griffen zu den Rudern. Ehe es abstieß, rief der Bootsmann hinauf: Ich brauche noch einen Mann vorn! Michel der Heizer wartete auf keinen Befehl; er faßte die Taue, schwang sich über Bord und glitt in da» Vordertheil de« Boote« nieder, da« nu« sofort abstieß. In demselben Augenblick warf Frau Fairmount, die an die Seit« de» Schiffes gelaufen war, den schottischen Plaid in das Boot hinunter, auf welchem ihr Mann auf Deck gelegen hätte. Frau Fairmount war ganz ruhig, aber e« schien, al« wenn die ander» Reisenden sich scheuten ihr nahezukommen. Einige von den Damen fielen in Krämpfe. Alle andern beobachteten mit der größten Spannung den Kur« des Boote« und versuchte« das Kind und den Schwimmer weit hinten in der Ferne zwischen den Wellen herauszufinden; der Dampfer hatte noch mehr als eine Viertelmeile zurück» gelegt, ehe das Boot ihn verlasse» konnte. Die Leute im Boot ruderte» gewaltig. Die Passagiere konnten sehen, wie der Bootsmann und der Mann vorn aufstanden und in de« Wogen umherspähten, aber selbst

stellung ist unseren Lesern bekannt. Wir haben schon wieder» holt erllärt, daß Berlin längst an der Reihe sei, eine int er« nationale WeltauS st ellung herzustellen; wir haben den maßgebenden Gewalten Vorwürfe auf Vorwürfe gemacht über ihre Unterlassungssünden und erklärt, daß Deutschland , welches in militärischer Beziehung an der Spitze der Stationen steht, fich endlich auch emporraffen möge, in wirthschastllcher und künstleri!cher Hinsicht den Rang einzunehmen, der ihm ge- bührt. Dazu aber würde eine Weltausstellung in Berlin wesentlich beitragen. Wir haben auch wiederholt darauf hin» gewiesen, daß Weltausstellungen zur Versöhnung der Nationen beitrügen und daß wir ste deshalb als VölkerverbrüderungSfeste mit Freuden begrüßten. Diese unsere Ansichten haben wir nicht geändert. Da aber für jetzt an eine Welt- auSstellung in Berlin nicht zu denken ist, schon deshalb, weil 1889 in Pari» eine solche in Verbindung mit dem hundertjährigen Erinnerungstag der ersten großen französischen Revolution, welche Licht und Freiheit in wirthschaftlicher und sozialer Beziehung weit über die Grenzen Frankreichs hinaus verbreitet hat, stattfindet, so nehmen wir auch mit einer allgemeinen deutschen Kunst- und Jndustrie-AuSstellung für das Jahr 1888 in Berlin vorlieb, da wir der Meinung find, daß dieselbe immerhin eine Anregung giebt zur Förderung der wirthschaftlichen Interessen unsere« Vaterlandes. Jedes Zusammenströmen von Kräften, welche demselben Ziele zusteuern, kann nur mit Freuden degrüßt werden und wird, wenn auch vielleicht keine reichlichen, aber doch immerhin einige Früchte tragen. Außerdem ist Berlin im rapiden Aufblühen begriffen; dasselbe zu unterstützen, ist Jede» Pflicht und auch die unsere eS wäre in der That kein Unglück, wenn Berlin für Deutschland würde, waS Paris für Frankreich ist. Der Widerstand, der in Deutschland Haupt- sächlich sich gegen die deutsche Ausstellung in Berlin gebildet hat, ist durchweg ein p a r t i k u l a r i st i s ch e r, der glücklicher­weise nach und nach überwunden worden ist. WeShalb wir aber ganz besonders wünschen, daS die allgemeine deutsche Ausstellung in Berlin im Jahre 1888 glänzend und glorreich ausfallen möge, daß ist d'r Gedanke: die deusche Kunst und Jndustie wird dann mit Selbstbewußtsein auf sich blicken und alle Kraftanstrengungen machen, daß die Völker der Welt bald schon zu einer WeltauS st el- lung.zueinem friedlichen Wettkampfeinge- laden werden nach des Deutschen Reiche» Haupt st ad t. Schon deshalb drängen mir alle kleinen mit Ferngläsern vermochten sie nicht» von dem Schwimmer zu entdecken. Ein berühmter General, der ein große« Heer zum Siege geführt hatte, war an Bord; er kannte da» Ehe- paar Fairmount nicht, aber er trat jetzt auf die Frau zu, nahm den Hut ab und sagte: Gnädige Frau, Ihr Herr Gemahl thut ein edle» Werk. Solch unerschrockener Muth ist ei« großartiger Anblick. Ich hoffe, daß Sie ihn bald wiederhaben werden. Wollen Sie mtt auf die Brücke kommen, wo der Kapitän ist, und von wo Sie das Meer besser übersehen können, und wolle» Sie vielleicht mein Fernglas benutzen? O, ich danke! sagte sie. Da« will ich gern thun fall» der Kapitän e« erlaubt, setzte sie lächelnd hinzu. Aber ich glaube nicht, daß mein Mann in Gefahr ist; er ist schon oft lange im Wasser gewesen und kann auch in seinen Kleider« gut schwimme». S« ist noch hell genug, daß da« Boot ihn finden kann. Ich hoffe nur, daß er de» lieben kleine» Jungen ftüh genug eneicht. Das Boot muß bald bei ihnen sein. Der General führte Frau Fairmount auf die Brücke und sagte dem Kapitän ein Wort. Der Kapitän ttat zu ihr heran und sagte: Da« Boot ist sitzt dicht bei ihnen; ich habe ste eben vor kaum einer Minute durch mein GlaS oben auf einer Welle gesehen. Können Sie sie noch sehen? Sind sie zusammen? fragte Frau Fairmount...._.. Ja, erwiderte der Kapitän, ich glaube eS. Aber ferne Stimme klang plötzlich wie gebrochen, und er faßte Frau Fairmount« Hand. Ich beobachtete mein Kind von hier au» durch das GlaS, bis e» so tief sank, daß ich e« kaum noch sehe« konnte; und gerade al» eS unterzugehen schien, schoß Herr Fairmount über die Stelle hin, wo e« war, und ich sah an einer Handbewegung, die e, nach demSchiffe zu machte, daß er es gepackt hatte. Er wartet jetzt auf da« Boot. Wa« für ein prachtvoller Schwimmer! Ja, er schwimmt gut, versetzte die Frau. Ich freue mich daß er in der Nähe war. Ich glaube gewiß, Herr Kapitän, daß er Ihren kleinen Jungen wohlbehalten zurück-. bringen wird.