Oesterreich Ungarn.Der Handeliminister Baron von Pino hat seineEntlaffuna eingereicht. Es ist naturgemäß, so dernerkt die,,N. Fr. Pr", daß man diese Demission mit den stürmischenDebatten in Zusammenhang bringt, welche über die Borlage,betreffend die Erwerbung der Prag-Duxer und der Drix«Bodenbacher Bahn, im Adgeordnetenhause stattgefunden haben.Die Rolle, welche der Minister in dieser Angelegenheit spielte,war eine so unglückliche, seine Vertheidigung gegenüber denpersönlichen Angriffen eine so wenig befriedigende und dieHaltung der Regierung während dieser Debatte eine socharakteristische, daß ei in den Kreisen deS Parlaments unddes Handelsministeriums alS eine feststtbende Thatsache galt,die Stellung deS Freihenn von Pino sei erschüttert und seineDemission sei nur eine Frage der Zeit. Deffenungeachtet wirftei überraschend, daß die Demission deS Freiherrn von Pinokaum drei Wochen nach der Beendigung dieser Debatte imAdgeordnetenhause erfolgt, in einem Momente, wo die Frageder Dux-Bodenbacher und Prag'Duxer Bahn im Herrenhausenoch schwebt, wo die Altion bezüglich der Ausgleichs Verhand.lungen, an welchen Freiherr von Pino vermöge seines Ressortieinen wichtigen Antbeil nehmen muß, noch nicht zu Ende ge»führt ist. Die Demission deS Freiherrn von Pino im jetzigenAugenblicke wird umsomehr in Erstaunen setzen, als dadurchdie Majorität deS Abgeordnetenhauses, welche sich durch ihrVotum für ihn einsetzte, in eine peinliche Situation gebrachtwird. Wir haben bereits erwähnt, daß nach den Vorgängenim Adgeordnetenhause die Demission des Freiherrn von Pinothatsächlich bereits entschieden war, wenn auch die Anficht vor»waltete, den Wechsel im Ministerium erst zu einer späteren Zeitvorzunehmen.Eine sozialistische Demonstation fand amvorigen Sonntag Nachmittag auf dem Schmelzer Friedhof beiWien statt. Etwa 400 Eozralisten hatten sich zu dem Obeliskder Märzgefallenen begeben, wo sie Hochrufe ausbrachten. DiePoltzeikommiffare schritten ein und forderten zum Auseinander»gehen auf. Die Arbeiter leisteten Folge und zogen unter Ab»singung von sozialistischen Liedern in zwei Trupps gegenBreitensee und Ottakring ab, wo sie von Gendarmen und Po«lizisten auseinandergejagt sich in die Wirthshäuser begaben.Zwei Verhaftungen wurden vorgenommen. Die Polizei hatteZahlreiche SicherheUSwachen in Bereitschaft.Frankreich.— JnderDeputtrtenkammer sprach bei der Ver-Handlung über die Interpellation wegen der Arbeitsein»nellunginDecazevtlle Laguerre(äußerste Linke) dieHoffnung aus, die Arbeitseinstellung werde mit dem Siege dergerechten Ansprüche der Grubenarbeiter endigen. Er gab zu,daß dir Regierung da« Zerwürfniß durch eine fteimüthigerepublikanische Sprache zu vermeiden gewußt habe, ab-r ertadelte die zu großartigen militärischen Maßregeln und die un«gerechte Verurtheiluna mehrerer Grubenarbeiter; die Lage seijetzt so, daß die Regierung sofort die Bergwerksgesellschaft be»fettigen, die Gruben in Verwaltung geben oder selber die AuS»fllhrung der Konzession übernehmen müffe. Der Kriegs»minister Bo»langer entwickelte, wie er die Rolle derArmee unter den jetzigen Verhältniffen auffasse: Die Armee seiverpflichtet, das Land gegen da» Ausland zu vertbeidigen undim Innern Ruhe und Ordnung zu beschützen. Die Armee seijetzt ein Volttheer, daS nicht mebr im Dienst und Willeneines Einzigen stehe, sondern das Werkzeug des Willens Aller.Dieser Charakter der neuen Armee vereinfacht die Stellungder Regierung bedeutend; sie wolle nicht mehr die Wieder»holung von schmerzlichen Ereignissen; ein Zusammenstoßzwischen Soldaten und Arbeitern würde ein öffentlichesUnglück werden, und die Regierung habe Alles aufge»boten, um«S zu verhüten. Ein Zusammenstoß werdenicht erfolgen, dafür bürge die Mäßigung, die dem Fübrer derbewaffneten Macht empfohlen worden, und daS ZeugnißCamelinal'S selbst.(Unterbrechungen.) Camelinat freue sichüber die Herzlichkeit, die zwischen den Truppen und Ein»wohnern von Decazeville bestehe, und daS könne auch gar nichtanders sein, die Armee sei ja daS Volk:„Unsere Arbeiter, diegestern noch Soldaten waren, können keinen Groll gegen dieSoldaten vom morgigen Tage heam. Die Regierung hatkeinen Druck auf die Bergleute ausüben, sondern sie gegen sichselber und selbst gegen ihren Zom und ihre Leidenschaftenvertheidigen wollen. Es wurde behauptet, es seien so vieleSoldaten wie Arbeiter in Decazeville. DaS ist Uebertreibung,aber man sollte sich nicht darüber beschweren, denn jeder Soldattfceilt jetzt mit dem Ardeiter seine Portion Suppe und Brod."(Beifall.)Nach eingegangenen Nachrichten auS Hanoi find diezwischen den französischen und chinesischen Kommissaren be»Zügltch der Feststellung der Grenze entstandenen Schwierig.leiten beigelegt. Die chinesische Regierung hat ihren AgentenUnrecht gegeben und ist der französischen Anficht beigetreten;die Grenzabsteckungsarbeiten sollten gestern wieder aufgenommen� Aus Decazeville wird mitgetheilt, daß in einerP«iw7 Die königl. Hofschauspielerin Frl. Klara Meyer undder königl. Hofschauspieler Herr Eugen Müller haben hierzuihre liebenswürdige Mitwirkung dereitwrlligst zugesagt.,„Hamlet" von Taubstumme« aufgeführt. Eine sett»fame Thealer Vorstellung, so schreibt man aus London, fand3. d. in den Horn Affembly Rooms, in der Kennrngtonfear äs cMWSWWwäre. Die anwesendenspiel mit der größten Auf.anmmmMassenversammlung beschlossen worden ist, den Streik mit allerEnergie fortzusetzen. Die Bergleute zu Firmy werden sich denStreikenden anschließen.G r o tz b r i t a«« i e«.Eine MtnisterlrisiS ist ausgebrochen. Dieselbekann nach der„Voff. Ztg.", vielleicht noch abgewendet werden,wenn Gladstone sich entschließt, seine Plane gemäßigter zuformuliren; anderenfalls ist der Rücktritt ChamberlainS undTrevelyans unvermeidlich. Wie verlautet, soll Gladstone auchnicht auf die Unterstützung Chtlders, Harcomts und Kimder»ley's zählen können. Der(im Abendblatt angekündigte) Kabi-netSrath wurde abgesagt, um den Zusammenbruch deS Kabi-netS nicht zu beschleunigen. Chamberlain beanstandet denBodenankaussplan Gladstone'S, well derselbe den englischenSteuerzahlern ungeheure Opfer auferlegt, ferner die HerstellungdeS irischen Parlaments ohne genügende Garantten für dieenglischen Interessen. Gladstone hofft noch die Bedenken seine»surchtsamm Kollegen zu überwinden; wo nicht, so ist er, wie„Daily NewS" andeutet, fest entschloffen, sein Kabinet durchradikale Elemente zu ergänzen, sein Programm dem Parla«ment zu unterbreiten und mit demselben zu stehen oder zufallen. Bright, Cowen und Fowler würden die ausscheidendenMinister ersetzen.— Wie es heißt, sollen die EntlaffungSgesucheChamberlain'S und Trevelyan'» durch eine MUtheilung Glad-stone's im letzten Ministerrathe veranlaßt sein, nach welcher dieVerwaltung der Fond» für die Expropriation der irischenGmndeiaenthümer dem irischen Parlamente anvertraut werdensollte. Gladstone hat auf die Schreiben Chamberlain'S undTrevelyan'S, in welchen sie ihre Entlassung nachsuchen, in ver»söhnlicher Weise geantwortet und sie ersucht, eine definitiveEntschließung noch einige Tage zu verschieben, da er auf eineBeilegung der Differenzen hoffe.Der Nothschrei der Armen dauert noch immerfort. Der Mansion» House» UnterstützungSfonds geht auf dieNeige; biS jetzt find im Ganzen 69 700 P'd. Sterling eingegangen, die di» auf 2800 Pfd. Sterling verausgabt sind, ohnedaß viel Gutes mit dem Gelde gethan worden wäre, da dieErlangung von Unterstützung mit solchen Schwierigkeiten ver«knüpft war, oft noch von Empfehlungen von Geistlichen u.s.w.abhängig gemacht wurde, daß Viele den Muth verloren undnach dem ersten Versuch keinen zweiten mehr machten. DerLordmayor wird wahrscheinlich in Kurzem einen neuen Aufrufan das Publikum um»eitere milde Gaben für die Arbeitslosenerlassen. Wie unzufrieden letztere mit der bisherigen Verthei»lung der Armengelder find, geht aus der nachstehenden Reso«lution hervor, welche ein in London abgehaltenes Massen»Meeting von beschäftigungslosen Arbeitern faßte:„DiesesMeeting verzeichnet seinen entrüsteten Protest gegen den Miß-brauch, der mit dem dem Lordmayor anvertrauten Fonds fürdie wirklich beschäftigungslosen Ardeiter der Metropole getriebenwird. Der größere Theil der gezeichneten 70000 Pfd. Sterl.ist Leuten zugefallen, welche zu Empfängern des Geldes zumachen die Geber niemals beabsichtigten und die chaotischeVerwirrung wurde dadurch herbeigeführt, daß Lords und Geist-liche die sogenannte Organisation hauptsächlich leiteten. Wirhoffen, daß daS Publimm dem zweiten Aufruf nicht Folgeleisten, sondern seine Gaben an die Armenkassen der Haupt-städtischen Polizeigerichte abführen werde, damit ehrlicheArmuth schleunige Unterstützung erlangen möge." Inzwischengehören Kundgebungen der Arbeitslosen inLondon wie in dm Provinzm zur Tagesordnung. So wurdeeine Massenversammlung von beschäftigten und beschäftigungS-losen Arbeitern in London Field»(Hackney) abgehalten, welcheden Zweck hatte, zu erwägen, was zur Linderung deS Roth»tandei in den erwähnten Distrikten gethan weiden könnte.>a» Meeting faßte Resolutionen, welche die Lokalbehördenaufforderten, sofort Nothbauten wie z. B. die Errichtung ge-sunder Arbetterwohnungen in Angriff zu nehmm, und es derRegierung an'S Herz legten, sofort auf legislatorischem Wegedie tägliche Arbeitszeit in allen Industriezweigen auf achtEtundm zu beschränken, und der Extra Arbeit in Fabrikenund Werkstätten, durch welche die Zahl der Arbeitslosen ver»mehrt werde, ein Ende zu setzen. Es hattm sich etwa 4000Menschen zu der Kundgebung eingefundm, die ohne Ruhe-störung veilief. Ein Eozialistm-Meeting fand am Sonntagauch in Glasgow in Gegenwart von etwa 40000 Personmstatt, auf welchem der Sozialist BurnS aus London alS Haupt-redner austrat._R u k l a» d.Ein kaiserlicher UlaS genehmigt die Expropriationvonprivatem unbeweglichem EtgenthumzumZwecke der Errichtung von ort h o d ox en Kirch en,Friedhöfen, Pfarrhäusem, Bethäusem und Schulen in dmbaltischen Provinzen und ordnet die Ausführung derselben nacheinem heigegebenen besonderen Reglement an, wonach unterAnderem mit Wohnhäusern, Oekonomiegebäudm und Gärtenbesetzte Grundstücke, welche keinen Bestandthetl einer bäuer»lichm Arrende oder zinSpflichtigen Lande« bilden, die Expro-priation nicht unterliegen. DaS Gleiche soll bei dennicht von Bauern arrendrrten Wohn- und Oelonomiegebäudennehme sich ihrer an, um sie auS diesem jammervollen Lebm zureißen; wie gem würde sie weiter leben, aber es sei nicht mehrzu ertragen, da sie ihm, den sie so innig liebe, nicht für dasLebm angehören dürfe.„Weine nicht zu sehr um mich, meinGeliebter�, schreibt sie,„laß mich ruhig schlafen; im Himmelsehe ich auf Dich herab, dort findm wir un» wieder." Auchdie andere schreibt in ähnlicher Weise, klagt, daß ihr Ge»liebter den ganzen Abend nicht gekommen sei, und bittet ihnum Entschuldigung, daß der Brief nicht frankirt sei,aber sie habe„keine S Pfennige mehr" in ihrem Befitze. Dereine Brief schließt mit einem kurzen, anscheinend selbstver-fertigten Gedicht, der andere mit dem bekannten Verse: ESist bestimmt in Gottes Rath, daß man vom Liebstm, waS manhat, muß scheiden. Aus beiden Briefen, die voll sind vonrührenden Versicherungen ihrer Liebe zu ihren beiden Geliebten— dem Vernehmen nach find es junge Kaufleute— geht deut»lich hervor, daß die armen Mädchen von ihrem Dasein gerade»,u angeekelt waren und, der ewigen pekuniären Bedrängnisseendlich müde, den vielleicht schon oft zuvor besprochenen Plan,sich da» Leben zu nehmen, in tiefster Verzweiflung nunmehrausgeführt haben. Man fand sie in dem Durchfluthgrabenhinter der Echtemstraße, und zwar scheint dort ein Gegenstandunter dem Waffer, vielleicht der Ast eines Baumes, ihrweitere» Forttreiben verhindert zu haben. Sie hatten sich miteinem Strick zusammengebunden, an diesen einen schwerenOfenrost befestigt, und hietten sich fest umschlungen. DieNamm der Unglücklichen find: Louise Grosse aus Berlin,22 Jahre att und Marie Kühne aus Jerxheim, 20 Jahre alt.Uuglückselige That einer Mutter. Wien, den16. März. Ein tragische» Familtendrama, dessen Motto biszum Wahnsinn gestkigcrte Mutterliebe war. macht gegenwärtigin Simmering viel von sich redin. Eine Frau, welche krankdarniederlag und von dem Gedanken gequält wurde, daß ihreunmündigen Kinder im Falle de» Tode» mutterlos zurückblei-den, faßtet den schrecklichen Entschluß, vereint mit ihrenKindem zu sterben und brachte dieses Vorhaben Sonnabendzur Aussührung. Man berichtet über den erschütternden Vor-fall nachfolgende Details: Im dritten Stocke deS HauseS Nr.42 der Hauptstraße in Simmering hat Herr Leopold Stockin-ger mit der au» seiner Gattin Elisadeth und drei Kindem imAlter von sieben, fünf und zweieinhalb Jahren bestehenbenFamilie seit einer Reihe von Jahren eine bescheideneWohnung inne. Vor ungefähr drei Monaten erkranfte Elisa»beth Stockinger, eine 36jährige Frau, am Halskrebs und dieFrau wußte, daß ihr Leiden unheilbar sei. Frau Etockinger,der Fall sein, falls die Arrendatorenabtreten.dieselben nicht freiwilligBerichtiguug. In dem ersten Artikel unter„PolitischeUeberficht" in der gestrigen Nummer unserer Zeitung mußes in der zehnten Zeile von oben anstatt„mit großer Nach»ficht redigirtes Organ der Sozialdemokratie" heißen: mttgroßer Umsicht revigirteS Organ der Sozialdemokratie.P arlameutari sches.— Der Reichstagsabgeordnete Viereck hat in einer kleinenSchrift„Zur Kritik de» Dynamitgesetzes" die„Motive" zu dem Antrag der Sozialdemokraten auf AufhebungdeS Reichsgesetzes gegen den verbrecherischen und gemeingefähr»lichen Gebrauch von Sprengstoffen vertheilen lassen. Es heißtin der Einlettung: Das Reichtgesetz vom 9. Juni 1884 gegenden verbrecherischen und gemeingefährlichen Gebrauch vonSprengstoffen charakterifirt sich als ein Produkt gesetzgeberischerUebereilung. Da» Gesetz wurde zu dem Zwecke erlassen,„derin dem Mißbrauch von Sprengstoffen liegenden gemeinen Ge»fahr entgegen zu treten." Thatsächlich scheinen aber bisherFälle, in denen durch da» Gesetz Dynamitattentate verhindertworden wären, überhaupt nicht vorgekommen zu sein— wenig-sten» hat in der Oeffenttichkeit nirgends davon etwas verlautet— wogegen die Fälle, in denen durch das Gesetz der legitimeGebrauch deS Dynamits als eines für die moderne Technikgeradezu unentbehrlichen Hilfsmittels drakonischen Strafenunterstellt wurde, nachgerade eine stehende Rubrik in derTageSpreffe bilden. Eine Reihe von Zeitungsberichten girbtein bunteS Bild von den Prozeffen, die au» der PraxisdeS Dmmmitgesetzes seit etwa Jahresfrist sich ergebenhaben. Weit entfernt, ein erschöpfendes Material zu bieten,kann der Anttagsteller im Gegentbeil nur konstatiren, daß zahl-reiche Betheiligte, die dem bürgerlichen Erwerbsleben als Unter»nehmer angehören, auS zum Theil sehr naheliegenden GründenAlleS daran gesetzt haben, die Thatsache ihrer Verurtheilungnicht öffentlich bekannt werden zu lassen. In mehreren Spe»zialfällen wurde sogar die behufs Verwendung zu diesemAntrage im Reichstag nachgesuchte Mittheilung deS Aktenmaterials verweigert, da die Bettoffenen andemfalls ein ungünsti«Ses Schicksal de« von ihnen eingereichten Gnadengesuches be»irchten zu müssen glaubten.Die Arbeiterschutzkommission deS Reichstagshat aestem die Debatte über die Anttäge fottaesetzt, welche dieFestsetzung einer MaximalarbeitSzeit für verheirathete Frauenbetreffen. Ei liegen hierüber drei Anttäge vor. Der eine,vom Abg. Dr. Lieber gestellt, will nur eine sechsstündige, derandere, vom Abg. Halben eingebracht, eine achtstündige Ar-beitszeit zulaffen, während der Abg. Kalle eine Resolution be-antragt, in welcher Vre verbündeten Regierungen zu einer Vor»läge aufgefordert werden, welche die verheiratheten oder einemHauswesen vorflehenden Frauen den jugendlichen Arbeitern(von 14 bis 16 Jahren) gleichstellen. Die Debatte wurde nichtzu Ende gebracht, eine Beschlußfassung findet erst heutt statt.Der dem preußischen Abgeordnetenbause gestern zugegangeneEntwurf eineS Gesetzes, betreffend den Bau neuer Schiff»fahrtS-Kanäle und die Verbefferung vorhandener Schiff»fahtts Straßen, lautet:§ 1. Die Staatsregierung wird ermächtigt: 1) zum BaueineS SchifffahrtskanaleS von Dortmund bezw. Herne überHenrichmdurg, Münster, Bevergern und Papenburg nach derunteren Ems, einschließlich der Anlage eineS SeitentanalS ausder EmS von Oldersum nach dem Emdener Binnenhafen nebstentsprechender Erweiterung des letzteren, 2) zur Verbefferungder EchifffahrtSverbindung von der mittleren Oder nach derOberspree bei Berlin durch den unter theilweiser Benutzungdes Friedrich-Wilhelm-Kanales zu bewirkenden Neubau eineSKanaleS von Fürstenberg nach dem KerSdorfer See, durch dieRegulirung der Spree von da bis unterhalb Fürstenwalde unddurch den Neubau eines daselbst beginnenden Kanalcs bis zumSeddin-See, nach Maßgabe der von dem Minister der öffent»lichen Arbeiten festzustellenden Prospette die Summe von zu1. 53 400 000 M., zu 2. 12 600 000 M-, im Ganzen 71 000 000Mark zu verwenden.§ 2. Mit der Erbauung des im§ 1 zu Nr. 1 gedachtenSchifffahrtSkanal» ist erst vorzugehen, wenn der gesammte zumBau. einschließlich aller Nebenanlagen nach Maßgabe der vondem Minister der öffentlichen Arbeiten festzustellmden Projekteerforderliche Grund und Boden der Etaatsregierung aus In-tereffentenkreisen unentaelllich und kostenfrei zum Eigenthumüberwiesen, oder die Erstattung der sämmtlichen, staatiseitigfür dessen Beschaffung im Wege der freien Vereinbarung oderder Enteignung aufzuwendenden Kosten, einschließlich allerNebenentschädigungen für WIrthschastSerschwerniffe und sonstigeNachthefle in rechtSgiltiger Form übernommen und sicher»gestellt ist.§ 3. Der Finanzminister wird ermächtigt, zur Deckung derim 8 1 erwähnten Kosten im Wege der Anleihe eine ent»sprechmde Anzahl von Staatsschuldverschreibungen auszugeben.welche mtt inniger Liebe an ihren drei Kindern, Anna, Franzund Josef, hing, wurde trotz der Tröstungen ihres Gatten mitjedem Tage melancholischer und verzweifelter. In diesem Zu»stände faßte sie den schrecklichen Plan, ihre Kinder mit sich imTode zu vereinen. Sonnabend Abends um halb 9 Uhr,während der Gatte der Kranken noch im Dienste war, brachteElisabeth Stockinger ihr Vorhaben, mit dem sie sich wohl schonseit Langem getragen haben mochte, zur Ausführung. Siesperrte die WohnungSthüre ab, kehrte dann ins Zimmer zurückund gab ihren drei Kindern Laugenessenz zu trinken, worauf sieselbst eine beträchtliche Ouantttät dieser Flüssigkeit zu sich nahm.Durch daS schmerzvolle Stöhnen und die Jammerruse der Unglück-lichen kleinen Ge schöpfe wurdenNach barn aufmerksam gemacht undder herbeigerufene Hausbesorger sprengte unverzüglich mit einerHacke die, wie beret-S erwähnt, verschlossene WohnungSthüre.Die Eintretenden fanden Mutter und Kinder entkleidet in zweinebeneinandergestellten Betten bereits bewußtlos vor. Eswurde schleuniast der in der Nähe wohnende Arzt Dr. Schmiedrequttirt, welcher eine Laugeneffenz. Vergiftung konstatirte undden vier Personen kräftige Gegenmittel reichte. Der klein«Franz, welcher nur wenig getrunken hatte, kam bald zur Be-sinnung, indeß seine Geschwister und die Mutter trotz ärztlicherBemühung nicht zum Bewußtsein gebracht werden konnten.Auf Anordnung des Arztes wurde Elisabeth Stockingerin daS Rudolf. Spital, die drei Kleinen in das Kinderspitalgebracht. Es ist nur wenig Hoffnung vorhanden, FrauStockinger, ihre Tochter und den kleinen Josef am Leben ,uerhallen. Der unglückliche Gatte und Vater erfuhr erst spätNachts bei der Heimkehr das große Unglück, das ihn betroffenhatte.Eine Juvalideutaxe. Als im Jahre 1781 die holländi»sehen Generalstaaten ein Krieg mit England bedrohte, veröffent»lichten dreselden in nicht eben zartfühlender Weise nachstehen»den Prämientarif für die vrrwundeten Marinesvldaten. Für?.■?«ä ixr&«i.ä'äärechten Arme« allein 450 Gulden, des linken allein 350 Gul»den, beider«eine 700 Gulden, eines Beines 350 Gulden. Fürbeide Füße erboten sie sich 450 Gulden, für einen Fuß 210Gulden an Entschädigung zu zahlen.� Das moderne Ctaatsleben. Ein amerikanisches Organbttngt folgenden drasttschen Vergleich:„DaS moderne S aatsleben, st ein Orgelspiel. Die Minister spielen auf, daS Parla»ment macht den Wind dazu, und die Völker find die Bälge,die getreten werden."- Stimmt.