der vorjährigen Ablehnung nicht habe»ugemuthet werden können, ihrerseits diese Erhöhung der Einnahmen in dem EtatS> entwurf zu beantraoen. Der Kommisston sei vom Minister auch ein reiches statistisches Material übermittelt worden, auS dem fich ergebe, daß von den an der preußischen Lotterie de- theiliaten Spielern«fp. Einlegern 97 pCt. wohlhabende, gut sttuirte Leute seien, daß mithin eine unzulässtge Begünstigung der Sptelsucht im Volte in dem Antrage zu erkennen sel. Abg. v. d. R e ck beantragt, obiger Resolution folgenden Zusatz zu geben:und womöglich noch im Laufe dieser Sesfion einen Gesetzentwurf einzubringen, durch welchen die Gewährung von Tantiemen und Gewinnanthetlen für den Vertrieb von Loosen beseitigt und dem Zwischenhandel mit Loosen gesteuert wird." Abg. v. G e r l a ch(Gardelegen  ) giebt die Hoffnung noch nicht auf, daß der KommisfionSantrag wie im vorigen Jahre auch heute wieder vom Plenum verworfen werden möge. Im Jahre 1885 habe fich die Regierung dem Antrage gegenüber kühl verhallen: nicht kühlbis anS Herz hinan", sondern kühl in dem Sinne, wie ein junges Mädchen fich einem Freier gegenüber zurückhaltend und spröd< zeige, während doch ihr Herz bereits der beste Verbündete des FreierS ist.(Heiterkeit.) Für die Vermehrung werde geltend gemacht, daß man die außerpreußischen Lotterien auS Preußen oerdrängen, ihnen den unberechtigten Gewinn ablagen müffe. Man habe daS Gefühl auch innerhalb der Regierung, daß da« staatliche Lotteriesptel nicht gerade eine Sünde, aber auch nicht hübsch sei. Die Einsätze würden doch zum allergrößten Theil von den ärmeren Volkskiaffen aufgebracht; gewinne ein Wohl- habender dai oroße LooS, so müßten die Aermeren ei ihm bezahlen. Während man sonst die Staatsbürger durch Spar- lassen und so weiter von Staats- und Reichswegen einlade, einen geordneten HauShast zu führen, benutze man hier das Ansehen der Regierung, um die ärmeren Volksklaffen anzu- reizen, ihre steinen Ersparnisse zum Fenster hinauszuwerfen. (Sehr richtig!) Die Vermehrung der Loose in Preußen würde die endliche Abschaffung der Lotterie aufS Aeusterste erschweren. Abg. v. Rauchhaupt: Ich habe im vorigen Jahre gegen den Antrag votirt; heute werde ich mit einem nicht unerheblichen Theil metner lonservativen Freunde für denselben Simmrn. Diejenige Majorität deS Reichstags, welche allein urch Bewilligung neuer ReichSeinnahmen der Finanznoth der Einzelstaaten hatre abhelfen können, hat durch ihre jüngsten Beschlüsse bewiesen, daß fie dm Willen dazu nicht hat. DaS Zentrum hätte in der Monopollommisfion meiner Anficht nach den Weg andeuten müssen, auf welchem man zu den höheren Einnahmen auS dem Branntwein gelangen könnte(sehr gut! rechts); daS ist nicht der Standpunkt einer großen Partei, zu erklären, man habe fich nicht den Kopf det Finanzministers zu zerbrechen. ES bleibt uns jetzt in Folge der Taktik de« Zentrum« nur übrig, dm ersten Schritt auf dem Wege zu thun, den Staat Preußen finanziell so selbstständia wie möglich zu machen. Ich warne Sie im Interesse de« Reiche« selbst davor, noch ferner in einer Obstruktionspolitik zu ver- harren.(Große Unruhe im Zentrum und links; Rufe: Hundertmillionenfonds!) Wir brauchen die Mittel, die zur Befriedigung der preußischen Staatsbedürfniffe erforderlich find, und wir werden fie zu finden wissen.(Beifall rechts.) Abg. Meyer(Breslau  ): Im vorigen Zahre bat mir der Abg. v. Rauchhaupt vorgeworfen, daß ich mich nicht mt- fchiedm genug gegen die Lotterien ausgesprochen hätte, er wolle Tt» nicht in derselben milden Weise aussprechen. DaS ist mir sehr zu Herzen gegangen.(Heiterkeit links.) Ich habe mich bestrebt, Herrn v. Rauchhaupt nachzukommm, und nun ich die Stelle erreicht habe, ist er fort.(Heiterkeit.) Da« betrübt mich in hohem Grade. Ich würde freudiger in die'heutige Diskussion eingetreten sein, wenn ich ac fühlt hätte, daß die Hand des Herrn v. Rauckhaupt seaneno auf meinem Haupte lieg«.(Heiterkeit.) DaS Lotteiiegeto wird ebenso unnachficht« lich eingefordert und dezahtt wie eine Zwangsforderung, denn mit dem Verlust des Looses droht der Verlust deS Gewinn«, wo- möglich deS großen Looses. Dieses Geld wird nützlicheren Zwecken entzogen. Der Spieler begeht damit eine Unterschlagung gegen fich selbst. Besonder« wtderwältig ist der Schmarotzer- gewinn der Kollekteure(sehr richtig! link«), mindesten« ebenso verwerflich wie der mühelose Gewinn deS Zwischenhändler« mit Loosen, den man von jener Seite so sehr bekämpft. Da« Lotteriespiel ist aber auch der Nährboden für den allerblödesten Aberglauben. DerZEpieler tritt au« dem natürlichen Zusammen« hang oer Dinge heraus, verläßt da« Gesetz der Kausalität, der Teleologie. vertraut fich unbekannten Mächten an.(Heiterkeit.) Ich bin überzeugt, c« würde dem preußischen Staate möglich sein, wenn er emstlich wollte, die Beseitigung aller Lotterien zu bewirken; den Weg zu diesem Ziele will ich nicht verlegen. (Sehr gut! links.) Nun bat Herr v. Rauchhaupt die Frage aus dem Rahmen der sachlichm Erörterung herauSgehobenIund fich auf dm politischen Standpunkt gestellt, er will die Ver« mehrung der Lotterieloose als Ersatz de« Branntweinmonopols ansehen.(Lachen links.) DaS klingt so, alS hätten wir auf dem Stuhle de« Herrn Finanzministers Jemanden fitzen, der zu alt und krank gewordm ist, um auch nur die kleinste Steuer selbst auszudenken(Heiterkeit), der ermüdet wäre von den vielen Sleuerprojettm, mit denen wirunS beschäftigt haben. Mir verbietet die Achtung vor dem Herm Finanzminister, mir in dieser Be> zirhrng seinen Kopf zu zerbrechen.(Heiterkeit.) Ich bin fest überzeugt, eS wird dem Herrn Finanzminister nicht daran fehlen, die Zahl seiner Kinder, TabakSmonopol und Branntweinmono- pol, noch zu vermehren.(Stürmische Heiterkeit.) Wir erwarten von der Regierung, daß fie nicht nur Vorschläge mache, sondern auch geeignete Vorschläge.(Ironischer Zumf rechts: Sehr gut!) Sehr unverständlich ist mir aber vor Allem der Zu- sammenhang zwischen Monopolablehnung und Loosevermeh- rung, der auS den Ausführungen hervorleuchtet; weil es miß- lungen ist, im Reichstage einen Damm aufzuwerfm gegen die Branntweinpest, müssen wir jetzt die Pest der Lotterie aus- dchnm brlfen.(Große Heiterkeit.) DaS heißt doch wahrlich, den Teufel durch Beelzebub austreiben. Auf diesen Weg wer- den wir nicht eingehen; ich bitte Sie, den Anttag der Kom« misfion abzulehnen.(Beifall link«) Abg. Kies chke: Mir scheint die Frage ohne jede Ver- anlassung aufgebauscht und zu einer politischen bezw. Partei- Sache gemacht worden zu sein. Für mich ist in dieser Frage bestim- mend.daß verändette Umstände auch andere Motive ergedm, und die veränderten Umstände finde ich in der Wirkungslosigkeit deS von unZ erst kürzlich durch höhere Strafen verschärften Verbot«, in ftemden Lotterieen zu spielen. Die Sache liegt einfach so, daß wir zwischen den zwei Uebeln zu wählen haben: entweder zulassen, daß die Leute ihr Geld außer Land tragen, indem sie in allerhand anderen Lotterien spielen oder durch Vermehrung der Loose der preußischen Lotterie dieses Geld am Ausströmen aus dem Land« zu verhindem. Ich halte das letztere Uedel für das bei weitem geringere und deshalb stimme ich für den Antrag der Kommission._ Abg. Dr. Gneist: ES mag vom praktischen Standpunkte auS ganz richtig sein, zu sagen: so lange im Deutschen   Reiche noch andere Staatslottcrien besteben, hat Preußen durchaus keine Veranlassung, einen ideal sittlichen Standpunkt durch Aufhebung der Slaatslotterie einzunehmen, im Gegencheil hat eS ein wirthlchastlicheS Interesse, da« Geld nicht ins Ausland gehen zu lassen und für fich zu behalten. Aber so liegt die Sache doch nicht. Der Hauptgrund, der uns verhindert, dem Anttag zuzustimmen, liegt darin: wir wollen nicht, daß der Staat Unternehmer ist und den Leuten zuruft:Kommt her, det mir zu spielen." Finanzminister v. Sckolz: Bezüglich deS Kommrsston«- antrages kann ich nichts Anderes sagen, al« waS ich am 25. Februar vorigen JahreS auS demselben Anlaß bemerkte, daß nämlich die Regierung in dieser Sache die Jnittative nicht er- greifen wolle und könne und daß fie vielmehr wünsche, e« möge daS Hau« mit der Initiative vorangehen, der Beschluß desselben würde bei der Regierung Beachtung finden, und fie würde nicht anstehen, dem Antrage Folge zu geben. Dem Herrn Abg. Gneist möchte ich bemerken, er übersteht, daß der Staat gegenwärtig Unternehmer ist und Unternehmer bleiben muß bis zu der Zeit, wo vielleicht einmal die Lotterien ganz abgeschafft werden, und daß wir gar nicht daran denken wer- den, irgendeinem Anderen an Spelle   deS Staates das Lotterie' w«s«n zu übertragen. Die deutschfreifinnige Partei ist am wenig- sten berufen, die Macht de« preußischen Staate« im Reiche über seine Grenzen höher darzustellen, als fie wirklich ist. Es würde vielleicht anders sein, wenn die fteistnnige Partei fich hätte immer vom ReichSgedanken erfüllt sein lassen.(Unruhe links; Sehr wahr! recht«) Nun habe ich aber noch ein de- sonveres Interesse, mich gegen die Unterstellung zu wenden, ich würde mit Lächeln über die Kleinigkeit hinwegsehen, die Herr v. Rauchhaupt mir anbietet. Ich fühle mich ja allerdings in erster Linie als ElaatSminister und dann erst als Finanz minister, aber ich fühle mich doch auch al« Finanzministcr, und al« solcher würde ich unverantwortlich handeln, wenn ich über eine Einnahme von Millionen Mark lächeln würde. Wenn einmal einige Millionen in der Kasse liegen, so habe Ich sofort Verfügungen erlassm, die Summe zinsbar anzulegen und wenn e« 100C0 Mark Zinsen find, welche ewkommen.(Sehr gut recht«.) Abg. Cremer(Teltow  ): Die Ausführungen des Mi- nisterS deruhigen unS wenigstens über einen Punkt: er wird daS Geld annehmen.(Herterkeit.) Den Zwischenhandel bttt« ich aber jedenfalls unter die schärfste Konttole zu nehmen. Gegen Herm Meyer bemerke ich, daß man doch nicht mehr verlieren kann al« man eingesetzt hat, daß ein so geradezu philisterhafte« Spiel wie die StaatSlotterie also absolut mit den Hazardspiele« nicht in Vergleich gestellt wer- den kann. Er speziell habe noch niemals in der Lotterie ge- spielt; nur einmal habe er ein Loo« von einer Kochkunst- auSstellung geschmkt erhalten und darauf eine gepökelte Zunge gewonnen.(Große Heiterkeit.) Redner empfiehlt die Annahme de« KommisfionSanttageS, erklärt fich indeß gegen dm Zusatz v. d.Reck; ein Damm gegen den Zwischenhar.dll könne vielleicht dadurch aufgerichtet werden, daß man kleinere Antheile schafft, nicht bei den Vierteln bleibe, sondcm zu Achteln oder Zehnteln übergehe. Abg. Windthorst: Die von Herrn v. Rauchhaupt beute mtwickelte Moral ist für mich neu gewesen. Es ist eine in der That merkwürdige Erscheinung, jetzt zu sehen, wie so- wohl von der Regierung, als auS den ihr nahe stehenden Kreisen fortwährend Angriffe auf den Reichstag   gemacht wer. den.(Sehr wahr! link« und im Zentrum.) Früher war der Reichstag   Alle«, die Einzelstaaten mußten zurück- treten, e« konnte gar nicht rasch genug gehen mit der Verfolgung der unitarischm Ideen. Jetzt wird zurückgeblasm» und zwar deshalb, weil der Reichstag  sich nicht bequemen will, alle« Geld herzugeben, was man von ihm verlangt. Die Majorität dieseS Hause« trägt kein Be- denken, hundert Millionen herzuaeden, um die polnischen Gut«. befitzer auszukaufm, 200000 M. auszugeben, um über da« Maß die Fortbildungsschulen aufzubeffem, und hätte nicht der Finan«minister gezögert, so hätten wir auch schon die Vorlage, welche die Schul« in den polnischen LandeStheilen zu verstaat- lichen bezweckt. Da« alles haben Sie vorweg bewilligt, und nun kommen Sie und klagen, daß der Reichstag   die großen Bedürfnisse nicht befriedige. Sie sagen, der Reichstag   habe dai Branntweinmonopol nicht bewilligt(Ruf recht«: Leider!), ich sage nichtleider!"(Heiterkeit.) Daß der Reichstag höhere Mittel au« dem Branntwein nicht bade gewähren wollen, ist unwahr.(Ruf rechts: O nein I) Dem Reichstag   hat nichts al« daS Monopol vorgelegen, daß auch Herr v. Rauchhaupt nicht bewilligt haben würde. Dann kann er fich sehr leicht hitlherstellm und den Reichstag anklagen(Widerspruch rechts); auch die Majorität der Konservativm hätte daS Monopol verworfen! Es war ein sehr wenig glücklicher Ge- danke. daS Monopol aufzugreifen; man hätte fich von vorn- herein sagm müssen: eS ist undurchführbar.(Unruhe rechts.) Will die Regierung diese vier Millionen auS dem Beutel der Unterthancn nehmen, so hat fie die Pflicht und Aufgabe, dies selbst beim Hause zu beanttagen; so lange fie aber Anstand nimmt, die Verantwortung dafür zu übernehmen, daß fie mit der Spielsucht der Unten hanen ein Geschäft treibt, thue ich es gewiß nicht; so moralisch wie Herr von Scholz bin ick auch! (Große Heiterkeit.) Von den Bemühungen, die Aufhebung sämmtlicher Lotterien herbeizuführen, hat unS Herr v. Scholz gar nicht« berichtet; e« heißt nur, unsere Verbündeten verge- waltigen wir nicht. Nun, wa» Braunschweig   detrifft, so würde ein Schreiben des Herrn v- Scholz an den Grafen Görtz ge. nügen, um die Braunschweiger Lotterie zu beseitigen, Ich bleibe aber vor Allem dabei: ich offertre der Regierung nicht, waS fie selbst nicht verlangt.(Lebhafter Beifall im Zentrum) Minister v. Scholz: Ich bin leider von der Macht der preußischen StaatSregierung nicht so durchdrungen wie der Vorredner. Ein Schreiben des FinanzministerS von Preußen wäre ein verfehlte«, wirkungslose« Unternehmen, selbst die Geltendmachung der berechtigten Machtstellung PreußenS in Deutschland   würde eine fichere Erreichung diese» ZielS nicht verbürgen; Herr Windthorst gerade hat zur Schwächung dieser Posttion sehr viel beigetragen. Meine Worte in der gleichen Debatte des Vorjahres bat er nicht richtig aufgefaßt. Für etwa« Unmoralisches hält die StaatSregierung die Fort- sctzung und Vermehrung der Lotterie nicht, fie würde sonst dem KommisfionSantrag nicht zustimmen, auch wenn er mtt%- Majorität zum Beschluß des HauseS erhoben würde. Herr Windthorst gehörte jedenfalls bisher nicht zu der verschwindenden Minorität, die zu behaupten wagt, durch namhafte Ersparungen am Militäretat seien die Mehrdedürfnisse zu befriedigen. Sein FraVionSgenoffe». Huene hat fich im Reichstage ganz anders ausgelassen. Ich habe heute mehr als je die Ueverzeugung, daß da« Monopol nicht nur nicht undurchführbar ist, sondem auch die Hoffnung, daß Herr Windthmst noch lang« lebt, um diese Durchführdaikeit und die Einführung de« Monopols in Deutschland   zu erleben.(Heiterkeit.) Täglich mehrt fich die Zahl derjenigen, die dem Monopolgedanken zustimmen.(Abg. R i ck e r t: Hört, hört! Heiterkeit linkS.) Der nationalliberalen Resolution gegenüber habe ich nicht ein ablehnende«, sondern ein entgegenkommende« Verhalten bewiesen; ich habe fie auS> drücklich begrüßt und gemeint, an ihrer Hand sei noch«ine Unterhaltung über die anderweiten Mittel und Wege möglich. DaS wurde aber nicht beliebt, und gerade das Zentrum legte eine ablehnende Haftung an den Tag. An dm Fingerzeigen außer dem Hause fehlt eS der Regierung nickt; eS feylt ihr nur an der Jnsormation darüber, zu welchem Schritt fie eine Zustimmung deS Parlaments zu erwarten hätte, daS ist daS einzig inter« essante Moment. Damtt wäre nicht viel, aber dock etwai gr- wonnm. Viel wirklich nicht, denn dmken Sie doch daran, wie bier im Hause mit erdrückender Mehrheit die Resolutton auf Reform der direkten Steuern angenommm wurde, wie die Regierung die Resolution gewissenhaft in GesetzeSparagraphen brachte, und wie nachher aus der ganzen Sache nicht« ge- worden ist. Bleiben Sie aber bei dem reinen Achselzucken, bei der bloßm Negation stehen, so haben Sie e« fich selber zuzuschreiben, wenn wieder Projekte kommen, die dann auch sofort wieder von Ihnen für unausführbar weiden erklärt werden. DaS ist die billigste Krftik, die Jeder fich erlauben kann, der berufen wäre, an etwas Besserem mitzuwirken.(Bei- fall rechts.) Ein Schlußantrag wird hierauf angenommen. Abg. v. E y n e r n konstattrt zur Geschäftsordnung, daß ihm durch den Schluß der Debatte die Gelegenheit gmommn» sei, auf die Ausführungen de« Abg. Gneist zu erwidern. Er begreife allerdings die Ungeduld deS Hausei, mit einer De- batte zu Ende zu kommen, welche nur durch einige langaihmige Reden, die fich mit ganz anderm Gegenständen beschäftigt hättm, zu solcher Länge gediehen wäre.(Unruhe rechts; Lizepräfident von Heereman erklärt die in den letzten Worten liegende Kritik für parlamentarisch nicht zuläffig.) Der Antrag der Kommtsfion auf Verdoppelung der Lotterie- loose wird in namentlicher Abstimmung mii 19 l gegm 131 Stimmen angenommen: 2 Abgeordnete enthaften fich der Abstimmung. Die von der Kommtsfion vorgeschlagene Resolution wird unter Ablehnung des vom Abg. v. d. Reck beantragten Zu­sätze« gleichfalls angenommen. Der Rest deS LotterieetatS gelangt mit den dem Beschluß zu Titel 1 entsprechenden Modifikationen zur Annahme. ES folgt die Berathung einer Reihe einzelner Titel auS verschiedenen Etats, die zur nochmaligen Prüfung an die Budgetkommisfion verwiesen werden. Im Extraordinarium de« EtatS der Bauverwaltung werden zum Neubau der Brücke über den Vorgrabe« bei Cosel 280000 M. als 1. Rate gefordert. Die Posttion wird nach dem Vorschlage der Kommission bewilligt. Zur Erweiterung deS Archiv- und Bibliothek- aebäude« in Hannover   find als erste Rate 150 000 Mark in da« Extraordinarium d«S EtatS der Archivoerwaftung erngestellt. Die Kommission beantragt, die Forderung zu streichen. Referent Abg. F r a n ck e hebt hervor, daß die Bibliothek in Hannover   Eigenthum der welfischen Familie sei. Abg. Minnigerode deantragt an Stelle der Worte 150000 M." zu setzen120000 M.". Der Anttag der Kommission wird unter Ablehnung de« Antrages v. Mmnigerade angenommen. Um 4'/« Uhr wird die weitere Berathung vertagt blS Donnerstag 11 Uhr. Parlamentarisches. In der Arbeiterschutzkommission, in welche an Stelle der Herren Auer und P f a n n t u ch, die einen längeren Urlaub erhalten haben, die Herren Dietz und Grillenberger eingetreten find, standen am Dienstag und Mittwoch die Anttäge betreffs Einschränkung der Frauenarbeit in den Fabriken zur Diskusfion. Nach zweitägiger Debatte gelangten folgende Anttäge zur Annahme: § 136 a, I. Arbeiterinnen, welche ein HauSwesen zu be« sorgen haben, dürfen in Fabriken nicht länger al« neun Stunden täglich beschäftigt werden. Im Falle besonderer Bedürftigkeit kann die OrtSbehörde für einzelne Arbeiterinnen Ausnahmen gestatten. Arbeiterinnen, deren Kinder daS vierzehnte Lebensjahr noch nicht zurückgelegt haben, find zur Arbeit in Fabriken ortf zuzulassen, wenn fie der OrtSbehörde den Nachweis liefern, daß diese Kinder während der Arbeitszeit der Mutter unter Auf­ficht erwachsener Personen stehen. Am Donnerstag gelangen die Anträge betrrffs deS Verbot« der Nacht« refp. Sonntag«- arbeit für jugendliche Arbeiter und Flauen zur Vtthandlung. Anträge dazu find von allen Parteien eingelaufen. Lokales. Der a« 1. f. M. beginnende Umzug muß nach Mit- theilung der Polizeibehörde bei kleinen, auS höchstens 2 Zim- mein nebst Zubehör bestehenden Wohnungen an demselben Tage, bei mittteren, auS 34 Zimmern nebst Zubehör be- stehenden Wohnungen am 2. k. M-, Mittags 12 Uhr, bei großen Wohnungen am 3. k. M. beendigt sein. Die Eröffnung der städtischen Markthalle« und die damit verbundene Aushebung der Wochenmärkle wird von vielen je eher, je lieber herbeigewünscht, während andere wieder den diesbezüglichen Termin je länger, je lieber, womöglich für alle Zeiten hinausgeschoben wissen möchten. Zu diesen letzteren gehören in erster Reihe die Inhaber der in unmittelbarer Nähe der Houptmärkte gelegenen RestaurationSIokale, für welche der rege Marktverkehr die Grundlage ihrer Existenz bildet. Wer einmal Gelegenheit gehabt hat, an einem Markttage ein solche» RestaurationSlokal zu besuchen, der wird eS begreiflich finden» daß diese Restaurareure nicht mit Frohlocken der Aufhebung der Märkte entgegensehen, denn diese bilden die Quelle, au« der ihnen reiche Einnahmen zufließen. Alle die Martthändler, die sich von nah und fern, zum Theil schon in frühester Morgenstunde zusammenfinden, benützen mit Vorliebe diese Lokale zur Befriedigung ihrer unabweislichen leiblichen Be- dürfnisse. Der Besuch an den Markttagen ist daher ein ganj enormer, der glückliche Wtrth mit seinen Helfern hat vollauf alle Hände voll zu thun, um allen Anforderungen seiner Gäste zu genügen nnd Küche und Keller vermögen oftmals nicht, der Nachfrage zu entsprechen; die Berge von warmen Würsten, die Eisbeine, die MittaoSportionen gehen nicht selten schon vor der Zeit zu Ende. Die Pfropfen der Weißbieikruken knallen unaufhörlich, eine Vierteltonne nach der anderen wird aufgelegt, und in daS chaotische Elimmengewrrr, in das Geklapper der Gläser und Teller mischen fich wohl auS die schmelzenden Akkorde einerfliegenden" Kapelle und ver- leihen dem Ganzen einen romantischen Anstrich. Ein solcher Markttag ist zwar ein anstrengender Arbeitstag, aber auch ei» reicher Emtetag für die Wirthe. Mit Befriedigung können si* am nächsten Tage der Ruhe pflegen und Tags darauf m» froher Zuverficht ihre Vorbereitungen treffen für den kommenden Markttag. Zwei solche Tage in der Woche, daS genügt! dem Aufhören der offenen Märkte versiegen natürlich auch reichen Einnahmequellen und«S ist begreiflich, daß fich diel' Gastwirthe nicht für die Markthallen vegeistern können. De  » ganze Verkehr rvird fich fortan hauptsächlich im Innern de» Mark hallen und der dort befindlichen Restaurationen konzen- triren, für die äußeren Restaurateure dagegen, im Vergleich 8» jetzt, nur wenig übrig bleiben. Die AnSlegung der Gesetze durch gelehrte Rtchte* führt mitunter zu Ergebnissen, an die der phantastereichste nicht denken würde, so lange ihm die Geheimnisse der real» wissenschaftlichen Ausleoungskunst fremd finv. In einem Nachbarstädtchen von Berlin  , dessen Umgegend wegen ihre» Wilvreichthums von den Berliner   Sonntagsjägern vielfa« heimgesucht wird man sagt boshafter Weise, die Hase» wären dort infolge dessen schon ganz zahm geworden Mr nach einem solchen fidelen Jagdtage ein dortiger Vorwerksv� fitzer ein Reh auf seinem Grund und Boden, dem zwei Law zerschossen waren. DaS Thier war jedenfalls noch eine Stre» weit gelaufen, dadurch dm Augen der Jäger mtschwunvm und wurde nun in diesem ttaurigen Zustande von dem"K fitzer auf seinem Giund und Boden gefunden. Mehr a» Mitleid mit dem armen Thier«, alS auS Habsucht tödtete dasselbe, da er kein Schießgewehr zur Hand van»- in allerding« wenig waidmänntscher Weise durch mtt der Axt und verwendete den Körper Thiere« für sich, machte auch von dem ganzen BMI kein Hehl und erzählte davon seinen Nachbaren, von den fast Jeder eine ähnliche Geschichte zum Besten gab, bei der,. Pointe dann immer auf die Schteßfettigkeit der Berliner   Ja« gelegt wurde. So sprach fich die Sache hemm und der AM'- nicht wenig erstaunt, plötzlich eine Anklage wegen�un<. war Pointe dann immer auf die Schteßfettigkeit der Berliner   0« sprach fich die Sache hemm und der Ma- _'staunt, plötzlich eine Anklage wegen un. fugter Ausübung der Jagd zu erhalten. Er verlheioigte P* so gut er und sein Rechtsanwalt es konnten; vergeblich, einigen Tagen ist ihm die höchstinstanzltche Entscheidung J{ gestellt, wonach wegen unbefugter Ausübung der Jagd