tommiffar Meyer hat unter dem Eindrud jenes Verweises gehandelt, den er anläßlich der Döll'schen Beerdigung erhalten bat. Allein andererseits ist doch zu erwägen, daß Polizei tommiffar Meyer seit ftebzehn Jahren im Amte ist, er die Tragweite seiner Befehle übersehen mußte und ist es nur einem besonders glücklichen Umftande zu danken, daß nicht tödtliche Verlegungen vorgekommen find. Polizeikommiffar Meyer hätte fich in diesem Falle wegen eines ganz anderen Delifts zu verantworten. Allein, Polizeikommissar Meyer mußte wiffen, daß angesichts der Gespanntheit, die zwischen den Schußleuten und den Sozialdemokraten herrschte, es den Schuß Teuten eine reine Wolluft sein würde, wenn ihnen der Befehl gegeben wäre, die Sozialdemokraten mit der Waffe wegzu Drängen. Angesichts dieser Sachlage erachte ich es nicht für angänglich, die geringfte Strafe gegen den Angeklagten Meyer in Anwendung zu bringen. Ebenso halte ich eine höhere Strafe gegen die angeflagten Schußleute für geboten. Ganz besonders rechtfertigt fich eine höhere Strafe bei dem Angeklagten Wing. leit, der notorisch eine ganze Reihe wehrloser Leute mißhandelt La und verlegt hat.
Vertheidiger Rechtsanwalt Dr. Meyer für den Angeklagten Meyer: Ich bin entfernt, einer Polizeiwillfür irgendwie das Wort zu reden. Wenn ich trozdem die Bertheidigung für Herrn Polizeikommiffar Meyer übernommen habe, so habe ich es gethan, weil ich von der Unschuld dieses Mannes, der fich in den weitesten Kreisen der größten Achtung erfreut, überzeugt bin. Ich bin der Ueberzeugung, daß angesichts der großen Erregung, die die Affäre nicht nur in unserer Stadt, fondern ouch in ganz Deutschland , ja sogar im Auslande her vorgerufen hat, sämmtliche Beugen unter dem Eindruck dieser Erregung ihre Aussagen abgegeben haben. Ich nehme hiervon selbst die Herren Polizeirath von Hale und Polizeibirektor Langer nicht aus. Außerdem bin ich der Meinung, Der ganze Vorgang entwidelte fich mit solcher Schnelligkeit, daß die Beugen taum die Einzelbetten heute noch genau an zugeben vermögen. Die hier aufgetretenen Sozialdemokraten faben selbstverständlich die Sache vom einseitigen Standpunkte an, während die hier als Zeugen vernommenen Schußleute die Befürchtung hegen mußten, fie haben fich durch ihr Vorgeben einer ftrafbaren Handlung schuldig gemacht. Es ist doch sehr eigenthümlich, daß der einzige Beuge, ber jest nicht mehr Schußmann ist, der Beuge Böse, befundet hat, Polizeifommiffar Meyer habe gesagt: Nur wenn den Schugleuten Widerstand entgegengesezt wird, sollen fie von der Waffe Gebrauch machen Daß der Leichenzug ein demonstrativer war, steht feft, ebenso daß die Bugtheilnehmer den Befehlen des Kommiffars Wider ftand entgegenfesten und tros seines Verbotes Reden hielten. Ferner ist aus dem Umftande der schnellen Räumung des Friedhofs zu schließen, daß die Menge sehr wohl in der Lage war, der Aufforderung des Polizeikommiffar Meyer Folge zu leiften. Das Gefes giebt einem Kommandeur das Recht, wenn feiner dreimaligen Aufforderung nicht Folge gegeben wird, zur Gewalt zu schreiten. Nun wird eingewendet: Es wurde nur pafftver Widerstand entgegengesezt. Ich bestreite das. Ich behaupte: Es war zwar fein thätlicher, aber ein attiver Widerstand, den die Menge entgegensette. Hätten die Schußleute die Menge mit den Händen zurüdgedrängt, dann wäre es augenscheinlich zu einem Busammenstoß gelommen; die Menge räumte aber Den Friedhof, da fte die Waffe fürchtete. Diese meine Bes hauptung wird durch solgende Rede des Reichstagsabgeordneten Frohme bestätigt, die derselbe am 18. Februar d. J. im Reichs tage gebalten hat: Die Frankfurter Friedhofs- Affäre sollte au Material zur Verhängung des tleinen Belagerungszustandes über Frankfurt Veranlassung geben. Ein Busammenstoß ist je #doch unterblieben, da bas Einbauen der Schußleute mit der Waffe der Menge teine Beit zum Sammeln ließ." Meine Herren: Hieraus geht doch deutlich hervor, daß, hätte mein Klient die Menge nicht sofort mit dem Säbel auseinanderfreiben laffen, es vielleicht zu einem blutigen Zusammen stoß zwischen der Polizei und der Menge gekommen wäre. Das war zweifellos meinem Klienten bekannt, denn er ist Mein Mann, der in solchen Dingen wohl einer der Kompe tentesten in Frankfurt ist und dem wir es vielleicht zu vers banten haben, daß unserer Stadt die Schande eines blutigen Busammenstoßes zwischen der Polizei und einem Theile der Bevölkerung erspart geblieben ist. Ich halte sonach meinen Klienten aus moralischen und juridischen Gründen für nichtschuldig. Von welcher Seite man auch die Affäre beurtheilen mag, so viel steht fest, eine spätere Beit, in welcher vielleicht die politischen Barteigegensäge nicht so schroff sein werden, wird die Schuld an diesen bellagenswerthen Vor gängen an die Rockschöße der Sozialdemokratie hängen. Ich fann mir ja denten, daß den Sozialdemokraten das Sozialisten gefet sehr unangenehm ist. Allein, ihre Pflicht wäre es ge wesen, fich der Autorität eines einmal bestehenden Gesetzes zu unterwerfen und nicht jede Gelegenheit zu benügen, um das felbe illusorisch zu machen. Meine Herren, mag Jhr Spruch ausfallen, wie er wolle, er wird jedenfalls für die Geschichte unserer Stadt, unseres Vaterlandes und der sozialen Bewegung ven großer Bedeutung sein. Im Interesse der Gerechtigkeit muß jedoch Ihr Urtheil auf Freisprechung lauten.
Berth. Rechtsanwalt Dr. Geiger für Wingleit, Hohmann und Schweiger führt in längerer Rede aus, daß die Handlungen des Wingleit wohl erwiesen und feineswegs zu billigen feilen, allein er habe jedenfalls geglaubt, dem Befehle des Bolizeitommiffar Meyer zu entsprechen, mithin habe ihm der Dolus gefehlt. Das, was den Angeklagten Hohmann und Schweiger zur Laft gelegt werde, sei nicht genügend erwiesen. Nehme man aber das Gegentheil an, dann haben dieselben doch ebenfalls nicht bolose gehandelt. Die Schugleute fonnten den Befehl des Polizeitommiffar Meyer nicht anders verstehen, als daß fie auf alle Leute, auch auf die Flüchtenden mit dem Sabel einbauen sollten. Die Flüchtenden hätten ja jebe Mi _nute wieder umlehren und fich sammeln fönnen. beantrage aus allen diesen Gründen die Freisprechung seiner Drei Klienten.
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Bertheidiger Rechtsanwalt Dr. Eppftein für Leyendecker: Die Beugenaussagen bezüglich der dem Angeklagten Leyendecker zur Laft gelegten Handlung seien derartig widersprechende ge wefen, daß die Schuld Leyendecker's durchaus nicht erwiesen fel. Angesichts der großen Aufregung und Schnelligkeit, mit der die Affäre vor fich gegangen, set auch nicht anzunehmen, baß die Beugen fich auf alle Einzelheiten erinnern lönnen. Es tomme hinzu, daß Leyendecker schwerhörig sei und daß in einer Versammlung unter freiem Himmel eine Verständigung viel schwerer, als in einer solchen in geschloffenem Raume set. Aus diesen Gründen beantrage er die Freisprechung seines Klienten.
Nach lurzer Replit des Staatsanwalts Dr. Gorban nimmt das Wort der Nebentläger, Rechtsanwalt Dr. Holdheim: Der Herr Staatsanwalt sowohl als auch der Herr Vertheidiger des Bolizeikommiffar Meyer schoben die Schuld an den traurigen Richtiger hätten fte ge Vorgängen der Sozialdemokratie zu. than, wenn fie gefagt hätten: Die Schuld trägt das Sozia liftengeset Gebe es tein Sozialistengeset, dann wäre die Affäre auch jedenfalls nicht vorgekommen. Was haben Denn die Sozialdemokraten gethan Sie haben einem threr Benoffen, der für die Parteigrundsäge getämpft, bas legte Geleit gegeben. Das war einfach ihre Pflicht und Schuldigkeit, ein einfacher Aft der Pietät, den andere Barteien jedenfalls nicht unterlassen würden. Nun wird es den Sozial demokraten übel angerechnet, daß fie tothe Abzeichen getragen haben. Das ist verboten, sagte der Herr Staatsanwalt. Der Herr Staatsanwalt hat uns nur nicht gesagt, nach welchem Besete das verboten ist. Bur Sache selbst bemerke ich, daß Herr Polizeikommiffar Meyer fich zu dem Ober- Rommando flets gedrängt hat. Es ist nicht der geringste Beweis erbracht, Daß irgendwelche Veranlassung vorgelegen hat, die Menge mit
der Waffe auseinanderzutreiben. Eine Beerdigung, an der fich| 3-400 oder auch noch mehr Menschen betheiligen, ist noch teine Demonftration, und doch auch deshalb nicht, weil die Bugtheilnehmer rothe Abzeichen im Knopfloch getragen und Kränze mit rothen Schleifen auf das Grab niedergelegt haben. Wenn eine Demonftration vorhanden war, fo lann fie höchftens darin bestehen, daß 38 Schußleute au Fuß baß 38 Schußleute zu Fuß und 5 Schußleute zu Pferde zur Aufrechterhaltung der Die durch nichts bewiesene Ordnung aufgeboten waren. Annahme, ohne das Einhauen wäre es zu einem Bus sammenstoß gekommen, kann doch den Angeflagten nicht ent laften. Ebensowenig fann ich der Auffaffung meines Kollegen Geiger beitreten, daß die Schußleute für ihre Handlungen nicht verantwortlich seien. Es ist gefagt worden: die in Handlung des Polizeikommiffar Meyer ist deshalb milderem Lichte zu beurtheilen, weil er fich in dem Kampfe mit den Sozialdemokraten befunden hat. Ich bin der Meinung: Gerade gegenüber den Sozialdemokraten, die ohnehin unter der Herrschaft eines Ausnahme Gefeßes stehen, dürfen Uebergriffe von den Beamten nicht geduldet werden.
Erfter Staatsanwalt Dr. Ubles: Ech muß zunächst die Angriffe des Herrn Rechtsanwalt Dr. Eppstein zurüdweisen, daß Stromer, Zuhälter u. f. w. milder behandelt werden, als Sozialdemokraten. Ich, der ich an der Spige der hiesigen Staatsanwaltschaft stehe, muß diesen Vorwurf als unwahrheit bezeichnen. Die hiesige Staatsanwaltschaft ist entfernt, mit zweierlei Maß zu meffen. Herrn Rechtsanwalt Dr. Holdheim bemerke ich: Wenn man den Kern aus der Beerdigung bemerte ich: Wenn man den Kern aus der Beerdigung herausschält, dann hat man es ausschließlich mit einer fozialdemokratischen Demonftration zu thun, mit einer fozial demokratischen Demonstration mit rothen Schleifen, rothen Blumen, Verhöhnungen der Schußleute, sozialdemokratischen Neden und paffiven und zum Theil auch thätlichem Wider ftande. Die dabei vorgekommenen Verlegungen und Ueber griffe der Beamten find zu bellagen, aus diesem Grunde ist auch die Anklage erhoben worden.
Nebenkläger Rechtsanwalt Dr. Eppftein: Ich war ent fernt, der töniglichen Staatsanwaltschaft irgend einen Vorwurf zu machen, ich habe lediglich gesagt, zum mindesten aber fagen wollen: die Polizei würde felbft Stromern, Buhältern und sonstigem Gefindel gegenüber nicht immer gleich von der blanken Waffe Gebrauch machen. Nach noch furzen Repliten blanken Waffe Gebrauch machen. Nach noch furzen Repliten und Dupliten bemerkt der Angeklagte Meyer: Ich bedauere die Vorkommnisse, ich vermochte jedoch, dem Befehle meiner vorgefeßten Behörde gemäß, nicht anders zu handeln. Ich persönlich habe lediglich meinen Degen gezogen, ohne Jemanden zu schlagen. Hätten die Schußleute meinen Befehl richtig ver ftanden und dasselbe gethan, dann wäre jedenfalls nichts paffirt. Jeder Schußmann hat seine Instruktion, ich fann des halb für die Handlungen derselben nicht verantwortlich gemacht werden. Das Bedauerliche an der ganzen Sache ist, daß mir nicht ruhige und besonnene Schußleute zur Seite gegeben waren. Ich hatte lediglich Schußleute zur Verfügung, die laum vom Militär entlassen waren und auf den Befehl Bur Waffe" ohne Weiteres losschlugen, ohne auf meinen sofortigen Einhaltsbefehl zu achten. Ich bitte den hohen Gerichtshof um meine Freisprechung. Die übrigen Angeklagten bitten ebenfalls um Freisprechung.
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Hierauf sieht sich der Gerichtshof um 4% Uhr Nachmittags zur Berathung zurüd.
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Aus der Maschinenindustrie von Buckau ( bet Magde burg) erschallen die lebhaftesten Alagen über den beispiellos schlechten Geschäftsgang. Während bisher, nach der Bolts zeitung", bloß die für Buckerfabriken thätigen Maschinen und Dampfteffel- Armaturen Fabriken unter dem Drude der in der Buderindustrie eingetretenen Verhältnisse zu leiden hatten, find nach und nach auch andere Fabrilen von empfindlichen Stodun gen im Betriebe betroffen worden. Die älteste Maschinen fabrit des Drtes, die Maschinenfabrik Buckau, früher Ham beschäf burg - Magdeburger Dampfschifffahrts- Kompagnie tigt heute nur noch ca. 10 Prozent ihres früheren Arbeiterftandes. Um eine Entlastung des General- Unloften Kontos dieser Fabrit zu bewirken, hat man zu dem Mittel Buflucht genommen, die Gehälter aller Angestellten um ein Drittel herunter zu feßen. Eine andere bedeus tende Maschinenfabrik und Eisengießerei des Ortes, welche in Folge ihrer Spezialität bisher recht gut mit Arbeitern be fegt war, geht auch jest mit Arbeiterentlassungen vor. es nun für einheimische Arbeiter schon sehr schwer, hier Arbeit zu erhalten, weil fast alle Fabriten und gewerblichen Unternehmen unter dem Drude der traurigen wirthschaftlichen Lage zu leiden haben, so hat es hier allgemein überrascht unb verstimmt, daß beschäftigungslose Arbeiter aus ben töniglichen Eisenbahnwertstätten Potsdam hierher gewiesen find, um hier bei der Bahn be schäftigt zu werden. In Folge dieser Hinweisung haben fich in legter Beit entlaffene Schloffer und Dreher aus Potsdam hier eingefunden, glaubend, daß fie hier in den Bahnhofswer ftätten, welche belanntlich im letzten Jahre wesentlich vergrößert find, in ihrem Beruf Beschäftigung finden würden. Diese armen Leute find aber sehr enttäuscht worden; Arbeit ist denselben allerdings in Aussicht gestellt, aber nicht in ihrem Berufe, son dern als Erdarbeiter mit einem Verdienfte von M. 1,75 den Tag. Für einen solchen Lohnfaz tann hier aber bei unseren theuren Verhältnissen lein rechtschaffener Mann bestehen, au mal, wenn er bisher andere Stellungen eingenommen und jest zur Erbfarre greifen soll. Wir glauben, daß die Herren, welche Die Arbeiter von Potsdam hier nach Budau geschickt, gut ge than hätten, einem Jeden zu sagen, welche Beschäftigung hier vorliegt, statt die Leute mit Hoffnungen in die Welt ziehen zu laffen, die nicht erfüllt werden können.
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In den fächfifchen und böhmischen Gebirgen ist bie Noth sehr groß, da die armen Leute des hohen Schnees halber nicht einmal in den Wald zum Holzsammeln geben tönnen. Die Arbeit stodt überall und wo noch welche vorhanden if da lommt es vor, daß die Arbeiter der gewaltigen Schneemaffen wegen nicht aus ihren Ortschaften fort lönnen, um die fertigen Waaren abzuliefern und Rohmaterial fich zu holen. Man befürchtet nunmehr auch bei plöglichem Thauwetter Wafers flürze und Hochfluthen, welche den Ländereien großen Schaden zufügen dürften.
Aus Mühlhausen in Thüringen wird geschrieben: Die Inhaber einer hiesigen Färberei waren beschuldigt, iugend liche Arbeiter unter 16 Jahren länger als 10 Stunden und über 8, Uhr Abends hinaus in ihrer Färberet beschäf tigt zu haben, und wurden von hiesiger Straflammer auf Grund der§§ 135 und 136 der Gewerbe Drdnung zu einer Geldstrafe von je 200 m. beam. für je 10 M. ein Lag Gefäng nig verurtheilt.
Die weftfälische Steinkohlenindustrie ist, wie ber Berl. Börs. 8tg." aus Dortmund geschrieben wird, von einer neuen schweren Salamitat bedroht. Der Norddeutsche Lloyd in Bremen , welcher seit fünfundzwanzig Jahren nur westfäll fche Kohlen zum Heizen seiner Dampfer verwandte, steht im Begriff, seinen Bedarf an Brennmaterial wieder aus England au bezieben, da die einheimische Roble durch die zu hobe Bahnfracht sich gegen das englische Brodutt zu theuer ftellt. Der Abschluß eines großen Quantums bei englischen Roblen händlern steht unmittelbar bevor, und es unterliegt wohl leis nem Bweifel, daß der Norddeutsche Lloyd auch fernerhin mit englischen Kohlen fahren wird, wenn die Verhältnifie fich nicht bald ändern und die Bahnverwaltungen fich nicht zu bet längst vergeblich angestrebten Ermäßigung ihrer Frachten ent schließen. Welcher Schlag dies für die westfälischen Gruben und Grubenarbeiter sein würde, liegt auf der Hand; der Ber brauch des Lloyd beziffert fich im Jahr auf nicht weniger als 200 000 Zons , und feinem Vorgange werden bald die übrigen Dampfer- Gesellschaften folgen.
Gegen 6% Uhr Abends lehrte der Gerichtshof zurück. Unter gespanntester Aufmerksamkeit des überfüllten Audito riums verkündet der Präsident, Landgerichts- Direktor Dr. Körner: Der Gerichtshof hat für Recht erkannt, daß die Angeflagten, Polizeikommiffar Meyer und die Schußleute Wing leit, Hohmann und Schweiger der Verlegung des§ 340 des Strafgesetzbuches, der Schneider Leyendeder der Verlegung des § 17 bes Gefeßes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen Der Sozialdemokratie von 1878 für schuldig zu erachten und deshalb Meyer mit 3 Monaten Gefängniß, Wingleit mit 2 Monaten Gefängniß, Hohmann mit 1 Monat Gefängniß, Echweiger mit 14 Tagen Gefängniß und Leydendecker mit 1 Monat Gefängniß zu bestrafen und den Angeklagten die Roften des Verfahrens einschließlich der Kosten der Rebentläger aufzuerlegen find. Der Angeklagte Meyer tann sich nicht auf den Befehl seiner vorgesezten Be hörde berufen. In dem Befehl war gefagt: er folle die Menge hörde berufen. In dem Befehl war gefagt: er folle die Menge im äußersten Falle mit Gewalt auseinandertreiben lassen. Der Angeklagte hätte barnach andere Gewaltmittel wie Burüdoräne aber gen mit den Händen versuchen sollen. Wenn er sagt, er be fürchtete, daß es alsdann zu einem Zusammenstoß gekommen wäre, so tann ihn dies nicht entlaften. Er war jedenfalls nicht berechtigt, mit der Waffe vorgehen zu lassen, und zwar hätte er dies um so weniger thun dürfen, da, wie er selbst sagt, er es mit jungen unbesonnenen Schutleuten zu thun hatte. Milbernde Umstände konnten dem Angeklagten nicht zugebilligt werden, da ber an die Schugleute gegebene Befehl in wont überlegter war und die Verlegungen ziemlich arge gewesen find. Einer der Verlegten ist sogar von den Krämpfen befallen worden. Anderntheils ift erwogen worden, daß der Angeklagte Meyer den Erzeß nicht gewollt hat und zu solchen Ausschreitungen nicht geneigt ist. Im Uebrigen ist nicht zu verkennen, daß er unter dem Druck der Verhältnisse gehandelt verkennen, daß er unter dem Druck der Verhältnisse gehandelt bat. Deshalb ist über das niedrigfte Strafmaß nicht hinaus. gegangen worden. Gegen die übrigen Angeklagten ist das Urtheil angesichts der obwaltenden Verhältnisse bemessen wor Den. ben. Danach schließt die Sigung 6% Uhr Abends.
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Soziales und Arbeiterbewegung.
doch in der beften aller Welten".
Die Nothlage wird überall größer. So haben auch in Schönebed bet Magdeburg einige Bürger die Summe von 600 Mart zusammengebracht, damit diejenigen Einwohner, welche arbeitslos find, zur Bestreitung der nothwendigsten Lebensmittel und der Feuerung Unterstügung erhalten.
Die Löhne auf den Werften au Rostod find gegen wärtig recht niedrig. Die Schmiede, Maschinenbauer un Eisendreher erhalten 24 Bf. pro Stunde, die Schiffszimmerer 25 Pf. und die übrigen Werftarbeiter erhalten 18 bis 19 f. pro Stunde. Den Tag über wird 10 bis 11 Stunden ge
arbeitet.
Wie entwickelt das Klaffengefühl der amerikanischen Arbeiter ist, das beweisen ihre musterhaft und mit feltenem Opfermuth durchgeführten Streils. Die Anzahl der gegen Opfermuth durchgeführten Streits. wärtig in den Vereinigten Staaten von Amerila Streifenden wird von Bradstreets Journal" wie folgt veranschlagt: in Bennsylvanien, Maryland und Dhio 21 480 Grubenarbeiter; in New- England 9960 Schuhmacher, Arbeiter in Textilfabriken und Metallarbeiter; weftlich vom Alleghany- Bebirge 4000 Nagelschmiede. Diese, zusammen mit einigen fleineren Gruppen,
warnen hiermit alle Mechaniker, fich nicht durch Inserate nach bier loden au laffen, indem wir bereits über 40 arbeitslose Kollegen hier am Drte haben und die Arbeitszeit auf ein
An die Mechaniter Deutschlands . Kollegen! Wir gemeinsam ihre gerechten Ansprüche gegen das Kapital ver
fechten. Im Dezember 1884 batten nur 18 000 Mann bie Arbeit niedergelegt, damals noch dazu nur zu dem Bwed, Lohnherabsetzungen zu verhindern. Jest wollen die Arbeiter Minimum reduzirt worden ist, sodaß eine menschenwürdige theils erhöhte Löhne, theils die Gewährung anderer Forderun
Existenz unmöglich ist. Wir bitten den Zuzug nach hier fireng fernzuhalten. Näherer Bericht folgt. Die Mechaniter Stuttgarts .
Die Handelsmühle Krietsch in Wurzen , das größte derartige Institut in Deutschland , hat seine Insolvenz erklärt.
gen der Bewertvereine erzwingen. Außer den vorstehend ge nannten Arbeitertlaffen find auch die Angestellten und Arbeiter verschiedener Pferde- und Eisenbahnen in Lohnlämpfe ver
widelt.
Der große Streit auf den Gould'schen südwestlichen Bahn linien dauert fort, aber aus St. Louis wird der Beginn von Belannt war das Geschäft in allen Ländern der Welt durch Unterhandlungen wegen eines Ausgleichs gemeldet, worin der
fandte. Die Arbeiter und besonders die Arbeiterinnen wurden bei hohen Anforderungen nicht sonderlich gut gelohnt.
Die bei der Pferdebahn in Cincinnati Angeftellten, etwa Der Befizer hatte sich luxuriöse Baläste gebaut. Die Baffiven arbeit verlangt und stellten schließlich am 13. März ihre Thätig sollen bedeutend sein. Kommt tein Arrangement au Stande, teit ein, so daß sämmtliche Pferdebahnen außer Betrieb waren.
Dann werden an 1000 Arbeiter brodlos.
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nahmen thre Thätigkeit wiederum auf. Auch in Toronto wenigstens einen anständigen Vergleich erstelte.
Wäschefabrikation und Konfektionsbranche, sowie über den Ber -( Kanada ) hat das Personal der Pferdebahnen gestreift, bis es
lauf oder die Lieferung von Arbeitsmaterial seitens der Arbeit geber an die Arbeiterinnen hat das Präsidium der Handels fammer zu Blauen im Voigtlande eingehende Er mittelungen bei Arbeitern und Arbeitgebern der Konfettion, Wäschefabrikation, but und Hutstoffnäherei und Korsettfabri lation angestellt und dieselben dem sächsischen Ministerium bereits zugeschickt. Sie ergeben einen fortwährenden Rüdgang des Verdienste 3 der im Wäsche und Kon feltionsgeschäft beschäftigten Arbeiterinnen. In Plauen bat bas statte Angebot von Arbeiterinnen die Folge gehabt, daß der Wochenverdienst von 15 M., den früher eine geschickte und Eine fleißige Arbeiterin erzielte, auf 5-10. gefunten ist. gefchickte und fleißige Arbeiterin einen Wochenlohn von 5 M.! Ein Bwanzigmartstud die Einnahme eines ganzen Monats! wie mögen diese armen Weiber und Mädchen leben oder viel mehr hinstechen!
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Briefkasten der Redaktion.
N. Charlottenburg. Schreiben Sie die Berichte fünftig nur auf einer Seite des Papiers, da wir fie sonst nicht auf G. 2. 86. Senden Sie uns den Beitungsausschnitt
nehmen fönnen.
au, wir haben die Notis nicht finden können.
16. S. 10. Die Adresse des Herrn ift Landsbergerftr. 32. 8. 25. Warten Sie erft die Entscheidung der dritten Jn
ftans ab.
iR. in M. Die ganzen rädständigen Steuern tönnen auf einmal eingefordert und event. beigetrieben werden, auch wenn Sie zur Bahlung der einzelnen Steuerraten vorher nicht auf
gefordert waren.
Berantwortlicher Rebatteur N. Gronheim in Bezlir. Trud und Berlag von Mar Bading in Berlin SW., Beuthstraße 2.
Gierzu eine Beilage
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