bahren des Geheimpolizisten Thring gemacht und darauf fol genden Bescheid erhalten:

Berlin , den 16. März 1886.

Auf die Anzeige vom 20. Februar d. J. gegen den Schut mann Shring benachrichtige ich Ew. Wohlgeboren ergebenst, daß ich nicht in der Lage bin, strafrechtlich einzuschreiten.

Joring ift im vergangenen Jahre mit der Ueberwachung der Mitglieder Versammlungen des Arbeiter.Bezirksvereins für den Diten Berlins amtlich betraut worden. Um seiner Auf gabe ausreichend und unauffällig gerecht zu werden, hielt er es für zweckmäßig, dem Verein unter dem Namen Mahlow und Angabe seiner früheren Profeffion als Mechaniker beizu treten. Er hat auch, wie er fofort offen angegeben, in der Abficht, etwa auftauchendem Mißtrauen zu begegnen, einer Anzahl von Mitgliedern des Vereins gelegentlich vertraulicher Be prechung das Verfahren einer Geheimschrift und ähnliche in weiteren Streifen befannte Operationen gezeigt. Sein erfter amtlicher Bericht datirt vom 29. Dezember v. J. Noch am

Tage des Eingangs deffelben ist er von seinem Vorgesetzten angewiesen, fich vollständig pasfio zu verhalten, und er ver fichert, diesem Befehle durchweg Folge geleistet au haben. Er hat demnächst, bis seine Eigenschaft als Polizeibeamter entdeckt wurde, in einer Reihe rubig und objektiv ge haltener Berichte wichtige Beobachtungen, welche er in Sondervereinigungen hervorragender Mitglieder jenes Vereins machte, zur Anzeige gebracht, Beobachtungen, deren Tragweite von den Mitgliedern Christensen und Berndt gewiß am we nigften unterschäßt find.

Wenn nun der Privatlehrer Christensen die in Ihrer An­zeige angedeuteten überaus gröblichen Majeftätsbeleidigungen dem Schußmann Jhring zur Laft legt, so wird er fich wegen di: ser Mittheilung an Em. Wohlgeboren auf den deshalb er bobenen Strafantrag des Jbring wegen verleumderischer Be leidigung deffelben zu verantworten haben, da er, wie er selbst einräumt, diese Thatsache nicht beweisen lann. Gegen Sbring aber auf Grund des Beugniffes des Chriftenſen wegen jener angeblichen Majestätsbeleidigung einzufchreiten, erscheint nach bem oben Mitgetheilten völlig ausgeschloffen, ganz abgefeben daven, daß er von seinen Borgesezien als ein zuverlässiger Beamter geschäzt wird.

Es tommt aber noch hinzu, daß er, wie er behauptet, den Christensen, zu welchem er im Anfang des Dezember die Ma jeftätsbeleidigung geäußert haben soll, erst am 27. Dezember v. J., dem Tage seiner ersten unwesenheit bei den nicht öffent lichen Sondervereinigungen, täher getreten sein will, eine Behauptung, die in seinen Berichten Unterstügung findet.

Die unter das Beugniß des Tischlers Berndt und des Hutmachers Urban gestellten Thatsachen erfüllen nicht den Thatbestand einer strafbaren Handlung, insbesondere nicht den des Vergebens gegen die§§ 110, 111 und 49 a Straf- Gesetz Buches( vergl. bfa 3§ 49 a), würden aber auch durch die genannten Beugen nicht erwiesen werden fönnen. Hier steht nicht nur Aussage gegen Aussage, sondern es erscheint höchft unwahrscheinlich, daß Shring, während er die Rolle eines Barteigenoffen spielte, hervorragenden Mitgliedern des sozial bemokratischen Vereins angerathen haben soll, öffentliche Ges bäude mittelst Dynamitbomben in die Luft zu sprengen, damit die herrschenden Klaffen vor Berathung des Sosialistengefeges Angst bekämen. Es liegt auf der Hand, daß ein solches Atten tat ben auf Aufhebung des Gefeßes gerichteten Bestrebungen Der sozialdemokratischen Partei geradezu entgegen gewirkt haben würde, und es ist ganz unglaubhaft, daß Shring einen so widerfinnig motivirten Rath, der ihn sofort verdächtig machen mußte, gegeben hat.

Aber auch ganz abgesehen von dieser Erwägung, stehen dem Berndt dieselben Bedenken der Glaubwürdigkeit entgegen, welche oben gegen Christensen erörtert find. Der zur Zeit in Stummelsburg in Strafhaft befindliche Hutmacher Urban hat fein Beugniß zu polizeilichem Protokoll verweigert, seine gericht liche Vernehmung herbeizuführen lag um so weniger Verans laffung vor, als er wiederholt bestraft ist, namentlich auch wegen Unterschlagung. Der Erste Staatsanwalt. Angern .

An

Den Reichstagsabgeordneten Herrn Paul Singer.

Es will uns scheinen, als ob der Herr Staatsanwalt fich gleich zum Vertheidiger des pflichttreuen Beamten", welcher fich unter falschem Namen in einen Arbeiter Verein eingeschlichen, und dort Geheimschriften" lehrte, gemacht hat und wir müssen nunmehr abwarten, was die Verhandlung gegen die angeklagten Beugen Berndt und Christensen ergeben wird.

Vielleicht findet der Richter, welcher eine große Anzahl Beugen über das Auftreten Jhring's zur Verfügung haben wird, ebensowenig Veranlaffung ,,, wegen verleumderischer Be leidigung" zu verurtheilen, wie der Herr Staatsanwalt nicht in der Lage war, strafrechtlich gegen Thring einzuschreiten.

ich hoffe, er wird bald Kraft genug haben, alles Lumpen voll aus seinem Hause zu schmeißen!"

Dieses Argument und Hennings' zunehmende Befferung, damals als ein halbes Wunder angeftaunt, bewog Schurrig am dritten Tage, nach diversen Räucherungen mit Chlor, Essig und flüchtigen Effenzen, das Geschäft wieder zu öffnen, und das Personal tehrte sämmtlich, außer Wärterin und Röchin, wie der Grundmanu, zu gewohnter Pflicht zurüd. Der Sarg für Herrn Josua, welcher auf Befehl ber Cbolerabeputation geliefert worden, fand keinen Ab­nehmer. Doch Juftus, um lange Streitereien zu vermeis den, bezahlte ihn und ließ ihn lachend in seinen Keller bringen. Hui, den behalt' ich gewiß als Ladenhüter für mich felber!"

War es Hartnädigkeit oder Stolz, furz, Schäßlein sagte von den häuslichen Vorfällen Hennings fein Wort. Seine Frau pflegte nach wie vor den fleinen Edmund gleich einer Mutter, und das Kind des Tröblers und des reichen Rauf­manns spielten mit einander sorglos im dunklen Keller, oder auf dem Hofe, wo Chriftinens Auge über sie wachte. Phyfi­fus Nagel indeffen und Johann nebst Beate, besonders ba lettere sich nun auf ihre Bravour' was Rechtes zu Gute thaten, schwiegen um so weniger, und Hennings, der bereits ein paar Stunden auf dem Sopha zubringen durfte, erfuhr die ganze Größe von Justus' Aufopferung und daß der felbe allein mit Johann sich seiner angenommen habe, ſein

Sohn ferner bei der Tröblerin in Pflege sei.

Er bat Juftus, welcher sich, nachdem alle Lebensgefahr vorüber, wieder in seinen unterirdischen Dachsbau zurück­gezogen, fogleich zu sich.

Jufus erschien und nickte fröhlich, da er seinen Patienten

so gebessert fah.

Schäßlein, lieber Schäßlein!" und Jofua's Stimme zitterte vor Rührung, als er den Trödler neben sich auf ben Stuhl zog. Ich hab' Ihnen so viel zu danken, daß ich nicht weiß, wo ich aufhören soll!"

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So fangen Sie nicht erst an! Danten Sie lieber Gott, baß es so gekommen ist. Verflucht genug sahen Sie aus, als Sie im Romptoir lagen, wie ein Haufen zufammen

Sur geschäftlichen Lage des Reichstages lönnen wir ben entgegengefesten Nachrichten der Preffe gegenüber aus zuverlä figer Quelle mittheilen, daß die zweite Berathung der Branntweinmonopol Borlage nicht nächsten Dienstag, sondern erft nächsten Freitag, stattfindet. In die zweite Berathung des Sosialisten gefeges aber tritt der Reichstag Montag, den 29, oder Dienflag, den 30. b. Mts., ein. Wenn die Regierung feine neuen Vorlagen mehr macht, wird der Reid Stag Mitte April geschlofen. Neuerbings aber verlautet, daß der Reichskanzler, nachdem das Monopol abge­lehnt worden, es mi neuen Steuervorlagen, um höhere Er träge aus dem Branntwein für das Reich zu erhalten, ver suchen wolle. Geschieht dies, dann allerdings müste der Reichstag nach Ostern noch einmal zusammentreten.

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Selbft den Nationallibes alen schlägt bei der Frage der Verlängerung des Sozialistengesetzes das Gewissen- fte suchen basselbe zu reinigen und schauen sich nach Mitschuldigen um. Recht bezeichend ist eine Expeftoration des national. liberalen Leipziger Tageblatt ", welche Stimmung für die Berlängerung des Sosialistengesetzes zu machen versucht. Hören wir: Es tommt jest wesentlich darauf an, eine Form zu fin den, welche den Ordnungsparteien bie Annahme der Berlängerung ermöglicht, und in dieser Beziehung wird eine Verständigung zwischen den Konservativen und National liberalen und beder mit der Regierung leicht zu erreichen sein. Die Sozialdemokraten im Reichstage behaupten, daß ohne das Sozialistengeset der Polizeisah Rumpff noch am Leben wäre und das Most nicht die Freiheit" herausgäbe. Außerdem weisen fie darauf hin, daß ber Büricher Sozialdemokrat" trop des Gesezes regel mäßig in die Hände der deutschen Leser gelange und daß die Bahl der sozialdemokratischen Reichstagsabge. ordneten fich verdoppelt habe. Der Werth und der Umfang dieser Beweismittel fönnen auf eine durchschlagende Wirkung feinen Anspruch erheben, denn die Herren Bebel und Genoffen find uns den Aufschluß darüber schuldig geblieben, was geschehen wäre, wenn das Sozialistengeset nicht be ftände. Die Didnungsparteten begen die Ueberzeugung, das wir ohne das Gesetz nicht auslommen tönnen, und diese Ueber zeugung ist auch bei anderen Barteten, beim Ben trum und bei den Freisinnigen vorhanden, wenn fle auch nicht ausgesprochen und sogar theilweise verleugnet wird. Bevor die Rollen vertheilt werben für die Abstimmung, wird fich Mancher, der gegen die Verlängerung ftimmen will, zuerst barüber ostentiren, ob auch die Mehrheit der dafür Stimmen den gefichert ift, ohne diese Sicherheit würde er es vorziehen, Der Abstimmung fern zu bleiben." Wir über laffen es natürlich dem Zentrum und den Deutschfreifinnigen, fich selbst mit den Nationalliberalen abzufinden, obwohl wir eingefteben, daß das genannte Blatt mit seiner Hoffnung auf flertale und freifinnige Unterstüßung gar nicht so unrecht hat, wenn man das frühere Verhalten dieser Bartelen ins Auge fast.- Wenn nun aber das nationalliberale Blatt soweit geht, fich bei Ber längerung des Sozialistengefetes auf das Ausland zu berufen, doch wir wollen erst den betreffenden Baffus abdrucken. Derselbe lautet: ,, England und Frankreich haben es bisher verschmäht, dem Beispiel Deutschlands im Kampfe gegen ben Sozialismus und Anarchismus Folge zu leiften; wir haben gesehen, mit welchen Nachtheilen für die öffentliche Sicherheit . In Defterrreich ist man anderer Meinung, dort hat man die Verfassung für Wien und die benachbarten Gerichtssprengel theilweise außer Kraft gesezt, um gegen den Anarchismus mit voller Madtentfaltung einschreiten zu lönnen. In England geht die Gleichgiltigkeit gegen anarchistische Rundgebungen so weit," Wir brachen oben den Gas ab, so ja so er flären wir, daß ein nationalliberales Drgan, welches bei Rulturfragen England und Frankreich verleugnet und fich auf das durch Ungarn und Slaven beherrschte Defterreich beruft und gewiß auch demnach Rußland dem deutschen Waterlande als Borbild anempfehlen möchte, eine Schmach für Deutschland ist, ebenso wie es die sogenannte national Itberale Partei ist. Es ist in der That soweit gekommen, daß Diese Partei die helfershelferin der internationalen Reaktion geworden ist.

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Obstruktionspolitik" treiben die konservativen Mit glieber der Wahlprüfungskommiffion des Reichstages, indem bieselben sämmtlich in den Sigungen fehlen, um dieselben be schlußunfähig zu machen. So liegt jest bie Abficht in der Wahlprüfungsfommiffion vor, die Wahl des Abg. Lot( Kaffel) für ungiltig zu erflären. Dies Vorhaben vereiteln nun die Ronservativen butch thr Schwänzen" der Rommiffions fisungen. Und diese selben Leute forechen von Dbstruktionspolitik der Oppofition? Sie, die einen gerechten Spruch durch solche fleinlichen Mittel hintertreiben! Uebrigens würde die Be schlußfähigkeit der Wahlprüfungskommission leicht herzustellen fein, wenn nur die sämmtlichen Mitglieder der Oppofition ein mal am Blage wären.

Ueber das Urtheil in der Frankfurter Friedhofs Affäre schreibt die ,, Bolts Btg." sehr zutreffend: Das Urtheil, welches die Straffammer des Landgerichts zu Frankfurt a. M. gegen den Polizeitommiffar Meyer wegen der Frankfurter

gefegter Lumpen. Das hat der liebe Gott so gewendet, nicht wir Menschen!"

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" Juftus, Sie haben wie ein barmherziger Samariter an mir gehandelt, und ich, ich schäm' mich- baß,

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na daß ich Sie so lange in meinem Hause habe und doch nicht besser kennen lernte. Vor allen Dingen thun Sie mir nur den Gefallen und schicken Sie mir den Rün­bigungsbrief wieder, den ich Ihnen geschrieben habe. Sie bleiben, und wenn Sie in den Posamentierladen ziehen so soll er nicht theurer sein, als ber wollen, hören Sie, alte Reller, Freund. Ihre Frau hat sich meines armen vers lassenen Jungen angenommen, da diese Brut, die ich über reich mit Wohlthaten gespidt, mich und ihn im Stiche ließ. Ich vergeff' es Ihnen nie, Justus, beim ewigen Gott! Es ist eine Lehre vom Himmel, daß ein Reicher eben auch ein elender, hilfloser Wurm ist, Justus, und ein warmes, fühlendes Menschen herz in der Noth brauchen kann. Nie hab' ich mehr gefühlt, wie ich allein steh', als jetzt, und daß Sie mein einziger Frennd gewesen!"

Thränen der Wehmuth und Dankbarkeit glitten Hen nings über die Wangen, und er drückte des Tröblers Hand trampfhaft an sein Herz. Reine 3ähre tam in Schäßlein's Auge, aber er zitterte an Leib und Seele, seine Stimme war ungewiß, feine Rede abgebrochen.

Lieber Herr Hennings, regen Sie sich doch nicht auf. ist wahr, aber hier drinnen sieht's doch rechtschaffen aus. Sehen Sie, ich bin ein verbitterter, spöttischer Kerl, es Ich hab' eben gar zu viel Schlimmes schon erfahren, und baburch bin ich so bissig geworden. War auch' mal wohl habend,- pab, nun handle ich mit Scherben und Lumpen! Aber ich ver hat etwa mein Gelb nicht! Wollt', ich hätt's gethan, dann befäß ich wenigstens die Erinnerung luftiger Stunden! Andere haben sich's von dem Meinigen wohl sein lassen und Eh, daß ich eben zu gut und zu dumm war, muß ich jest büßen! Da Sie mir indessen den Laden geben, dent' ich, soll sich's schon besser machen, und mein Kind wird auch nicht mehr so bleich sein, wie in dem dumpfigen Reller."

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Das geht Ist Ihr Töchterchen denn kränklich? nicht," Justus!- Hören Sie, im zweiten Stock ist eine

Friedhofsaffäre gefällt hat, wird in dem Rechtsbewußtsein des Bolles eine wohl uneingeschränkte Buftimmung finden. Indem das Gericht dem Angeklagten mildernde Umstände verfagle, tennzeichnete es genügend die Brutalität seiner Handlungsweise; indem es ihn aber zu dem strafrechtlich niedrigften Maß von drei Monaten Gefängniß verurtheilte, berücksichtigte es ge bührend den Umstand, daß die eigentliche Schwere der Schuld nicht auf den Meyer fällt, sondern auf das System, dem er biente, auf daffelbe Syftem, welches jest durch die Verlängerung des Sozialistengefeßes oollents zu einer dauernden Einrichtung des Deutschen Reichs gemacht werden soll."- Hierzu wollen wir noch bemerken, daß sämmtliche Polizeibeamte, die als An geflagte und Beugen vor dem Gerichtshof standen, den Ein dud machten, als ob fie die Schulo von sich selbst auf einen anderen schieben wollten.

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In der Berliner Sozialdemokratie und Arbeiter welt schreibt die Nationalzig." vom 18. März berricht augenblidlich reges Leben. Außer den zahlreichen Gewerkschaft versammlungen, die sich ausschließlich mit der Lohnfrage und einem eventuellen Streit beschäftigen, finden täglich Volks versammlungen statt, die jedes Mal von tausenden von Arbeitern besucht find. In Folge des Tagens des Reichstags befinden sich die Leiter der Berliner Sozialdemokratie in bes günftigen Lage, in der Reihenfolge der Redner bunte Ab wechselung eintreten lassen zu fönnen. Jm vorigen Jahre ge stattete die Polizei meistens nur die Vollsversammlungen, in benen Singer als Referent angekündigt war. In diesem Jahre läßt die Bolizei den Sozialdemokraten die vollfte Versammlunge freiheit, alle sozialdemokratischen Abgeordneten tönnen unge hindert als Redner auftreten. So erörtert jest Safenclever, Der felt 8 Jahren hier nicht sprechen durfte, wöchentlich mehrere Male vor seinen Gesinnungsgenoffen die brennenden politischen und sozialen Fragen; Liebknecht , Auer, Kayser, Pfannfud u. f. m. haben wieberholentlich in Vollsversammlungen und in ben Arbeiter- Begirlsvereinen gesprochen; nur Bebel ift bis jet auf der Rebnertribüne in einer Boltsversammlung nicht e Schienen; für morgen ist er jedoch als Redner angekündigt Alle diese Volversammlungen find, wie gesagt, von Laufenden besucht und verlaufen in ihrer Mehrzahl rubig. In den meisten Volksversammlungen wird aber bereits auf die nächsten Reichstagswahlen hingewiesen, die Parteigenoffen wer ben aufgefordert, die Agitation auf den 2. und 3. Wahlfreid, die man das nächste Mal erobern müsse, zu konzentriren. Angesichts dieser raftlosen Arbeit der Sozialdemokraten werden die Liberalen bei den nächsten Wahlen noch schwereren Stand als 1884 am 28. Oftober haben; und darum möge man in liberalen Kreisen nicht mehr vornehm die Hände in den School legen."-n welche Liberalen richtet die Nationalatg eigentlich ihre väterlichen Ermahnungen? Der deutsche Frek finn war ihr in der letten Beit immer ein Dorn im Auge, für ihn wird fie doch kaum sorgen. Sollten die Nationalliberalen etwa fich zu neuer Kraftprobe rüften? Sie dürften allerdings bei den nächsten Wahlen gar teinen Stand" mehr baben! Oder ist die Nationalitg." in threr beängstigenden Wandlungs fäbigleit nunmehr wieder bei dem deutschen Freifinn angelangt Dann wird fie freilich bei den nächsten Wahlen auch keine Freude in Berlin erleben.

Frankreich .

Am Jahrestag ber Rommune( 18. März) waren in Paris alle Truppen und Polizeimannschaften zum Aus rüden bereit. Die musterhafte Selbstbeheischung der Arbeiter hat fich auch bei dieser Gelegenheit wieder gezeigt. Reine Spur Don Tumulten und Straßenfundgebungen, da die Führer dieses widerrathen hatten und die Dentfeier blos in feftlichen Vereinigungen begehen wollten. Einige anarchistische Higlöpfe follen allerdings im neunzehnten Stadtbezirle Aufrufe zu be waffneter Erhebung angeschlagen haben, die Arbeiter haben fich aber natürlich zu solchen Selbstmordversuchen, die ganz anderen Leuten zu gute tämen, nicht verleiten laffen.

Belgien .

In Lüttich hat der Jahrestag der Pariser Rommune die beschäftigungslosen Arbeiter zu einer Kundgebung ver anlaßt. Bolizei und Truppen waren lonfignirt, fanden aber feine Gelegenheit zum Einschreiten.

Großbritannien .

Die Regierung befindet sich gegenwärtig in allerlei Ber legenheiten. Ministertrists, Aufgabe des Sudan , Birma überall Niederlagen oder Verwidelungen. E läßt fich über die hinterindischen Zustände die Pol. Korresp. folgendes aus London schreiben: Die Eroberung von Birma macht den Engländern noch immer viel zu schaffen, und die inneren Schwierigkeiten der Sache werden durch die Ansprüche Chinas vermehrt. Die chinesische Diplomatie in Europa hat an die englische Regierung das Ersuchen gerichtet, daß Bhamo, am Fluffe Frawaddy, mit dem umliegenden Gebiete an das chinesische Reich abgetreten werde. Es ist aber nicht die ge ringfte Wahrscheinlichkeit vorhanden, daß die englische Regles rung diesem Wunsche Rechnung tragen wird, da der Befit von Bhamo für die englischen Interessen in jenem Gebiete un entbehrlich ist. Die Engländer bestehen darauf, daß der Fluß

große Hinterstube leer, ziehen Sie hinein bis Neujahr! Was? Und und Sie müssen mir noch Eins zu Gefallen thua 1

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" Ich? Ihnen? War' boch neugierig-!" " Aber übel nehmen müssen Sie's auch nicht, Freund,

' s ist ein ganz faufmännischer Vorschlag!"

Na was benn?"

" Ich hab' da tausend Thaler müßig im Sekretär, ich fann feine ordentliche Hypothet beschaffen, die sicher ist und nicht gar zu schlechte Binsen trägt. Das Geld zu зи Prozent können Sie's haben!"

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Schwere Noth!" Juftus prallte auf und ging im 3immer auf und nieder. Das ist eine zuzu große Versuchung, Herr Hennings!" Solch' Erbieten müssen Sie einem armen Manne nicht machen! Es ist nicht recht!"

Justus, ich bitte Sie herzlich, nehmen Sie das Geld doch! Meinen Sie denn, wenn ich gestorben wär', bie tausend Thaler hätten sie ruhig in der Schublade liegen laffen, diefes Gefindel, das mich verließ?!-

"

Auf vier Jahre Jahre und zu fünf Prozent, anders nicht!"

H

Gut, Schäßlein, wie Sie wollen. Morgen soll ber Notar die Geschichte abmachen, nehmen Sie nur indessen bas Geld mit!" Er fland langsam auf, öffnete ben Sekretär und zählte das Geld hin. Mit feuchten, funkeln bewegt, den Augen strich es Schäßlein ein und dankte tief und

" Nichts da, mein Alter! Geht, geht und sinnt, wie profitabel Thr's anlegt. Noch Eins, Justus, kann ich meinen Jungen benn noch nicht sehen?"

Nein, Herr Hennings. Sie sind noch zu angegriffen, und besser ist besser. Fragen Sie morgen den Dr. Nage dann mögen Sie in Gottesnamen den kleinen Bengel wieder haben!"

Beide Männer schüttelten einander mit freudiger Be wegung die Hände, und Schäßlein stieg mit recht wunders baren Gefühlen die Rellertreppe hinab. Christine saß bei den Kindern und nähte. ( Fortsetzung folgt.)