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Belgien.
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Wenn die offenbar übertriebenen fich vielfab wider Sprechenden Nachrichten über die Tumulte irgend etwas flar ftellen, so ist es nur die Unwiffenheit und Gehässigkeit unserer Organe der öffentlichen Meinung, vom Reporter und Beilen schreiber an bis herauf zu den offiziösen Telegraphenbureaus. Gestern waren es noch Sozialisten, welche Steine warfen und Läden und Cafés plünderten und demolirten, heute sind es Anarchisten,- als ob das alles eins wäre! Auch der Sozialdemokrat Wagener aus Herstal hat sich über Nacht in cinen Anarchistenapoftel verwandelt. In der That, trüber tönnen die Quellen nicht sein, aus denen unsere gefinnungs. tüchtige Preffe schöpft. hören wir nun, was ein Korrespondent der Voff. 8tg." schreibt: Für den ganzen angerichteten Schaden hat geseglich die Stadt aufzukommen; bis jetzt find 60 000 Frants zum Schadenersas angemeldet. Die Banden(!) haben aber nicht nur die Schaufenster eingeschlagen, sondern auch aller Drten tüchtig gestohlen; so dem Juwelier Drion für 8000 Frants Schmucksachen, einem anderen Juwelier für 1500 Frants Uhren; dem Schirmfabrikanten Leruite wurden fämmtliche 40 im Schaufenster befindlichen Schirme entwendet; Bäcker und Kaufmannsläden in der Rue du Pont wurden geplündert und die Waaren auf die Straße geworfen. In Der Taverne Royale find 43 loftbar geschliffene Scheiben zer trümmert worden!" Seltsam erscheint uns, daß hier immer nur von Juwelen, Schmucksachen und Schirmbiebstählen die Rede ist, daß aber Brod und Nahrungsmittel auf die Straße geworfen wurden! Hungrige Arbeiter" würden doch mit Diesen etwas befferes angefangen haben! Das weitere mag richtig sein: Die lange induftrielle Krifts, besonders in der Metall und Kohlen Industrie, hat tausende von Ar beitern unbeschäftigt gemacht, die mit ihren starken Familien hungern, und selbst die Beschäftigten erhalten, da die ArbeitsLöhne fortdauernd heruntergefegt werden, meist wahre hunger löhne.... Da zahlreiche Kohlenwerte wieder die Löhne here abseßen, auch einen Theil der Arbeiter entlaffen, so stellen die aufgeftachelten Arbeiter die Arbeit ein. Die Verhältnisse find ernst. Es ist sehr zu beklagen, daß die großen öffentlichen Arbeiten, deren Ausführung die Regierung versprochen, nicht ausgeführt werden; als Grund giebt fie die schlechte Finanzlage an. Jedenfalls haben die Lütticher Vorgänge dem Lande die Augen über die traurigen Arbeiterverhältnisse geöffnet, nicht minder über das gewiffenlose Treiben der anarchistischen Führer. Die Gährung ist unverkennbar groß. In einem folchen Moment wird das neue Militärgeset publizirt, daß der Senator Graun treffend charatteriftrt: n Belgien herrschen die Reichen, die Armen haben es zu Etwas märchenhaft flingt auch die vertheidigen." Nachricht der Köln . 3tg.": Es wurde ein Zug der Eisen bahn Jemappes Lüttich am Sonnabend Abend bei Seraing burch Arbeiter angegriffen. Die Fenster des Wagens erster Klaffe wurden mit Steinen eingeworfen, dann fielen Schüsse auf den Wagen. Die Angegriffenen fchoffen ebenfalls in die Menge. Niemand wurde ver legt." Ueber letteres freuen wir uns, nur die Schüsse scheinen uns ziemlich zweifelhafter Natur. Seit wann fährt man denn in der Eisenbahn mit Revolvern und Flinten?! Trop alle bem mag ja die Lage sehr ernst sein. Daß der Kriegsminister nach Lüttich und Seraing abgereift ift, spricht dafür. Hoffen wir, daß Ausschreitungen von beiden Seiten in den Streifdistrikten unterbleiben.
Deutsche chauvinistische Blätter ereifern fich darüber, daß es die französischen Künstler definitiv abgelehnt haben, fich an der im Sommer stattfindenden Berliner atademischen Jubiläumsfeier au betheiligen. Nachdem diefelben Blätter nicht genug vor der Theilnahme an der Pariser Weltausstellung ge warnt haben, thäten fie wahrlich besser daran, über das gleiche Verhalten der Franzosen zu schweigen.
Die Streifenden in Decazeville finden faft überall die lebhaftefte Sympathie. Dem ,, Eri du peuple" wird unter dem 19. b. M. zwar telegraphirt, daß der Gemeinderath von Lyon den Antras, für die Streitenden von Decazeville einen Kredit von 5000 Franken zu bewilligen, mit 26 gegen 13 Stimmen verworfen hat. In derselben Nummer des sozialistischen Blattes lieft man aber, daß der Gemeinderath von Marselle gestern für die Streifenden 1000 Franken votirte und daß in Decazes ville der Pariser Gemeinderath gegen den Seinepräfetten bei Der Vertheilung der 10 000 Franten Recht behält. Statt des Unterstügungsbureaus ist nämlich außer dem Maire eine Dele gation der Streifenden damit betraut und es erhalten die r men, beren Noth nicht von der gegenwärtigen Arbeitseinstellung herrührt, nichts.
Daß die Parnelliten Gladstone jede Verlegenheit ersparen wollen, zeigt fich bei allen Gelegenheiten. So richtete neulich Michael Davitt in Orford einen warmherzigen Buruf an seine Landsleute, fich der agrarischen Verbrechen zu enthalten, weil diese der Sache der Home Rule schaden, daß englische Voruttheil wachrufen, und den Charakter des irischen Volles
perzog bei dem bleichen, verweinten Aussehen seiner Tochter feine Miene, sprach kein Wort der Tröftung, er war auf sein Geschäft jest verpichter als jemals.
Da beide Liebende troh ihrer Blindheit, sich in der legten Seit nicht mehr sicher gefühlt, so hatten sie Beatens Stube, welche nach Johann's Tode Haushälterin Josua's geworden, nicht mehr für ein rathfames Asyl gehalten, sondern in der schwärmerischen Romantik der Jugend den Heiligen- Geistkirchhof vor der Stadt zum Stelldichein erwählt. Reinen Vertrauten hatten fie, als Mutter Chriftine, die um so mehr der Schwäche ihres Herzens zachgab, als fie der Starrheit des Vaters glaubte die Wage halten zu müssen, und sie von der Sittenftrenge und Reinheit ihres Rindes überzeugt genug war. Man kann nicht wissen, Man kann nicht wissen, ob sie nicht doch ein Paar werden!" raunte ihr die Hoff nung zu, die Hoffnung, jene große Täuscherin aller Menschen.
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Am Abend vor der Abreise trafen sich Mathilde und Edmund zum Abschieb auf dem Gottesader. Diesmal begleitete Chrifline selbst ihr Kind. Weniger, weil sie eine Unüberlegtheit befürchtete, als irgend ein leibliches Uebel, eine Ohnmacht oder einen sonstigen Unfall, den übergroße Aufregung herbeiführen könnte. ( Fortsetzung folgt.)
Aus Kunst und Leben.
Im Oftend- Theater findet beute, Mittwoch, das Benefiz Der beliebten Liebhaberin dieser Bühne, Fräulein Jda Müller ftatt. Bur Aufführung gelangt„ Die Walfe von Lowood", Don Charlotte Birch- Pfeiffer . Den Rochefter spielt Herr Herr mann Günther( als Gaft), bie Benefiziantin spielt die Jane Eyre. Wünschen wir der so gern gesehenen Darstellerin ein
volles Haus.
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Alhambra- Theater. beute findet eine Ertra Bor ftellung ohne Erhöhung des Eintrittspreises statt. Es gelangt zur einmaligen Aufführung das Schauspiel Der Blutrichter
Don London".
Am Sonntag wurden im Louisenstädtischen Theater Die nommen und die Darsteller der Hauptrollen durch mehrfachen Hervorruf geehrt. Die Direktion hat sich deshalb entschloffen,
schädigen müßten. Er appellirte an das irische Boll, den Bremier minister in seinem Bestreben, Jrland den ersehnten Frieden zu geben, nach Kräften zu unterstügen. Davitt will übrigens dem in Aussicht stehenden irischen Parlament die Kontrole über die Polizei und die Macht zur Auferlegung von Import zöllen übertragen sehen. Er geht also weiter, als die meisten englischen Befürworter des Homeruleplanes.
Mr. Chamberlain hat als Präfident des Lokalregierungs amis ein Rundschreiben an die Armenväter im ganzen Lande erlaffen, worin er empfiehlt, ftatt der Arbeit des Wergzupfens und Steinklopfens in den Armenhäusern die besser lohnende Spaten- Industrie einzuführen. Damit erreicht man natürlich weiter nichts, als daß die billige Armenhausarbeit der privaten Gewerbsthätigkeit auf einem bisher unbeheligt gebliebenen Gebiet Konkurrenz macht.
Amerika.
Wir wiesen neulich bereits auf die beschämende Be. ftechungsaffäre bin, welche die Verhaftung des Gemeindes rathes Jabne herbeiführte. Das Senatskomitee, welches die Angelegenheit untersuchte, und nicht weniger als 18 Stadträthe als der Bestechung verdächtig schilderte, sagt in seinem Bericht wörtlich folgendes: Die Wirkungen solchen Unrechtes auf gute Regierung und soziale Ordnung ireten immer flarer zu Tage, wenn wir Tag für Tag den Mangel an öffentlicher Moral und den Berfall amtlicher Unbescholtenheit und Ehrenhaftigkeit wahrnehmen. Die Anhäufung enormen Reichthums auf irgend welche Art, wie strafbar fie auch immer sein mag, ruft nicht mehr aufrichtige Entrüftung hervor oder veranlagt teine Bro tefte der öffentlichen Meinung mehr. Die größten Uebelthäter werden enischuldigt, weil sie erfolgreich find, die Gerechtigkeit wird feil und das Geset wird umgangen; und so frist fich der Krebsschaden der Rorruption bis zum Marke des Gemein wesens ein, bis die Gefahr vorliegt, die Beit sei nicht mehr ferne, wenn unser Maßstab der amtlichen Ehre und Unbe Scholtenheit unter das in halbzivilifirten Ländern herrschende Niveau herabfintt. Wir tommen nun zu der Erwägung, welches Hilfsmittel angewendet werden soll. Ihre Rommission glaubt, daß dasselbe tasch zum Biele führend, gründlich und zuverlässig sein müsse. Rasche und summarische Justiz foll gegen alle Schuldigen geübt werden und, was eben so wichtig ist, die Früchte ihrer Verbrechen sollen ihnen fortgenommen werden. Keine Vergeltung wird genügen, feine Strafe wird jemals Abhilfe schaffen oder Männer in der Bu funft von der Begehung gleicher Verbrechen abhalten, wenn nicht die ungerecht erworbenen Gerechtsame und Eigenthum in jeder möglichen Wei'e den rechtmäßigen Eigenthümern zurück. gegeben werden. In der raschen Ausführung dieses Planes wird man die einzige angemessene Strafe oder das einzige ab schreckende Beispiel für die Habgier unehrlicher Menschen schreckende Beispiel für die Habgier unehrlicher Menschen finden." Wenn die große nordamerikanische Republik den Krebsschaden der Feilheit und Käuflichkeit der Beamten aus rotten tönnte, würde sie allerdings ganz anders gedeihen, als beute, wo ihr von gewiffenlosen Schmaroßern ihre besten Kräfte entzogen werden.
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Parlamentarisches.
- Der Abgeordnete eine batte gestern die Abficht, im Reichstage vor Eintritt in die Tagesordnung eine Erklä gegenüber den Mittheilungen des preußisch en Justizministers in der Sigung des Abgeordneten hauses vom 21. b. M. abzugeben. Nach einer daraufhin gepflogenen Unterredung mit dem Präsidenten des Reichstags nahm der Abg. Heine für gestern von seinem Vorhaben Abstand, da der Präfident glaubte, erst nähere Kenntniß von den beabsichtigten Ausführungen nehmen zu sollen, die schriftlich zu geben der Abgeordnete Heine teinen Anstand nahm. In einer der nächsten Sigungen wird die Angelegenheit erledigt
werden.
Lokales.
Ein edler Arbeitgeber. In der Elsafferstraße befindet fich die Filzschuhfabrit von. E. S. Der Inhaber dieser Fabrit beschäftigt seit Jahren drei Arbeiter, mit denen er nach Belieben verfährt. Der eine davon ist bei dem Fabrikanten gegen Lohn beschäftigt und macht dafür, was der herr von ihm verlangt. Er ist Buschneider, Arbeitsmann, Hausdiener und zur Noth- Dienstmädchen. In Folge der vielseitigen Funktionen wird er auch etwas vorgezogen. Die beiden andern arbeiten außer dem Haufe; natürlich geht es diesen auch nicht viel beffer, im Gegentheil noch schlechter. Diese beiden Arbeiter erhalten pro Woche 4, fage vier Dugend Filzpantoffeln a 1,25 M. 5 M. Dieses ist aber fein Verdienst, wenn nämlich die Auslagen abgerechnet werden, bleiben 4,40 M. Dabei muß die Frau helfen, das Fuiter nähen und die Pantoffeln einfaffen. Dem Arbeiter bleiben ganze 2 M. Dies ist die stille Geschäftszeit. In der flotten Geschäftszeit betommen fie vielleicht 8-10 Dugend; das ist aber das höchste, d. b. wenn der Herr Fabrikant nicht verreift ift, was öfter wie einmal vorkommt. Dann müssen sie eben feiern, oder unfrei
Die Räuber" am Mittwoch zur nochmaligen Aufführung zu bringen.
Verhungert und erfroren. Vor einigen Tagen wurde Abends in einem Straßengraben in Floridsdorf bei Wien von einer Sicherheits. Patrouille ein in Lumpen gekleideter Mann bewußtlos aufgefunden und auf die Wachstube gebracht. Der Bewußtlose, nach einigen bei ihm vorgefundenen Papieren der 42jährige, arbeitslose Tagelöhner Johann Bloy, war durch den in legter Beit ausgestandenen Frost und Hunger zu einem Stelete abgemagert und am Kopfe fanden fich mehrere blut unterlaufene Sellen vor, die wahrscheinlich vom mehrmaligen unterlaufene Sellen vor, die wahrscheinlich vom mehrmaligen Auffallen auf die spigen Steine herrühren dürften. Nachdem ein herbeigerufener Arzt fich vergebens bemüht hatte, den Be wußtlosen wieder zur Besinnung zu bringen, wurde derfelbe au Wagen in ein Spital nach Wien gebracht, wo er jedoch, ohne noch vorher das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, ohne noch vorher das Bewußtsein wieder erlangt zu haben, am nächsten Morgen verschied. Nach ärztlicher Aussage ist der Tob in Folge mangelhafter Nahrung und Einwirkung der Kälte eingetreten.
Schneefturm in Oberitalien . Aus Venedig wird ge schrieben: Es will auch in Italien durchaus nicht Frühling fchrieben:" Es will auch in Italien durchaus nicht Frühling werden. Ein fürchterlicher Schneefturm hat in den Tagen vom 13. bis 15. d. faft ganz Dberitalien in heftigfter Weise heims gesucht. Faft aus allen Städten laufen gleichlautende Berichte über das in dieser elementaren Gewalt bei uns glücklicherweise zu den größten Seltenheiten gehörende Unwetter ein. Nament lich Genua, Mailand , Tuin , Cremona , Bergamo und Benedig wurden arg mitgenommen. In Genua schneite es ununterbrochen durch 24 Stunden; am Morgen des 15. ds. bot der Hafen mit den schneebedeckten Schiffen und Raaen und den schneeweißen Gipfeln seiner Bergumrahmung ein charakteristi sches Bild einer nordischen Hafenstadt. Auch in Mailand , Turin und Bergamo gab es heftige Schneegestöber bei unge wöhnlicher Kälte. Am ärgften wüthete das Unwetter natürlich auf dem flachen Lande, wo ftellenweiſe förmliche Schneever stündige Verspätungen. Auch die Liste der glücklicher Weise meist nur in leichter Weise Verunglückten und Verwundeten ift eine bedeutende. Wie Nachrichten aus den Abruzzen mel ben, wüthete der Schneesturm an den Bergesabhängen mit elementarer Gewalt; der Schnee liegt stellenweise 80 Benti meter hoch."
Ein Bild der Lokomotive. Eine der hübschesten Schil
willige Spaziergänge unternehmen, was man im gewöhnlichen Leben bummeln nennt. Es fommt auch vor, daß zur Meffe gearbeitet wird, dann natürlich hat ja der Arbeiter 12-15 M. pro Woche Verdienst, macht aber dabei einen 15-16ftündigen Arbeitstag. Man muß fich nur wundern, wie diese Arbeiter immer noch mit ihrem traurigen Loos zufrieden find. Sie lönnen fich eben nicht trennen, trotzdem der Fabrikant fie wie fleine Kinder behandelte. Jft nun einmal viel Arbeit, so daß noch Leute angenommen werden müssen, so müssen diese neuen Arbeiter fich eben in die Launen jenes Herrn fügen, wenn fie es nicht vorziehen, wieder aufzuhören. Natürlich hat Der Herr Arbeitgeber die edle Dreiftigkeit, fich seinen Arbeitern gegenüben noch als besonders human hinzustellen. Wir sparen uns ein Urtheil über solche Humanität. Befagter Herr wird plöglich einmal einen andern Artitel fabriziren laffen. Dieser Artikel ist noch neu, er vereinbart mit einem anderen Arbeiter einen' Preis, d. h. nur mit diesem, denn derselbe ist schlauer wie die andern; die andern arbeiten eben ohne zu wissen, was fte für ihre Arbeit erhalten und wie lange fie zu thun haben, und nehmen dann, was ihnen der Fabrilant giebt. Als nun Die Arbeit fertig war und es zum bezahlen tam, da lügt er dem Arbeiter, man höre und staune, geradezu ins Geficht, einen viel geringeren Preis vereinbart zu haben. Dieser Arbeiter hat nun ebenfalls dasjenige nehmen müssen, was er bekommen hat, da er es vorzog, fich nicht mit diesem sauberen Herrn vor Ge richt auszusprechen. Die andern Arbeiter waren ja zufrieden, Denn Hunger thut weh. Verdient solches Gebahren eines Ars beitgebers nicht, an den Pranger gestellt zu werden?
w.l. Frei wie der Vogel werden wir Menschen uns bald durch die Lüfte schwingen fönnen! Dem Klempner Herrn Baudisch, Melchiorstraße 44, ist es gelungen, eine Flugmaschine zu erfinden, mit deren Hilfe wir den gefiederten Luftbewohnern Konkurrenz machen tönnen. Welch' eine herrliche Perspektive eröffnet sich uns da?! Ueber Wälder, über Felder, über Seen und über Meere werden wir dahinsausen in schnellem Flug und lächelnd werden wir herabbliden auf das Dampfroß, dem wir nunmehr an Schnelligkeit weit überlegen find. Wie fein und lieblich werden sich in Zukunft die Sommerausflüge gestalten! Männlein und Weiblein werden ficher ein ganz befonderes Vergnügen daran finden, schwarmweise, etwa wie ein Flug Rohlweißlinge, Bartien zu unternehmen, obgleich es auch nicht minder vorlommen wird, daß die Liebespaare, abgesondert von der Welt, hoch unter der azurblauen Himmelsdecke, das wonnige Alleinsein zu genießen suchen. Ja, das wird hübsch werden! Doch halt, lteber Leser und schöne Leserin, noch find wir nicht so weit! Der genannte Erfinder hat awar bas Modell bereits fix und fertig, aber noch nicht den eigent lichen Vogel" denn so kann man ben Apparat wohl be zeichnen in deffen Gerippe fich der Mensch derartig hineinfeßen soll, daß er sich gleichsam auf einem Gattel befindet. Nur wird statt der Steigbügel ein Apparat angebracht werden, der so tonstruirt ist, daß bei jedem leichten Druck mit einem Fuß ein gleichzeitiger Schlag beider Flügel erfolgt. Ist der eine Fuß ermüdet, so tann der andere in funttion treten und in Folge dessen ist es auch dem Schwächsten leicht, seine Schwingen" zu entfalten. Das Ganze foll überdies äußerst einfach und leicht hergestellt und der Natur nach Möglichkeit angepakt werden. Herr Baudisch glaubt die erste Maschine binnen einigen Monaten getreu nach seinem Plan und Modell fertig stellen zu tönnen, wenn es ihm gelingt, die dazu er forderlichen Mittel zu erlangen. Wir wollen hoffen, daß ihm Diese recht bald zu Thell werden. Sobald die erste Flugs maschine fertig sein wird, werden wir nicht verfehlen, weiter über dieselbe zu berichten.
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Auch das Königstädtische Viertel hat fich seine Sanitätswache geschaffen, was zum Nachtheile der dortigen Bewohner noch wenig bekannt ist, obgleich diese Sanitätswadie bereits feit Anfang Januar d. J. in Thätigkeit ist. Diefelbe befindet sich auf dem Grundstüc Linienstraße 245, vis- à- vis dem Süßenbause und bietet, abweichend von den meisten der übrigen Sanitätswachen, auch ärztliche Hilfe am Tage dar. Während des erst 2 Monate langen Bestehens ist die Sanitätswache schon in 152 Erkrankungsfällen in Anspruch ges nommen worden, also im Durchschnitt monatlich in 60 Fällen. Die 152 Ertrantungsfälle betrafen 56 innerliche und 96 äußer liche Erkrankungen, unter legteren 11 Anochenbrüche. Die größeren Fälle betrafen 2 Selbstmorde durch Erhängen und eine in einer Droschke verstorbene Person. In 53 Fällen wurden Kranke von Aerzten der Wache in ihren Wohnungen besucht. Vorstehende Bablen beweisen hinlänglich, daß diese Sanitätswache für den Stadttheil zwischen Landsberger und Rosenthalerstraße ein sehr großes Bedürfniß ist und daß ihre dauernde Erhaltung nicht nur im Intereffe der Armen, sondern auch der wohlhabenden Bezirksbewohner liegt.
Die Berliner Bastille. Unter dieser Spigmarke erzählt ein Berichterstatter allerlei merkwürdige Einzelheiten über das Heine Männergefängniß in Alt. Moabit. Dieses wird, so fchreibt er, feitdem die Landesverrathsprozeffe in einer traurigen Rette das Reichsgericht beschäftigen, mit Vorliebe zum Gefäng niß für Staatsverbrecher benutt. Das fleine Haus, das durch eine hohe Mauer von dem sogenannten C- Flügel des Haupts
Schauspielerin Anne Kemble, welche im Herbst 1829 die Probe fahrt auf der Strecke Liverpool Manchester an der Seite Stephenson's selbst mitmachte. Die ganze wundervolle Ge schichte seiner Erfindung" berichtet die Künstlerin hörte ich von seinen eigenen Lippen. Er war ein ernit angelegter Mann mit dunkeln, tief martirten Bügen. Der Zauber dieser Geschichte, von ihm selbst erzählt, während sein zahmer ,, Drache" stöhnend mit uns auf seinem Eisenwege hinflog, übertrifft den Eindrud weit, den einst das Lesen von Tausend und eine Nacht auf das Kind gemacht hatte. Er war wunderbar herab laffend und gütig im Beantworten der Fragen, die meine eifrige Unwiffenheit an ihn richtete, und ich lauschte seinen Worten mit Augen voll Thränen der Begeisterung, als er mir von all' dem Wechsel von Hoffnung und Furcht, von seinen Versuchen und tiefen Zäuschungen erzählte. Mit feinem Spott sprach er bavon, wie die Parlamentsleute" ihn mit ihrer Bücherweisheit gequält und verhöhnt hätten... Wir wurden vorher der fleinen munteren Maschine vorgestellt, die uns die Schienen entlang ziehen sollte. Bügel, Gebiß und Trense, mit denen dieses wundervolle kleine Thier geritten wird, bestehen zusammen aus einem Kleinen Stahlhebel, der ben Dampf auf die Beine oder Kolben witten läßt, oder ihn davon ablentt. Die Kohlen, welche der Hafer des Thieres
find, liegen unter der Bant, und am Reſſel ist ein tleines Blasrohr mit Waffer gefüllt, das durch Fülle oder Leerheit anzeigt, ob die Kreatur Waffer braucht. Es ist auch ein Rauchfang am Ofen, da man aber Roats brennt, so ist nichts von dem abscheulichen Rauche zu spüren, der beim Neisen auf dem Dampfschiffe so beläftigt. Dieses Kleine schnarchende Thier, das ich mich immer versucht fühlte, zu tätscheln, wurde nun vor unsere Wagen gespannt, und nachdem wir Plag ges nommen hatten, fuhren wir ungefähr mit zehn Meilen in der Stunde ab.
Schweizer in der Fremde und Fremde in der Schweiz . Nach einer vom Sekretär des eidgenössischen sta tistischen Bureaus fürzlich veröffentlichten Statistit über die Schweizer in der Fremde" befanden fich um das Jahr 1880 in Frankreich 66 281, in Deutschland 28 241, in Defterreich- Ungarn 6724, in Italien 12 104, zusammen 113 350 Schweizer . In der Schwetz wurden im genannten Jahre 53 653 Franzosen, 95 262 Deutsche , 13 194 Desterreicher und Ungarn mit 41645 Italiener ermittelt, aufammen 203 754 Personen. Die Zahl der in den Vereinigten Staaten von Amerika am Schluffe des
derungen der Lokomotive überhaupt und insbesondere der Jahres 1884 vorhandenen Schweizer schäßt der Verfasser auf ersten Lokomotiven findet sich in den Briefen der englischen
rund 133 700 Personen.