von Gewiffensbiffen gepeinigt, gemeldet und die Behauptung aufgestellt, daß er vor etwa acht Jahren, im Alter von 14 Jahren, in Gemeinschaft mit noch zwei Altersgenossen, eben falls Berliner Kindern, die Wittwe Sabagly in Berlin er mordet und beraubt habe. Db an dem Geständniß des Tor gauers etwas Wahres ist, wird die Untersuchung an den Tag bringen. Einstweilen ist hier gestern in der Eache ein Ge freiter des 20. Regiments unter dem Verdacht der Mitschuld verhaftet und nach Torgau überführt worden. Der Ver hafiete, dem von seinen Vorgefegten Lob ertheilt wird, hat angegeben, von der Sache nichts zu wiffen.
Der wissenschaftliche Streit über die Miesmuscheln ift noch immer nicht abgeschloffen. Dr. Lohmeyer in Emden hatte bekanntlich behauptet, daß die Wilhelmshavener Gift. muschel als eine von der typischen, eßbaren Miesmuschel ver schiedene und ein geschleppte Abart( Mytilus edulis L.) fich bar. stelle. Von anderen Seiten wurde die Richtigkeit dieser Diag nose nicht anerkannt, so insbesondere vom Geheimen Medizinal rath Virchow, welcher in der Berliner Medizinischen Gesell schaft", geftüßt auf ein Gutachten der Boologen von Martens und F. Eilhardt Schulze die Aufstellung einer besonderen Ab att nicht für berechtigt erklärte. Demgegenüber vertheidigt jest Dr. Lohmeyer in einem längeren Artikel der Klinischen Wochenschrift" seine Anficht, die auch von Dr. Robelt, einem hervoragenden Roudhyologen, sowie von englichen Gelehrten ge theilt wird. Gegen den Einwand Virchows, der sich auf die Einschleppung baaleht, bemerkt der Verfasser: Einschleppung ist fte und muß fie sein, weil sie sonst nirgends, weder im Umfange der oftfiteftschen Küfter matten, noch an den Stranden der oftfriesischen Inseljone, noch in der Jade bis jest gefunden wurde, und hier zu Lande nicht bekannt ist.... Dahingegen er fannten einige Rapiläne in ihr sofort die in Englands Häfen, Dods sc. sehr häufig vorkommende Muschel." Nach Ansicht verschiedener Kapitäne soll unter den Seeleuten die Ueber zeugung herrschen, daß man ,, Mushels"( Miesmuscheln), welche im stillen Waffer leben, nicht effen dürfe. Auch soll nach Mittheilung des Dr. Kobelt in Amerila, wo man doch sehr viele Schaalihie e effe, die Miesmuschel in schlechtem Kredit stehen. In Anbetracht der traurigen, in Wilhelmshaven verursachten Vergiftungen und auf Grund seiner Erfahrungen Tommt Dr. Lohmeyer au folgendem Ergebniß:" Für die Proris ist die gestreifte Miesmuschel, obwohl sie nicht immer giftig ist, ein für alle Mal für giftig zu erklären und deren Genuß zu ver bieten, sowie alle Miesmuscheln, welche in stillem Waffer, in Docs, Häfen, Buchten von Flußrevieren gefunden werden und ftreifig, bellbraun oder orangeroth- anders als die gemeine anders als die gemeine blaue Miesmuschel gefärbt find, ohne Weiteres als im höchsten Grade verdächtig anzusehen!"
o. Mord. Die Nachricht von einer entfeglichen Blutthat verbreitete fich am Dienflag in der dritten Nachmittagsstunde mit Windeseile in der Rosenthaler Vorstadt und versezte die Bewohner des Norddistitis in ungeheure Aufregung. Eine Mutter hat ihre leiblichen Kinder, einen Knaben von 14 Jahr
meistern und Konditoren in den verschiedenen Städten der Broving Brandenburg erklärte der Angeklagte auf deren Be merkung, daß fie ihre Butter bisher von Greier in Rüstrin be zogen: Ach was, der kann Ihnen ja die Butter nicht so billig liefern, als Edinger, da er ja etst von diesem seine Butter, und zwar auf Kommission, beziehe. Auch hat er bereits fallirt." Der lettere, welcher nien als von Edinger Butter bezogen hat, brachte diese ihm zu Ohren gelommenen falschen Vorspiegelungen des Angeklagten zur Anzeige und die Staatsanwaltschaft erhob die obige Anklage. Das hiefige Schöffengericht verurtheilte denn auch den Ange flagten zu einer Gesammtstrafe von vier Wochen Gefängniß. In der gegen dieses Urtheil eingelegten Berufung machte der Angeklagte geltend, daß er sich bezüglich seiner Aeußerung im guten Glauben und in der Abwehr gegen Gr. befunden habe, Der seinen Prinzipal in gleicher Weise verleumdet und dafür mit 150 M. bestraft set, sowie daß die qu. Kunden sich zur Bestellung nur wegen des geringeren Preijes haben bestimmen laffen. Der Staatsanwalt plaidirt für Verwerfung der Be rufung, wohingegen der Gerichtshof auf Freisprechung des An getlagten erkannte, da, obzwar die Rechtswidrigkeit desselben feststebe, anzunehmen sei, daß die Kunden nicht durch die falsche Thatsache, sondern lediglich wegen des billigen Preises bestellt haben.
Reichsgerichts- Entscheidung. Leipzig , 22. März 1886. Wegen Verlaufs einer unzüchtigen Schrift) waren die Buchund Kunsthändler Oskar Sachse und Otto Heinzelmann in Hannover vom dortigen Landgerichte unter Antlage gestellt, aber freigesprochen worden. Es handelte fich um den Verlauf des Decamerone, welcher nach der Ansicht des Landgerichtes allerdings ein Bild großer fittlicher Entartung entrout, aber im allgemeinen als ein fittliches Buch anzusehen sei. In der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts seien notorisch die höheren Stände von Franz I. von Frankreich berab in Sittenlosigkeit versunken gewesen, auch die Geistlichkeit, und gegen diese sei insbesondere das genannte Buch gerichtet. Allerdings bilden, wie das Gericht weiter sagt, Verführungen und andere geschlechtliche Dinge den Hauptinhalt des Buches, aber bei der durch Erhabenheit des Charafters ausgezeichneten Verfasserin, der Herzogin von Alençon , sei die Annahme aus. geschlossen, daß es ihre Absicht gewesen sei, geschlechtlich zu reizen. Das Buch sei ein Sittenspiegel einer Jahrhunderte zurückliegenden Beit; das werde schon durch die vorliegende Bearbeitung und die in derselben gegebenen Bemerkungen be wiesen. Hiergegen, nämlich gegen die Verneinung der unfitt lichen Tendenz, fämpfte die Staatsanwaltschaft in der Re vifionsinstanz an. Der Reichsanwalt beantragte jedoch die Verwerfung des Rechtsmittels, da die Feststellungen des Landgerichtes unangreifbar seien. Demgemäß verwarf der britte Straffenat des Reichsgerichtes die Nevifion, obgleich er in einem früheren Falle anerkannt hatte, daß der Decamerone ein unfitt liches Buch set.
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lichen Inftanzen vergebens darum e: sucht wurde, durch die Ver nittlung des Herrn Hofprediger Stöder wenigftens alle 3 Wochen einen freten Sonntag zu erhalten. Eine Refolution im Sinne des Referenten wurde angenommen. Der Referent ermahnte in seinem Schlußwort noch die Eisenbahnarbeiter, nicht nur in den wenigen, ihre eigenen Intereffen berührenden Versammlungen zu erscheinen, sondern sich mehr und mehr öffentlich an der Arbeiterbewegung zu betheiligen, und wenn wieder einmal der Tag der Wahl gekommen sei, fich den Kan didaten genau anzusehen. Nur einem solchen sollten fie die Stimme geben, der mit den Interessen der Arbeiter eng verwachsen und für dieselben unter allen Umständen einzutreten gewillt sei. Mit einem Hoch auf die gerechte Sache und beren Gelingen schloß der Vorsitzende gegen 1 Uhr die Vers sammlung
Im Arbeiter- Bezirksverein„ Süd- Oft" hielt am 17. b. M. der Stadtverordnete Herr Mitan einen beifällig aufge nommenen Vortrag über„ Die neuesten Vorgänge in der Stadtverordneten Versammlung". Redner gab zunächst ein Bild von dem Verhalten vieler Stadtverordneten während der Vers handlungen. Statt sich an denselben zu betheiligen, führten dieselben oft so laute Bwiegespräche, daß es dem Einzelnen wegen der herrschenden Unruhe oft sehr schwer werde, den Verhandlungen zu folgen. Redner besprach dann den von den Arbeiterstadtverordneten gestellten Antrag, betreffend die Bab lung eines Minimallohnes von 3 M. für die städtischen Ar beiter, und das Verhalten der Majorität der Stadtverordneten Versammlung demselben gegenüber. Besonders scharf rügte Redner die Ausführungen des Stadtv. Hoffmann II., der eitlärt hatte, daß eine Erhöhung der Löhne gar nicht nothwendig sei, da der Lebensunterhalt nicht theurer, sondern billiger geworden sei und besonders die Wohnungsmiethen nur einen geringen Theil des Einkommens absorbirten, da für 100-120 W. ge nügende Wohnungen vorhanden seien. Bei Besprechung des Magistratsantrages, betr. die Einführung von Regenbädern in den Gemeindeschulen, tadelte Redner unter dem Beifall der Versammlung in berben Worten die Art und Weise, in der die Redner der Majorität die ganze Sache behandelt hätten. Er drückte besonders seinen Unwillen darüber aus, Daß der Stadto. Kreitling die Kinder der Arbeiter als oft mit anstedenden Krankheiten behaftet bezeichnet habe. In der Dis tuffton sprachen fich sämmtliche Redner im Sinne des Ne ferenten aus und wurde folgende Resolution einstimmig an genommen: In Erwägung, daß die in der legten Stadt verordneten Versammlung speziell von dem Stadtv. Hoffmann II aufgestellten Behauptungen über Arbeiterwohnungsverhältnisse mit den thatsächlichen Verhältnissen im traffesten Widerspruch stehen, spricht die heutige Versammlung des Arbeiter- Bezirk Verein Sad Oft" ihre Entrüftung darüber aus. Ferner protestirt die heutige Versammlung energisch gegen die in den Ausführungen des Stadtv. Kreitling liegende Unterschiebung, als ob die Kinder der Arbeiter mit ansteckenden Krankheiten behaftet seien." Nachdem hierauf für ein ehemaliges Mit glied, welches durch Krankheit in Noth gerathen ist, eine
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bezw. ein Mädchen von 5 Monaten, mittels eines Küchenmessers Soziales und Arbeiterbewegung. Tellersammlung, welche 8 W. 86 Pf. ergab, befchloffen und
mit faltem Blute hingemordet und fich sodann auf gleiche Weise der irdischen Gerechtigkeit entzogen. Auf Grund am Thatorte eingezogener persönlicher Recherchen wird uns von unferem Referenten nachstehende detaillirie Mittheilung eingefandt: In dem Barterregeschoß des Seitenflügels Veteranenstraße Nr. 3 bewohnte der Konfektionsschneider von der Firma Jacob Landsberger, Hermann Grieger, mit seiner Frau nebft 6 Kindern im Alter von 11 Jahren, 9 Jahren, 7 Jahren, 4 Jahren, 11 Jahren und 5 Monaten eine aus drei Piecen bestehende Wohnung. Die G.'sche Fas milie, welde fich in dortiger Gegend eines tadellosen Rufes erfreut, wohnt seit Jahresfrift im genannten Hause. Bei der Firma J. Landsberger hat G. eine seit drei Jahren sehr gut botirte Stellung, überhaupt gilt die Familie als leiblich gut fituirt. In der Mittagsstunde etwa gegen 12 Uhr hörte die mit der G.'schen Familie auf felbigem Treppenflur wohnende Vizewirthin Frau Malcholz weinerliches Gefchret und als fte die Wohnungsthür öffnete, trat ihr der vierjährige Gustav mit schredensbleichem Geficht mit dem Ausruf entgegen: Tante, liebe Tante, meine Mutter hat sich in den Hals acpielt. Die blutet so!" Als Frau Malcholz sofort die G.'sche Wohnung be ttat, bot fich ihr ein grauftger Anblick dar. In der Wohnftube lag die am 14. Oftober 1849 zu Lauban geborene Frau Anna Grieger geb. Grothe noch röchelnd und mit durchschnitte nem Balfe auf dem Fußboden; fte blutete stark und das Meffer stach ihr noch in der Kehle. Neben ihr auf dem Boden stand eine Flasche, wie fich herausgestellt mit Suckersäure ge füllt, wovon die G. genoffen hat. Auf dem Sopha lag mit gleichfalls durchschnittenem Halse der am 2. Desember 1884 geborene
* An die Drechsler und verwandten Berufsgenoffen richtet die unterzeichnete Kommiffion den dringenden Mahnruf, mit aller Kraft für die fireifenden Gewerksgenossen der Siegel fchen Steinnußlnopffabrit einzutreten, vor allem durch materielle Unterstügung. Unterstügung. Wir ersuchen alle bereits gesammelten Gelder in der heut Abend bei Gratweil, Kommandantenstraße 77-79, stattfindenden Delegirten Versammlung abzuliefern. Wir geben in Weiterem den Gewerksgenoffen zu bedenken, daß, sollte der durchaus gerechtfertigte Streit durch ungenügende Unterfügung zu Gunsten des Fabrikanten und zum Schaden der streitenden Arbeiter zu Ende gehen, die Drechsler und verwandten Be rufsgenossen Berlins fich von dem Vorwurf nicht werden freisprechen fönnen, daß fie les vor allem waren, welche die Solidarität der Arbeiter- Intereffen nicht hochgehalten haben. Daß dieser Vorwurf uns nicht gemacht werden lann, dafür einzutreten ist die Pflicht des Einzelnen wie der Gesammtheit. Gewerksgenoffen, zeigt durch allseitige Unterstützung dieses fleinen Streits innerhalb der Gewerkschaft, das wir, nachdem wir durch die Unterftügung der gesammten deutschen Arbeiter schaft bei unserer vorjährigen Lohnbewegung in den Sattel ge hoben, nun auch in diesem Falle beweisen, daß wir reiten gelernt haben. Alles weitere in der Delegirten- Versammlung, wo jede Werkstatt vertreten sein muß.( Siehe Inserat.) Mit follegialischem Gruß! Die Lohntommiffion der Drechsler und verwandten Berufsgenoffen Berline. J. A.: R. Sündermann, Gitschinerstr. 61 1.
Der Fragetaften erledigt war, schloß der Vorfißende die Ver Sammlung um 11% Uhr.
Der Verein zur Wahrung der materiellen Interessen der Fabrit- und Handarbeiter hielt am Sonntag, den 21. März, seine regelmäßige Bersammlung bei Malis, Andreas ftraße 26, ab. Die Tagesordnung lautete: Vortrag des Herrn M. Kreuz über Produktion und Konsumtion", Monatsbericht vom Februar und Verschiedenes. Referent legte zunächst tlar, wie thöricht es sei, wenn man glaube, die Innungen könnten dem beute so sehr daniederliegenden Handwert aufhelfen oder den Arbeitern eine soziale Befferstellung schaffen. Bis zu Anfang dieses Jahrhunderts hätten die die Innungen wohl in mancher Beziehung etwas leisten tönnen, feit aber die Technit solch ungeheure Fortschritte gemacht, sei es unmöglich, einer Jnnung noch irgend welchen Werth bei zulegen. Als man die Gewerbefreiheit und Freizügigkeit, welche Herr Kreuz in warmen Worten vertheidigt, geschaffen, hätte man auch gleichzeitig Gefeße schaffen sollen, die eine Grenze setten, wie weit die Ausnutung der Arbeitskraft von Seiten des Kapitals gehen dürfe. Bei der heutigen schranken und planlosen Produktionsweise täme es nur darauf an, recht große Kapitalien zu befizen, um einen auftauchenden Konfurrenten immer wieder überflügeln zu lönnen. Täge lich würden durch Das Großfapital fleine Gewerbe treibende in die Reihen des Proletariats gedrängt. Diese, selen dann gezwungen, in die Fabriken zu gehen und drückten badurch wieder den Lohn der Fabrikarbeiter auf ein Minimum
Georg Grieger, während die fünf Monat alte fleine diesbeth Vereine und Versammlungen. herab. Auf dieſe Weiſe würde das Kapital in immer weniger
G. mit durchschnittenem Halse in der Wiege lag. Sofort be nachrichtigte Frau Malcholz die im Vorderbause wohnende Hauswirthin Frau Balm, alsbald wurde der Vorstand des 62. Bolizei Revier und sofort mittels Birkulardepesche der 1. Staatsanwalt v. Angern , der Chef der Kriminalpolizei Graf Pückler, Untersuchungerichter Landgerichtsrath Hollmann, der Kriminal inspektor von der Inspektion B. Herr v. Meerscheidt Hülleffem sc. von der Blutthat in Renntniß gefeßt. Auch der praft. Arst Herr Dr. Guthmann sowie der Kriminalschußmann Mück aus dem Polizei- Revier waren schon um 21 Uhr am Thatorte. Der Arzt konnte nur den bereits eingetretenen Tod der Mörberin und ihrer Opfer tonftatiren. Nachdem durch die Gerichts ärzte Geheimrath Prof. Liman c. die vorläufige Leichenschau ftaitgefunden und der Tbatbestand wie oben beschrieben feftge stellt war, wurden um 7%, Uhr Abends die Leichen nach der neuen Morgue übergeführt. Der Mann, welcher von der Arbeitsstelle nach seinem Polizeibureau fiftirt worden war, wurde alsbald auf freien Fuß gefeßt. Nach anderer Verfton soll die Frau G. seit mehreren Tagen Spuren von Gemüthstrant beit gezeigt haben.
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Bolizei Bericht. Am 22. d. M. Vormittags wurde an der Waisenbrüde die Leiche eines unbekannten, etwa 40 Jahre alten Mannes und Nachmittags an der Stadtschleuse die Leiche einer unbelannten Frauensperson aus dem Waffer gezogen. Beide Leichen wurden nach dem Leichenschauhause gebracht.- An demselben Tage, Nachmittags gegen 1 Uhr, entstand in ter Happoldt'schen Brauerei, Haisen haide Nr. 6, und zwar in der Darre, auf bisher unaufgeklärt gebliebene Weise Feuer, welches den Dachstuhl und das zweite Stodmert, sowie sämmt lide Malzvorräthe im Betrage von etwa 10 000 Bentnern vernichtete. Bei den Aufräumungsarbeiten verunglückte ein Sprigenmann dadurch, duß er etwa 4 Meter tief hinabfiel und fich durch den Fall eine Verstauchung des Rüdgrats suscg. Er wurde mittelft Droschle nach seiner Wohnung gebracht.In der Nacht zum 23. d. M. erhielt ein Schußmann, als er an der Ede der Krausnid- und Großen Hamburgerstraße einen Mann wegen Rubestörung und Beleidigung festnehmen wollte, mit einem Meffer einen Stich in die rechte Hand, Durch den die Maus bis zum Gelent durchschnitten und das Mittelglied des Beige fingers verlegt wurde. Der Thäter wurde verhaftet. Der Schußmann mußte fich sofort nach dem St. Hedwigs- Krankenhause begeben, um die Wunde zunähen und verbinden zu lassen.
Gerichts- Zeitung.
Höchst wichtig für die faufmännischen Kreise ist der Berlauf und der Ausgang einer Anklagefache wegen wieder holten Betrugs und versuchten Betrugs, welche gestern gegen den Handlungsreisenden Kämmerer vor der sechsten Straffammer biefigen Landgerichts I in der Berufungsinstanz verhandelt wurde. Der Argeflagte war in der legten Hälfte des vorigen Jahres Handlungsreisender in der Butter Engros Handlung Don Edinger in Berlin . Bei fieben namhaft gemachten Bäcker
* Eine öffentliche Eisenbahnarbeiter- Versammlung, von ca. 2000 Personen besucht, tagte am Freitag, den 19. b. M., Wrangelftr. 9/10, in der Urania . Schon lange vor der Eröffnung war der Saal überfüllt, so daß beide Galerien geöffnet werden mußten, von sämmtlichen Berliner Bahnhöfen waren die Arbeiter erschien n. Jns Bureau wurden die Herren Paple zum 1. und Felgentreff zum 2. Vorsitzenden und C. Schulz als Schriftführer gewählt. Herr Kördel als Referent sprach in sachlicher Weise ca. 3/4 Stunden. Redner führte un gefähr folgendes aus: Als einen der wur.besten Buntte bei Den Eisenbahnarbeitern sei unbedingt die lange Arbeitszeit zu betrachten, insbesondere wenn man erwägt, daß die An strengungen der Arbeiter oft derartig find, daß nur die stärksten und gesundesten Leute für die Dauer fich als widerstandsfähig erweisen. Rechnet man noch hinzu, daß bei einem Lohn von 2 M. täglich für einen Familienvater auch nicht die geringfte Möglichkeit vorhanden, dem Körper die verbrauchten Kräfte wieder zu ersezen, dann sei es fein Wunder, wenn selbst bei fonft braven Leuten die Ehrlichkeit in Frage gestellt werde. Wenn nun noch Verftaatlichung der Bahnen, noch Neuerungen eingeführt wurden, wie z. B. die vierwöchentliche Lohnzahlung, dann dürfe man feinen Augenblid mehr warten, um das unendliche Elend zu beseitigen. Der geeignetste Weg fei eine Petition, da es nun an den Reichstag einmal nicht geht, an den preußischen Landtag. Der Reichstagsabgeordnete Herr Kräder, mit stürmischem Beifall begrüßt, führte hierauf ungefähr folgendes aus: Meine Herren, da ich 13 Jahre Lohnarbeiter war, werden Sie mir glauben, daß ich die Ver. hältniffe genau lenne. Die Ausführungen des Referenten be weisen mir, daß fich die Lage der Eisenbahnarbeiter nicht zum Vortheile derselben entwickelt hat, wenn die ohnehin viel zu niedrigen Löhne nicht, wie bei den Beamten, pränumerando gezahlt werden, dann müßten dieselben wenigstens wöchentlich zur Auszahlung gelangen. Ein Sturm von Petitionen sämmt licher Eisenbahnarbeiter hätte bei der Neuerung der 4wöchent lichen Lohnzahlung an den Landtag ergeben müssen. man aber Petitionen an den Landtag schicke, dann müsse man alle Mißstände genau aufführen und dieselben mit Beweisen belegen. Man folle fich nicht in allgemeinen Forderungen er. gehen, sondern alle Forderungen genau präzifiren, sogar die Folgen der herrschenden Mißstände, als auch die Folgen etwaiger Besserungen in das richtige Licht zu stellen suchen. Redner hofft, daß, wenn die Arbeiter mehr zum Klaffenbes wußtsein erwacht, es ihnen vielleicht gelingt, selbst unter dem Dreillaffen Wahlgesetz in den Landtag zum Segen der Arbeiter wahre Vertreter derselben senden zu können. Reicher Beifall lohnte dem Redner. Herr Krüger schloß fich in der Hauptsache dem Vorrebner an und behielt fich vor, aus. führlicher in der nächsten Versammlung zu berichten. In län gerer Ausführung fritiftrte hierauf Herr Gördi die Frauen gerer Ausführung fritiftrte hierauf Herr Gördi die Frauen arbeit auf den Bahnen und ermahnte zur Organisation. In demselben Sinne äußerte fich Herr Schuls . Unter großer Heiterkeit der Versammlung theilte noch ein Eisenbahn- Arbeiter mit, daß es seinem Kollegen gelungen sei, nachdem bei sämmt.
Wenn
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Hände gebracht, während die große Maffe des Volles nicht einmal soviel befize, um ein menschenwürdiges Dasein zu führen. Wenn es so weiter gehe, dann läme es in absehbarer Beit dahin, daß der Arbeiter überhaupt nicht mehr existenzfähig fei. Einer der bedeutendsten Männer habe jegt von neuem darauf hingewiesen, in welch erstaunlicher Weise die Produktion steige, während die Ronsumtion im fteten Sinten begriffen sei. Wenn auch die Statistit nachweise, daß in einem gewiffen Beitraum so und soviel Waaren nach Amerila oder anderen überseeischen Ländern geschafft würden, so sei damit doch noch nicht bewiesen, ob man diese Waare auch verbraucht habe oder ob sie dort noch aufgespeichert set. Alle diese wirthschaftlichen Uebelstände so fuhr Referent fort tönnen nur beseitigt werden, wenn man der Gegen wart angepaßte Gefeße schafft. Der sozialdemokratische Arbeiter schußgefeßentwurf sei ein solcher, den heutigen Verhältnissen Rechnung tragender Vorschlag; derselbe würde aber von den heutigen Gesetzgebern verworfen und aus diesem Grunde sollten die Arbeiter dafür sorgen, daß Leute ins Parlament tämen, welche das Wohl des arbeitenden Volkes immer im Auge haben, dann würde es nicht lange dauern und die Schaar der Arbeitslofen würde verschwinden. Nachdem der Vortragende noch in überzeugender Weise darauf hingewiesen, wie nothwendig es sei, daß sich jeder Arbeiter einer Fachorganisation anschließe, gelangte folgende Resolution au einstimmiger Annahme:„ Die heutige in Maliz' Lokal tagende Mitglieder Versammlung des Vereins zur Wahrung ac. erklärt sich mit Hrn. Kreut einverstan den und verpflichtet sich, im Sinne seiner Ausführungen zu wirken." In der Diskussion wies Herr Paulitat auf die Schäden hin, welche die Affordarbeit für den Arbeiter sowohl als auch für die Industrie überhaupt mit sich bringe. Wenn man die Ar beiter fragen würde, ob fie für oder gegen die Maschine selen, so würden fie fich vielleicht für das legtere entscheiden( 3) mindestens sei die Entscheidung zweifelhaft(?). Herr Kreus beftritt die lettere Ansicht ganz entschieden und wünschte, die Technit möge sich immer mehr und mehr entwideln; nur sollen die Maschinen nicht zum Nußen Einzelner Dienen, sondern dem. Arbeiter die Arbeit erleichtern und der gesammten Menschheit dienstbar gemacht werden. In seinem Schlußwort streifte der Referent noch das Unfall versicherungsgefeß, fritiftrte in scharfer Weise die Hirsch. Dunder'schen Gewerkvereine und beleuchtete die Rückwärts bestrebungen der chriftlich- sozialen Partei. Nachdem die Ver sammlung den Vereinsbericht vom Februar entgegen genommen, wurden noch einige interne Vereinsangelegenheiten erledigt, worauf der Vorfigende die Versammlung schloß. Der Verein hält bis auf Weiteres seine Versammlungen jeden Sonntag nach dem 15. im oben genannten Lokale ab.
* Große Volksversammlung im 3. Berliner Reichstagswahltreise, am Mittwoch, den 24. März, Abends 8 Uhr, im Louisenstädtischen Konzerthaus, Alte Jalobftraße 37. Tages ordnung: Die Stein'sche Städteordnung, deren heutige Ge ftalt und unsere Biele auf diesem Gebiete nach den Walded' schen Vorschlägen. Referent: Herr Reichstagsabgeordneter August Heine.