worden ist. Wenn im Reichstage der Minifter von Buttkamer Die einzelnen untergebenen Beamten energisch in Schuß nahm wegen der ihnen vorgeworfenen Spionage und ihrer sonstigen unsauberen Handlungsweise, so war der Minister dabei völlig in seinem Rechte. Nicht der einzelne Beamte trägt die Schuld; er ist ja nur ein Brodukt des herrschenden Systems und muß seine Handlungen nach demselben eine richten.

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Deshalb baben wir auch kein Interesse daran, ob der Polizeikommiffar Meyer zu Frankfurt   3 Monate oder ein Jahr Gefängniß erbalten hat, da er gleichfalls nur das Produkt des in Deutschland   herrschenden Polizeisystems ift. zeichnend war die Ausiage des Mannes, daß er von seinen Borgesezten deshalb getadelt worden sei, weil er bei einem früheren Begräbniß eines Sozialdemokraten viel zu geringe Energie entfaltet habe.

Dieser Wint mit dem Baunpfahl wurde von dem Rom­miffarius verstanden und an der nöthigen Energie ließ er es iegt nicht fehlen.

Der Säbel that seine Schuldigkeit.

Aber mehr noch, als die Brutalität des Einbauens mit dem Säbel auf eine wehrlose Menschenmenge, hat uns empört das niederti ächtige, höchftens durch die Unterofflatergewohnheit erklärliche Schimpfen der Schußleute, als fie auf die Flieben ben einbieben. Nach den Beugenaussagen baben die Worte Hund" und Schuft" dabei eine große Rolle gespielt. Dieses gemeine Bebahren, diese offiziös zur Schau ges fragene Rohheit der Gesinnung hat unseres Er achtens der Gerichtshof bei Abmessung der Strafe nicht berüc fichtigt.

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Oder sollte dies Anbrüllen der Mißhandelten auch im System liegen? Sollten die Vorgesezten am Ende auch dies billigen? Wenn irgend etwas die Polizei in den Augen des Bolles herabzufezen geeignet ist, so ist es ein derartiges, un­gezogenes und unanständiges Auftreten.

Sollte aber solches Gebahren nicht im Syftem liegen und nicht die Billigung der vorgesezten Behörden haben, fo bat das Polizeipräftoium Gelegenheit, durch strenge Disziplinar Strafen solchen Unfug im Amte, der fich durch Beschimpfung von Staatsbürgein breit macht, gehörig zu rügen.  -

Nicht mit Unrecht bemerkt ein liberales Blatt, daß unter ben verhängnisvollen Folgen des Sozialistengefeges in erster Linie stehe, daß das Gefeß das Verhältniß zwischen der Be völkerung und der Polizei in Grund und Boden verderbe. Bei der Polizei werde das Gefühl der gefeßlichen Verantwort lichkeit gelockert, fie fühle fich als außerhalb Des Voltes stehend; das Volt aber blide mit dem größten Miß trauen auf die Polizeigewalt als eine feindliche Vlacht. So ift es in der That!

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ist ein anmuthiges Bild, einen Schuß mann, der den Bürger eventuell beschüßen soll, auf friedliche Bürger unter wüstem Geschimpfe mit dem Säbel einbauen zu sehen! Mert würdige Begriffe muß das Volk erhalten von solcher Schuß mannschaft!

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Ja das System! Häufig kommt es vor, daß redeluftige Bataillons und Regimentskommandeure, besonders bei Ent laffung der Reserven, vor der Sozialdemokratie warnen, und bie Sozialdemokraten mit den üblichen Schmähworten dabei trattiren die Unteroffiziere ftehen natürlich mit offenem Munde dabei und hören den Worten des Kommandeurs mit Begierde zu. Und was der sagt, muß wohl wahr sein! Aus den Unteroffizieren werden Gendarmen und Schußleute wie ihr früherer Oberst denkt, denken auch fie, die Worte, die er gebraucht hat, tönnen auch fie gebrauchen. Bei ihren Vorgesezten finden sie meist auch recht gründlichen Haß gegen die Sozialdemokraten und manches in den Bureaus gesprochene Wort wird von den Schußleuten aufgeschnappt. Die Preffe thut im Verhegen das Uebrige und nun hält natür lich der Polizeikommiffar und der Schußmann jeden Sozial demokraten für vogelfrei.

Das Ausnahmegeses gegen die Sozialdemokratie thut das Uebrige.

Bei Beibehaltung desselben werden solche ungefunden Ver hältnisse Inftitutionen des Rechtsstaats" werden und in hohem Maße verderblich wirken auf die Entwidlung des gesammten Voltslebens.

Politische Uebersicht.

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Senfationelle Mittheilung. Die Freis. Stg." schreibt: Der Reichstanzler hat von Rechtsgelehrten Gutachten er beten darüber, wie ohne Bustimmung des Reichs tags das geltende, bekanntlich auf direkter geheimer und gleicher Wahl berubende Reich 3wablrecht beseitigt werben tönne." Sollte diese Nachricht sich bewahr heiten, so wird sich wohl eine genügende Anzahl von Rechts­lehrern finden, welche dem Reichskanzler den nöthigen Gefallen thun. Andernfalls ist noch da: Herr Staatsrechtslehrer Gneift, Der bekanntlich Alles beweist."- Die Rechtsgelehrten" mer den das alte preußische Landrecht aus dem Aftenstaube heraus ziehen, woraus dann zu ersehen ist, daß alle Wahlsysteme und

bem Geschwät der Nachbarsleute aussehen würde. Es ward aber dennoch verabredet, daß sie sich um fünf Uhr auf ein paar flüchtige Augenblicke bei Beaten, deren Stube unterm Thorweg lag, sehen sollten.

Edmund trennte sich vor der Stadt von ihnen, um die Frauen der Verlegenheit zu überheben, mit ihm zugleich im falten Stein" einzutreffen.

Als Mutter und Tochter zu Justus zurüdkehrten, fanden fie ihn im lebhaften Gespräch mit Bleichmann, dem Schacher­juben, einem alten Geschäftsmanne, in dessen Reellität Schäßlein immer großes Vertrauen gesetzt.

Ein faft vorwurfsvoller Blick des Trödlers traf die Ankommenden.

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Ihr bleibt heute sehr lange!?"

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Wir haben uns bei dem Besuch verspätet, und Frau Billich wohnt ja sehr weit!" stotterte die Mutter.

So so! Na zieht Euch aus und besorgt das Abendbrot. Für Bleichmann mit, er schläft die Nacht hier. Im Laden find Betten genug, Du kannst eins zurechtmachen und über ziehen."

Christine sah Justus erstaunt und fragend an. Nu," lächelte er leise, was ist da zu wundern? Im Oberhoff draußen, die erste Poftstation nach S... zu, ist morgen große Auktion. Ich hab' mir unterbeß auf ein halb fünf Uhr morgen' nen Wagen bestellt und Ihr sollt mit, Bleichmann thut mir schon den Gefallen und bleibt Vormittag im Laden. Um zwölf Uhr sind wir doch wieder zu Hause?"

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Nach dem Oberhoff? bie erste Poststation nach S... fragte Christine starr.

Bater, lieber Bater, was hast Du vor?" und Mathilde eilte, unfähig, ihre Bewegung zu verbergen, zu ihm und tüßte ihn fast schluchzend. Immer Dein Bestes, Kind. Ich will einmal ein Ich will einmal ein Narr sein, weil ich hoffe, Du wirst dann nm so vernünf tiger werben!"-

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Es werden gewiß gute Sachen kommen unterm Hammer!" roarf Bleichmann ein. Gottes Wunder, da Tönnen Se am Ende sehen vorüber fahren' n Musje Eds mund, was morgen soll reisen nach' n Gericht als Astol­

Wahlrechte ungiltig find, die dem preußischen Bremierminister| refp. dem deutschen Reichsfangler nicht gefallen. Der preußische Fiskus wird angewiesen, alle auf Grund des allgemeinen gleichen und direkten Wahlrechts erworbenen Reichstagsmandate an fich zu reißen", weil dieselben sich nicht mit der Ehrbar­feit" vertragen.

Zur politischen Situation schreibt das ,, Bresl. Mrgbl." folgendes: Selten haben sich im parlamentarischen Leben die Entscheidungen so zusammengedrängt, wie für die bevorstehen ben Wochen. Monopolvorlage, Sozialistengefet, firchenpolitische Novelle, dazu die Bolenvorlagen, fommen demnächst zur Ver­handlung. Eine neue Branntweinsteuervorlage bereitet sich im Hintergrund vor, um, wenn dem Monopol der Kopf abge schlagen ist, sogleich einen neuen, etappenweisen Anlauf in der Richtung des Monopols vorzunehmen. Die Borlagen behan deln selbstständige, von einander unabhängige Fragen, und doch feben fie in einem inneren Busammenhang mit einander. Es wird durch dieselben ein neuer, vielleicht legter Anlauf genommen, um der gegenwärtigen Kanaler politit eine Unter lage der Macht zu geben, welche ihre Fortdauer bis an das Lebensende des Ranglers fichern soll." Hierzu paßt aller dings die Sensationsnachricht, die wir vorstehend mitgetheilt haben.

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Wer mag gemeint sein? Die Sophiften hatten bei Rückhalt, fte waren ihm befreundet und sympathisch. In der That hat auch seine Politit einen sophistischen Cha ratter: die Macht wird über das Recht gestellt, der.. Vortheil über die Ueberlieferung und die Verträge; der äußere Glanz gilt mehr als die Festigkeit der Grundlagen; die Kühn heit verdrängt das Maßhalten und die Besonnenheit, weit greifende Berechnung die weise Selbstbeschränkung und Selbst. beherrschung. Und ist es dem..... gelungen, die großen Probleme der. Staatskunft zu lösen: Volksfreiheit

und Volksrecht mit Staatsfraft und Staatsmacht zu einigen, die moralische Gesundheit des...... Voltes zu befestigen und zu erhöhen?-... Wir müssen leider mit Nein antworten." So lesen wir in einem Berliner   Blatte. Wer mag gemeint sein? Gewiß, der Name schwebt manchem der Leser auf der Bunge. Doch er irrt fich. Perikles  , der Athenienfer, ift gemeint und es ist vom athenienfischen Staate, der allerdings bald nach Berifles Tode zu Grunde ging, bier die Rede. Obige Säge aber find dem Feuilleton der Boft": Mar Dunters Geschichte des Alterthums" von Baul Förster entnommen.

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Ueber das neue Branntweinfteuerprojekt laffen fich Die konservativen Dresdener Nachr." in folgender bemerkens werthen Weise aus: Seltsam ist es, daß Herr v. Scholz, der Finanzminifter, nach dem Scheitern seines Monopolplanes frischweg, als sei nichts paffirt, daran geht, ein neues Brannt weinsteuergeset vorzulegen. Das geschicht am Schlufe einer fünfmonatlichen Reichstagssession! Troß ihrer Ermüdung sollen die Abgeordneten noch darangehen. Vorher muß noch formell das Begräbniß der Monopolleiche stattfinden. Herr v. Scholz thut so, als halte er die reiche Monopolbraut, die er dem Reichsfangler zuzuführen boffle, nur scheintodt, bie ein baldiges Erwachen aus ihrer Starre erwarten dürfe. Darin dürfte er sich doch wohl täuschen. Bu einer überfürsten Erle bigung der Besteuerung des Branntweins aber liegen die Ver hältnisse nicht günstig. Der Reichstag   ist übermüdet; schon feit Wochen ist ein beschlußfähiges Haus faum noch unter äußersten Anstrengungen zu Stande zu bringen. Die An deutungen, auf welchen Grundzüaen das neue Branntwein steuergeset fich aufbauen soll, lassen lange und sehr erbitterte parlamentarische Kämpfe erwarten. Dan scheint an eine Konsumsteuer zu denken. Vom Branntwein toll eine hohe Abgabe erhoben werden, sobald er in den Detailhandel über geht. Daneben soll die Malschraumsteuer bestehen bleiben, aber herabgesezt werden für die mittleren Brennereien, d. h. zu Gunsten der brennenden Gutsbefizer. Ebenfalls zu Gunsten der letzteren soll die Exportprämie möglichst hoch gegriffen werden. Die fleinen Brennereien, welche für den Detailverschleiß an die Konsumenten arbeiten, würben Diese Vortheile nicht genießen. Ihnen nügt die hohe Exportprämie nichts, sondern erschwert nur ihre Konkurrens mit den größeren Kartoffelschnapsfabrikanten, da lestere im Inlande umso billiger verlaufen können, je mehr fte an der Ausfuhr verdienen. Die Erhebung der Steuer beim Ueber­gange in den Detailverkauf würde fteuerfreie Lager bedingen, welche wiederum, durch die Kreditirung der Steuer, den Groß­fabrikanten und Großhändlern erhebliche Vortheile brachten, während die fleinen Brenner ihre Steuer fofort bezahlen müßten. In Folge dessen befürchtet man gerade von der Konsum Steuer den Ruin der kleinen Brenner und Händler und die Ronzentration des Branntweingeschäfts in den Händen reicher Unternehmer. Man erfteht schon aus diesen lurzen Andeutungen, wie viele Bedenken, Schwierigkeiten und Gefahren ein ber artiges Syftem mit fich bringt, welches man in wenigen Wochen über die Knie brechen lassen will. Ist dies unaus führbar, so den! t man an ein fogen. Nothgeset, das den großen Brennern eine Reichshilfe gewährt. Nun vergegenwärtige man fich nochmals in Kürze den Gang der Branntweinsteuerfrage!

tater. Werb der Mamfel Mathilde e große Freude sein, noch e Mal Abschied zu nehmen von ihm, haben se doch zusammen gespielt immer zwischen die Kaffeesäcke und Bucker­hüte. Weiß ich doch noch wie heut, als se is rumgehupft in bas blaue Rattuskleid von mir und Edmund in de Pumphöschen und' en runden Terolergut! Sind se gewesen, Gott   soll mer ftrafen, wie zwei Geschwister! Na, wissen Se, reden wir nich weiter davon!"-

Wie Juftus gewollt, geschah es, und an Beate ging die Bestellung, daß man sich mit Edmund im Oberhoff sehen wollte.

Des Vaters Benehmen sette indeß Mutter wie Tochter in höchste Verwunderung. Sie wußten, daß er ganz gegen dieses Verhältniß sei, bei ihm nur Unheil für Mathilden voraussah, und nun beförderte er unter seinen Augen sogar eine Busammenkunft, einen letzten Abschied, der gerade in der gewählten Weise den jungen Leuten ganz unvergeßlich sein, ihrer romantischen Schwärmerei erst recht Nahrung geben mußte. Sie tamen endlich, da sie schlechterdings feinen haltbaren Grund fanden, zu der Meinung, diese Ab­schiebsfahrt für den Ausfluß einer bedeutenden Sinnesände rung des Baters zu halten, benn die Auktion im Oberhoff erschien ihnen nur als Vorwand.

Erft wird das Monopol vorgelegt und in den Motiven aus drücklich jede andere Besteuerungsart des Spiritus verworfen, ,, perhorres sirt", wie der Ausdrud lautet. Daraus folgt, daß die preußische Regierung noch teine Vorarbeiten für eine Roninm steuer gemacht haben tann. Nun soll fie in 6 Wochen nicht bloß den Entwurf dazu aus dem Mermel schütteln, sondern auch eine Verständigung mit den anderen Bundesstaaten hierüber herbeiführen und dann das Gesetz durch den Reichs fag jagen! Eine solche Art der Geschäftsbehandlung kann der Stetigkeit der Dinge im Reiche, seinen Finanzen und dem Ganzen unmöglich zuträglich sein." Man fieht, daß die preußisch- deutsche Finanzpolitik selbst von befreundeter Seite recht scharf angegriffen wird fie muß also von Grund aus nichts taugen.

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Bum Sozialistengeset schreibt der Berliner   Offiziöse der Elbf. 8tg." folgendes: In Betreff der Aussichten bes Sozialistengefeges überwiegt die Meinung, daß es schließlich mit geringer Majorität werde angenommen werden. Für bes Fall der Ablehnung wird, wie uns bestimmt versichert wird, eine Auflösung des Reichstages nicht erfolgen, vielmehr dürften die verbündeten Regierungen erklären, daß fie die Ver antwortung für diesen Beschluß und seine etwaigen Folgen bem Barlamente überlassen müßten. In der freifinnigen Partei, welche von Neuwahlen Gewinne erwartet, wird darnach wohl der Eifer für Ablehnung des Gesetzes etwas erfalten."- Wir schließen uns dem offiziö en Berichterstatter in der hins ficht vollständig an, daß auch wir die Annahme der Vers längerung des Sozialistengefeßes für ficher halten. Den Fre finnigen aber thut der geehrte Herr vollständig unrecht. Sollte nämlich von einem oder dem andern Mitgliede dieser Bartel Die Frage, ob ja oder nein, noch nicht llar beantwortet sein, so würde es dieselbe unbedingt mit nein beantworten, wenn es vor der Auflösung des Reichstags ganz ficher wäre. Das hat uns die Erfahrung lebren fönnen.

Die Petition um Einführung eines Wollzolles is vom Reichslangler abschlägig beschieden worden, weil eine solche Besteuerung die einheimische Textilindustrie erheblich schädigen würde, und weil ferner, wie es zur Berechnung der Rüdver gütung bei der Ausfuhr doch nöthig sei, die Feststellung bes Wollgehalts in gemischten Geweben nicht möglich sei. 50 mußte Herr v. Below Saleste, der bekannte Agrarier, der pommerschen ökonomischen Gesellschaft zu ihrer großen Betrüb niß mittheilen. Trogdem giebt fie die Hoffnung nicht auf, den Wollzoll durchzusetzen.

Die deutsch   oftafrikanische Gesellschaft hat sich durch Uebereinkunft der Betheiligten aufgelöst. Die Frets. Stg. stellt dazu die Frage: Was wird denn nun aus den in Oftafrita erworbenen" 33 000 Quadratmeilen werden?" Antwort: Die wird der preußische Fistus ,, an fich reißen!"

,, welche Luft Soldat zu sein!"- Die Staats anwaltschaft zu Chemnis verfolgt allein nicht weniger als 44 junge Männer, welche im Verdachte stehen, sich dem Eintritt in das Herr entziehen zu wollen.

Ronfiszirt. Am vorigen Sonnabend wurde, wie bas Leipz. Tagebl." berichtet, in Leipzig   von der Kriminalpolizei eine große Stifte beschlagnahmt, welche eine große Menge des in Bürich erscheinenden Sozialdemokrat" und sonstige vers botene fozialdemokratische Schriften enthielt. Die Rifte tam von Ottensen   und war als Fettwaaren" deklarirt.

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Aus Nürnberg   meldet die Bost" vom 21. März: Die Sozialbemotraten entwideln jegt eine wahrhaft fieber hafte agitatorische Thätigkeit; nicht weniger als fieben von fozialdemokratischer Seite ausgehende Bersammlungen find von geftern bis heute Abend( also für den Zeitraum von 24 Stun ben) hier anberaumt. Dabei werden auch von hier aus Agi tatoren in die verschiedensten Drte Frantens zur Veranstaltung von Versammlungen entsendet.

Ein Frühlingsbrief." Unter dieser Ueberschrift wird von Elberfeld   aus eine Aufforderung zum Abonnement auf die verbotene, jest aber wieder freigegebene Preffe für Berg und Mart" versandt. Als Herausgeber wird neben dem früheren und auch ferneren Redakteur des Blattes, Herrn F. Gilles, der Reichstagsabgeordnete für Elberfeld   Barmen F. Harm ges nannt.

Belgien  .

Der gefinnungstüchtigen Preffe erscheint keine Nachricht über die belgischen Unruhen lächerlich genug, um sie nicht der Verbreitung für werth zu befinden. So last fich das Berl Tabl." unter dem 23. b. M. aus Brüffel telegraphiren: Die Lage im Bezirl Lüttich   wird täglich drohender. Gestern gaben die Streifenden über 500 Revolverschüsse ab; viele Verwundete und mehrere Todte." Archimedes, der während des Einbruches der Feinde sich in mathematische Probleme vertiefte, ist ein wahrer Schwachmathitus gegen diesen Res porter, der inmitten der gährenden Ars bettermassen die Schüsse zählt!- Anftändigere Breßorgane wiegeln übrigens bereits ab. So schreibt die Frant. 8tg.": Neuerliche Berichte aus Lüttich   stellen die Unruhen in Seraing   und Umgebung als sehr übertries ben dar. Es tamen Ausschreitungen vor, aber dieselben feien

als die Dunkelstunde vorschritt, innerlich heftig erzürnt auf ben leichtfertigen Sohn, der nicht einmal die letzten Stunden bes Beisammenseins bem Vater ungetheilt gönnen fönne. 3um größten Glüd erschien Edmund, als Herr Josua im beften Raisonniren war, und schnitt bem alten Herrn jeben Merger mit der Versicherung ab, er habe doch unmöglich ohne Lebewohl von Dem uod Jenem scheiden können.

Lieber Sohn, in einer halben Stunde kommen unfre Gäfte, und da wir vermuthlich sehr lange beisammen bleiben, morgen aber bei 3elten aufstehen müssen, möcht ich Dir Dein Geld, Deine Empfehlungen und Verhaltungs maßregeln mitgeben, und ungestört noch mein Herz vo Manchem entlasten, was ich mit mir schon längst herum schleppe. Laß uns die wenigen Minuten also gut benutzen, wer weiß, wann wir uns wieder so traulich sprechen fönnen!"

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Lieber Vater, ich bin ganz zu Deinem Befehl!" " Nimm vorerst das Geld da. Es find dreihundert Thaler baar für die ersten drei Monate. Im Nothfalle fannst Du felbft in S., bei dem Bankier Tolbt und Kompagnie, einem Geschäftsfreunde, Gelb entnehmen. Hier ist ein Brief an ihn, Du wirst in seinem Hause wohl auf genommen werden. Da find ferner noch Briefe an den Sanitätsrath Webel und an den Senator Wulfens. Lauter alte Freunde, welche zu den tonangebenden Häusern in S... gehören und Dich in alle anständigen 3irfel einführen wer Sen. Benutze diese Empfehlungen und diejenigen, welche Dir Herr Kammergerichtsrath Rorell gegeben hat. Beige diesen Leuten, daß Du ber ehrenwerthe Sohn eines eben fo geachteten wie reichen Mannes bist. Ich wünsche, Edmund, daß Du anständig leben und Dir fein reelles Vergnügen versagen sollst, aber ich verlange auch, daß Du keine leicht sinnigen Schulden macht, wie öfters schon zu meinem Merger geschah, und nicht etwa Berbindungen eingeht, die unsern refpattablen Namen beflecken wie Dich in den Augen repus Bevor aber dieser Abschiebsschmaus begann, beabsichtigte tirlicher Leute herunterbringen müssen. Sei stolz in diefer Hennings noch eine ernste Unterredung mit seinem Sohne zu Beziehung! Andererseits we be aber fein Ged, der sit halten, um ihm Alles an's Herz zu legen, was ein Bater Lngus um sich wirft und dem Mobenteufel huldigt. im vorliegenden Falle für seinen Sohn als wichtig ansieht. Er erwurtete denselben beshalb mit Ungeduld und zantie,

Inzwischen waren von Seiten Josua Hennings' alle Vorbereitungen zu des Sohnes Abreise getroffen worden, welche den alten Herrn in eine ihm fast ganz unbekannte Beklemmung und Unruhe verfekte. Theils um seinem Sohn einen folennen Abgang aus dem Elternhause zu be reiten, theils feine eigenen quälenden Gefühle zu vertreiben, welche ihm um fo unvernünftiger vortamen, als fie jedes reellen Grundes entbehrten, hatte er für diesen Abend ein großes Souper in der Wohnflube anbefohlen und, außer großes Souper in der Wohnẞlube anbefohlen und, außer brei bis vier alten Freunden und seinem Buchhalter Schurrig, noch sechs Universitätsfreunde Edmund's geladen. Man wollte noch einmal recht luftig sein.

S... ist eine Hafenstadt, voll Verführung; die Familien, an welche ich Dich empfohlen habe, find fämmili