daß dieselben in andere Hände übergehen könnten, von der Wahl ausgeschlosien worden und das Amt eine? Geschäfts- Vermittlers nur auf Personen übertragen worden. Ferner wurden drei Inspektoren und scchS Assistenten, und zwar von den letzteren drei für die Zentralballt in der Neuen Friedrich- straße und drei für die anderen Markthallen gewählt. Sobald die Markthalle von der Bauverwaltung dem Kuratorium über- geben sein wird, wird den Händlern eine Frist von 8 bis 10 Tagen zur Einrichtung gelasien werden und alsdann die- selben eröffnet werden. Die Ansicht Einzelner ging dabin, daß der Eröffnungstermin am ersten Montag des Monats Mai er- folgen werde. Schwierigkeiten der Eröffnung bietet noch das RetchstagSufer.__ Lokales. Der Bau der Nothbrücke oberhalb der Moltkebrücke ist, nach der„Volks-Ztg.", so weit vorgeschritten, daß gestern die Pferdedahnschienen gelegt und mit Anlage der Gasleitung und Aufstellung der Gaskandelaber begonnen werden konnte. Auch die Geländer der Brücke an beiden Seiten deS Fuß- gängerweges sind schon vollmdet und eS ist zu erwarten, daß bis zum 1. April die neue Brücke dem Verkehr übergeben werden kann. Ueber die Umgestaltung der Luftdruck-Bertheilung wird aus Hamburg , ck. ä. 23. März, geschrieben:„Am Sonn- abend, da Deutschland zunächst in der Höhe von warmer Luft aus West überfluthet wurde, lag eine Depression über England mit ihrem zentralen Theil nordostwärts von Schottland . Es scheint, als ob gleichsam die Anfüllung dieser Depression mit steigendem Druck das AuSeinanderschwemmen der warmen Luft veranlaßt habe, was mit den Gesetzen der Luftbewegung wohl in Einklang zu bringen ist, und wir sehen im besonderen Fall, wie das Innere der Depression am Sonntag Morgen 5 Millimeter und am Sonntag Abend 10 Millimeter Drucksteigcruna erfahren hat, wobei sich das Gebilde schwachen Druckes nach Skandinavien und sodann nach Rußland verschob. Die nun folgende Dlucksteigerung vollzog sich schnell, daS Barometer stieg in Finnland 20, bei uns 12 Millimeter, und leichter Ostwind st-llte sich in Deutschland ein. Aber trotz deS hohen DiuckeS blieb der Himmel noch bewölst. Zugleich erschien im Westm Irlands am Dienstag schon wieder eine neue De- presfion, welche den Ostwind in Südost verkehrte. Zwei Ur« fachen, einmal die Bewölkung, sodann die mehr südliche Rich- tung des Winde«, machten sich nun geltend, um den auf Er« kaltung abzielenden Einfluß des Gebietes hohen Luftdruckes sehr abzuschwächen." Für eine Reform der Personen-Besörderung auf de« Etsenbahne« agitirt man jetzt von verschiedenen Seiten auf daS Lebhafteste. In der That ist eine Einheitlichkeit auf dem Gebiete des Personen- Verkehrswesens auch auf den prcußi- schen Staatsbahnen, trotzdem nun schon einige Jahre seit der Verstaatlichung der Privatbahnen vergangen, noch nicht zu de- merken. Der Abweichungen und Separat-Bestimmungrn auf den einzelnen Bahnstrecken ist noch immer eine so große An- zahl vorhanden, daß Publikum wie Dienstpersonal sehr oft im Unklaren sind, waö zu Recht besteht und waS nicht. Die Schwierigkeiten, welche sich einer Reform entgegen stellen, find allerdings nicht zu unterschätzen. Einmal spielt die Tartffrage dabei eine große Rolle, dann wird sich die Beseitigung mancher von früher überkommenen Sonder-Einrichtungen, die an sich dem großen Ganzen gegenüber zwar unberechtigt, aber den Betherligten sehr annehmlich geworden find, nur mit Schwierig- ketten durchfühlen lassen, und endlich lassen sich auch die gegen- wältigen Betriebs- Einrichtungen nicht ohne Weiteres einer durchgreifenden Reform anpaffen. Die Vorschläge, welche ge- macht werden, zielen hauptsächlich auf eine Verringerung der Wagenklassen und eine Herabsetzung der Tarife hinaus. Von der einen Seite wird vorgeschlagen, nur zwei Klaffen zu bilden mit einem Tarifsatz von 4 Pf. pro Kilometer in der 1. Klasse, und 2 Pf. pro Kilometer in der 2 Klaffe, sowie einer geringen Erhöhung dieser Sätze für Schnellzüge. Andererseits wird die Beibehaltung von 3 Klaffen, unter Wegfall der jetzigen 1. Klaffe empfohlen. In beiden Fällen würde jedoch unter An- nähme der letztjähriaen Frequenz ein Einnahme-Auifall von 30—40000000 Mark entstehen. Man nimmt freilich an, daß die Frequenz in Folge der billigeren Beförderungspreise so erheblich steigern wird, daß diese Minder-Einnahme sehr bald auSgeglich-n wird, aber bei der jetzigen Finanzlage scheint wenig Neigung vorhanden zu sein, auch nur vorübergehend sich der Gefahr eines Ausfalls auszusetzen. Wichtig für Droschkenkutscher. Am 2. Mai 1885, Vormittags gegen 10 Uhr, kam der Droschkenführer Z.... mit der von ihm geführten Droschke I. Klasse Nr. 101 nach dem Bahnhofe„Friedrichstraße " gefahren. AlS derselbe neben der dort aufgrfahrenen ersten Droschkenreihe angelangt war, wurde ihm von einem Herrn, welcher in der Georgenstraße stand, gewinkt. Z... fuhr dorthin und nahm den Herrn als Fahrgast auf. Der diensthabende Polizeibeamte hatte von den vor dem Bahnhofe mit ihren Gefährten Aufstellung genommen habenden Droschkenführem die Blechmarken bereits abgenom- mcn. Wegen Ucbertretung des§ 48 des Droschken- Reglements für Berlin vom 20. Januar 1873 wurde Z... durch Erkennt- niß des königl. Schöffengerichts l. Berlin vom 10. Juli 1885 zu einer Geldstrafe von 3 M. event. 1 Tag Haft verurtheilt, darnach aber durch Urtheil der VI. Straftammer des königl. Landgerichts l Berlin vom 20. Oktober 1885 freigesprochen. Die seitens der königl. Staatsanwaltschaft gegen dieses frei- sprechende Erkenntniß eingelegte Revision rügte Verletzung deS § 48, welcher lautet: „Jeder Kutscher, welcher sich mit seinem Fuhrwerk auf einem Eisenbahnhofe zur Aufnahme mit dem Zuge ankommender Retsender aufstellt, hat die Blechmarke mit der Wagennummer an den dieselben einsammelnden Beamten nach genommener Aufstellung abzugeben. Kutscher , welche nach beendeter Abnahme der Marken noch auffahren, haben sich zuvor bei dem betr. Beamten unter Abgabe der Marke zu w.lden." Die Annahme deS Vorderrichters, daß der Angeklagte der Uebertretung dieser Verordnung nichtschuldig, weil er noch keine Aufstellung genommen gehabt, widerspricht nach der AuS- leguna der Königlichen Staatsanwaltschaft dem Sinn und dem Wortlaut der Verordnung, welche einmal absichtlich das Wort„auffahren" im Gegensatz zu dem Worte„aufstellen" ge- braucht, sodann die Aufrechterhattung der Ordnung auf den Halteplätzen bezwecke, was durch ein unangemeldetes Auffahren nach Abnahme der Marken vereiteft werden kann. DaS königliche Kammergericht zu Berlin hat die Revision auS fol- genden Gründen verworfen:»Die Gegenüberstellung der Worte„nach genommener Aufstellung" und„zuvor laßt .................................. L äßt erkennen, daß einerseits die vor Einsammlung der Marken auf- gefahrenen Kutscher sich zunächst aufzustellen und demnächst ihre Marken abzugeben haben und daß andererseits die nach der Einsammlung auffahrenden Kutscher, bevor sie sich aufstellen, sich bei dem vicusitbuenden Beamten melden sollen, um letzteren bei der Kürze der Zeit bis zur Ankunft deS Zuges rechtzeitig von ihrer Anwesenheit und Verwendbarkeit Kenntniß zu geben. Es hat die Blechmarkt einen doppelten Zweck. Durch dieselbe soll erstens den ankommenden Reisenden die Garantie geboten werden, daß sie für sich und ihr Gepäck Fahrgelegenheit vor- finden; daS erhellt sowohl aus der Bestimmung deS§ 48, Absatz 5, wonach die Kutscher ohne Fahrgast den Halte- platz erst dann verlassen dürfen, wenn ihnen der Beamte die beendigte Cxpedirung des Reisegepäcks anzeigt, als auch auS der unter Nr. 2 desselben Paragraphen =%%%% soll aber zwiftenS durch die Markenabgabe auch den Kutschern die größere Wahrscheinlichkeit geboten werden, daß sie eine Fuhre erhalten, und zwar bestimmt sich hierbei die Rrihenfolge nach der Zeit der Auffahrt. DaS geht hervor auS der Er- gänzungS-Verordnung, welche außer den Droschken nur Hotel- gefährte als Beförderungsmittel zuläßt. AuS diesen beiden Gesichtspunkten hat der§ 48 offenbar für die ver- spätet eintreffenden Kutscher eine sofortige Meldung inS Auge gefaßt, um einerseits den Beamten von ihrer Verwendbarkeit zu benachrichtigen und um andererseits eine Benachtheiligung der ihre Marken abgegeben haben- den Kutscher durch unbefugte Aufnahme von Reisenden seitens deS verspätet eingetroffenen Kutschers zu verhindern. Insofern würde der Angeklagte, wenn er entweder Aufstellung genommen, ohne vorher seine Marke abgegeben zu haben, oder wenn er im Vorbeifahren einen angekommenen Reisenden auf- genommen hätte, sich strafbar gemacht haben. Nach der that- sächlichen Feststellung deS Vorderrichters hat er aber weder das eine noch daS andere gethan; ob er die Absicht gehabt, sich am Bahnhof aufzustellen, ist unerheblich, da er dieselbe nicht zur Ausführung gebracht hat. ES könnte sich sein Verhalten höchsten? als ein Versuch der Uebertretung des§48 darstellen, welcher auch bei Polizeigesetzen, wenn es nicht ausdrücklich anders bestimmt ist, strafbar bleibt. Unter der Bezichtigung, seinen eigene« Vater er- mordet z« haben, meldete sich gestern Abend im 55. Polizeirevier ein ca. 14jähriger Knabe. Er nannte sich Franz Karl und wollte in der Franzsiraße wohnen. Die Angaben haben sich alS unwahr erwiesen. ES wird vermuthet, daß der frag- liche Knabe einen schlechten oder dummen Streich begangen hat und seinen Eltern entlaufen ist. Derselbe ist 1,50 m groß, hat blondes, krauses Haar und graubraune Augen. Bekleidet ist er mit dunkelblauem Winterüberzieber, dunkelbraunem und roth- gesprenkeltem Jacketanzug. Mittheilungen über diesen Knaben, welcher in polizeilichem Gewahrsam geblieben ist, find der Krt« minalpolizei zu machen. Et« Rentier und Hankbesttzer wurde betroffen als er Unter den Linden einer Dame ein Taschentuch aus der-Mantel- tasche herauszog. Eine Durchsuchuna seiner Wohnung hat zur Auffindung von nicht weniger alS 75 Taschentüchern geführt, welche die verschiedensten Zeichen tragen und anscheinend sämmtlich Damen entwendet worden sind.— AlS der Fall bekannt wurde, hielten sich die meisten- Blätter verpflichtet, von „Kleptomanie" und dergleichen zu sprechen. Wir können dem- gegenüber nur an daS alte Sprichwort erinnern, daß die Katze da» Mausen nie läßt, und eS dürfte nicht ganz unwahrscheinlich sein, daß dieser„Rentier und Hausbesitzer" sich überhaupt durch ähnliche Manipulattonen— natürlich en gros— in den Besitz seines Hauses und seines Vermögens gesetzt hat. Hat nicht Jeder, der eine Million besitzt, nach dem Ausspruche eines Sachverständigen, einmal daS Zuchthaus gestreift? Die Leiche« der in da« LetchenschanhanS einge- lieferte« Fra « Grieger und ihrer beiden Kinder werden voraussichtlich im Lause des heutigen TageS gerichtlich obduzirt werden. Da ein Verbrechen durch dritte Personen ausge- schloffen scheint, so wird die Untersuchung sich darauf be- schränken. Die Beerdigung wird übermorgen auf dem Be« gräbnißplatz der ZionSgemeinde stattfinden. Gerichts-Zeitmig. P. Um eine Hand voll Heu. Ein echter„Bauern-Pro- zeß" unterlag gestern den G-ichworenen des Landgerichts II zur Beurtheilung. Vor den Schranken des Schwurgerichts er- schienen wegen Meineides angellagt: 1. die verehelichte Bauet- gutsbefitzer Wilhelmine Peter, geborene Löwenstein aus Groß- Schönebeck bei Bernau , 2. deren Schwester, unverehelichte Marie Löwenstein.— Den beiden Angeklagten wird zum Vor- wutf gemacht, im Februar v. I. vor dem Schöffengericht zu Bernau in einer Strafsache gegen den Bauerguttbefitzer Kamnitz und dessen Sohn eine falsche Aussage abgegeben zu haben und zwar als Belastungszeugen zu Ungunsten der beiden Angeklagten. Wie gewöhnlich ber derartigen Prozeffen, die so zu sagen„bei den Haaren herbeigezogen" werden und sich um Nichtigkeiten drehen, lag ursprünglich auch dem gegen die Kämnitz eingeleiteten Strafverfahren als bewegendes Clement nur die zwischen der Löwenftein'schen und der Kämnitz'schen Familie bestehende Feindschaft zu Grunde, deren Entstehung von einem abgelehnten Heirathsantrag herdatirt. Die Gegen- partei hatte nun, von ihren feindseligen Gefühlen geleitet, gegen Kämnitz, Vater und Sohn, die Beschuldigung erHoden, daß Beide am 16. September 1884 von der Löwenftein'schen Wiese Heu entwendet haben. Gegen Kämnitz wurde darauf- hin das Strafverfahren wegen Vergehen« gegen daS Feld- und Forstpolizei- Gesetz eingeleitet und die Löwenstein sowie ihre Schwester, die verehel. Peter, hatten als Belastungszeugen vor Gericht ausgesagt, daß sie an jenem Tage auf der Wiese mit Heuernte beschäftigt gewesen, als Kämnitz Vater und Sohn mit ihrem Wagen voroeilamen, daß dann der Sohn von dem letzteren heruntergesprungen und von einem hart am Wagen lagernden Heustapel ein geringes Quantum wegnahm-, viel sei es zwar nicht gewesen— sondern nur etwa„ein Arm voll".— Die Beweisaufnahme ergab jedoch, daß zur fraglichen Zeit Kämnitz mit seinem Sohne sich in Berlin befand; auf Grund dieses untrüglichen Alibideweises erkannte daS Schöffengericht auf Freisprechung von Vater und Sohn. Diese kehrten nunmehr den Spieß um, und wegen Meineides angeklagt er- schienen die Löwenstein und die Peter vor den Schranken. Im Auvienztermin brhanten die Angeklagten bei den von ihnen vorhergemachtcn Aussagen und sie behaupteten steif und fest, den Sohn des Kämnitz, sowie dessen Wagen bestimmt erkannt und bei der Wiese gesehen zu haben. Ihre Bemühungen, dies zu beweisen, scheiterten jedoch, denn es waren von nah und fern Zeugen geladen, welche daS von Kämnitz früher vor dem Bernauer Schöffengericht beigebrachte Alibi aufrecht erhielten; unter den Zeugen befand sich auch der Hausknecht jenes Ber - liner Gasthofs, in dem Kämnitz und Sohn am 16. September genächtigt. Trotzdem nun den Angeklagten die Unrichtigkeit ihrer früheren Aussage nachgewielen war, erschien auS dem Er- gebniß der Beweisaufnahme die Möglichkeit zu Recht, daß eine Perfonen-Verwechselung die Angeklagten damals irregeleitet.— Die Geschworenen verneinten bezüglich beider Angeklagten die Schuldfragen und demgemäß lautete das Urtheil auf Frei- sprechung._ Uerewe und Uersammlungen. tb. Zur Besprechung de« BefähtgunaSnachweife« für Kranen fand am 23. d.M. eine öffentliche Arbeiterinnen- Versammlung statt, zu der auch Männern der Zulritt gestattet war. Etwa 1000 Personen mochten anwesend sein. Frau Dr. 5)ofmann, von der Versammlung zur ersten Vorsitzenden gewählt, erinnerte daran, daß der Verein der Arbeiterinnen, wenn auch die Bestrebungen der Arbeiterinnen vielfach Hohn und Spott hervorrufen, sich die Ausgabe gestellt habe, die In- tereffen der Ardeiterinnen nach jeder Richtung hin zu wahren und energischen Protest zu erheben, sobald Gefahr im Verzuge fei. Und dies sei hier der Fall. Der Antrag auf Befähigungs- Nachweis für Frauen der verschiedensten Branchen, sobald sie nicht für den rtaenen Bedarf und mit Hilfe ftemder Arbeits- lräfte arbeiten, berge eine große Gefahr in sich. Wer da wisse, wie schwer eS den Arbeiterinnen werde, ihr tägliche» kümmer- liches Brot zu erwerben, wer da wisse, mit wie viel Ent- behrungen, Kummer und Sorgen daffelbe verbunden sei und dennoch oft hinter dem nothwendigen zurückbleibe, der müsse dringend wünschen, daß man den Arbeiterinnen auf jede mög- liche Weise entgegenkomme, ihnen die Möglichkeit des Erwerbes zu erleichtem suche, anstatt ihnen denselben zu erschweren. ES könne nicht oft genug betont werden, daß, wenn die Nothlage der weiblichen Arbeiter fortdaure, die Gesundheit und Sittlich- keit des Volkes im höchsten Maße gefährdet sei, und daß die ge- rechten Forderungen der Arbeiterinnen gewährt werden müssen. Wenn der Antrag auf Erbringung des Befähigungsnach» weises für Frauen und Mädchen Gesetz würde, so würde das- selbe das gerade Gegentheil von dem erwirken, was man jetzt von demselben erwarte; es würde die schädlichsten Früchte zeitigen,. denn die Arbeiterin würde selbst da Hindernisse und Schranken finden, wo sie heute noch nothdürftig ihr Auskommen fände. Ueberall, wo dieses Gesetz bestehe, habe dasselbe keineswegs eine Begeisterung für daffelbe entfacht, die zur Nachahmung reizen könnte. Die Frauen würden jede Einschränkung ihrer freien Berufsthätigkeit sehr bitter empfinden müssen und dir Folge des Befähigungsnachweises würde sein, daß alle die« jenigen, die denselben für eine Branche erbracht haben, alle diejenigen, die denselben nicht erbracht haben, auS der betr. Branche fem zu halten suchen werden, daß sich somit ein Dcnunziantenwesen herausbilden würde, daS sicher nicht schön zu nennen sei. Es sei vor Allem nothwendig, daß die Frauen wissen, waS über sie beschlossen werden solle und daß dann die Allgemeinheit ihre diesbezüglichen Wünsche erfahre.(Bei- fall.) Nach der Frau Vorfitzenden nahm der Abg. Herr Sin- ger daS Wort. Derselbe beleuchtete in längeren Ausführungen die Vorgeschichte deS betr. Antrages, sowie der ganzen Zunft- destrebungen, welche nur der konservativen Partei, welche im Volke immer mehr an Bodm verliere, weil sie die gemachten Versprechungen auf soziale Reformen nicht einlöse, ein wenig auf die Beine helfen sollen. Die nicht zu leugnende tiifirau« rige Lage des Handwerks sei eine Folge der kapitalistischem Produktionsweise und nur große und feste, die Handwerks. meistcr und Arbeiter umfassende Organisationen könnten der- selben einen Damm entgegensetzen. Ueber die vorliegende Frage sei im Reichstage bereits lebhaft debattirt worden. Wenn auch die Arbeiterpartei gewiß wünsche, daß ein Jeder in seinem Gewerbe allen an ihn gestellten Anforderungen zu genügen vermöge, so sei sie doch anderer Meinung, als die konservative Partei, betreffend die Mittel und Wege zur Erreichung diese» Zieles. Die Arbeiterpartei glaube, daß dadurch, daß die Lehr« linge in ihrer Lehrzeit weniger mit anderen Dingen, sondem ausschließlich in ihrem Berufe beschäftigt werden, daß ihnen genügende Zeit zum Besuche von Fortbildungsschulen, nicht deS AbendS oder am Sonntage, sondern während der Wochen- tage gegeben wird, tüchtigere Arbeitskräfte herangebildet werden können. Auch bekämpfe die Arbeiterpartei die ein- seit ge Ausbildung der Lehrlinge. Diesbezügliche Bestimmungen enthalte der Arbeiterschutzgesetzentwurf, die besser wirken würden, als alle konservativ.innungS. politischen Hilfsmittelchen. Dem Handwerke könne nur geholfen werden, wenn eS sich auf die breiten Massen der Arbeiter stütze. Die Handwerksmeister würden immer mehr der Arbetterpartei zugedrängt werden, weil diese die einzige sei, welche ihnen Hilfe bringen könne. Auch in praktischer Hinficht sei der Befähigungsnachweis undurch- führbar, da die Gewerbe heute derartig in einander greifen, daß sie nicht mehr von einander zu trennen seien. Ein ab. schreckendes Beispiel sei Oesterreich , wo derattige Gesetze bereits bestehen. Dieselben Leute, dir dieselben herbeigewünscht. petitioniren jetzt um Beseitigung derselben. Dies sei be« zeichnend für die Kurzfichtigkeit der Parteien, welche glauben, durch Festhalten am Alten, durch Galvanifiruna einer Leiche, dem Anströmen der Hochfluth einer neuen Zeit einen Damm entgegensetzen zu können. Erst heute sei im Reichstage darüber verhandelt worden, den Jnnunarn Korporation, rechte zu verleihen. Die Fraktion sei der Anficht, daß den Innungen keinerlei Rechte vorenthalten werden sollen, um sie desto schneller zu der Ueber- zeugung zu bringen. daß doch AlleS nichts nütze, und werde deshalb dem Antrage zustimmen. Sie erwarte aber daiür, daß auch, wie im Arbeiterschutzgesetze gefordert sei, den Arbeiterverbänden und fachgewerblichen Organisationen Korporationsrechte ver- liehen werden.(Stürmischer Beifall.) Die Arbeiterpartei nähme sehr gern alleS Gute, von welcher Seite es auch käme. doch müsse sie entschieden dagegen Verwahrung einlegen, dasi um ein Körnchen Gutes willen viel Schlechtes in wirthschast. Beziehung eingeführt werde. Doppelt %%%&%&&%,%%%% gebunden fei. Die Verwirrung würde eine heillose sein. Wenn sich die Gesetzgeber 4 Wochen im prakiischen Leben bewegen und umsehen würden, so würden fie nicht derartige Anträge stellen. Wrr verlangen, daß die freie Entw ck.lung der per- Allgemeinheit, der Familie, des Einzelnen zum eigenen Nutzen auszubeuten.(Anhaltender Beifall) Eine lange Diskussion Aloß st-b an. FU.Wadnrtz wünschte Fachschulen, in denen die Madchen ausgebildet würden. Heute würden die„Lehrmädchen" nach 3-4 Wochen entlassen, unfähig, sich fernerhin zu erhalten. Da» Gesetz würde nur eine Zwangsjacke für die Arbeiterinnen sein. Frl. Jagert wies auf die Nachtheile hin, die sich auS der Bestimmung ergeben würden, daß nur Personen von 24 Jahren den Befähigungsnachweis zu erbringen berechtigt sein sollen und empfiehlt ebenso wie Frau Gubela und Herr Sin« ger, den Beitritt zum Arbeiterinnenoerein. Von den anwesen« den Männern sprachen noch im Sinne der Vorredner die Herren Winter, Günther, Schulz. Zubeil u. A., Herr Braun „„_______________________ sich den Ausführungen der grau Dr. Hofmann und deS Reichs« tagsabgeordneten Herrn Singer einverstanden, erblickt in dem verlangten Befähigungsnachweise eine Einschränkung und Ver- schlimmerung der ohnehin schon trostlosen Erwerbsverhältniffe der Frauen und giebt der Erwartung Ausdruck, daß der ein« gebrachte Gesetzentwurf nicht zum Gesetz erhoben wird. 2. Die heute jc. erklärt sich mit den Ausführungen deS Referen- ten, Herrn Reichstag , abgeordneten Singer einverstanden, ver- wirft die reaktionären Bestrebungen der JnnungSmeister und halt nur an dem von der sozialdemokratischen Härtet einge- Wkn Arbeiterschutzgesetz fest, weil nur in diesem Antrage daS Wohl der ardertenden Klassen liegt." * Der Fachverein der Former und verwandten Be« rufSgenossen hrelt am 21 d. M. in Krieger'S Salon, Wasser. thorstraße 68, eine Mitgliederversammlung ab. Der Vorfitzende ch-ilte zunächst mit, daß der Kollege Jansen verstorben sei. Die Anwesenden erhoben sich zu Ehren deS Verstorbenen von den Sitzen. Hierauf hielt Herr Körsten einen Vortrag über: „Welthandel und nationale Produttion", welcher von�den Ver- sammelten sehr be, fällig aufgenommen wurde. In der sehr lebhaften Diskussion sprachen sich sämmtliche Redner im Sinne des Referenten aus. Besonders gemißbilligt wurde, daß die deutschen Fabrikanten ihre Waaren mit Vorliebe unter fremder Flagge segeln lassen. Man lese z. B. oft„Lioner Seide"; da- bei kommt fie oft auS Krefeld ;„Brüsseler Spitzen" werden in Meerane geklöppelt ,c. Der Betrug ginge noch weiter; statt Eisen nehme man Zink, statt Äesstng Blei und statt Blech Papier und dann überziehe man die Waaren mit schlechten Lacken. Man brauche sich nicht darüber zu wundern, daß Amerika uns in kurzer Zeit bedeutend überflügelt habe. Dieser junge Industriestaat habe gleich zu den neuesten und besten Hilfsmitteln gegriffen, die Großproduktion sei dort mehr entwickelt als in Deutschland ; dazu käme noch, daß jährlich tausende unserer besten Arbeiter dorthin auswandern, weil fie hier nicht mehr das finden, wat sie nothwendig brauchen, um leben zu können. Die deutsche Industrie sci den Krücken des handwerksmäßigen Kleinbetriebs in die Hälfte des Jahrhunderts des Dampfes hineingehm
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