Fachvereine. Noch sei bemerkt, daß wir die Eympathien der Bewohner Bayreuths im vollsten Maße befigen, ein Umstand, der die Firma ziemlich lennzeichnet. Also nochmals, Kollegen, thut Eure Pflicht und bedenkt, daß alles davon abhängt, uns in diesem Kampfe zur Seite zu stehen und haltet Suzug fern. Schnelle Hilfe ift doppelt werth. Mit follegialischem Gruß und Handschlag: Der Vorfipende der Streilkommission: H. Wellhöfer. Briefe und Gelder bitte an die Adresse b. Well höfer, Münzgaffe 170, zu richten.
Vereine und Versammlungen.
th. Die Volksversammlung im dritten Berliner Reichstagswahlkreise am 24. d. M. im Louisenstädtischen Konzerthause, Alte Jalobftr. 37, legte wiederum ein beredtes Beugniß ab von dem vortrefflichen Geifte, welcher die Berliner Arbeiterschaft beseelt. Der Reichstagsabgeordnete Heine sprach über: Die Stein'sche Städteordnung, deren heutige Gestalt und unsere Ziele auf diesem Gebiete nach den Waldeck'schen Vorschlägen" in folgender Weise: Es ist eine eigenthümliche Erscheinung, daß Leute, die in staatspolitischer Beziehung voll auf freibeiheitlichem Boben stehen und ihre Schuldigkeit thun, Daß eben diese Leute sobald es sich um tommurale Angelegen. heiten bandelt, lau und unthätig werden, weil fie den fom munalen Dingen teinerlei Bedeutung beimeffen. Dieser Um stand wird natürlich von den Realtionären nach Möglichkeit für sich ausgenügt. Ein altes Sprichwort sagt, das Hemde ist uns näher als der Rod, weshalb es nothwendig ist, auch in tommunalen Dingen sein eigenstes Interesse nach Möglichkeit zu wahren. Wir find Freunde der Selbstverwaltung, bestreiten aber, daß die heutige sogenannte Selbstverwaltung der Städte der wahre Ausdruck der eigentlichen Selbstverwaltung ist, schon aus dem Grunde, weil dieselbe an den Befit gefnüpft und ein sehr großer Theil des Volkes in Folge Mangels des erfor derlichen Befiges von jeder Theilnahme an der kommunalen Verwaltung ausgeschlossen ist. Referent hielt nunmehr einen historischen Nüdblid bis in die grauefte Vorzeit und legte bar, Daß zu jener Beit vollständigfte, auf demokratischem Prinzip beruhende Selbverwaltung bestand, schildert die Privilegien der Städte im Mittelalter, beftebend in Münzrecht , Gerichtsbarkeit, Blut und Heerbann u. b. m. und gab seiner Meinung dahin Aus brud, daß, wenn es auch nicht unser Bestreben sein könne, diese alten Privilegien zurüdzuerobern, es doch unser Bestreben sein müffe, zurückzukehren zu dem demoliatischen Urzustande der freien Selbstverwaltung nach Maßgabe der heutigen gesellschaft lichen Verhältniffe, wie fte s. 8. in den Urtantonen der Schweiz bestehe. Im Jahre 1808 wurde die sogenannte Stein'sche Städteordnung in der preußischen Monarchie eingeführt. In einer furzen aber interessanten Biographie des Ministers von Stein gab Redner ein Bild von dem Wirken, Leben und Leiden dieses, bedeutenden Mannes, Sein erster Schritt war die Aufhebung der noch bestehenden Leibeigenschaft und fing er sovann von unten herauf zu reformiren an. Und dies ift richtig, meinte Redner, denn ein freies Staatswesen ist nur möglich, wenn eine freie Städteordnung als Grundstein dient und darauf in demselben Geifte die Kreis und Provinzial ordnung und schließlich die ganze Staatsverwaltung aufgebaut wird. Dies ist das Jdeal eines voflommenen Staates. Die Stein'sche Städteordnung verwirft das Dreitlaffenwahlsystem, will vielmehr, daß die gesammte Bürgerschaft wählen solle. Doch auf einen rein demokratischen Standpunkt fonnte fich felbft Stein noch nicht stellen, da er immerhin das städtische Wahl recht von einem jährlichen Einkommen von 200 Thalern ab hängig machte. Diese Städteordnung wurde nach dem Jahre 1813 auch in den vordem von der preußischen Monarchie los geriffenen und unter franzöfifcher Herrschaft stebenden östlichen Provinzen eingeführt, im Jahre 1831 jedoch revidirt", was gleichbedeutend ist mit einer Umgestaltung in realtionärem Sinne. Die also ,, revidirte" Städteordnung war jedoch immerhin noch ein glänzendes Wert gegen die heut bestehende, nach welcher Die Steuerzahler der ersten Steuerftufe, von jedem städtischen Wahlrecht ausgeschloffen find. Durch die öffentliche Stimm abgabe seien ferner auch diejenigen im höchsten Maße benach theiligt, welche in abhängiger Stellung fich befinden. Dennoch sei es Pflicht aller dieser, muthvoll auch in diesen Kampf um thre Rechte einzutreten, um zu erreichen, was nur immer zu erreichen sei. Ueberall, wo man unbeschadet seiner Prinzipien einzutreten vermöge für die Wohlfahrt des Volkes, solle man dies thun, und sehr zu bedauern sei es, daß noch kein Ver treter der Arbeiterpartei im preußischen Abgeordnetenbauſe fäße. Auch die Kreis und Provinzialordnung zeige von liberalen Gedanken teine Spur, troßdem dieselben als ,, liberale Errungenschaften" mit Vorliebe bezeichnet würden. Im Jahre 1848 wurde von der äußersten Linten der damaligen Nationalversammlung der sogenannte Walded'sche Gesezentwurf eingebracht ( welcher, nebenbei bemerkt, nicht zur Annahme, ja nicht einmal zur Berathung gelangte, da die Nationalversammlung gewalt. fam aufgelöst, eine Verfaffung oftreyrt und durch den Minister von Manteuffel eine Städteordnung eingeführt wurde), welcher die Wege zeigt, um aus den heutigen unleidlichen Buständen binaus und in beffere bineinzukommen, welcher, wie Redner meinte, die Biele enthält, welchen wir zuftreben müssen. Der Walded'sche Antrag hebt, den Darlegungen des Referenten zufolge, den Unterschied zwischen Stadt und Dorf auf, wodurch auch die auf dem platten Lande sehr unangenehmen selbststän bigen Gutsbezirke beseitigt werden, welche natürlich durch die liberale" Gemeinde, Kreis- und Provinzialordnung voll und gang fanttionirt worden find. Walbed legte den Echwer puntt ferner nicht in bie Gemeinde- Vertretungen, fondern in die Gemeinde Versammlungen, in Denen jebes männliche Gemeindemitglied Don 21 Jahren Siz und Stimme haben sollte und in denen auch Diskussionen ftattfinden tönnen. Die einzelnen Bezirke wählen ihre Stadt verordneten für eine Amtsbauer von 2 Jahren, nach Ablauf beren sämmtliche Stadtverordnete neugewählt werden müssen und zwar durch das allgemeine gleiche und direkte Wahlrecht. Auch wählen die Bürger selbst ihren Bürgermeister und die übrigen Magiftratsmitglieder, nicht wie heute, die Stadtver ordneten. Bu diesen Poften fann ein Jeder berufen werden und ist dies wichtig namentlich für mittlere und fleine Städte, woselbst heute ein häufiger Wechsel der Bürgermeister in Folge des Strebens nach besser dotirten Stellen zu verzeichnen ift, was der betr. Gemeindeverwaltung gerabe nicht zum Vortheil gereicht. Eine Anzahl von Gemeinden treten zusammen und wählen nach demselben System, einen Kreis bildend, nach den heatigen Begriffen den Landrath und so fortschreitend wird auch die Provinzialregierung und der Provinzialausschuß direkt aus dem Bolle heraus gewählt. Ferner hätten die Gemeindeversammlungen das Recht und die Pflicht, aufammenzutreten und über die wichtigsten Gemeindeangelegenheiten!( Erhöhung bestehender oder Einführung neuer Steuern, Verkäufe und Käufe u. bgl. m.) au berathen und zu beschließen. Die dies bezüglichen Fragen müffen so gestellt sein, daß fie mit ja" oder nein" beantwortet werden fönnen. Dies entspricht der in der Schweiz eingeführten Voltsabstimmung oder Referendum. Ferner will auch der Walded'sche Antrag bas Bestätigungsrecht der Gemeindebeamten durch die Regierung, sowie Die Bevormundung derselben in wichtigen Fragen beseitigen. 38 Jahre find es her, fuhr Redner fort, daß diefe Grundfäße aufgeftellt wurden. Alle Unterzeichner dieses Antrages find, bis auf einen, bereits mit dem Tode abgegangen und wir alle würden hinsterben, bevor diese Grundsäße verwirklicht werden fönnten, weil auf der einen Seite die Machthaber dies nicht auließen, auf der anderen Seite aber auch der große Theil des Bolles nicht, welcher glaubt, genug gethan zu haben, wenn er fich an den Haupt- und Staatsaftionen bethelligt, fich dagegen von den fleineren kommunalen Aktionen fern hält, ja theilweise denselben feindlich gegenübersteht. Aber auch auf dem kleinen Berantwortlicher Redakteur R.
fommunalen Gebiete müßten alle Kräfte angespannt und ge meinsam gearbeitet werden zur Wohlfahrt und allmäligen meinsam gearbeitet werden zur Wohlfahrt und allmäligen Befferstellung des Volkes. Referent schloß seine Rede mit dem Vortrage des herrlichen Gedichtes von Ferdinand Freiligrath : Troß allebem!"- Jubelnder Beifall durchbraufte den Saal. Bur Distuffton sprach der Reichstagsabgeordnete Kayser. Der selbe besprach zunächst sächsische Verhältniffe und hob hervor, daß in Sachsen schon seit Jahrzehnten die Arbeiter fich an den Kommunalwahlen betheiligen und auch bereits im sächsischen Landtage die Arbeiterpartei vertreten sei. Er hielt eine Be sheiligung der Arbeiter an den Gemeindewahlen besonders iegt für sehr wichtig, als die Gemeindeverwaltungen die Aus führung vieler sozialer Reformen in Händen hätten, auch eine Einwirkung der Arbeiter auf städtische Angelegenheiten sehr wünschenswerth sei. Daß dieser Einfluß in Berlin noch fein bedeutender, ginge zur Genüge hervor aus der Vernach, lässigung derjenigen Stadttheile( in welchen auch die diäten. lofen Reichstagsabgeordneten zu wohnen gezwungen seien) und aus den Verhandlungen in der Stadtverordneten Versammlung. Mit Erstaunen habe er gelesen, daß man Bedenken_trage, Kinder reicher und armer Leute mit demselben Waffer zu waschen, von dem Gefühle der Schande, daß ein zerriffenes Hemde erwecken solle, wobei jedoch nicht gesagt worden sei, ob ein zerriffenes Himde eine Schande sei für den, der es trägt, oder für den, der es fteht!( Stürmischer Beifall.) Mit Vers bunderung habe er aber auch gelesen, daß man in den Ar beiterbezirksvereinen die Frage der ferneren Betheiligung an den Stadtverordnetenwahlen diskutire und theilweise Stellung dagegen nehme. Die Arbeiter sollten nicht bei dem Errungenen Dagegen nehme. Die Arbeiter sollten nicht bei dem Errungenen ftehen bleiben, sondern alle Schwierigkeiten zu überwinden und ihre Rechte, die sie jetzt haben, zu erweitern suchen, um ein leuchtendes Vorbild für andere Drte abzugeben. Die Stellung der Arbeiter im Reiche, im Lande und der Gemeinde fet heute eine ganz andere geworden, als sie früher war und Die ganze Entwidelung zwinge die Arbeiter dazu, fich am Ge meindeleben zu betheiligen. Das Intereffe dafür sei nicht ab hängig vom Befis. Man solle nicht davor zurückschrecken, daß Die jetzigen Vertreter der Arbeiter im städtischen Balamente gewiffermaßen über die Achsel angesehen würden. Dies sei den Reichstagsabgeordneten ebenso ergangen und doch bätten dieselben jezt einen nicht zu verkennenden Einfluß und an Bedeutung gewonnen. Wenn Die be schränkenden Formen nicht hindern werden, daß die Arbeiter überall mitsprechen, dann würde schließlich auf die be schränkenden Formen tein Werth mehr gelegt werden. Die Arbeiter müßten fich Geltung zu verschaffen suchen, im Kleinen wie im Großen, auf allen Gebieten, welche die öffentliche Wohlfahrt betreffen.( Anhaltender Beifall.) Auch Stadtv. Gördi richtete an die Anwesenden in demselben Sinne einen warmen Appell und legte denselben, gleich dem Buchdruder Niele, dringend ans Herz, die gegnerische Preffe nicht zu unterftügen, sondern das Berliner Boltsblatt" zu lesen. Nachdem sodann für einen nothleidenden Arbeiter eine Tellersammlung genehmigt worden war, wurde folgende Resolution einstimmig angenommen: Die heute im Louisenstädtischen Konzerthause, Alte Jakobstraße 37, versammelten Bartelgenoffen erklären fich mit den Ausführungen des Referenten einverstanden und ver pflichten sich, soweit fie im 3. Reichstagswahlkreise wohnen, dem Arbeiter- Bezirksverein ,, Vorwärts" beizutreten, da es nur burch eine fefte Organisation im Hinweise auf die im nächsten Jahre statthabenden Reichstagswahlen möglich sein wird, den 3. Wahlkreis durch einen Arbeiter- Abgeordneten vertreten zu seben." Mit begeisterten Hochrufen trennten sich die Anwesen den in musterhafter Nube und Ordnung.
Der Arbeiter- Bezirks- Verein des Westens hielt am 23. März eine Versammlung ab, in welcher Herr Schweißer einen Vortrag hielt über: Die englischen Trades Unions". Der Vortragende wies in fachlicher Weise nach, wie in Eng. land das Bunstwesen schon im 16. Jahrhundert, abgeschafft wurde, während es in Deutschland noch bis im 19. Jabr hundert existirte. Er führte hier die Reformation besonders an, welche die Fortentwidelung des politischen und sozialen Lebens gehemmt und dem mittelalterlichen Bunftwesen zu seinem so langen Bestehen verhalf. Wir verachten das Bunftwesen nicht, führte Redner aus, aber für unsere heutige Beit ist es überflüssig, es hat seine Dienste früher gethan, es ist jetzt abgelebt. In England gingen aus den Gesellenzünften die Gewerkschaften hervor, deren Prinzip dahin ging, den Arbeiter resp. den Gesellen vor den Uebergriffen der Kapitalmacht zu ſchüßen. Durch fefte Vereinigungen erreichten diese Gewert schaften in England ihren 8wed; allein bald tam der Fabrikant dahinter und wirkte beim Parlament dahin, daß Den Arbeitern durch Gesetze die Freiheit etwas beschnitten wurde. So fiel im Jahre 1572 bas Gefes, welches anordnete, aus tömmliche Löhne zu zahlen, gefunde Fabrikräume zu schaffen, fowie einen zwölfftündigen Marimalarbeitstag innezuhalten. Man brachte es selbst soweit, daß ein Geses erlassen wurde, welches alle Vereinigungen der Arbeiter bei Buchthausstrafe verbot. Dadurch hatten freilich die Gegner der Arbeiterorga verbot. Dadurch hatten freilich die Gegner der Arbeiterorga nisation ihren Bwed erreicht, während der Arbeiter vor Hunger umtam, bis endlich die öffentliche Meinung, ja selbst ein Theil Der Fabrikanten zu der Einficht tam, daß diesem grauenhaften Elend ein Ende gemacht werden müffe. Es wurde eine Fabrit gesetzgebung durchgeführt, welche wenigstens die schlimmsten Misstände beseitigte, so daß sich der englische Arbeiter heute bei weitem beffer stebt, als der deutsche . Redner bemerkte ferner, daß der englische Arbeiter in der gewerkschaftlichen Be wegung großes, aber in der politischen sehr wenig geleistet habe. Beides müsse indeß Hand in hand gehen. Mit der Aufforderung, daß die deutschen Arbeiter sich noch mehr als bisher am politischen Leben betheiligen müßten, damit fte Eins fluß auf die Gefetgebung erlangen, schloß Redner seinen Vor trag. An der Distuffton betheiligte fich der Bimmerer Loß, welcher besonders darauf hinwies, daß die Arbeitszeit unter allen Umständen verkürzt werden müffe, wenn nicht das Elend in Deutschland größer werden solle, als früher in England. Hierauf wurden drei Mitglieder zu Revisoren gewählt. Der Borfigende schloß mit der Aufforderung, recht zahlreich auf Das Berliner Boltsblatt" zu abonniren, weil legteres nur allein die Intereffen der Arbeiter vertritt, die Versammlung. Noch ist mitzutheilen, daß zu der nächsten Mitgliederversamm lung Herr Reichstagsabgeordneter Blos einen Vortrag zuge sagt hat.
Bibliothek. Es sei gelungen, eine Anzahl Bücher von Mit gliedern und Gönnern leibweise zu erhalten. Weiter berichtet Die Deputation des Vereins zur Niederlegung eines Kranzes auf den Gräbern der Märzgefallenen, daß aus dem den Ges fallenen gewidmeten Rranze erft die rothe Schleife entfernt werden mußte. In Betreff der Badreinrichtungen in den Rommunalschulen wurde folgende Resolution angenommen. Der Bezirksverein der arbeitenden Bevölkerung im Südwesten Berlins , bedauert den ablehnenden Beschluß in Betreff der Badeeinrichtungen in den Kommunalschulen für Kinder und spricht den Wunsch aus, daß die Vertreter der Arbeiterpartei diesen Antrag erneuern, damit derselbe zur Annahme gelange. Ein Antrag, zur Veranstaltung einer Tellersammlung zum Inftande halten der Gräber der verstorbenen Genossen Heinsch und Dentler wird angenommen. Nachdem noch aufgefordert wurde, recht fleißig auf das Berliner Boltsblatt" zu abonniren, indem dieses das einzige Organ in Berlin fei, welches die Intereffen der Arbeiter vertritt, schloß der Vorsigende die Ver fammlung.
Der Fachverein Berliner Studateure bielt am 22. d. M. seine regelmäßige Versammlung ab. Bei Punkt 1 der Tagesordnung, Vereinsangelegenheiten, entspann fich eine leb hafte Debatte über Wahl einer Statuten berathungs Rommission; schließlich wurde eine solche von 3 Mitgliedern gewählt. Ebenso wurde behufs Errichtung eines Arbeits- Nachweises eine Kommission gewählt, welche mit der Ausarbeitung einer dies bezüglichen Vorlage betraut wurde. Unter Berschiedenes" wurde ein sehr bedauernswerther Fall mitgetheilt. Einem Kol legen, Mitglied des Vereins, wurde von seinem Prinzipal ( Gebr. Dantberg, Friedrichstraße 214) mitgetheilt, er verlege das Bertrauen und schädige die Interessen der Arbeitgeber, weil er fich dem Vereine angeschloffen habe, weshalb die Ents laffung des betreffenden Kollegen angeordnet wurde. Derselbe bat dort über 8 Jahre gearbeitet. Die Rufe ,, Pfui" waren die einzige Antwort auf diese Mittheilung. Selbstverständlich wird das entlaffene Mitglied unterfügt werden. Sum Schluß wurde bekannt gemacht, daß in der nächsten Vereins- Versammlung Herr Rechtsanwalt Freudenthal einen Vortrag halten wird. Am Montag, den 29. März, findet eine öffentliche Versamm lung der Stucateure statt.
Im Fagverein zur Wahrung der Interessen der Korbmacher Berlins und Umgegend bielt am Sonntag, den 21. b. M. bei Otto, Adalbertstraße 21, Herr Christensen einen beifällig aufgenommenen Vortrag über: Die Entwidelung der gegenwärtigen wirthschaftlichen Verhältniffe". Alsdann erstattete Herr Reddemann, Kaffiter der Streiffommission, Bericht über die Einnahmen und Ausgaben der Streifgelder. Es ergab fich ein geringer Ueberschuß. Ueber die Verwendung Dieses Ueberschusses entspann fich eine lebhafte Debatte. Herr Steinide plaidirte für Errichtung eines Streitfonds und wollte die erübrigten Streitgelder dazu verwenden, während die Herren Carl, Frante, Fechner und andere Redner der Meis nung waren, daß der vorhandene Ueberschuß der Vereinslafse zu überweisen sei, da jederzeit Streitende sowohl innerhalb des Bewerts, als wie auch Andere aus der Vereinslaffe unterstüt worden seien und auch ferner unterstützt werden würden. Die Ansicht der legtgenannten Redner wurde infolge eines dahin gehenden Antrags zum Beschluß erhoben. Ferner wurde be schloffen, den monatlichen Beitrag von 25 Pfg. auf 40 Pfg. zu erhöhen.
* Zur Versammlung der Mitglieder der alten" Sterbetaffe der Maschinenbau Arbeiter, über deren Ver lauf wirtin unserer legten Dienstagnummer berichteten, erhalten wir folgende Berichtigung":" Es find die Beiträge zur alten Raffe vom 1.Dezember 1884 nachzuzahlen( nicht, wie im ,, Ber liner Boltsblatt" berichtet wurde, vom 31. Dezember 1884 ab). Diese nachzuzahlenden Beiträge werden seit dem 15. Oktober 1885 in Ratenzahlungen entgegengenommen, so daß also Nie mand 5 Mart auf einmal nachzuzahlen braucht; es ist über haupt nur ein Rest von 3,25 Mart nachzuzahlen. Friedrich Müller, Steinfir. 12, Fr. Hagemann, Veteranenftr. 6, W. Schulze, Rosenstr. 21, R. Kirschnid, Aderstr. 32.
Sprechsaal.
Die Rebattion ftellt die Benutzung des Sprechjaals, soweit Raum dafür abzugeben ist, bem Publikum zur Besprechung von Angelegenheiten allgemeinen Intereffes zur Verfügung; fte verwahrt sich aber gleichzeitig dagegen, mit dem Juhalt beffelben identifizirt ju werben.
Sehr geehrte Redaktion! In Nr. 69 Jbres geschäßten Blattes befindet sich unter der Rubrit ,, Arbeiterbewegung " eine Notiz, betreffend eine Arbeitseinstellung der Steinmeßen zu Halle a. S. Erlauben Sie daher, daß ich in dieser Sache Das Wort ergreife. Seit der dortige Fachverein der Steinmegen besteht, ist es Gebrauch geworden, in jedem Frühjahr des laufenden Jahres die Löhne mit den Meistern zu vereinbaren. Der jepige Tarif ist so mangelhaft, daß nur ein ganz gewöhnliches Stüd Arbeit berechnet werden kann, ein profi lirtes und etwas fomplizirtes Stück dagegen wie es bei den nicht nach dem iesigen Kunstbauten täglich vorkommi
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Tarif berechnet werden fann, und bei den Ausgleichen derartiger Arbeiten die Gehilfen stets zu fura fommen. Als der jezige Tarif im vorigen Jahre berathen wurde, sagten die dortigen Meifter, daß fie fich beim Theaterbau, welcher jegt vergeben wird, unmöglich an der Submiffion betheiligen tönnten, wenn die Gesellen auf dem zur Zeit giltigen Tarif beständen. Dieses wurde auch von den Gesellen berücksichtigt. Den Theaterbau bekam der Mindeftfordernde Herr Steinmegmeister Blöger aus Berlin . Dieser Herr Plöger zahlte nun den Steinmegen zu Halle an Arbeitslohn 25 bis 50 pet. mehr, als die dortigen Meifter, mit Ausnahme des Meisters Schulze; natürlich ohne Einwirkung der Gesellen. Zur Aufbefferung der diesjährigen Löhne wurde den Hallenser Meistern von dem dortigen Fachverein am 21. Dezember v. J. ein Tarif vorgelegt, nach welchem jedes Stüd Arbeit bis in die kleinsten Details berechnet werden konnte mit dem nöthigen Prozentzuschlag. Die Antwort der Meister erfolgte erst nach vollen 9 Wochen und lautete: Keine Berücksichtigung des neuen Tarifs refp. Der speziellen Berechnung, aber ein Prozentzuschlag von 5 pбt. in Nebra 'er und 10 pCt. in Pirna 'er Sandstein. Die Stein megen in Halle arbeiteten zur Belt 75-100 pCt. billiger als die Berliner.( Wir haben hier in Berlin 45 Bf. Stundenlohn, in Alford bis zu 55 Pf) Die Hallenser forderten eine Auf befferung von 25 pCt. und die Meister luden die Kommission zu einer Besprechung ein, welcher Einladung auch Folge ge leistet wurde; aber die Meister ließen sich nicht sehen; zwet batten Vertreter entfendet und einer erflärte fich nicht für fompetent, und so wurde denn auch lein Resultat erzielt. Die Gesellen wandten fich nochmals an die Meister um eine Be
eine
Der Bezirksverein der arbeitenden Bevölkerung im Südwesten Berlins hielt am Montag, den 22. März, eine Versammlung, Alte Jatobftr. 120, in ben, Raiserhallen", ab. Herr Krohm hielt einen beifällig aufgenommenen Vortrag über das Thema: Der Einfluß der Metalle auf unsere Rultur". Redner theilte die Vorzeit der Kulturentwidelung in brei Besprechung, erhielten aber von Melfter Schober den Bescheid, rioden die Steinzeit, Eisenzeit und Bronzezeit. Die ältesten Kulturvöller feien die Chinesen, Inder und Egypter. Wie alt die Kulturentwidelung sei, darüber laffe fich nichts Be stimmtes feftfeßen. ftimmtes feftfeßen. Einen fleinen Begriff fönne man fich machen, wenn man bedenkt, daß man in dem Nilschbamm, in einer Tiefe von 60 Fuß, ein tupfernes, Meffer gefunden habe, welches wenigstens ein Beitalter von 12 000 Jahren hinter fich bat. Weiter entwidelt Redner die Bedeutung der Erfindung des Glases und der Chemie. Die Chemie babe wieder eine große Bedeutung bei Erfindung der Photographie und anderen Erfindungen gehabt. Später jei man zur Erfindung der Tele graphie gekommen, welche selbst ein so großer Denter wie Humboldt, anfänglich als Spielzeug betrachtet habe. Heute haben die Telegraphendrähte den ganzen Erdball um sponnen. Weiter ging Redner noch auf die Bedeutung der Maschinen und Eisenbahnen ein und schildert auch hier den Fortschritt der Metalle auf unsere Kulturentwidelung und auf Die moderne Broduktionsweise. Bum 2. Buntt der Tages, ordnung berichtete der Bibliothekar über den Stand der Gronheim in Berlin . Drud und Verlag von Mar Bading in Berlin SW., Beuthstraße 2.
Daß seiner Ueberzeugung nach eine Regelung des Tarifs mit den übrigen Meistern nicht au Stande lommt, er aber vom 15. März d. J. ab noch 5 pCt. mehr bezahlen werde, als ur sprünglich bewilligt war. Eine gleiche Antwort ging an ben Fachverein, welcher Meistern Den britte Einladung zugeschickt hatte. Die Forderung der Hallenser Gesellen lautete: 25 pet. Erhöhung, event. Lom miffarische Berathung beiderseits." Darauf gingen die Meister nicht ein. Blöglich am Sonnabend, den 13. März, ftellten die Melfter an jeden einzelnen Gesellen die Frage, sofort zu sagen, ob er für den von den Meistern aufgestellten Lohn arbeiten wolle. Auf diese überraschende Frage erschallte von jedem Ge sellen ein träftiges Nein". Hierauf betamen alle Feierabend. Dieses geschah zu gleicher Belt auf allen Werkplägen in Halle. Somit legten die dortigen Steinmegen die Arbeit nicht nieder, sondern sie wurden an die Luft gefeßt. Dieses aur Richtig stellung betreffender Notiz. Für die Wahrheit des Vorstehenden bürgt und zeichnet mit Hochachtung Albert Hofmann, Steinmes, Berlin , Neue Hochftr. 14.
Hierzu eine Beilage.