sucht dir Kleine auf, um fich in seine Obhut zu begeben und sich von ihm für dai Gymnasium resp. die UnivelfitätSkarrier« vorbereiten zu laffen. Selbstoelständlich mit den nöthigen Mitteln u. s. w. versehen, im Uebrigen aber ganz allein, hatte sich der Kleine von Heilbrunn, dem Wohnorte seines Papas in Südafrila, aus aufgemacht, per Achscnwagm die mehrere hun« dert Meilen weite Tour bis Kapstadt   ,urückgelegt, war von dort mittelst Dampfers nach London   und dann nach Hamburg  und Berlin   gereist. In diesem Augenblick wird er eS fich jedenfalls schon bei Großpapa bequem gemacht haben. Ei« ehrlicher Finder. Der Bankier E. aus Potsdam  , welcher Dienstag Mittag zur Fahrt vom Potsdamer Bahnhofe nach dem Berliner   Kassen-Verein in der Oberwallstraße eine Droschke zweiter Klaffe benutzte, vergaß beim Verlaffen der« seiden Werthpaptere in sehr hohem Betrage, welche er neben sich auf dm Siy gelegt hatte. Erst als er bereits die BureauS betreten, entdeckte er seinen Verlust. Eden wollte E. die Polizei behufs Hilfe benachrichtigen, als der ehrliche Droschken- lutscher, deffen Gefährt die Nummer 4802 führt, demB. K." zufolge, schon zurückkehrte und das Verlorene dem Eigenthümer wieder zuführte. Voll Freude über die unerwartet schnelle Wiedererlangung seines Geldes übergab Herr E. dem wackeren Roffelenker ein beträchtliches Geldgeschenk. Ei« i« Nixdorf beschäftigtes Mädchen, welches der dortigen Ortskaffe angehört und regelmäßig ibre Beiträge ent« richtet hat, wollte fich bei drm hiefigen Kassenarzt V. einen Zahn ziehen lassen. Der Arzt wicS daS Mädchen jedoch mit dem Bemerken ab, daß sie ja einen reichen Onkel hätte und folglich letzterer die Kosten bezahlen könne. Also die Beiträge darf und muß man zahlen, aber! aber! wenn man einen reichen Onkel hat, kann man ja die Kosten auch noch bezahlen. Wirk- lich recht niedlich! Der vierzehnjährige Knabe, weicher fich vorgestern der Polizeibehörde mit der Eeldstbcnchtignng, seinen Vater er» mordet zu haben, gestellt hat, ist bei dreser Behauptung stehen geblieben, obwohl ihm vorgehalten wurde, daß seine Angaben über die Personalien und die Wohnung seiner Ettern fich alS unrichtig erwiesen hatten. Er will in der Zeitung von dem Morde des Briefträgers Kossäth gelesen und fich vorgenommen haben, in derselben Weise wie Lobbe einen Briefträger umzu- bringen. Da ihm indeß die Gelegenheit hierzu gefehlt, habe er seinen Vater, von dem er wegen einer Ungezogenheit ge­schlagen worden sei, am Nachmittage deS 23. März in der elterlichen Wohnung, Franzstraße 10, mit einem Hammer er- schlagen. Der Bezirksarzt, dem der Knabe zur Untersuchung seines GewüthSzustandeS vorgeführt wurde, erklärte ihn für geistig gesund. In Folge der in den Zeitungen über diesen Vorfall gebrachten vlittbeilung meldete fich im Kriminal« kommiffariat ein hiesiger Kaufmann, der in dem festgenomme- nen Knaben seinen Lehrling erkannte, der nach Entwendung einer Summe Geldes aus der Lehre und aus dem Hause seines Stiefvaters entlaufen war. Nunmehr räumte auch der Knabe ein, daß seine Angaben bezüglich deS Mordes fingirt seien. Da der Prinzipal wegen des ihm zugefügten Diebstahls ent­schädigt worden ist und keinen Strafantrag gestellt hat, ist der Lehrling seinem Stiefvater zurückgegeben worden. Der TtMBiv zur Hauptverhandlnng gegen den muth« maßlichen Mörder Kowalski, welcher fich sett mehreren Monaten wegen der an der Frau Geheimsekretär Paepke in der Dreyse« straße verübten Blutthat in Untersuchungshaft befindet, ist beim Schwurgericht hiefigen Landgerichts l schon in seiner nächsten, am 5.!. MtS. beginnenden Periode angesetzt. Derselbe findet am 12. April statt. Dm Vorfitz wird LandgerichtSdirettor Müller führm und die Verhandlung mehrere Tage in Anspruch nehmen, da beinahe ein halbes Hundert Zeugen zu vernehmen find. Der Angeklagte leugnet noch hartnäckig jede Schuld. Ein Etnbruchsdiebftahl, der in der Nacht vom 18. zum 19. d. M. in dem Depot der Artillerie- Schießschule auf dem Schießplatz bei Tegel   verübt worden ist, hat in den betreffenden militärischen Kreisen große Aufregung hervorgerufen. Das mit einem Bretterzaun umfriedigte, verschlossene Depot, von dem etwa 100 Schritte entfernt ein Wachtposten fich defindet, wird zur Aufbewahrung von werthoollen Geräthen und Maschinen benutzt. Die Diebe find nun rn der Nacht, wie die Spuren im Schnee ergeben haben, über den 6 Fuß hohen Bretterzaun gestiegen, haben die Thürm durch Losrerßen der Krammen und Haspen erbrochen, auS einem Räume fich daS Hand- werkszeug entnommen und in einem andern gleichfalls er- brochenen Räume eine Radnabe von Bronze, ein Rohrtheil mit fester und loser Scheibe, eine lose Scheibe, Alles von Bronze, 3 neue Libell> Quadranten, 5 bronzene Rollen zu Hebezeugen und ein Fernrohr gestohlen. Die Naben find mittelst Schraubschlüffel von Geschützrädern abgeschraubt und dann über den Zaun in den Schnee geworfen morden. Die in dem Schnee zurückgelassenen Fußspuren rühren augm- scheinlich von Soldotenstiefeln her, deren Sohlen dicht mit Nägeln beschlagen find. In einer dieser Spuren hatte sich deutlich daS Fehlen eines Nagels abgedrückt, und auf Grund dieser Wahmehmung fand in der Kaserne in der Jungfernhaive eine Reoifion sämmlicher Kommißstiefel statt. Hierbei wurde nun ein Stiefel ermtttelt. der genau in die Spur paßte und dessen Eigentümer am 20. d. M. verhaftet, aber am Montag wieder entlassen worden ist. Die gestohlenen Gegenstände haben einen Werth ron mehr als 500 M- Da der Diebstahl nur von Leuten verübt sein kann, die genaue Lokalkenntniß ge- habt, so wird angenommen, daß die Diebe unter den Kano- nicren zu suchen find, und wird das Personal der Schießschule deshalb streng beobachtet.__ Bei dem Abbruch des alte« Vorstädtischen Theaters am Weinbergsweg ereignete fich vorgestern Nachmittag ein Unglücksfall dadurch, daß ein Arbeiter Hermann B. von einer plötzlich einstürzenden Mauer theilweise verschüttet wurde. Von anderen Ardeitern wurde B. bewußtlos, aber noch lebend, unter dem Schutt hervorgezogen und nach der kgl. Charitee geschafft. Abgesehen von Hautvcrletzungen scheint der Verunglückte einige Rippttibrüche �dav�getm�n�zu ha wohnhafte Tischler Schütz wurde gestern früh in der Wienerstraße todt aufgefunden. Die Leiche wurde zur Feststellung der Todesursache nach dem OdduttionShause geschafft. Ob hier ein Unglücks'all oder ein Verbrechen vorliegt, hat fich noch nicht ermitteln laffen. Polizei- Bericht. Am 24. d. M. Morgens wurde auf dem Äckerlande hinter dem Grundstück Wienerstraße 52 ein Mann todt aufgefunden. Die Todesursache war mit Sicher. beit nicht festzustellen, wahrscheinlich ist er in Folge der Trunkenheit an einen Schlagfluß gestorben. Die Leiche wurde nach dem Leichenschauhause geschafft. An demselben Tage Nachmittags gerieth aus eigener Unvorsichtigkeit ein Knabe in der Prinzenstraße beim Ueberschreiten deS Fahrdammes unter einen der vorüderlommenden Wagen, so daß er überfahren wurde und anscheinend innerliche Verletzungen erlitt. Er wurde nach der elterlichen Wohnung gebrach'.- Zu derselben Zeit wurde ein 8 Jahre alter Knabe in der Reichcnberaelstraße von einem Schlächterwagen überfahren und am linken Fuß verletzt.___ Gerichts-Zeitung. Eine in ihrem Verlauf äußerst interessante Anklage- WLSSWZD MfMWM Aufsuchen seiner Wohnräume zu bewegen war, gewaltsam in daS Wachtlokal gebracht und dort geknebelt worden. Infolge der bei diesem Renkontre erlittenen Verletzungen hat der An- geklagte in der Charitee Aufnahme suchen müssen und ist aus derselben erst nach dreiwöchiger Kur entlassen worden. Die Ehefrau des Angeklagten hat während dieser Zeit gegen die genannten drei Schutzleute eine Anklage wegen grober Mißhandlungen ihres ManneS und Ui0tr> schreitung ihrer Amtsgewalt bei der Staatsanwalt- schaft eingereicht, ist aber mit derselben, auch auf ihre Beschwerde, abgewiesen worden. Die von ihr als Zrugen lau- dirte unverehelichte Bebr, daS Dienstmädchen des in demselben Hause wohnhasten Restaurateurs Heil, hatte aus dem Polzet- bureau bekundet, von den in ihrer Gegenwart vollführten Miß- Handlungen des Angeklagten durch die 3 Schutzleute und ihren eigenen Dienftherrn nichts gesehen zu haben. Infolge dessen wurde gegen die Denunziantin die Anklage wegen wissentlich falscher Anschuldigung erhoben. Außerdem wurde gegen Frau Hetz, welche bezüglich des Restaurateurs Keil zu anderen Per- sonen geäußert, derselbe habe ihren Ehemann mit den Schutz- leutcn zusammen arg gemißhandelt, von Keil die Beleidigungs- klage erhoben. Das diefige Schöffengericht erkannte nach er- hobener Beweisaufnahme auf Freisprechung der Beklagten  . AuS den Urtheilsgründen Heden wir folgenden auch für die gegenwärtige Sache wichtigen PaffuS bervor:Den Be- kundungen der Zeugen Schieferdecker und Rabenholz hat der Gerichtshof keinen Glauben deizumeffen vermocht. Zvar fehlte es an einem gesetzlichen Grunde, diese Zeugen unbe- eidigt zu laffen, denn an der den Gegenstand der Unter- suchung bildenden Thaten der Beleidigung der Angeklagten erscheinen dieselben nicht verdächtig; allein trotz der Be- eidigung ihrer Aussagen stehen denselben gewichtige Bedenken entgegen. Hierbei war vor Allem zu erwägen, daß die Schutz- leute ein erhebliches Interesse daran haben mußten, den Vor- gang so günstig wie nur möglich für fich darzustellen, da ihnen sonst der Vorwurf einer Amtsüberschreitung gemacht werden könnte; daß ferner ihre Aussagen geradezu widerlegt worden sind durch die 3 uninteresstrten weiblichen Zeuginnen, daß end- lich auch ihre Behauptung, der Ehemann der Angeklagten sei trotz mehrfacher Aufforderung noch nicht zu bewegen gewesen, in seine Wohnung zu gehen, endlich dieserhalb die Verhaftung in seinen eigenen Hause erfolgt ist, die Aussage der Zeugin Behr gegenübersteht. Mir der Einstellung des Verfahrens zu Gunsten der Kläger   kann vorliegend nichts gefolgert werden; es ist vielmehr anzunehmen, daß, wenn der gedachten Behörde die Aussagen der Behr und der Beck, wie fie in der gerichtlichen Verhandlung abgegeben find, vorgelegen hätten, dieselbe unbedenklich zum Einschreiten Ver- anlassung genommen haben würde." Der Vertheidiger der Frau Hetz, Rechtsanwalt Cassel, reichte auf die gegen dieselhe erhobene Anklage wegen falscher Anschuldigung die in Bezug genommenen Privatklage-Asten ein, und daraufhin zog die Staatsanwaltschaft ihre Anklage gegen Frau Hetz zurück. Der jetzige Angeklagte war auf die Aussage der drei Schutzleute vom Schöffengericht zu 10 M. event. 2 Timen Haft verurtheilt worden und hat gegen dieses Erkenntniß Berufung eingelegt. Im heutigen Termine stellte der Angetlagte den Sachverhalt wie folgt dar: An jenem Spätabend war er bei Herrn Koellen, der aus demselben Hofe wohne, zu Besuch. Bevor er Nach 12 Uhr fich in seine Wohnung begab, revidirte er die im Hofe befindlichen Klosets und fand dieselben wieder ungemein beschmutzt vor. Dies habe ihn zu der Aeußerung veranlaßt:Die Schweinereien hören gar nicht mehr auf, eS wird ja immer schöner!" Darauf sei er erst von dem Schutzmann Schieferdecker gepackt und mißhandelt und kurz darauf von den Schutzleuten Ebert und Rabenhold, so> wie vom Restaurateur Keil zu Boden geworfen und unter schweren Mißhandlungen nach dem Wachtlokal geschleppt wor- den. Die drei Schutzleute verblieben bei ihren früheren AuS- sagen, wohingegen die unv. Behr bekundet, daß sie infolge des von dem Schieferdecker gemachten Radaus auS dem Schlaf geschreckt worden ist. Sie habe gesehen, wie die Schutzleute den Hetz an seiner Thür ergriffen und alsdann zu Boden warfen, sowie alSdann Keil auf den Hetz gekniet habe. Be- fragt, warum sie vor der Polizei anders ausgesagt, erklärte die Zeugin, daß ihr Dienstherr ihr mit Entlassung gedroht, wenn fie von dem Gesehenen etwaS bekunde, und daß auch der Schutzmann Schieferdecker von ihr aefordrrt habe, nichts aus- zusagen. Keil habe fich nach dem Vorfall damit gebrüfiet, eS dem Angeklagten ordentlich besorgt zu haben. Die Wittwe Beitz bestätigt im Wesentlichen diese Angaben, fie bat auch noch gehört, wie der Angcklaa'e gebeten, ihn doch loS zu laffen. Fräulein Winkler bekundet, daß der Angeklagte nur eine ihr nicht verständlich gewesene Aeußerung vor fich hinaemmmelt, aber keinen Lärm gemacht habe- Auch Krellow, Vater und Tochter und Fräulein StameS haben einen Lärm deS Angeklagten nicht gehört, im Uebrigen bestätigen fie einzelne Bekundungen der Vorzeuginncn. RechtS- anwalt Cassel will fich in seinem Plaidoyer im Vertrauen da- rauf, daß die Anklagebehöide gegen die Schutzleute ficherlich einschreiten werde, auf den Anklagefall beschränken, und da vertritt er die Ruffassung, daß den vernommenen Schutzleuten kein Glauben beigemessen werden dürfe. Cr bezeichnet die Be- Handlung des Angeklagten durch die Schutzleute für eine solche, wie fie Beamten Sr. Maj. des Kaisers kaum zugetraut wcrdcn dürfte. Staatsanwalt Stachow findet keinen Anlaß, den Schutzleuten den Glauben zu versagen, beantragt aber die Herabsetzung der Strafe auf 3 M. Der Gerichtshof er« kannte auf Verwerfung der Berufung, da auch nach der Au?- sage deS Fräulein Winkler der Angeklagte Lärm verursacht habe. Auf die übrigen Punkte der Beweisaufnahme sei der Gerichtshof nicht eingegangen. Köln  , 24. März. Der frühere Lieutenant Edeling, ein Bruder des Attentäters Nodiltng, wurde der Unterschlagung von 60 000 M. für schuldig befunden und zu einem Jahre Gefängniß und drei Jahren Ehrverlust verurtheilt. Hagen  , 24. März(Unschuldig verurtheilt.) Auf Grund der Wiederaufnahme des Verfahrens ist ein zu einem Jahr Gefängniß verurtheilter Ardeiter OttminghauZ freigesprochen, welcher wegen Theilnahme an einer Rauferei in Plettenberg  , bei der ein anderer Arbeiter ziemlich schwer verletzt wurde, an- geklagt war. Bei dem neuen Verfahren stellte fich die Unschuld deS Angeklagten klar heraus und der wirkliche Thätcr wurde ziemlich bestimmt dezeichnet. Bei der ersten GerichtSverhand- lung am 11. Juli 1885 hatte der Angeklagtevergeblich feine Unschuld betheuert, und der Vertheidiger, Herr Rechtsanwalt Lasse, hatte fich bei seinem energischen und warmen Eintreten für die Unschuld seines Klienten den Ordnungsruf des Präsidentin zugezogen. OttminghauS wurde sofort verhaftet. Der alte Vater desselben nahm fich, da er eine unschuldige Verurthei- lung überhaupt nicht für möglich hielt, die Verurtheilung seines Sohnes so sehr zu Herzen, daß er erkrankte und starb. Mit Rückficht hierauf war Ottminghaus gegen Stellung von tausend Mark Kaution vorläufig entlassen worden. Diese Frist benutzte der Vertheidiger zu neuen Recherchen, auf welche gestützt er daS Wiederaufnahme-Verfahren beantragte. Die Strafkammer zu Hagen   lehnte die Wtcderaufnahme ab, und erst auf Rekurs an daS Oberlandesgericht wurde von diesem die Wiederauf- nähme angeordnet. So berichtet dieKölnische Volks- Zeitung"._ Vereine nnd Versammlungen. * Eine große öffentliche Versammlung derStetnträger Berlins und Umgegend, wozu besonders die Kameraden deS Südwestens eingeladen find, findet am Sonntag, den 28. März, Vormittags 10'/» Uhr, in Ältermanns Salon, Dennewitzstr. 13 statt. * Allgem. Kranken-«nd Sterbe- Kasse der Metall- arbeiter(E. H. 29 Hamburg  ), Filiale Berlin   VI. Sonn­abend, den 27. d. M.. Abends 8'/, Uhr, Gartenstr. 123 bei Krüger, Mitglieder. Versammlung. Tagesordnung: Wahl der Delegirten. Verschiedenes. Die Zahlstellen find an diesem Abend geschloffen. Beiträge werden in der Versammlung an- genommen. * Mäntelnäherinnen- und Trikottaillen-Arbeiterin- ne«-Veret«. Freitag, den 26. d. M., Abends 3'/. Uhr, in Keller'S Salon, AndrcaSstraße 21(oberer Saal), Mitglieder- Versammlung. Mitgiiedikarte legitimirt. Neue Mitglieder werden aufgenommen. Ferner veranstaltet der Verein avr Montag, den 29. März, AdendS 8 Uhr, ein Tanzkränzchen, verbunden mit Vorträgen bei freiem Entree, im Louisenstädttschcn Konzerthause, Alte Jakobstr. 37, wozu alle Freunde und Gönner des Vereins eingeladen find. Freie Vereinigung der Graveure, Ziseleuren. Sonn­abend, den 27. d. MtS., Stiftungsfest hei Werner, Oranien» straße 172._ Nermtschte». Der vorjährige Chclon im Golf von Ade«. In der letzten Sitzung derAcadöwie des sciences" zu Paris   hat Avmiral Clou« einen Vortrag über den Orkan, der im vkonat Juni 1885 den Meeerbusen von Aden heimsuchte, und dem bekanntlich die deutsche KorvetteAugusta" zum Opfer fiel, gehalten. Man weiß, sagte der Avmiral, daß fich gerade während deS Cyklon zweiunvicrzig große Fahrzeuge auf der Fahrt im Meerbusen befanden. Fünf von diesen Schiffen find verloren gegangen, darunter befinden sich die deutsche Korvette Augusta" mit zweihundertachtunddreißig Mann Besatzung und der französische   AvisoLe Renard", der einhundertsteden Per- sonen an Bord hatte. Man hat hier und da auf umher. schwimmenden Schiffstrümmern noch achtundvierzig Mann, die verschiedenen Fahrzeugen angehörten, aufgelesen, im Ganzen berechnet man die Zahl der Opfer auf 425. Es ist aber wahr. scheinlich, daß ihre Anzahl doppelt so groß ist, denn eS scheint mir unmöglich, daß auch nur ein einziger Mann von den Be- satzungen der vielen kleineren Schiffe, welche damals auf See waren, dem Orkan entgangen ist. Am östlichsten befand fich damals das englische DampfschiffMergui"; dieses Fahrzeug wurde von dem Cyklone am 30. Mai Abends zweihundert» fünfzig Meilen östlich von der Insel Eocratra überrascht. Alle andern Schiffe befanden fich zu jener Zeit in dem Meerbusen zwischen demMergui" und Odock. Ihre Tagebücher und Aap- porte machen eS möglich, ganz exakt die von dem Cyklone zurück« gelegte Strecke, sowie seinen Umfang und die Geschwindigkeit der Veränderung seines Zentrum» anzugeben. Der Orkan ist namentlich dadurch bemerkentwerth, daß er alle Schiffer ahnungslos überraschen konnte; seit einem Menschenalter kann man fich in dem Meerbusen von Aden eines ähnlichen meteorologischen Ereignisses nicht entfinnen. Nirgends hat das Barometer daS Eintreffen de» Orkans angezeigt, und selbst in dem Hafen von Aden, sowohl in der Stadt, wie auf der Rhede  , z. B. an Bord derBacchante" fand, inmitten der Cyklone, nur«in geringes Sinken des QueckfilberS statt. Nur auf dem englischen DampferDuke of Devonshire" hat man einen Fall von vierzehn Millimetern konstatiren können. Andere Fahrzeuge«ollen freilich behaupten, daß bei ihnen an Bord daS Barometer um vierzig Millimeter gefallen ist. Die Rtch- tung, in welcher der Orkan seinen Lauf nahm, war auch eine bisher niemals beobachtete. Die Stadt Aden hat stark gelitten; eine große Anzahl ihr angehörender kleiner Fahrzeuge ist gänzlich verschwunden, andere find nur als Wrack in den Hafen zurückgekehrt. WaS die großen Schiffe betrifft, so haben fie fast alle Havarie erlitten. Die Insel Perim wurde weniger schwer heimgesucht, da fie nur dem nördlichen Ausläufer deS Cyklone ausgesetzt war, dagegen ist Obock beinahe gänzlich ver« nichtet worden. Tadjurah, welches mehr westlich gelegen ist, ist ziemlich gut davon gekommen, Zeilah hat nur mehrere hef. SÄfTl = ssf«äs %%% welche daraufhin frühzeitig die Richtung nach ver afnkanischen Küste genommen hatten, seiner Wuih gänzlich ent- gangen. Aber freilich konnte man auch nicht wissen, daß die südliche Seite des Golfes verschont bleiben würde. In Hinstcht auf die im Allgemeinen kurze Distanz, welch- damals alle grö- ßeren Fahrzeuge im Meerbusen trennte, und deren Tagebücher und Rapporte ich zum Theil eingesehen habe, wäre es für fie möglich gewesen, dem Cyklone zu entgehen, wenn fie bei Zeiten gewarnt worden waren, fich eine Zufluchtsstelle aufzusuchen. DieS setzt. Wenn am 31. Mai ein Telegramm von der Insel Eocotra, welches auf das Herannahmen eines Cyklone auf- SMLMMSTSS FregatteBacchante", die beinahe vor Ad-n selbst zu Grunde gegangen wäre, hätte fich in das Rothe Meer zurückbegeben, wie denn überhaupt die meisten Fahrzeuge, anstatt fich in den Meerbusen von Aden zu begeben. Es ist deshalb auf's Leb- hasteste zu wünschen, daß in jenen Gewässern, die seit Er- Mlung de» Euez-Kanals so überaus frequentirt find, ein neuer Schiffs-Signal- Dienst eingeführt werde. «..Eine gut«rotivirte Entschetdnng gab vor Kurzem ein Richter in Texas   ab, der die Entschädigungen, welche an die in Folge eine« E-senbahnunfall« Verkrüppelten oder Verwitt« weten zu zahlen seien, zu bestimmen hatte. Da er tiäml-ch einem Manne, der ein Bein bei diesem Unfälle verloren hatte, 12000, einer Frau aber, die ihren Gatten eingebüßt, nur 4000 Dollars zuerkannte, beschwerte fich die Wittwe über eine der- artige Ungerechtigkeit, nach welcher ein verlorenes Bein höher zu entschädigen sei, alS der Tod eines ManneS.Es bleibt bei meiner Eatscheidigung". entgegnete der Shenff ruhig,denn fie ist die einzig berechtigte; dem Manne, der sein Bein ver- loren, können selbst 12000 Dollars diesen Verlust bei Weitem nicht ersetzen; aber 4000 Dollars können Ihnen einen neuen Gatten gewinnen, der vielleicht besser ist, als der gestorbene." Kotzte Nachrichte«. Ueber die Unruhen in Lüttich   versendet das offiziöse Tele- graphendureau folgende sensationelle Mittheiluna: Lüttich  , 25. März. Gestern Abend spät kam eS hier noch zu einem Zusammenstoß zwischen den Truppen und den streikenden Arbeitern, wobei zwei der letzteren verwundet wur- den, davon einer tödtlich. Die Bürgergarde hat seit heute früh das RathhauS besetzt. Die hier stehenden Truppen find durch Zuzug aus Hasselt   und Beverloo verstärkt worden. Der Stteit gewinnt noch fortwährend an Ausdehnung. Die Häuoter der anarchistischen Partei predigen offen Plünderung. Die un« mittelbare Umgehung der Stadt ist so unficher, daß die Brief« träger von Soldaten begleitet werden. Zahlreiche streikende Arbeiter durchstreifen die Landorte, indem st« betteln und die Bevölkerung bedrohen. In St. Nicolas machten streikende Arbeiter auf die Wohnung des Bürgermeisters einen Angriff und zertrümmerten die Fenster des Hauses. Wir haben schon öfter darauf hingewiesen, welcher Werth diesen aufgedauschien Meldungen beizulegen ist. Auf die Lache selbst kommen wir noch zurück.