Mndihorst bezeichnet, welcher den Abg. Eugen Richter einfach dtipirt habe. DaS Kanzlerblatt demertirt die Nachricht der Freis. Ztg. Dahingegen meldet da« letztgenannte Blait, daß derEtaatist-eich� greifbare Gestalt angenommen habe; die Adstcht de« Reichskanzler« gehe dahin, an Stelle de« Reichstage« als einer direkten Vertrewng de« deutschen Volke« im Sinne der Beschlüsse de« von Oesterreich geleiteten deutschen Fürstentage« vom August 1863 eine von den deutschen Einzellandtagen gewählte Ver- sammlung zu setzen. In dieser sfoem ist die Nachricht wohl nicht richtig. Nicht an Stelle de« Reichetag«, sonvem neben denselben will der Kanzler eine zweite gesetzgebende Versawmlung setzen, die fich hauptsächlich mit der Zoll« und Handelsg-seygebung und den Steuerfragen beschäftigen soll. Bi« jetzt hat der Kanzler mit dermtigen Plänen kein sonder- ltche« Glück gehabt. Der VolkSwiithschastirath ist schon längst in die Rumpelkammer geworfen, der StaaiSrath bürste ihm bald folgen und da« geplanteNebenpailament" wird auch kein lange« Leben haben Uebrtgen« soll Herr Miguel der Ver- fasser diesesStaatsstreich«".ein. Wenn aber nicht« Schlim- were« geplant wird, al« o i e s e rStaatsstreich", dann kann man fich beruhigen. Der deutsche ReichS'ag hat kein solches Neben Parlament" zu fürchten. Viel schlimmer ist die Nach« richt, daß der Kanzler bcadstchtige, auf ganz legalem Wege da« Wahlgesetz zu ändern und zwar dahin, daß da« Recht zu stimmen, eist mit dem 30 Lebensjahr eintreten soll. Bislang waren wir der Meinung, daß der R-ichStag in seiner gegen- wältigen Zusammensetzung nimmermehr einem solchen Vor« schlage zustimmen würde, aber in letzter Zeit ist eine derartig reaktionäre Strömung im Zentrum vorhanden, daß die Mög- lichkeit vorbanden ist, aus dieser Paitei die nöthige Anzahl Stimmen für solche reaktionären Pläne herauszuholen. Nach« dem der Kampf gegen die Kirche deendet ist, ist da» Zentrum äußerst zahm geworden und wird den beharrlichen Foiderungen des Reichskanzler« in politrschen Fragen kaum mehr Nachdrucks« vollen Widerstand entgegensetzen. Strafe« sein! E« wird immer wahrscheinlicher, daß der Reichstag , weil er da« Branntweinmonopol ablehnt, nach Ostern zur Strafenachsitzen" muß. So kann e« ihm pasfiren, daß er noch Im wunderschönen Monat Mai, Wenn alle Knospen springen" fitzen und schwitzen und fich mit der tnteressanien Frage einer neuen Branntwetndesteuerung beschäftigen muß. Wir fürchten, bei so manchem Parlamentarier werden ei im Mai dieGe« sundheitSrückfichten", die bekanntlich schon den Sturz vieler berühmten Staatsmänner herbeigeführt haben, nicht mehr er« lauden, die Reise nach den verlockenden Bädern länger auf« zuschieben. Dann kommen schwach besuchte Sitzungen, Be« schlußunfähigkeit und donnernde Philippiken der offiziösen Blätter. Ja, ja, Strafe muß sein und der arme Reichstag ist, wie e« scheint, von der Vorsehung dazu auserkoren, den Kelch de« Leidens bi« zur Neige zu leeren! Nicht weit her! Der Antwerpener Korrespondent de«Beil. Tagedl." schreibt:Noch vor wenigen Jahren, al« in Deutschland und Rußland die soziatdemokra« tische und anarchistische Propaganda so mächtig an Boden zu gewinnen schien, konnte man häufig hier sagen hören: Gottlob, so weit kann e« bei uns doch niemals kommen!" Die hier und da vorkommenden schüchternen Kundgebungen der Umstürzler wurden eben so wenig gehindert wie beachtet, Polizei und Publikum lachten über die verrückten Phantasten, wie man fie nannte. DaS AlleS bat fich in kurzer Zeit be- dcnkltch geändert; besonder« ist die Loyalität der niederen Be- »ölkerung durch die sozialistischen Lehren in besorgniß erregender Weise unterwühlt. Lange hat eS gewährt, bis die au« Frank- furt, Holland und Deutschland eingetroffenen anarchistischen Agenten in Belgien erwäbnenswetthe Erfolge erzielten; aber kaum war einmal der Ansang gemacht, kaum hatte fich hier und dort ein kleiner sozialistischer Verein konstituirt, als der Anhang desselben auch reißend schnell um fich griff." Die Nordd. Allg. Ztg." druckt diese AntwerpenerKorrespondenz" veSTageblatts" mit großer Bestiedigung ab und bemertt, daß fich der Inhalt der Korrespondenz mit den von der Nordd. Allg. Ztg." kürzlich ausgeführten Anschauungen im W'sentl''chcn decke. Wir wollen nun dem Kanzlerblatt die Mit- tbeilung machen, daß der A n t w e r p e n e r Korrespondent deS Tageblatts" meistens in der GehetmrathSkneipe in der Jerusalemerstraße zu Berlin oder auf der anderen Seite der Et aße in der boyrischen BierwirrhschastVater Masse" fich befindet. Derselbe liest auch natürlich dieNordd. Allg. Ztg.", hat auch den betreffenden Artikel in der MittwochSnummer ge« lesen und bald schon war dieAntwerpener Korrespondenz" fertig, die fick auffallend mit den Ausführungen des Kanzler« blattS deckt. Man steht somit, daß die detreffende Korrespondenz nicht weit her" ist. Da« geringste Mast von Rechten," so schreibt die BreSl. Ztg.",welches jeder Volksvertretung stet« zustehen muß. ist, daß keine neue Steuer ohne ihre freiwillige Zuftim« mung auferlegt wird, und dieses Recht muß die Volksvertre- tung um so sorgfältiger wahren, wenn schon fie den Jahre IeuMeton- Der Trödler. Roma« von A. E. Brachvogel. (Fortsetzung) Drittes Kapitel. Die gewaltige Erschütterung, welcher Mathilde ausgesetzt worden, ließ sie die erste Zeit unmöglich ihre alte Unbefan- gevheit wieder erlangen und hatte, selbst als ihr da« Ge« schchene dann in tröstlicherem Lichte erschien, dennoch dauernde Nachwirkungen, denen fie sich nicht zu entziehe», die fie weder zu erklären, noch an fich selbst immer wahrzunehme» »«»mochte. Mein Gott, die meisten Mensche« bilden sich steif und fest ein, sie blieben die Alte«, wenn fie auch noch so sehr von der Hand der Zeit und des Geschickes umge« formt werden. Nachdem die ersten Wochen der Trennung indeß vorüber waren, zumal als der erste heimliche Brief aus S... kam und durch Beaten in MaihildenS Hände gespielt ward, wich langsam des Mädchens Trübsinn, und ihre Wangen röiheten sich neu vom Widerscheine froher Hoffnung. Erwog sie nunmehr die Lage ihrer HerzenS« angelegenheit, so fand sie, daß dieselbe keineswegs gar so schlecht stehe, al» fie anfänglich gemeint. Wohl war für ei» Mädchen, da« zum ersten Male liebt, eine mehrjährige Trennung hart genug, aber hatte ihr Edmund nicht feier« lich sei« Verlöbniß gegeben, war sie nicht seines edlen, treuen Herzen« sicher? Da er ihr überdem versprochen, in seinen Briefen nicht« zu verschweigen, was fem Leben anbeiraf, sie zur Ratherin und Richtrri» aller seiner Angelegenheiten zu machen, waS wollte fie noch? Vater Justus hatte ihr gar noch, als sie von Obcrhoff zurück« kommend bei AvnenS Grabe verweilte», da« Versprechen gegeben, er wolle nicht Nein sagen, mache fich künftig Edmund zu einem Manne, wie er ihn für sei« Kind wünsche. Sie selbst hatte gar Vielerlei an dem Ge« liebten auszusetzen, war ein zu bürgerlich-prakirscheS Mäd- che«, um gar so blind für seine Fehler zu sein. Nachdem lang fortdauernd neue Lasten bewilligt find, und dabei fort« dauern» neue Ansprüche erhoben werden, so daß daS Ende der Schraube gar nicht abzusehen ist. DaS Erwerbsleben be« findet fich unter einem Druck, wie er selten erhört worden ist; einem Zweige deS Erwerbslebens auf Kosten der andern helfen zu wollen, geht um deswillen nicht an, weil fie alle leiden. Wer zu den Arbeitsbienen gehört, weiß, wie schwer der Druck der Zeit ist, und nur die, denen fester Gehalt zugestchert ist, können über diese Lage hinweggehen. Wer dem Wohl de« Vaterlandes zu dienen wünscht, soll fich nicht in grundlosen Schmähungen gegen den Reickstag ergehen, der seine Pflicht thut. sondern an seiner Stelle dam mitwirken, daß die be« ständige Beunruhigung mst neuen Eteuerprojekten aufhört." Einverstanden! Zum UnfallverficherungSgesetz. Durch die Blätter läuft eine Notiz, nach welcher zu Hannover im Fachverein Herr Paul über da« UnfallverficherungSgesetz in anerkennender Weise gesprochen hat und man ist bemüht, daraus einen Wi­derspruch mit den Reden der sozialistischen Abaeordneten zu konstruiren.Nach dem Berichte de«Hann. Courier" so beißt es erkannte Rednerdieses Gesetz als eine große Wohlthat an, welche noch andere Verbesserungen für die Ar« better im Gefolge haben werde, bedauerte zwar die AuS« fchließung einer großen Zahl von Arbeitern, sprach jedoch die Hoffnung au«, daß sachlich gehaltene, gut begründete Petitionen eine Ausfüllung derartiger Lücken im Gesetz herbeiführen wür- den. Besondere Anerkennung fanden die Bestimmungen für streitige Falle, die Gewährung der Möglichkeit, eine Klage dmchsühren zu können, ohne fich durch einen langwierigen In- stanzengang, vor welchem mancher Arbeiter zurückschrecken würde, hindurcharbeiten zu müssen." In den Ardeiterkreisen selbst scheint also daS Urtheil doch ein anderes zu sein, alS dieFüh- rer" verkünden; e» muß bemerkt werden, daß der Fachverein, in welchem dieser Vortrag gehalten wurde, wie die übrigen, sozialdemokratischen Ursprungs ist." Soweit die Notiz. Zu- nächst ist uns derHann. Courier" keine sehr glaubwürdige Quelle; im Uebrigen haben die sozialistischen Abgeordneten im Reichstage da«, waS an dem UnfallverficherungSgesetz GuteS ist, immer lückhaltSlo« anerkannt. Warum fie gegen daS Ge- setz, dessen G undgedanke in seiner Berechtigung anerkannt wurde, dennoch stimmten, haben fie seiner Zeit wahrlich auS« reichend motioirt. Daß der Berichterstatter deSHannos. Courier" schnell«inenWiderspruch" entdecken will, sei ihm großmüthig verziehen, um so mehr, als er ja durch die Vor- kommnisse in seiner eigenen Partei so sehr anWidersprüche" gewöhnt worden sein, dürste, daß er den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr steht. Arbeiterunrnhen" in Berlin . Unter dieser Spitzmarke schreibt dieHamburger Bürgerzeitung": Alles, waS wir vor einigen Tagen in unserm Leitartikel:Ein Bekenntniß" sagten, ist durch einen Vorgang in Berlin bestätigt worden, über welchen wir schon Mittheilungen gemacht haben. Wir meinen das reichszefährliche Schneeoallenwerfen dieArbeiter« tumulte" in Berlin , die nach der aufgelösten Versammlung, in welcher der RcichstagSabgeordnete für den ersten Hamburger Wahlkreis einen Vortrag gehalten hatte, in einer anliegenden Siraße stattgefunden haben sollen. Ueber die Berechtigung deS betreffenden Poltzeilicutenant«, die Versammlung aufzulösen, ist gar nichts zu jagen, da eS einfach albern wäre, von Recht und Unrecht unter der Herrschaft de« Sozialistengesetzes in solchem Falle zu reden. Die Polizeigewalt hat durch daS Aus­nahmegesetz die ausgedehntesten Vollmachten erhalten und ent- scheidet von Fall zu Fall, jedesmal eigenmächtig nach söge« nannten Zweckmäßigkeitsgründen. So kann e« vorkommen, daß unter völlig gleichen Verhältnissen und bei wörtlich denselben Auseinandersetzungen der eine überwachende Be« amte eine Versammlung auflöst, der andere fie ruhig tagen läßt. Möglich, daß die etwas grimmige oder auch lustige Miene nur eine« Zuhörers den Grund zur Auflösung abgiedt. WaS nämlich der Abgeordnete Bebel in der betreffen- den Versammlung nach übereinstimmenden Zeitungsberichten gesagt hat, daS ist in den letzten Wochen in öffentlichen Ver- sammlungen zu Berlin fast mit denselben Worten und in ganz ebenso scharfer Tonart oftmals ausgesprochen worden. Deshalb ist eS leicht erklärlich, daß die m Volksversammlungssachen ungemein gut geschulten Berliner Arbeiter zuerst ganz verblüfft waren, worauf fich dann große Entrüstung über die nach ihrer Meinungzu Unrecht" aufgelöste Versammlung kundthat. Soweit ist der Verlauf de« Vorgang« ganz naturgemäß. Ohne Widerstand gegen die Staatsgewalt wurde auch der Saal ge« räumt und bald nach der Auslösung befanden fich die Massen in den angrenzenden ziemlich langen Straßen. Zahlreiche Per« sonen, die der Uederfüllung wegen nicht in daS Versammlungs­lokal hineinkonnten, vermischt mit Neugierigen aller Art, staueten in den Straßen, so daß die aus dem Saale strömen- den Menschen vielfach wieder zurückgedrängt wurden. Dabei schritt die Polizei ein. Dieselbe war aber zirka 25 Mann stark den gewaltigen Menschenmassen gegenüber, die in den engen Straßen standen, ziemlich machtlos. ES kam dabei natürlich zu allerlei Zusammenstößen und daS Ende vom Liede war: man warf fich mit S ch n e e b a l l e n, wobei die Trennung erfolgt, die Jugevdrllufio« zerrisse», sah sie sehr wohl ein, wie viel Edmund zum Manne, der seine ehrenvolle Stellung in der Welt nehmen, ei» Weib be« glücken, einen Herd gründe» wolle, noch fehle, sah dies um so mehr ein, als durch seine Abwesenheit in ihr die Eifersucht, Furcht und mancher sehr gegründete Zweifel an seiner Charakterfestigkeit die Oberhand gewannen. Anderer« seit» vertraut« sie indeß wieder dem inneren, sittlichen Kern seine» Herzen« zu fest, und hegte die Zuverficht, gerade die Hindernisse, welche nunmehr seine Neigung gefunden hatte, so wie der überwältigende Abschied mit dem mahnenden Liede der Jugend würden ihn zu ernfiem Streben ansporne». Die größte Schwierigkeit ihre« künfti- gen Glücks war Henning», der Vater. Mathilde hatte in- deß von der wahren SinneSmeinung de« Alten keine Ahnung und legte verzeihlicher Weise seine Freundlichkeit gegen sie zu ihren Gunsten auS. Wenn fie wirklich vor seinem Einspruch mitunter Besorgniß hegte, hoffte sie doch wieder von der Zeit, der Energie Edmund'«, so wie den milder werdenden Vatergefühle« Josua'S da« Beste. So errang ihr frischer Charakter bald wieder die alte, regsame Fröhlichkeit. Ein« aber hatte fie auf Annens Rasenhügel für immer gelassen, da« süße Traumleben der Kinderzeit, die sorglose Jugend ihres Herzen», ihrer Seele I Mit diesem Tage ward jeglicher Dust der Kindernaivetät verweht, durch welche» sie fast ahnungslos aus der Gespielin in die Geliebte Edmund'« verwandelt worden. Sie hatten Beide so oft Prinz und Prinzessin, Papa und Mama, Ritter und Dame gespielt, daß sie eS kaum empfanden, daß sie sich wirklich in einander vergafft hatte«. Der Uebergang au« dem eine« Zustande in den andern war so allmälig geschehen, daß fich Beide noch immer dabei wie die alten Kinder in ihre» Träumen und Schäumen vorkamen. Da« war vorbei! Die Sorgen vor Prüfungen und Gefahren, denen ihre Liebe nun unterworfen sei, die reelleren Anforderungen der Ver- nunft ließen die alte Illusion erbleichen. Die Zeit des Kampfe» und Ringens nahte, mit ihr das Gefühl in Beiden, sie seien nur mehr als fertige Mensche« in eine große, un- bekannte, verführerische Welt gesetzt, tum zu leben, sich im auch ein paar Schutzleute einige harmlose Würfe abbekamen. In dem Bedränge find dann zwei Verhaftungen und fünf Sistirungen vorgekommen. Vermuthlich find das grade Un- schuldige, die nicht einmal mit Schneebällen gewotten haben. So spielt da« Fatum ja gewöhnlich bei solchen Anlässen. Alle« in Allem genommen, fanden also keineArbeitertumulte" in Berlin an jenem Abende statt, wie der sensaiionslustige Börsen-Kourier" und da«Berliner Tageblatt" verkündeten, sondern nur ein durch die Umstände förmlich unvermeidliches Drängeln" auf den Straßen war die ganze Folge der unter so unangenehmen Verhältnissen aufgelösten Versammlung. Autdrückltch aber betonen die Berliner Blätter, daß die an der Versammlung selbst Lethttligten an dem Sttaßengedränge keinen Antbeil genommen, sondern rasch fich in den Straßen zerstreut hätten. Wenn ein solcher Vorfall in Paris , Lyon , Brüssel . Lüttich u. f. w. vorgekommen wäre, so hätte eS bei dem Echncedallwerfen wohl nicht sein Bewenden gehabt, sondem der Scknee wäre vielleicht mit Blut roth gefärbt wor« den. Und weShalb das Alles in Berlin so friedlich und ge« müthlich ablief? Die Gründe davon haben wir in dem oben erwähnten Artikel:Ein Bekenntniß" unfern Lesern schon vor einigen Tagen dargethan. Diese Gründe sollen hier in kurzen Zügen nochmals angedeutet werden. Unruhen und Tumulte werven deshalb von den deutschen Arbeitern im Gegensatz zu de» romanischen und flämischen mehr vermieden, weil in Deutsch « land längere Zeit eine organisirte Arbeiterbewe« g u n g existirt. Durch diese Bewegung und durch die sozialdemokratischen Lehren ist das Klassenbewußt« sein unter den Arbeitern erwacht; die Erkenntniß der eigenen Lage hat die Ardeiter durchdrungen, so daß fie etwas Besseres zu thun wissen, alS Köpfe einzuschlagen oder fich dieselben von Anderen einschlagen zu lassen. Die Erziehung der deutschen Arbeiterwelt zur sozialen Erkenntniß und zu verständigen Or« ganisationen, so sagten wir schon, dies ist der Grund, weShalb fich die deutschen Arbeiter von Gewaltthätigkciten feme halten. Und dieS hat fich auch in vollem Maße bei den jüngsten Vor« gängen in Berlin bewährt. Auch et« Grund zur Auflösung. Zur bevorstehenden Ersatzwabl zum ReickStag fand in Wilhelmshaven vor einigen Tagen eine Wählerver sammlung statt, in welcher der sozialdemokratische Kandidat, Herr Oehme auS Bremen , bei Besprechung der Polenfrage den Herrn Reichskanzler heftig angriff. Daraufhin löste der überwachende Beamte die Ver- sammlung auf Grund de« Sozialistengesetze« auf. Belgien . Die Streikt breiten fich immer mehr aus. Alle Kohlen« werke müssen feiern, schon beginnen die Arbeiter der Metall« werke die Arbeit einzustellen und damit wächst die Roth und die gereizte Stimmung. In Tilleur, Jemoppe und Seraing ist die Lage besonders ernst. Faktisch herrscht der strenge Be« lagerungszustand. Zusammenstehen von mehr alS 5 Personen ist nicht gestattet. Ucberschreiten der Maasufer und Brücken nur gegen Erlaubnißschein verstattet. Alle Wirthihöufer müssen um 7 Uhr schließm, die industriellen Elabliffement» bleiben NachtS beleuchtet; überall starke Patrouillen. Die Klagen der Arbeiter in den Kohlenwerken dieses Basfins sind berechtigt; die Löhne sind, während der Rein« gewinn stieg, in jedem Jahre heruntergesetzt worden; von 1883 bis 1884 von 1017 auf 938 Francs, und seitdem haben abermalige Reduktionen stattgefunden. Bi« jetzt find alle gütlichen Versuche zur Einigung vollständig ge« scheitert. Die Vorgänge in diesem Basstn fangen an, auch in anderen Arbeiterzcntren nachzuwirken. Es wächst die soziale Frage plötzlich riesenhoch in Belgien empor. Die Kleri« k a l e n haben währenddem nichts bessere« zu thun, als überall Versammlungen und Maffenpetitionen zu veranstalten, um die Wiedereinführung der Todesstrafe durchzusetzen! Und doch, ein Verdienst gebührt ihnenin dieser Zeit der schweren Roth." Sie haben nämlich entdeckt, daß die liberalen Frei« maurer, um wieder anS Ruder zu kommen, die Lütticher Unruhen angezettelt haben. So verkündet wenigsten« da» fromme Bischossblatt in Namur , derAmi de l'ordre". Die Liberalen, welche ebenso leichtfertig und ohne Grund gegen die sozialistische Partei gehetzt haben, werden fich über dieses Urtheil kaum beschweren können.Da« Genter sozialistische ArbeiterdlattVooruit"(Vorwätts) hat übrigens in der denkbar schärfsten Form die Verantwortung für die Hunger« krawalle der verzweifelten Arbetter abgelehnt. Es schreibt sehr zutreffend:ES ist zu bemerken, daß die Störung der Ordnung gerade in einer Stadt vorkommt, welche die wenig st en Arbeitervereine zählt. Unter diesen Um« ständen muß man jeden Augenblick ähnlicheUnruhen fürchten.Dte Arbeiter, welche auf keinen Verein sich stütze» und in ihrem Kampfe gegen den Kapitalismus über kerne Mao- verfügen, können nur an die Gewaltthätigkei» a p p e l l i r e n. Man wisse auch, daß Mangels eines S t i m rechts die Arbeiter ihr Elend nicht kundmachen und die Auf« merksamkeit der Regierung nicht erregen können, außer dura das Werfen von Pflastersteinen. Wir haben nicht den rinn« desten Nutzen von den anarchistischen Unruhen in Lüttich . dienen nur dazu, den Haß der Bourgeoisie zu vermehren uno Strome der Ereignisse als kühne Schwimmer zu beweise», nicht um zu ttäumen I So fielen denn die bunten Feier- kleider der Jugend von ihnen ab, und Schätzleia konnte gas kein geeigneteres Mittel wählen, ihnen dies recht tief r Gemüth zu führen, als den Abschied in Dönhoff! Christine ihrem Justus den Vorwurf machte: er ko»«* Edmund nicht leiden, that sie ihm bitter Unrecht. Der Trödln liebte wirklich den jungen Henning» mit einer sa? väterlichen Zärtlichkeit, welche aber nur selten oder nie«»" der Strenge zu erkenne» war, mit der« Evmund vo Kinde sgebeiae« au behandelt hatte. Justus war dn A«l'«' daßein Bube immer scharf gehalten werden müsse, l"" ein Mann au« ihm werden", und bei Edmund um mehr,.al« der<ume Junge reinweg verzogen werde. So viel der Knabe auch von jeher um Schätzlei« Sfrvei war, gelangen des Alttn pädagogische Mammen dei ocm selben herzlich schlecht, und je mehr Edmund hkraowuch- desto klarer sah Justus, wie vergeblich er sein«» S" Wille» an ihn verschwendet habe, wie weit derselbe v de« Eigenschaften entfernt war, die der Trödler für guten Menschen und wackern Mann ganz unerläßlich 9 Der tiefe Groll gegen Edmund entstand gerade gus v i seiner wahrhaften Neigung für ihn, ei» Groll, way Traurigkeit verbunden, weil sich 2ustu» überzeugt 9 daß Edmund auf dem eingeschlagenen Wege unterg 9 oder zu spät erwachen müsse. Ein Zorn«füllt gegen de» jungen Mann, zu dem sich noch Angst bei der Entdeckung gesellte, Evmund liebe fem Kmd. Er trat daher mit einem energische«.�ei« zwischen, veranlaßte HenaingS zur Strenge und zuv IW### der Liebe der junge« Leute durch die Finger zu f ud