TettBertlärung der Wahl des Abg. Dr. Loß zu be antragen, weil der sozialdemokratischen Partei in Kaffel vor der Stichwahl eine Versammlung verboten wurde, und weil als begründet nicht Die Rechtfertigung dieses Verbots bezeichnet werden konnte. Außerdem ist durch die in der vorigen Seffton beschloffenen Ermittelungen festgestellt worden, baß in zwei Bezirken des Wahlkreises die Wahl vor 6 Uhr Abends geschloffen wurde. Ein an diese Thatsachen anknüpfen der Antrag des Referenten, den ganzen Wahlakt in diefen Bezirken zu laffiren, wurde zwar abgelehnt, dagegen bezüglich diefer Theile des Proteftes befchloffen, die Stimmen aller Wähler, welche sich in den Bezitten, in denen die Wahlbandlung vor 6 Uhr geschloffen ist, an der Wahl nicht betheiligt baben dem Minoritätses find dies 174 Stimmen Kandidaten zuzurechnen. Die Konsequenz dieses Beschlusses führt auch bezüglich dieses Punktes zur Üngiltigkeitserklärung und so wird denn der Reichstag ohne Zweifel dem Antrage der Wahlprüfungs. Kommission beitreten und Herr Dr. Log wird wohl oder übel sein Ränzel schnüren und das hohe Haus" verlaffen müssen.
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am 13. März der bekannte schweizer Uhrmacher Bernard| entsprechende erhöhte Theilnahme an dem überlieferten Gemein Goering aus Glarus ( Schweiz ), der sehr arm, bittet seine lieben Landsleute sowie edle Herzen um eine fleine Liebesgade oder Arbeit. Wohnung: Gr. Karlstraße 46, 1. Et., Dttensen."- Jebe Bemerkung zu diesen, eine lange traurige Geschichte von Rummer, Noth und Elend enthaltenden wenigen Beilen ist wohl überflü fig.
Die Attiengesellschaft ist die modernste und machtvollste Drganisation der Rapitalistentlaffe. Die gewaltig anschwellenden Produktionsmittel tönnen allmälig nur von ganzen Unternehmergruppen angewendet werden. Wir haben es mit dem Kollektivismus der bürgerlichen Gesellschaft zu thun. Wie fich dieser Prozeß vollzieht, fann man z. B. an den Bereinigten Gaswerken Augsburg beobachten. Die Gesellschaft befizzt jetzt die Gaswerte ich, Biberach , Bozen , Freifing, Gunzenhausen , Königinhof, Langenschwalbach , Lugam, Markt- Radewis und Trient . Lezte Dividende: 7 pCt.
Noch etwas vom Kollettivismus der Bourgeoisie. In Belgien bat fich, wie die Leipziger Monatsschrift für Textil Industrie" meldet, ein Baumwoll Konsortium gebildet, welches sich die Aufgabe ftellt, eine Revision aller die Baumwoll Industrie betreffenden Bölle zu veranlaffen, die Preise der Fabrikanten in die Höhe zu bringen, die Anschaffung
befis aeiftiger Güter zu garantiren, als auch fich mit Herstellung und Sicherung der möglichst beften Existenzbedingungen für Alle, mit einem Venunft und Recht entsprechenden Ausgleich der Mißverhältnisse in Bests und Genuß der materiellen Güter zu befaffen, sowie alle sozialen Berufsstellungen gemeintechtlich gleich. D. b. nach Maßgabe wirklicher Tüchtigkeit und wirklichen Verdienstes für Jeden zugänglich zu machen. Wer bas zu begreifen vermöge, dem werde die Erkenntniß der sozialen Frage fich aufdrängen mit jener Allgewalt, mit der irgend eine gewaltige Naturerscheinung in unser Bewußtsein tritt. Wann endlich", fragt Redner, werden unsere Gegner begreifen, begreifen, daß es fich bei
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Lösung der sozialen Frage" um weit mehr handelt, als um die Sättigung des Magens?" Ein neues Gesellschaftsprinzip ringt mit der Kraft eines Naturprosesses sich durch, streitet wider das alte und will es beftegen; das ewige Urrecht der Menschheit tritt in eine neue Erscheinungsform, getragen. von dem ftets nur in einer Richtung wirkenden Maffeninstinkt, der fich ausspricht in der Formel: Recht, Gleichheit, Freiheit. Das ist fte, die Revolution",- die Revolution, die zur Ber föhnung drängt, zur ökonomischen Gle chheit als nothwendige Ergänzung der von der Menschheit seither errungenen, Bleich
Soziales und Arbeiterbewegung. Der wichtigsten Rohstoffe follettiv zu beforgen. An der Spige bellen," der Gleichheit vor der Idee der Gottheit, vor der
Die Berliner Albumfabrikation ist mehr und mehr auf die Herstellung sehr unsolider Waare herabgelommen und befindet sich jest, da die Albumfabriken wie Pilze aus der Erde hervorschoffen, in einer schlimmen Periode der Ueber. prodution. Ein Fachmann schreibt darüber der Voff. Stg.": Die bis zum Jahre 1884 und in deffen Verlaufe fich eben falls noch steigernde Nachfrage nach Photographie. Albums zu ftets billigeren Preisen führte zu einer wahren Monftrefabritation. Unter einem pruntenden Aeußern verbarg fich der Papierdeckel und eine Innenseite, die unter aller Aritit war. Auf dem Papierbedel lag entweder ein Bintbeschlag oder eine ,, galvanisch aufgepuftete" Gruppe. Das ganze Buch lonnte zu einem Spott prets ausgeboten werden; freilich eine Spottgeburt von Buch, aber fle zog. Stick fich die Ausfuhr an dem unverhältnis. mäßig schweren Dedel und verursachten die unförmlichen Bink beschläge durch ihr Gewicht Schwierigkeiten bei der Bollbehörde, so griff man zu dem noch einfacheren Aufpreffen einer schreienden Vergoldung. So schuf man namentlich für den Markt Der Vereinigten Staaten von Amerila ein Buch, das die Bollbehörde als Papierwaare en bloc" behandelte und das auf diese Weise erheblich billiger hineingebracht werden konnte. Das Vorjahr hatte fich noch mit loftspieligen Plüschalbums be faßt; aber der Amerikaner( ich spreche speziell von den Staaten) brauchte eine Waare, die den hohen Boll seidener Plüsche nicht zu tragen hatte; so nahm man baumwollene Stoffe und der Breis wich im Handumdrehen ganz nach Wunsch. Südamerika Tann die Berliner Albumindustrie nicht annähernd beschäftigen, für Maffen ist kein Absatz und wenn sich auch die Preise dort auf der Höhe der Vorjahre erhielten, so fonnten fie feinen Er fat für Massenabsag bieten. Augenblicklich ist die Lage so: in Folge ungünstiger Verlaufsbedingungen nach den Staaten, in Folge des in England darniederliegenden Handels, des allge meinen Geschäftsrädgangs und der bedeutenden Ueberproduktion hat die Albumfabrilation so gelitten, daß ganze Fabriken bie Arbeit einstellen mußten, andere mit drei viertel Arbeitszeit, wieder andere, die für 90 bis 100 Arbeiter Raum haben, nur mit der Hälfte derselben arbeiten. Es steht traurig aus in
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stehen die ersten belgischen Fabrikfirmen und einige Bankhäuser. Was für den Arbeiter dabei herauskommt, fann man von vorn herein sagen: intensive Husnugung der Arbeitskraft zu Ehren des Mehrwerths. Wenn aber die Arbeiter zu Verbänden sich vereinigen wollen, um ihre Intereffen zu wahren, so tommen bei uns in Deutschland z. B. Arm in Arm das Sozialisten und das betreffende Landesvereinsgeset.
Die Handarbeit in der Stiderei wird durch maschinelle Technit immer mehr verdrängt. Eine Stickmaschine macht täglich im Durchschnitt 1 Million, die Schifflimaschine sogar 8 Migionen Nadelftiche; wir baben also Maffenproduktion, Billigkeit der Arbeitskraft, Freiseßung überflüffiger Hände". Die Waschine schlägt dem Arbeiter die Arme ab", hat ein franzöft cher Sozialwissenschafter gesagt, und dieser Sat gilt fo lange die Anarchie unserer Wirthschafts ,, ordnung" bestehen bleibt.
In den Vereinigten Staaten nehmen die Streits immer größere Dimenfionen an. So wird aus New- York teles graphirt: 7000 Arbeiter, welche in Mäntelfabriken beschäftigt graphirt: 7000 Arbeiter, welche in Mäntelfabriken beschäftigt find, haben die Arbeit eingestellt. Eine Depesche aus Evans ville in Indiana meldet, daß die Weichensteller der Louisville . und Nathoille Eisenbahn zu streifen beginnen. Nach einem Telegramm aus St. Louis ist es zwischen den Streifenden Arbeitern und Beamten der Missouri Pazifil Eisenbahn und der Polizei zu einem Buſammenstoß gefommen. Die erfteren ftellten fich dem Versuche, einen Güterzug abgehen zu laffen, gewaltsam entgegen. Lokomotioführer und Heizer verließen thre Poften. Rur durch Einschreiten der Polizei gelang es, den Bug unter flatter Estorte abgehen zu laffen. Die Milia ift zur Aufrechterhaltung der Ordnung einberufen. Der Voll zugsausschuß der Ritter der Arbeit" hat die von den Gouverneuren von Missouri und Kansas gemachten Vorschläge zur Beilegung des Streits auf den Gouldschen füdwestlichen Bahnlinien verworfen. Man befürchtet, der Streit werde weiter um fich greifen.
Dieſem Fabritationszweig, auch ift vor der Hand leine Muskat Vereine und Versammlungen.
auf Befferung, da die um diese Beit regelmäßig eintreffenden Räufer ausbleiben und der Handel im Inlande sehr zu wünschen übrig läßt." Fürwahr, ein trauriges Bild!
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Aus Altona erhalten wir folgende Buschrift: Die hiesigen Arbeiterkreise insbesondere, soweit dieselben an der Fach vereinsbewegung direkt betheiligt find befinden sich wegen Des dieser Tage in Betreff des Maurer Fachvereins ergangenen gerichtlichen Urtheils in einiger Erregung. Es ist ja durch bieses Urtheil wieder einmal der Beweis geliefert worden, daß die den Arbeitern reichsgefeßlich gewährleistete Roalitions. freiheit von Selten der Behörden unter Berufung auf Landesgeseze thatsächlich illusorisch gemacht werden Ban erklärt die Arbeiter Fachvereine einfach als " politische" Vereine, die belannilich nicht mit einander in Verbindung" treten dürfen und macht ihnen, fobalb fich auch nur ein vorübergehender, rein geschäftlicher Ver tehr entdecken läßt, den Prozeß. Durch eine derartige Ver hinderung der Arbeiterfoalition wird in erster Linie das Klasseninteresse der Arbeiter hart getroffen. Daffelbe ift als fozialökonomische Macht unzweifelhaft vorhanden und hat als solche ihre volle Berechtigung und Anspruch auf Befriediguug. Das natürliche Solidaritätsaefühl in der Arbeiter klasse ist eben sowohl eine wirthschaftliche Potenz, wie der individualistische Egoismus des Unternehmers". Um die Erzeugung des Klaffen. basses aus dem Klaffen interesse des Arbeiters zu ver hindern, bezw. der weitern Erzeugung, Verbreitung und Stär fung beffelben Einhalt zu thun, müßten die herrschenden Klaffen und die Behörden selbst lebhaft wünschen, daß das Solidari tätsgefühl der Arbeiter auf dem Boden der Koalition fich Gel tung verschaffe, im Ringen nach Bildung und befferer Lebens. lage. Der ifolirt stehende, auf sich selbst angewiesene, vom fubjektiven Gefühl der wirthschaftlichen Abhängigkeit, der Un gleichheit und hilfloftgkeit erfüllte Arbeiter wird sehr leicht auch von den Gefühlen des baffes gegen diejenigen erfüllt, denen er mit seiner Arbeitskraft unterworfen fft. Die Arbeiter nicht hindern in der Ausübung der Koalitions. freiheit, in der Nahrung und Förderung ihrer Klaffenintereffen, beren Berechtigung ganz unzweifelhaft ist, das ist das beste Mittel gegen den so oft beklagten Klassenba ß. Der wird nur da erzeugt und genährt, wo die Bethätigung des Rechtes des natürlichen Solidaritätsgefühls zum Unrecht" ge Stempelt und verhindert wird. Die Arbeiter bedürfen ber Freiheit; es ist die unentbehrliche Lebensluft für ihre fostalen Befirebungen, die allerdings mit Vertrauensseligkeit", wie man fie auf gewiffer Seite wünscht, nichts gemein haben, fondern dem Selbstbewußtsein Rechnung tragen. Nicht mit Unrecht zittert man vor dem Stlaven, der plößlich die Sette bricht, während das Walten des freien Mannes Vertrauen einflößt. Wilde Gedanken von Haß und Rache werden durch nichts so ficher gebannt, als durch geistige Ar beit, wie fie insbesondere die von der Polizei bie und da so schwer bedrängten Arbeiter Fachvereine sich zur Aufgabe gemacht haben; durch geistige Arbeit, welche mit freiem Sinn Die Verhältniffe des Lebens durchdenkt und sich mit männlicher Dffenheit der Erreichung eines bestimmten Bieles widmet. Darum möge man die Arbeiter nicht nur gewähren laffen, wenn sie einften Blickes ihre Lage prüfen, wenn fie, statt fich bem finstern Groll und dem dumpfen Bagen hinzugeben, ihr Auge dem Sonnenlichte eines neuen Beitalters zuwenden und bie Mittel und Wege prüfen, wie es ohne Appell an die bru tale Gewalt herbeizuführen sei; man sollte sich freuen, daß fie darauf aus find, fich als menschliche Wesen im Bewußtsein thres Rechtes und ihrer höheren Bestimmung empor zu ringen aus den Banden der Gleichgiltigkeit, Unwissenheit und Unfrei heit. Man sollte nicht die Gefahr, sondern den Anfang ber Rettung aus einer großen Gefahr in der Arbeiterbe wegung und ihren Vereinsbildungen erbliden. Leider ist in maßgebenden" Streisen zumeist das Gegentheil der Fall. Daß bie gegenwärtige Reichsgesetzgebung Remedur schaffen werde, ift faum zu hoffen. Die Roalitionsfreiheit der Arbeiter, d. b. Die volle und ganze, ist eben allen herrschenden Barteien ein Dorn im Auge.
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Ein Hundertjähriger sucht Arbeit. Die Hamburg Bürger- 8tg." schreibt: Ein jammervoller Nothichtet tönt u n
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Der Fachverein der Tischler hielt am Dienstag, den 23. Mära, eine außerordentliche Generalversammlung Neue Grünftraße 28 in Jordan's Salon ab. In derselben wurde eine vom fgl. Polizeipräsidium an den Vorstand des Vereins gerichtete Verfügung besprochen, in welcher aufgefordert wurde, Die§§ 1 d. 3 und 5 des Vereinsstatuts abzuändern event. die ftaatliche Genehmigung des Statuts nachzusuchen. Der Vor stand schlug eine formale Abänderung der betreffenden SS vor und wurde dieselbe nach kurzer Dieluffton von der Versamm lung afzeptirt. Hierauf hielt der Rechtsanwalt Herr Wreschner einen Vortrag über die Strafprozeßordnung". Der felbe verbreitete sich zunächst über das vom Reichstag ange nommene Wiederaufnahmeverfahren der Berufungsinstanz und über die Entschädigung unschuldig Verurtheilter. Der Vors tragende gab seiner Meinung dahin Ausdruck, daß die Entschädigung unschuldig Verurtheilter in der Form, wie fie der Reichstag angenommen habe, atemlich nuplos ſei, da hiernach nur solche Verurtheilte entschädigt werden sollen, die ihre Un schuld tlar nachweisen können( nicht solche, denen teine Schuld nachgewiesen werden kann). Dies sei unter den jeßigen Verhält niffen der Strafprozeßordnung fehr schwierig. Weiter plaidirte der Referent für Erweiterung der Rechte der Vertheidigung und zwar wenigftens insoweit, daß dem Bertheidiger dieselben Rechte wie dem Staatsanwalt, bezüglich Einsicht der Atten 2c. zuer fannt würden. Dem mit vielen Beifall aufgenommenen Bor trag folgte eine reichhaltige Fragestellung seitens der Mit glieber. Die gestellten Fragen wurden von dem Referenten, sowie von dem ebenfalls anwesenden Rechtsanwalt Herrn Freudenthal beantwortet. Unter Anderem fragte ein Anwesen der, wie er fich in folgender Angelegenheit zu verbalten habe: Er habe gegen den bekannten Herrn Rödel eine Denunziation wegen Unterschlagung der bei der Matinee in der Philharmonie erübrigten Gelder, die für die im Camphausenschaft verunglückten Bergleute bestimmt waren, eingereicht. Es hatte eine Voruntersuchung in dieser Sache im Februar stattgefunden. Nach Einleitung derselben habe Herr Rödel einen Theil der bei der Matinee eingenommenen Gelder für die Verunglückten abgeschickt, in Folge dessen sei das Verfahren gegen R. von der Staatsanwaltschaft eingestellt. Herr Freudenthal beant wortete diese Frage in ausführlicher Weise. Nach Wahl eines 2. Raffirers( Herrn Grünwald) und Erledigung Erledigung einiger interner Angelegenheiten erfolgte der Schluß der Ver sammlung.
Hannover , 23. März. Am legten Sonnabend fand hier im großen Saale des Ballhofes eine imposante Volksvers fammlung ftatt, in welcher Herr Reichstagsabgeordneter Frohme referitte über die Frage: Friedliche Entwickelung oder ge waltsamer Umfturs?" In etwa anderthalbstündiger feffelnder Rede führte der Redner folgendes aus: Der sozialdemokrati schen Bewegung liege nicht die Absicht des gewaltsamen Um. sturzes au Grunde, fte bezwecke im Gegentheil gemeinschädliche oder den wachsenden Anforderungen der Sozialgerechtigkeit nicht mehr genügende Einrichtungen bei Seiten durch bessere au erfegen; fte wolle Mittel anwenden, welche verhindern, daß bie Menschheit wieder mit der Barbarei beginnt, wenn eine Kulturperiode fich ausgelebt hat und ein neues Zeitalter beginnt. Auf dieser hohen fittlichen Idee beruhe die deutsche sozialdemokratische Bewegung vom Tage ihrer Entstehung an. Mit ihrem Schöpfer Laffalle sehe fie nicht in der rohen Gewalt, sondern einzig und allein in ber wissenschaftlichen Quelle aller unabläsfig fortschreitenden, aller friedli fich vollziehenden Verbefferung. Redner gab eine sehr intereffante Schilderung der den arbeitenden Klaffen so überaus ungünftigen gesellschaftlichen Busammenhänge, der wirthschaftlichen Anarchie und ihrer Konsequenzen. Daraus folgerte er in scharf logischer Weise, daß der kittliche Inhalt der Forderungen des Arbeiterstandes sich vollständig dede mit Der Kulturentwicklung, mit dem geschichtlichen Vervollkomm nungszwange, dem die Menschheit unterworfen sei. Dieser Zwang erklärt Redner bringt, wie Schäffle Tonftatirt, die Freiheit und Gleichheit in Staat und Gesellschaft zu fleigender praktischer Geltung, er drängt die Privilegienherrschaft mehr und mehr zurüd und zwingt Staat und Gesellschaft, um ihrer Selbsterhaltung willen, allen
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Bernunft, vor dem Gefeß und vor dem Staate! Sie hält uns umflammert und giebt uns nicht los; fie gebietet und die Menschheit muß folgen, freiwillig oder widerstrebend; ste ist Die oberste Autorität, das eiserne Schicksal der Menschheit, von Niemand erzeugt, von Niemand erfunden, der Inbegriff der ganzen feltherigen geschichtlichen Entwidlung und der geschichts liche Ausdrud einer hohen, fittlichen Jdee, der Jdee der freien und ebenbürtigen Solidarität, die den legten thatsächlichen Ueberreft der über Jahrtausende fich erstreckenden rechtlichen und faktischen Unfreiheit der Boltsmaffen beseitigen soll." Scharf fritifirte Redner sodann die in den herrschenden Kreisen vorwaltende Meinung: die Sozialdemokratie wolle eine Revos lution ,, machen" uob durch Gewalt zum Austrag bringen; er erinnert an das Wort Laffalles: Eine Revolution machen wollen, das ist eine Thorheit unreifer Menschen, die von den Gesezen der Geschichte teine Ahnung haben." Es sei ja eben Die große Kontinuität und Einheit aller menschlichen Entwick lung, daß nichts Neues in fle hineinschneit, oder willkürlich ein Brinzip in fte hineingetragen wird, daß vielmehr in ihr nur immer zur bewußten Erkenntnis gebracht und nun mit Willens Iraft verwirklicht wird, was ſeit je schon an sich die unbewußt wirkende organische Natur der Dinge gewesen ist. Der ge schichtliche Lauf des Sozialismus gipfele in der Verbreitung und Verallgemeinerung dieser Erlenntniß; seine so viel vers folgte und geschmähte Partei sei der geschichtlich berufene Ver mittler zwischen Gegenwart und Bukunft, so aber auch gewiffer maßen das Brellliffen für Alles, was in diese Vermittlung störend eingreife. Schließlich gelangt Redner zu der Uebers zeugung: daß immer nur unfluger Widerstand gegen das mit entwidlungsgefeglicher Nothwendigkeit fich babn brechende Neue die Gefahr roher Gewaltthat mit fich Der Diese bringe. Sozialismus wolle Gefahr bes feitigen; ihm gelte es, aufzubauen in der Welt der lebendigen Thatsachen. Es set thöricht, die Sozialdemokratie des„ Unfugs" zu beschuldigen, denn:„ Das herrschende Gesellschaftsprinzip theilt mit allen vorher dagewesenen das Schicksal, daß es mit innerer Nothwendigkeit fich selbst untergräbt, fich des fiitlichen und historisch rechtlichen Haltes beraubt und so die Maffen abs stößt und zu fich in eine oppofitionelle Stellung bringt." ― Mit einem warm empfundenen Appell an das Gewiffen und den guten Willen, fich einer vorurtheilsfreien Prüfung der eins fchlägigen Verhältnisse und Brinzipien zu befleißigen, schloß der Redner unter lang anhaltendem, enthusiastischem Beifall der Kopf an Ropf gedrängt ftehenden Menge, die alsbald in größter Ruhe und Ordnung fich verlief.
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* Verein zur Wahrung der Interessen der Klavierarbeiter. Bersammlung Sonnabend, den 27. März, Abends 81% Uhr, in Bratweil's Bierhallen, Kommandanten ftr. 77-79. Tagesordnung: 1. Bortrag des Herrn Ephraim über:„ Die Stüßen der modernen Weltanschauung". 2. Der Verlauf des Streits in Bayreuth . 3. Vereinsangelegenheiten. Gäste will Tommen. Auch werden in der Versammlung die Fragebogen verausgabt. Die reftirenden Mitglieder werden auf§ 6 des Statuts aufmerksam gemacht. Freiwillige Beit: äge zur Unters fiügung der ftreifenden Kollegen in Bayreuth werden bet Stramm, Staligerstraße 18, vom Kasfirer in Empfang ge
nommen.
* Verein aur Pflege freireligiösen Lebens. Sonntag, ben 28. März, Vormittags 10 Uhr, Niederwallstr. 20 im untern Saale, Vortrag des Herrn Dr. Völdel über das Thema: Sollen wir uns Sorgen machen?" Butritt hat Jeder.
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* Große Volksversammlung am Sonntag, den 28. März, Vormittags 10 Uhr, in der„ Tonballe, Friedrichstr. Nr. 112. Tages- Ordnung: Die bisherige Thätigkeit des Reichstags. Referenten die Herren Reichstagsabgeordneten W. Hafenclever und B. Singer.
Intereffen Verein der Riften- und Koffermacher. Montag, den 29. März, Abends 8%, Ubr, in den Armin ballen", Kommandantenftr. 20, General Bersammlung. Tages. ordnung: Vorftandswahl, Verschiedenes und Fragetaften. Quittungsbuch legitimirt. Neue Aufnahmen finden statt.
* Fachberein fämmtlicher im Drechslergewert be schäftigten Berufsgenossen. Viertes Stiftungsfest am Sonn abend, den 27. Mära, Abends 8 Uhr, in Krieger's Salon, Wafferthorstr. 68.
* Große öffentliche Versammlung der Puter Ber lins und Umgegend am Sonntag, den 28. Mära, Bormitags 10 Uhr, im Lotal Neue Schönhauserstr. 20, Balmen. Saal Tagesordnung: Bericht der Delegirten vom Kongreß der Maurer Deutschlands . Verschiedenes.
* Tischler Verein. Außerordentliche Generalversamm Tung am Sonnabend, den 27. b. M., Abends 8% Uhr, Rott buferstraße 4a. Tagesordnung: Statutenberathung. Quit tungsbuch legitimirt.
* Allg. Kranten und Sterbekaffe der Metallarbeiter ( E. H. 29). Sonntag, Vormittags 10 Uhr, außerordentliche Mitgliederversammlung der Filiale VII Berlin in Jalob's Salon, Lindowerstraße 26. Tagesordnung: Wahl eines Deles girten zum Kongres. Verschiedenes.
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