nur 10 Bf., aber Eile thut notb, denn der Vorrath ist gering. Hiermit ist aber auch der erste Fall eklatanter Schleuderet er wiesen, der um so folgenschwerer ist, als das Publikum einen eigenartigen Begriff über die Handhabung dieses Geschäftes dadurch erhält und in Bulunft alle diejenigen Berläufer von Kalendern hohnlächelnd zurückweist, die fich etwa unterstehen, für beffere Kalender den aufgedruckten Preis au bean. spruchen. Erwiesen ist auch, daß ein und derselbe Kalender mit gleichem Titel in verschiedenen Ausgaben,- und zu den divergirendften Nettopreisen seitens der betreffenden Berleger abgegeben wird. Wir haben jenen Herren freilich feine Vorschriften zu machen, find aber der Meinung, daß dadurch dem edlen 8wed, den besseren Kalendern in immer weiteren Kreisen Eingang zu verfchaffen, ernstliche Hi derniffe bereitet werden. Was hat es nur für Sinn, daß ein Kalender in der Hauptausgabe 12 Bogen Inbalt zählt, zugleich aber auch in Ausgaben zu 10, 11 und 12 Bogen auf den Markt gebracht wird, selbstverständlich ist der Normalverkaufspreis für alle Ausgaben gleich. Was bezweckt dieser Geschäftskniff? Nun irgend Jemand will den Kalender en masse beziehen, aber riesig billig einkaufen, in Wirklichkeit geschieht aber nur, was ganz einleuchtend ist, der Verleger hat einen großen Auftrag in der Tasche, Auflage daher 300 000, ob was dabei verdient wird, ist nebensächlich; er arbeitet ja nur der Ehre wegen. Die günstigen Bedingungen gestatten dem Kolportages Buchhändler, den Kalender seinen Leuten zu sehr vortheilhaften Nettopreifen abzugeben, er falkulirt deshalb so, weil er feinen Angestellten damit Gelegenheit geben will, recht viel Geld zu verdienen, wir nehmen dies wenigftens an und lettere nun schlagen das abgekürzte Verfahren ein, denn die Menge muß es bringen, indem sie einfach den Kalender bedeutend unter Ladenpreis verlaufen und zahlreiche Abnehmer finden. Dies ein weiterer Beweis dafür, wie es gelommen, daß der Schleuderei Vorschub geleistet wurde und zu der zu der Ueberzeugung führt, daß es eigentlich in heutiger Beit völlig wedlos ist, den Kalendern bestimmte Ladenpreise aufzudrucken, denn daran lehrt fich Niemand.
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Polizei Bericht. Am 24. d. M. fiel ein Bäckermeister aus Deffau, welcher sich zum Besuch hier aufhielt, in der Bäckerei von Weißbaupt, Langeftr. 21, von einer Treppe und brach den linten Unterschenkel. Er wurde mittelft Krankenwagens nach dem städtischen Krankenhause im Friedrichshain gebracht. An demselben Tage Mittags wurde ein Mädchen auf dem Hausvoigteiplas vom Blutsturz befallen und mußte mittelst Droscle nach seiner Wohnung gebracht werden. Am 25. d. M. Vormittags wurde auf dem Platz vor dem Brandenburger Thor ein unbekannter Mann in Krämpfen liegend vorgefunden und da er sich nicht erholte, nach der Charitee gebracht. An demselben Tage Nachmittags wurde ein Mann, als er über die Schillingsbrüde ritt, von dem plöglich scheuenden Pferde abgeworfen und erlitt durch den Fall auf die Bordschwelle eine schwere Verlegung am Hinterkopf, so daß er bewußtlos liegen blieb und nach dem Krankenhause Betha nien gebracht werden mußte. Bu derselben Beit gerieth der Kutscher Keil, als er unvorsichtigerweise mit einem gefchloffenen Möbelwagen durch das niedrige Thor des Grundstücs Alte Jakobsstraße Nr. 78 einfabren wollte, mit dem Kopfe zwischen Die obere Kante der Einfahrt und das Verdeck des Wagens und erlitt dadurch eine schwere Wunde an der Stirn. Nach Anlegung eines Nothverbandes wurde er mittelft Droschle nach seiner Wohnung gebracht.
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Gerichts- Zeitung.
Für die Nothwendigkeit der Einführung der Berufung gegen die Urtheile der Straflammer spricht recht ellatant der Ausgang der gestern gegen den Schornsteinfegermeister Johann Kirchner stattgehabten Verhandlung. Der Angetlagte hatte von einer Schornsteinfeger. Genoffenschaft eine große Menge Kunden eines verstorbenen Kollegen überwiesen erhalten mit der Verpflichtung, die erhaltenen Kehrlöhne an die Genossenschaft für die Wittwe abzuführen. Er hatte aber einen Theil derfelben für fich verbraucht und war dieserhalb wegen Untreue zu 3 Monat Gefängniß und 1 Jahr Ehrverlust verurtheilt worden. Wegen einer Gesegesverlegung hatte das Reichsgericht Dieses Urtheil aufgeboben und gelang gestern dem Vertheidiger Rechtsanwalt Dr. Salomon der Nachweis, daß die Berträge mit den früheren Kunden des Verstorbenen vom Angeklagten abgeschloffen waren, also die empfangenen Löhne in sein Eigen thum übergingen. Der Gerichtshof mußte deshalb den Ange flagten freisprechen. Dieser Erfolg wäre aber ohne nochmalige Verhandlung nicht möglich gewesen.
Frankfurt a. M., 24. März. Vor der Zivillammer I. fand heute wieder einer der vielen durch das im Jahre 1884
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so schöne Geschirre anlegte. Eben so wenig könne auch dem Handwerker geholfen werden durch das Schellengeläute der Jnnungen mit ihrem Befähigungsnachweis, Arbeitsbüchern, Verbot des Hauftrhandels u. d. m. Das Handwerk leide an dem Mangel an Rapital und Kunden. Wenn die Jnnungen dem Handwerke und nicht einzelnen Handwerkern helfen sollen, so müßten dieselben Wirthschaftsgemeinschaften seien, d. h. die Innungsmeister zusammenfaffen zu gemeinsamer Arbeit und gemeinsamer Betheiligung am Gewinn und die Gesellen nach ben Verhältnissen daran theilnehmen laffen. In ihrer jegigen Form schüßen die Innungen ihre Mitglieder nicht vor Kon kurrenz und deren Folgen, ja, dieselben machten sich unter einander Konkurrenz, oder einer arbeite für den andern. Nes ferent resumirte fich dahin, daß über Handwerkers und Arbeiterfragen im Publikum wie im Reichstage sehr viel gesprochen worden, an praktischen Resultaten aber sehr wenig erzielt worden sei. Meister und Gesellen hätten ein gemeinsames Intereffe, gemeinsam den großen Kampf zu führen zwischen Kapital und Arbeit; die produttiven Klaffen müßten fich ver binden und ve.bünden gegen die Bildung einer Finanz- und Börsenaristokratie. Neue, der neuen Arbeitszeit entsprechende Arbeitsformen müßten geschaffen werden, und diese Aufgabe habe der Staat zu erfüllen. Doch unbekümmert um die staat liche Thätigkeit hätten sich die Arbeiter den Fachvereinen anzuschließen. Die Handwerker und Arbeiter hätten feinen Grund zufrieden zu sein mit mit der Be handlung ihrer Fragen im Reichstage, am allerwenigsten mit der Behandlung der Frage des Arbeiterschutzgesetzes, viel. mehr allen Grund zu verlangen, daß das Reich sich ihrer energischer annehme und wirksame soziale Reformen schaffe; an Stelle der Lohnarbeit müffe die genossenschaftliche treten, dann werde der Zustand eintreten, daß nicht die Arbeit vom Kapital gemiethet, sondern umgelehrt das Kapital der Arbeit dienstbar gemacht werde.( Lebhafter Beifall.) Es entspann sich nun. mehr eine höchft interessante, doch durchaus sachliche Ausein andersetzung zwischen dem Reichstagsabgeordneten Kayser und dem Obermeister Brinkmann, welche beide mit den schwer wiegendsten Gründen ihre gegentheiligen Ansichten und Standpunkte vertraten. Auch die Herren Pfeiffer, Jeschonned, Faforte, Rabniß, Täterom u. A. betheiligten fich lebhaft an der Disfuffion im Sinne des Referenten. Schließlich wurde folgende Resolution beantragt:„ Die heute am 25. März cr. im Louisenstädtischen Konzerthause tagende öffentliche Versammlung von Schneidermeistern und Gesellen erklärt sich mit den Ausführungen des Referenten, Herrn Reichstagsabgeordneten Kayser, voll und ganz einverstanden und erklärt: In Er wägung, daß durch die Sonderinteressenstellung der Innungen die hebung des Handwertes nicht so zu ermöglichen ist, daß es der Allgemeinheit Nugen bringt, dieselbe vielmehr nur den allgemeinen Entwickelungsprozeß hemmt, für die Bartei des Herrn Referenten einzutreten, da selbige nur allein durch greifende Reformen zur Hebung der Notblage der wirth schaftlich Schwachen อน schaffen gewillt ist, mie die Verhandlungen im Reichstage es hinlänglich bewiesen haben." Da der überwachende Polizeibeamte jedoch erklärte, die Versammlung auflösen zu wollen, sobald über diese Reso lution abgeftimmt werden würde, so nahm der Vorfigende, Herr Pfeiffer, im Interesse der Versammlung unter dem Beis fall der Anwesenden Abstand von der Abstimmung und schloß die Versammlung um 1 Uhr Nachts.
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Im Fachverein der Lithographiefteinschleifer hielt Herr Michelsen am 22. d. Mts. einen Vortrag. Referent er läuterte die allmälige Entwickelung des Handwerks, welches mit der sich nach und nach steigernden Intelligenz seine Vers vollkommnung gefunden habe. Auf die heutige Lage des Handwerks eingehend, meinte Redner, daß die Beit, wo der Meister auf die tüchtige Leiftung der Lehrlinge ftola war, leiber längst vorüber set. Der Meister sei heute oft gezwungen, den Lehrling nach Möglichkeit auszunußen, und so lomme es denn, daß viele Lehrlinge statt in ihrem Berufe, dem fte fich widmen wollen, unterrichtet und belehrt zu werden, thatsächlich als Hausknechte benutzt würden. Durch die fich stets stets
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gernde Großproduktion würde das Handwerk immer mehr vers brängt. Die heutige Anwendung der Maschinen diene nicht dem Arbeiter, sondern dem Kapitalisten, dem heutigen bem heutigen Befizer der Maschinen, zum Vortheil. Das Ra pital Tonzentrire fich in immer weniger weniger Händen, während die Lage der arbeitenden Bevölkerung eine immer ungünstigere würde. Um diesen Mißständen entgegen. suwilen, sei ein feftes Busammenhalten der Arbeiter aller Be rufszweige geboten. Durch eine stramme Organisation, durch den Anschluß aller Arbeiter an die Fachvereine ihres Berufs zweiges fönnte viel Unheil abgewendet werden. Redner schloß mit einem warmen Appell an die Versammelten, auch ihrer
organisation mit allen Kräften einzutreten. Wegen der vor gerückten Beit und der Erledigung von Vereinsangelegenheiten wurde von einer Diskussion Abstand genommen. Es wurde beschlossen, die Vorstandsfizungen jeden erften Montag nach dem Ersten eines jeden Monats statifinden zu lassen. Um den Mitgliedern des Vereins Gelegenheit zu geben, denselben bei auwohnen, wurde mitgetheilt, daß diese Sigungen im Saal des Herrn Seefeld, Grenadierstraße 33, stattfinden. Ferner wurde beschloffen, am 17. April ebendaselbst einen Herrenabend mit musikalischer Unterhaltung und deflamatorischen Vorträgen zu veranstalten. Eintrittskarten find zu haben in der Vorstands fizung und beim Vorsitzenden W. Rose, Prenzlauerstraße 22. Die Monatsversammlung im April fällt aus. Der unentgeltliche Arbeitsnachweis befindet sich beim Vorsitzenden und werden die stellenlosen Kollegen gebeten, fich dort zu melden.
ftattgehabte Eisenbahnunglück bei Hanau hervorgerufenen Pro- feits für die Stärkung und den weiteren Ausbau der Berufs. aeffe feinen Abschluß. Klägerin war eine Frau, welche zwischen Schlüchtern und Frankfurt Hauftrhandel trieb und bei dem Unglüd mit am schwersten verlegt war. Als fie nach vielen Tagen erft wieder zum Bewußtsein ihres Daseins tam und man aus ihr herausbringen fonnte, wer fie eigentlich sei, lonnte fie fich des ganzen Borfalls nicht mehr erinnern, es war ihr, als befinde fie fich noch in dem Eisenbahnzug zwischen Schlüchtern und Hanau . Nur nach und nach gelangte fte zu dem Bewußtsein ihrer Lage. Am 27. Desember 1884 war die Verunglüdie soweit gekommen, daß man für ihr Leben feine Besorgnisse mehr au haben brauchte. Wohl aber hatte fte eine solche eine solche für ihre fernere Bulunft. Wenn auch der Eisenbahnfistus anfänglich für die Opfer der Katastrophe sorgte, so scheiterten doch alle Verband lungen mit ihm, welche die Sicherstellung der Zukunft der Unglüdlichen unter Ausschluß des Prozeßweges bezweckten. Ein gehende Erhebungen über das, was die zu jeglichem Erwerb unfähige Frau wöchentlich rein verdiente, fanden- da fie eine lebenslängliche Rente von 600 M. pro Jahr verlangte, welche Der Fislus abzuweisen beantragte statt, und der Gerichtshof gelangte zu der Ueberzeugung, daß die Frau einen durch schnittlichen Reingewinn von wöchentlich 10 M. hatte, die ihr auch in monatlichen Vorauszahlungen lebenslänglich zuerkannt wurden; außerdem hat ihr der Fistus die bis jest aufgelaufene Summe vom 14. November 1884 ab zablbar mit 6 pCt. zu verzinsen und sämmtliche Kosten des Rechtsstreites zu tragen.
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* Fachverein der Tischler. Die nächste Vereinsver fammlung im Bentrum findet am Sonnabend, den 3. April, in Jordan's Salon, Neue Grünftraße 28, statt. Die Bahl stellen des Vereins befinden sich: 1) Blumenstraße 56( Tischler herberge); 2) Staligerstraße 18 bei Stramm; 3) Belle- Alliance plaz 6 bei hilfcher; 4) Bionstirchplatz 11 bet Sohn; 5) Müller ftraße 184 bei Hähring. Dafelbft werden jeden Sonnabend von 8 bis 10 Uhr Abends Beiträge entgegen und neue Die Tischler Berlins werden Mitglieder aufgenommen. Darauf aufmertfam gemacht, daß die statistischen Fragebogen ebenfalls auf den Bahlstellen zu baben find, desgleichen bei den Mitgliedern der Fachkommisson, den Herren: Böhm,
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Vereine und Versammlungen. Manteuffelstraße 49 111; Furchtbar, Fürstenwalder frage 23 IV
th. In der öffentlichen Versammlung der Schneider meister und Gesellen am 25. b. M. im Louisenstädtischen Konzerthause sprach Reichstagsabgeordneter Kayser über: die Handwerkers und Arbeiterfragen vor dem Reichstage." Referent legte dar, daß der Kampf nms Dasein heute schwerer sei, denn ie. In allen Ständen und Berufszweigen werde Klage ge führt, daß das Geschäft nicht gebe, daß Alles überfüllt, daß Arbeitsproduktion, ja, daß zu viel Menschen vorhanden seien. Wenn heute der selbstständige Handwerker feine Lage überblide, müffe er erkennen, daß er immer unselbstständiger, immer mehr vom Kapital abhängig werde. Die Aufgabe des wirth fchaftlichen Liberalismus, die freie Entfaltung der Kräfte her beizuführen, sei erfüllt, die Grenze überschriften zum Nachtheil der Allgemeinheit. Hier müsse der Staat helfend und schüßend eingreifen, wie allseitig anerkannt werde, doch sei in dieser Beziehung noch leider wenig geschehen und das bischen Sozialreform auch nur dem Drängen der Arbeiter zu danken. Das Kranten und Unfallversicherungsgeses zeige noch große Mängel und von einem Arbeiterschutgefet fet noch sehr wenig u verspüren. Die Handwerkerfragen fuche die tonfervative Bartet nach ihrer Art zu lösen. Maschinen und Magazine feien jedoch zwei Dinge, gegen die das Handwert nicht anzus tämpfen vermöge, eben fo wenig, wie feiner Beit das Lafifuhr wert gegen die Eisenbahnen, ob man den Pferden auch noch
Gruenwaldt, Brinzenstraße 6 IV; heefe, Stallschreiberstraße 20, of II; Lindemann, Barutherstraße 9 IV; Lored, Alexanbrinenfiraße 31; Schmit, Höchftestraße 22 III; Seidler, Dian teuffelstraße 49 III; Wiedemann, Forsterstraße 50, of II. Der Vorstand ersucht alle Kollegen, gleichpiel, ob Vereinsmit glieder oder nicht, für jede hiesige Tischlerwerkstatt einen solchen Fragebogen von einem der vorstehend genannten Kollegen oder von der nächstbelegenen Bahlstelle abholen zu lassen.
Allgem. Kranten und Sterbe Kaffe der Metallarbeiter( E. H. Nr. 29 Hamburg ). Sonntag, den 28. d. M., Vormittags 10 Uhr, Versammlung der Filiale Berlin 9 im Saale des Herrn Donath, Alt Moabit 90. Tagesordnung: 1. Raffenbericht der Monate Januar und Februar. 2. Wahl der für Berlin aufgestellten Delegirten zur bevorstehenden Ge neralversammlung. 3. Wahl eines Beitragsammlers. 4. Verschiedenes.
Kranten- und Sterbekaffe der Berliner Hutarbeiter und verwandten Berufsgenossen( E. H. Nr. 62). Montag, den 29. März, Abends 8 Uhr, im Lokale des Herrn Seefeld, Grenadierftraße 33, General Versammlung. Tagesordnung: Tagesordnung: 1. Viertelfährlicher Rechenschaftsbericht. 2. Wahl des Vorstandes. 3. Statutenberathung. 4. Verschiedenes. Fragetasten. Quittungs. buch legitimirt.
* Gesangverein Sängerluft", Pallisadenstraße 9, jeden Sonnabend Abend 9 Uhr.
Allgemeine Kranken- und Sterbekaffe der Metallarbeiter( E. H. 29 Hamburg ) Filiale I Berlin . Mitglieder Versammlung am Sonntag, den 28. März, Vormittags 10% Uh, Mödernstraße 114 bet Schubert.
* Große öffentliche Schuhmacherversammlung Montag, den 29. März, Abends 8% Uhr im Konzerthause Sanssouci , Kottbuserstraße 4a. Tagesordnung: Der Befähis gungs- Nachweis. Hierzu werden Abgeordnete sämmtlicher Barteien und speziell auch die Antragsteller im Reichstage, bgg. Adermann und Biehl eingeladen.
In der freireligiösen Gemeinde wird am Sonntag Vormittag 10 Uhr Sophienstraße 15 die Jugendaufnahme ( Konfirmation) gefeiert. Butritt steht Jebem frei.- Am Montag Abend 8 Uhr findet Niederwallstraße 20 eine beschließende Versammlung der Mitglieder statt.
* Allgemeine Stuhlarbeiter- Vereinigung. Montag, den 29. d. M., bei Hildebrandt, Weberstr. 17, General Ver fammlung. Tagesordnung: 1. Wahl des ersten Vorftzenden. ( Der bisherige Vorftzende, Herr Obermstr. Schmidt, hat sein Amt niedergelegt.) 2. Verschiedenes. Quittungsbuch legitimirt.
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* Allg. Kranken- und Sterbekasse der Metallarbeiter ( E. H. Nr. 29, Hamburg ), Filiale II Berlin . Sonntag, den 28. März, Vormittags 10 Uhr, Versammlung in Sanssouci " ( oberer Saal). Tagesordnung: 1. Wahl der Delegirten zur Generalversammlung. 2. Verschiedenes. Nur Mitglieder der Filiale II haben Butritt. Quittungsbuch legitimirt.
* Ein Kongreß der Manufakturarbeiter Deutschlands findet am 25., 26. und 27. April d. J.( Ostern) in Gera statt. Die in Aussicht genommene Tagesordnung ist folgende: 1. Untersuchung der Ursachen der Schäden in der Manufaktur branche und des dadurch herbeigeführten Nothstandes unter den Manufakturarbeitern. 2. Vorschläge über eine herbeizuführende Drganisation der gesammten Manufatturarbeiter. 3. Disfuffion über Maßnahmen zur Sicherung des Koalitionsrechtes der Ara beiter. 4. Die Fachpreffe.- Anmeldungen zu diesem Kongreß find an R. F. Kühn in Gera ( Reuß), Bschochern 9, au richten, welcher bereitwillig jede weitere Auskunft ertheilt. Die Dele girten haben fich mit einem Mandat zu versehen, welches den Namen des Delegirten, sowie den Ort und die Zahl der Ver tretenen enthalten muß.
Letzte Nachrichten.
Fürst Bismard hat, wie der Weser- 3tg." aus Brüssel telegraphisch gemeldet wird, vom belgischen Minifterium eine gemeinsame lleberwachung der Anarchisten gefordert.
Verschiedene Berliner Blätter melden, daß in diesem Jahre ein fozialdemokratischer Parteilongres zweifellos einberufen werden würde. Ueber Beit und Drt werde natürlich vorläufig strengstes Schweigen bewahrt.
Die von der französischen Deputirten. Iammer gewählte Budgettommission besteht aus 11 Mitgliedern der gemäßigten Linken und 22 Radilalen. Wie verlautet, soll Glemenceau die meiste Aussicht auf das Präsidium der Kommission haben.
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Die Patriotenliga zu Paris hielt am 25. d. M. unter Vorsiz des Maire's vom 20. Stadtbezirk eine Bollsversammlung, in welcher ein Redner die Nothwendigkeit eines wirthschaftlichen Kreuzzugs gegen Deutsch Iand barlegte. Anwesende Sozialisten riefen:„ Nieder mit den bauvinisten!" Die Mitglieder der Liga antworteten: Nieder mit den Prufftens!" Eine großartige Brügelei entstand, die mit Verhaftung mehrerer Sozialisten endete. Was wird hierzu die Nordd. Allg. Stg." sagen? Das ,, Berliner Tageblatt" theilt mit, daß es einen Spezialforrespondenten nach Lüttich gesandt habe. Dieser wieder erstandene Wippchen telegraphirt nun sofort nach seiner Ankunft in Bernau an seine Auftraggeber folgendes: Die Arbeitseinstellungen find beständig im Bunehmen begriffen, die disponible Truppenmacht erweist fich als ungenügend. Es ist bereits die Rede davon, a wet Klaffen der Beurlaubten einzuziehen. Die Streifenden zertheilten sich in bettelnde und raubende Banden." Gut gebrüllt, Wippchen!
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Aus Mons wird vom 26. bs. Mts. telegraphirt: Gegen tausend Arbeiter von der Koblengrube bei Gilly haben die Are beit niedergelegt und eine Erhöhung der Löhne verlangt. Eine Anzahl der Streifenden hat sich nach Ransart begeben, um die Arbeiter der dortigen Kohlengruben zur Einstellung der Arbeit au bestimmen.
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Einen bedeutsamen Fingerzeig, wodurch die Arbeiter unruhen" in Belgien entstanden find, giebt die ,, Boffische Beitung", indem fie schreibt: Die Lage der Arbeiter, besonders der Lütticher Koblenarbeiter, ist überaus traurig. Nach den übereinstimmenden Aussagen der letteren ist ihre täg liche Arbeitszeit eine dreizehnftündige, wofür fie 2,50-3 Frcs. erhalten. Man läßt fie aber meist nur die halbe Belt arbeiten und ihr 14tägiger Lohn beträgt 26,50 Francs, alfo ca. 21 M.; thr ganzes Jahrgehalt stellt sich kaum auf ca. 600 M., womit fie fich und ihre Familien ernähren sollen. Und nicht genug bamit; bei Erhebung ihres Lohnes fündigt man ihnen Lohn berabſegungen von 10-20 Bentimes an und zieht solche fofort ab. Die Kohlenbergwerkbetter find zum Theil Millionäre. Der Streit der Eisenarbeiter in Kansas City ( Nord amerika ) ift durch Kompromiß beigelegt worden.
Kleine Mittheilungen.
Wien , 24. März.( Proletarter- Elend.) Heute um Mitter nacht wurde von Baffanten im neunten Bezirt, Pfluggaffe, an der äußeren Thürtiinte des Hauses Nr. 3 die Leiche eines notbdürftig gekleideten Mannes an einer Rebſchnur erbenkt aufgefunden. Ein requirirter Sicherheitswachmann schnitt die Schnur ab und veranlaßte die Transportirung der Leiche in bie Todtenkammer. Wie nun festgestellt, ist der Lebensüber brüffige der 34jährige unterstandslose Tagelöhner Josef Endinger, welcher aus Noth die That beging. Er konnte, seit einigen Tagen arbeitslos, nicht mehr die paar Kreuzer für seine Schlafstelle im Massenquartier" verdienen.
Rom, 24. März. Beerdigung verunglückter Arbeiter. In Folge des Zusammensturzes des Gefimses beim Bau eines neuen Hauses wurden 3 Arbeiter getödtet, 4 schwer verlegt, darunter 2 tödlich. Heute fand das Begräbniß statt, woran alle Mauerarbeiter Roms, Männer und Frauen im Arbeitsge wande, im Ganzen zehntausend Menschen theilnahmen. Der Bug, welchen eine Musikkapelle eröffnete, zog über den Korso. Ein Kommiffär stellte sich hier dem Buge entgegen, die Menschenfluth war jedoch nicht aufzuhalten. Der Bauunternehmer wurde verhaftet.
Briefkasten der Redaktion.
R. R. M. 27. Herr, dunkel ist der Rede Sinn. Das Recht, Sachen eines Anderen einzubehalten, hat man nur, wenn man gegen diesen eine bestimmte Forderung hat. Aus
Ihrer Anfrage läßt sich das aber nicht ersehen.
2. Elisabethufer. Wer sich aus den von einem Schlaf burschen einbehaltenen Sachen befriedigen will, muß zuvor seine Forderung einflagen. Am schnellsten und billigsten ver fahren Sie, wenn Sie beim Amtsgericht den Erlaß eines Bahlungsbefebles gegen den Schlafburschen beantragen. Da Dieser Ihre Forderung anerkennt, wird er voraussichtlich nicht Widerspruch erheben. Haben Sie den vollstreckbaren Zahlungs befehl in Händen, so lassen Sie die Sachen durch den Gerichts vollzieher pfänden und verfteigern.
M. B. Die Firma ist uns nicht bekannt.