Eine gewiss« Anzahl von Landsleuten wandert alljährlich ich den velschiedcnen Staaten Amerikas auS, verlockt durch die Hnung auf ein rasch erworbenes Vermögen oder lohnenden sndiinst. Wenn eS Einzelnen gelingt, fich unter günstigen Äbältniffen, aber um den Preis von Leiden aller Art nieder- rlaffen, so scheitern docd die Meisten in ihrem Unter- »hmen und bedauern zu spät den Entschluß, der fie dem timathlichen Boden entrissen hat. Selbst wenn die AuS« »wderung unter den günstigsten Bedingungen erfolgt, so bleibt '! doch immer ein Abenteuer voller Gefahren. Sie bietet -Wgens nur einige Aussicht auf Erfolg, wenn der AuSwan- toer fich in einem Lande niederläßt, wo seine Fähigkesten ver- Zmdet weiden können, und genügende Mittel besitzt, um sein Wommen Kit zu dem Tage zu haben, da er die Gelegenheit Kunden, sein Handwerk auszuüben oder eine Industrie zu be- miben... AuS diesen Gründen habe ich bestimmt, daß von hm ab die Lände r, in welchen die Auswanderung geringe Aussichten auf Erfolg hat, regelmäßig Ihrer Verwaltung de- annt gegeben werden. Augenblicklich ist die Auswanderung ungünstig und find daher unsere iandsleute abzuhalten, in nachstehende Länder auszuwandern, �ch: Mexiko , Sanct Domingo. Venezuela , Brasilien und Ver- »ntgten Staaten Nordamerikas ." Der KriegSmtntster Boulanger hat die von der Kammer, lber noch nicht vom Senat beschlossenen Gtsetzentwürfe über die Rekrutirung und über die Kolonialarmee»urückge. lagen und die Kammern benachrichtigt, daß er einen Gesetz- Entwurf über die gesammte militärische Orga- »isation, mit dessen Ausarbeitung er gegenwärtig be- chästigt sei, biS zum 15. Mai c. vorlegen werde. Gleichzeitig W der KriegSminister denGarnisonwechsel von 36 In« janterie, Regimentern angeordnet. Die Maßregel erregt größtes Eistaunen. Mehrere Blätter suchen zu beweisen, daß da- durch das Territorialsystem zerstört und die Mobilmachung sehr frschwert wird. G r o ß b r i t a«« t e u. Mr. Parnell hat dem Londoner Konespondenten der »New Jork Eun" seine Anschauungen über Gladstone'S Pläne iur Lösung deririschenFrage mitgetheilt- Er sagt, der wichtigste Faktor im gegenwärtigen Augenblick sei unzweifel« hast Mr. Gladstone'S Gesundheit. Wenn dieselbe gut bleibt, Ist Homerule für Irland gesichert, gleichviel, od Cbamberlain °der Trevelyan daS Kabinet verlassen oder nicht. In Bezug °uf die Wahrscheinlichkeiten einer ParlamentSauflösung ist Parnell der Meinung, daß die Uneinigkeiten im Echooße deS «abinetS ein« Berufung an daS Land nicht nöthig machen würden. Er glaubt, Cyamderlain'S parlamentarischer Einfluß Ist übertrieben worden. Sein Einfluß auf Mitglieder des Hauses der Gemeinen sei jedenfalls klein und Gladstene könnte Istne irischen Maßregeln im Unterhause ohne Chamb-rlain'S beistand durchsetzen. Außerhalb deS Parlament« sei Chamber« lain nur einflußreich in den Binnendisttikten Englands. Parnell besorgt deshalb nicht, daß Chamberlain'S Opposition iligen die Pläne de» Premiers die irische Sache sehr schädigen würde. Ties« Opposition dürste dagegen die Folge haben, Lord Hartington in engere Beziehungen mit Glaostone zu Olingen. Ueber seine Meinung betreffs der wahrscheinlichen Haltung deS Oberhauses befragt, erwiderte Parnell, daß die PairS zögern würden. Gladstone'S Maßregeln zu verwerfen, wenn dieselben vom Unterhause angenommen werden. Nach Pamell'S Ermessen dürften die PairS vielmehr ihre An- stiengungen darauf beschränken, den Güterankauf so günstig °lS möglich für die Grur.db-fitzer zu machen. Je näher der Psttpuntt heranrückt, wo Gladstone seine Pläne kundgeben will, desto schärfer wird das Auftreten der Protestanten Zn Irland . Bei einem zu Ehren der Abgeordneten für Ulster gegebenen Bankett ertheilte der Vorsitzende, Mr. Miller, «n Orangisten und allen Anhängem deS Protestantismus den ttnstlichen Rath, viemalS einem Parlament in Dublin ihre Zustimmung zu ertheilen. Der Reo. S. G. Potter bezeichnete «8 als die Pflicht der Protestanten, wenn fie zum Acußersten Setrteben würden, die Entscheidung durch daS Schwert zu versuchen. Noch heftiger sprach der Abgeordnete Rajor Saunverson. Die Synode der(anglikanischen) Kirche von Irland nahm ebenfalls Resolutionen an, welche gegen Homerule, die Heistellung eineS irischen Parlaments und gegen jede Ge- ftihrdung der legislativen Einheit England» mit Irland pro« �stiren. Die Protestler behaupteten, mehr als 600000 Seelen d-S irischen Volkei zu vertreten. Eine vierte Resolution ver- pflichtete die Anwesenden zum Widerstande gegen jede Politik «i der angedeuteten Richtung. Dänemark . In Dänemark wird auch ohne Budgetbewilligung wester regiert. Der König hat einvorlaufiges" Finanzgesetz für 1886/87 erlassen, welches die Regierung ermächtigt, die de- flehenden Steuern zu erheben und die nothwendigen Ausgaben iu bestreiten, jedoch die Budgetvorlage nicht zu überschreiten. - Der Staatsstreich ist somit in Dänemark in Permanenz erklärt. R« st l a n d. . Die Russifitirung w den Ost sevrovinzen soll tttzt auch auf dem Wege der Prämitrung gefördert werden. ES wird nämlich in unterrichteten Petersburger Kreisen der vor einigm Tagen erlassene UkaS betreffend die Einstellung deS PirkaufS von Bauernparzellen auf den dem baltrschen Adel Mher geschenkten Krongütern vielfach dahin gedeutet, daß die Argierung jeneS Land fortan gleichsam als Prämie denzenigen rflhnisch. lettischen Bauern zukommen lassen will, welche den "rtbodoxen Glauben annehmen. Der Vertrag Rußlands mit Korea , der, obschon 1884 ab« geschloffen, erst offiziell publizirt worden ist, wird von der Rest- denzpresse mit Genugthuung begrüßt, da er endlkh auch Ruß« land die gleichen mertantilen und politischen Rechte einräumt, gfle st« dort die Vereinigten Staaten. England und Deutsch. «and seit längerer Zeit schon besitzen. Balkanläuder. . Da» Vorgehen der ttaltenischen Regierung zu Gunsten der .bulgarischen Union hat eine unerwünschte, aber desto uäftigere Bestätigung gefunden. Wie im gestrigen Abendblatt oui Konstantinopel gemeldet ist, hat Rußland dort ange« daß e» den Vorschlag Italien », dem Fürsten von Bul « Karten als solchem(d. h. ohne den Namen deS BattenberaerS ii» erwähnen) das Amt eine» GeneralgouverneurS von Oft- turnelien ohne Zeitbegrenzung zu übertragen, a b l e h n e. Da- ist der italienische Vorschlag gefallen, da er zu seiner Durchführung eben der Zustimmung aller Unterzeichner de« Mliner Vertrages bedurfte. WaS Rußland mit seinem Mrdersprucb bezweckt, ist nicht schwer zu"k-nnen. ES verhin- bilt. daß die Verhältnisse in Bulgarien sich befestigen, domrt !«ne in Verschwörungen wohlerprobte Agenten die Umtriebe Sfßuem fortsetzen können, deren Ziel die Vertreibung des 'forsten Alexander ist. »Äa"l3 ßsaBäaa oar Vertrauensmann deS Sultans, zu schließen. Marlameutarische«. flte Notiz: ES habe der Vorsitzende der Kommission des Reichstags, welche sich mit den Anträgen auf Einführung eineS Maximal- Arbeitstages, deS Verbots der Kinderarbeit und der Sonntaai- arbeit, Beschränkung der Frauenarbeit und Regelung der Ge- fängnißarbeit beschäftige, jetzt dreimal hinter einander versucht, die Mitglieder der Kommission zu einer beschlußfähigen Sitzung zusammen zu bringen. Dreimal sei der Vorsitzende mit seinem Versuche gescheitert. Die also bezeichnete Kommission ist die X. sogenannte Arbeiterschutz-Kommisston. In meiner Eigenschaft als Vertreter des(bemlaudten) Vorsitzenden dieser Kommission fühle ich mich gedrungen, der geehrten Redaktion mitzutheilen, daß jene Notiz d<r Wahrheit nicht entspricht, daß namentlich eine derartige wiederholte Beschlußunfähigkett der zu einer Sitzung ringe- ladenen Kommisston welche bisher 27 Sitzungen abgehalten hat nicht stattgefunden hat. Der geehrten Redaktion würde ich dankbar sein, wenn die- selbe diese Berichtigung im redaktionellen Theile ihres BlatteS aufnehmen wollte. ReichstagS-Abgeordneter Klemm. Für die 16. ReichStagSkommisflon über den Antrag R i n« telen, betreffend die Ergänzung des Strafgesetzbuches in Ansehung der W a h l d e e i n f l u s s u n g e n, hat der Abgeord- nete Träger schriftlichen Bericht erstattet. In erster wie zweiter Lesung hat die Kommission mit 6 gegen 5 Stimmen einen Ge« setzmtwmf angenommen, dessen einziger Artikel lautet:Dem # 107 des Sttafgrsetzbuchs nachstehende Fassung zu geben: Wer einen Deutschen durch Gewalt oder durch Bedrohung mit einer strafbaren Handlung oder mit Nachtheilen für Leben, Gesundheil, Freiheit, Ehreund Ver« mögen verbindert, in Ausübung seiner staatsbürgerlichen Rechte nach seinem freien Willen zu wählen oder zu stimmen, wird, glichviel ob �ie Bedrohung aus­drücklich ausgesprochen oder aus den Um« ständen zu entnehmen, ob sie gegen den Wahl« oder Stimmberechtigten selb st oder gegen einen seiner Angehörigen gerichtet ist, mit Gefängniß- oder mit Festungshaft bis zu fünf Jahren be« straft. Ist die angedrohte strafbare oder nach« theilige Handlung zur Ausführung gebracht, so ist auf Gefängniß nicht unter einem Monat zu erkennen. Neben der Gefängniß strafe kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte er« kannt werden. Der Ver.uch ist strafbar." Die ge« sperrten Worte find dem bisherigen§ 107 neu hinzugefügt; dahingegen fehlen in demselben hintermit Gefängniß" die 4 Worte:nicht unter 6 Monaten", so daß auch daS Mindest- maß für die früher bereits von dem§ 107 deS Strafgesetz­buches betroffenen Handluvgen nach dem jetzigen Vorschlage nicht 6 Monate, sondern nur 1 Tag betragen würde. Das preußische Herrenhaus hat in seiner vorletzten Sitzung den Entwurf eineS Gesetzes für die Provinz Hessen« Nassau mit Ausschluß der ehemals bayerischen Gedietstheile, betreffend die Verletzung der Die st pflichten des GesindeS, unverändert angenommen. Das Gesetz lautet wie folgt: § 1. Gefinde, welches hartnäckigen Ungehorsam oder Wider« spänstigkeit gegen die Befehle der Herrschaft oder der zu seiner Aufsicht bestellten Personen fich zu Schulden kommen läßt, oder ohne gesetzmäßige Ursache den Dienst versagt oder verläßt, hat auf dm Antrag der Herrschaft unbeschadet deren Rechts zu seiner Entlassung oder Beibehaltung Geldstrafe biS 15 M. oder Haft bis zu 3 Tagen verwirkt. Dieser Antrag kann nur innerhalb 14 Tagen seit Ver« Übung der Uedertretung oder falls die Henschaft wegen der letzteren das Gesinde vor Ablauf der Dienstzeit entlaßt, vor dieser Entlassung gestellt werden. Bis zum Anfange der Vollstreckung der Strafe ist die Zurücknahme deS Antrages zulässig. § 2, Die im Gemäßheit deS§ 1 festgesetzten Geldstrafen fließen zur OrtSarmenkasse._ GerichtsZeitung. Für Miether und Vermiether ist eine am Donnerstag in der Reotfionsmstanz vom Strafsenat deS Kammergerichts erfolgte Entscheidung von hoher prinzipieller Bedeutung. Der Renner Leipziger Hierselbst hatte an den Restaurateur Langtet Unter den Linden Parterre-Lokalitäten für einen MiethizrnS von 15 000 Mark und 600 Mark Nebenabgaben pro Jahr für die Zeit vom 1. Oktober 1880 bis 1. Oktober 1885 vermiethet, und zwar war in§ 10 des in zwei gleichlautenden Exemplaren ausgefertigten MiethSvertragS bestimmt worden, daß, falls die Kündigung der Räume seitens deS MietherS nicht ein Jahr vor Ablauf deS KonttakteS erfolgen sollte, letzterer auf weitere fünf Jahre als verlängert zu betrachten sei. Da nun eine Kündigung deS Miethers nicht erfolgte, so war die Abmachung betreffs der Verlängerung am 1. Oktober 1884 als erfolgt an­zusehen und der Vertrag also bis zum 1. Oktober 1890 ver­längert. Dieser für seine Anfangs vereinbarte Dauer recht- zeitig und vorschriftsmäßig gestempelte Vertrag würde für dm n-u vereinbarter, Zeitabschnitt den gleichen Stempel von 251 Mark 50 Pf. erfordert haben, und legten denn auch zur Ein« ztehung desselben die Kontrahenten der zuständigen Steuer« Behörde den Miethsoertrag am 25. September 1885 vor. Die Steuer- Behörde aber erachtete nun diese Vor« legung in der Erwägung, daß dieselbe innerhalb vier- zehn Tagen von der erfolgten Vereinbarung, also in der Zeit vom 1. bis 15. Oktober 1884, hätte erfolgen müssen, für verspätet und setzte gegen die beiden Kontrahenten durch Straf« bcscheidung vom 14. Oktober 1885 eine Stcmpelstrafe von je CintausendsechS Mark fest. Hiergegen beantragten die beiden Betroffenen richterliche Entscheidung, indem sie der Anficht waren, daß fie zur Lösung des Stempels erst in der Zeit vom 1. bis 15. Oktober 1885 verpflichtet gewesen seien. Die erste Strafkammer deS Landgerichts l, welche sich in erster Instanz mit dieser Sache zu befassen hatte, hielt diese Ansicht auch für zutreffend and sprach die beiden Kontrahenten von der Anklage der Stempelsteuer-Kontravention frei. Hiergegen legte die Staatsanwaltschaft beim Kammergericht unter der Ausführung Revision ein, daß da« Gesetz hierbei nicht auf die Wirkung, sondem bloß auf den erfolgten Abschluß des Vertrages Gewicht legt. Die Vorentscheidung sei also aufzuheben und jeder der angeklagten Kontrahenten zu 1006 Mark(daS Vierfache des ursprünglichen Betrages) Stempclstrafe zu verurthellen. Der Strafsenat deS KammergerichtS erkannte hieraus diesem auch von der Ober> Staatsanwaltschaft adovtlrten Anttage gemäß, verurtheiite die Angeklagten zu je 1006 Mark Strafe,«vent. entsprechender Haft, und legte ihnen die gesammten Kosten deS Verfahrens auf. In der Motivirung wurde besonder« her- vorgehoben, daß die Etempelpflichtigkeit in dem Augmdlick eintritt, wo die stillschweigende Verlängerung deS Miethskon- traktS wirksam wird._ Soziales«nd Arbeitervemegung. * Die Lohnbewegung der Handschuhmacher in Berlt« könnte jetzt so gur alS beendet bettachtet werden. Der Vor« theil, den dieselbe gebracht, ist zwar kein sehr großer, da in verschiedenen Fabriken durch den JndifferentiSmuS einiger Kollegen nur eine geringe Aufbesserung deS Lohnes erreicht wurde. Jedoch den einen nicht zu unterschätzenden Vortheil haben die Arbeiter erreicht, daß eine größere Anzahl Kollegen dem Fachverein beigetreten ist, und daß die Fabrikanten die Forderung der Arbeiter als gerecht anerkannt haben, waS die- selben vielleicht veranlaßt, in nicht allzu langer Zeit einen be- stimmten Lohntarif für ganz Deutschland aufzustellen und zur Durchführung zu bringen. Nun ist jedoch plötzlich wieder ein Rückkchlaa eingetteten, indem in der größtm hiestgen Fabtik(Toster, Paul und Komp.), die am 1. April nach FriedrichShagen überfiedelt, eine Lohnreduktion von 13 bis 20 Prozent geplant wurde. Es legten in Folge dessen am 25. März sämmtliche Kollegen der Fabrik die Arbeit nieder. Die Ledigen reisen sofort ab und die Verheiratheten werden so gut wie möglich am Orte unterstützt werden. Die Lohnreduktion motivirt die Firma damit, daß in FriedrichShagen der Lebensunterhalt sehr viel billiger ist alS in Berlin , waS die Arbeiter sedoch bestreiten. Der Durchschnittsveidienft nach dem alten Lohntarif bei vielleicht 12 15stündiger täglicher Arbeitszeit beträgt nach den Angaben de« Herrn Geschäftsführers 17 Mark, gewiß nicht dazu ange» than, um fich einen Abzug von 1320 Prozent gefallm zw lassen. Die Arbeiter hoffen, den Plan des Fabrikanten zw vereiteln und ersuchen, den Zuzug streng fernzuhalten. Die Metallschraubeu» und Facondreher der Fabrik deS Herrn Weisse, Sebastianstraße 72 in Berlin , haben wegea eingetretener Differenzen mit dem Arbeitgeber die Arbeit ein» gestellt und bitten, den Zuzug von der genannten Fabrik ab» zuhalten. Näherer Ber cht folgt. Eine allbekannte Wahrheit spricht nun auch in seinem neuesten Jahresbericht der Fabrtktnspettor von Düffeldorf auS, indem er sagt:Der Kampf der Maschinen gegen die Hand» arbeit entwickelt sich immer mehr zu Gunsten der ersteren. In der Seiden- und Sammet-Wcberet gewinnt diese in geradezu reißender Weise an Boden. Gewebe, welche«och vor zwet Jahren als der Handarbeit für immer vorbehalten galten, wer» den jetzt auf mechanischen Webstühlen hergestellt. Die Zahl der letzteren wächst immer mehr. Die Zert ist nicht mehr fern, wo die rheinische Seiden-HauSweberei nach harten und leider vergeblichen Anstrengungen und Entbehrungen ihrer Führer und Ardeiter vernichtet sein wird." Hierzu bemerkt dieGer » mania" ganz tteffend:Dieselbe Erscheinung tritt auch in der im bergischen Lande stark vertretenen Kleineisen-Jndustrie her» vor; auch hier vollzieht sich, langsamer zwar alS in der Seiden» Industrie, aber eben so sicher, der Untergang altehrwürdiaer ArbeitS> Einrichtungen; maschinelle Betriebe treten an ihre Stelle." Und dabei will man diese große Krankheit auch seitens derGermania " mitZJnnungSzwang und Befähigung»» nachwei« heilen.Ophelia geh' in ein Kloster!" Infolge der anhaltenden Kälte mehrten sich in Magdeburg die Ansprüche an die Armenverwaltung von Tag zu Tag. Mitte Januar wurden wöchentlich 833 Zentner Kohlen unentgeltlich vertheilt, vom 14. biS 20. März 953 Zentner. In der gleichen Zeit stieg die Zahl der Armensuppen von 1476 auf 1852. Der Modn» der AuSlohnung der bei Unternehmem städtischer Bauten beschäftigten Arbeiter beschäftigte sijj. die Stadtverordneten» Versammlung in Frankfurt a. M., den Magisttat zu ersuchen, den Unternehmern städtischer Bauten unter den AuSführungSbedingungen auch die mit aufzuerlegen, daß die bei ihnen beschäftigten Arbeiter jede Woche auSgelohitt werden sollen, und nicht wie hier üblich, alle 14 Tage. Der Magistrat, der sich hierüber vom Tiefdauamte und der Vau» deputation hat Bericht erstatten lassen, erklärt nun, daß er Bedenken trage, schon gegenwärtig und bis auf weitere Auf» klärung die für die Stadt arbeitenden Bauhandwerker zu einer achttägigen Auszahlung der Löhne zu verpflichten, welche» ohnehin bei den bereit« abgeschlossenen Kontrakten nicht mehr möglich wäre. Der Magistrat beadfichtigt, es djS auf Weiteres bei der bisher bestehenden Einrichtung der achttägigen Lohn» Zahlung bei den unmittelbar im Dienste der Stadt stehenden Arbeitern zu belassen, jedoch wenigstens gegenwärtig nicht in die bestehende übliche Einrichtung der Lohnzahlung zwischen den Unternehmern und den Arbeitern einzugreifen. Wie rücksichtsvoll ein hochwohllöblicher Magisttat doch immer gegen die Unternehmer ist! Als wenn diese allein Menschen waren l * Großbritannien . Bekanntlich ist seit Generationen in Nottingham der Hauptfitz derTüllfadrikationauf mechanischem Wege. Allein gegenwärtig beginnt e», sein Monopol der Tüll-Jndustrie zu verlieren. Wie daS ge» kommen ist, darüber belehrt unS daSBulletin des Soc&s et des Socfiries". Vor ungefähr einem Jahrzehnt hatte der FabrikSagent Mr. Alexander Morton von Darrel bei Ktlmarnock (Schottland ) auf einer Londoner Ausstellung eine Tüllmaschine arbeiten sehen und dadurch angeregt, die Tüllgardlnenfabrikation nach Schottland verpflanzt. Schon Ende 1884 bestanden dort nicht weniger al« 15 Tüllgardinenfabriken mit 160 Stühlen, die inSgesammt 25000 Paar Gardinen pro Woche erzeugten. Man erfuhr", heißt e« nun in demBulletin",bald in Nottingham , daß die L ö h n e in Schottland um ein Drittel niedriger seien, als in Nottingham und brachte diese That- fache vor die Assoziation der Fabrikanten, welche den Beschluß faßte, dem Lohn-AuSschuß(eine gemischte Kommisston, bald Ardeiter, halb Fabrikanten) ein Projekt vorzulegen, bezweckend dieHerabsetzung der Löhne auf den schottische» T a r i f." Die Nottinghamer Arbeiter aber ließen cS fich selbst» verständlich nicht beikommen, diesen Selbstmord zu begehen und durch die Herabdrückung ihres Standard of life(ihrer wirth- schaftlichen Lebenshaltung) auf daS Niveau der bedürfnißlosere» Schotten ihre Lage zu verschlechtem und der Arbeiterbewegung ein Bein zu stellen. Sie schickten vielmehr einige Abgesandt« ihrer Gewerkschaft nach Ayrshire, um in der schottischen Weberei das Klassenbewußtsein zu wecken und sie dahin zu bringen, Löhne nach dem Nottinghamer Tarif zu fordern. Dieser ver- nünftige Vorschlag fand bei den noch im Sumpf des Jndiffe- rentiSmuS steckenden, unorganifirten Webern leider kein Gehör. Die schottischen Weber", sagt daS bercttS zitirte kapitalistische Bulletin",begriffen recht wohl, daß nur ihre billigen Löhne die neue Industrie in ihr Land ge- bracht hatten und ließen fich auf keine Verhandlungen ein." Welch' klägliches ArmuthSzeugniß für die schottischen Arbeiter, daß fie trotz dieses BegreifenS nicht fich den Forde- rungen ihrer englischen Brüder anschloffen. Unbegreiflich für» wahr I Aber eS ist dieS Zugeständniß, daß nur der niedrige Preis der Arbeitskraft die Einführung der Tüllindusttie bewirkt. wertbvoll genug; man kann damit den Harmonieschwärmem aus die Finger klopfen, die glauben oder doch glauben machen wollen, daß eo ipso die Errichtung neuer Betriebsarten einer ärmer» Gegend Heil bringe: thatsächlich dient in unserer Zeit allüberall die Jndustrialifirung den Zwecken der groß» kapitalistischen Profitmacher. John Bull , der begriff, mit vortheilhast fich in Schottland derEntbebrungS"lohn auf Kosten der willigen und dilligen Arbeiter Schottlands ver» mehren ließ, benutzte die günstige Gelegenheit; immer mehr Stühle wanderten von Nottingham nach Schottland . Diese Ereignisse spielten fich Ende 1883 ab- Die Union der Tüll» Arbeiter ergriff ihrerseits Gr genmaßregeln underklärte jeden außer Nottingham arbeiten lassenden Fabrikanten in Acht und Bann!" Ostern 1884 verließ da» ganze Personal einer großen Tüllfabrik bei Nottingham die Arbeit und weigerte sich für einen Fabrikanten zu arbeiten, der soeben eine neue Fabrik in der Nähe von Glasgow (Schottland ) gegründet hatte. Ter Krieg war erklärt. Noch Anfang 1885 streikten mehrere hundert Arbeiter. Und wie wird dieser Kampf enden?.Di« Folg- dieser Zustände dürste sein, daß die Gardinenbranche den Tweed überschreiten und immer mehr gen Norden nach Schottland ziehen wird; die Auswanderung der Industrie wird daS Endresultat der hartnäckigen Kämpfe zwischen Fabri» tanten und Arbeiter sein." Das ist daS Ende vom Lied«. dessen Leitmotiv lautet: Die niedrigen schottischen Löhne. ES ist eine Lust zu leben!