gerichtlich konstatirt ist, daß er eidlich objektiv die Unwahrheit gefagt hat.

Abg. Stöder: Herr Abg. Hänel hat mich den Bebel Der Intoleranz genannt. Ich dante ihm für das Kompliment und gebe es ihm bei seiner tragischen Natur so zurück, daß ich thn für den Sabor des Fortschritts erkläre.( Große Heiterkeit und Beifall rechts.)

Abg. Sabor: Der Abg. Stöcker hat die Gelegenheit ergriffen, um in ganz ungerechtfertigter Weise meinen Namen hier in die Debatte zu ziehen.( beiterkeit.) Ich begreife dies sehr wohl bei der chriftlichen Gesinnung, die den Herrn Hof­prediger und Abg. Stöcker erfüllt.( Heiterkeit.) Ich meiner feits erkläre dem Herrn Hofprediger und Abg. Stöcker, daß ich teine unchriftlichere Erscheinung je im öffentlichen Leben lennen gelernt habe als ihn. Er ist eine der verächtlichsten Er­scheinungen!

Präsident: Der Herr Abg. Sabor hat soeben Herrn Stöder eine verächtliche Erscheinung genannt.( Sehr gut! Bravo! links). Ich rufe ihn deshalb zur Ordnung.

Abg. Hänel: Herr Bebel scheint den Bergleich mit Herrn Stöder als eine Beleidigung aufzufaffen. Ich faffe den Vergleich mit Herrn Sabor nicht als eine Beleidigung auf. ( Abg. Stöder: ich auch nicht!) Wenn Herr Stöder nur mit einer Retourfutsche zu antworten wußte und wenn dazu von Der Rechten Beifall gezollt wird, so beneide ich die Herren nicht um den Reichthum ihres Geiftes.( Heiterfeit.)

Die Anträge des Abg. Windthorst, welche das vorherige Verbot von Versammlungen aus dem Gesez entfernen wollen, werden gegen die Stimmen der Deutschkonservativen, der Reichspartei, der Nationalliberalen und des Abg. Grafen Hade mit 146 gegen 135 Stimmen angenommen. Die Sozials Demokraten   enthalten sich der Abstimmung.

Die Anträge Windihorft bezüglich der§§ 11, 13 und 24, welche nunmehr zur Disluffton gestellt werden, beziehen sich auf das Verbot von Druckschriften.

Abg. Windthorst: Mein Antrag will nur eine Härte des Gesezes beseitigen. Uebrigens lehnt sich der neue österreichische Entwurf an diese Beftimmung an. Ich konstatire bei dieser Gelegenheit ausdrücklich, daß die Sozialdemokraten fich der Abstimmung über meine Anträge vorhin enthalten haben. Ihnen scheint also das schärfere Gesez das liebere zu sein.

Der Antrag Windthorst wird mit derselben Mehrheit wie vorhin angenommen. Die Sozialdemokraten enthalten fich wiederum der Abstimmung.

Die Anträge Windthorst zu den§§ 26 und 27 beziehen fich auf die Beschwerdefommission, die nach denselben nur aus 9 Mitgliedern der höchsten Gerichte des Reichs oder der ein zelnen Bundesstaaten bestehen soll, während sie jetzt aus 5 Mitgliedern der höchsten Gerichtshöfe und aus 4 Mitgliedern des Bundesraths besteht.

Diese Anträge werden ohne Debatte angenommen.

Die legte Gruppe der Anträge bezieht sich auf den sog. fleinen Belagerungsauftand, welchen Windthorft auf Berlin   und einen Umkreis von 30 Kilom. beschränken will.

Abg. Windthorst: Unzweifelhaft hat diese Gefeßes bestimmung dazu beigetragen, weite Kreise der Bevölkerung, welche sonst nicht sozialistenfreundlich find, gegen dieses Geset mit Abneigung zu erfüllen. Ich will den fleinen Belagerungs zustand für Berlin   aufrecht erhalten, weil dieses der Mittel punkt des ganzen Reichs, die Residenz und der Sig der Zentral behörden, namentlich auch des Reichstags ist. Ich muß gegenüber mancherlei Angriffen in der Preffe lonftatiren, daß ich in der Kommission ausdrüdlich erklärt habe, wie ich den Antrag feineswegs stellte, weil etwa Se. Majeftät irgend welchen Schuß für seine Person verlangte. Ich bin überzeugt, daß Seine Majestät, welche so vielen Gefahren muthig entgegens gegangen ist und für das Vaterland sein Leben aufs Spiel gefegt hat, in feiner Weise daran denkt, für seine Person irgend welchen Schuß zu verlangen. Das dispenfirt aber seine Unterthanen nicht, ihrerseits das zu thun, was zu seinem Schuge nothwendig ist; denn der Monarch ist das Eigenthum der Nation, und dieses Eigenthum muß die Nation beschüßen. Ich habe deshalb geglaubt, daß ich eine Unterthanenpflicht und eine patriotische Pflicht erfülle, als ich diesen Antrag stellte. Uebrigens wurden schon in den Motiven zu dem ersten So zialifiengefes gerade die scheußlichen Attentate gegen die Person Sr. Majestät als wesentlichsten Ausgangspunkt der beabsich tigten Gesetzgebung hingestellt, allerdings unter Hervorhebung auch anderer Momente. Im Dftober 1878 hat dann auch Fürst Bismard sehr prägnant mit Recht auf die erhabene Berfon Seiner Majestät hingewiesen, und endlich hat Minister Eulenburg am 17. März 1879 dies ebenso klar aus­gesprochen.

Abg. v. Vollmar: Nachdem Sie uns mit wesentlicher Beihilfe des Zentrums das Wort abgeschnitten haben, hatten wir teine Veranlaffung, uns noch an der Debatte über die einzelnen Anträge zu betheiligen. Sie wollen leine Gründe hören, sondern brutale Gewalt üben.( Dho!) Der Schluß bes Abg. Windthorst, unsere Stimmenenthaltung dokomentire, daß uns das schärfere Gesez lieber set, bedarf feiner ernsthaften Widerlegung. Bebel hat gestern schon die Ertlärung dafür gegeben. Nachdem man uns das Wort abgeschnitten, wollten wir uns an der ganzen Komödie nicht betheiligen.( Oho!)

Bräfident v. Wedell: Der Aba. v. Vollmar hat die Verhandlungen hier im Reichstage eine Komödie genannt. ( Sehr gut! bei den Sozialdemokraten.) Ich rufe thn deshalb zur Ordnung.

Abg. v. Vollmar: Ich habe nur die ganze Art der Einbringung und Durchführung dieser Anträge eine Komödie genannt.( Große Heiterkeit.)

Präfident v. Wedell: Jch lann darin einen wesentlichen Unterschieb nicht finden.( heiterfeit.)

Abg. Windthorst: Es scheint, als ob die Herren in einer Weise debattiren wollen, welche uns zeigt, daß scharfe Maßregeln nothwendig find.( Aha! links.) Meine Anträge find sehr ernst gemeint.

Abg. Lenzmann, der fich darüber beklagt, daß auch thn, einem Fratilonslosen, daß Wort abgeschnitten worden sei, versucht auf die vorige Generalbebatte des Näheren einzugehen. Drei Dinge babe der Reichskanzler als die Grundlage des Deutschen Reichs   bezeichnet: Die Bufriedenheit des Volls, gute Finanzen und ein schlagfertiges Heer.( Rufe rechts: zur Sache!) Der Heichstanzler täusche fich aber über das, was das Voll zu frieden mache.( Der Präsident ruft den Redner zur Sache) Es gehöre eine gewiffe Betterung des Verstandes dazu, die Vorgänge in Belgien   mit diesem Gejet in einem Kaujalnerus au bringen.( Der Präsident ruft den Redner zum zwetien Male zur Sache und macht ihn auf die gefchäftsordnungs­mäßigen Folgen aufmerksam.) Er werde für den Antrag Windshorft stimmen, weil derfelbe den fleinen Belagerungs zuftard auf einen möglichst fleinen Kreis beschränke. Uebrigens habe er, Redner, selber das Gefühl, in seinen Ausführungen etmas au meit gegangen sein, dieselben ständen doch nicht mit § 28 Des Gefeßes in einem innigen Busammenhang.( Seiterkeit.) Abg. v. Vollmar: Wie ernst die Anträge Windthorst gemeint find, wird sich bei der dritten Lesung zeigen, wo das Bentrum dem Gesez auftimmen wird. Wir sollen hier abge­Schlachtet werden und wollen deshalb wenigstens alles über­flüssige Geschwät vermeiden.

als Art. I in das Gefeß aufgenommen werden sollen, zur Ab­stimmung. Dieselben werden mit 164 gegen 142 Stimmen angenommen.

Die Sozialdemokraten enthalten sich der Abstimmung. Während dieser Abstimmung tritt der Reichskanzler Fürst  v. Bismard in den Saal.

Nach der Regierungsvorlage soll die Dauer des Gesetzes Abg. von bis zum 30. September 1891 verlängert werden. Hertling schlägt vor, das Gefeß nur auf 2 Jahre, bis zum 30. September 1888, zu verlängern.

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Reichskanzler Fürst v. Bismard: Die verbündeten Re gierungen haben die Verlängerung des Gesetzes auf fünf Jahre beantragt in der Abficht, der Bevölkerung, namentlich der ber großen Städte und der größeren Fabritbezirke, diejenige Be rubigung zu gewähren, die mit der Sicherheit einer längeren Dauer der jetzt bestehenden Ausnahme einiichtungen verbunden ift. Das Gefühl der Sicherheit wird nothwendig bei jeder Infragestellung der jezigen Ausnahmemaßregeln nach, furzer Frist ein geringeres sein, als es sein würde, wenn man immer. hin auf Beit, aber doch auf einen längeren Beitraum als bis her, die Verlängerung des Gesetzes ausspräche. Ich habe auch Die Ueberzeugung gewonnen, ganz abgefeben von den Ereig niffen in unserem Nachbarstaate, die gestern hinreichend be sprochen worden find, insbesondere aus der geftrigen Dis. tuffton, daß die Möglichkeit, ein Ausnahmegesetz der Art zu entbehren, uns ferner liegt als ich angenommen hatte. Der Abg. Bebel ist mit der hervorragendste Führer der ganzen Be wegung, die wir bekämpfen. Ich muß ihm das Beugniß geben, daß er bisher fich mit mehr Mäßigung über die Biele, die er 10, verfolgt, ausgesprochen hat als in der gestrigen Rede wie ich fte gelesen habe. In der gestrigen Rede hat er verbis expressis erklärt, Daß er Den politischen und in specie den Fürstenmord doch tord innerhalb einer gewiffen Grenze der Einrichtungen- einer Grenze, deren Ausdehnung er natürlich seiner eigenen Beurtheilung vorbehält für unzulässig balte. Er hat, so wie ich gelesen habe, gesagt: wenn unsere Zustände den ruffischen ähnlich würden, dann würde er glauben, daß auch ähnliche ich glaube, er hat Gegenwirkungen, wie die der Nihilisten ich glaube, er hat Den Ausdrud ,, Sewaltthat" angewendet eintreten würden, und er selbst würde der erste sein, der dazu riethe, oder dazu griffe. Auf den Wortlaut tommt es so genau nicht an; ich glaube, daß ich seinen Gedankengang richtig wiedergegeben babe. Der Herr Abgeordnete billigt also die Mordthaten der Nihiliften in Rußland  ; die schändliche Ermordung des Kaisers Alexanders II. hat ihn in seinen Ueberzeugungen nicht er­schüttert, die Ermordung einzelner pflichttreuer Beamten der russischen Regierung, deren Gegenfiüd wir in Frankfurt   erlebt haben, hat ihn in seiner Ueberzeugung nicht irre geführt, daß der Einzelne berechtigt sei, wenn die Regierung nach Grund­fäßen betrieben wird, die er seinerseits nicht billigt und für unerträglich hält, zum Meuchelmord zu greifen. Bu dieser Theorie hat fich der Abg. Bebel. der Führer dieser Bewegung, befannt; wir fönnen also nicht daran zweifeln, daß seine Ans hänger und die mit ihm gehen, derselben Meinung find, und daß fie auch es für erlaubt halten, bei uns in Deutschland  zum Fürstenmord und zum Meuchelmorde überhaupt zu greifen, wenn unsere Einrichtungen an einer gewiffen Grenze greifen, wenn unsere Einrichtungen an einer gewiffen Grenze angekommen find, die ihrer Meinung nach das Verbrechen rechtfertigt. Bu beurtheilen, wo diese Grenze liegt, werden fte fich natürlich selbst vorbehalten. Sie werden nicht mich, den Kangler, oder den Bundesrath fragen: ist jest wohl die Grenze Kanzler, oder den Bundesrath fragen: ist jest wohl die Grenze eingetreten, wo wir morden dürfen?( Heiterkeit.) Sondern fie werden felbft es beurtheilen und werden nachher ebenso wie Die russischen Nihilisten vor dem Richter sagen, wir haben ge funden, die Grenze war da, wo man zum Meuchelmord und zum Dolch zu greifen die Berechtigung hat. Der Mord gehört zu den allgemeinen Menschenrechten.( beiterkeit rechts.) Ja, meine Herren, der Abg. Bebel hat dieses gesagt und nachdem er so lange jegt diese Richtung vertreten hat und der hervor ragendfte Führer seiner Bartet gewesen ist, ist es nicht wahr fcheinlich, daß dies ein augenblidlicher Einfall von ihm gewesen ift; ich glaube, er hat seinen innersten Herzensgedanken mit einer Offenheit bekannt, die ja in seinem Charakter im Allge meinen liegen mag; aber wir müssen auch daraus schließen, welches die legten Biele dieser Herren find. Wollen wir nun Diese eventuellen Mordgelüfte, die fich nur so lange, wie fie die Einrichtungen für vernünftig halten, den Fürstenmord versagt haben, auf 5 Jahre oder auf 3 Jahre oder auf 2 Jahre binden? So liegt die Frage, nachdem der Herr Abg. Bebel den Meuchelmord zum Programm der Partei unter gewiffen Umständen ausdrücklich erklärt hat, was er früher immer ge leugnet bat.( Widerspruch bei den Sozialdemokraten; fehr richtig! rechts.) Jch berufe mich auf den Wortlaut, und ich glaube, daß wir in der Unmöglichkeit sein werden, nach einem Ablauf von 2 Jahren den eventuellen Meuchelmord in unsere politische Theorien aufzunehmen. Es liegt in dieser Aeußerung des Herrn Abg. Bebel eine Aufforderung für die gefeßgebenden Versammlungen, fich die Frage vorzulegen, ob nicht solchen Theorien gegenüber das Ausnahmegesetz in ein definitives ver wandelt werden sollte.( Sehr richtig! rechts.) Aber, meine Herren, natürlich fann die Regierung, wenn Sie ihr dasjenige, was fie auf 5 Jahre verlangt, nur für 3 Jahre oder gar nur für 2 Jahre bewilligen wollen, ihrerseits daraus keine Frage auf Tod und Leben für dieses Gesetz machen; sie wird mit Bedauern das Minus annehmen müssen, aber sie wird das Geses nicht fallen laffen oder zurückziehen, wenn Sie bis auf 2 Jahre zurückgeben. Sollte aber der Termin noch fürzer, auf ein Jahr gegriffen werden, ja, meine Herren, dann finde ich es wirklich laum der Mühe werth; denn wenn wir heute übers Jahr schon möchte ich wieder dieselbe Disfuffion erneuern follen, dann fagen ist die Ueberzeugung, daß dieses Gesetz zur Er haltung unserer inneren Sicherheit und zur Sicherstellung un ferer fünftigen Entwidlung ein nothwendiges sei, noch nicht tief genug in unserer Bevölkerung, in unsere Wähler einge drungen; dann leben wir lieber noch ein Jahr ohne dieses Gefet, und dann wollen wir es wieder bringen.

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bg. Bebel: Wenn der Herr Reichstanzler wirklich der Ansicht wäre, daß ich die Aeußerungen gethan, die er von mir sitirt hätte, so tünnte für ihn gar nicht die Frage einer Ver längerung des Sozialistengefeßes in Betracht kommen. Er müßte daffelbe für immer aufrecht erhalten, ja noch verschärfen. Aber er hat selbst bemerkt, daß ihm der Wortlaut meiner Nebe nicht vorliege. Ich tann ihn nur auf den stenographischen Bericht verweisen, den ich an dieser Stelle abfichtlich un torrigirt paffiren ließ. Sie lautet in Bezug auf eine Neuße rung des Sozialdemokrat" aus dem Jahre 1881 über bie Ermordung des Baren Alexander, daß ich die Auf faffung bes Sozialdemofrat" vollständig alzeptire. Ich habe Wehnliches bereits 1881 gesagt, und ich bin sehr er ftaunt, daß die Wiederholung dieser Bemerkung jegt eine so außerordentliche Aufregung hervorgerufen hat. Ich habe erklärt, daß, wenn der Despotismus wie in Rugland auch bei uns Digien feierte, es ganz natürlich sei, daß sich eine Partet bilbete, die zu denselben Mitteln griffe, wie der Nihilismus. Hiernach habe ich nicht im Geringften den Verdacht ausge sprochen, daß wir, vorausgefegt, daß nicht eine totale Umge ftaltung der Dinge bei uns eintritt, auf Wege kommen lönnen, wie fie der Nihilismus eingeschlagen hat. Ich hoffe aber, daß der Herr Reichslangler beffer in der Lage sein wird, zu be urtheilen, wie meine Aeußerungen aufgefaßt werden müffen. Er hat fie aber, wie schon bemerkt, selbst nicht anders aufge faßt, sonst wäre er nicht für eine Verlängerung des Gesezes auf eine beftimmte Dauer eingetreten. Merkwürdiger Weise wird meiner Person eine Bedeutung beigelegt, die weit über die Wirklichkeit hinausgebt. Dagegen muß ich Berwahrung einlegen, weil meine Partei und auch ich selbst eine ganz an Nunmehr fommen sämmtliche Anträge Windthorst, welche dere Auffassung von der Bedeutung von Persönlichkeiten

Abg. Winothorst: Für seine Abstimmung ist Jeder Wir von uns bereit, die volle Verantwortlichkeit zu tragen. find gewohnt, ftets zu vertheidigen, was wir für recht balten. ( Beifall im Bentrum.) Wie fich die Dinge bei der Abstim mung entwideln, wollen wir abwarten. Das ganze Zentrum will aber das, was meine Anträge enthalten.

Der Antrag Windthorft wird angenommen.

haben. Die Sozialdemokratie ist ein Prodult unserer modernen Verhältnisse, und als ein solches Produkt faffe ich auch mich auf, und wenn ich heute beseitigt würde auf irgend eine Weise, so würde das die sozialistische Bewegung so wenig aufhalten wie der Tod größerer Männer, wie Laffalle und Marg auf diese Bewegung von Einfluß gewesen ist. Als Laffalle vor 22-23 Jahren ftatb, war der Glaube verbreitet, daß die soziale Bewegung erloschen sei. Der Glaube war damals um fo begreiflicher, als die Bewegung in ihren erften Anfängen begriffen war und die Anhänger derselben fich auf wenige Taufende belief, während jest Hunderttausende, ja vielleicht Millionen hinter uns stehen. Vor wenigen Tagen ift eine Versammlung aufgelöst worden, in der ich, wie Herr v. Buttkamer selbst anerkannt hat, in ganz maßvoller und ob jeftiver Weise referirt habe; das ist ein Buftand, wie er haars fträubender nicht gedacht werden kann( Nuf rechts: rufftscher"), zunächst noch nicht; erst wenn wir nicht mehr in dieses Haus tommen können, dann werden wir sehr nahe an russischen Bus ständen sein. Sie wissen nun, woran Sie find, Sie wissen, ob es zweckmäßig ist, folche Bustände herbeizuführen. Herr Graf Ballestrem hat die Nothwendigkeit der Verlängerung des Sozialistengefezes damit gerechtfertigt, daß wir ausgesprochene Feinde der Religion, des Gottesbegriffs, der Monarchie seien. Herr Graf Ballestrem soll jedoch bedenken, daß wir in Europa  40 Millionen Menschen haben, die in einer Republit leben, man tann also republikanische Gesinnung doch nicht als ein Verbrechen auslegen. Das fann nur von rüdständigen Leuten geschehen. Was die Abschaffung der Ehe betrifft, so wäre es mir sehr intereffant, zu erfahren, wo dieselbe in unserem Bro gramm befürwortet ist, das ist nicht einmal in Schriften ge schehen; ich selbst habe in einer Broschüre über diese Frage ausgeführt, daß unter anderen Eigenthumsverhältnissen auch die Beziehungen der Geschlechter andere werden müßten( hört, bört! rechts), als fie geworden find im Laufe der Geschichte. Wenn Sie wiffen wollen, wie wir über diesen Punkt denken, so tann ich Ihnen und vor Allem Herrn von Buttlamer nur anempfehlen die Schrift von Friedrich Engels   über die Ent stehung des Privateigenthums, der Che und des Staates zu lesen. Ich weise Sie übrigens noch darauf hin, daß wir auch unter dem Regiment des Herrn Fürsten Bismard zu einer wesentlichen Umgestaltung des Ehebündnisses gekommen find. ( Widerspruch rechts.) Was die Religion und den Gottesbegriff betrifft, ein Punkt, auf den auch Herr v. Hertling hinge wiesen hat, so möchte ich den Herren vom Zentrum zu bedenken geben, daß atheistische Anschauungen nicht unter das Sozialistengeset fallen. David Strauß   Schriften fönnen auch ickt unbeanstandet verbreitet werden.

Sie( im Zentrum) haben zu diesem Argument wohl nur ge griffen, weil Sie wissen, daß es am meisten bei Ihren Wählern einschlägt. Von Intoleranz dürfen Sie am allerwenigften reden; wenn es in Ihrer Macht stände, wenn Ihre Kirche die Machtmittel noch befäße, welche Sie vor 3, 4 und 5 Jahr hunderten beseffen hat, so würde sie noch heute mit Scheiter haufen gegen den Protestantismus vorgehen. Sie rechtfertigen fett Jhre Abstimmung damit, daß es etwas anderes sei, ein Gesetz zu verlängern, als ein neues Gefes einzuführen. Aber dieselben Gründe, die Sie jest für die Verlängerung anführen, hätten Sie früher zu der Einführung des Gesezes bestimmen müssen. Sie hätten beffer gethan, wenn Sie einfach gefagt bätten: wir halten das Sozialistengesetz für eine nothwendige Institution. Vielleicht haben Sie diese Ueberzeugung schon 1878 gehabt. Aber damals war die Erinnerung an die Mai gefege noch zu frisch und damals war auch die Zusammenſegung des Hauses eine andere. Sie waren von vornherein sicher, daß Das Gesetz angenommen werden würde. Herrn v. Hertling's Argumente für die Verlängerung der Sozialistengeseze waren diefelben, die früher die Nationalliberalen für die Ausnahme gefeße gegen die Drdensgesellschaften geltend gemacht haben. Sch tomme nun zu Herrn Stöder, der fich auch in seiner gestrigen Rede als einen haßerfüllten Beloten gezeigt hat. ( Der Präfident ruft den Redner zur Ordnung.) Wenn es einen Mann giebt, der zum Klaffenbaß aufzureizen fäbia war und der dazu aufgereist hat, so ist es Stöcker, und die Eigen schaften, die er den Juden vorwirft, haben auch viele Deutsche  ; unter Herrn Stöckers eigener Partei find viele Millionäre und Milliardäre. Ich erinnere an die vielen Großgrundbefizer, die auf der Rechten figen! Ein Blatt des Herrn Stöcker, ber Staatssozialist" ist ebenfalls dem gegenwärtigen fapita ftischen System zu Leibe gegangen; und manches Organ meiner Partei hat das Sozialistengeset mit Argumenten an­aegriffen, die es dem Staatssozialisten" entnommen hatte. Dbne das Sozialistengefeß wäre die Agitation Stöders in Berlin   garnicht möglich gewesen.( Sehr richtig! lints.) Aller dings bat ia Herr Stöder einzelne Leute unserer Partei ab wendig gemacht; aber was für Leute waren das! Ich erinnere an die Attentäter Hödel und Nobiling, die beide Herrn Stöders chriftlich sozialem Verein angehört haben. Wenn bei der legten Wahl noch ( Unruhe rechts.) Sozialdemokraten ihre Stimme Stöcker gaben, so wird es nach seiner gestrigen Rede zum lezten Mal ge Herrn Stöckers Stern ist in Berlin   im wesen sein. Niedergange!( Oho! rechts.) Umgekehrt wird die deutsche Sozialdemokratie auch unter dem Sozialistengeses nur wachsen; und die jüngste Wahl in Nordschleswig hat bewiesen, daß wir nicht nur in den Industriebezirken Fortschritte machen, sondern auch in den ländlichen Kreisen mehr und mehr an Boden ge winnen. Dafür gebe ich Ihnen die Gewähr! Wir haben unsere Lebensfähigkeit genug bewiesen; und was man auch gegen uns einwenden möge, wir werden auch ferner wachsen und an Macht zunehmen, und wir werden schließlich Staat und Gesellschaft zwingen, unseren unabweisbaren Forderungen ge recht zu werden.( Beifall bei den Sozialdemokraten.)

Reichslangler Fürst v. Bismard: Ich fönnte mich einfach auf den Anfang der Rede des Herrn Abg. Bebel be ziehen, um das zu bestätigen, was ich, als ich zuletzt sprach, behauptet habe, und sagen: habemus reum confitentem. Aber hinter dem, was der Abg. Bebel in Bezug auf meine Anschul bigung ihm gegenüber gesagt hat, lam so viel anderes, daß es darüber vergessen werden lönnte. Ich halte es deshalb für erforderlich, zum Beweise, daß ich nicht zu viel gesagt habe in meiner ersten Aeußerung, den mir jest vorliegenden stenogra Herr Bebel hat phischen Bericht von gestern zu verlesen. banach gesagt:

Herr v. Buitkamer glaubte hier insbesondere wieder auf eine Rede aufmerksam machen zu müssen, die ich einmal vor Jahren, wenn ich nicht irre, bei Berathung des Sozialistengefeßes im Jahre 1881, wenige Tage nach der Ermordung des Baren in Rusland  , in diesem Hause gehalten habe. Nun, das beweist zum mindesten baß, wo die Gelegenheit fich bietet, Niemand von uns fich scheut, seinen Standpunkt, was immer für einer Frage gegenüber auszusprechen. Habe ich aber damals, wie Herr v. Butttamer mir unterstellt, den Fürstenmod verherrlicht?( Buruf des Staatsministers v. Buttlamer.) Go?! Da wäre mir sehr interessant, wenn Sie die Stelle wörtlich genau attiren lönnten. Ich habe damals und der Angriff des Herrn von Butttamer richtete fich auch gegen einen Artikel des ,, Sozialdemokrat"-gang wie das heute ähnlich bei einer anderen Gelegenhei geschah in dem ausgeführt ward, daß das System bas in Rußland   berrsche, mit Nothwendigkeit den Nihilismus geboren habe, mit Nothwendigkeit zu Gewaltmitteln führe, wie fte in dem 3uten Mord ih en Ausdrud gefunden hätten. Ich habe damals die Ausführungen des Sozialdemoirat" afgepiirt, indem ich erklärt habe: das System, wie es in Rußland  herrscht, muß mit Nothwendigkeit zu solchen Mitteln führen.

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