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fügt sie sogleich wieder mit ängstlichem Seitenblid auf ihre brodgebenden Aktionäre hinzu ,, es versteht fich von selbst, daß wir mit diesen kritischen Bemerkungen zu den Aus führungen des Reichskanzlers über das sozialdemokratische Pro gramm nicht im entferntesten für das lettere an fich eintreten wollen." Es freut uns, daß die Vollezeitung" selber ein geftebt, daß fie mit der Arbeitersache nicht im entfernteften" etwas zu thun bat. Bei den nächsten Wahlen wird fte wieder das Banner des Herrn Eugen Richter schwingen, da ihre bürgerlich demokratische Partei doch schon von Anfang an in den legten Bügen lag, und wenn fie jezt vor den Arbeitern und den Arbeiterführern ein so ge schmeidiges Rückgrat zeigt, so dürfte das aus viel llingenderen und darum zwingenderen Gründen zu erklären sein, als aus Sympathie für die Gedrückten des Volles. Wir begrüßen jede arbetterfreundliche Bestrebung mit Freuden, mag fie tommen, von welcher Seite fte win. Aber ein Blatt, das heute die Arbeiter lockt und umschmeichelt, um fie morgen an den manchesterlichen Heerbann des Herrn Eugen Richter zu ver rathen , ein solches Blatt wird allen bentenden Ar beitern immer in tiefster Seele zuwider sein.

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Unnatürliche Parteibündnisse. Wir lesen in ver schiebenen nationalliberalen Beitungen eine gleichlautende Notiz, in welcher von dem unnatürlichen Parteibündniß der Deutsch Freifinnigen und Kleritalen die Rede ist. Wenn man von einigen Einzelfragen abfieht, so hat man ja recht, wenigftens foweit ein berartiges Parteibündnis in der That befteht. Aber ist es denn fein unnatürliches Parteibündnis, welches in viel höherem Maße zwischen Ronservativen und Liberalen vorhanden ist? Sind denn Ronservative und Liberale nicht die schärfften Gegensäße? Schon in den bei den Ausdrücken ist dies festgestellt: tonfervativ und liberal be zeichnen zwei ganz verschiedene Weltanschauungen. Doch dies findet auf die National Liberalen teine Anwendung mehr, die National Liberalen find eben nicht mehr liberal. -fie find fonservativ geworden. Bwischen ihnen und den Konservativen herrscht also ein ganz natürliches Bartelbündniß. Dr. Marquardsen und Hofprediger Stöder haben fich längst schon den Brudertuß gegeben.

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Eine parlamentarische Abnormität erblickt die ,, Bresl. Maatg." mit Recht in der Behandlung der Kirchenpolitischen Frage. Es würde nicht allzusebr befremdet haben schreibt bas Bresl. Blatt- wenn die preußische Regierung fich mit Der Kurie über Bestimmungen verständigt hätte, um dieselben nachher, zu einem Gefeßentwurf verarbeitet, dem Landtage vorzulegen; aber daß Papft Leo und Fürst Bismard über einen Gesezentwurf, welcher dem Herrenhause bereits zur Beschlußfaffung vorliegt, mit einander verhandeln, als ob nicht ein preußisches Gesez, sondern ein internationaler Ver trag in Frage ftünde, gehört zu den vielen Unbegreiflichkeiten, an welchem die Geschichte des preußischen Barlamentarismus so reich ist, wie die feines anderen Landes. Mag die neue firchenpolitische Vorlage angenommen oder verworfen werden, febenfalls ist fte über die Röpfe nicht des Sentrums, sondern bes Landtages zu Stande gekommen, und das ist der Humor davon.

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Ueber das Verhalten des Fürsten Bismard in der Kulturkampffrage giebt die Times" eine recht merkwürdige Er Ilärung. Wenn erst zwischen der preußischen Regierung und der Bentrumspartei der Friede geschloffen ist, meint das Weltblatt wird sich Fürst Bismard in einer befferen Lage befinden, seine ökonomischen Pläne zu fördern, welche die Ar beiterllaffen in ihren Gefühlen der Exekutive näher bringen follen. Dies ist gegenwärtig zugeftandenermaßen das Biel und ber Bwed seines Lebens. Es ist sein Ehrgeiz, Deutschland so zufrieden und gedeihlich im Innern zu leben, wie es nach Außen start ist. Er will für diesen Bwed alle fonservativen Kräfte auf seiner Seite haben, und da die römische Kirche eine folche Kraft ist, hat er als wahrer Staatsmann beschlossen, fte für fich zu gewinnen." Wir wissen nicht, was Fürst Bis mard im Innerften seines Herzens wohl erftreben mag. Aber wir fürchten, von den drei Bielen, die er im Reichstag so sehr betonte: Geld, Soldaten und ein zufriedenes Voll, dürfte ihm Das dritte am wenigften am Herzen liegen. Und seine neue Bundesgenossenschaft bestärkt uns nur in unserer Bes fürchtung.

Die Garantie für die egyptische Anleihe wurde be fanntlich seiner Zeit im Reichstage hauptsächlich damit begrün det, daß die Garantiemächte thatsächlich nie in die Lage Tommen würden, etwas zahlen zu müssen. Der ungarische Ministerpräsident scheint hierüber anderer Meinung. Er er tlärte im ungarischen Reichstage ausdrücklich, man fönne nicht ein für allemal sagen, daß diese Garantie niemals thatsächlich in Anspruch genommen werde. Er schlug daher in Ueberein­stimmung mit dem Grafen Apponyi vor, daß der Reichstag awar die Konvention annehme, sich aber für den Fall einer thatsächlichen Inanspruchnahme der Garantie und für den Fall, daß bis dabin eine Konvention über die Repartition der Ga rantielaft zwischen den einzelnen Mächten nicht zu Stande ge Tommen wäre, fich vorbehalte, über das Verhältniß der Parti sipation und über die Modalitäten derselben mit den übrigen

Herr Hennings, ich

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kompetenten Faktoren zu entscheiden. Ungarn verpflichtet fich also zwar, die Gunntielaft zu übernehmen, der Reichstag aber behält fich das Recht vor, über das Ausmaß derselben im Falle einer Repartirung der Binsenlaft auf die einzelnen Staaten einen neuen Beschluß zu faffen. Dadurch gewinnt die Garantie einen sehr theoretischen Charakter, weil der eventuelle Inhalt Derselben von einem neuen Votum des Reichstages abhängt. Das scheint uns viel richtiger, als die baliung unseres Reichstages, der zu Gunsten der egyptischen Bondholders sofort die Steuerkraft des Bolles verpfändet hat.

Die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes be züglich der Korngollpetition der Stettiner Stadtverordneten ist fo intereffant, daß wir aus der Begründung noch folgendes nach der N. Stett. 3tg." mittheilen: Die Stadtverordneten Versammlung tft zuständig gewesen, eine Betition des vor liegenden Inhalts zu beschließen. Es handelt sich um eine Perition an den deutschen Reichstag. Die Ausübung des Betitionsrechts auf dem Gebiet der Reichsgesetzgebung und Verwaltung ist nicht besonders geregelt; die Reichsverfaffung berücksichtigt das Betitionsrecht im Artitel 23, in so weit da felbft gefagt tft, daß der Reichstag das Recht hat, an ibn ge richtete Petitionen dem Bundesrathe beziehungsweise Reichs Tangler zu überweisen. Die Prüfung der Buläffigkeit der in vorliegender Sache stattgehabten Beschränkung der Betitionsfreiheit hat daher nach preußischem Staatsrecht zu er. folgen. Der Gesetzgeber beschränft im§ 35 der Städte ordnung vom 30. Mai 1853 die Befugniß der Stadtver ordneten Bersammlung zur Berathung wie zur Beschlußfaffung und somit auch das Betitioniren, welches ohne die Thätigkeit nicht denkbar ift, der Regel nach auf Gemeinde angelegen beiten. Die Gemeinden find vermögensrechtliche Subjekte, thre Organe die Verwalter ihres Eigenthumes. Eine Betition der Gemeindeorgane in Sachen der staatlichen beziehungsweise Reichsgesetzgebung erscheint nur dann als Gemeinde angelegenheit, wenn sie in der Besonderheit der Verhältnisse der örtlichen Gemeinschaft ibren Ausgangspunt, in dem Scout und in der Förderung dieser Verhältnisse ihr Biel hat. Diese Norm ftebt in vollem Einklange mit den auf die Stellung der Ges meinden im Drganismus des Staates bezüglichen legis latorischen Vorgängen; ihr entspricht ferner im Wesentlichen Die bisher bekannt gewordene Pragts der Auffichtsbehörden. Nach derselben ift der Befugnis der städtischen Digane zum Betitiontren der weite Kreis der Gegenstände entzogen, die, mie namentlich auf dem Gebiete der Staatsverfassung, ihrer thatsächlichen und rechtlichen Natur nach die Beziehung auf eine einzelne Gemeinde ausschließen. Ein fignifitantens Bei spiel dieser Art ist der vor Kurzem bekannt gewordene Versuch, Die Petition einer Stadtverordneten Ver sammlung um Vermehrung der Bahl der für ben umireis einer Stadt( Berlin ) bestimmten Reichstags- und Landtagsabgeordneten in das Leben zu rüfen. Dem Rommiffar zur Wahrnehmung des öffentlichen Interesses ist insoweit beizupflichten, als die vor liegende Petition nicht als eine Gemeinde Ange Iegenheit angesehen werden fonnte, wenn fie lediglich nach ihren Eingangssägen zu beurtheilen wäre und zwar mit Rüdficht auf deren ganz allgemeinen Inhalt. Der Rern und Schwerpunkt besteht aber in der versuchten, durch jene Säße eingeleiteten Darlegung der besonderen Bedeutung einer Rornzoll- Erhöhung für den Handel und Verkehr der Stadt Stettin als tes Haupt Jmport und Exportplages der Dft­see für Getreide, eine Darlegung, an welche fich die Behaup tung fnüpft, daß die ganze erwerbende Bevölkerung Stettins und deren Steuerkraft in Mitleidenschaft gezogen werden würde, wenn eine so bedeutende Einfuhr, wie die des Getrei des und der dadurch bedingte Schiffsverkehr dem Stettiner Hafen verloren ginge. Für die hier zu treffende Entscheidung ift nicht danach zu fragen, ob diese Annahme ganz oder zum Theil haltlos ift. Hier kommt es nur darauf an, daß jene Angaben nicht als Decmantel einer unzulässigen Einmischung in die praktische Lösung einer großen Steuerpolitischen Frage dienen sollen. Hierfür fehlt jeder Anhalt und erscheint der Gegenstand der Betition nach den vorstehend entwidelten Grundsägen allerdings als eine Gemeindeangelegenheit, über welche die Klägerin zu beschließen nach§ 35 der Städteord­nung vom 30. Mai 1856 zuständig war."

Bei der Abstimmung über das Sozialistengeset ( 2. Lesung) baben vom Bentrum( ohne Hospitanten) 43 Mit glieder mit nein, 35 mit ia geftimmt, 21 fehlten.

Staatshilfe für bauterotte deutsche Rittergutsbefizer. Aus Posen wird der Freis. Stg." folgendes geschrieben: Es find dem Minifterium bereits über 100 Güter aus der Pro­ving Posen zu Rolonisationszweden angeboten worden. Es ist dies hauptsächlich von Deutschen gefchehen, die eine will. tommene Belegenheit sor Augen feben, ihren zerrütteten Ber mögensverhältniffen aufzuhelfen. In der Liste der fallirten Gutsbefizer aus der Brooina Bosen begegnet man in den lezten Betten fast ausschließlich nur deutschen Namen.

Rechtsanwalt Tolfiemitt zeigt an, daß ihm von der Ein­leitung eines Strafverfahrens gegen ihn aus Anlaß eines Ar­

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Haft Du keine Hoffaung, er werde seine Meinung

" Ach was, Herr Hennings, Papa Hennings heißt's. ändern?" Machen Sie feine Umstände, sehen Sie sich!"

Mathilde leistete mit hohem Erröthen Folge. Jofua ergriff ihre Hand und hielt sie feft, eine weh­müthige Seligkeit schien über ihn zu kommen.

Hören Sie mir ruhig zu, Mathilde, antworten Sie mir auf meine Fragen als ein ehrliches, treues Mädchen, und wenn ich sterbe, Rind, soll meine erste Bitte bei Dem broben für Sie fein."

Mathilde fühlte ein leises Frösteln über ihren Rörper gleiten.

" Sie find in meinem Hause groß geworden, Schat, mit meinem Edmund groß geworden, und Ihr habt Euch wie Bruber und Schwefter betrachtet. Aus Kindern werden

Leute, und Ihr Beide seid in die Jahre gekommen, wo ein junger Mann und ein junges Mädchen nicht ungeftraft mit einander umgehen können, zumal fo'n hübsches Mädchen, wie Du, Herzchen!"

Herr Hennings, verzeihen Sie, ich-"

Unglück paffirt, daß fie fich in einander verlieben, so können Still, ganz ftill. Wenn zwei jungen Leuten dann das fie boch nichts dafür, mein Liebchen. Sag'' mal, habt Ihr Euch in einander verliebt? Bißt Du Edmund gut Ehrlich!"

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Mathilde war wie von Purpur übergoffen, ihr Herz fchlug so gewaltig, daß sie ängstlich mit der Hand dasselbe preßte. Ihre Lippen zudten und stammelten:" Ja!" Siehst Du wohl? Hat Dir Edmund Ber

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sprechungen gethan, und wann? Ganz aufrichtig, ich bin ja

nicht böse!"

,, Er hat sich mir schon als Student versprochen, und geschworen!"

da er nach S... ging, den Abend vorher, hat er mir's

Eine lange Pause der Spannung für Mathilden folgte, während dem eine gewaltige Bewegung Josua überfam. Er drückte heftig Mathildens Hand.

Dein Vater ist dagegen?"

" Ja!"

Ich weiß es nicht, Herr Hennings. Als wir zusam men in Oberhoff damals waren und von Edmund Abschied nahmen, hat mir der Bater nachher auf dem Kirchhof, wir famen vorbei, versprochen, wenn Edmund ein solch respek tabler Mann würde, wie er's wünsche, würde er nicht Nein fagen!"

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Jofua fuhr auf. Dann sann er nach und lächelte. " So so! Und Ihr habt also Edmund in Oberhoff gesehen? Erzähle mir das, meine Tochter!"

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Mathilde erzählte ihm von den Bebenken und Weige rungen ihres Vaters, und vergaß nichts, was bem alten er ein lebendiges Bild fener Abschiebsstunde geben Herrn

fonnte.

Nach einer Weile sagte er rasch: Haft Du

Nachricht?"

von Edmund's Treiben in 6..

Da flürzten unaushaltsame Thränen aus des armen schmerzlich, daß sie ihr Gesicht bededen mußte, um sich recht Mädchens Antlig, und sie begann zu schluchzen, so heiß und auszuweinen.

fie losgelaffen, feine Sände gefaltet und schien aus tiefftem Josua Hennings zitterte am ganzen Leibe. Er hatte Herzensgrunde mit feinem Schöpfer zu reden. Darauf

wurde er gefaßter.

Liebft Du meinen unseligen Edmund noch, Rind!"- " Ja, ach Gott ja! Mehr wie mein Leben!"

Versprich mir, ihn ewig zu lieben, nie eines Andern Weib O Tochter, Lochter, Gott segne Dich in Ewigkeit. Bersprich mir, ihn ewig zu lieben, nie eines Andern Weib zu werden, als feines! Ich will Dein Vater sein, Du sei feine Retterin, aber versprich mir's, damit damit ich ruhig

fterbe!!"

Mathilde ftand auf, tobtenbleich! Krampfhaft preßte fie feine Rechte!

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Herr Herr Hennings, Gott allein weiß, wie gern ich's versprechen möchte! Gott weiß, was in mir lebt für Edmund, aber aus Liebe zu meinem Vater darf ich Ihnen

Ich weiß, er ist auf Edmund schlecht zu sprechen. I nichts versprechen!"

filels über den Diätenprozeß noch nichts belannt fel. Bir hatten diese Nachricht anderen Blättern entnommen.

Die sozialdemokratische Partei der fals will nun mehr auch bei der Abgeordnetenwahl zum bayerischen Landtag in die Agitation treten. Zu diesem Zwed bat dieselbe für Sonntag, den 4. April, eine Versammlung nach Ludwigshafen einberufen, in welcher die Stellungnahme der Partei zur nächsten Landtagswahl, sowie die Schritte zur Erlangung des allgemeinen direkten Wahlrechts für den bayerischen Landtag besprochen werden sollen.

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Belgien .

Dem Intransigeant" wird aus Brüffel telegraphirt: Wir wissen nicht, woher die auswärtigen Blätter und nament­lich die Agence Haras" es haben, daß die hiefige Bewegung von deutschen Sozialisten geleitet sein soll. Das ist ganz und gar falsch. Man braucht übrigens nur die Liften der Todten, der Verwundeten und der verhafteten Arbeiter durch zusehen, um fich zu vergewiffern, daß alle Belgier und tein einziger Deutscher unter ihnen ist. Es verdient aber hervorgehoben au werden, daß die revolutionäre Bewegung fich nicht auf die Grubenarbeiter beschränkt; andere Handwerkers gruppen betheiligen fich ebenfalls daran, wie Schreiner , Fris feure, Anftreicher, Glasbrenner, Bläser, Schmelzer, Heizer und Schmiede. Auch der Korrespondent der National. aeitung" bestätigt dies durch folgende Mittheilung: Die ftreifenden Arbeiter um Mons im Borinagegebiet find zum größten Theil Wallonen, aber auch das vlämische Element fritt hier schon hinzu. Deutsche Einflüsse haben hier nicht mitge wirkt, eine sozialdemokratische Bewegung ist hier faft vollständig unbelannt; die sozialistischen belgischen Blätter find im ganzen Gebiet nur in ca. 300 Exemplaren verbreitet. Rein öfo nomische Gründe haben hier die Arbeiter zum Streit veranlagt." Das flingt wesentlich anders als die Hegartikel anderer Blätter. Der Berichterstatter der ,, Nat. Btg." weift ferner barauf hin, wie maßlos die Tumulte von einer sensationslüfternen Breffe übertrieben worden find. Je mehr ich heißt es da die Situation überschauen fonnte, um so mehr mußte fich mir mit Nothwendigkeit die Meinung aufdrängen, daß die franzöfifchen Journalisten, die die ersten Berichte über die Streits geschrieben, zu sehr in Sensation" gemacht hatten. Ein Inspektor verficherte uns, daß der Schaden in der Glacerte de Nour fich nur auf 80 000 Mart beläuft und was hatten die Franzosen daraus gemacht, aus den Tausenden waren beinah Millionen geworden! Man batte, nur um ein sen fationslustiges Publitum befriedigen au tönnen, die unglaublichsten Breuelthaten verbreitet, und damit der Welt Schreden und Angst ein gejagt, wozu doch Grund nur in sehr geringem Grade vorhanden war."

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Ein Meeting der Arbeitervereine in Gent tabelte die Drds nungsstörung und empfahl Ruhe und Bestehen auf dem Vers langen nach fozialen Reformen. Ein Komitee Brüsseler Rechts­anwälte hat fich zur Vertheidigung der zahlreichen Gefangenen im ganzen Lande gebildet. Alle Gefängnisse sind überfüllt und es erfolgen immer mehr Bethaftungen. Die Regierung wird einen Kredit von den Kammern verlangen müffen zur Ent schädigung für die angerichtete Berstörung, da die Gemeinden Die Streils in den Steinbrüchen find beinahe beendigt. Ein au arm find, um der geseglichen Verflichtung nachzulommen. großer Streit droht in den großen Bergwerten von Mariemont.

Wie der Voff. 3g." aus Brüffel telegraphisch gemeldet wird, sollen an der theinisch belgischen Grenze preußische Truppenaufstellungen erfolgt sein. Die Bestätigung dieser Meldung wird abzuwarten sein. In der Kohlengrube Mariemont soll der Streit zu einem Dynamitattentate gegen den Bergwerksdirektor geführt haben, wobei Holztäfelung, Hausthüren und Fenster des Gebäudes zerstört wurden.

Oesterreich Ungaru.

Im österreichischen Abgeordnetenhause hat der Kultus minister fich über sein Programm der Reform des Mittelschul wefens ausgesprochen. Herr v. Gautsch rebete den humanisti schen Studien das Wort; das Bildungsniveau der Abitu rienten tönne nicht herabgesetzt werden. Wenn dennoch Erleichterungen eintreten follen, so müsse ein neuntes Gymnasialjahr geschaffen werden. Er gehe mit dem Gedanken um, das zehnte Lebensjahr als Minimalalter jür den Eintritt in die Mittelschulen zu figiren.

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Schweiz .

Much in der Schweiz scheint fich das Bedürfnis nach einem Juliusthur m" geltend zu machen. Die liberale Neue Büricher Beitung" führt aus, daß die Million Franken, welche im Bundesrathe für Beftreitung der ersten Bedürfnisse einer Mobilmachung bereit liegen, doch eintretenden Falls nicht aus reichend sein würden, und daß es, trop allem Patriotismus, boch schwer halten würde, 20, 30, 40 mill. in einem fritischen Mo mente zusammen au raffen. Darum wird sich", fährt fie fort, der Bundesrath und die Bundesversammlung die Frage stellen müffen, ob die Schweiz nicht allmälig einen ansehnlichen Kriegsica in baarem Belbe anjammeln soll. Wir fprechen damit nicht für das System der Anlegung von Ritege

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Die Hände sanken ihr kraftlos herab, sie hätte in die Rnie brechen mögen. Mathilde, wie es auch fommé, Du haft meinen Segen, Du solüft mir Tochter sein, oder keine! Gott , der mich wohl eher abrufen wird, als ich denke, der weiß meinen Willen! meinen Willen! Sei recht oft bei mir, ja Das wird Dir Dein Vater schon erlauben, und- bitte den Alten schön, daß er nachher zu mir fomme, ich habe feinen Freund mehr als ihn, und - ach, gar so viele Sorgen."

Schluchzend fast zog er Mathilden zu fich, umarmte Schien boch in diesem Mädchen fortan seine ganze indische unb tüßte fie, nannte sie mit tausend Namen der Liebe. entließ er die Eröblerstochter, bie, mit weld, wunderbaren Boffnung vereint. Als er sich ein wenig gesammelt hatte, Gefühlen ihm das erste Mal die Hand füßte, ihn Vater

nannte.

Sie eilte hinab zu den Eltern und theilte ihnen in Ueberfülle ihres Herzens Alles mit, was zwischen ihr und diesen Burschen, damit seines Sohnes Blüd mit bem Deinen Binden an Josua vorgefallen war. nicht zugefagt erkauft werde! Nimmermehr! Haft Du's ihm denn wirklich ?" Ich habe es nicht!" sagte Mathilde mit brechender Stimme.

Das war recht! Ift mir lieb! Ich werd' zu ihm gehen und ihm meine Ansicht sagen. Das wird der Geschichte ein Ende machen, mein' ich. Er verlange von mir, was er wolle, aber nicht, daß ich Schlimmeres thue, als einen Selbft mord. Hier hör: alle Theilnahme, aller Dant, alle Freund schaft auf! Still, ich höre nichts, schlechterdings nichts! Ich muß wissen, was ich thue, und, Gott Lob, ich weiß es ver

bammt genau!"

Juftus eilte zu Jofua und überließ den Frauen, mit dem Chaos threr Gedanken, so gut fie fonnten, fertig zu werben. ( Fortsetzung folgt.)