Herr Obermeister Rube durch den Ausspruch begründet: Arbeiter brauchen teine Kinder". Sagte es, und ging zum Frühschoppen.
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Zur Lohnbewegung der Maurer. Der Maurer Conrad aus Berlin ausgewiefen sprach am 30. v. M. in Görlig in einer öffentlichen Versammlung über die Lage der Maurer. Es wurde von der Versammlung einstimmig beschloffen, daß am Morgen bes 1. April von den Maurergesellen jeder Görliger Maurermeister und Baugeschäftsinhaber erinnert werden solle, daß mit diesem Tage der den Arbeitgebern vorgelegte Lohn farif: pro Stunde 30 Pfennig Lohn, zehnflündige Arbeitszeit pro Tag und für Sonntagsarbeit und Ueberstunden 10 Pfennig Buschlag pro Stunde in Kraft trete. Da aber voraussicht lich die Arbeitgeber die Forderungen der Gesellen nicht aner tennen werden, so ist ein Streit unvermeidlich und wird vor aussichtlich in ganz furzer Zeit eintreten.
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Vereine und Versammlungen.
falls
Die Studateure hielten am 29. v. M. in Nieft's Lokal eine öffentliche Versammlung ab, welche sehr zahlreich besucht war. Ueber den ersten Punkt der Tagesordnung: Be fchlußfaffung über die von der Lohnkon miffion vorgeschlagene Streifregulirung, referirte Herr Heindorf, welcher der Versamm lung befannt gab, in welcher Weise die Lohnkommiffion ge Denkt, die bevorstehende Arbeitseinstellung zu leiten und forderte derselbe am Schluß seiner Rede die Kollegen auf, feft zusam men zu halten und allen Anordnungen der Kommission willig Folge zu leisten, denn nur durch Einigkeit tönne man jum Stege gelangen. Der Schriftführer schloß sich den Aus. führungen des Vorredners an und theilte mit, daß es die Lohnkommiffton sehr bedauere, daß die Stuckateure nun_ge zwungen find, durch eine Arbeitseinstellung ihren gestellten humanen Forderungen Geltung zu verschaffen. Die Kommission wäre mit dem besten Vorsatz in die Unterhandlung mit der Meisterkommission getreten, um ein gutes Einvernehmen mit derfelben herbeizuführen. Leider aber wären die Verhandlungen refultatlos gewesen, die Schuld treffe allein die Meisterkom mission, deren Borfigender Herr Gillis erklärt hätte, daß die Meister von den von ihnen aufgestellten Bedingungen unter feinen Umständen abgehen würden und daß ihm gleichgiltig wäre, wenn die Gehilfen fie mit dem Meistertarif nicht einverstanden find Die Anerkennung ihrer Forderungen durch einen Streit ers fämpfen wollten. Redner meinte, ein gutes Einvernehmen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer könnte nur herrschen, wenn von beiden Seiten der gute Wille dazu vorhanden wäre; menn aber alle Arbeitgeber den Ansichten des Herrn Gillis hulDigten, dann würden die Arbeiter gebrängt, ihr Recht und ihre Forderungen durch Arbeitseinstellungen zu erfämpfen. Er for bere nun die Kollegen auf, durch Einigkeit und mit allen ge seglich erlaubten Mitteln ihren Forderungen Geltung zu ver schaffen. Es würden wahrscheinlich, da die Pußer sich ver pflichtet hätten, die Stuckateure zu unterstüßen, die indifferenten Kollegen abgehalten werden, auf den Bauten weiter zu arbeiten. Die Bersammlung gab nun einstimmig der Lohnkommission ihre Bustimmung zu der von derselben vorgeschlagenen Streifregu Hirung. Es wurde beschloffen, von jest ab pro Woche 50 fg. Beitrag zum Unterstützungsfonds zu zahlen und daß nach Ab lauf der ersten Woche nach Eintritt der Arbeitseinstellung die ftreilenden Kollegen unterfiügt werden sollen. Für die ftreis fenden Tapesirer bewilligte die Versammlung 25 Vart aus dem Unterfügungsfonds. Nach einer sehr regen Disluffton über verschiedene interne Angelegenheiten schloß der Vorsitzende um 1½ Uhr Nachts die Versammlung.
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hr. Eine öffentliche Versammlung der Zapezirer tagte am Mittwoch in Bratwell's Sälen unter dem Vorfize des Herrn Sander. Der Kollege Grünwald aus Hamburg referitte über das Thema: Arbeitseinstellung und Fachverein". Derselbe schilderte die zur Beit im Zapezirergewerbe herrschenben schlechten Lohnverhältnisse und legte dann die Nothwen bigkeit bar, daß die Genoffen jedes Gewerbes, die Meister oder Prinzipale, die für Fabrilanten arbeiten, nicht weniger als die Gehilfen fich zu festen Organisationen zusammen schließen. Nicht aber vorübergehende nur zur Durchführung von Streits hergestellte Vereinigungen, sondern für die Dauer bestehende Fachoereine seien im Stande, eine Besserung der Lohn und Arbeitsverhältnisse herbeizuführen. Die nächste Aufgabe eines Fachvereins set die, den arbeitslosen Kollegen Arbeit zu schaffen durch Verkürzung der Arbeitszeit und burch Abschaffung der Ueberstunden und der Sonntagsarbeit. Sonntagsarbeit. Einen Normallohn zu fordern, set weniger nöthig, als eine Normalarbeitszeit festzusetzen und strenge inne zu halten. Ge hörten die 1000 in Berlin vorhandenen Tapezirer alle zum Fachverein, so würde der Fachverein bei einem Beitrage von 10 Bf. wöchentlich eine Jahreseinnahme von mehr als 4800 Mart und bet 50 Bf., die wohl auch Jeber geben tönnte, eine Jahreseinnahme von mehr als 24 000 Mart haben. Mit einer solchen Einnahme würde es ein Leichtes für den Fach verein sein, allen seinen Mitgliedern Löhne, die zu einer menschenwürdigen Eristenz ausreichen, zu erringen und zu fichern. Herr Sander theilte mit, daß in der ersten Woche des Streits der Lobntommission Unterstüßungsgelder im Betrage von 464 Mart zugegangen feien, bie Streilausgaben aber inklusive der Agitationstoften airfa 900 Mart betragen haben; er gab dem Referenten darin Recht, daß es für die Lohntommission eine peinliche Aufgabe sei, burch einen Appell an das Solidaritätsgefühl anderer Gewerk schaften die zur Unterstüßung ber Streitenden nöthigen Gelder zusammen zu bringen und daß es besser sein würde, wenn die Tapezirer Berlins so organifirt wären, daß fie mit eigenen Mitteln den Streit fiegreich durchführen fönnten. Herr Wild. berger vertheidigte dem Referenten gegenüber die Forderung eines Minimallohnes von 22,50 Mt. wöchentlich. Nach Schluß Der Dislusfion theilte Herr Staudinger die( 70) Firmen mit, welche der Lohnkommisfion auf ihre Anträge den definitiven Bescheid haben zugehen lassen, daß fie die gestellten Forde rungen bewilligen, ferner diejenigen Firmen, welche noch feinen Definitiven Bescheid gegeben und endlich mehrere Firmen, welche Die drei Forderungen zwar bewilligen, aber in Bezug auf die eine derselben, daß der Minimallohn 22 50 Mt. sein soll, sich Ausnahmen vorbehalten. Ein Kollege theilte mit, daß in der Werkstätte des Herrn Lichtenstein, froßdem derselbe Alles be willigt habe, bie Ueberstundenarbeit nach wie vor betrieben werde.
Kongreß der deutschen Maurer in Dresden . Der Rongreß war besucht von 73 Delegirten, welche 61 Städte ver treten. Aus Schleften hatten die Städte Breslau , vertreten durch zwei, und Görlig, Liegnis, Brieg und Netße je durch einen Delegirten den Kongreß beschidt. Der Kongres tagte vom 23. bis 25. März. Auf der Tagesordnung ftand: 1. Rechenschaftsbericht der Rontrol Rommission und 2. der Breß- Kommission. 3. Die Aufgabe der Kontrol und Breß tommiffion. 4. Regelung des Vergehens bei Arbeits- Ein ftellungen. 5. Drganisation der Wanderunterstüßung. 6. Agitation und Organisation. Hierzu eine große Anzahl Anträge und Unteranträge. Nach dem Rechenschaftsbericht der Kontrol Rommiffion betrug die Einnahme vorigen Jahres ca. 21 000 D., wovon ca. 19 000 M. für die Streits in Rathenow und Berlin verausgabt wurden und 2000 M. für Die Agitation. Der Kontrol Kommission wurde auf Antrag der Revisions Kommission Decharge ertheilt. Ueber den Rechen schaftsbericht der Breßtommiffion entspann sich eine heftige De batte und wurden die Angriffe besonders von den Hamburger Delegirten geführt. Im Allgemeinen wurde der Bericht, so wie die Thätigkeit der Berliner Preß fommission bemängelt, und fonnte die Decharge nicht ertheilt wer
Es wurde eine Revisions Rommission gewählt, die sofort nach dem Kongreß, die Revision vorzunehmen hat. Der dritte Puntt nahm einen ganzen Tag in Anspruch und wurde endlich beschlossen, die Kontrol von der Prektom misfion zu trennen. Es wurde beiden ein gesondertes Feld der Thätigkeit angewiesen. Die Kontrol Rommiffion wurde in Agitations Rommiffion umgetauft, und hat ihren Sit in Ham burg, die Breßlommission, die den Bauhandwerker verwaltet, hat ihren Sip in Berlin . Bu Punkt 4 find nach Mittheilun gen der Delegirten 19 Streits zumeist in größeren Städten in Aussicht. Wie überall, find es auch hier die Jnnungen, welche Aussicht. Wie überall, find es auch hier die Jnnungen, welche nach Kräften die berechtigten Forderungen der Gesellen zu vers hindern suchen, während mit den außerhalb der Innung stehenben Unternehmern in vielen Fällen eine Verständigung erzielt worden ist. Da die Verhältnisse in Schleften und Süddeutsch land am schlechtesten find, so sollen auch diese Distrikte in erster Linie berücksichtigt werden, und ist dies in die Hände der Agitationstommiffion gelegt worden. Ebenso die Bestimmun. gen zu Punkt 5 und 6 der Tagesordnung. Im Algemeinen war man der Anficht, eine rege Agitation zu entfalten, um die Bewegung nach allen Richtungen bin auszudebnen, ohne eine sogenannte" Sentralisation und Verbindungen mit den Fachvereinen anzubahnen. So ethigt die Gemüther im Anfang auf einander plasten, und so erregt auch die Verhandlungen begannen, so ging doch jeder Delegirte mit dem Bewußtsein nach seiner Heimath zurüd, etwas gutes und bestimmtes ge schaffen zu haben.
* Zentralfranken- und Sterbekasse der deutschen Wagenbauer( E. H. Nr. 8 Hamburg ). Sonntag, den 4. April, Vormittags 10 Uhr, in Renz' Salon, Naunynstraße 27, Mitglieder Versammlung. Tagesordnung: 1. Rechnungslegung vom I. Quartal. 2. Verschiedenes und Fragelasten.
* 8 ntraltranten- und Begräbnißtaffe der Buch binder( E..). Sonnabend, den 3. April, Abends 8 Uhr, und Sonntag, den 4. April, Vormittags 10 Uhr, in den Armin hallen, Kommandantenstraße 20, Haupt- Versammlung. Tagesordnung: Berathung der Anträge zur Generalversammlung. Quittungsbuch legitimirt. Quittungsbuch legitimirt. Die Bahlftellen befinden sich: 1) Am Oranienplatz bei Sperling, 2) Naunynstraße 60 bei Schneider, 3) Blumenstraße 29 bei Schneider; 4) Ede ber Rosenthaler und Weinmeisterstraße bei Schröder, 5) Holsmarkt ftraße 44a bei Wesenic und 6) Alte Jalobftraße 120 bel Kriwall.
* Fachverein sämmtlicher im Drechslergewerk be schäftigten Gewerksgenossen. Versammlung am Montag, den 5. April, Abends 8 Uhr, im Konzerthaus Sanssouci, Rottbuserstr. 4a( oberer Saal). 2.D.: 1. Geschäftliches. 2. Vortrag über die amerikanische Arbeiterbewegung im Jahre 1886 und was lehrt uns dieselbe". 3. Verschiedenes und Frage laften. Aufnahme neuer Mitglieder. Gäste willkommen.
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Louisenstädtischer Bezirksverein Borwärts". Mitt woch, den 7. April, Abends 8 Uhr, in Krieger's Salon, Wafferthorstr. 68, Versammlung. Tagesordnung: 1. Vortrag des Rechtsanwalts Herrn Dr. Reiche über: Gewerbliche Rechtsverhältniffe".. Rechtsverhältnifie". 2. Distuffton. 3. Verschiedenes und Fragelaften. Gäfte, burch Mitgleder eingeführt, find will. tommen; neue Mitglieder werden aufgenommen.
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* Große öffentliche Eisenbahnarbeiter- Versammlung Montag, den 5. April, Abends 9 Uhr, in Sanssouci , Kott bufferstr. 4a. Tagesordnung: Die Petition der Eisenbahn arbeiter an den preußischen Landtag. Referent Herr Georg Kördel. Abgeordnete find eingelaben.
* Allgemeine Kranten und Sterbetasse der Metallarbeiter( E.. 29, Filiale Berlin 8, Gesundbrunnen ). Ber fammlung Sonnabend, den 3. April, Abends 8% Uor, Badftraße 54-56( Weimann's Vollsgarten). Tagesordnung: 1. Raffenbericht. 2. Delegirtenwahl. 3. Verschiedenes.
* Verein der Berliner Bauanschläger. Sonntag, den 4. April, Vormittags 10 Uhr, Vereinsversammlung bei Preuß, Dranienftr. 51.
* Fachverein der Metallschleifer und verwandten Be rufsgenossen. Montag, den 5. April, Abends 8 Uhr, in Niefts Salon, Kommandantenstraße 71-72, Generalversammlung. Tagesordnung: Wahl des 1. Vorsitzenden der Fachkommiffion und des Vergnügungskomitees. Kaffenbericht. Verschiedenes. * Gesang Beretn Harmonia". Jeden Sonnabend, Abends 9 Uhr, im Restaurant Schuhmann, Alte Jatob ftraße 38.
* Verein der Taubenfreunde jeden Sonnabend, Abends 8% Uhr, im Restaurant Kleemann, Lauftgerstr. 41.
* Freie Bereinigung der Lederzurichter und Loh gerber Berlins . Sonntag, den 4. April, Vormittags 10 Uhr, in Seefeldi's Lokal, Grenadierfir. 33, Versammlung. Gäste find willkommen.p
* Studateure Berlins . Eine Delegirtenverfammlung findet am Sonntag, den 4. April, Vormittags 10 Uhr, in Nieft's Lotal statt. Sonntag, den 11. April, öffentliche Ber fammlung.
und Lehte Nachrichten.
Schöne Begriffe von Moral herrschen in den Reihen der Konservativen und Nationalliberalen. Trogdem die Wahlen des Herren 2oz( Kaffel) und des„ Kameraden" Beis( Meiningen ) von der Wahlprüfungskommiffion des Reichstags für ungiltig erklärt worden find, und der Reichstag felbst am Tage vorher an der Prüfung der Wahl des letteren der beiden Herren durch eine von den Anhängern beffelben be antragte Bertagung verhindert wurde, stimmten Herr Los und Der eble ,, Kamerad" gestern im Reichstag mit ab über die Ver längerung des Sozialistengesetes; daß dieselben bei dem Namensaufruf mit Ja antworteten, ist selbstverständlich. Dazu gehört die ganze moralische Unverfrorenheit", die fich jest in Den Reihen der Ronservativen und Nationalliberalen breit macht. Zu dieser Unverfrorenheit gefellt fich noch die national macht. Zu dieser Unverfrorenheit gefellt fich noch die national liberale Heuchelei. Tags zuvor bei Feststellung der Tagess ordnung für gestern es war der Vorschlag gemacht worden, Die Prüfung der Beis'schen Wahl vor der Schlußberathung über das Sosialistengeses au verhandeln rief der Fraktions. genoffe des Kameraden" Beiß, der Abg. Meyer( Sena) da zwischen, daß herr Beiß fich beim Sozialistengefes der Abzwischen, daß herr Beiß fich beim Sozialistengeses der Abftimmung enthalten würde. So wird Wort gehalten und so sieht die nationalliberale Moral aus!
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Herr Reichstagsabgeordneter und Ober bürgermeister von Fordenbed ift gestern zum zweitenmale durch Versäumung des Pferdebahnanschlusses von der Abstimmung über das Sozialistengeses abgehalten
worden.
Von den Sozialdemokraten fehlten bei der_na mentlichen Abstimmung über das Sozialistengefet die Abgg. Geiser und Biered. Beide waren Erfrantung in der Familie und dringender Geschäfte wegen in die Heimath gereift. Dieselben aber hatten fich abgepaart", wie im Reichstage der technische Ausbruck lautet. Der erftere mit dem nationalliberalen Herrn Frande, der andere mit dem flerifalen Freiherrn von Arethin, Die fich verpflichteten, gleichfalls in der betreffenden Sizung nicht anwesend zu sein.
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Da die serbische Regierung die Mittel zur Krieg führung von Wiener Banten erhalten hat, so betrachtet man in Wiener Finanzkreisen den Ministerwechsel in Serbien mit Besorgniffen. Bu ihrer Beruhigung wird nun bem: bbl." aus Belgrad gemeldet, daß der bevorstehende Personenwechsel im Finansminifterium feine Henderungen in den finanzpoli tischen Anschauungen der maßgebenden serbischen Kreise und fomit auch teinen Eystemwechfel in der Finanzverwaltung ber
beiführen werde. Daß dies offiziöse Versprechen dem Minifterium Ristics teine Verpflichtungen auflegt, bedarf wohl nicht beson Ders bemerkt zu werden.
Das Journal de St. Petersbourg" bemerkt, Admiral Rasnatoff babe fich nach Eyra und nicht nach Smyrna begeben, und beabsichtige, wieder nach der Sutabat zurückzu tehren; es feien somit alle an jene Fahrt geknüpften Kommen tare binfällig.
Die, wie es heißt, ablehnende Antwort des Fürsten Alexander auf die Mittheilung der Pforte vom 30. März ist überreicht worden. Der Fürst lehnt es also noch immer ab, nur auf fünf Jahr zum Gouverneur von Oftrumelien ernannt zu werden. Die Times" sagt in einer Besprechung der oftru melischen Frage, wenn die Einwilligung des Fürften Alexander zu der von den Mächten vorgeschlagenen Lösung nicht erlangt werden fönne, müßten diese fich bestreben, die Angelegenheit ohne seine Einwilligung zu ordnen, und es ihm überlassen, die Folgen zu tragen.
In den Gladstone ergebenen Kreisen bofft man noch bes flimmt auf einen Sieg seines irischen Projettes. Um lepteres zu Fall zu bringen, müßten entweder mindestens 85 Liberale fich an Chamberlain und Trevelyan anschließen, oder, wenn fich hierzu, wie bis jest verlautet, nur 50 Liberale entschließen tönnen, mindestens 60 fich der Abstimmung ents halten.
Vermischtes.
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Ueber den türzlich verstorbenen Literarhistoriker Heinrich Julian Schmidt , einen der unheilvollsten Kritiker, finden wir in der Tgl. Rundschau" folgende Krifit der von Julian Schmidt in die Mode gebrachten Kritik: ,, Sobald ihn ( Julian Schmidt ) nur eine flein wenig liebenswürdige Stimmung beschleicht, wird er lebendig, anziehend, belehrend, das Gemüth befriedigend; geht er feiner gewöhnlichen Natur nach, verbittert er sich und Andere. Das ist nicht schon Kritil, fich darauf zu befinnen, was an einer That, an einer schrift stellerischen Arbeit Schlechtes sei und dieses Schlechte dann allein hervorjulehren, sondern das Vermögen, fich unbefangen in den Gegenstand zu versenken, verleiht die Befähigung zum Ertennen des Ganzen. Als er zusammen mit Gustav Freytag Ende der vierziger Jahre die Grenzboten" übernahm, trat anfänglich seine Schroffbeit noch weniger hervor; er begann mit seinem Besten, Das er hatte: geiftvolle Einfälle über unsere großen Dichter und aus diesen furzen, ziemlich zusammenhanglosen Efigs feste fich späterhin seine Geschichte der deutschen Natioals Literatur im 19. Jahrhundert" zusammen. Mit vel Selbstvertrauen von früher Jugend an ausgestattet, fühlte fich Julian Schmidt bald genug als eine tritische Kraft, der fein Anderer zuvorkommen fönnte. Sein Muth in der Bekämpfung Aller, die geiftig in die Höhe firebten und Einfluß auf Biele gewannen, fteigerte fich zum Hochmuth, und dieser schwere Zadel darf einem Manne nicht erspart bleiben, der fich syste matisch darauf verlegt hatte, einen Guglom zu ruis niren. Was dieser Ritter vom Geist geschaffen hat, es überragt thurmboch alle Leistungen Schmidt's, und hierfür hatte nur er selbst kein Verständnis, einfach weil ihm der freie Blid in das Leben fehlte. Nun, für seinen Guglow Frevel ist er hart, sehr hart bestraft worden; Ferdinand Lassalle belundeie durch seine Bolemit gegen Julian Schmidt nicht blos, daß er wie dieser ein genauer Renner unserer Literatur war, sondern daß auch eine viel mächtigere fritische Gewalt in ihm fteďte, als in seinem Gegner. Und selbst an Derbheit überholte der Sosialist den Literarhistoriker weit. Schmidt hatte Guttom vernichten wollen und dabei den Dichter tödlich getränkt Laffalle brachte Schmidt förmlich um. Daß er ihn zu grausam behandelt hatte, weil er ihm lles absprach: Kenntnisse, Urtheil, ftyliftische Kunst, kam Schmidt vorzüglich zu Statten, denn Laffalle's Schrift gegen ihn wurde awar sehr beachtet, sogar bewundert, aber doch als Tendens, fogar als Schmähschrift angesehen. Immerhin hatten Laffalle's Keulenschläge den Kris tiler so empfindlich mitgenommen, daß er längere Beit nicht zum arbeiten fam; erst ganz allmälig erholte er sich von dem Schred, der ihm aber im Ganzen recht heilsam werden sollte.Nur einen ganz Kleinen Umgangskreis hatte Schmidt in Leipzig gewonnen; es schien ihm, als bedürfte er Anderer nicht, und wie verhängnißvoll wurde für ihn diese Abgeschlossenheit! Bu seinem Glück trat die Aufforderung an ihn heran, in Berlin eine von der altliberalen Partei zu gründende Beitung als Leiter zu redigiren. Es batte auf seinem Namen ein Sauber gelegen, der die liberale Mittelpartei zu der Vorstellung bracht, die Berliner Allgemeine Beitung" würde unter Julian Schmidt rasch in die Höhe kommen, auch der Partei ein größeres Ansehen bei mehr Einfluß gewinnen müssen. Allein die Zeitung ging nach zwei Jahren wieder ein, nachdem fie in leiner einzigen Nummer mit irgend welcher beachtenswerthen Leistung hervorge treten war. Schmidt zog sich nun in das literarische Still leben zurüd; burch die Gnade des Königs war ihm ein Staate gehalt von 200 Thalern auf Lebenszeit gefichert. Er hat jest, erft feit wenig Jahren verheirathet, forgenlos forschen und schreiben können; da ihm Berlin ungemein behagte, so ließ er fich hier dauernd nieder. Er ist in regem Verkehr auch mit feinen politischen Parteifreunden geblieben; indeffen erfor er fich for an nur noch das literarische Gebiet zu seinem Tummel play. Um fich dem Publikum durch eine große Arbeit in Erinnerung zu bringen seine literarhistorischen Handbücher waren durch jüngere Gelehrte zurüdgedrängt worden um auch mit einem wissenschaftlich vollwichtigen Werte sein Leben abzuschließen, machte er fich an die schon erwähnte Arbeit, deren Bollendung der Tod leider verhindert hat." bliusd
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Kleine Mittheilungen.
Kaffel, 31. März.( Cynamit- Explofton.) In der Dynas mitfabrik zu Förde bei Dlpe hat sich gestern durch Explodiren von Sprengmaterial ein gräßliches Unglück ereignet, indem fünf Arbeiter getödtet wurden. Denselben explodirten die zu bereiteten Sprengstoffe unter den Händen. Die Unglüdlichen hinterlaffen zahlreiche Familie. Der entfegliche Borfall erregt bter um so mebr allgemeine Aufregung, als erft vor wenigen Wochen in derselben Fabrit auf dieselbe Weise drei Arbeiter getödtet wurden.
Paris , 27. März. Photographische Aufnahme des Innern bes verschütteten Steinbruchs von Chancelabe bei Berigneur haben das Vorhandensein eines Leichnams in figender Lage ergeben, in beffen Nähe fich einzelne nadte Theile eines anderen Körpers befinden. Man will daraus schließen, daß die unglücklichen Berschütteten, um ihr Leben zu verlängern, Einen aus ihrer Mitte tödteten und aufzehrten. Diese Vermuthung wird durch den Umstand unterstüßt, daß man noch lange nach dem Erbsturze Rauch aus den Felsklüften über dem Stein bruch aufsteigen fab.
Brüffel, 1. April .( Berunglückte Arbeiter.) Nach einer Londoner Depesche der Indep. Belge" vom 31. März hat inmitten der Arbeiten des Ranals von Panama eine Bulver Explofton stattgefunden, wodurch 10 Personen getödtet und 40 verwundet worden find.
Briefkasten der Redaktion.
Zwet Wettende. Das Zifferblatt der Thurmuhr des Berliner Rathhauses hat einen Durchmesser von 13 Fuß. 6. W. 86. Die gewünschte Adresse ist: Potsdamer ftraße 33 in Charlottenburg .
E. L. 1) Das Sozialistengeset ist in seiner seitherigen Faffung, also unverändert auf zwei Jahre verlängert worden. 2) Derartige Statuten brauchen Sie der Betörde nicht zur Genehmigung, sondern nur zur Kenntnißnahme einzureichen.