Beilage zum Berliner Bolksblatt.81.Dienstag, de««. April 1886,III.vonUarlameutsberichte.Deutscher Retchttaa«82. Eitzunft vom S. April, 1 Uhr.Am Tische dei Bundeirathei von Boetticher,E ch e l l i n g und Kommisiarien.Zar driiten Beratbung steht der Gesetz-Entwurf, detr. dieErgänzung dei§ 809 der Zivilprozeßordnung, welche denZweck hat, dm Arrest auf Guthaben ausländischer Schuldnerzu erleichtem.Abg. Dr. Meyer(Halle): Meinen in zweiter Lesung5 gestellten Antrag, die dritte zu vertaam, bezeichnete der Staats«ekretär v Schelling als gegen die Geschäftsordnung undogar die Verfassung verstoßend. Ich will die Frage, od diedilatorische Behandlung einer Regierungsvorlage überhauptunzuläsfig sei, heute nicht erörtem und wiederhole noch einmal,daß bei dieser mehr auf dem Spiele steht, als ihr unschein«barer Inhalt ahnen läßt. Ich halte eS für meine Pflicht, solaut als möglich vor den Gefahren zu warnen, die mit ihrerAnnahme vir Kunden sind. Wenn wirklich die Zivilprozeßord-nung an dieser Stelle mtweder eine Lücke oder einenWiderspruch aufwiese, so wäre das ein schwerer Vorwurfgegen ihre Ve-faffer, denn Lücke oder Widerspruch befände fichnicht auf einem abgelegenen Seitenpfade, sondem auf einemvon der Praxis täglich und stündlich viel betretenen Wege,Wären die Veriaffer fich der Mängel ihrer Arbeit an dieserStelle nicht bewußt geworden, so würde da? darauf deuten,daß das ganze Werk leichtfinnig aufgebaut sei. DaS ist eSnotorisch nicht, vielmehr ist eS ein mit großer Sorgfalt undgerade an dieser Stelle mit hervorragmder Feinheit gearbeitetesGrseh, indem eine Anzahl verschiedm liegender Fälle ohne jedekasuistische Unterscheidung mit einem Schlage richtig entschiedmund dem Richter gestattet wird, je nach der Verschiedenheit derFälle eine verschiedme Entscheidung zu treffen. Der Vorschlagder Kommission widerstrebt mir an sich nicht, sondem daß manan dem G.-scy ohne Nothwendigkeit rüttelt. Ist es denn kon«scrvatio, sofort leichtm Herzen« nach der Klinke der Gesetz»gebung zu greifen, auch wenn man auf dem Wege der Jnter-pretatton durch die Praxi« einen anaeblich fühlbar gewordmenUebelstand zu beseitigen hoffen darf? Die Zeit ist nahe, wowir uns um die Justtzgesetze von 1876 wie um ein Palladiumwerden schaaren müffen, daher wir uns vor dem ersten Ein-gr ff in ih�en lebendigen Organismus zu hüten habm, dembald andere folgen würden, die da« Werk, da» dem Reich dieWohlrhat der Rechtseinheit in hohem Maße verschafft hat, inTrümmer legen wü den. Schon ist an dm BundeSrathein Entwurf gelangt, der eines der Palladien liberalerRechtsanschauung in seiner Grundlage angreift und die Oeffent-lichkeit des Gerichtsverfahrens in einer Weise zu beeinträchtigenversucht, die von ihrer Aufhebung wmigstens in allen solchenFragen, wo die Oeffentlichkeft deS Gerichtsverfahrens geradeihren Werth entwickeln soll, wenig verschieden ist.Kommiffar Geh. Justizrath HagenS: Gcgengründe zurSache hat der Vorredner nicht angeführt. Die politischen Gc«fichtspunkte, die er erörtert hat, laffe ich dahingestellt. Dieverbündeten Regierungm haben diese Vorlage erst nach reif»licher Erwägung gemacht. Wenn wirtlich, wie der Vorrednermeinte, die Kommentatoren darüber einig wärm, daß dieZivilprozeßordnung gerade an dieser Stelle gut gearbeitet sei,dann wäre diese Vorlage in der That überflüsfig. Da« Gegen.theil ist der Fall. In der Literatur wie in der Praxis finddie verschiedenartigsten Versuche gemacht worden, diese Be-stimmung im Sinne dieser Vorlage zu interpretiren, aber dieseVersuche haben kein Glück gehabt. Es würde also gar keinenZweck haben, wft dieser Vorlage ein oder zwei Jahre zuwarten. Gegenüber der Nothlage im Handelsverkehr bleibtnichts anderes übrig, als die Zivilprozeßordnung zu andem.Abg. v. C u n y: Auch ich erkenne in dem Zustande«kommen der Justizgesetze eine der wohlthätiasten Leistungmunseres Parlamentarismus und möchte nicht ohne Roth daranrütteln. Hier liegt aber ein Ausnahmefall vor, der sich seit7 Jahren herausgestellt hat. ES befinden fich jetzt diejeniamhanseatischen Kaufleute, welche wegen ihrer Forderung an über«seetsche Schuldner einen Arrest anlegen wollen auf da« Gut«haben, welches diese in Hamburg oder sonst in Deutschlandhaben, in der vollen Unmöglichkeit, diesen Arrest anlegenund vollziehen zu können. Es bleibt nichts übrig, alsdiesem Uebclstande auf dem Wege einer Novelle abzu-helfen.Ieuilleton.Ilurti» klein wenig mehr Gerechtigkeit.Von Elise Grimpe.(Fortsetzung auS Nr. 78.)Des Mittag« gönnte sich der durchnäßte Man« kein war«tne« Effen. Er holte sich etwas Wurst vom Fleischer und«ahm für zehn Centimes Brot. So, nun konnte er feinerFrau doch ein Beefsteak zum Abendbrot heimbringen. Da«kalte Mittagefie» erzeugte bei dem feuchtm kalten Wettereine große Unbehaglichkeit in dem nicht sehr widerstand«.fähige« Körper de« Kondukteur» und er fing ernstlich an,mit seiner sozialen Stellung zu Hader».„Es ist ei« Hunde-leben,' fluchte er in fich hinein.„Und wenn in der Weltnur ein klein wenig Gerechtigkeit herrschte, müßte ich alsehrlicher Kerl doch rechtschaffen meine Familie ernähre«könne». Aber dies ist kein Ernähren mehr, das ist ein ttau«»ige« Vegetirm—"Früh wurde e« dunkel, nachlässiger die Kontrol« undschwerer seine Geldtasche.---- Und wen« ich jetzt5V�"faßte und mir einen Frank aneignete— wem ge«schahe dadurch ein Schade»?— Die Aktionäre der Gesell«schaft solle» doch sehr reich sei», ihr Reinertrag— so sagtsich auf Millionen. Sie würde« dm einenFrank sicherlich nicht vermiffm, ich aber könnte meiner Fraueine gute Flasche Wein dafür kaufm. Und Stephaniewürde sich bald erholm, die Rosm würdm wieder auf«hren Waagm blühe» und ihre schöne« braunm Augen«'cht mehr so schwermüthig dreinschaue«---- Waswog sie überhaupt jetzt machm? Habe« ihr die Nach«dannnm das Licht angezündet und regelmäßig das Feuerim Kamin unterhalten? Seine kleinm Teufelchen werdmdoch kem Unheil angerichtet habe»? Sie sind so wild undvorwitzig.——— Eine» Augenblick tauchteBor de» Augen de« bangende» Mannes einebrennende Säule auf. Sei» Herz zuckte, er glaubteNachdem auch der Abg. Klemm fich in gleichem Stnneausgesprochen, wird dai Gesetz unverändert nach den Be-schlüffen zweiter Lesung angenommen.Es folgt die erste und event. zweite Berathung deSHandel», und SchifffahrtSvertrage« zwischendem Deutschen Reich und dem Sultan von SansibarAbg. Barth: Dieser Handelsvertrag enthält von demgemäßigt fteihändlerischen Geist, wie er auch in der Kongoaklezum Ausdrucke gelangt ist, soviel, daß er für unS doppelt an«nehmbar ist. Besonders befriedigt eS unS, daß der Sultanvertragsmäßig dahin gebracht ist, kein Monopol irgend welcherArt in Sar.fibar einzuführen. Dafür sagen wir der Reich««regierung ur seien Tank.(Zustimmung links.)Kommiffar Geh. Rath Krauel: Wir haben den Dankde« Abg. Barth doch nicht ganz verdient. Dieser Vertrag istim Wesentlichen eine Wiederholung deS hanseatischen Ver«trageS. Der Sultan würde als Kaufmann ein diretter Kon«kurrent der autländiichen Firmen sein, und deshalb wäree« gefährlich, ihm die Einführung von Monopolen zuzuge«stehen.Abg. Barth: In dem hanseatischen Vertrage ist daS Mo«nopol dei Handels mit Kopal und Elfenbein auSgeschloffen.ES ist«in Fortschritt dieses Vertrages, auch diese Monopolebeseitigt zu haben. Der Herr Vertreter der Regierungen wirdalso wohl oder Übel unseren Dank annehmen müffen.Geheimrath Krauel: Ich bedauere sehr. Allerdingswaren jene Monopole rescrvirt geblieben, ste haben aber faktischzu«xistirm aufgehört, indem dem Sultan zur Ablösung dieserMonopol« die Erhebung gewisser Abgaben zugestanden war.Dieser Zustnnd ist jetzt beseitigt.Abg. Barth: Der bereits bestehende Zustand hatjetzt seine rechtliche Sanktion erhalten: darin liegt der Fort«schritt.Abg. v. Helldorff: Sie haben wohl nur dokumen«tiren wollm, daß die Einführung von Monopolen in einemStaate dem Auslände außerordentlich unbequem fein kann.Der Vertrag wird in erster und zugleich zweiter Berathunggenehmigt.Die R e ch n u n g der OberrechnungSkammer für 1883/84bezüglich der ReichSoerwaltung wird der RechnungSkommisfionüberwiesen.DaS Haus geht über zur zweiten Berathung deS A n-trageS v. JazdzewSki, detr. die Abänderung der§§ 186und 187 deS GerichtSverfassungSgesetz e« vom27. Januar 1877. Derselbe wollte in den ehemali pol«Nischen LandeStheilen dat Polnische alS Gerichtssprache nebendem Deutschen gleichberechtigt zulassen und in den Fällen,wo mit Leuten polnischer Zunge verhandelt wird,die Abfaffung eincS Protokolls in polnischer Sprache8«statten. Die Kommtsston hat fich darauf beschränkt, dieuziehung eines Dolmetscher«, sowie die Aufnahme von An«trägen, Erklärungen und Aussagen in fremder Sprachein daS Protokoll oder eine Anlage in gewissen Fällen vorzu«schreiben.Der Abg. Klemm beantragt, nur zeugeneidlicheAussagen in das Protokoll aufzunehmen.Abg. Herrmann: Ich würde für den Antrag derPolen stimmen, wenn ich nach den Verhandlungen der Kom«misston die Ueberzeugung hätte gewinnen können, daß es ihnmwirklich lediglich um die Beseitigung von U-belständen zu thunwäre und daß ihr Antrag diesen Zweck eneichte. Die PolenKAK» aaar atherle, deren Einverlerdung in ein wiedererstandene« Polenreichsie wünschen. Ich wundere mich, daß man im vorigen Jahrein der Kommission dieser Tendenz nicht gegenüber getretenist. Damals, in der Aera der Schutzzölle, galten eben dieHerren nicht als Reichsfeinde, sondern als Bundes-genoffen, und man glaubte deshalb etwas von diesen unbe-rechttgten Eigenthümlichkeiten mit in den Kauf nehmen zumüffen. Die Polen bezwecken einfach, daß die preußische Re«gierung gezwungen werde, ausschließlich polnische Richter undUnterbeamte in jenen LandeStheilen anzustellen.Präfident v. Wedell-PieSdorf: Ich mache denHerrn Redner darauf aufmerksam, daß, nachdem Art. l deSAntrages von der Kommisfion abgelehnt ist, nur noch Art. IIzur Debatte steht.Abg. H e r r m a n n: Auf der Tagesordnung steht auS-drücklich„Antrag deS Abg. v. JazdzewSlt".herzzerreißende Schreie zu vernehmen. Zwei Passagiereließe« halte», um auszusteige» u»d risse» de» Kondukteurau« seiner schrecklichen Phantasie. Nach wenige» Minute«stiegen wieder Andere ein.--- Und noch immer kein«Kovtrole.---.Ich wäre ein Narr", raunte er seinemwiderspävstige« Gewisse» zu,„wenn ich diese Gelegenheitvorbeigehen ließe." Und wieder tauchte vor dem Auge de«mit sich Kämpfende» da» blasse, feine Geficht seiner Frauauf. Mit denselben Augen schaute sie jetzt in seine Seele,grab' so wie neulich, als sie im Journal gelesen hatte, wieein Kondukteur, von Roth getrieben, Gelder unterschlagea,und mit Schimpf und Schande ins Tefängniß wandernmußte.»Lieber Hunger ertrage» als Schimpf und Schande,Raoul, ist das nicht auch Deine Meinung?" hatte sie ihnnach kurzer Pause gefragt, und dabei hatten ihre große»Auge» versucht, in dem Innerste» seiner Seele zu lese».„Denk' nicht an so etwas, Stephanie I" hatte er ruhiggeantwortet und ihr voll in da» Antlitz geschaut, welche«um eine Nllavze blässer geworden war, de»« seine Frauwar sehr gefühlvoll und fremdes Leid und Weh ging ihremHerzen immer sehr nahe. Sein Arm hob sich mechanisch,«och war ja Alle» wieder gut zu machen— da— wieaus den Wolken herabgefallen, steht vor ihm der Kontroleur.Der Kondukteur fuhr fich nach dem Kopf— ihmschwindelte. Er hatte einige Passagiere wirklich nichtmarkirt und doch stimmte Alle«— der Kontroleursprang ab.Jetzt war die Unterschlagung fertig.— Sei» Herzklopfte zum Zerspringen.„Wenn«ur ei« kleinwenig Gerechtigkeit in der Welt herrschte, dürfte ich nichtzum Dieb werden," murmelte er finster in sich hinein. Erballte die Faust und schlug zornig an seine Geldtasche, daßdie Kupfermünzen lustig klirrte».„Bah! Die Herren wollen es ja nicht anders haben,"suchte er sich selbst zu beruhige«.„Wollte'mal sehen, wa«die Herren mit fünf Frank und fünfzig ZentimeS anfange»wollte»? und noch obendrein eine Familie von fünf Per«sone« damit ernähre». Hungern oder Stehlen l ei» dritte«giebt e« nicht--- Hm, einen Frank! es ist nichtPräfident v. Wedell-PieSdorff: Aber dabeistehe„auf Grund deS Berichts der Kommisston".Abg. Herrmann: Ich muß auch den Versuch der Kom«misfion, etwaS Annehmbare« zu Stande zu bringen, für miß«glückt halten. Der größte TheU der in den polnischen Landes«theilen fungirenden Dolmetscher mag wohl eine Verständigungzwischen Richter und Parteien vermitteln, aber fie find durch«auS nicht Alle im Stande, ein schriftliches Protokoll aufzu-nehmen. Woher sollen nun aber gut qualifiztrte Dolmetschergenommen werden? Die Herren sagen, nach dem Naturrechtemüsse Jeder in seiner Sprache Recht finden. Da» bestreiteich entschieden. Naturrecht ist nur, daß Jeder über«Haupt Recht finde. Zu welchen Konsequenzen würde eSführen, wenn jeder Ausländer im Deutschen Reiche verlangte.daß die Verhandlungen in seiner Sprache geführt werden?(Oho I bei den Polen.) Weiter sagen Sie, Derjenige, demRecht gesprochen werde, müsse auch die Ueberzeugung haben,daß ihm Gerechtigkeit widerfahren sei. Da« werdm wir inder Welt niemals erreichen. Ich bitte Sie, auch den Antragder Kommisfion abzulehnen.Abg. v. JazdzewSki: Für den Vorschlag der Kom«misfion, die meinen und meiner StammeSgenoffen Antrag ab«gelehnt hat, kann ich mich natürlich nicht begeistern, aber wenner auch aus außerordentlich schmaler Grundlage aufgebaut itt,so wird er doch auf die Rechtspflege wohllhätig einwirken unde« muß mit der größten Befriedigung hier konstattrt werden,daß diese« Resultat trotz einer für daS Polenthum sehr un»günstigen Konjunktur in einer Zeit erreicht worden ist, inder gegm unsere Nationalität eine Art Anfeindung impreußischen Staat inaugurirt wordm ist. die auf alle Verhält-niffe sehr betrübend einwirken mußte. Gleichwohl konnten wirun« in der Kommission in der ruhigsten und sachlichsten Weiseverständigen und ich und meine StammeSgenoffen nahmen,wie ich hier vor dem Hause und dem Lande offen erkläre,gerade auS dieser Kommisfion die Ueberzeugung mit, daß, wennman die Dinge sachlich behandelt, wie wir e« gethan, man aufein Entgegenkommen im Deutschen Reiche zu rechnen hat. Ander Forderung unsere« Art. 1, daß die polnische Sprache beigerichtlichen Verhandlungen der deutschen gleichgestellt werdensoll, hallen wir an stch noch heute fest, wenn wir ste auch alsruhig denkende politische Männer nach der Ablehnung in derKommisfion nicht wieder erhoben haben in einer Zeit der po«ltttschen Leidenschaften, wo die Regierung in der Weise, wieeS geschieht, gegen daS Polenthum austritt. Aber auch dieaermge un« gemachte Konzesfion wird in dieser Zeit der polt-tischen Leidenschaften einen außerordentlich günstigen Eindruckauf die polnische und jede andere nichtdeutsche Nationalitätmachen. Herr Herrmann kennt meine Hetmath nicht, sonstwürde er nicht so sprechen, und wenn er un» sagt» dai Natur-recht verlange nicht, daß man in der Muttersprache vernommen«erde, so finde ich da« sonderbar und gerade von einem Frei«finnigen unverständlich. Er hat wohl auch nicht imNamen seiner Fraktion gesprochm, sondern von seinemdesonderen Standpunkt au«, ver ihm allerdings nicht zugroßer Ehre gereichen kann. Ich kann also das Haus zurZeit nur bitten, den Antrag der Kommisfion anzunehmen.Der Antrag der Herren Klemm und Hartmann ist sehr wohl»gemeint; er soll wohl die Majorität für die Beschlüsse der Kom»misston vergrößern und auf die Regierungen einen gewissenEindruck machen, aber von dem Standpunkt der Rechtspflegeau» ist er nicht lehr günstig undglücklich gewählt. Im Großenund Ganzen find wir mit dem Richterstand in meiner Heimathzuftieden, wir haben ganz ausgezeichnet sachliche Leute, die injeder Richtung dem Partetstandpunkt fern stehen, welchen diepolnische Bevölkerung überhaupt bekämpft. Aber neben denden ruhig denkenden Richtern giebt e« auch Richter, die vongewissen polittschen Velleitäten nicht frei sind und der polnischenBevölkerung in gewisser Hinstcht auch feindlich gegenüber.stehen. Solchen Leuten gegenüber muß da« Gesetz ein Kom.pelle enthalten, da« seine Anwendung von ihrem Beliebenunabhängig macht und die gleichmäßige Anwendung sichert.Geheimer Rath Meyer: Die verbündeten Regierungenhaben zu dem Antiage Stellung zu nehmen bisher keine Ver»anlaffung genommen. Meiner Meinung nach bestehen gegendie praktische Begründung und Ausführbarkeit desselben gewichfigeBedenken. Ich kann nicht zugeben, daß ein Bedürfniß solcherGesetzesbestimmungen obwaltet. Außerdem greift der Antragdai Prinzip der Mündlichkeit de« Verfahrens an. Bei dereinmal der Rede werth und nicht nöthig, sich so aufzuregen."Er fuhr sich mit dem bunten Taschentuch über die feuchteStirn. Von Kälte spürte er nicht« mehr, sei» Körper glühtewie im Fieber.—„Lächerlich, et kommt nicht« heraus,—kann nicht« herauskomme«,— geh Stephanie." Bei diese«verstört geflüsterte» Worten machte er eine abwehrendeBewegung. Stephanie wollte dennoch nicht von seiner Seiteweichen....Der rege Verkehr, da« Auf- und Absteigen der Fahr»gaste brachten endlich den verstörte» Man« zu sich; er hättesich am Ende gar selbst denunzirt.Die nimmer endende Dienstzeit war endlich um under machte sei« Konto. Er hatte wirklich einen Frank undfünf Zentime» zu wenig abgeliefert. Aber da« unrechte Geldbrannte in seinem Portemonnaie, und in der ersten Wein«Handlung kaufte er dafür eine Flasche Wein. Und wenn jetztStephanie fragt, mit was er solche Extraausgabe« bestreite»?Wen» sie ihn dabei mit ihre» klaren Blicken anschaute?Wird er die Kraft haben, offen ihrem Blicke zu be«gegnen?Je näher er seinem Hause kam, desto langsamer wurdesei« Gang. Schon wollte er die Flasche auf dem Stein-Pflaster zertrümmern, und so mit einem Schlage jeder weiterenVersuchung vorbeugen: aber er konnte e« nicht über sichbringe», den» die Flasche enthielt momentan gleichsam Ar«zenei für seine erschöpfte Frau. Jetzt stand er vor derThür de« Hause«. Mit der größten seelische« Anstrengungdrängte er alle peinigenden Selbstvorrürfe zurück, undeilte mit seinem schnellen, festen Schritt die Treppe»hinauf, damit Stephanie keine Aengstlichkeit an ihm be«merke._,Da lag sie, noch bleicher, wie er sie heute Morgenverlassen und streckte ihm wehmütbig die Hand entgegen.Zu ihren Füßen schlummerten die kleinen Mädchen.„Arme« Weib, die Zeit ist Dir wohl sehr lang gewor«den?" Sie schüttelte verneinend de» Kopf, weil sie fürch-tete, in der Stimme ihre innere Bewegung zu verrathen.Und warum sollte fie ihrem geliebte» Raoul das Herz mitihrer Traurigkeit schwer machen?— Er konnte ja doch