Nach einer kurzen Debatte zwischen den Abgg. Jung green und Hartmann( foni.) wird der§ 1 gegen die Stimmen der Sozialdemokraten, Bolen und des Antragstellers abgelehnt; der Abg. Jung green verzichtet hiernach auf die weitere Berathung feines Antrages.

Es folgt die Beratbung von Betitionen.

Eine große Anzahl von Mitgliedern von Eisenbahn­Krantenlaffen bittet darum, daß bei Krankheiten, welche sechs Tage und länger dauern, für die erften drei Tage und für die Sonntage das Krantengelo gezahlt wird. Nach der Vorschrift des Geseges beginnt die Zahlung des Krankengeldes erst mit bem vierten Tage.

Auf den Antrag der Kommission werden diese Petitionen bem Reichskanzler zur Erwägung überwiesen.

Hierauf wird ein Vertagungsantrag angenommen.

Schluß 4 Uhr. Nächste Sigung Freitag 12 Uhr ( zweite Berathung des Gesezentwuris, betreffend die Unzu Liffigleit der Pfändung von Eisenbahnbetriebsmitteln; dritte Berathung der Unfall und Krantenversicherung für land- und forstwirthschaftliche Arbeiter; erfte und event. zweite Beratbung des Gefeßentwurfs, betreffend den Anspruch des Statthalters von Elsaß Lothringen   auf Penfion und Wartegelo; Wahl­prüfungen.)

Abgeordnetenhaus.

59. Sigung vom 8. April, 11 Uhr.

Am Ministertische: von Boetticher und Rom­miffarien.

Eingegangen ist eine Interpellation der Abgg. v. Minnigerode und Graf Kanis, betr. Maßregeln gegen ben Preißniedergang der landwirthschaftlichen Erzeugnisse und Herbeiführung einer weiteren Steuererleichterung der Kommu nen und fommunalen Verbände.

Bei der dritten Berathung des Gefeßentwurfs, betr. Die Errichtung und Unterhaltung von Fortbildungsschulen in den Provinzen Westpreußen   und Posen, findet eine Generaldis Tuffton nicht statt.

In der Spezialdiskusston bemerkt zu§ 1:

Abg. v. augwis, es wäre nach den Aenßerungen des Bertreters der Regierung in der Kommission in Aussicht ge nommen, von denjenigen Städten, welche bis jetzt aus eigenen Mitteln Fortbildungsschulen unterhalten haben, den freiwilli gen Beitrag weiter zu fordern. Er erblide darin namentlich im nblick darauf, daß jest leicht von den Schulen mehr ge fordert werden könne, für die fleinen und weniger leistungs­fähigen Kommunen ein privilegium odiosum und daber eine Gefahr für die Sache, auf die er die Aufmerksam des Ministers zu lenten wünsche.

Unter- Staatssekretär Dr. v. Moeller erwidert, daß eine derartige Gefahr nach dem Wortlaut des Gesetzes nicht bes stehen tönne. Vielmehr werde die Gewerbeverwaltung fich für berechtigt erachten, in jedem einzelnen Falle zu prüfen, ob eine Kommune in der Lage sei, einen Beitrag zur Unterhaltung der Fortbildungsschulen fortzuzahlen, oder ob es fich empfehle, die Kosten ganz auf den Staat zu über nehmen.

§ 1 wird hierauf angenommen.

§2 handelt von der Verpflichtung zum Besuche von Fort bildungsschulen an Orten, wo dieselbe nicht durch Ortsstatut begründet ist; an Sonntagen sollen die Stunden des Haupt­go tesdienstes vom Unterricht frei bleiben.

Abg. Fihr. v. Sammerstein beantragt, unterstützt von Mitgliedern der tonservativen Bartet und des Bentrums, au beschließen, daß der Unterricht überhaupt an Sonntagen nicht erzwungen werden dürfe. Laffe man für Sonntage die Mög lichkeit eines Bwanges bestehen, so schaffe man ein neues religiöses Agitationemittel, einen neuen Bwiespalt unter den Konfeffionen. Wie strenge seien die Juden in ihrer Eabbath. heiligung, da dürfe in Gymnaften ein Jude nicht gezwungen werden zu schreiben. Und hier wolle man Sonntags ben Arbeiterawang einführen.( Hört! rechts.) Das Rechnen, Beichnen und Deutsch  - Lernen gehöre doch nicht zum religiösen Ausbau des fittlichen Menschen. Er warne dringend vor jedem Bwange, der nur geeignet set, die Widerseßlichkeit und Net gung zur Disziplinloftgleit der heranwachsenden Jugend zu fteigern.

Unterstaatssekretär Dr. v. Möller ist gerade der An ficht, daß durch Annahme des Antrages der wirksamen Hand habung des Gesezes jeder Grund und Boden entzogen werde. Es tönne dies vielleicht in Frage fommen, wenn es sich um die ganze Monarchie handle( hört! rechts und im Bentrum); hier ständen aber nur zwei Provinzen in Frage. Beseitige man die Möglichkeit, den Besuch zu erzwingen, jo nehme man dem Gesetz seine eigentliche Tendenz, dem Polonismus ent gegentreten zu können.

Abg. v. Rau baupt ist nach reiflicher Ueberlegung zum gegentheiligen Entschluffe gelommen. Seiner Meinung nach liege in der inneren Ausbildung ein Theil der Er füllung des dritten Gebotes. Der innere fittlichende Werth Der Schule bewege thn, dem Staate das Recht zu geben, an Sonntag Nachmittagen den Unterricht anzuordnen. ( Beifall.)

Abg. Windthorst steht im Gegentheil die größte Gee fahr darin, wenn man die Sonntagsheiligung beschränke. Dies felbe set voll und schön zum Ausdrud gebracht in einem pro testantischen Kirchenliebe wo es beiße: Du sollst von Arbeit fteben ab, damit Gott Arbeit in dir hab'!" Der Sonntag ge höre allein Gott und dem Gottesdienst, damit die Arbeit an anderen Tagen gedeihe. Je mehr man von der Religion ab tomme, befto näher fomme man den sozialistischen   Lehren und führe denselben die Jugend entgegen. Auch die durch den Swang des Staates zum Ausdrud gelangende Staatsomni potens fteuere in derselben Richtung zum sozialistischen   Staat. Um eine puritanische Sonntagsheiligung handle es fich nicht, sondern darum, gerade die ärmeren Leute ihrem Familienleben zu erhalten; thue man dies nicht, so schaffe man mürrische, unzus friedene Leute. Bu diesem Ende beantrage er, im Antrage Hammerstein hinter Sonntagen noch zu sagen und Fefttagen". Er bitte die Regierung, von ihren materialistischen Anschauun gen abzulaffen und die konservative Partei getreu ihren alten Brinzipien dem Kollegen v. Hammerstein, aber nicht dem Kollegen von Rauchhaupt zu folgen.( Beifall im Zentrum.)

Staatsminister v. Boetticher: Die Anschauung des Abg. Windthorft ist im Grunde gana dieselbe, wie die der Regierung, fte hält die Heiligung des Sabbaths für geboten und die religiöse Erziehung für die sicherste Grundlage eines gedeiblichen Staatslebens. Aber der Vorwurf ist ungerecht fertigt, daß die Regierung bewußt materialistisch fozialistische Biele verfolge, ungerechtfertigt namentlich in einem Augenblicke, wo die Staatsregierung und besonders die Kultusverwaltung bestrebt ist, dem Willen ds Monarchen entsprechend, Alles zu thun, um dem Volte die Religion au erhalten.( Beifall rechts.) Sier bandelt es sich darum, ob durch den Unterricht an Sonn tag Nachmittagen die fittlich- religiöse Erziehung leidet. Diese Frage beantworte ich mit fübler Ueberlegung durch Nein". ( Sehr gut! links.) Die Regierung ist der Ueberzeugung, daß Die Fortbildung des Geiftes auch ein Gottesdienst ist.( Sehr gut! links.) Deshalb bitte ich Sie, den Antrag von Hammers stein abzulehnen.

Abg. Frbr. v. 8eblis spricht fich gegen den Antrag v. Hammerstein aus. Wenn der Abg. Windthorft das Haus habe schrecken wollen durch Hinweis auf den wachsenden Anarchismus und gesagt habe, nur die Kirche tönne da helfen, fo frage er, wie dies mit den Erebnissen in unserem Nachbarlande Belgien  , wo ein fletitales Regiment beftebe, Himme.( Lebhafter Beifall bei den Nationalliberalen und den Freikonservativen; stürmischer Widerspruch im Zentrum.) Er

bitte den Antrag abzulehnen, denn durch denselben würde eine Art Brivilegium auf Nichtbesuch der Fortbildungsschulen ertheilt.

Nach Schluß der Diskussion, an der fich noch die Abgg Ridert, Pfaff und von ammerstein betheiligen, werden zunächst die Anträge Windtborst und von Hammerstein, lepterer gegen die Stimmen des Sentrums, der Boten und etwa 20 Ronservativen, abgelehnt, und sodann in namentlicher Abstimmung§ 2 mit 184 gegen 107 Stim men angenommen. In der Diinderheit befinden sich Zentrum, Bolen, die Mehrheit der Freifinnigen, die Konservativen, von Gerlach,( Gardelegen  ), v. Hammerstein, Jacobs( Bentheim), von Meyer( Urnswalde), Meyer zu Selbaufen, von Butitamer ( Plauth), Frhr. v. d. Red, Sad, Schnatsmeier, Südmeyer v. Wedell Malchow, Wolff, ferner der Däne Lafen   und Abg. Cremer( Teltow  ). Mit der Majorität stimmen die liberalen Wilden Berger, Lotichius, Sommer, Spielberg und die Frei finnigen Baseler, Flinsch, Simon( Frauftadt), Uhlendorff und Wigmann.

Das Geset im Ganzen gelangt ebenfalls mit großer Mehrheit zur Annahme.

Es folgt die dritte Berathung des Schulversäumniß­geseges.

In der Generaldisluffton bemerkt

Abg. Dr. Wehr( Dtsch. Crone), daß er für die Vorlage flimmen werde, obwohl er mit dem Whg. v. Buttlamer( Blauth) die Befürchtung theile, daß fie bei den mangelhaften Schul verhältnissen auf dem platten Lande in der Broving Weft preußen zu großen Härten führen werde. So lange man nicht in ausreichendem Maße neue Schulen einrichte, fei Ab hilfe nicht zu erhoffen. Die Mittel, welche der in Aus ficht geftellte Nachtragsetat für diesen 3wed darbiete, bürften nicht in gar zu homöopathischen Dosen zugemeffen wer ben, auch wiffe man gar nicht, ob der Nachtragsetat überhaupt noch an den Landtag lommen werde.

Geb. Rath Kügler: Boraussichtlich wird der Nach tragsetat schon in den allernächsten Tagen an das Haus ge langen.

Das Geses wird darauf mit großer Mehrheit definitiv ge nehmigt.

des Beleges, betreffend die Landeskreditlaffe in Raffel, die erste Dhne Debatte paffirt der Gesezentwurf zur Abänderung und zweite Lesung.

Damit ist die Tagesordnung erschöpft.

Schluß 1% Uhr. Nächste Sigung Freitag 11 Ubr. ( Gefeßentwurf, betreffend die Heranstehung der Militär personen zu den Rommunalabgaben. Bericht der Staats­schuldentommiffion, Rechenschaftsberichte.)

Kommunales.

Stadtverordneten- Bersammlung.

Sigung vom Donnerstag, den 8. April

Der Stadtverordneten Borsteher, Herr Büchtemann, eröffnet die Versammlung um 5% Uhr mit geschäftlichen Mit theilungen. Bunächst wird die Einführung des im 7. Rom munal Wahlbezirt I. Abtheilung zum Stadtverordneten ge wählten Rentiers E. beilborn vollzogen. Die Abtheilungen Borberathung der Borlagen, betreffend die effehung von haben die Wahl von 15 Mitgliedern für den Ausschuß zur Baufluchtlinien für die Berlängerung der Charlottenstraße von der Georgenstraße bis zum Weibendamm, und den Verkauf der Baulichkeiten der Grundstücke Dorotheen­ftraße 12 und Georgenstraße 32 um bbruch und Don 15 Mitgliedern für den Ausschuß zur Vorbe rathung der Borlage, betreffend die Stizze zum Bau Der Markthalle VI zwischen der und Invalidenfiraße voll­zogen.

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Von dem Oberbürgermeister v. Fordenbed ist ein Schreiben eingegangen, das die Mittheilung enthält, daß am 10. b. M. Nachmittags 6 Uhr im Magiftrats. Sigungsfaale eine freie Besprechung von Mitgliedern der Welteften der Rauf mannschaft und Mitgliedern des Magiftrats über die für das Jahr 1888 in Berlin   geplante deutsche nationale Gewerbe ausstellung stattfindet. Von allen Betheiligten werde der leb hafte Wunsch gebegt, daß an dieser Berathung auch Stadt Borftande die Auswahl von 10 Mitgliedern, die an dieser Be verordnete theilnehmen. Die Versammlung beschließt, dem sprechung fich betheiligen sollen, zu überlaffen.

Der Stadtverordnete Langerhans und Genoffen haben den Antrag eingebracht, dem Magiftrat zur Erwägung zu empfehlen, das Gehalt der Lehrer an städtischen höheren Lehranstalten mit dem der Staatslehrer gleichzustellen. Der Antrag wird in der nächsten Sigung zur Verhandlung tommen.

Nach Eintritt in die Tagesordnung wird die Wahl je eines Bürger. Deputirten für die Gewerbes Deputation und für die Schul Deputation vollzogen. Gewählt wird für die erftere mit 52 von 82 Stimmen ber Obermeister der Barbierinnung Wollschläger, 4 Stim men fallen auf Herrn Kreus; für die lettere mit 70 von 80 Stimmen Verlagsbuchhändler Borstell, 4 Stimmen fallen auf Herrn 8ubell

Neubau je einer Gemeinde Doppelschule in der Oberbergerstraße, in der Staligerstraße 55/56 und in der Derfflingerstraße 18 a. In der Debatte wird hauptsächlich die Frage erörtert, ob ohne Nachtheil 20 Klaffen unter einen Rektor geftellt werden können.

Stadtv. Dr. Stryt hält es im Intereffe der Wahrung der Individualität des Lehrers für geboten, ihn nicht aum Handlanger des Rektors zu erniedrigen, was geschehen würde, wenn man weniger als 20 Klaffen unter einen Rektor stelle. Das Korporalfyftem des Unterrichts müffe belämpft werden.

Stadtschulrath Bertram empfiehlt den Antrag des Mas gistrats, der 18 Klaffen unter einen Reftor ftellt. Schließlich werden die Ausschußanträge, die von dem Gefichtspunkte des Stadto. Stryt ausgehen, angenommen.

Der Vorstand bat inzwischen die 10 Mitglieder für die freie Berathung, die am 10. dieses Monats statt finden soll, bestimmt. Der Stadtverordnete Singer, der fich unter den Vorgeschlagenen befindet, lehnt seine Theilnahme ab, da er ein Gegner nationaler Ausstellungen set.

Bur Verwendung für das Friedrichs. Gym nasium beantragt der Magiftrat den Ankauf von 55 Dua bratruthen Gartenland des Grundstückes Friedrichstraße 127 zu dem Preise von 132 000 Mart.

Der Referent, Stadiv. Spinola weist den Vorwurf zurück, den der Stadtv. Dopp in voriger Sigung erhoben hatte, daß in der Vorgeschichte dieses Antaufs buntle Buntte ent balten seien. Nach einer persönlichen Bemerkung des Stadtv. Dopp, der seine Behauptungen aufrecht erhält, wird der An­trag des Magiftrats angenommen.

Das Projett zur Vollendung der Erweiterungsbauten der Wafferweile au Zegel und Charlottenburg   wird ge nehmigt,

Der Verkauf einer dem Grundstücke Mödernftr. 86 in der verlängerten Dorfstraße vorliegenden Barzelle wird nach Turzer Distuffton bewilligt.

Eine Reihe unwesentlicher Vorlagen wird debattelos nach den Anträgen des Magiftrats angenommen.

Anlegung eines Barts auf dem Kreuzberg  . Der Antrag wird einem Ausschuß von 15 Mitgliedern überwiesen.

Untersuchung des von außerhalb nach Berlin   ein geführten frischen Fleisches. Der Magiftrat legt ein Orts ftatut vor.

Stadto. Gördi: Mit Befriedigung können wir fonfta­tiren, daß der Magiftrat endlich einmal einem oft geäußerten

Wunsche gerecht wird und endlich einmal dafür sorgen will, daß die städtische Bevölkerung endlich einmal in einem wesentlichen Genußmittel, Dem Fleisch, Fleisch, gefichest wird. Die Maßregeln, welche der Magiftrat bisher ang emende bat, waren undurchführbar oder unwirksam. Leider hat bet Magiftrat aber auch diesmal halbe und deshalb unbrauchbare Arbeit geliefert. Warum soll das Fleisch, das in Restaurationen und Speisewirthschaften verbraucht wird, nicht kontrolirt we den? Gerade in den Lokalen, in denen die arbeitende Be völkerung verkehrt, befindet sich oft das Fleisch in einem nicht entsprechenden Buftande. Der Magiftrat sagt, bier sei die Untersuchung unmöglich, weil nur fleine Theile Fleisch zum Verlauf gelangen. Kann aber der Speisewith nicht verpflichtet werden, das Fleisch an den Stellen zu laufen, wo es unter fucht ist? sucht ist? Geschieht das nicht, Geschiebt das nicht, so wird das frante Fleisch von den Märkten verschwinden, aber in Den Küchen der Speisewirthschaften fich einfinden. Ich be antrage, bas Drtsftatut einem Ausschuß zur Vorberathung zu überweisen.

Stadtv. Kalisch beantragt, die Untersuchung auch auf daß in den Speiseanftalten verbrauchte Fleisch auszudehnen. Stadttämmerer Runge vertheidigt die Magiftratsoonlage Es sei nothwendig schrittweise vorzugehen.

Stabto. Spinola ftimmt dem Antrage Gördi au, ohne mit der Begründung deffelben einverstanden zu sein. Der Antrag Gördt wird angenommen. Pensionsreglement für Angestellte der wirthschaft lichen, industriellen und sonstiger besonderer Gemeindeanstalten der Stadt Berlin  .

tal Es sind eine Reihe von Abänderungsan

trägen gestellt, darunter ein Antrag auf Ueberweisung der Boilage an einen Ausschuß von 15 Mitgliedern.

Stadto. Singer: Die Freude, mit der ich ben Gedanken, ein Benfionsreglement au schaffen, begrüßte bat fich sehr schnell verwischt. Die Bedenken, welche ich gegen Die vorliegende Vorlage des Magiftrats hege, find so tiefgebend daß ich mich nicht einmal mit einer Ausschußberathung einver ftanden erklären fann; fie muß pure abgelehnt werden. Det Magiftrat will in seiner Vorlage nur denjenigen Beamten Benfion bewilligen, die an sich schon ein hohes Gebalt beziehen, während die kleinen Beamten, deren Dienfte ebenso wichtig find, von jedem Benfionsgenuß ausgeschloffen find. Ja er will daß eine ganze Kategorie von Beamten, die jest Benfion es halten, derselben verluftig gehen. Der ganze Magistratsantrag wird von dem Gedanken geleitet, daß diejenigen, die viel baben noch mehr bekommen sollen. Wir verlangen, daß gleiches Recht für alle gelte und daß alle Bediensteten der Stadt, die ihr treu gedient haben, einen gesicherten Lebensabend haben.- Das Reglement enthält im§ 11 ein wahres Monftrum Wenn das Schwert der Entziehung des Pensionsanspruches über jedem Beamten schwebt, wie es durch§ 11 geschehen würde, wäre es unmöglich, ein wirklich tüchtiges Beamtenthum heranzuziehen. Der§ 11 in der Hand eines schneidigen Ver gefesten bedeutet nicht Beamtenthum sondern Sllaveret. Wenn bie Herren vom Magiftratstisch die Erklärung abgeben wür ben, daß er die volle Penstonsberechtigung aller Beamten an erfennt, wenn er den§ 11 aufgiebt, würde ich der Verweisung an einen Ausschuß zustimmen, weil der Gedanke, der der Bor lage   zu Grunde liegt, gut ift. Soll die Vorlage als ganze so bleiben, wie fie ift, lann die Stadtverordneten- Versamm lung feine andere Antwort haben als ein Nein.

Stadttämmerer Runge giebt die Erklärung ab, daß des Magiftrat nicht der Meinung fet, daß jeder städtische Beamte Anspruch auf Benston hat. Der§ 11 sei nicht so schlimm, e feien gewiffe Rautelen vorhanden.

Stadto. Hoffmann II und Stadtv. Meyer I empfehlen Ausschußberathung.

Es wird Ausschußberathung angenommen. Die weiteren Vorlagen entbehren des öffentlichen Interesses.

Schluß 8 Uhr.

Es folgt eine nicht öffentliche Sigung.

Lokales.

Ein großer Rothstand herrscht unter den ftellung fuchenden Frauen; namentlich unter denjenigen, welche es a ein Unterlommen als Gesellschafterin, Hausdamen oder au eine ähnliche dienende Stellung abgesehen haben. Auf eint Der Berl. Big." vorliegende Annonse, vermittelst welcher ein älterer Herr eine Wirthschaftsdame sucht, find nicht weniger als 186 Gesuche eingegangen, darunter Offisterswittwen Predigertöchter, verlassene Rapitánsfrauen u. f. w.- fie alle wollen ihr hartes Geschick durch Annahme einer Stellung mil bern. Es find burchweg wohlerjogene und wohlgebildete Damen, welche fich um eine doch nichts weniger als glänzende Stellung bewerben und der Menschheit ganzer Jammer pad Einen an, wenn man diese in halb bittenbem, halb flagendem Tone gehaltenen Episteln lieft. Hier empfindet man so recht daß die 1oziale Misere teine bloße Phrafe ift.- So schreibt die Berl. Stg." Offizierswittmen und Predigertöhter find noch nicht am schlechtesten gestellt, es giebt Gesellschaftstlaffen benen es viel trauriger geht. Die äußerste Noth wird von jenen Damen gewöhnlich immer noch durch Benftonen ode burch Buwenduugen aus milden Stiftungen fern gehalten, aud dürfte ein Blick in die Inseratenspalten des Reichsboten" un Der Kreuzzeitung" Jedermann leicht die Ueberzeugung bei bringen, daß der Bettelfack gerade für Damen dieser Kategorien in äußerst ergiebiger Weise geschwungen wird. Wirkliche Rothftand ift ganz wo anders zu suchen; schlimm genug, ba ein Blatt von den demokratischen" Alluren der Berl. 8tg Davon keine Ahnung zu haben scheint.

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Hochwichtig! Bon der profeffionsmäßigen Schauffeffung rober Kraft in den Reichshallen entblöden fich verfchieben Berliner   Blätter nicht, folgenden Wisch dem Bublifum unterbretten. Eine große Aufregung verursachten die beiden legten Ringlämpfe der bisher gegenseitig unbefteglich gewefene Ringer Doublier und Bietro im Reichshallen Theater, all erfterer am Montag, legterer in der Dienstags. Vorstellung nad bartem Kampf, und zwar jeder von ihnen nur durch eine mo mentane Unachtsamteit, geworfen wurden. Bahlreiche Besucher der Montags- Vorstellung, welche Doublier hatten fallen fehen waren am Dienstag wieder zur Stelle, weil man mit Siche beit voraussette, daß dieser noch niemals geworfene Rede di Scharte am nächsten Abend wieder auswegen würde, und hat es glänzend gethan. Mit Spannung verfolgte das Publ fum jeben einzelnen Griff der Ringenden und tausendstimmige Bravo   scholl nach dem endlichen Fall Pietros dem allerding auch vollständig erschöpften Sieger entgegen." Man we wirklich nicht, über was man sich mehr wundern soll, über di unverschämte Rellamemacherei oder über die sagen wir Geduld des Publikums, mit welcher derartige Notizen entgegen genommen werden.

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Der Stadtverordnete Dr. Irmer muß fich von b Boft" in folgender Weise rüffeln laffen: Als Todtengräber Der nationalen mittelparteilichen Bestrebungen zu debütiren fühlte fich am Montag Abend der Vorfigende des Deutschen Bürgervereins im Stralauer Stadtviertel, Herr Dr. Jrmer,

be

rufen. Nach einem Vortrage des Reichs- und Landtagsabge ordneten Frhrn. von Hammerstein über die politische Situation welche der Redner nicht besonders als roftg und freundli schildern zu lönnen bedauerte, beeilte sich Herr Dr. Jrmer,

trüben politischen Lage geblieben sein lönnte, zu nehmen

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Versammlung den legten Troft, der ihr möglicherweise trop be einer Klärung und Befferung der Verhältnisse durch den B sammenschluß aller nationalen Bartelen energisch vorzubeugen Herr Dr. Jrmer wies darauf hin, daß der Bürgerverein

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