1 fS «TO den Bock des Wagens setzten und wahrscheinlich nach der Pfand- kammer fuhren. Daß sich hinter Tapeten die schauerlichste« Geheim« Niffe sehe gut verbergen lassen, bat ist ein von unseren Roman« schriflstellcrn weidlich auSaevustes Thema, das natürlich am wirkungsvollsten bei der HchilSerung alletthümlicher Schlösser bearbeitet wird, deren Gemächer mit geheininisjvollen T hären versehen find, welch« aus den Druck an einer bestimmten Stelle der Tapete austmingen und dergleichen. Unsere Berliner Bau- Verhältnisse erschweren diese, wie manche andere Romantik, aber Tapeten haben wir auch und diese haben mitunter auch ihre Geheimnisse. Der Inhaber einer hiefigen Fabrik ätherischer Orle hatte vor einiger Zeit sein Komptotr neu tapeziren lassen; unter seinen vielen Kunden, die dort ein- und ausgingen, de- fand stch auch ein hiefiger HauLwirth, der die Tapeten sehr aufmerksam betrachtete und fich nach dem betreffenden Tape- zirer erkundigte; man theilte ihm die Adresse des Mannes mit und stehe da, an diesen sowie an die Tapete knüpften fich für den Hauseigenthümer noch„theure" Erinnerungen. Vor meh- reren Jahren hatte er dem Tapejirer, der ihm eine Summe Geldes schuldete, einen bedeutenden Posten Tapeten übergeben, um damit Tapezirerardeiten für ihn zu machen und so die Schuld allmäiig abzuarbeiten; bald darauf aber verschwand der Tapezirer mit sammt den Tapeten und das unverhoffte Wieder« sehen der letzteren frischte die Erinnerung wieder auf. Heute lebt der Tapezirer in leidlichen Verhältnissen und hat fich bereit erklärt, nunmehr seine Schuld abarbeiten zu wollen, auch die erforderlichen Tapeten selbst zu liefern. Das Geheimniß der Tapete aber ist gleichmäßig interessant, gleichviel, ob ste dunkle Gewölbe und unterirdische Wege verhüllt, oder ob fie, wie hier, auf den bunt verschlungenen und durcheinander laufenden Wegen des Verkehrs Anlaß zu geschäftlichen Ermittelungen giedt. Ueber einen Treppcneinsturz, der den Tod eines Menschen zur Folge hatte, wird uns berichtet: Auf dem Grund« stück Kastanien-Allee 89 wird ein Neubau aufgeführt, der jetzt bereits bis zum vierten Stock vollendet ist. Während der inneren Bauarbeiten wird die Verbindung zwischen den Stock- werten durch Nothtreppen hergestellt. Gestern um 4 Uhr Nach- mittag? stürzten diese Treppen sämmtlich von dem vierten Stock bis zum Erdgeschoß in stch zusammen. Ein 17jähriger Maurer» lehrling, Karl Kuhsall, der fich mit Baumaterial vom Bauplatz nach d-n oberen Stockwerken begeben wollte, wurde von herab« stürzendem Gebälk und Steinen verschüttet. Erst nack längerer Zeit wurde der Verunglückte als Leiche unter dem Trümmer« Haufen hervorgezogen. Et» schwer verwundeter Grenadier von der 2. Kom« pagnie deS 1. Garde-RegimentS z. F. wurde vorgestern in daS Lazareth des Regiment« eingeliefert. Die„Potid. Nachr." schreiben hierüber: Bei dem Exerzieren auf dem Bornstedier Felde am Donnerstag Vormittag führte ein! Grenadier der 2. Kompagnie ein Kommando falsch auS, worüber der Kom« pagnieführer Herr Hauptmann von Höpfner derartig erregt wurde, daß er dem Grenadier seinen Degen in den Leib stieß und zwar mit solcher Kraft, daß die Spitze bis dicht zum Herzen vordrang und der Grenadier tödtlich verletzt, sofort zusammen- brach und schleunigst ins Lazarath gebracht wurde. Die Ver« wundung ist eine derartig schwere, daß der Tod deS Mannes nicht ausgeschlossen ist. Bei de« zahlreichen Exmissionsprozesse«, die im Laufe deS Jahre? von der Adtheilung für schleunige Sachen beim hiefigen Amtsgericht l verhandelt werden, macht fich eine für unsere Berliner Verhältnisse höchst beachten swerthe Erscheinung bemerkbar. Gegen den auf verspätete Mieths« zahlung gegründeten Exmisstonsantrag wird nämlich sehr oft der Einwand der gesetzwidrigen Beschaffenheit der Wohnung geltend gemacht, und in zahlreichen Fällen und namentlich da, wo dieser Einwand auch nur möglicher Weise Aussicht auf Begründung hat, zieht der Wirth einen Vergleich mit dem Müther vor. um das Urthcil des Richters, daß die Wohnung gesundheitsschädlich ist, zu vermeiden. Ueberau nämlich, wo die Polizei von einer solchen gerichtlichen Entscheidung Kennt« niß erlangt, wird dem betreffenden Wirthe die Wciteroer- miethung der ungesunden RSutftt als Wohnung untersagt und erst nach Beseitigung der gesundheitsgefährdenden Ursachen wieder gestattet. Manche Wirthe haben auf diese Weise recht üble Erfahrungen gemacht und in einem noch ziemlich neuen Hause nahe beim Görlitzer Bahnhof wurde aus Anlaß eines solchen ExmisfioniprozesseS dem Wirth die Vermiethung der gesammten Kellerräume zu Wohnungszwccken untersagt wegen der gesundheitsschädlichen Beschaffenheit dieser als Wohnungen hergertchteten Räume, so daß dieselben jetzt alS Lagerraum von einem Töpfer gemiethet find, was dem Wirth von seiner Rentabilitätsberechnung deS Hauses einen erheblichen Abstrich verursachen dürfte. Polizei-Bericht. In der Nacht zum 9. d. M. erschoß sich ein Kandidat der Rechte in seiner Wohnung, in der Olanienstraße.— Am 9. d. M. Mittags wurde ein seit längerer Zeit an Schwermuth leidender Mann in seiner Schlaf« kammer, in der Körnerstraße, erhängt aufgefunden.— Am Nachmittag desselben TagcS brach die noch nicht fertige Haupt- treppe im Vorderhause des Neubaues Kastanien Allee 89 vom 5. Stockwerk aus zusammen und riß den an derselben de- schästigten Maurer-Lehrling Kusahl mit in die Tie!e. Er er- litt dabei so schwere Verletzungen, daß er auf der Stelle starb. Fahrlässige Bauart und Verwendung schlechten Materials sollen die Ursachen de» Einsturzes sein. Der für den Bau verant- wottliche Bau-Unternehmer ist flüchtig geworden.— Am Abend desselben Tages machte ein Mann, unmittelbar nach« dem er in den Räumen des ReichShallen-TheaterS bei einem Diebstahl betroffen worden war, in einem Garderodenzimmer den Versuch, fich zu erhängen. Er wurde noch rechtzeitig bemerkt und abgeschnitten, mußte aber, da er trotz der sofort vorhandenen ärztlichen Hilfe nicht zum Bewußtsein zurückge« M?. werden konnte, mittelst Droschke nach der Charitee ge> bracht werden. Gerichts-Zeiwng. t Unter der Anklage, groben Unfug verübt zu haben, stand gestern der Tischler, Herr Fr. Berndt vor dem Schöffen« richt. Am 15. Dezember hatte im 25. Kommunalwahlbezir k die Stichwahl zwischen Krampf(B..P.) und Franke(A..P.) statt« gefunden. Im Wahllokale, Memclerstr. 15, war es nun nach der Anklage zu einer Szene zwischen Herrn Berndt und einem Herrn Dr. Wiese gekommen, der Streit soll fich auf der Straße fortgesetzt und einen Auflauf verursacht haben. Durch die Be- we�rnsnechrne wurde der Thatbcstand wesentlich anders festge« Sf-J1*: Selbst Herr Dr. Wiese bekundete ebenso wie der Zeuge -�rechslermeister Tabert, daß eine Menschenansammlung, wie «, w solchen Tagen vor Wahllokalen der Fall r.n..,?-i pstegt, bereits vorhanden war. Der Streit Insw« fiV«P1* der Zeuge, Schuhmachermeister Zaake, aussagte, folgende Ursache gehabt: Berndt war im Wahl« �i.r..»«�»kMdmann anwesend; er bemerkte, wie Dr. Miefe einen Wahler bearbeitet?, konservativ zu stimmen und ersuch.e ihn, es zu unterlaffen. Dr. Wiese entgegnete: Sie dummer Jung?, wa« wollen Sie eigentlich von mir?-- 3ln cimr Antwort hat Berndt es natürlich nicht fehlen lassen. «"Pv beantragte Freisprechung; der Gerichts» M Woß st» dem an und legte die Kosten des Verfahren» der Staatskasse zur Last. Soziales wid Arbeitervemegtmg. <n.��ermächtigen Ginndbefltz hat, nach der„Hamb . Bgztg., n cht nur der Adel in Teutschland, Oesterreich-Ungam, England w., sondern auch der in Dänemark . Nach der Kopen« Hagener „Nationaltitende" besitzt der dänische Abel den siebenten Tbeil deS Landes, dem Grundwettbe nach gemessen. Von 207 Großgütern(Sätesgaardar) sind 69 im Besitz! des Adels, also genau ein Drittel. Das Kapitalvermögen des Adels kann nicht mit Bestimmtheit angegeben werden; aber nur das Fidei« kommißkavital, dessen Zinsen er genießt, belauft fich ungefähr auf 132 Mill. M. Die Lehen, Stammhäuser(Majorate) und Fideikommisse, welche den größten Theil des adeligen Grund« defitzeS bilden, find in den Händen von 50 Familien. Zu den übrigen Gut Sb-. fitze rn können 23 andere Familien gerechnet weiden. Mit Ausnahme einer einzigen Familie find alle älteren AdelSfamllien noch im Befitze von mehr oder minder großen Gütem. Eine Arbeitseinstellung der Schuhmacher der Eckel« mann'schen Fabrik in Altona erscheint unvermeibltch, da der Fabrikant e» abgelehnt hat, mit dem von seinen Ardeitern ge- wählten Komitee zu unierhandeln. ES wurde eine neue, auS drei Mann bestehende Deputation gewählt, welche in einer für Freitag anberaumten Versammlung Bericht über den Ausgang der Unterhandlungen erstatten sollte. Schnell beendeter Streik. Am 6. d. früh legten plötzlich sammtliche am Bau des für den zur Ostermeffe angemeldeten Direktor Herzog bestimmten Zirkus beschäftigten Zimmer« I e u t e die Arbeit nieder. Dieselben erhielten bis jetzt 32 Pf. pro Stunde und forderten jetzt 35 Pf. Da der ZtrkuS vis Ostern fertig gestellt jein muß, sah man stch gezwungen, die Forderungen zu bewilligen, und haben die Zimmerleute am 7. ihre Arbeit wieder ausgenommen. Das Kapital ist international. Die irish Ql&ss Bottie Company ließ fich 38 dänische Glasbläser aus Kopenhagen kommen, als ihre eigenen irischen Arbeiter zu stteiken wagten. Wo der Geldbeutel anfängt, hört der Patriotismus auf. In der Maschtnenwollenweberet von Reichenheim und Sohn zu WüstegierSdorf in Schlefien ist ca. 150 Arbeitern und Arbeiterinnen die Arbeit gekündigt worden. Diejenigen, welche glaubten, in Kürze anderswo beschäftigt zu werden, wurden nach Auszahlung eineS 14tägigen Lohnes sofort entlaffen, während ein anderer Theil die gesetzliche Kündigungsfrist im Arbeitsverhältniß noch verbleibt. Unter den Entlassenen de« finden fich 80 Familienväter. Ei« Theil der streikenden Arbeiter der Zigarren« fabrik von Scharnke u. Komp. zu S tr i e gau hat die Arbeit wieder aufgenommen, während die Arbeiter in der Scharnke« schen Filiale zu PeterSwaldau dem Streik beigetreten find. Eine Anzahl Arbeiter hat auch in den von Kulmiz'fchen Stein« brüchen zu Ober Streit in Schlefien die Arbeit eingestellt. Die Lohnkommisston der Berliner Zimmerer erläßt folgende Erklärung auf die von den Meistern, soweit ste Zimmerleute beschäftigen, am 14. März d. I. bei Buggen- Hagen gefaßte Resolution(Ii. Theil: In Erwägung, daß die monatelangen Bemühungen der Meister« Lohnlommisfion mit den Zimmergesellen, eine Vereinbarung über Lohn und Ar« beitszeit für dieses Jahr herbeizuführen, zu keinem Resultat geführt haben.......):„Bekanntlich ist den Berliner Zimmerem von den Meistern der Vorwurf gemacht worden, daß ste der Aufforderung vom 13. Februar er., eine Lohnlommisfion von 15 Mitgliedern zu erwählen, nicht nach- gekommen seien. Zu unserer Rechtfertigung haben wir folgen- des zu bemerken: Im Februar d. I. wurde auf einigen Platzen hier folgendes Schreiben vertheilt:„An die ehrbaren Zimmergesellen Berlins ! In der Versammlung der Inhaber Berliner Baugeschäste, welche am 4. Februar d. I. im Buggenhagen'schen Saale stattgefunden, wurde beschlossen, wegen der Ihrerseits angeregten Lohnftage mit Ihnen zu unter« handeln und Sie zu ersuchen, eine Lobnkommisffon mit gleicher Anzahl von unS, demnach von 15 Mitgliedern zu erwählen, welche im Befitz vollgiltiger Mandate mit der seitens der Meister bereits gewählten unterzeichneten Kommission unter« handeln und bindende Beschlüsse unterzeichnen kann. Wir er« suchen Sie, diese Wahl der Kommission möglichst bald vorzu- nehmen und die Namen der gewählten Mitglieder dem Unter» zeichneten mitzuthetlen, damit derselbe eine Sitzung zur gemeinschaftlichen Berathung anberaumen kann. Die Meister« Lohnkommisston. I. A.: Philipp Gosebruch. Hof« und Raths- Zimmermeister, Ziegelstraße 10—11." Die bestehende Lohnlommisfion der Gesellen, die da« oben an« geführte Schreiben nicht zugesandt erhalten hatte, wurde demnach von der Meisterlohnkommisfion fichtlich ianorirt. Wir mußten annehmen, daß die Herrn mit der bestehenden Gesellen.Lohn« kommission nichts zu tbun haben wollten Hätte nun dennoch die Kommission der Gesellen eine Versammlung einberufen und die Wahl vorgenommen, so wäre eS fraglich gewesen, ob dieselbe die Anerkennung der Meister erhalten hätte. UeberdieS war in dem Briefe selbst nicht einmal angegeben, unter welchen Regeln die 15 Personen gewählt werden sollten. Wie sollte aber eine solche Wahl vollzogen werden? Für einen Zimmergesellen ist es fast unmöglich, eine Versammlung selbstständig einzuberufen: die Kosten(Saalmiethe, Säulen. anschlage, Inserate sc.) betragen 70 bis 80 Mark. AuS diesen Gründen beschloß vte Versammlung, die am 14. März auf„Tivoli" tagte, um auS diesen Ungewißheiten und Schwierigleiten herauszukommen, die Lohnkommission der Meister aufzufordern, der Gesellen-Lohnkommisfion den ModuS der Wahl vorzuschlagen resp. zu unterhandeln. Die Antwort der Meister war der Abbruch aller Verhandlungen mit den Gesellen!— Jeder Unparteiische kann fich nun selbst ein Urtheil bilden, wer eine friedliche Lösung unserer Lohnfrage verhin« dert hat. Berlin , im April 1886. Die Lohnlommisfion der Berliner Zimmerer. I. A.: I. Eeitzt, Fehrbelltnerstr. 35." Uerewe und Uersammwngen. f Stürmisch und unerquicklich war der Verlauf der Mäntelnäherinnenversammlung, die vorgestern nach„Sanssouci ", Kottduserstr. 4 a, mit der Tagesordnung:„Die Parteien und die Mäntelnäherinnenbewegung" von Frau Büge einberufen war. Schon die Bureauwahl führte zu heftigen Szenen; Frau Büge wollte eine G-schäftsordnunasdcbatte nicht zulassen und erklärte mit übe? lauter, gellender Stimme, fie werde die Kra- kehler hinauswerfen. Diese Drohung war besonders auf Herrn I. Kreutz gemünzt, der gegen den Vorschlag, Frau Büge zur ersten Vorfitzenden zu wählen, geltend gemacht hatt''. daß ste als Rejerentin nicht Vor fitzende fein könne und die Wahl von Frau Pötting empfahl. Die Abstimmung über beide Vorschläge ergab ein äußerst zweifelhaftes Resultat. Nach unserer Zählung erhoben fich etwa 20 Hände für Frau Pötting und etwa 17 für Frau Büge; die meisten Arbeiterinnen enthielten fich der Abstimmung. Frau Büge aber zählte anders und proklamirte stch, Frau Loffe und Frl. Schultz als gewählt.— Nunmehr kam Frau Büge dazu, ihr Referat zu verlesen, daS den Zweck hatte, fie von dem Vor« wurf zu reinigen, fie habe die Mäntelnäherinnenbewegung in christlich-sozial getrübtes Waffer zu leiten beabfichttgt. Sie erklärte es als sehr unbedacht, daß ste wegen einer Tellersamm« lung für die Sache der Mäntelnäherinnen fich an Stöcker gewendet habe, und wies energisch den Verdacht zurück fie habe Verdächtigungen gegen Singer verbreitet. Die eigentlich Schuldigen seien Fräulein Ottilie und Frau Kranckemann, von denen die eine auS dem Vorstände des Mäntelnäherinnen« verein« ausgetreten, die andere auSgeschloffen worden sei. Frau Kranckemann sei zu Stöcker gegangen,„angeblich in ge« schäftlichen Angelegenheiten, thatsächlich aber, um ihn anzu- pumpen!" Mit einer gewissen Inkonsequenz sagte fie sodann, daß die Frauen sich ausschließlich um ihre wirthschaftlichen Verhältnisse und nicht um politische Parteien zu kümmern hätten, deutete aber an, daß fie der Arbeiterpartei den Vorzug gebe. Das Referat schloß mit der Bitte, Frau Büge ein Ver« trauensvotum auszustellen und über dm unliebsamen Zwischenfall zur Tagesordnung überzugeben.„Nimmermehr werden wir unS durch irgend welche Verlockungen, durch irgend welche heuchle« rifche Versprechungen der Kaufleute und Schneidermeister oder gewisser Parteien von der rechten Bahn abdrängen lassen. Es wäre aber eine freventliche Handlung am arbeitenden Prole- taiiate, wenn man über unnützen Reibereien die Zeit verlieren wollte!"— DaS waren die Schlußworte, die mit lebhaftem Beifall aufgenommen wurden.— In der Diskussion erhielt zu« nächst Herr Julius Kreutz daS Wort, der Frau Büge sehr heftig und zum Tbeil sehr persönlich angriff. Er beschuldigte fie der unverhülltesten Jntereffenpoittik. Sie sei deshalb aus dem Verein zur Vertretung der Jntere ssen der Arbeiterinnen ausgetreten, weil fie keine Diäten bekommen habe, fie habe deshalb einen neuen Verein gegründet, um fich zu versorgen. Trotz allen Abrathcns habe ste mit den Jnnungsmeistern Verbindungen angeknüpft in Uebereinstimmung mit einer gelegentlichen Ämßerung, daß die Sozialdemokraten die Arbeiterinnenbewegung umstoßen wollten.— Diese Ausführungen, die sehr derb ausgesprochen wurden, versetzten die Versammlung in große Unruhe, Frau Büge aber in wllthende Auftegung. Sie war aufgesprungen und handhabte unabläsfig die Glocke, und als Herr Kreutz stch nicht vom Podium entfernen wollte, so wurde der Lärm immer größer und der überwachende Polizeibeamte löste die Versammlung in Folge dessen auf. Emphatisch rief Frau Büge noch in die Menge hinein: DaS ist derZDank der Sozialdemokratie! Wir werden unS darnach richten.-- Sicherlich werden auch die Berliner Mäntel» Näherinnen stch nach nach diesen Worten richten und einer weniger nervösen und zuverläsfigeren Leiterin die Führung ihrer Angelegenheit anvertrauen, die, wie wir lebhaft wünschen, künstig von besseren Erfolgen als bisher begleitet sein mögen. Der Arbeiterbeztrktverein„Unverzagt hielt am 6. April er. seine Generalversammlung ab. Der Vorsitzende, Herr Stelndorff gab einen ausführlichen Vierteljahrsbericht, wobei er besonders hervorhob, daß e» dem Verein durch ein ständiges Lokal vergönnt war, seine Versammlungen im abge- laufenen Quartal regelmäßig abzuhalten, sodann besprach er nochmals einzeln die stattgehabten Versammlungen und forderte die Mitglieder auf, in ihren Freundes« und Be« kanntenkreisen neue Mitglieder für den Verein zu werben. — Der Kasfirer, Herr Franke, erstattete Bericht über die Kaffenverhältnisse des Vereins und schloß mit der Aufforderung an die Ritglieder, die Beiträge reg-!- mäßiger einzuliefern, nur dann könnten die Kassenverhältniffk bessere werden. Dem Kasfirer wurde auf Antrag der Revisoren Decharge ertheilt. Bei der Wahl eine« Revisors wurde Herr Krüger wiedergewählt. Der Borfitzende theilte mit, daß er den Stadtverordneten Hoffmann U per eingeschriebenen Brief ersucht habe, einige von den bewußten Wohnungen zu 100—120 M. anzugeben, derselbe habe es jedoch für gut b-fund-n, nicht zu antworten- DaS Verhalten dieses Stadtverordneten wurde in einer hierauf folgenden regen Debatte scharf verurtheilt. Am 2. Osterfeiertage unternimmt der Verein eine Fußpartie; Treff« punlt Brandenburger Thor Bormtttag», 7'/, Uhr.— Herr Steindorff forderte die Mitglieder zum Abonnement auf da? „Berliner Volksblatt", dsS einzige in Berlin "«rscheinenve Organ zur Vertretung der Interessen des werkthätigen Volkes, auf.— Die nächste Versammlung findet am Dienstag, den 20. April er., ebenfalls im Lokale des Herrn Jakoby, Lands« bergerfir. 82, fest. In der außerordentlichen Generalversammlung des GauvereinS der Maler wurde nach Erstattung des Kassen« bertcht« über die Tagesordnung der am 26., 27. und 28. April zu Hannover stattfindenden Generalversammlung debattirt und der Delegirte, Herr Küßner, beauftragt, dafür zu stimmen, daß die §§ 15 und 16 deS Verbandsstatuts geändert werden. Der vorgerückten Zeit wegen konnte in weitere Verhandlungen nicht eingetreten werden und erfolgte der Schluß der Versammlung um 11 Vi Uhr. * Freie«rganisation junger Kansteute. Bei den am 9. d. M. stattgefundenen VorstandSwahlen wurdm folgende Herren gewählt: Zum ersten Vorsitzenden Ph. Guttmann. zum zweiten Vorfitzenden Alfred Schlegel, zum ersten Schriftführer G. Miecker, zum zweiten Schriftführer S. Warschauer, zum Kasfirer I. Auerbach, zu Beisitzern die Herren Carl Rosenthal, Eug. Henning, Jos. Deutschland , Sally Caro, Reinh. Kowalsky und Leop. Bruck. SÄÄ n * Große öffentliche Ttschlerversammlung Montag, den 12. April, Abends 8Vi Uhr, im Konzerthause„Sanssouci ", Kottbuserstr. 4 a. Tagesordnung stehe Inserat. * Zentral-Kranken««nd Begräbntßkasse der Sattler und Beruf, genoffen.(E. H. 64.„Hoffnung"). Mttglted.r« V-rsammlung Montag, den 12. d. M., Abends 8'/, Ubr. in Gratweil'S Bterhallen, Kommandantenstraße Nr. 77/79. aa. 2- *..Große öffentliche Versammlung der Arbeiter d'&SS Wie regeln wir am besten den Arbeitsnachweis und das HerbergSwesen. DiSkusfion. Ketzte Nachrichten. — Im weiteren Verlaufe der vorgestrigen Sitzung des englischen Unterhause« sprach H a r t i n g t o n ent« schieven gegen die irischen Vorschläge Gladstone'S und hob hervor, daS Land habe bei den Wahlen leine Kenntniß davon gehabt; er alaube, eS billige diese Vorschläge nicht, sondern erwarte von seinen Vertretern aller Patteien, daß ste wie ein Mann zusammenstehen, um die volle Integrität des Reiches und die Suprematie des Gesetzes überall im Lande aufrecht zu erhalten. M o r l e y meint, weder Chamberlain noch Hattinaton hätten die Schwere der Lage erkannt. Der Miß- erfolg der Regierung würde die Unterdrückung der National« liga vurch strenge Zwanpsmoßregeln nothwendtg machen. Die» jenigen, welche die Gefahr erkennen, würden d r Vorlage der Regierung zustimmen, sowie einer billigen Prüfung, um die Politik der Versöhnung durchzuführen. Die Berathung wird Montag fortgesetzt werden. — Wie die„Times" erfährt, hat außer dem Kanzler deS HerzogthumS Lancaster, Henage, auch der Arbeitsminister, Lord Dorl-y. ftine Entlaffuna eingereicht; ebenso sollen, wie die „TimeS" hinzufügt, Entlassungtgefuche auS den Kreisen der obersten Hofwürdenträaer zu erwarten sein. — Trotzdem die Arbeitseinstellungen der Eisenbahnange« stellten in den Vereinigten Staaten von Amerika durch Au»« gieich beigelegt sein sollen, geht der„Voss. Ztg." die Nachricht von neuen Unruhen zu, die gestern in Ost Louis ausgebrochen find. Dem Anschein nach haben Streikenden abermals daS Ablassen eineS ZugeS zu hindern gesucht. In dem deshalb entstandenen Kampfe der Schutzwache find sechs Personen getödtet worden. * ♦ ♦ — Im Diätenpri.'eß gegen den Abg. Lerct e stand gestern vor dem Naumburger Oberla' deSgericht Term-n an. Der Vertreter d-S FistuS erklärte, er habe das Zeugen« Protokoll zu spät erhalten, und beantragte Vertagung. Der Et. die ver- mit
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