diese Strafe verbüßt, da wurde er wiederum in Frankfurt   a. O. wegen intellektueller Urkundenfälschung mit mehreren Monaten GefängniH bestraft. Am 20. Oktober 1885 verließ er das Ge- fängniß und wanderte nach Berlin  . Hier wohnt« er in der in der Oranienstraße 105 belegenenchristlichen Herberge zur Heimath". Im Uebrigen trieb er sich vagabondirend in Berlin  umher und soll einen in genannter Herberge verkehrenden Haus­diener aufgefordert haben, ihm bei Begehung von Einbrüchen, die sich am besten zur Mittagszeit ausführen ließen", behilflich zu fein. Einige Tage nach dem Morde soll er zu dem de« treffenden Hausdiener vedächtige Redensarten gemacht haben. Ferner find auch bei ihm mehrere DiebeShandwerkzeuge vorge- funden worden. Da ihm auch sein AlibibeweiS vollständig mißlungm ist. so hat die Staatsanwaltschaft gegen ihn wegen des vorliegenden Verbrechens die Anklagt erhoben. Den Vorfitz des Gerichtshofes führt Landgerichtsdirektor Müller. Die königliche Staatsanwaltschaft vertritt StaatSan» walt Dr. Ritzell, die Vertheidigung führt Rechtsanwalt Dr. Richard Wolff. Der Andrang deS Publikums ist selbstverständlich ein ganz immenser. Den Berichterstattern ist nur der Zutritt in den Zuhörerraum gestattet, die Berichterstattung ist infolge dieser entfernten Plajirung von dem Tische deS Gerichtshofes, sehr erschwert. Gegen 9'/> Uhr Vormittags wird der Angeklagte auf die Anklagebank geführt. Es ist dieS ein mittelgroßer schlanker Mensch mit fahlem Geficht und angefallenen Wangen. Nach Bildung der Geschworenenbank ic. werden die Zeugen in den Saal gerufen; unterfidiesen befinden sich der Gatte und der Sohn der Ermordeten. Auf Bestagen des Prästdenten bemerkt der Angeklagte: Mein Vater war Töpfermeister in Danzig  . Da auch meine Mutter früh verstorben ist, so wurde ich in meinem fünften Lcbenkjahre in ein Waisenhaus bei Danzig   gegeben. In diesem wurde ich bis zu meinem vierzehnten Lebensjahre erzogen. Nachdem ich konfirmirt war, kam ich in daS HandlungihauS I. H. Soden u. Ko. in Danzig   in die Lehre. Ich verblieb dortselbst vom Jahre 1873 bis 1876 und zwar zunächst als Lehrling und alsdann als KommiS. Präs.: Was hatte denn dieS HandlungShaus für eine Branche? Angekl.: Magazin für Haus- und Küchen-Einrichtungen. Präs.: 1878 find Sie nun von I. H. Soden u. Ko. ausgetreten, was thaten Sie dann? Angekl.: Ich trat bei dem HandlungS- bauS Fabian in Danzig   in Stellung. Präs.: Auch als KommiS? Angekl.: Ja. Präs.: Wie lange blieben Sie dort? Angkl.: Etwa 1 Jahr. Präs.: Nachdem Sie von Fabian abgegangen waren, find Sie alS Handlungsgehilfe nicht mehr thatig gewesen? Angekl.: Nein. Präs.: Wovon haben Sie fich von dieser Znt ab ernährt? Angekl.: Ich befand mich zunächst in Sttafhaft. Der Prästdent hält dem Angeklagten seine Vorstrafen vor und bedeutet ihm, daß seit 1879 sein Leben eine Kette von Verbrechen bildet und daß er fich während der Zeit, wo er fich in Freiheit befand, vagabondirend umhergetticben hat. Der Angeilagte erwidert: Er habe hin und wieder gearbeitet, eS fei ihm aber in den seltensten Fällen gelungen, Arbeit zu stn- den. Präs.: Sie wurden nun am 20. Oktober v. I. auS dem Gefängniß zu KottbuS entlassm, weshalb kamen Sie denn da gleich nach Berlin  ? Angeklagter: Ich glaubte in Berlin   am allerehesten Arbeit zu finden. Es wird nunmehr der Anklagebeschluß verlesen. Prästdent: Angeklagter, waS haben Sie auf die gegen Sie erhobene An- klage zu sagen? Angekl.: Ich kann nur sagen, daß ich voll- ständig umckuldig bin, ich habe das Verbrechen nicht begangen. Präs.: Von was haben Sie vom 20. Oktober bis zu Ihrer Inhaftnahme gelebt? Angekl.: Einmal hatte ich noch etwas Geld, andererseits verdiente ich mir dadurch Geld, daß ich AuS» ländern bei Inanspruchnahme der Konsulate behilflich war. Präs.: Wo wohnten Sie hier? Angekl.: Zumeist in der christlichen Herberge zur Heimath in der Oranienstraße.   Präs.: Wo wohnten Sie außerdem? Angekl.: In einer Herberge in der Landwehrstraße wohnte ich auck einige Tage.   Präs.: Gearbeitet haben Sie vom 20. Ottober bis zu Ihrer Inhaftnahme, die am 13. November erfolgte, nicht? Angekl.: Nein, ich habe mir aber Mühe ge- geben, Arbeit zu findm. Haben Sie während dieser Zeit Diebstähle ausgeführt? Angekl.: Nein. Präs.: Sie sollen fich aber gerühmt haben, Diebstähle begangen zu haben; Sie wiffen, daß auch ein Verfahren wegen von Ihnen begangener Diebstähle gegen Sie schwebt? Angell.: Ich habe aber keine Diebstähle begangen und mich auch solcher nicht gerühmt. Präs.: Es find aber mehrere Dtebeshandwerkzeuge bei Ihnen gesunden worden? Angekl.: Ich besaß nur ein sogenanntes Tischlereisen. Präs.: Sie wiffen. daß am 3. November v. I. in der Dreysestr. 10, hier in Moabit   die Geheimsekretär Paevke in ihrer Wohnung ermordet und bestohlen worden ist, eS werden nun eine Anzahl Zeugen austreten, die bekunden werden, daß Sie am Nachmittage des bezeichneten TageS zwischen 2 und 3 Uhr, zu welcher Zeit da» Verbrechen begangen worden ist, fich in sehr auffälliger Weise in jener Gegend umher getrieben habm? Angekl.: DaS ist nicht wahr, Herr Prästdent; ich bin in der Drcysestraße weder am 3. November v. I. noch überhaupt jemals gewesen. Präs.: Behaupten Sie auch, niemals in Moabit   gewesen zu sein? Angekl.: Jawohl, da» behaupte ich; weiter al» bis zum Hamburger Bahnhof   bin ich in diese Gegend niemals ge« kommen. Präs.: Sie wollen also sagen, all die Zeugen, die Sie am Nachmittage des 3. November v. I. in der Dregse» straße getroffen haben, müffen fich in ihrer Person geirrt haben? Angekl.: Ja. Präs.: Der dritte November wird Ihnen noch in Erinnerung sein; Sie find einige Zelt darauf ver­hastet worden und sofv'.t danach gefragt. Können Sie mir sagen, wo fie am dritten November v. I. gewesen find? Angekl.: Ich verließ am 3. November Morgen» gegen 8 Uhr mit dem Kellner Kreuzberger und dem Oekonom Supprtan   die Herberge zur Heimath, um Arbeit zu suchen. Wir begaben uns zunächst in die in der Reinickendorferstraße belegene Arbeiterkolonie. Alidann be- gaben wir uns in daS Bureau d:S Vereins zur Beffcrung ent- laffener Strafgefangener. Hierauf gingen wir in eine in der Lindenstraße belegene Volksküche. AI  » wir diese verließen, trafen wir noch einen Kellner, NamenS Vogel. Dieser wollte fich in einem Hotel oder Cafe Stellung suchen. Wir begleiteten den Vogel, der im CafS Bauer, Hotel PeterSderg und noch mehreren anderen Hotels und Cafö'S um Arbeit nachfragte. Der Angeklagte erzählte im Weiteren in sehr umständ- licher Weise, wo er am 3. und 4. November gewesen ist. Der Prästdent bedeutet dem Angeklagten, daß er heute seinen Auf- «nthatt am 3. und 4. November viel ausführlicher als bei dem Untersuchungsrichter erzähle. Angekl.: Ich kann mich heut« deffer als früher an all die Vorgänge erinnern. Ich war zur Zeit, da ich eines solch furchtbaren Verbrechens beschuldigt wurde, etwa» verwirrt. Präs.: Sie sollen zu dem HauS- diener HIntze, mit dem Sie zusammen in derHerberge zur Heimath" wohnten, verdächtige Redensarten gemacht haben, Sie sollen ihn auch zur Begehung von Einbrüchen aufgefordert haben? Angekl.: Das ist nicht wahr; Hintze fragte mich einmal, wo Kreutzderger sei. Ich antwortete: der ist nach Kamerun   gegangen; K. äußerte nämlich, daß er auswandern wolle. Präs.: Haben Sie nicht erfahren, daß in der Dreysestraße ein Mord begangen worden sei? Angekl.: Ja, ich las es am Donnerstag, den 5. November, in der Zeitung.   Präs.: Nun sollen Sie zu Hintze bezüglich deS Mordes sehr verdächtige Redensarten gemacht haben? An­geklagter: Hintze sagte, die Beschreibung der Mörder paßt auf Kreuzberger und Dich, wie habt Ihr denn daS gemacht, habt Ihr Euch dabei die Hosen zerrissen? Ich sagte zu Hintze: Du bist wohl oerrückt. Präs.: Hintze war also der Meinung, die Beschreibung de« Mörder« paßt auf Sie? Angekl.: Auf mich und auf Kreutzberger, hauptsächlich aber auf Kreutzbcrger sollte daS Signalement paffen. Präs.: Sie haben nun Ihren Hut, den Sie am 3. November getragen, vertauscht. Angekl.: Ich habe dieS gethan, um mir ein paar Pfennige zuverdienen. Die Vernehmung des Angeklagten ist danach beendet und eS wird zur Beweisaufnahme geschritten. Der erste Zeuge ist der Gatte der Ermordeten, Geh. Sekretär Paepie. Dieser erzählt, wie bereits mitgetheilt, in welcher Weise er, als er am 3. November v. I., Nachmittags gegen 3'/« Uhr, nach Hause kam, seine Frau vorgefunden habe. Nach einer im Saale auf- gestellten Ziichnung erklärt der Zeuge die Lage seiner da- maligen Wohnräume. Auf Befragen des Präfiventen bekundet der Zeuge: Als ich am 3. November nach Hause kam, kam mir zunächst mein schwarzer Pudel entgegen. Ich habe den Hund schon seit 10 Jahren. Er war früher sehr wachsam, bellte, wenn Fremde i» die Wohnung kamen. In der letzten Zeit wurde er jedoch altersschwach. Er hörte schlecht, erblinvete auf einem Auge, bellte nur selten und war sehr feige. Wenn man ihn bedrohte, so verkroch er fich. Als ich am 3. November eintrat, kam er mir schweifwedelnd entgegen. Gegen 12'/« Uhr Mittags tritt eine halbstündige Pause ein. Nach Wiederaufnahme der Verhandlung wird nochmals Geheim-Sekretär Paepke vernommen. Dieser giebt wiederboll eine eingehende Schilderung, in welcher Weise er am 3. No­vember seine ermordete Frau vorgefunden. Die Ermordete lag in etwaZ gekrümmter Stellung. Der Schädel war vollständig zertrümmert; neben der Leiche auf dem Teppich lag etwas Gehirnmaffe. Präs.: Als am Tage nach dem Morde die Gerichtskommisston, in Ihre Wohnung kam, da war der Tep- pich rc. schon von dem Blute gereinigt? Zeuge: Ja. f räs.: Hatte denn diese Reinigung solch' große Eile? euge: Die Polizei halte es erlaubt. Präs.: War der Teppich, auf dem die Leiche lag, in Unordnung? Zeuge: Nein. Präs.: Waren Spuren vorhanden, auS denen man schließen konnte, daß zwischen dem Mörder und der Ermor- deten ein Kampf stattgefunden hat? Zeuge: Nein. Präs.: Sie habm schon gesagt, Ihre Frau war stark und sehr kouraglrt; wenn fie nicht meuchlings überfallen worden wäre, dann hätte fie fich nicht ohne Weiteres niederschlagen lassen, jedenfalls hätte man alidann Spuren eines Kampfes wahrgenommen. Auf Befragen des Prästdenten bemertt der Zeuge, er sei der Meinung, es habe fich, während seine Frau mit dem Hund auf der Straße gewesen, Jemand in die Woh- nung hineingeschlichen. Präs.: Wieso kann der Mörder wohl in die Wohnung gekommen sein? Zeuge: Das weiß ich nicht. Präs.: Es ist vielleicht möglich, daß Ihre Frau die Korridorthür aufgelassen hat? Zeuge: DaS bezweifle ich, weine Frau pflegte die Korridorthür niemals aufzulassen. Präs.: Können Sie fich denken, auS welchen Gründen der Mörder zur That geschritten ist? Zeuge: Meiner Meinung nach hat er stehlen wollen. Präs.: Sie entnehmen dies aus dem Umstand«, daß die Kästen»umeist geöffnet und durch- wühlt waren und auch in der That einige Gegenstände fehlen? Zeuge: Ja. Präs.: War es aber auch möglich, daß Jemand Dm Mord aus Rache begangen haben könnte? Zeuge: Nein, daS kann ich mir nicht denken. Präs.: Wcs« halb nicht? Zeug«: Meine Frau war gegen Jedermann so gutmüthig und hat so viele Wohlthaten gethan, daß ich eS für absolut ausgcschloffen halte, daß Jemand eine solche Rache gegen fie gehabt haben soll. Präs.: Ihre Vermögensoer- hältnisse waren damals etwaS ungünstig? Zeuge: Ja. Präs.: Wie viel Geld in Ihrem Schreibtisch gewesen, können Sie nicht angeben? Zeuge: Nein. Präs.: Jedenfalls war eS eine nur geringe Summe? Zeuge: Ja. Präs.: Sie find also der Memung, der Mord kann kein geplanter gewesen sein, sondern der Mörder ist zufällig, behufs Aus- Übung eines Diebstahls in die Wohnung gedrungen und ist alsdann von Ihrer Frau überrascht worden? Zeuge: Ja. Vertheidiger: Haben Sie Ihren Hund zu dem Herrn Unter- suchungSnchter gebracht? Zeuge: Ja, nachdem mich Herr LandgerichtSrath Hollmann dazu aufgefordert hat. Verth.: Als Sie den Hund zu dem Herrn Untersuchungsrichter mit- brachten, war da der Angeklagte im Zimmer? Zeuge: Ja. Verth.: Hat der Hund bei dem Anblick des Angeklagten fich gefürchtet, oder gebellt? Zeuge: Nein, der Hund hat fich ganz ruhig im Zinmer hingelegt. Der zweite Zeuge ist der Sohn der Ermordeten, Hermann Paepke. Präs.: Sie find am 3. November nicht zu Tisch nach Hause gekommen?- Zeuge: Nein, mir wu�e gegen Mittag von meinen Vorgesetzten eröffnet, daß ich Nachtdienst habe. Ich theilte dies meiner Mutter mirtelst emer Postkarte mrt. Präs.: Wann erhielten Sie von der Ermordung Ihrer Mutter Kunde? Zeuge: Nachmittag« gegen 5'/, Uhr. Präs.: Sie begaben fich in Folge dessen sofort in Ihre elterliche Wohnung? Zeuge: Ja. Präs.: Können Sie uns sagen, in welcher Weise die Leiche Ihrer Mutter gelegen bat? Zeuge: Nein, ich habe fie nicht gesehen, da ich in die Vorder- stude nicht hinein konnte. Präs.: Sie konnten nicht hinein? Zeuge: Die Polizetbeamten gestatteten mir den Zutritt in dai Vorderzimmer nicht. Präs.: Und Sie verzichteten freiwillig darauf, Ihre Mutter zu sehen? Zeuge: Wa» sollte ich denn gegen die Polizeibeamten thun? Präs.: Dann können Sie uns auch nicht sagen, wie es in dem Vorderzimmer auSgeseh-n hat? Zeuge: Rein. Präs.: Können Sie sich denken, in welcher Weise Ihre Mutter ermordet worden ist? Zeuge: Nein. Präs.: Haben Sie denn niemals darüber nachgedawt? Zeuge: Ja, ich war jedoch der Meinung, die nähere Fest- stellung ist Sache der Polizei.   Präs.: Nun, ich bin der Meinung, eS wäre auch Ihre Aufgabe als Sohn gewesen, fest- zuflellen, auf welche Art und Weise Ihre Mutter ermordet worden ist? Zeuge: Ich dachte auch darüber nach, eine ge- naue Vorstellung kann ich mir aber nicht machen. Präs.: Haben Sie gegen Jemanden irgend einen Verdacht gehabt? Zeuge: Ja, ich hatte einen gewissen Müller im Verdacht. Präs.: Hatte dieser eine Rache gegen Ihre Mutter? Zeuge: Das weiß ich nicht. Präs.: Nun weshalb schöpftenSie gegen den MüllerVerdacht? Seine Frau war mit meiner Mutter ver- feindet. Präs.; Hatten sich die beiden Frauen gezankt? Zeuge: Ja, vor etwa IV, Jahren. Präs.: Und deshalb find Sieder Meinung, dieser Müller könnte. Ihre Mutter ermordet haben? Zeuge: Etwas Bestimmtes weiß ich nicht. Präs.: Ist denn der Müller ein Mensch, dem man einen Mord zutrauen kann? Zeuge: Das will ich nicht sagen. Präs.: Zeuge, Sie flnd doch mit Ihren Verdächtigungen etwas leichtfertig; Herr Geheim-Sekretär, was sagen Sie zu der Bekundung Ihres Sohnes? Zeuge: Ich habe zu bemerken, daß Müller nicht der Mörder gewesen sein kann, da er schon seit einem Jahre im Gefängniß Plötzrnsee ist; im Uebrigen traue ich demfelbrn eine solche That nicht zu. Angekl.: E» ist ja möglich, daß der Müller, der in Plötzensee sein soll, einen Mit- gefangenen zu der That veranlaßt hat. Dr. med. Werner, der zuerst zu der Ermordetm gerufen worden ist, giebt«ine ausführliche Schilderung von dem Befund der Lache. Der Mörder müßte zum Mindesten an den Stiefeln und Hosen mtt Blut bespritzt gewesen sein. Der tödtliche Schlag muß etwa V» blt'/« Stunden vor seinem Eintreffen geführt worden sein. Präs.: Früher sagten Sie, der Tod muß 1 bis 1'/, Stunden vor Ihrem Erscheinen eingetreten sein? Zeuge: Damals hörte ich, daß etwa gegen 2 Uhr Nachmittags der Kampf stattgefunden hat, aus dem Gmnde wurde ich zu der Annahme verleitet, genau ist das nicht fest- zustellm. Auf Befragen des VertheidigerS bekundet der Zeuge, daß der tödtliche Schlag jedenfalls seitlich geführt worden ist. Polizeilieutenant Glabisch schildert ebenfalls den Befund der Leiche. Er sei der Meinung, der Mörder hätte Blutspuren nicht davon getragen. Fräulein Kennebehn(15 Jahre alt): 'Ich kannte die ermordete Frau Paepke und verkehrte oftmals bei ihr. S'e war eine sehr gutmüthig« Frau. Am SonniG dm 1. November, forderte mich Frau Paepke auf, ihr ß Montag Nachmittag rollen helfen zu kommen. Ich ich könne erst am Dienstag Nachmittag kommen. Ich an diesem Tage, etwa gegen 2 Uhr Nachmittags, jedw falls nicht vor 2 Uhr zuPaepke'S; etwas Verdächtige« habest nicht wahrgenommen. Ich klingette mehrfach, da mir jedw nicht geöffnet wurde, so besuchte ich meinen in der Thuw straße wohnenden Bruder. Etwa IV» Stunden darauf gstt ich wieder zurück. Nachdem ich wiederum vier Mal vergeblst geklingelt hatte, kam Herr Paepke. Dieser schloß auf, wir b» traten die Wohnung und fanden im Vorderzimmer Fra  » Paepke rntseelt auf dem T-ppich liegen. Polizei-Inspektor v. Merscheivt-Hülleffem giebt ebenfalli eine eingehrnd« Schilderung über den Befund der Leiche. Dst Blut war an die Gardinen, Fenstern, Ofrn;c. gespritzt. P der Küche ist keine Blutspur vorhanden gewesen. Es# nichts vorhanden, was darauf schließen ließ, daß der Mörb« fich irgendwo seine Hände gewaschen oder auch nur abgewiK hätte. Die Wäsche muß vor erfolgtem Moide mit# blutigen Händen herausgerissen worden sein. Auch ff« eine angebrannte Zigarre vorhanden, so daß anzunehm« ist, der Mörder hat vorher an der Stelle des M brechenS eine Zigarre geraucht. Präsident: N* Angeklagter, haben Sie hierzu etwas zu sagen? Angekl- Ich habe nur zu bemerken, daß ich überhaupt nicht rauche, st also der Mörder nicht gewesen sein kann. Präs.: Wie# es aber, wenn Zeugen auftteten, die Sie schon haben rauche'- sehrn. Ich habe Jznen schon einmal gesagt, Sie thun besser nicht alles zu leugnen. Der Umstand, daß Sie Raucher find, b* lastet Sie ja noch nicht. Angekl.: Ich gebe zu, daß ich ei»' mal eine Zigarre rauche, wenn ich eine geschenkt erhalte, wöhnlich rauche ich aber nicht. Präs.: ES ist doch aber si gleichgiltig, ob Sie selten oder regelmäßig Zigarren rauche» Auf weiteres Befragen drponirt Kriminal Polizei-Jnspektol v. Hülleffen: Zu befürchten war, daß daS Blut durchfickeff könnte, ehe der Thatbestand festgestellt war, so ist in Uebev einstimmung mit dem ersten Staatsanwalt Angern  , der ebenfall» zur Stelle war, die Wegschaffung der Leiche und zwar noch i» derselben Nacht angeordnet worden. Stadt-Phyfikus Geh Medizinalrath Wolff: Der Schädel der Ermord-ten war voll- ständig zertrümmert. Augenscheinlich hat der Mörder zunächst einen sehr heftigen Schlag und alidann noch eine Reihe vo» Schlägen geführt. Der Tod ist durch die Zertrümmerung bei Gehirns eingetreten. Außerdem waren da» Kinn und del Mundwinkel der Ermordeten arg verletzt. Ein Kampf h« augenscheinlich nicht stattgefunden. Der vorgefundene Zahn ist der Ermordeten ausgeschlagen worden. Wie lange vorher der tödlliche Schlag geführt worden ist, als Herr Dr. Werner gr- rufen wurde, ob eine halbe oder IV- Stunde, läßt fich n«» fesistellen. Da noch keine Todtenstarre eingetreten war, so kan« man nur sagen, der tödtliche Schlag muß vor nicht lang« Zeit geführt worden sein. Stadt-PhystkuS Geb. Medizinalrath Prof. Dr. Limann tisit dem Gutachten oeS Geh. Medizinalrath Dr. Wolff vollständig bei- Augenscheinlich ist der erste Schlag geführt worden, indem d« Mörder seinem Opler gegenüber gestanden hat. Die Frau ist alsdann niedergefallen und hierauf hat der Mörter die wy leren Schläge von hinten oder von der Seite geführt. M denLuden"(Brecheisen), die der Angeklagte besessen Hab!» soll, kann die That vollführt worden sein. Ebenso ist eS aber möglich, daß die That mtt einem Hammer vollführt morde» ist. Hier wird die Sitzung gegm 6 Uhr AbendS auf morge» (Dienstag) Vormittag 9V, Ilhr vertagt. + Zwet Schlafftellendtebstähle fallen dem FärbergeselleH K. zur Last. Bei einem derselben legte er ein große« Raffine« ment zu Tage. Er begab fich eine? Tages zu den Eckern d'* Buchdrucker« W.. bei denen er früher in Schlafstelle gewoh»» hatte, zum Besuch. Nach einiger Zeit nahm er Abschied, wa« die Korridorchüre heftig hinter fich zu, als sei er Hinausgegange»' blieb aber zurück und schlich sich in das Schlafzimmer dd Sohne» ein. Dort kroch er unter daS Bett und blieb bil 3 Uhr Morgens dort liegen. Um diese Zeit suchte W. et? sein« Schlafstätte auf und K- konnte zu dem Ziele seiner Wünsche- einer grünsetdenen Geldbörse mit einem Inhalt von 23 Ä gelangen. So leise er fich fortschlich, war sein« That doch nie? unbemerkt geblieben. Der kleine Bruder de« W.,«in Knat von 10 Jahren, der in demselben Zimmer schlief,« aufgewacht und sah den fremden Mann verschwinden. Dff- führte zur Entdeckung.   In dem andern Falle hatte sb seinem Schlafkollegen, dem Arbeiter W., eine Geldtasche ff* 12 M. entwendet. Die Strafkammer verurtheilte isn i" Rückficht auf die Verschlagenheit und den Vcrtrauensdruch' die er bewiesen und den er vollzogen, zu 7 Monaten fängniß.__ Ketzte Nachrichten. lieber den Zusammenstoß der Franzosen mit den Eingt' borenen im Senegal  -Gebiete liegen folgende telegraphW Mittbeilungen vor: Part», 11. April. Nach Meldungen vom Senegal   ist da» Fort Bakel von den Eingeborenen angegriffen und hat daselbst ein sehr blutiger Zusammenstoß stattgefunden, welcher 3 Tags dauerte. Mehrere Dörfer und Faktoreien wurden ange«ündet! die Verbindungen find abgeschnitten. Die Lage wird als ernst bezeichnet. Paris  , 11. April. Eine Depesche deS Gouvanems de« Senegal  -Gebietes deflätigt, daß das Fort Bakel von den Ei»' geborenen angegriffen wurde, doch seirn die Angriffe oh»» Verluste zurückgeschlagen worden. Das Fort sei vollkommest verproviantirt. Ein von gestern Morgen aus London   datirtes Tele' gramm meldet: Der bisherige UnterstaatSsekretär für Indiek Kay-Shuttleworth, ist an Stelle von Heneage zum Kanzler&« Herzogthums Lancaster ernannt worden und würde denDali« Nnvfl" zufolge auf seinen bisherigen Posten als Unterstaat«' sekretär von Indien   durch Staffoid Howard ersetzt werden.»» die Stelle von Sollings als Sekretär im Lccal GovernmeM. Board soll Borlase tretm. Der Rücktritt Lord Morley'S vo» dem Posten deS Arbeitsminister» wird amtlich bestätigt.. I Die Opposition gegen Gladstone'S Homeruledill wird all' gemeiner und größer. DieTimes", derDaily Telegraph  ' derStandard" und fast alle übrigen Morgenblätter fahrest- heute fort in ihrer Kritik über dre Gladstone'sche Vorlag«' Seihst dieDaily NewS" bezweifeln jetzt, od die Vorlage s» der gegenwärtigen Session Gesetzeskraft erhalten werde. Di« öffentliche Agitation gegen Gladstone'S Bill beginnt am Mi* woch mit einem großen Meeting in Her Majesty's Thrau«' da» unter dem Verfitz von Lord Cowper, der unter dem UW. ren Kabinet Gladstone Vizekönig von Irland   war, statt find«» wird. Die erste Resolutton bei diesem Meeting wirv»o» Lord Hartington   beantragt und von Lord SaliSbury und.A» lands unterstützt werden, die zweite Resolution wird Gof®« beantragen. In Görlitz   hat gestern ein Maurersteik begonnen.* Kommunalbauren beschäftigte Maurer   arbeiten weiter. In Magdeburg   ist eine auf gestern anberaumte Versamw' lung, in welcher der sozialdemokratische Abg. Heine einen V»' trag halten wollte, auf Grund des Sozialistengesetzes im aus verboten worden. j Nach einem Privattelegramm deSVerl  . Tagebl." ist ö;; den KöSliner Vertreter der Staatsanwaltschaft, Ässeffor San» mester, währrnd er in seiner Ardettsstube saß, 5« schössen worden. Man bringt diesen Vorfall in V« W bindung mit den Verhaftungen, welche dieser Tage w-'fl« eineS jchwebeoden BetrugsprozeffeS in Köslin   vo.-genomM« wurden. Unter den Verhafteten befinden fich auch Stadtverord»«. Bersmsortttch« RrSsMur l». SMWhrt« Vi»Düa.>V.-,uS uns Verlag von K«g##W*8 i»*KUn_aW,«eutsftratz« 3.