Abaeordvetenhau». 62.® i 4 u n n vom 13. April, 11 Uhr. Am Mintstertische: von Scholz, Lucius» von Boettiche r und Kommifimim. Dic Besprechung der Interpellation deS Abg. o. Minnigerode wird fortgesetzt Abg. v. Zedlitz: In der Interpellation des Herrn v. Minnigerode liegt eine gewisse Einseiligleit. Es ist darin die nothleidende Industrie nicht berückfichligt und eS sind darin wichtige Mittel der Abhilfe der landwirthschaftlichen Noihlage übersehen. Trotzdem glauben wir unS doch nicht der Besprechung der Interpellation, wie eS Herr v. Sckor« lemer gethan, entziehen zu sollen. Wir erkennen die Roth der Landwtrihschast als bestehend an und verlangen dringend deren Beseitigung im Interesse der Landwirthe, aber auch deS Staates selbst. Wir laufen sonst Gefahr, die reichen Bankiers als Grundbesitzer zu sehen und Zustände zu erleben, wie im alten Rom. Landwiithschaftliche Proletarier müssen den sozialen Zündstoss vermehren. Ich hege die feste Uebcrzeugung, daß der Reichstag auf die Dauer sich der Nothwendiglcit einer Erhöhung der Reichsei' nahmen nicht verschließen wird. Die Anregung dazu wird vom Volke ausgehen. Ich verwahre mich dabei aber ausdrücklich gegen den Vorwurf, den sreifinnige Blätter planmäßig erheben, indem sie Phantome an die Wand malen, daß ich damit den Staatsstreich will. Ein wichtiges Mittel der Abhilfe erblicken auch wir in der Beförderung des Kredits. An Kredit fehlt eS nicht, wohl aber an billigem Kredit, bei welchem der Landmann nicht in Wucherhände fällt. Die landwirthschaftlichen Genossenschaften find eine sehr nütz« liche Institution. Sollen sie aber ihren vollen Segen baben, so muß man vor Allem an Stelle der Solidarhaft die Theil» Haft stellen.(Beifall rechts.) Abg. Sattler: Auch in meiner Frattion befindet sich «ine ganze Anzahl von Landwirthen, auch wir wollen der schwer leidenden Landwirth'chast zu Hilft kommen- Auch ich habe die schwersten Bedenken gegen die Erhöhung der Getreide« und vor allem der Wollzölle, welche die Industrie schwer schädigen würde.(Beifall links.) Abg. von Below'SaleSke: Unsere Interpellation sollte informatorisch und ermuthtgend wirken. Wir in den alten Provinzen find bisher etwa» zurückgesetzt worden. Wir machen der Regierung keinen Vorwurf. Sie hat Recht, von unS zu verlangen, daß wir trotz unlerer mangelnden LeistungS» fähigkeit im Interesse der nationalen Ehre und Selbstständrg- kett ihr die nöthigen Mittel gewähren werden, aber fie hat Unrecht zu erwarten, daß die Willigkeit sehr lange wird dauern können. DaS Brennereigewerde muß wieder konkurrenzfähig ge» macht werden; der deutschen Schafzucht muß wieder aufgeholfen werden und da» kann nur durch einen Wollzoll geschehen; ein Verfahren, daS die Noimirungetnerangemeffenen Exportbonifikation für Wollfabrikate garantirt. Sollten die bisherigen Versuche, ein solches Verfahren zu finden, keinen Erfolg haben, so werden wir Schafzüchter uns zuftmmenthun und einen Preis, wenn «s sein muß, von 100000 M. aussetzen, biS daS Verfahren gefunden ist. Vor Allem aber muß der Unfug aufhören, der in Hamburg mit der Spritklausel getrieben wird, und ich bitte den Finanzminister, unS darüber reinen Wein einzuichenken und eine amtliche Aufklärung zu geben.(Beifall rechts.) Finanzminister v. Scholz: In Ansehung der Sprit« klausel kann ich zur Zeit eine Antwort nicht geben, die Frage unterliegt der Erwägung, und mit Rückficht hierauf kann ich mich vor ihrem Abschluß nicht äußern. Die Herren v. Below und Graf Kanitz haben die gestern vom Minister LuciuS namens der StaatSregierung gegebene Antwort alS sehr wenig be- friedigend bezeichnet und dahin charakterifirt, ali wenn die Regierung sagte: Wir erkennen den Nothstand an, thun aber nichts Durchgreifendes dagegen. Mit dieser Auffassung thut man der StaatSregierung bitteres Unrecht. Auch werden keineswegs die älteren Provinzen zum Vorlheil der neuen vernachlässigt' wir haben daS Vorhandensein der geschilderten Norhftände voll anerkannt. NeuerdingS führt Herr Rickert die Reichsverfassung vor als Bedenken dagegen, daß man vom Reich: Einnahmen auf die Einzelstaaten über« gehen lasse. Um dieses Bedenken schmackhafter zu machen, sagt Herr Rickert: macht ganze Arbeit, werft die ganzen Vcrwal» tungszweige auf den Reichstag ! Herr Rickert sollte doch vor dem Reich, wie eS geschichtlich geworden ist, größer« Achtung hoben, alS daß er solcher kletnlichen Schablone wegen die ReichSgrundlagen total zu verrücken in Aussicht nimmt. Wenn wir nach Herrn Rickert warten wollten, biS daS Reich eine ganz andere Verfassung hat und die Einzelstaaten vielleicht völlig beseitiat find, dann können wir unS auf Besserung über« Haupt keine Hoffnung mehr machen. Verschwendung mit den Staatsmitteln ist ein weiterer unbegründeter Vorwurf, alle Ausgaben hat die Landesvertretung bewilligt; und ist nicht auch nachher Herr Rickert da, um vor unnützen Ausgaben zu wrnien? Herr Rickert will einfach für die Preußen nicht eine Hilfe au» den Einnahmequellen haben, die dem Reich« zur Der- fügung stehen, und darum sucht er nach Aut flüchten. Eine solche ist auch der immer wiederholte, obwohl längst widerlegte Vor« wurf, daß eS mit der Reform der direkten Steuem nicht vor« wärts gehe. Die Probe ist gemacht und resultatloS verlaufen, die Presse de« Herrn Rickert hat über die bezüglichen Regie« rungivorschläge daS tollste Geschrei erhoben und stch nicht gescheut, die ärgsten Verdächtigungen gegen die Regierung, z. B. im„Rcichsfreund", vorzudringen. DaS Beispiel Frank- reich» bezüglich der indirekten Steuern kann als klassisch nicht anerkannt werden. Tie Gesammtheit der Regierung ist der Meinung: so sehr eS unser Bestreben, die Industrie im Lande zu Heden und zu pflegen, so wohlwollend und förderlich Jeder von unS der Industrie deS Landes gegenübersteht, so find wir davon andererseits aufs Tiefste durchdrungen, daß an dem Tage, wo Deutschland nicht mehr ein überwiegend ackerbau» treibendes Land ist, wo unser Brod und Fleisch nicht mehr überwieqend von unseren LandSleuten provuzirt wird, der Untergang Deutschlands seinen Anfang nimmt(Bei« {all rechts); nehmen Sie die Beruhigung auS dm Ver« »andlungen mit, daß Sie nicht vergebens an daS Herz der Regierung appelliren werden, wenn Sie mit auSfübr» baren Gesuchen an fie herantreten, beruhigen Sie in dieser Befiehung auch daS Land, darum bitte ich!(Lebhafter Beifall rechts.) Abg. v. Erffa : Die Rede deS Abg. Rickert beweist, daß auf der Linken von dem Umfange und der Bedeutung deS Nothstandes noch recht wenig Erkenntniß vorhanden ist. Eine Enquete ist wirklich nicht mehr nöthig. Die KcistS hat fich allerdings auch auf die Kohlen« und Eisenindustrie ausge« dehnt; in diesen beiden Richtungen liegt aber lediglich eine Reaktion auf die Eisenbahndaupertode der letzten 2S Jahre vor Die heutige Verschulddarkeir ist viel zu ausgedehnt, die Beleihungsgrenze viel zu sehr erweftert. Schon einmal, unter F iedrich dem Großen, hat in einer ähnlichen Noihlage der Landwirthschaft die Umwandlung der kündbaren Kapital- schuld in eine unkündbare Rentenschuld stattgefun- den. So könnte auch jetzt verfahren und etwa nach dem Muster deS StaatSschuldbuch» für jede Provinz ein Schuldbuch eingerichtet werden. Diese Umwandlung, die Lorenz v. Stein, Schäffle, Schmollen, v. Miatkowski empfehlen, würde den Grundbesitz, der noch nicht überver« schuldet ist, halten können, und der Zeitpunkt für die Ein- führung wäre im gegenwärtigen Moment um so günstiger, alS der Zinsfuß niedriger ist alS je und die Reform unserer R'ichszivtl« Gesetzgebung unmittelbar bevorsteht.(Beifall rechts.) Abg. Arendt: DaS Land verlangt von der Regierung und der Volksvertretung Maßregeln, welche die Ausartung der allgemeinen Kalamität verhindern. Die gestrige Antwort deS Ministers LuciuS war lediglich negativ, und auch heute hat Herr v. Scholz lediglich»ur Unterstützung seine? Stmer« Programms aufgefordert. Das Festhaltm an der Goldwährung wird schließlich nur die Ausbreitung der Papierwirthschaft fördern. Ich glaube nicht, daß eine Geldverschlechterung die Folge der Doppelwährung sein wird. ES wird nur eine Veränderung in den Valuten eintreten. Die indische Valuta wird auf ihren früherm Stand zurückkehren und wir ein Mittel mehr erhaltm, unS die in« dische Konkurrenz vom Halse zu halten. Die Goldproduftion ist dagegen in der Abnahme begriffen. DaS muß nothwendig zu einer Geldvertheuerung führen. Man sagt zwar, der ZinS« fuß sinke. Aber auch das ist nur ein Symptom der Geldver« theuerung, daS mag befremdlich klingen, aber eS ist eine That- fache. Man sagt, ein internationaler Währungsvertrag sei un« möglich. Ich glaube daS nicht. Für einen solchen Vertrag find nur nöthig drei Staaten, Deutichland, England und Frank- reich, und haben dieselben fich geeinigt, so wird fich jeder der Staaten wohl hüten, durch einen Bruch deS Vertrag» zu einer Entwerthung deS Silbers beizutragen. In England ist die bt« metallistische Bewegung im Steigen begriffen. Ich sehe schon die Zeit ab, wo England zu uni kommen wird, um unS zur Einführung der Doppelwährung aufzufordern. Man sagt, wir de» unruhtgten daS Land mit unserer Agitation. Ader wenn wir der Ueberzeugung find, daß die wirthschaftliche KrifiS nur durch die Einführung der Doppelwährung beseitigt werden kann, so ist eS unsere Pflicht, in unserem Bestreben auszuharren, und darin werden wir unS nicht irre machen lassen. Abg. v. E y n e r n: Ich bedauere, daß diese Fragen hier in einem Augenblicke angeregt find, wo in dem anderen Hause eine weltbewegende Angelegenheit verhandelt wird. Es ist auch der Zweck der Interpellation nicht abzusehen. Zölle und Münzfragen gehören in den Reichstag . Vielleicht sollte nur Herrn Arendt, dem großen Münzpolitiker, einmal Gelegenheit gegeben werden, auch im Parlament eine Währungirede zu balten.(Widerspruch rechtS.) Man hat mit einem ungeheuren Ballast von Gelehrsamkeft ausgerüstete Agitationsschriften zu Gunsten de? BimctalliSmuS in die Massen der ländlichen Bevölkerung geworfen. Dieselben haben auch nicht mit Uuterschrtften gekargt, wohl nur, um gelehrter zu erscheinen. Herr Arendt hat wieder von der Möglichkeit eine? internationalen MünzvertragS gesprochen. Aber man hat uni immer noch nicht den Entwurf eine? solchen Vertrag« vorgelegt. Ich glaube, beriefe man eine Konferenz zu diesem Zwecke, so würde fich Herr von Kardorff bald über« zeugen, daß seine Theorie zwar schön ist, daß aber die Praxis derselben nur wenig entspricht. Die ganze Agitation hat nur dm Zweck, das Sinken deS Eilberpreises aufzuhallen, da? wird ein vergebliches Bemühen sein. Die Landwirthschaft sollte fich wohl hüten, Phantomen nachzujagen, die fich für fie selbst ali gefährlich erweisen werden. Ag. Meyer(Breslau ): Die ZentmmSpartei hat fich wieder einmal als eine eminent staatsmännische Partei gezeigt wenn fie in diese Debattm nicht eingegriffen hat. Es gieot keine volkSwirthschaftliche Frage, die an diesen beidm Tagen nicht berührt wäre; freilich auch keine, die gefördert wäre. Herr Arendt hat weiter bemerkt, die Goldproduktion sei nicht ausreichmd für den Bedarf. 1821, wo England zur Goldwährung überging, belief fich der Goldvorrath auf 11 Milliarden Mark. Seitdem hat fich derselbe um 20 Milliarden vermehrt, und dieser Vorralh soll!« nicht ausreichen für Deutschland und die kleineren Staatm, die inzwischen noch zur Goldwährung übergegangen find. Ruch daS Gespmst einer Falschprägung hat er an die Wand gemalt, in vorstchtigerer Weise, als daS jüngst an anderer Stelle geschehen ist. Wir können an derartige urbewiesme Behauptungen nicht glauben. Die Möglichkeit der indischen Importe soll allein veranlaßt sein durch den ungünstigen Stand der indischen Wechsel. Das ist durchaus unrichtig, die Zunahme deS indischen Imports hängt vielmehr zusammen mit dem Bau von Eisendahnm und den erleichterten SchifffahrtSverbindungen. Die heutige Debatte hat jedenfalls nicht dazu beigettagen, Thatsachen zu Tag« zu bringen, die unS zu einer Aenverung unsere? Münzwesm? ver« anlassen könnten.(Beifall links.) Abg. Schreiner schildert die Noihlage der bäuerlichen Bevölkerung Polens . Dieselbe ist trotz der größten Ein« schränkungen nicht im Stande, fich die Roth vom Halse zu schaffen. Aehnlich wie mit den Bauern steht eS mit dem Großgrundbesitz. Beide find idmtisch. ES ist ein vergebliche? Bemühen, einen Zwiespalt zwischen beiden Klassen von Grund« befitzern hervorzmusen. Die Bauern fallen nicht mehr auf solche Versuche hinein.(Beifall recht«.) Die Debatte wird geschloffen. Damit ist die Besprechung der Jnteip-llatien erledigt. In der ersten Berathung de? Gesetzentwurfs, betreffend den StaatSbeitrag zu den durch den Zollanschluß von Altona verursachten Kosten, empfiehlt Abg. H S n e l die Vorlage der wohlwollenden Beurtheilung aller Parteien und tritt der Auffassung der Regterung darin bei, daß auch er die Verpflichtung der Stadt zur Leistung eine? Koftenbeitragt bis zu einem gewissen Grade anerkennt. Die städtischen Kollegien hätten fich auch beretts auf diesen Standpunkt gestellt. Ada.«.Minnigerode beantragt Vorberathung in der Budgetkommtsston, welchem Antrag das Haus zustimmt. Schluß 5 Uhr. Nächste Sitzung Mittwoch 11 Uhr. (Nord-Ostiee-Kanal, Petitionen, Wahlprüfungen.) zukitte«. er. Sich mit fremde« Federn z« schmücke«, ist eine der widerwärtigsten Eigenschaften des„Berliner Tageblatt", Organ deS Herrn Rudolf Masse. Diese Eigenschaft ist diesem Blatt fast zur zweiten Natur geworden, man darf eS also nicht zu sehr übel nehmen, wenn fich daS„Berl. Tagebl." AlleS, wa? von der gesummten übrigen Presse geleistet wird, auf da« eigene Konto setzt. ES giebt bekanntlich auch Leute, die fich so sehr an daS Lügen gewöhnt haben, daß fie e? gar nicht wissen, wenn fie einmal die Wahrheit sagen. Unsere Leser werden den Sinn dieser Worte verstehen, wenn wir ihnen folgende Anmaßung jenes Inseraten- Organs vorführen. „Gegen den Unfug, so schreibt das„Berl. Tagebl." in seiner Sonntaginummer, der mit fingtrten gericht« lichen Ausverkäufen getrieben wird und„gegen den wir gelegentlich v orlie g ender Spezial» fälle zu wiederholten Malen an dieser Stellt aufgetreten sind," schrettet jetzt auch daS königliche Polizeiprästdium energisch ein. Dasselbe hat nämlich die Exekuttvbeamten angewiesen, Geschäfts- leute welche fälschlich«inen von ihnen veranstalteten Ausverkauf als gerichtlichen bezeichnen und auf diese Weise da? Publikum täuschen, au? 8 35 der Gewerbeordnung zur straftechtlichen Verfolgung und Anzeige zu dringen." Wir möchten da?„Berl. Tagebl." ersuchen, un? nachzu- weisen, wann e? wiederholt gegen diesen Unfug aufgetteten ist. Wenn dai„Berl. Tagebl." sich überhaupt jemals um diese Sachen gekümmert hat, so geschah daS stets nur im Annonzentbeil, wo natürlich dem Publikum da?„Vortheil« hafte" solcher Einkaufe an möglichst hervorragender Stelle mit möglichst auffälligen Buchstaben angekündigt und auf das Wärmste empfohlen wird. Wenn nun thatsächlich da? Polizei« Präfidium gegen den offenbaren Schwindel in energischer Weise vorgeht— waS wir übrigen? nach jeder Richtung hin mit Freuden begrüßen würden— so ist da? in keiner Weise daS Verdienst des„Berl. Tagebl.", sondern ganz anderer Leute. Da?„Berliner VolkSdlatt" brachte vor einiger Zeit einen Artikel, der in einem ganz bestimmten Fall« die Manipulationen der„gerichtlichen Ausverkäufer" an» Tageslicht brachte. Dieser Artikel ging in verschiedene andere Zeitungen über, und nur die in jenem Artikel enthaltene» Ausführungen können zu einem Einschreiten der Behörde» Veranlassung gegeben haben. ES find uns mehrere Fälle be- kannt, bei denen daS„Berl. Tgbl." mit seftener Dreistigkeit die Früchte der Thätigkeit anderer Leute für fich mit Beschlag gelegt hat. Wenn fich andere Leute ein solches Benehmen ruhig gefallen lassen, so kümmert unS da? nicht, wir unsererseits find jedoch keineswegs gewillt, derartige Dreistigkeiten ruhig durchgehen z» lassen. Für ein Blatt, welche? übrigens hinten die Ankün- digungen von Schwindelverkäufen bringt, schickt eS fich auch schlecht, im redaktionellen Thell gegen diese Verkäufe Front zu machen. Bei den allbekannten Gepflogenheiten deS.berliner Tagebl." dürfte auch ein Vorgehen in dieser Richtung nicht allzuzroße Verwunderung erregen, denn— peeuvia non olet, Geld riecht nicht. er. Die„Baugewerks-Ztg." und ihre Hintermänner. die noch vor verhältnißmäßig kurzer Zeit eine so hochtrabende Sprache führten, scheinen fich jetzt denn doch, angeficht? der entschlossenen Haltung der Ardettnehmer, allmälig eine? beffere« zu besinnen. Die„«augewerkS>Ztg." klagt über die Uneinigkeit unter den Meistern und fie möchte gar zu gern den drohende» Streik— dai Blatt steht den Elreik schon ganz bestimo» ausbrechen— den„Ardeiterblättern und den Arbeiterführern in die Schuhe schieden. Man höre nur, zu welchen Äeuße- rungen fich das Meistcrorgan versteigt: ,Höit man die Epracb« der Arbeiterblätter und Arbeiterführer, erwägt man den auf« reizenden Ton,— so jammert das Blatt— der in den i» Hunderttausenden von Exemplaren verstreuten Flugblättern fia kundgiebt, so muß man fich auf größere ArbettSstörung« während deS EommerS gefaßt machen." Also nur der„au- reizende" Ton führt die ArbeitSfiöiungen herbei? Sollten die Arbeitseinfiellungen gar keine andere Ursachen haben, sollten die« selbm wirklich nur auf Rechnung der Flugblätter gesetzt werde» können V Wenn keine tiefen Schaden im Baugewerbe vorhande» wären, Schäden, denen fich vernünftige Arbeitgeber durchaus nickt verschließen, so kann die„Baugewerks-Zettung" gekost glaube» daß die Flugblätter mit ihrer„aufreizenden" Sprache gänzlick wirkungslos bleiben würden. Jene Herren, die derartiges Geschreibsel in die Welt setzen, scheinen in der That von der An- ficht auszugehen, daß der Arbeiter leichtfinnig fich auf eine» Streik einläßt, daß ein Flugblatt im Stande ist, ihn sein« ganze wnthschaftiich: Existenz auf's Spiel setzen zu lasse». Diese Annahme ist doch in der That so naiv, daß fie eint ernfiliche Widerlegung nicht verdient; jener Angstschrei bedeuto auch faftisch etwas ganz Anderes, und eS mag dieser Hin««» genügen, um die„BaugewerkS-Zeitung" und ihre Helfershelfer darauf aufmerksam zu machen, daß ihr Hilfegeschrei von um wenigstens verstanden ist. Die„aufreizende" Sprackr fürchten jene Leute auch viel weniger, als den sack- lichen Nachwelt der Noihlage der im Baufackr beschäftigten Arbeiter. Nur dieser Nachweis ist ihr»» unangenehm; die große Oeffentlichkeit und namentlich der in- diffrrente Theil der Arbeiterschaft soll nicht erfahren, wie" eigentlich mit den wirklichen Verhältnissen bestellt ist.— Uebck die Stimmung in den Meisterkreisen läßt fich dai Blatt i« folgender Weise auS:„Die Arbeitgeber find nicht so geeiiA wie wir hofften. Daß zur Belämpsung eines großen Hebel« auch große Mittel, daS Aufgeben mancher Privatinteressen, d« unbedingte Anerkennung der Majoritätsbeschlüsse erforderl« find, wird noch lange nicht gmügend eingesehen."— Un? nügt da«. In den Arbeitnebmerkreisen ist man jedenfalls ü?» die Grundprinzipien einmüthigen Handeln? bei gemeinsam»' Aftionen besser informirt. ES spricht diese Auslassung der„B»� gewerkS- Ztg." übrigens dafür, daß wenigstens ein Theil% Arbeitgeber von der Berechtigung der Forderungen der Arbeit» überzeugt sein muß.— In einem Punkte wollen wir übrige«« auch der„Baugewerksztg." Recht geben. Sie sagt:„Die arbeitgeberschaft Berlins ist von Elementen durchsetzt, nur in einer Riesenstadt daS Feld ihrer trüben Wirksam'� finden können, wo anders würden fie zu sehr beobachtet u>? zu oft an der Oberfläche erscheinen."— Wir glauben, W da? richtig ist, obgleich wir sicher wissen, daß auch in andtt? Gegenden Deutschlands mit derselben Unverfroren� Schwindelbauten ausgeführt weiden. Ader waS dedeutet für die Arbeitnehmer? Doch nur da», daß fie erst recht sind, für ihre lebensgefährliche Beschäftigung einen auSkSq lichen Lohn zu verlangm. Denn gerade in Bezug schwindelhafte Bauunternehmer steht daS Unternehmerristko' dem Rifiko deS Arbeiters absolut in keinem Verhällniß. Ardeiter setzt in diesem Falle sein Leben und seine gesun» ein junge«, blühendes Leben unter den Trümmern«%* SchwindeldaueS in der Kastanien Allee begraben wurde' spricht ein solcher Fall nicht ergreifender und deutlicher L andere Ausführungen? Wer von den Bauarbeitern, der d» Morgen, Abschied nimmt von seiner Frau, kann wissen, od? AbendS heimkehrt; und soll er angestchtS deS immerwähe*», drohenden Tode? auch noch mit Nahrungssorgen Diese Frage soll unS die„BaugewerkS-Ztg." beantworten,& dann wollen wir weiter reden. er. Von der konservativ-antisemitischen Beamte» fänaerei. Daß die konservativen Herten Antisemiten»Z antisemitischen Herren Konservativen in Berlin niemals nennenswerthen Erfolg erzielen werden, dürfte von%% Anderen zunächst ihnen selbst recht sehr bekannt sein. durchaus ernste, zu politischen Spielereien absolut keine LZ übrig lassende Leben der Großstadt räumt Elementen, n*% ! zu Tage geketen find, am � mfluß ein, und namentlich ist � gerade in dieser Bewegung zu Dauer keinen merkbaren Cmflu Presse dieser Par'ei, welche zu ihrem großen Aerger Kreise� der Bevölkerung� niemals in nachhaltiger Weist � "ma-dL interesfiren vermochte. Was soll auch eine Bewegung, Letter stch bei festlichen Geleger. Helten darüber lustig ma«. daß Vereeinsmitglieder Kränzchen u. s. w. nicht mehr besu�, können, well fie die nothwendigen Kleidungsstücke bereits ig letzt haben, auf ernsthafte Leute für einen L J druck machen? Wenn bei einer lustigen Studentenkne derartige Sachen zur Sprache gebracht werden, so man das verstehen, junge Leute leben eben nur dem blick und sie find froh, wenn fie fich auf irgend eine WeiRJ nölhigen Nickel zum Frühschoppen verschafft haben. Wer st eine so großartige„Bewegung", wie fie die antisemitisch«' den Verficherungen der mgermanischen Männer doch sei». emleiun und eventuell auch durchführen will, dem dm' «igenüich ganz andere Dinge am Herzen liegen al? setzten Winterkleider. DaS Prahlen mit dem eigenen„D» muß rechtlich denkende Leute entschieden mißkauisch man kann unmöglich an die Lauterkeit der Ueberzeugunge» Leuten glauben, die unausgesetzt ihre eigenen speziellen 3 fj essen in den Vordergrund drängen. Doch abgesehen vovo existiren in jener Partei noch Dinge, die ganz U noch mehr zu denken geben.— In Berlin Jl if der eigentliche Alisemitismus keinen Boden mehr, �£0 jedem verständigen und sehenden Menschen Nar. s ein anderes Königreich, Makedonien ist für Dich zu lief? so heißt eS auch hier� Berlin ist abgegrast, folglich g-yeime«eirieoe zu gestatten, und man kann stw, V7„r rechten Verwunderung nicht erwehren, wenn man erfatst�£ eS eigentlich gemacht wird." Nach dem genannte»»£. wlirt in den Bureaux der oberschlefischen SisendA Abonnementseinladung auf ein hier in Berlin fast unter Ii« schluß der Leffentlichkill erscheinende«, natürlich antisemitische? Blatt, die„Deutsch « VolkSstimme".
Einzelbild herunterladen
verfügbare Breiten