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Feste Preise.
Beilage zum Berliner Volksblatt.
Dr. 92.
Wichtig für Arbeiter!
Um ein einheitliches Verfahren der Bebörden bei Arbeiterstreits zu sichern, hat der preußische Minifter des Innern eine längere Verfügung erlaffen, welche die Aufmerksamkeit der auftändigen Behörden auf dieses Gebiet binlenten und ihnen bestimmte Handhaben für Die Behandlung Der ihnen hierbei erwachsenden Aufgaben geben foll. Danach sollen die Polizeibehörden sich zwar der gefeßlich bestehenden Koalitionsfreiheit gegenüber feber Maßregel sorgfältig enthalten, welche als eine Partei nahme für die Arbeitgeber gegen die Arbeitnehmer oder umge tebit erscheinen tönnte, auf der anderen Seite aber zur Aufrechterhaltung der öffentlichen Ruhe und Ordnung streng dar über machen, daß der Lohnkampf ausschließlich auf friedlichem Wege und mit gefeßlichen Waffen aum Austrage gelangt. Jebem von der einen oder der anderen Seite ausgehenden Versuche, anläßlich der auf dem Gebiete der Lohnbewegung entstehenden Streitigkeiten den le galen Boden zu verlassen, soll daher nachdrüdlich und mit allen gefeglichen Mitteln entgegengetreten werden. Von den ftrafrechtlich zu verfolgenden Bergehen abgesehen, gehören au ben Ausschreitungen, welche den har after wiberrecht Itcher Gewaltsamkeit an fich tragen, namentlich die Versuche, einheimische oder auswärtige Arbeiter daran zu bindern, als Erias in die entstandenen Lüden einzu freten; ferner namentlich die Agitationen auf den Bahnhöfen, sowie die Verhöhnung und Belästigungen der weiter arbeitenden Arbeiter. In allen solchen Fällen sollen Die Polizeiorgane dem betroffenen Theile Schuß und Beistand gewähren. Ganz besonderer Ueberwachung.
follen indes biejenigen Arbeitseinstellun gen unterworfen werden, welche durch die fozialdemokratische Agitation angeftiftet sind oder auch nur in ihrem weiteren Fortgange der Zeitung derselben verfallen, die somit ihren wirthschaftlichen Charakter abstreifen
und einen revolutionären annehmen.
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Sonntag, den 18. April 1886.
- und heute ertheilt die Verfügung des Minifters selber die Antwort, die auf unser Aller Lippen lag. Der deutsche Ar beiterftand geht schweren Beiten entgegen, möge er während derselben die ausdauernde Besonnenheit zeigen, auf der allein feine Bukunft ruht.
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Der alte Demmler hat in seinem Teftament den Schwe riner Maurergesellen jährlich 500 Mart, den Simmergefellen die gleiche Summe und endlich Gesellen beider Geweite für ein gemeinsames jährliches Feft auch pro Jahr 500 Mart ver macht. Dabei sagt er in seinem Testament, daß er wünsche, Daß dieses Feft alljährlich als ein Berbrüderungsfest von den Arbeitern, in Frohfinn und demokratischer Einigkeit" gefeiert werde. In einer Nachschrift aber bemerkt der Erblasser, daß die oben bezeichneten Bahlungen lediglich an die Vorstände der Fachvereine der Maurer und Bimmerer und nicht an die Vorstände der Innungen gezahlt werden follen, weil er leine Sympathien für die Innungen habe.
Lokales.
Ueber die Schaustellungen von Repräsentanten fremder Völkerschaften haben wir uns schon öfter ausge sprochen. Es ist das immer nur eine Spekulation auf die gang gewöhnliche Neugier, und häufig lommen die von den SpetuSchwarzen nicht einmal zu ihrem ziemlich sauer verdientem Gelde. Einen eigenartigen Einblid in die Geschäfte prattilen der Unternehmer dieser Schaustellungen gewährt folgende Schilderung, die wir einem hiesigen Blatte entnehmen. Man erinnert fich, so heißt es da, der erst vor wenigen Wochen von Berlin geschiedenen Siour Indianer. Erst jest, wo sie nicht mebr in unserer Mitte weilen, erfährt man, daß fie in der That wilde und gefährliche Gesellen geweſen, von denen man fich mancher Ausschreitungen gewärtig sein durfte. Von autoritativer Seite hören wir, daß von Seiten eines dazu befugten amerika
Amt Vorstellungen dahin gerichtet worden find, 3 möchte fernerhin von Seiten der Behörden den Indianer Agenten die Erlaubniß zum Besuche Deutschlands an die Angehörigen un atvilifirter Stämme nicht mehr gegeben werben. In der That
In dem Augenblide heißt es in der ministeriellen Berfügung, wo durch Thatsachen jene ben Ulmursbeffrenischen, in Deutschland angestellten Beamten an das Auswärtige bungen dienende Tendens bei einer Arbeitseinstellung zu Tage tritt, wird auch die Nothwendigkeit gegeben sein, gegen die mit ihr zusammenhängenden öffentlichen Kund. gebungen auf dem Gebiete ber Brefic, fowie Des Vereins- und Versammlungswesens die Vorschriften des Gefeßes gegen die gemeingefährlichen Bestre bungen der Sozialdemokratie vom 21. Oftober 1878 mit ber felben Strenge in Anwendung zu bringen, wie gegen jene Be ftrebungen überhaupt. Insbesoneere wird nach Befinden der Umstände in denjenigen Bezirken, innerhalb deren die im§ 28 Desoben angeführten Gefeßes vorgesehen außerordentlichen Maßregeln in Wirksamkeit gesegt find, von letteren auch gegen führer von Streitbewegungen Gebrauch zu machen sein, sobald die Behörde die begründete Ueberzeugung gewinnt, daß von diesen Berfonen eine Gefährdung ver öffentlichen Sicherheit oder Ordnung zu besorgen ist."
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Die Verfügung geht uns erst in später Abendstunde zu und wir behalten uns deshalb vor, ausführlich darauf zurüc autommen. Die Bedeutung des Schriftftüdes wird unseren efern sogleich flat geworden sein. Ist ein Streit von Sozial Demokraten geleitet, verfällt er auch nur in seinem Fortgang ber sozialdemokratischen Zeitung, so werden alle Versamm lungen verboten, vie Führer werden ausgewiesen, die Preſſe wird verboten, welche Aufrufe( Damit zusammenhängende Rundgebungen") der Streifenden veröffentlicht. Die Streitenden und die ihnen zur Verfügung gestellten Blätter verfallen also dem Ausnahmegeset von dem Augenblid an, wo der Streit als ein fozialdemokratischer" ertannt wird. Daß die Arbeiter schwere Beiten zu überstehen haben würden, darüber waren wir uns feit der Verlängerung des Sozialistengefeßes flar. Daß aber die Lage so rasch fich fo ernst gestalten würde, bas hat wohl auch der größte Peffimist unter uns nicht ge glaubt. Noch am 4. Dieses Monats schrieb die Norbb. Aug. Btg.": Wendet fich denn das Gesetz gegen Arbeiterfireits"
R. C. 3wei Tage find es her, daß in Moabit bas Schlußwort in einem Drama gesprochen wurde, welches ganz Berlin während dreier langer Verhandlungstage in Aufregung und Spannung erhielt. Berlin sprach brei Lage lang von Rowalsti, und wenn in einer Großstadt ver fchiebene Tage die öffentliche Aufmerksamkeit angeregt und wachgehalten wird, so muß es ein Gegenstand fein, ber das allgemeine Interesse in außerordentlicher Weise in Anspruch nimmt. Und fürwahr, das war der Fall.
Der Mordprozeß Rowalsti entroute uns ein Bild aus bem Verbrecherleben, wie es brastischer und abschreckender wohl faum gebacht werden kann. Der von der heutigen Gesellschaft ausgestoßene Verbrecher gleicht bem wilden Thier, welches nur in seinem 3winger, b. h. im Suchthause bewacht und unschädlich gemacht werden kann, sobalb es wieber losgelassen wird, stürzt es sich auf die Gesellschaft, mit zäher Energie und wilder Mordlust von Verbrechen zu Verbrechen eilend. Der Mensch ist das Produkt ber ihn umgebenden Verhältniffe; der ihm von der Natur ins Herz gelegte Selbsterhaltungstrieb zwingt ihn zum Leben, er fettet ihn ans Dafein; bie harte, gefühllose Gesellschaft verweigert dem einmal Befallenen jedoch die Mittel der Existenz. Mit einer kleinen Unterschlagung beginnt die Berbrecherlaufbahn, mit dem Raubmorb hört sie auf.
waren Alle, die mit den Stour hier zu thun hatten, nicht auf Rosen gebettet. Bwischen den drei Managers der Truppe waren von Anbeginn an, als fie in Deutschland landeten, Swiftigkeiten ausgebrochen. Das Eigenthümerrecht wechselte oft, das Geschäft litt darunter, die Einnahmen verringerten fich und die Indianer hatten die Kosten zu tragen, indem fie ihr Gehalt nicht erhielten, das, beiläufig bemerkt, bei freter Station 15 Dollars pro Monat und Kopf betrug. Was natürlicher, als daß fie darin nehmen sie schnell die Gewohnheit der Bleichgefichter an
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III. Jahego
wilden Indianer gewesen sein, die wir hier zu sehen belamen. Die Bella Coola Indianer fi id im Gegensatz zu jenen Sioux von wahrhaft überraschender Gesittung und Erziehung." Van fieht, daß sich die Indianer, weil sie einfach das haben wollten, was man ihnen versprochen hatte, fich noch gefallen lassen müffen, daß man über fte herzieht. Den Rothhäuten wird hieran jedenfalls herzlich wenig gelegen fein, es ist aber doch bezeichnend, daß man ihnen aus ihrer Unfultur und Wildheit einen Vorwurf macht, weil sie fich zu Gunsten der Portemon naies der Herren Managers nicht umsonst begaffen laffen wollten. Wer weiß wie viel ,, feine" Damen fich nicht wieder in die röth lichen Herrschaften verliebt hatten.
Mangelhafte postalische Einrichtungen. Täglich Tommt es vor, daß ein Inserent einer Beitungs Annonze die zu er wartenden Korrespondenzen unter irgend einer beliebigen, felbft gewählten Chiffre poftlagernd abgehen läßt und geschieht dies meistens, um die Kosten für die Niederlegung in den resp. Beitungs Expedionen zu sparen. Der Inferent bedenkt aber nun bierbei nicht, daß die poftlagernde Chiffre ihm durchaus gar feine Brantie bietet, daß die Korrespondenzen in seine Hände ge gerathen und von Unberufenen abgehoben werden können und auch wirklich täglich abgehoben werden. Schreiber dieses hat in Dieser Beziehung mannigfache Erfahrungen gemacht und auch häufig felbft beobachtet, wie dergleichen Sendungen von solchen Briefmardern mit fast erstaunlicher Frechheit von den resp. Bostämtern abgehoben wurden. Mit Bezug hierauf nun möchten wir der zuständigen Behörde die Einrichtung zur Er wägung empfehlen, ob es nicht zweckmäßig wäre, den bes treffenden Empfängern folcher Sendungen nach vorheriger Anmeldung eine Bescheinigung auszustellen, ähnlich wie es in den Beitungs. Expeditionen geschieht. Selbstredend burch solche Einrichtung den Beamten eine, wird wenn auch nur kleine, Mehrarbeit erwachsen, aber andererseits würde diese auch wohl lohnend sein, wenn für eine solche Be scheinigung eine Extragebühr erhoben wird. Diese zu zahlen wird auch Niemand fich weigern, wenn er weiß, daß er für den richtigen Empfang der refp. Chiffie- Rorrespondenz eine Garantie hat, da doch nur dem Vorzeiger einer Bescheinigung die ein gegangenen Rorrespondenzen verabfolgt werden. Ein anderer wunder Puntt in der postalischen Einrichtung ist das Erlangen von Freimarlen nach Schluß der Bostämter. Allerdings sollen amtliche Verlaufsstellen von Bostwerthzeichen eristiren, aber leider find diese schwer zu finden, indem fte fo ungenügend fenntlich gemacht sind, daß es fast unmöglich ist, solche zu finden. In einer großen Stadt tommt es doch gar zu häufig vor, daß man auch in später Abendstunde einer Briefmarte oder Poft tarte sehr benöthigt ist. Wenn nun in jeder fleineren Straße eine und in den größeren Straßen mehrere amtliche Verlaufs stellen für Postwerthzeichen bei Materialisten oder Bigarrenhändlern in deutlicher, fenntlicher Weise eingerichtet würden, fo wäre dieser Uebelstand ebenfalls leicht beseitigt. Man wird hier einwenden, daß diese Einrichtung bereits Gut! Aber wie treten die meisten dieser Verkaufsstellen Inhaber dem Publikum entgegen?! In den allermeisten Fällen erhält man bie furzabweisende Antwort: babe teine Briefmarte mehr!" oder Postkarten find alle!" Schickt man aber nach solch' er haltenem Bescheide einen Anderen zu dem Verkäufer mit dem Auftrage, etwas einzulaufen und dann auch eine Postkarte c. zu kaufen, dann find sofort solche voi handen. Also nur, wenn man zugleich andere Waare lauft, auch wenn solche nicht ge braucht wird, erhält man die gewünschte Briefmarke 2c. aus Gnade und Barmherzigkeit! Hier müßte durchaus Abhilfe geschaffen werden, indem der Juhaber einer solchen Verkaufsftelle entweder einen Ileinen Rabatt erhält, oder aber bet Uebergabe einer Verkaufsstelle es den Herren zur firengsten Pflicht gemacht wird, auch ohne Waarenbezug die Bostwerth zeichen zu verabfolgen. Die hier gerügte Unannehmlichkeit hat man etwa nicht nur Abends nach Schluß der Postämer, son bern auch am Tage, denn ehe man ein Poftamt, das doch nicht gleich am Wege liegen kann, findet, um eine Freimarle oder Postkarte zu erhalten, ist zuweilen schon viel Beit vers ftrichen, in der die eilige Sendung schon längst unterwegs sein
seit Jahren besteht. ftreitten. Nur war das Ueble,
daß fie bei der Doppelbedeutung des Wortes Streit fich
auch zu der Auffaffung neigten, welche es mit Schlagen" überfest. Sie wurden störrisch, ungefügig, drohend. Nur auf bringendes Bureden und Ertra- Versprechungen verstanden fie fich dazu, aufzutreten, wenn das Publikum schon längst wartete, einige Male erschienen fie gar nicht. Schließlich rückte einer Der Indianer nach Hamburg aus und mußte per Schub zurüc gebracht werden. Einige Male erschienen fte in corpore auf bem amerikanischen Generalfonfulat und verlangten Schut
gegen ihre Managers. Dort erfolgte denn auch einmal auf
Intervention des Konsuls die Bahlung des rückständigen Ho norars durch die Yankees. Aber bald war die alte Berfabren helt wieder eingeriffen, und als der Konsul schließlich auch nicht Rath wußte, begaben sich eines Abends zwet der wilden Bur schen- glücklicher Weise nach Schluß des Konsulats- be trunken und mit ihren Tomahawks und hatchets nach dem Gebäude der Germania und drohten in einem Kauberwelsch Englisch , das gerade zum Verstehen ihrer gräßlichen Flüche ausreichte, das Konsulat zu demoliren. Bald darauf verließen fte dann Berlin . Sie dürften auf längere Beit die legten
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- entblödete sich doch kürzlich sogar ein Rechtszu brängen anwalt und Stadtverordneter nicht, in Bezug auf Arbeiter, die über gewiffe Punkte anderer Ansicht waren als er selbst, den Ausbruck Bennbrüder" zu gebrauchen. Und wenn das von einem juristisch jebenfalls hochgebildeten Herrn geschieht, was soll man bann von einem Subalternbeamten der Polizei erwarten? Nach jenem Ausspruch zu urtheilen, muß fich biefer Herr übrigens auch in feiner" Gesellschaft bewegen Doch hiervon abgesehen, es ist etwas Anderes, was auch heute noch unsere Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt.
Wer kennt nicht die frommen Nebensarten von firchlicher Bucht und Ordnung, von Gebet und Gesang, welche von den Herren, die alle guten und eblen Eigenschaften des menschlichen Herzens für sich allein in Erbpacht genommen haben, bei jeder Gelegenheit vom Stapel gelaffen werden? In der chriftlichen Herberge zur Heimath wird gebetet, und der Verbrecher, der vielleicht den Luben oder die Elle", die so gut knackt", unter den Rock geknöpft hat, verdreht die Augen und betet mit, daß es eine Freude ist. Und wird dort ein frommes Lieb ange ftimmt, so übertönt vielleicht die Stimme des Puppenfängers" ben Gesang der ganzen Gemeinde. Deckmantel der Gottesfurcht und der frommen Sitte blüht das Verbrechen, der Talar des Geistlichen verdeckt die das Verbrechen, der Talar des Geistlichen verdeckt die schlimmsten Auswüchse der menschlichen Gesellschaft.
Unter dem
Bei dem heutigen Aufbau der Gesellschaft ist es kein Im Allgemeinen war man erstaunt, als man erfuhr, Wunder, daß sich Verbrechercharaktere von ungeahnter Wildheit ausbilden. Im Gegentheil, es muß eigentlich baß der Verbrecher zu lebenslänglichem Buchthause ver Wunder nehmen, daß Leute wie Rowalski und die Beugen, urtheilt war. Es liegt nicht im Rahmen dieser Be trachtung, eine Kritik des Urtheilsspruches aufzustellen, aber beren Bekanntschaft wir im Laufe der Verhandlungen es muß wohl angenommen werden, daß während der Ver- machten, nicht viel häufiger auftraten. Es ist das immerhin handlung noch andere, schwerwiegende Momente zu Tage ein gutes Beichen von der Energie und dem stolzen Klaffengetreten find, als die in den 3eitungsberichten erwähnten, bewußtsein derjenigen Schichten der Bevölkerung, welche am fonft hätten die Geschworenen wohl faum zu einem ver meisten unter der heutigen Gesellschaftsordnung zu leiden haben. urtheilenden Spruche tommen können. Auch davon wollen Von tiefem, psychologischen Interesse ist jedoch die Wahrnehmung, wir hier absehen, daß auf dem hiesigen Kriminal- Rom daß die verkommensten Verbrecher sich gerade an den Heimstätten miffariate Leute, benen vorläufig noch nichts bewiesen iß, der sogenannten Frömmigkeit zusammenfinden. Es kann mit dem Rosewort:„ Du Hallunke" angeredet werden. boch kaum der Umstand maßgebend sein, daß sie hier sicherer Wenn wir auch ein berartiges Vorgehen keineswegs entwären, als anderswo, denn aus den Verhandlungen ging schuldigen dürfen, so findet man für diese Ausbrudsweise hervor, daß die Kriminalpolizei bort ebensogut Nachvielleicht eine Erklärung darin, daß diese Beamten im Umgange forschungen abhielt wie in den bekannten Zufluchtsorten der mit den schwersten Verbrechern etwas von der jebem gebil Berbrecherwelt. Es muß also ein anderer, geheimer, geheten Menschen innewohnenden Urbanität verlieren. Unsere wissermaßen instinktiver Bug sein, welcher gerabe bie Seit scheint überhaupt recht sehr nach einer gewissen Stärke frömmste mit der vornehmsten Gesellschaft zusammenführt.
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Schon der Prozeß Dickhoff eröffnete eine entsegliche Perspektive in das Leben und Treiben der Verbrecherwelt. Damals aber war es eigentlich mehr bie haute volée" bes Gaunerthums, welches die erstaunten Blide auf sich 30g. Im Rathsfeller faß der wohlgenährte, gutgekleidete Rommissionär", der beim Glase Bier und dem Duft einer Bigarre seine Geschäfte besprach, d. h. alte alleinstehende Frauen ausbalbowerte", um biefelben bei paffender Ge legenheit faltblütig zu ermorden. Der letzte Prozeß ließ uns jedoch einen Blid thun in das Proletariat des Ver brecherthums. In der geschäftslosen Beit lebt hier der hohlwangige, ausgehungerte Verbrecher von dem armseligen Umtausch eines Hutes, der ihm 50 Pf. einbringt, er fitt schweigsam und verfchloffen bei einem Glase Schnaps, leise, in fargen Worten mit den Genossen ein bevor ftehendes Geschäft" besprechenb. Der Hunger treibt ihn zum Verbrechen, er will das wüthende Begehren des Magens befriedigen, beim Raube ertappt, wird er zum Mörder. Wie elend muß sich ein solcher Mensch fühlen, wie öbe muß es in seinem Innern aussehen, wie ein ge hegtes Wild irrt er heimathlos, von Jebermann verlassen, in der Welt herum, schließlich begeht er ein Kapitals verbrechen, und hinter dem Siebenundzwanzigjährigen schließen sich die Kerkerthüren, um sich für ihn nur noch einmal zu öffnen, wenn man ihn in die letzte Ruhestätte verscharrt. Man kann sich des Gefühls eines gewiffen Mit leibs mit einem solchen Verbrecher eigentlich faum erwehren; vielleicht ist er selbst Schuld an seinem Unglück, vielleicht aber haben ihn auch Umstände mit unwiderstehlicher Gewalt herausgebrängt aus seinen geregelten Verhältnissen, er ist von Stufe zu Stufe gesunken, bis er am Ende seiner Thaten stand. Wahrlich, angesichts eines solchen Prozesses schwindet die Romantik, mit welcher manche Romanschreiber heute immer noch das Verbrecherleben zu umgeben lieben, es ist traffe Noth, wahrer Wolfshunger, welcher die größte Anzahl der Verbrecher in die Buchthäuser treibt. In der ftidigen, bumpfen Luft der chriftlichen Herberge zur Heimath, in bem pennenhaften Schmutz jener Schlaffäle teimt bas Verbrechen, aber nach außen hin bittet ber fromme Priester um Gaben, und eble Frauen spenden bei ihren KaffeeAls ob mit solchen Fränzchen ihr mildes Scherflein Mittelchen Leute wie Rowalsti und Genossen aus der Welt zu schaffen wären