pdaß die österreichischen Agrarier fich durchaus die deutscheZollgesetzgebung zum Muster nehmen wollen. In demVerlangen nach Schutz oer landwirthschafilichen Produktiondurch möglichst hohe Getreidezölle kamen Mitglieder deräußersten Linken wie Mitglieder der äußersten Rechten über-«in. Wie ein rother Faden zog fich aber durch die Debatteder Hinweis auf die agrarischen Schutzzölle in Deutschland.Bei den Verhandlungen über die Verlängerung des Zoll- undHandelsbündniffeS zwischen Oesterreich und Ungarn hat dieVerdreifachung der Getreidezölle nach Deutschlands Beispielbereits eine hervorragende Rolle gespielt. Auch die Verband-lungen über Erneuerung der Handelskonvention mit Rumänienscheinen davon beeinflußt werden zu sollen; erklärte doch einAbgeordneter der Rechten rund heraus, daß seine Partei einerErneuerung der Konvention nur zustimmen könne, wenn dasrumänische Getreide einem Zoll in der Höhe deS deutschenunterworfen werde. Rumänien wird es unter solchen Umstän-den vorauSstchtlich seinerseits darauf anlegen, seinen Marktweit stärker als bisher gegen die deutschen und österreichischenIndustrie- Erzeugnisse abzusperren, um für die Verdrängungseiner Ackerdauprodukte in Deutschland und Oesterreich Re«vanche auszuüben, und so drohm nach dem immer mehr aner-kannten Vorgehen Deutschlands begeisterte Nachahmung underbitterte Vergeltung den handelspolitischen Krieg immer mehrverschärfen zu wollen.Fn Oesteneich- Ungarn werden in Folge deS Auftretensder Cholera in Brindist die Provenienzen auS sämmtlichenitalienischen Häfen am adriatischen Meer einer fiebmtägigenObservationS- Quarantäne unterworfen.Rußland.Die russtsche„Petersburger Zettung" will wissen, man steheam Vo.abende großer Entschlüsse. Das eilige BesttebenOesterreich. Ungarns, durch das Landsturmgesetz seine KriegS-' cJU vermehren, sei ein Symptom naher Verwicklungen.Mehrere Fabrikbefitzer im Gouvernement Siedlce habenihren deutschen Arbeitern gekündigt, weil steReibungen zwischen dm einheimischen und den deutschen Ar-bettern befürchten. Spelulatwe Arbeitgeber benützen die gegen-wältige Situation, um die Löhne der von ihnm beschäftigtendeutschen Arbeiter herabzudrllcken. Daß diese Herren auSpraktischer Rücksicht immer mehr Nachahmer finden, darf nichterst hinzugefügt werden.Fr(tut reich.ES ist ernstlich davon die Rede, den Berichterstatter deS„Jntranfigeant" in Decazeville, Ernest Roche, welcher vor vier«zehn Tagm mit seinem Kollegm DuoOuercy verhaftet wurdeund am 17. d. M. vor dem Zuchtpolizeigericht in Villafrancheerscheinen sollte, zum Nachfolger deS ausscheidenden Rochefortin die Kammer zu wählen. Der„Jntranstgeant" und der„Cri du Peuple" ziehm für ihn zu Felde und sprechm verächt-lich von den übrigen Kandidaten: Paul DsroulSde, EmileAcollai und Allemane. DaS ehemalige KomitS Talain(Op-portuntsten) soll noch zwtschm dem Prästdenten der Patrioten-liga und dem Rechtegelehrten AcollaS, Veranstalter deSFriedenskongresses in Genf unter dem Kaiserreich, schwanken:daS Komitö Clemenceau ist AcollaS, welcher heute daS AmteineS Generalinspektors der Gefängnisse bekleidet und schondeshalb von dm Jnttanfigentm angefeindet wird, entschiedenStlnstlg, während Allemane die Kommunarden und Posfibilistenir fich hat. Die Wahl steht auf dm 2. Mai an. Man ver-muthet, ste werde an diesem Tage zu keinem Ergebniß führenund erst der zweite Wahlgang zwischen Roche und AcollaS zumtschetden hadm.AuS Decazeville wird telegraphirt, daß die AbgeordnetmMichelin und Planteau Untenedungen mit dem Präfekten unddem StaatSanwatt hatten und die Abficht kundgaben, einegütliche Beilegung des Streiks zu vermitteln. Als Grundlageneiner solchen dezetchneten fie die Entfernung deS IngenieursBlazy und die Bewilligung der früheren Löhne. Die beidmAbgeordneten kehrm heute nach Pari» zurück und werdm dieRegierung ersuchen, für den Ausgleich die erste Anregung zuSeben. Andererseits hatte Hr. Blazy heute im Vorsaale derämmer eine lange Unterredung mit dem Abg. CloviS HugueS,in welcher er seine Bereitwilligreit kundgab, seine Stellung inDecazeville zur Erleichterung deS Friedensschlusses aufzugeben.Auf sein Betreiben hat auch die Gesellschaft die früherenLöhne zugestanden.Der Pariser Abgeordnete NoeS Guyot vertheidigt in einerheute erscheinenden Schrift:„Paris ouvert", eine Idee, welcheer schon als Mitglied des Gcrneinderaths eifrig verfocht: Di«Schleifungder Ringmauer, die im Falle einer Belagerung von Paris nicht» mehr nützen würde, und die Verwendung des zu gewinnenden BodenS für Bauplätze. DieKriegsminister Thibaudin, Campenon und Lewa! hatten fichdem Plane geneigt gezeigt und General Boulanger soll selbstdaran mitarbeiten, wie NoeS Guyot verfichert, indem er hinzu-fügt, der KriegSminister Hab« auS eigener Jnttiative einenPlan entworfen, wie die Festungswerke zwischen dem Pointdu Jour und der Anhöhe von Romainville niedergerissenwerdm könnten. Der Verfasser der Schrift schwärmt füräst,Ii'>>K-warnen. Hier wird ste von ihrem Manne überrascht. Selbst-redend schleppt er ste in das Haus ihrer Eltern zurück, hierkommt er, wo er eigentlich de» Entrüstete« und Gel, Suttenspielen will, schließlich jedoch schlecht an, ein AllerweltS-freund ist dem Gauner nachgereist und hat ihm seine« Raubabgenommen und zugleich mehrere Schriftstücke, au« welchmsich ergiebt, daß Bertha einen legalen Grund zur Scheidungbat. da ihr Mann vor mehrerm Jahre» eine entehrendeGefängnißstrafe verbüßt hat. Die beidm Liebenvm habmsich also doch noch.Es ist ganz natürlich, daß es bei einer solchm Hand.lung für d,e Künstler recht schwierig war, dem PublikumInteresse einzuflößm, man hielt jedoch«it unerschrockenerBravour bi» zum letzten Augmblick au«. CharakteristischeFiguren kommen überhaupt nicht vor, und so könnm wirüber die Art und Weise der Darstellung füglich auch hin-weggehen.— Das Stück ist übrigen» schon vom Repertoirabgesetzt worden.Viel zündender und lebendiger war der diesem Stückbe'gezebene Einakter.Zimmer Nr. 18" von Paulo. Schöntha».Hwr treibt Munterkeit, frohe Laune ihr ausgelassene« Spie!u»d das Publikum entschädigte sich durch herzliches Lache«reichlich für die Langweiligkeit de« erstm Stückes. Tolle�erwechfelunge», sprühender Witz und eme lebmSwarmeAarakteristik zeichom das kleine, anspruchslose Stück auS.~et 7-tchi- und Seifenfabrikant, der sich seiner junge« Fraufür cinen bedeutenden Künstler autgiebt, sein Geschästtfrmnd,ei» biederer Oelhändler, den er in seiner Herzmangst zuemem große» Bildhauer macht, der von Sansibar gekomme-"f" Fremdling, der eine Frau sucht, und schließlich einealte Liebe heiruthen muß— Alle« klappte so prompt undpräzis zusammen, daß dai Publikum garnicht aus dem Lachmherauskam.Herr Worlitzsch war ganz vorzüglich, er gab den Klein!. b# auf der Eisenbahn ganz unvermuthet ein galanc**-■ euel erlebt hat, mit vieler Verve, ebenso warFraulem�Hagen in der Rolle einer männersuchende», etwaszweifelhaften Dame recht charmant. Auch Herr v. Hoxarfand seme» Humor wieder, der ihm im erste» Stück ver-lore« gegangen zu sein schein. Fräulein Leuchtmann trugArbeiterviertel an der Stelle der heutigen Ringmauer und>offt durch seine Darlegung die Regierung zu überzeugen, daßie selbst eine Vorlage in diesem Sinne einbringe.Im französischen S e n e g a l g e b i« t ist, wie erstvor wenigen Tagen mitgetheilt wurde, die Lage mehr gefährdetals je. Die kleine Festung Bakel wird fich zwar gegen alleMacht deS dort aufgetauchten Mahdi behaupten können, dennie ist in gutem Zustande und hinreichend mit Allem ver«ehen, was zur Vertheidigung erforderlich ist. Aber daS istauch Alles- Die Besatzung hat nicht zu verhindern vermocht,daß daS große Dorf Bakel mit all seinen Waarenlagern»er-stört wurde und die ganze Gegend fich in der Gewalt deSMahdi befindet. Der wichtigste Posten oberhalb Bakel, daS96 Kilometer davon entfernte KayeS, entbehrt jeder ernstlichenBefestigung, ebenso alle übrigen Posten am oberen Senegalund am Niger. Sie find alle preisgegeben oder schwebenwenigstens in höchster Gefahr. In Kayes lagert Material,welches mindestens 29 Millionen gekostet hat und zum Bauder Eisenbahn zwischen Senegal und Niger bestimmt war. InBakel und den andern Posten am Senegal hat fich der Mahdiauch aller flachen Boote und kleinen Fahrzeuge bemächtigt,welche fich die Franzosen mit großen Kosten und Mühen be-schafft hatten, um den Verkehr auf dem Flusse bei ntedngemWasserstande zu unterhalten; eS fehlt ihnen daher an Mitteln,um den Posten am oberen TKeile deS Flusses zu Hilfe zukommen. Bis im Juli der Fluß wieder angeschwollen seinwird, um den Dampfern die Fahrt zu ermöglichen, kann aoerder Mahdi schon alle Posten zerstört haben. Die muhame-danische Bevölkerung fällt dem Mahdi immer mehr zu, jemehr Erfolge derselbe erringt. Der franzöfische Handel wirddurch diese Ereignisse von bedeutenden Verlusten bedroht. DaSSeebataillon, welches jetzt nach Saint Loui» geschickt wird, isthauptsächlich dazu destimmt, diese Stadt und deren Geb et zuschützen.Belgien.Die Regierung läßt in dem Institut für militärische Karto-graphie eine große Karte deS kirchlichen Belgiens herstellen,auf welcher das Land in Diözesen, Dekanate und Pfarreieneingetheilt ist. Zu dieser Nachricht fragt die„Reforme" bisfig:„Sollte diese neue Karte, welche der Wirklichkeit der Dinge vielbesser entspricht als unsere gewöhnlichen Karten, unter dem Re-giment der Pfarrer nämlich, für die Schulen und die Staats-bc Hörden bestimmt sein!"....Die Zahl der in den Lütlicher Steinbrüchen Streikendenstieg von 1200 auf 4000. Die Regierung lehnt entschiedenden persönlichen Militärdienst ab.Grohbritaunie«.ES find Verhandlungen mtt Chamberlain eröffnet, umzu erfahren, welche Modifikationen der irischen Regterungidillnothwendig sein würden, damit der Maßregel seine Unter«stlltzung gefichert werde. Es wird der stärkste Druck auf denExmtntster ausgeübt, um ihn zu bewegen, eine Stellung derdiretten Gegnerschaft gegen die Bill aufzugeben. Hiermit ge-wissermaßen im Zusammenhange soll der„Liverpool Daily Post"zufolge Mr. Chamberlain erklärt haben, daß jetzt Zugeständnissegemacht worden seien, die, wenn st« früher gemacht wärm,seinm Rücktritt verhindert haben würden; und einige seinerintimstm Freunde behaupten, daß kein Grund vorbanden sei»weshalb er und Mr. Gladstone aetrmnt bleiben sollten. Mr.Henry Robert Brand, liberales UnterhauSmitglied für Strandund Sohn Lord HamptonS(früher Sprecher des HauseS derGemeinen), der im letzten Ministerium Gladstone'S Surveyor«General of Ordnance gewesen, hat«S übernommen, die Verwerfung deS Antrages auf zweite Lesung der irischen HomerultVorlage zu stellen.Spanien.Am Sonntag wurden in der Madrider Kathedrale aufden Bischof, als er eben die Palmzweige einsegnete, von einemPriester drei Schüsse aui einem Revolver abgefeuert. DerBischof ist an den erhaltenen Verletzungen verschieden.Balkanländer.Der„Pester Lloyd" schreibt:„Von London kommt gegen-wärtig die Idee, NamenS Europas an die griechische Re»g i e r u n g ein Ultimatum zu richten. Die Zett sei gekommen,so sagt man in London, in der e» den Mächten obliegt, ineiner oder der andern Art der unerttäglichen Situation imSüden der Balkan-Haibinsel ein rasches Ende zu machm. Di«Erfahrung habe gelehrt, daß freundschaftliche Mahnungen undVorstellungen allgemeiner Art bei Herrn DelyanrnS ihresEffektes verfehlen; wenn fich aber die Mächte entschließenwürden, der Regierung in Athen in der Form eineS Ultirtums einen fixen Termin vorzuschreiben, bis zu welchem urallen Umständen die Abrüstung vollzogm sein müßte, dannwäre wohl zu erhoffen, daß der besonnene Theil der griechischenNation fich um TrikupiS schaaren und dem Kabinet Delyanni»daS Lebenslicht ausblasen würde. Würde diese Hoffnung fichnicht erfüllen, dann wäre eS an den Mächten, der Pforte imvomhinein ihre Zustimmung zu jedem Schrttte zu ertheile«den die Regierung deS SultanS zur Zurückweisung der griechi>schen Provokationen angemessen erachtet. Mit anderen Worwohl hin und wieder etwa« zu stark auf, auch scheine» ihreStimmmittel nicht ganz ausreichend zu sein, im Allgemeine«zog sie sich jedoch gut auS der Affaire. Die Herren Panfaund Hoffmann machte« ihre Sache recht nett. Der Einaktergab, wie gesagt, dem Publikum seine gute Laune wieder,ohne diese« hätte da« Residenz-Theater eme» totale« Mißerfolg zu verzeichne« gehabt.Ans Kunst«nd Zeven.Johann Etrautz hat am Sonntag Berlin mit demPariS-PcterSburger Blitzzuge verlassen, um in der msfischenMetropole vier Konzerte zu dirigiren. Kur, vor seiner Abreiseübersandte er mit einem äußerst verbindlichen Schreiben anHerrn Direktor Fritziche seine von Tilgner in Wien in Marmorgemeißelte Porträtbüste, welche dem Freunde gewidmet war,ferner ein großes Porträt(Brustbild in Lebensgröße), letzteresmit dem Wunsche, eS im Theater an bemerkbarer Stelle zurErinnerung an die glanzvollen Aufführungen de«„Zigeuner.daron" zu plaziren. Da« Bild wird in den nächsten Tagenim Foyer seinen Platz eAalten._,„Ostend-Theater. Die Aufführungen der„Loreley" wer.den am Donnerstag nochmals durch eine Extra-Vorstellungunterbrochen; an diesem Abende geht eine Komödie nach demfranzöstschen Melodrama von Dumanois und D'Enury, deutschvon Karl Saar,„Don Cäsar" von Bazan in Szene, die seinerZeit am Wiener Stadttheater gerechtes Aufsehen erregte.—Vom ersten Feiertage an wird wiederum„Die Loreley" da«Repertoire deherrschen, welche für die Direktion ein Kassen-Magnet ersten Ranges geworden ist. denn seit der Vorführungder Posse„Der»ettelstudent von Berlin" find derartige an-dauemde gute Einnahmen nicht erzielt worden.„DaS lachende Berlin" erscheint von heute ab im Wal-halla- Theater mit neuen Bildern und GesangS- Einlagen aus-gestattet, hauptsächlich um den zahlreichen Freunden deSlustigen Stückes, die fich wiederbolt dasselbe ansehen, eineheitere Abwechslung zu bieten. Die neuen Einlagen bestehenauS Bildern aui den Possen„DaS Mädel ohne Geld" und„Spillike in Paris", die ihrer Zeit in Hunderten von Auf-führungen ihre zwerchfellerschüttemde Misston aufS Wirksamsteerfüllten.Et« ganzes Schiff in die Lust gesprengt. Aus Odessaschreibt man dem„Wiener Tagdl." über folgende schrecklich«ten: ES soll der Türkei freie Hand gegeben werden, gegenGriechenland nach Gutdünken vorzugehen und mtt der Gewaltder Waffen die Frage zu entscheiden, die die Griechen zuihrem eigenen Schaden aufgeworfen haben. Ob alle Mächtebereit sein würden, einem derartigen Ultimatumich anmschließm, daS ist, wie gesagt, zur Stunde wohl nocheine offene Frage. Die Zurückhaltung, die Frankreich diesenAngelegenheiten gegenüber bisher tradttionell beobachtet, läßtkaum erwarten, daß die Pariser Regierung einer so mergischenioerzitiv. Maßregel ihre Mitwirkung leihen würde. Anderer«eitS ist eS jedoch kaum zweifelhaft, daß, wenn die Türkei, um«r unerträglichen Lage ein Ende zu machen, den Kampf, dendie Griechen suchen und provoziren, aufnimmt, keine Groß-macht die Gerechtigkeit ihrer Sache verkennen wird. Darüberdürste die Pforte wohl schon heute beruhigende Gewißheithaben, daß Europa den türkisch- griechischen Krieg nur als einDuell ansehen und fich jeder Einmischung in dasselbe enthaltenwürde. Wenn die Griechen die Dinge zum Aeußeesten treiben»änn e« geschehen, daß eine oder die andere Macht, am ehestenwohl England, die Türkei direkt auffordert, zur Selbsthilfe zugreifen und fich in jeder Art ihres ungestümen Drängers zuentledigen. Mehr als einer solchen Ermunterung wird eS nichtbedürfen, die Pforte zu einer Aktion zu bewegen, auf die fiebisher nur auS Rückstcht für die Mächte verzichtet hat. Unter-dessen werdm auf türkischer wie auf griechischer Seite dieRüstungen eifrigst fortgesetzt und man varf in der That ze-pannt sein, wa« daraus werden solle und ob dasjenige, waSderzett in Athen geschieht, nicht dloS ein Vorhang ist. hinterwelchem bis jetzt unfichtbare Akteure noch ganz andere Dingevorbereitm."Die Nachricht von dem Konferenzbeschluffe bezüglich deStürkisch-bulgarischen Uebereinkommens wurde seitens der Be-völkerung mit ziemlichem Gleichmuth aufgenommen. Dieselbeist überzeugt, daß damit die Unioniftage noch lange nicht ab-geschloffen sei und fie erblickt in der Ernennung de« Fürstmvon Bulgarien zum Gmeral-Gouvemmr von Ostrumelien aufbloS fünf Jahre einm Widerspruch, der die Thatsache der Unionins Schwanken dringt. Uedrigens werden die Verhandlungender nächsten Sobranje Gelegenheit bieten, die Ueberzeuguna derbulgarischen Bevölkerung dieS- und jenseits des Balkans zum AuS-druck zu bringen. Die Agitation in Ostrumelien entwickelt eine rührige Thatigkeit. In letzter Zeit wurdm unter Anderem Versuchegemacht, die Bürgermeister der Ortschaften im Distrikte vonTatar- Bazardschik zur Unterzeichnung einer Petition an dieMächte zu bewegen, in welcher die volle Real- Union Bulga-rienS mit Ostrumelien unter der Souveränität der Türkei,jedoch gleichzeitig unter dem Protektorate Rußlands verlangtwerden sollte. Dieser Versuch ist vollständig ge-scheitert.— Der noch unter Gavril Pascha«mannteMatte von Philippopel sah fich auf Andrängen der Bevölkerunggezwungm, zu refigniren, da er eS unterlassen hatte, den Stadt-aartm von Philippopel anläßlich de» Geburtstage» des FürstmAlexander zu illuminiren.In Serbien stehm die allgemeinen Wahlen für dieSkupschtina bevor, denen das Ministerium nicht ohne Sorgeentgegen steht. Dasselbe möchte gern den Schein wahren, daßdie Wahlresuttate der unverfälschte Ausdruck de» VolkSwillenSfind, und hat daher an die Bezirksämter ein Zirkular gerichtet,worin ste angewiesen werdm, fich jeder behördlichen Einfluß«nahm« zu enthalten. Doch traut Herr Garaschanin andererseitsdem Frieden nicht und hat deshalb in demselben Zirkular denBezirksämtern den Befehl ertheilt, keinerlei Agitation zu dulden.Wie die armen Behörden daS anstellen werden, beiden Anwei-fungm de» Ministers nachzukommen, ist schwer erfindlich.Asien.DaS Wiederaustauchen der afghanischen Fragewurde vor kurzem von der„Timei" mit dem Bemerken an«gekündigt, daß die GrenzreguIirungsarbeUm zwischen Englandund Rußland in Zmtralasten ins Stocken gerochen seien. Dem«gegenüber erklärt da» hochoffiziöse„Journal de St. PeterS«dourg", daß ein so komplizirte« Werk, wie eS die Herstellungeiner normalen Grenze in fast ganz unerforschten und von halbwilden nomadischen Völlerschaften bewohnten Gebieten sei,mancherlei Schwierigkeiten darbieten müsse. DaS Journalkonstattrt, daß beide Regierungen, welche von gleich freund»schaftlichen und versöhnlichen Gestnnungen beseelt seien, diebeiderseitigen Kommissare angewiesm hätten, ihre Arbeitenfortzusetzen, ohne fich durch etwa auftauchende Metnungs-Verschiedenheiten aushalten zu lassen. Dieselben sollen beimAusgang der Arbeiten von den Kommisfionen den beider-seitigen Regierungen unterbreitet werden. In ähnlichem Sinnemeldet daS„Reutersche Bureau", daß die Grenz.AbsteckungS-arbeiten an der afghanischen Grenze ihrm Fortgang genommenhätten und diS zu einer beträchtlichen Strecke östlich vonMerutschak gedtthen seim.Afrika.ES ist Grund zu der Annahme vorhanden, daß ein Emissärder Aufständischen mtt FriedenSvorschlägm von Khartum unter-weg« ist.Zwischen H. D. Wolff, dem englischen Bevollmächtigten,Katastrophe, welche fich auf dem Schwarzen Meere ereignethat: Am 31. Marz lief das Schiff„Nestalan" mit einerLadung von 13 740 Pud(ein Pud gleich 40 Pfund) Pettoleumund 1430 Pud Benzin au« der Baku'schen Rhede ins Meerhinaus. Kaum war das Schiff einige Klafter vom Hafen weitweggefahren, als plötzlich ein schrecklicher Knall erfolgte undda« Schiff mit seiner ganzen Ladung und mtt seiner Be-mannung von dreizehn Personen in die Luft flog. Im Nubefand fich da« Meer auf einer großen Fläche in Flammen.Da« Schiff sammt Bemannung war durch die Explofion inStücke zerrissen worden. Auaenzeugen schildern den Anblickdieser Katastrophe als einen schrecken- und grauenerregenden.DaS SchiffSdeck, die Mastbäume und die 13 Personen wurden30 bis 40 Klafter hoch in die Luft geschleudert und fielen nurin Stücken und Fetzen in das brennende Meer zurück, inwelchem fie total verbrannten.Die nächste totale Sonnenfinsterniß findet am 29.August dieses JahreS statt. Sie beginnt mtt Sonnenaufgangauf der Landenge von Panama, wandert zunächst ostwärtslängs deS NordrandeS von Südamerika, bedeckt die Inselnunter dem Winde, sowie von den kleinen Anttllen die InselnTabago, Grenada, die Grenadinen und BarbadoeS, geht dann,ohne ein Land zu treffen, fich allmälig südlich wendend, überden Atlantischen Ozean, durschneidet Süd. Aftika in einerLinie von Benguela auf der Westseite nach Sofala auf derOstseite und endet im südlichen Theile von Madagaskar mitSonnenuntergang.— Die zweitnächste totale Sonnenfinsternißfindet am 18. August 1887 statt. Die Totalität nimmt ihrenAnfang mit Sonnenaufgang in der Gegend des Harze«, durchzieht in einem ungefähr 150 Kilometer breiten StreifenPreußen bi« zu dessen östlicher Grenze, erreicht in TobolSkihren nördlichsten Punv, durchschneidet den Baikalsee, die ja-panische Insel Nippon nahe bei Tokio und endet im GroßenOzean, nahe dem Wendekreise des Krebse», mit Sonnenunter-flanß6in seltenes Borkommniß ereignet« fich, wie man der»Voss. Ztg." schreibt, dieser Tage in Chatelet. Ein Schiff hattein den Kohlenwerken von Ormont Koblen eingeladen und fuhrmit setner Ladung ab. Auf dem Schiffe befand fich der SchifferPeeters mit seiner Frau und seinem Kinde. In der folgendenNacht gegen 2 Uhr Morgens entzündete fich plötzlich einschlagendes Wetter über der Kohlenmasse; alle drei InsassendeS Schiffes wurden schwer verbrannt.