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«Seht, wir Wilden sind doch best'« Menschen!" läßt der brave Seume einen Huronen zu einem zivilifirteu Mensche« sage« und so wie der Dichter die Sache darstellt, behält der Wilde dem„übertünchten- Europäer gegenüber Recht. Wir schwärmen nicht für Huronen, den« eS est schon zu lange her, seitdem wir Cooper» Romane vom alten Leder« strumpf u. s. w. gelesen haben; wir schwärmen auch nicht für afrikanische Neger. Aber in manchen Fällen will eS uns schier bedünkeo, al« ob fich die Afrikaner dem Europäer gegenüber in der Situation de» von Seume besungene« Huronen befände». Da» ist kein Ruhm für Europa und die Europäer, wenn e» sich so verhält; wir wollen un» drum die Sache ein wenig näher ansehe«. Die afrikanischen Neger mögen fich manchmal baß verwundern über die„Zivilisation", die mit wehenden Fahnen ihre« Einzug in Afrika hält, gefolgt von dem Schwarme jener große« und kleinen Händler, die mit Glasperle», mit blecherne» Schmucksachen und vor Allem mit— Schnap»«S verstehe», die vortrefflichen Produkte der tropische» Zonen mit ungeheurem Vortheil eiozu- tausche«. Aber sind de«« diese Händler die Träger unser Zivili« satio»? Wen« der Europäer den ganz und halb wilden Volks- stämme» gegenüber von seiner Zivilisation spricht, so ver- steht er darunter doch gewöhnlich seine höhere Bildung und die au» derselben rewltirende« höheren LebenSgenüste. Da- bei ist freilich in Erwägung zu ziehen, daß der soziale Untergrund, auf dem sich diese Zivilisation aufbaut, ein ver« fehller ist; wir sehen in der modemen Gesellschaft eme ge- ringe Anzahl von Menschen die Vortheile der Zivilisation genießen, während eine ungeheure Menge deren Lasten zu tragen, ihre Kosten zu bestreiten hat. Aber wen» davon geredet wird, daß man den Negern in Afrika die V o r t h e i l e unserer Zivilisation zu- wende« wolle, wa» kann der unbefangene Mensch den« da erwarten? Wenn unsere höhere Bildung der Haupt- vortheil unserer Zivilisation ist, müßte eS dann nicht da» erste Bestreben sei«, de» Neger« von dieser Bildung zuzu- wende», soviel nur immer möglich? Geschieht da»? Nu», e« wird da» Niemand zu be« Haupte» wage»; nicht einmal ernsthafte Versuche werde» gemacht. Von einer Seite wird man un» einwenden: Aber da» Alle» besorgen ja die Missionäre! Nu», da» will un« nicht einleuchte». Die Missionäre sind un» viel zu einseitig und haben an viele» Orten auch schon die konfessionelle« Streitigkeiten unter die Wilde«
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Jeuitleton. Der Trödler. Roma» von A. E. Brachvogel. (Fortsetzung) "Sie find mir auch jrtzt«och an'» Herz gewachsen, nexzellerz, und ich möchte weinen, wenn ich dran denke, ? wie bald ich vor meinem alte« Schrank stehe« werde und ie suche und nicht mehr finde I— E» giebt aber oft Dinge m Leben, Herr KabinetSrath, für die man Alle» einsetzt, woran man gehangen, um die man gewissermaße» seine» letzte« Trumpf ausspielen muß I* „So so j— Brauchen Sie den» auch'mal Geld? Ist mir nicht»echt glaublich I— Höre da, Sie wolle« den„kalten Stein" an fich bringe«; ein Man», der so «ich ist, daß er da» kann, wie sollte der in Verlegenheit kommen? I" «Ich bin'» aber doch!" „Wie viel solle« denn also die Boissier« allesammt Mea? Wozu überhaupt, wen« man frage» darf, brauche» St« den» so«öthig Geld?!" »Ach für Geld verkauf' ich die Sammlung gar nicht, Herr KabinetSrath!' »W°S heißt da»?!" «>.~«ir einst gesagt:„„Fordern Sie, so viel Sie wollen, Zufiu». Wen« Sie bei der Regierung'wa» brauchen, fei», wa» e» sei— nur verkaufen Sie mir die Sttche!""— Zch wollte Sie recht schön bitten, geben Sie doch dem Assessor Edmund Henning», der jetzt ganz ver« zwelfelt ist, eine Stelle bei der Regierung. Irgend welche in ewem Bureau, wo er sich zu einer anständige» Charge �"aufarbeiten kann, wenn er fleißig ist— und er wird fein— dann habe» Sie die Stiche umsonst! E« wüßte aber bald geschehe«. Exzellenz, sonst kommt'» am dran bin i" auch«immer wissen, daß ich schuld »Schätzlei« I Mensch! I Ja, bin ich den« blind gewesen
verpflanzt. An andere« Orten haben sie fich den Negern gegenüber eine Gewalt angemaßt, die sie niemals mit Recht beanspruchen konnten. Wenn diese Herren einige Negerinnen bewogen haben, statt einer Schüeze künftig eine« Unterrock oder ei« Hemd zu tragen, glauben sie ungemein viel für die Zivilisation gethan zu habe«. Wir sollten in diesem Fall gegenüber de» Wilden etwa» vorsichtiger sein und wir müßten eigentlich den Muth haben un» einzugestehen, daß eine halbnackte Negerin keineswegs die Sinnlichkeit so sehr zu errege» geeignet ist, al« etwa eine moderne Balletdame im Kostüme, oder ähnliche Erscheinungen unserer Zivilisation. Wir sind keineswegs prüde; aber wen« man e» in Europa nicht nöthig zu haben glaubt, prüde zu fein, so wolle« wir es auch nicht als das größte Unglück bezeichne», wenn die Neger sich nur schwer einer europäischen Tracht angewöhne«. Ohnehin werden sie unsere Damenkostüme al« da» Produkt vollendeten Wahnwitzes betrachte«. Also Bildung für die Neger zuerst— dann kommen auch Lebensart und anständige Bekleidung! Aber wa» thu» denn die große« Zivilisatoren, die da ausziehe», um der Wissenschaft zu dienen, ftemde Länder zu erforschen und sie für die europäische Zivilisation vorzubereite«? All« Achtung vor den Opfern, die sie gebracht; alle Achtung vor ihrem Muth; alle Achtung vor ihren Leistungen I Unlängst hat sich der bekannte Afrikareisende Dr. Buch«er in einer Weise geäußert, die in einen Abgrund von inhumanen An« schaumigen, um kein anderes Wort zu gebrauche», blicken läßt. Gleich den meisten anderen Afrikareiseaden klagt der Herr Büchner auch über die A r b e i t S s ch e u der Neger. Ja, diese Leute haben eben, seit sie da sind, ihre geringen Ansprüche leicht befriedige» können und die Natur hat ihnen reichlicher gespendet als anderen Menschen. Sie sind harte Arbeit nicht gewohnt, au» dem einfache» Grunde, weil sie einer solchen nicht bedurft haben. Herr Buchner scheint ehrentrüsiet darüber zu sei«, daß e- in Afrika ganze iölkerschaste« giebt. die, im Verhättniß zu ihre» Gewohnheiten, Bedürfnisse» und Neigungen, ei» relativ leidliches Dasein führe« und bei denen die Zivili- sation«och nicht so weit vorgeschritten ist, daß Mann, Frau und womöglich auch die Kinder täglich 12, 13 oder 14 Stunden in einer Fabrik arbeite» müssen, um den aller- nothdürftigste» Lebensunterhalt zu erwerbe«. Wenn die Neger viele freie Zeit habe«, so könnte man sich um so mehr bemühe», ihnen Bildung beizubringe«. Ihre Kinder können dann mit Muße die zu errichtenden Schule» besuche«, statt schon, wie in Sachsen und Thü- ringe«, zu spulen und zu fädeln, oder, wie anderwärts,«eben der Schule r« die Fabrik zu gehe». Aber der Herr Buchaer will einmal die„Zivilisation" im Sturmschritt einführen. Er will die Afrikaneger„zur seither, mein Gott?! Weshalb thu« Sie— Sie diese Forderung? I" „Herr Jesu», wai geht Sie den« das an, Herr Rath? Wenn Sie ihm die Stelle erst gegeben habe«, dann werd' ich es Ihnen sage«! Wollen Sie die Sammlung?— Ja oder nein! Schlage« Sie ei«, daß er die Stelle hat, erst drei- bis vierhundert Thaler und Ausficht auf Avanzement I Mache« Sie, Exzellenz I" „Ich begreife Sie aber nicht, Schätzlei«!— Sie mache» mich an Ihrem Charakter ganz ine!" „Wollen Sie die Sammlung?— Denke« Sie doch, es sind vierzig rare Blätter, eine Prachtsammlung I" „Nein, Sie berücke« mich«ich», Schätzlei»! Hennings ist zu— zu kompromittirt l Es geht nicht I Wohin, mein Gott, soll man ihn den« thu«?!" „Wenn'« aber Ihr eigener Sohn wär', dem sein Weib fortgelaufen, nachdem er ihr Alle« an de« Hal» warf? Würde« Sie auch sage«: Er ist zu kompromittirt? Wohin soll man ihn den» thu«?— Fasse« Sie fich doch'mal an's Herz, Sie— Exzellenz Sie, die so viel besser find al» der schuftige Trödler! Bilden Sie sich mal ein, er sei Ihr Sohn I Habe« Sie nie vom barmherzige» Samariter gelesen? l" „Schätzlei«— ich will Ihne« etwa» sagen!— Hennings war gar kein schlechter Jurist, man könnt« wahrhaftig schwach sei« und über seinen Ruf, den er allerdings auch nicht allein verschuldet hat, ei« Auge zudrücken, aber— was haben Sie denn eigentlich davon?!" „Ich, ich habe die Engelsfreude davon, daß der todte Henning« im Himmel das ersie Mal Entzücke« hat an seinem Kinde! Der Alte hat mir geholfen, ich will den Sohn nicht verlasse«! Elend mußt' er erst werde», zur Erkenntniß kommen, elend durch eigene Schuld! Es giebt nur zwei Er- zieher für uns Menschen, Herr KabineiSrath, die Elter» und das Unglück! Und wo die Einen heimgegangen sind und ihre Pflicht versäumte«, da kommt das Andere und reinigt unser Lebe»! Auch mich Hat'S Unglück frühieitig klug müsse«, Exzellenz! Nur wer den Jammer an sich
mache« erfahren, weiß, wozu ihn unser Herrgott schickt!
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A r b e i t e r z i e h e n" und zwar nicht etwa in sanfter Weise, sondern es müsse«, wie er sagt,„die Zügel mit festem, schmerzhaftem Ruck angezogen werden"; Sanftmuth.GüteundBelehrunginWorten find für diese» brave« Mann bei de« Neger« vollständig ausgeschlossen. An die Stelle der Belehrung durch Worte will der Herr wahrscheinlich die Belehrung durch die Peitsche gesetzt wissen I WaS habe« den« die armen Neger eigentlich an un« verbrochen, daß man sie so behandeln will? Sie haben doch nicht etwa mit einem Einfall»ach Europa gedroht? Wai„Erziehung zur Arbeit' heißt, weiß man schon. Nach der Meinung des Herr« Buchner sollen die Neger ge- zwungen werden, den Plantagenbesitzern, Schnapthändler«, Spekulanten und was sonst noch als Träger der Zivili- sation nach Afrika kommt, ihre Arbeitskräfte zur Ausnutzung darbiete«. Wie es damit gemacht wird und wa» bezahlt wird, hat man auf S a m o a gesehe«. Der Zustand, w den die dortige« Eingeborenen bei der„Erziehung zur Arbeit" kamen, unterschred sich nicht von der S k l a v e r e r. Solcher Art sind die Anschauungen der Leute, welche vorgebe», in Afrika die Vorkämpfer europäischer Zivilisation zu sein. Wenn man bedenkt, daß schon vor mehr al» zwanzig Jahre« in Amerika die Negersklaverei nach dem blutige» Sezessionskriege abgeschafft worden ist, so möchte man sich fast schämen, daß wir in Deutschland Gelehrte habe», die so sehr hinter den modernen Idee» zurückgeblieben find._ Politische Urbrrstcht. Zur Affäre Jhring- Mahlow äußert die ultramontan« „Germania ":„Die Affäre Jhring. Mahlow , welche der Abge- ordnete Singer bekanntlich während der Beraihuna der Ver- längerung deS Sozialistengesetzes im Reichstage der O-ffentlich- keit vermittelte, beginnt jetzt den Lauf durch die Gerichtssäle. Leider ist der Beginn der gerichtlichen Prozedur, über den wir weiter unten berichten, nicht besonders angenehm. Wir sagen„leider", weil wir im Interesse der öffentlichen Ocd - •»•*-——"-—--
V»-----,--»»» V•(> V«» aufnehmen lasten zweck» Beobachtung der Mitglieder deS Ver« eins. DaS find jetzt gerichtlich konstatirte Thatfachen. Darin liegt ersten? ein Vergehen gegen da» Vereins» gesetz. Jener Arbeiterverew war gesetzlich zugelassen, er durfte ftei tagen und wenn ein Polizist feine Verhandlungen beobachten sollte, so mußte er in Uniform erscheinen. Gegen diese Vorschriften hat der Kriminalpoltzist Jhring fich vergang«.«. Zweitens hat fich derselbe eine starte Unwahrheit zu Schulden kommen lassen, indem er seinen Namen und Stand fälschte, um die Mitglieder deS Verein» über feine Person zu
nun, gebe» Sie ihm die Stelle und nehme« Sie die Sammlung 1 1" „Schätzlei«, der junge Mann soll eine Stellung haben, mein Ehrenwort!! Behalten Sie die Sammlung, Sie sind ei» Ehrenmann, ei« Juwel unter de» Menschen 1 1" „Nicht», nichts! Die Sammlung schick' ich Ihnen! Ich bin kein Juwel, ich bin ein Trödler, Exzellenz l Aver ei« ganz verdammt ausgewitzter Trödler, ich weiß— zu handeln!!" Neunte» Kapitel. Der Verkauf des„kalten Stein»' von Edmund an Schätzlei« war durch Notar Lex bewirkt und jede gericht- liche Formalität erfüllt, um den Befitztitel auf de« Trödler zu benchtige«. Schätzlei« hatte durch Lex dem jungen Manne die miethsfteie Bewohnung zweier Zimmer im dritten Stock anbieten lassen.— Hatte Edmund aber schon im Glück die Nähe der Trödlersfamilie nicht ertragen können, war er da- mals schon Mathilde« ausgewichen, weil ihm sein Gewisse« Vorwürfe machte, sobald er sie in der Ferne bemerkte, so war jetzt um so mehr, nun er verachtet, fast verarmt, im Hause seines Vaters ein Fremdling war und das drückende Bewußtsein seiner Schuld ihn peinigte, seine» Bleiben» dort nicht länger. Als er eben noch darüber nachsann, welche Form er finden solle, Schätzlein« Anerbieten abzulehnen, ohne die Familie zu verletzen, und er trübe, stumpf, wie ein Ge- strandeter, de» verstreute«, mühsam gerettete« Rest seiner Habe betrachtete, de« ihm der Orkan des Leben», die gefräßige Fluth seiner eigenen sinnlofen Leidenschaften elassen, erschien ein Ministerialbote mit einem Amt»- reibe». „Da» ist doch wohl unmöglich an mich?" „E« ist an Sie, mein Herr. An de» königlichen Oberlandesgerichtsassessor außer Dienst, Herr« Edmund Henning» Hierselbst. Schrägen Nr. 1 im„kalten Stein'. Ich bin hier ganz recht. Empfehle mich gehorsamst!' Edmund öffnete verwundert da» Schreiben. „Geschätzter Herr! Unterzeichneter nimmt Antheil an Ihrem Geschick, das