D-Z vä! fi-kt ihrer Nachdarschast eine größere Gesellschaft ihre Plätze re sei virt hatte. Nm eine einzelne Dame war»mückaeblieden und diese sprach ihre Bewunderung für das schöne Pferd der Mutter F. au».„DaS Thier erinnert mich lebhaft an ein prächtiges Pferd, das vor längerer Zeit dem Herrn v. X. gehörte," meinte die Dame.„Jotte doch, Madameken," entgegnete Mutter F. «kennen Sie den ooch? Denn sehm Eie fich man dloS vor, det er Jbnen nicht anpumpt; ick bin froh, det ick vor mein schweres Jelv wenigstens den Falben gekriegt habe. Ja, er iS «n braves Vieh!" In diesem Moment näherte fich hinter der Mutter F. her«ine fröhliche Gesellschaft. Plötzlich nahm ein eleganter Herr hastig sein Taschentuch vor'S Geficht und lief zurück.„Ach Gott , der arme Herr v. X. hat Nasenbluten", wollte eben eine kleine fröhliche Blondine rufen; aber die Dame am Tisch machte rechtzeitig noch ein ernsteS Geficht und legte den Finger auf den Mund. Die Gesellschaft brach bald auf und schlug solche Wege durch den Grunewald ein, die für den braven Zossen der Mutter F. nicht pasfirbar waren. Der flüchtige Bankier Ealo PincuS, über deffen raffi nirte GcschästSmanipulatior.en und Unterschlagungen wir in unserer letzten Stummer berichteten, ist, wie man der„Etaatsb.» Ztg. schreibt, die getreue Kopte seines vor zehn Jahren durch- gegangenen und steckbrieflich verfolgten Koustn, deS Bankier LouiS Feig. Dieser war Inhaber etneS Bank- und Wechsel- «eschäst« Unter den Linden 40, kam aber bereits im Jahre 1873 seinen Verpflichtungen an der Börse nicht mehr nach und hatte deshalb an derselben nicht den geringsten Kredit. Dies hin- derte ihn aber nicht, in vauS und Brau» zu leben, fich Equt- vage zu halten und in der Friedrichstraße 23 ein- große. -is ti %% �anlocken, die, der Verhältnisse unkundig, dem !'.» hd?ni""'kr, der noch dazu der Verwandte eineS dekann» ?«n.. tvar, ohne Bedenken ihre Papiere anvertrauten. datte aber nichts eiligeres zu thun, als die anvertrauten 3%*%' daS meist schwer und mit Entbehrungen erworbene «».,>>» ÄS? isiuer Kunden, zu Geld zu machen, um weiter „standesgemäß leben zu können. Aber der Krug geht be- kanntlich so lange zu Wasser, bi» er bricht, und auch •.lttji'tfälogungen des Bankier LouiS Feig mußten eineS schönen Tage» ihr Ende nehmen. Einige Kunden, die über die wahre Lage des Herrn Feig Wind bekommen haben mußten, wollten fich nicht länger hinhalten lassen, bestanden vielmehr hartnäckig auf Herausgabe ihrer Depots und drohten schließlich mit dem Staatsanwalt. Jetzt begannen die Ver« wandten zu intervenircn. Alle möglichen Versprechungen wur- den gemacht: den Gläubigern bald eine größere, bald eine geringere Quote ihrer Forderungen in Ausstcht gestellt. Be. dingung war jedoch, daß keiner der Gläubiger eine Anzeige machte, da in diesem Falle die Verwandten auch nicht daS geringste geben würden. Während die beiderseitigen Verhand. lungen fortdauerten, dampfte Herr Feig ruhig von hier nach Liverpool ab und von dort mit einem englischen Dampfer nach Amerika . Sobald der Betreffende in Sicherheit war, änderte fich daS Benehmen der Verwandten mit einem Schlage. Die große, theilnehmende Freundlichkeit gegen die Geschädigten verwandelt« fich in achselzuckende Gleichgiltigkeit.„Wenn Sie so unvmstchtig find,"ähieß eS,„geschieht Ihnen ja ganz recht." — Die von Herrn Louis Feig Betrogenen erhielten feiten« der Verwandten ebenso wenig einen rothen Pfennig, wie jetzt die Opfer deS Herrn Salo PincuS.— Eine saubere Sippschaft! Im Cafö Bauer, so erzählt der„B. B. C." erregten vorgestern Nachmittag einige Chinefinnen in ihrer National- tracht daS größte Aufsehen durch die selbst bei Töchtern des himmlischen Reiches exorbitante Kleinheit ihrer Füße. Eine der chinefischen Frauen trug kurze breite Filzschuhe, die andere hin- gegen rothe Atlasschuht, reich vergoldet und hochhackig. Die ganze Länge der Füße betrug zirka sechS bis stehen Zenth meter. Die Damen gehörten zu einer hier weilenden Gaukler- aesellschast, die fich auf der Durchreise nach Rußland befindet. Die auf so kleinem Fuße lebende holde chinefische Weiblichkeit war von Neugierigen stark umdrängt, ließ stch dadurch aber nicht abhalten, ruhig ihren The« zu schlürfen.— Die Füße der Chinefinnen find von Natur bekanntlich auch nicht kleiner alS diejenigen anderer Nationen. ES herrscht bei den langbe- zopften Söhnen deS himmlischen Reiches eben nur die dar- oarische Unfitte, den Frauen von Jugend auf die Füße durch übermäßig kleine Schuhe künstlich zu verkrüppeln. Es ist ein geradezu jammervoller Anblick eine sonst wohlgewachsene cht- nefische Dame über die Straße watscheln zu seyen. Bei unS bewegen fich die Gänse in ähnlicher Weise. Polizei-Bericht Am 18. d. M. Abends fand in dem Mariannenstraße 31/32 belegenen Schanklokal eine Gas- exploston statt. In einem Nebenraum war ein Gasarm in diebischer Abficht abgebrochen worden und GaS ausgeströmt. «ls ein Herr den dunklen Raum betrat und ein Streichholz anzündete, um ihn zu beleuchten, rxplodirte daS ausgeströmte zertrümmerte im Lokal mehrere Spiegelscheiben und fügte A 0 5 Fuß 5 Zoll, Haare braun, Stirue frei, Augenbrauen braun, Augen blau, Nase, Mund proportionirt, Kinn, Ge- ficht oval, Gesichtsfarbe gesund, Statur schlank. Besondere Kennzeichen—),„um Familie zu besuchen", über Brüssel «ach Paris . Hier verlebte» die wieder vereinten Ehegatte« neue glückliche Tage. Die Hauptsorge meiner Eltern war rl Zukunft; nach reiflicher Erwägung entschloß man sich für England. Allerdings war auch die Schweiz in Frage gekommen, doch wurde auf Anrathe» meiner Muttex e*. v***%** Schweiz sei bei der damals überall Herr» schenden Reaktwn eine„Mauifalle", die Idee einer Ueber- U« Ä«t«VMK Sprache, damst wir nicht als absolute Barbare» de« Bode» Albton« zu betrete» brauchten. Am 14. Januar 1851 wurde meine Mutter vor b... Bonner JnstruktionSrichter gelade«. Der neugierige Herr wünschte zu wissen,„was Frau Professorin in Pari« unter vi« Augen mit ihrem Manne über seine Flucht geredet habe." Er bekam entweder gar keine, oder eine sehr unbe- stimmte Antwort. Da es indessen zweifelhaft wurde, ob wa» uns fortlassen werde, beschloß meine Mutter, die Ab- "ste zu beschleunige«. Man mußte um so rascher da« Hasen- panier ergreifen, well die halbwöchentlichen Dampfschiff- fahrte» von Bon««ach Rotterdam , welche bi« Mitte Januar 1851 bestanden, gerade damals auf wöchentliche reduzwt wurden I Zn fliegender Eile wurden die letzte» * c™ getroffen, alle irgend entbehrlichen Bücher o«"-- äußert. Berge von Rechnungen bezahlt und Sonntag, d... 19. Januar, die Reife angetreten. Am 20. waren wir in Arnheim , am 21. in Rotterdam , am 22. fuhren wir über die Nordsee und am 23., VormtttagS gegen 10 Uhr, trafen in London ei». Es war ein wundervoller Wivtertag, '"ne Wolke am Himmel; die weißen Häuser leuchteten im hellsten Sonnenschein. Da stand auf der Landungibrücke der heißgeliebte Vater, den seine Kinder zuletzt neun Mo> «ate vorher in der SträslingSkleiduvg gesehen hatte«. unvergeßlicher Augenblick, dessen Einzelheiten ich heute nach sünfunddreißig Jahren nicht ohne Bewegung mir ver- gegenwärtige. dem Herrn schwere Brandwunden an Gefickt und Händen zu, wegen welcher er nach dem Krankenhause Bethanien gebracht weiden mußte.— Am 19. d. M. Vormittag» wurde an der von der Hepdtbrücke die stark verweste Leiche eines ManneS auS dem Wasser gezogen und nach dem Leichenschauhause gebracht. — Zu derselben Zeit wurde ein Mann in der Friedenstraße von einem mit Holz beladenen Wagen überfahren. Er erlitt dadurch einen Bruch de« rechten OberarmeS und wurde nach dem städtischen Krankenhause am FriedrichShain gebracht.— Am Nachmittage deffelben Tage« war auf dem Dache d«S Neu- baue« Müllerstraße 48 der Zimmermann Krüger mit dem Auf- nageln von Brettern beschäftigt, fiel dabei vom Dache auf einen Haufen Schutt und Steine hinab und erlitt dadurch so schwere Verletzungen, daß er nach der Charitee gebracht werden mußte._ OerichtK-Ieiwng. Die Brillanttaude vor Gericht. Die von dem „Berliner Tageblatt" kolportitte Geschichte von dem Brillant- tauben. Diebstahl, der in hiesigen aristokratischen Kreisen vor- gekommen sein soll, führte den Lokalredakteur jenes Blattes Herrn Sigismund Perl, und den Berichterstatter Dr. Wolff unter der Anklage de» groben Unfugs vor die 96. Abthetlung diesigen Amtsgerichts l. Den Vorfitz führt AmtSgerichtSrath EadrozinSli, die Anklage vertritt der erste AmtSanwalt Dr. Borchert, der Verhardlung wobnt U.A. der erste Staatsanwalt Angern bei; der Zuhörerraum ist überfüllt. Der vorige Termin war vertagt worden, weil fich die Angeklagten auf das Zeugniß der G-äfin Echwanenfeld und deS Rechtsanwalts Hentig zum Beweis« der Wahrheit berufen hatten. Die Gräfin v. Schwanen- feld ist zum beutigen Termin KrankheitS halber nicht erschienen, dagegen ist Rechtsanwalt Hentig zur Stelle, an welchen fich der bekümmette Gatte jener„Dame aus den höchsten Kreisen, welche nach dem„B. T." die Brillanttaube gestohlen hat. ge- wandt haben soll. Unter den übrigen Zeugen befinden Sch auch die R-datteure der„National- Zeitung", siax Horwitz, und der„Staatsbürger- Zettung", Dr. Bachler, ferner der Hosjuwelier Felger und al» Dolmetscher der italienischen und der ftanzöfischen Sprache, Prof. Dr. Giovandli und Prof. Dr. Rose.- Als erster Zeuge wird der R.-A. Hentig vernommen. Derselbe erklärt prinzipiell, daß er über wirkliche Berufkvorkommniffe, bei welchen er von AmtSwegen um Rath befragt worden fei, sein Zeugniß ver« weigern müffe, doch komme eS ganz auf die Frage an. Die Vertheidiaer R.-A. Fränkel und Michaelis legen dem Zeugen nun die Frage vor, od ihn der Gatte der in dem Artikel al« Frau v. D. dezeichneten Dame betreffs des in Rede stehenden Diebstahls um Rath gefragt hat. Der Zeuge erwiderte, eS habe ihn eine solche Persönlichkeit in Ver in dem Artikel erwähnten Brillanttaudensache nicht um Rath gefragt, und erklärte fich nach Stellung der Zwtschenfrage, ob unter dem Herrn v. U. eine bestimmte Persönlichkeit zu ver- stehen sei, zum Zeugniß bereit und leistete den Zeugeneid. Die Vertbeidigung präzistrt nun die Frage folgendermaßen: „Ist der Rechtsanwalt Hentig sonst von irgend Jemand wegen eine« Brillantdiebstahls aus den höchsten Kreisen konsultirt worden?"— Rechtsanwalt Hentig: Ich bin 7 Jahre lang Rechtsanwalt und an mich hat fich ein solcher Mann nicht ge« wendet.— Vertheidiger Rechtsanwalt Fränkel: Dann bitte ich den Zeugen, daß er präzifirt, waS er unter„höchsten Kreisen" versteht. Die Frage soll so aufgefaßt werden, daß auch hohe Beamtenkreise mit in den Begriff einbezogen werden. — Der Staatsanwalt intervenirt mit dem Bemerken, daß auf diese Weise der Zeuge schließlich dabin gebracht werden könnte, daS Amtsgeheimniß zu brechen. Rechtsanwalt Michaeli« er- widerte hierauf, daß dann der Zeuge sein Zeugniß verwei- gern könne, bat aber gleichwohl, der Gerichtshof möge die Fragestellung in dem von der Vertheidigung gewünschten Sinne zulaffen. Der Gerichtshof zog stch zm Beschluß- faffung darüber zurück und verkündete nach kurzer Be- rathung, daß, da die Fragestellung doch in unmittelbarem Zu- sammenhang« mit dem Zeitungsartikel stehen müffe, dem An« trage der Vertheidigung nicht stattzugeben sei. Rechtsanwalt Fränkel richtet sodann noch folgende Frage an den Zeugen: Ist Ihnen bekannt, daß von einer dritten unbetheiligten Seite eine derartige BrillantdiebstahlS-Geschichte, wie ste der qu. Artikel enthält, erzählt worden ist?— Rechtsanwalt Hentig: Ich habe vor etwa 6 Monaten von einem Dritten gehört, daß der Kriminalkommissariui v. Raumer eine ähnliche Geschichte, wie ste der Artikel enthält, erzählt hat. Ob diei nun in vori- ger oder in einer anderen Saison pasfirt ist und fich so ab- gespielt hat, wie eS der Artikel behauptet, weiß ich nicht.— R.-A. Michaeli»: Od das Ereigniß fich gerade in voriger Saison abgespielt hat, darauf dürfte eS am Ende doch nicht ankommen. Der Angeklagte Perl demerkt seinerseits, daß die Deposttion deS Rechtsanwalts Hentig ganz der Verfion entspricht, welche der Kriminalkommiffar v. Tausch(gelegentlich einer amtlichen Recherche nach dem Erscheinen des betteffenden Artikels) von der Sache ihm gegeben. Die Vertheidigung deantragt in Fol deffen, die Verhandlung abermals zu vertagen und zum näc, sten Termin die Kriminalkommissare v. Raumer und v. Tausch vorzuladen. Ferner wird die Ladung de» Schriftsteller s Nor- mann-Schumann deantragt, welcher bekunden soll, daß er selbst die jene Notiz fmktifizirenden Artikel in die italenischen Blätter lanzirt hat und zwar im Auftrage der politischen Polizei. DeS« gleichen beantragt die Vertheidigung die Ladung deS Dr.Bachler zum Beweise dafür, daß die Bemerkungen, welche die„Staats- dürger-Zeitung" in Uedereinstimmung mit der Anklagedehörde über diese Angelegenheit gemacht hat, von der hiefigen politischen Polizei inspirirt worden seien, beziehungsweise auf Matertal beruhen, welches von der Polizei geliefert ist. Auf das Zeug niß der Gräfin Echwanenfeld und de» Juweliers Felger wird verzichtet.— Der Gerichtshof beschloß die Ladung der sämmtlichen übrigen vorgeschlagenen Zeugen und vertagte hier- auf die Verhandlung. In der Jhrtng-Mahlowsche« Angelegenheit hatte be- kanntttch der Reicks'ags- Abgeordnete Singer gegen den Kriminalschutzmann Jhrtna bei der Staatsanwaltschaft bean- tragt, ihn u. A. wegen Majestätsdeletdigung straftechtlich zu verfolgen. Dies wurde mit der Motioirung abgelehnt, daß Jhring die ihm von den Singer'schm Zeugen zur Last gelegten Aeußerungen bestritten und daß er als zuverläsfiger Beamter mehr Glauben verdiene, alS die vorgeschlagenen zur Sache interresfirten Zeugen. Hiergegen legte der Antragsteller durch die Rechtsanwälte Munckel und Freudenthal Beschwerde bei der Oberstaatsanwaltschaft ein. von welcher jetzt der nach- folgende Bescheid erging:„Euer Wohlgedoren erwidere ich auf Ihre in der Anzeigesache wider den Schutzmann Jhttng I II, c. 191 de 1886 am 30. März d. I. hier eingegangene Beschwerde über den Ihnen am 18. März d. I. zuge. stellten ablehnenden Bescheid der königlichen Staatsanwalt- schaft beim Landgericht I hier vom 16. Mär, d. I., daß ich den vorgedachten Bescheid durchgehends für zutreffend erachte und auch auf Grund Ihrer Beschwerde, in welcher Sie neue Beweismittel für Ihre Behauvtungen nicht angegeben haben, mich nickt veranlaßt sehe, etwas Weiteres in der Sache anzuordnen. Was insbesondere die Beschuldigung der MajestätSbeleidigung anlangt, so vermögen die Zeugen Urban und Berndt bezüglich der dem Beschuldigten zur Last 8«legten Aeußerungen überhaupt nickt« zu bekunden, und Chri- ensen hat selost zugegeben, daß er Zeugen für seine dieSdezüg- lichm Angaben nicht nennen könne. Demnach steht Aussage gegen Aussage. Wenn eS schon an fich in den meisten Fällen, zumal wenn Aeußerungen bewiesen werden sollen, unzulässig erscheint, den Beweis auf die Aussage eineS einzigen Zeugen zu stütz n, so kann, wie die kgl. Staatsanwaltschaft mit Recht ausgeführt hat, im vorliegenden Falle die Aussage des Chri- stensen allein um so weniger genügen, al« die Behauptung d«S Beschuldigten, dem Christensen erst am 27. Dezember vor. IS. näher getreten zu sein, durch seine Berichte unterstützt wird, während Chr. diese« Gespräch spätesten« in den Anfang Dezbr. verlegt. Der Oberstaatsanwalt v. Lud." Bezüglich der höchst wichtigen Frage, in wie weit einem Volksanwalt alS Vertteter einer Prozeßpartei Gebühren zuzusprechen find, ist vor Kurzem die erste Entscheidung eine» OderlandesgerichteS, und zwar de« zu Köln , ergangen. Dem durch den Rechtskonsulenten S. in Düffeldorf vertretenen Beklagten, der im Proz-ffe obgefiegt hatte, waren vom dortigen Amtsgerichte 6 Mark Gebühren zugebilligt und dem Kläger , welcher durch den Justizrath S. vertreten war, zur Erstattung aufgegeben worden. Auf die Beschwerde deS letzteren hatte daS Landgericht zu Düffeldorf den KostensestsetzungSbeschmß des Amtsgerichts aufgehoben, da die durch einen RechtSkon- iulenten verttetene Partei keinen ErftattungSanspruch habe. Da» Oberlandesgerichl zu Köln hat indeß der Beschwerde de» Rechtskonsulenten S. stattgegeben und die erstrichterliche Eni- scheidung wieder hergestellt. In der Begründung heißt e» wörtlich:„Nach§ 87 ver Z.-P.-O. hat die unterliegende Partei die dem Gegner erwachsenen Kosten zu erstatten, soweit dieselben nach freiem Ermessen deS Gerichts zur zweckent- sprechenden RechtSvertheidigung nothwendig erscheine. Im unter« «ebenen Falle war die Prozeßführung und Vertretung de« Beklagten seitens de« Rechtskonsulenten S. eine sachgemäße und zweckentsprechende. Bei der Schwierigkeit, welche die Prozeßführung für den Beklagten bot, war aber die Zuziehung eine» rechtskundigen Vertteters als noth wendige Aufwendung zu betrachten. DieseS kann auch bei der Zuziehung eineS rechts- kundigen Vertreters, welcher nicht Rechtsanwalt ist, im Frlle seiner Zulaffung gelten, weil die Partei eben mit der Prozeß- führung nicht bekannt ist, und den Vertreter seiner Rechtskunde wegen zuzieht.§ 143 Abs. 2, Z. Pr.'O, nach welchem daS Ge« richt gewerbsmäßige Parteienvertreler al« Bevollmächtigte zurück- weisen kann, steht dem nicht entgegen. Die Vergütung, welche die Partei dem Rechtskonsulenten für seine Aufwendung von Zeit und Mühe geben muß, stellt fich deshalb in Fällen der vorliegenden Art als nothwendig« Autlage dar, ohne welche eine derartige Vertretung nicht zu erreichen ist. Die Vergütung ist daher auch von dem unterliegenden Gegenstande in der alS angemessen anzusehenden Höhe zu erstatten. Lübeck » 19. April. Die Gesellen d«S hiefigen Tischler» meisterS Timm, welche fich eine von dem Meister beabfichtigt« Lohnherabsetzung nicht gefallen laffen wollten, stellten Anfang Februar d. I. die Arbeit ein. In einer am 10. Februar abgehaltenen Versammlung de» hiefigen FachvereinS der Tischler wurde in Bezug auf Viesen Streik folgender Beschluß gefaßt: „Die heute Abend auf der Tischlerherberge anwesenden 170 Ttschlergesellen erklären die Handlungsweise de« Tischlermeister» Timm für schmutzig und verbinden fich, gegen diese« Vorgehen mit ganzer Kraft einzustehen, um dem Meister Timm da« Handwerk zu legen, mit anderen Worten, sämmtliche Kollegen zu veranlassen, bei Timm nicht mehr zu arbeiten." Einige Mitglieder deS Vereins sollen fich nun an den nächsten Tagen in der Nähe der Wohnung de« Tischlermeister« Timm einge« fundm haben, um die bei Timm neu in Arbeit getretenen Gesellen zu veranlassen, die Arbeit einzustellen. Dieser Versuch hatte bei einigen Gesellen Erfolg, nickt aber bei dem Tischler- gesellen Lohnberg . Als vieler am 16. Februar Abends die Werkstatt verließ, um seine Wohnung aufzusuchen, überfielen ihn zwei Gesellen und schlugen auf ihn ein. Die beiden Thäter hatten fich deshalb am Sonnabend, den 17. d. M, vor Gericht zu verantwotten. Das Resultat war, daß beide Angeklagte, ein Tischlergeselle aus Lauenburg i. P., der andere au« Leip« ninken, wegen gemeinschaftlich begangener Körpiroerletzung zu einer Gesängnißstrafe von je einem Jahr und sech« Monaten verurtheilt wurden. Zu einer Geldstrafe von 96,840 M., welcher event. eine Gefängnißsttafe bis zur Dauer von einem Jahre substttuirt werden sollte, war von ver Strafkammer zu Lauendurg der Brenneretverwalter Krczywda verurtheilt worden, weil er bei der Etnmaischung im Laufe von 3 Jahren überau« zahlreiche gesetzwidrige Handlungen vorgenommen und sechs Arbeiter dabei als Späher zur Verhütung etwaiger Störungen auS« gettellt hatte. Die Arbeiter kamen mit einer Strafe von 300 M. davon. K. legte beim Kammergericht Revifion ein, die aber, da es stch lediglich um thatsächliche Momente handelte. am Montag zurückgewiesen wurde. Soziales«»d Arbeitervemeamtg. , Die GewerbeaussteUung in Chemnitz für das Jahr a SR Jahre 1888 gefichert erscheint. Wenn der letztere Grund nicht ein fingirter ist. s kann er mit Freuden begrüßt werden al» eine Verleugnung partikularer zu Gunsten gemeinsamer Interessen. t L®lrjif i« Aussicht. Wie das„Altm. Int." berichtet. haben die Stendaler Zimmerleute beschloffen, zu streiken, wenn ihnen nicht die Meister vom 18. d. M. an einen Stundenlohn von 26 Pf. bewilligen. In Frankfurt a. M. ftreiken die Setzer de«„Franks. Jntelligenzdlatt" wegen einseitiger Abänderung de« TarifeS und fortgesetzter Maßregelungen. «i Arbeiter der Hochöfen und Eisengießereien der Firma C. Wilson, Eon« u. Co. in Hüll haben an ihre Arbett- geber eine Erklärung gesandt, in der wiederhott um eine Lohn- erhöhung von 6 Pence per Tonne ersucht wird. ES wird weiter hervorgehoben, daß die Firma die Arbeiter bereit« ein viertel Jahr hingehalten habe und erwarteten die Arbeiter nun Sanz bestimmt, daß die bereits vor Monaten versprochene Er« öhung endlich eintreten werde. Fall« dieS nicht geschehe, würden die Arbeiter unverzüglich die Arbeit niederlegen. Die Antwort der Fabrikbesttzer ist bi« jetzt noch nicht eingetroffen. DerEtretk in derKnopffabrtk von E.M.Siegel u.Ko. ist am Montag, den 19. April für beendet erklärt worden. Herr erreicht, wa» fie wollten, wenn auch zum größten Theil nicht ��v s?"bern für diejenigen, welche während des Streiks dort Arbeit nahmen. Von den 21 Streikenden hatten bereit« 9 Mann andere Arbeit. 6 haben heute Dienstag die Arbeit wieder aufgenommen, so daß noch 6 Mann unterzubringen find und die vom Fachveretn so langt unterstützt werden müssen. Die Hannover 'schen Korbmacher liegen im Streik wegen Lohndifferenzen und bitten, den Zuzug fern zu halten. Vereine nnd Versammlungen. hr. Die Kurbelstepperinne« und-Stepper Berlin « haben in einer öffentlichen Versammlung, welche, meist von Damen besucht, am Montag bei Keller, Andreasstr. 21, unter dem Vorfitz de« Herrn Adameck tagte, einen Verein zur Wahrung ihrer Interessen konstituttt. In der ersten Versamm- lung war allgemein anerkannt worden, daß dem Projekte de» Vereins der Arbeitgeber in dieser Branche, aus Sachsen und Böhmen Arbeiterinnen maffenweise heranzuziehen, um durch Vermehrung der Konkurrenz die Löhne herabzudrücken, nur durch Gründung eineS Vereins oer Arbeiterinnen und Ardeiter entgegen gewirkt werden könne. ES wurde eine Kommisston von 7 Damen und Herren beauftragt, für den zu gründenden Verein daS Statut zu entwerfen. Eine zweite Kommisston erhielt da« Mandat, dle öffentlichen Versammlungen der Arbeit- geber zu besuchen, um dann Bericht zu erstatten. Aus dem
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